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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941227011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894122701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894122701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-27
- Monat1894-12
- Jahr1894
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Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbesörderuug SO—, mit Postbesörderung ^l 70—. ^nnatimeschluk für Aazei-e«: Adead-Au-qad«: vormittag« 10 Ubr. Margeu-Lu-gabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- and Festtag» früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stund» früher. Anzeigen sind stet« an di« Expedition zu richte». Druck und Verlag von L. Polz ia Leipzig «59, Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. DtWhrS'Kntfverkthr. Hur Förderung und Erleichterung des Neujahrs- Briefverkehrs ist es gestattet, Briefe, Postkarten und Drucksachen, deren Bestellung in Leipzig und den früheren Bororten von Leipzig durch die Post am 1. Januar früh gewünscht wird, bereits vom 88. Deeember ab bei den Postaustalten in Leipzig zur Eiulieferung zu bringen. Der Absender hat derartige, mit recht deutlicher und vollständiger Aufschrift zu versehende Brief- sendungeu, welche einzeln durch Postwert zeichen frankirt fein müfsen, in einen Um schlag von festem Papier zu legen. Ter Umschlag ist zu verschließen und mit der Aufschrift zu ver sehen: Hierin frankirte Neujahrsbriefe für den Ort. An da- Kaiserliche Postamt 13 in Leipzig (Augustusplatz). Solche Umschläge (Packele) mit Neujahrs-Orts briefen können bis einschließlich den 30. Deeember entweder an den Postannahmestellen abgegeben oder, soweit es der Umsang gestattet, in die in Leipzig und den Bororten aufgestellten Post-Briefkasten ge legt werden. Am 31. Deeember ist jedoch die Ab gabe ausschließlich bei den Annahmestellen des Post amts 1 (am Augustusplatz) zu bewirken. Die den Sammel-Umschlägen entnommenen Briese erhalten sämmtlich den Postaufgabestempel vom 31. December 7—8 Nachmittags. Ausdrücklich wird bemerkt, daß die Einrichtung sich nur auf die in Leipzig zur Post gegebenen an Empfänger in Leipzig oder in den Vororten von Leipzig selbst gerichteten Briefe (Ortsbriefe) erstreckt. ES wird ersucht, von dieser Einrichtung, welche der Einlieferung großer Massen von Briefen bei den Postanstalten am Sylvestcrabend zu steuern be zweckt und zur ordnungsmäßigen Abwickelung des gesteigerten Neujahrs-Postverkehrs mit beiträgt, einen recht ausgedehnten Gebrauch zu machen. Leipzig, 18. Deeember 1894. Der Kaiserliche Ober-Postdireetor, Geheime Ober-Poslrath. Walter. Donnerstag den 27. December 1894. 88. Jahrgang. Auhholz-Auclion. Freitag, Len 28. Deeember d. Zs., follen von v«rmittagS v Ubr an die im Forstreviere Eoimewitz Abth. 33b, 36b und 37 ad ausbereiteten Rtitzklötze, al«: ca. 145 Eichcn-Klützk von 20—I2l em Mittenst. u. 2— 9 m Länge, » 25Weißbuchen» » 21—38 » - »3—6» - » 7 Ahorn-Klötze « 24— 37 » . 3'/,— b - - » bü Elchen- - - 19— 36 » » » 4— 8 » » . 88«nsterft, - » 24- 42 - - . b-11 . - - ü Linden- - - 30— b0 - » 2'/,— b'. w - und » 1 Ftchlrn- -»25» »»I4m » sowie 60 Stück Eschen- und Rüstern-Lchirrhölzcr unter den auf dem Holzschlage aurtiüngenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden versaust werden. Zusammenkunft: aus dem Holzschlage an der Elfterfiutdrinne oberhalb des Schlrukiger Weges und an der llonnewitzrr Linie. Leipzig, am 12. December I8S4. De» RathS Fo, slvepntatton. ^ Bekanntmachung, die Ktrchenvorsta»d«waht in der Krrnzparochie betreffend. Für die Kirchengemeinde zum Heiligen Kreuz sind nach der Bekanntmachung de- Kirchenvorslaade« vom 6. December 1894 vier Kirchenvorsteher zu wählen. Nachdem die Wählerliste fertiggestellt und geprüft ist, wird dieselbe ia unserer Kirchenexpedition am 27. und 28. December d. I. von 9—l Uhr vormittag« und 3—6 Uhr Nachmittags za Jedermanns Einsicht au«iiegen. Die Wahl selbst soll am Sonntag nach Weihnachten» den 30. December, von vormittag II dt« Nachmittag 2 Uhr im veichthanse der Heiligen Kreiizkircht staufinden. Stimmberechtigt sind nur diejenigen Gemeindegiieder, welch» aus Grund rechtzeitiger Anmeldung io die Wählerliste ausgenommen sind. Dieselben werden ersucht, vou ihrem Wahlrechte Gebrauch zu machen und ihre Stimmzettel, aus welche vier Namen zu ver zeichnen sind, persönlich am obengenannten Wahltage und während der für die Wahl festgesetzten Stunden abzugeben. Wählbar sind alle stimmberechtigten Gemeindeglieder, die daS 30. Lebensjahr vollendet haben. — Die Wähler haben ihr Augenmerk aus Männer von gutem Rufe, bewährtem christlichen Sinn, kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten. Die au«scheidrnden Herren: Rentier kallmeier in Leivzig.Neustadt. Schuldtrector Math in Leipzig-Neuschöneseld, Schuldirector Schütz in Leipcig-Neustadt und Kaufmann Dörr in Leipzig-Ncuschönefeld können sofort wieder gewählt werden. Leipzig-Neustadt, am 24. December 1894. Der kirchenvorftand zu« Heilige« kreuz. M. Jache, Ps. Vom Ausschuß de« Flußregulirung«verbandeS zu Leipzig-Gohlis ist auf dir Zeit bis 20. November 1896 Herr Oberbürgermeister l)r Georg! in Leipzig al- Vorstand and Herr Gutsbesitzer Earl August Otto Schmiedt in Leutzsch al« besten Stellvertreter gewäblt worden. Leipzig, am 22. December 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Ii>L343. Oe. Tröndlin. Lpe. Bcrmiethung In den nachgenannten, der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgend« Miethräume gegen viertel- bez. halb jährige Kündigung zu vermiethen: 1) Alte vür,k — Raschmarkt — Berkaussgewölbe Nr. 3, 2) Erimmaische Stratze Rr. 8, eine groß« Wohnung im Ilt. Obergeschoß, 3) Rrumarkt Rr. I I, »ine Wohnung im m. Obergeschoß, 4) Petrrsfteiiiwrg Rr. 17 — Grüne Linde — eine Wohnung im II. Obergeschoß des Hintergebäudes, k) Wtndmühlcnftratze Rr. 7, ». ein Berkaussgewölbe, d. eine Wohnung im I. Obergeschoß, 5) Simsonftratzr Rr. 1V, eine große Wohnung im ll. Ober geschoß, 7) GemeindeamtSftratze Rr. 4 tn veipzi« - Lindena», Niederlagsräume, 8) Grmeindeamtsstratz, Rr. « in Lelpzig-Lindenan, zwei Wohnungen im 11. Lbergeichoß, 8) Alte Straße Rr. 22 — ehemaliges Rathhaus — in Leipzig-Plagwttz, dir ehemal. kircheninspectionsräume im Erdgeicboß. 10) Rritzriidaiiier Straße Rr. 132 in Lripzig-Dhoiiberß, eine Wohnung im t. Obergeschoß, 11) Reitzenvainer Straße Rr. 1:14 in Leipzig-Dhonberp. eine Wohnung im 1 Obergeschoß, 12) Etarastraße Rr. 18 in Leipzig-Rrnschöneseld, 5 Keller adibriiungen. Dir Mietbrdumr unter 3. 4. 7, 8, 9. 10. II, 12 sind sofort, diejenigen unter 2, 6 vom I. Januar 1895 ob und die,euigen u»l»r I. 5 ». d vom I. April 1885 ab zu vermiethen. Miethgeiuche werden aus dem Rüthhause, 1. Obergeschoß. Zimmer Nr. 8, rnlgegengenommen. Leipzig, den 10. December >894 Der Rath der Sta»t Leipzig l>r. Georgs. Morche. Bekanntmachung. Di« rsfentlichen Hrdammeu-Vrüsunge» finden Sonnahrn». den 28.. und > Nachm. Montag, den 31. December d. ). / von 3 ü Ubr l» Auditorium der Universitäis-Frauenftinik, Trier-Institut, statt Leipzig, de» 21. Deeember 1894 Dt« Dlrrrtlon der K. Hebammen-Schnle Pros Or. Zweifel. Englische Allianz und Entente ooräikilö. Etn Geschichtsbild znr Lehre für dt« Gegenwart vo» Herma» Semmtg. I. Wenn nur die Lehren der Geschichte auch wirklich beherzigt würden I Just in Berlin hat der preußische Staat-Philosoph Hegel den Ausspruch gclban: „Die Geschichte ist die Lehre davon, daß Böller und Regierungen niemals von der Ver gangenheit gelernt haben." Noch vor Kurzem haben wir rS auch in diesem Berlin erlebt Da hatte vor einigen Jahren die Deutsche Colonialgesellschaft in Berlin eine Beratbung über die Frage angesryt, wie wohl die deutschen Interesse» in Ostafrika gegen englische Uebergriffe zu schützen seien, und gleichzeitig ergingen sich die Zeitungen, gelegentlich der fest lichen Aufnahme de- deutschen Kaiser» aus der Rhede von Spithead, in Besprechungen über eine etwaige Allian^zwischen beiden Ländern, ihre Möglichkeit, ihre Bortheilr. Erfahrene und verständige Kenner deS englischen Wesen« wußten damals die Hoffnungen auf ein rechte» Maß zurückzusübren, und selbst diese Hoffnungen find bald darauf getäuscht worden. Für daS Abtreten eines wichtigen TheileS der ostasrikaniscden deutfchen Besitzung ist Deutschland mit dem Zuckerbrocken Helgoland abgespeist worden, Deutschland, da- nicht nur das ganze Colonialgebiet in Ostafrika hätte behalten sollen, jondern auch Sansibar besitzen m üßte, wenn — Ja, wenn! Der Berliner StaatSphilosopb Hegel hätte z. B. in der Deutschen Colonialgesellschaft zu Berlin daran erinnern können, daß Frankreich einmal in gleicher Lage gewesen ist, und die deutschen Schwärmer vor zu großer Vertrauens seligkeit gewarnt. Die Andern, die sich nicht belehren lassen wollen, hätten vielleicht den Einwurf erhoben, baß in der zu schildernden Epoche sckon seit lange eine heftige Rivalität zwischen Frankreich und England bestanden bade, die den Streit nothwendig hätte verschärfen müfsen. Seil- dem indessen diese» England unsere Macht wachsen und sich auSbebnen gesehen hat (hätte hier Hegel erwidern können), beobachtet e« uns, seine deutschen Beitern, mit derselben Eifersucht, die eS damal« gegen seinen Nachbarn am Eanal beseelte. Hören wir doch die Geschichte an. Auch mit Frankreich sucht« dir bi-ber größte Seemacht wegen Ostafrika«, nämlich Egyptens, da« noch beule der Zank apfel zwischen beiden Ländern ist, Händel. Die orientalische Frage batte sich zu regen begonnen, der Ehrgeiz de« kühnen Mehemed Ali, der mit Frankreich sympaihistrte, bedrohte seil l830 die Türkei, welcher die Russen zu Hilfe kamen. Hier trat sckon eine Spaltung »wischen den beiden Seemächten rin; um die russischen Gelüste nach Kvnstantmopel un Zaume zu halten, sab sich England genötbigt. sich mit Oesterreich und Frankreich zu verbünden; seine Besitzungen in Indien dagegen erlaubten ibm nicht, ein mächtige« Reich am Nil er steben zu lassen, da- ihm den Weg nach Asien versperren konnte, während gerade Frankreich dem neuen Pascha Mehemed Ali seinen Schutz aligcveiben ließ, wie auch die Rücksicht auf seine Industrie und seinen Handel ibm ver bot, Rußland und England sich in den Besitz der Producle Asien« tbeilen zu lasten. Da« Zerwürfniß zwischen dem Londoner Cabinet und den Tuilerien war schon >838 aus dem Puncle, auSzubrechen. Groll und Mißtrauen gegen Mehemcv Ali Hallen England in diesem Jadre bestimmt, am 16. August einen Handelsvertrag mit der Pforte abznschließcn, der Mehemed Ali« Finanzen und somit seine Macht ickwächen mußte. Trotzdem sucdle e». da ihm die Gesabr von Setten Rußland« größer schien, sich Frankreich wieder zu näbrrn, als auss Neue der Krieg zwischen dem Sultan und seinem »zyprischen Vasallen au«> drach. Zwischen diesen beiden hatte der französische Admiral Roussin im Verein mit Lord Ponsonbp am 5. Mai 1833 die Ueberrinkunft von Kutaya zu Stande gebracht, wonach Mehemed Ali außer Egyplen auch da« Paschalik Syrien mit allem Dazugehörigen erbiclt. Der Sultan batte nur gezwungen nackgegeben und begann am 2l. April l83S auf« Nrue die Feindseligkeiten. Im Fall einer Niederlage der Türkei war zu erwarten, baß die Russen auf Konstantinopel marsckiren würden. Ilm allen weiteren Gefabren vorzubeuzen und Rußland allen Vorwand zum Schutze de« Sultan» zu nelmien, scklng Lord Palmeriton der französischen Regierung vor, die Sicherbeit kr» türkischen Reichs durch eine kräftige Demonstration zu verbürgen, die französische Flotte mit der englischen zu vereinigen und die Durchfahrt durch den HelleSpont zu erzwingen, sobald die Russen daS türkische Gebiet betreten sollten. Der kriegerische Charakter diese» Vorschlag» flößte Ludwig Pbilipp und seiner Regierung Bedenken ein, die französische Antwort schwächte die Demonstration ab. und wenn sich auch England widerwillig fügte, so ließ doch diese Schüchternheit in London einen üblen Eindruck zurück; man glaubte daselbst, baß Frankreich e- nickt aufrichtig meine, und suchte nun auch Frankreich zu täuschen. Am 24. Juni 1839 wurde da» türkische Heer von Ibrahim Pascba, dem Coline Mebemed Alis, bei Nisiib in Syrien aus» Haupt geschlagen ES war zu fürchten, daß der stürmische Zieger den TauruS, den Schlüssel der asiatischen Türkei, überschreiten würde; sofort eilte der französische Abgesandte, CaillS, in JbrabimS Lager und kielt ihn auf, mit dein Ver sprechen der Unterstützung von Seilen Frankreich». England aber wollte jetzt die Convention von Kutaya prei-geben und verlangte die Rückgabe Syrien« an die Pforte; für die Durch führung dieses Beschlusses halte sie alle europäischen Groß machte gewonnen, Frankreich ausgenommen. Cin unerwartete« Ereianiß batte indessen die Macht Mebemed Ali« verstärkt. Der Sultan Mahmud war am 36. Juni 1839 gestorben und sein Günstling, Achmct-Felbi- Pascha, der jetzt seinen Einstuß zu verlieren fürchtete und sich dem neu aufsteigenden Gestirn zuwandle, batte sofort die türkische Flotte nach Alexandrien geführt, aber die Mächte wollten den Bicekönig von Egypten nickt zu mächtig »erden lasten und baten die Pforte, nicht« ohne ibre Mitbilse zu unlernekmen. Admiral Roussin Unterzeichnete diese Erklärung im Namen Frankreich«, obgleich dir äntercsscn desselben ge boten, Mebemed Ali nickt fallen zu lassen. Die« gelchab Ente Juli l839. E» scblte eben der Regierung bas auste-üliliL» an zielbewußter Tbatkraft. Zwar weigerte sich dieselbe, aus Lorb Pali»e»ston'S Vorschlag einzugeben, nvlhigensalls die türkische Flotte dem Bicekönig mil Gewalt wieder zu ent reißen; aber nun ließ Lord Palmerston Frankreich bei Seite, schloß sich an den Zar Nikolaus an, der ohnehin den „Barri kadenkönig" Ludwig Pbilipp verabscheute, und so kam eS zwischen England, Rußland, Oesterreich und Preußen zu dem Londoner Vertrag vom 15. Juli 1810. Frankreich erfuhr davon erst, al« der Vertrag abgeschlossen war; e» stand ganz isolirt und sein Günstling in Egypten mußte allen errungene» Vortkeilen wieder entsagen. Damals bäite Deutschland bei nahe für England büßen müssen, nickt« Geringere» als das linke Rbeinuser sollte Frankreich für seine diplomatische Niederlage entschädigen, während Alexandrien mit Mübe der Gesabr deS Bombardemeni« entging, ein barbarisches LooS, daS ibm England für später aufsparte. „Frankreich", sagt die französische Quelle, der wir hier folgen, „glaubte sich de, Schwachheit seiner Regierung schämen zu müssen und trug e« ihr bis 1848 nachl" Natürlich bat Deutschland eine solche Demüthigung nicht zu fürchten, e« vertraut aus seine Regierung. Tbier«, unirr dessen Ministerium (1. März 1840 bis 29. Oktober >840) Frankreich dies hatte über sich ergeben lassen müssen, dankte ab und da« neu« Ministerium Soult- Guizot begnügte sich mit dem Strobbalm der „Convention der Meerengen" (l3. Juli l84l), den ibm die Mächte reichten, um wieder in da« europäische Concert einzulreten: kein fremdes Kriegsschiff sollte weder die Dardanellen noch den Bosporus passircn dürfen. Man trat nun in die RegierungS Periode ein, die zn der sogenannten Lnteuls corcliule führen sollte. Froh, der Krieg-gesabr >840 entgangen zu sein, wollte der friedfertige Ludwig Philipp rin herzliches Einver- ständniß mit England anbabnen. Halte rr die Einwilligung deS leylern zur Uebersührung der Asche Napoleon'» nack Pari- alS ei» Unterpfand detrachlcl? Nun, seine Regierung antwortete daraus mit einem schmädliGe» Zugeständniß. Es handelte sich um da- Recht der Durchforschung der Handels schiffe zur Unlervrückulig des Sklavenhandel«. Der Conflicl datirte schon seit l83l und 1832; die damals abgeschlossene» Verträge zwischen beiden Staaten setzten fest, daß in gewisse» Gewässern jede der zwei Nationen daS Recht haben solle, die Handeltschiffe der andern zu untersucbeu; da aber England erlaubt war, zwei Mal mehr Kreuzer zu unterhalten als Frankreich, so war e« den Engländern möglich, die franzö sische Marine fortwährend zu belästigen und den Handel zu erschweren. Andere Staaten waren freilich denselben Ouälc- reien auSgesetz», aber bei der Erbitterung, welche Lord Palmersion's Hochinuth I8t0 bervorgerusen hatte, bestürmte die öffentliche Meinung in Frankreich die Regierung unablässig mit Petitionen. Um der Nation Genugtbuung zu geben, schloß Guizol am 20. December >84l mit Lord Aberdeen einen neuen Vertrag ad. der aber, unbegreiflicher Weise, die Sache nur verschlimmerte. Dagegen erhob sich die Opposition im Lande wie in der Kammer so befiig, daß Guizot zuletzt den Vertrag zerreißen mußie; danials batte S. Tb. Napier im Hause der Genieinen sich die Worte er laubt: „Die englische Marine ist die Wächlrrin der Meere geworden." Der französische Patriotismus war durch dies bocksabrende Wesen nes verletzt, unk um die Erregung zu beschwichtigen, machten sich beide Eabinette Zugeständnisse, dir Vrrbandlungen dauerte» bi- zu dem Besuche fort, den die Königin Vicioria 1815 Ludwig Pbilipp aus seinem Schlosst Eu in der Normandie machle. Durch den Vertrag vom 2«. Mai >815 wurde das Untersuchung-recht dabin ab- geändert, daß man nur dir Nalionatttät der Haad«l«schiffe und dir Echtheit der Flagge zu prüsra hatte. Deutsches Reich. * Berlin, 25. December. Zu dem Beschlüsse deS Reichs tag« wegen der Verschärfung der parlamentarischen DiSciplinargewalt hatte dieser Tage die „Weser Zlg" bemerkt, man dürfe doch wohl dem Wunsche zuneige», daß der Auftrag, den der Reichstag seiner Geschäflscommission eriheilt hat, wenn auch nicht gerade „aus dem Papier sieben bleiben", so bock andererseits auch nicht zu einer blos papiernen Rebefreibeit innerbalb des ReicbSlagS führen möge. DaS veranlaßt die „Nat.-Ztg." zu folgender Entgegnung: „Daß wir nickt dies eine papierne Redefreiheit wiiiisckcn, biauchl nicht erst gesagt zu werden; eine derartige Gesabr >sl aber anck nicht im Entferntesten Vorbauten. Den Beweis dafür liefert die Presse Sie besitzt keinerlei Privilegium, sie muß 'ür jede- ihrer Worte cinst.-den, und oft genug bat ein in rer Eile unvorsichtig gewäblleS Wort unangenehme Folgen für Zeitungen »nd Schriftsteller. Teimoch wird wobt 'Niemand im Ernst debauplen, daß eS in Deutschland keine ausreichende Erörterung öffentlicher Angelcgenkeilen gebe; wenn Socialbemokratcn eS zuweilen glauben machen wollen, o lacht man sie aus und verweist sie aus den Inhalt ibrer eigenen Blätter. Nun, den moralischen Werth, den die Presse gegenüber de» für sic im Preß- und Strafgesetz ent- ballenen Gcsabrcn betbäligl, wird man wohl von den auch lünslig durch da» Privilegium deS Art. 30 geschützten ReickS- lagsniilglietern erwarten dürfen gegenüber Verschärfungen der Gesckäsisorknung, die etwa einen Tadel durch bas Haus, eine Verpflichtung zur Entschuldigung in demselben, für die schlimmste» Fälle tie Ausschließung von einer Anzahl Sitzungen enthielte. Von Acußerungcn, die ein Abgeordneter für seine Pflicht halt, wird er sich durch die Gesabr, einer dieser Bettimmuiigen zu verfallen, nickt abbalten lassen; er wird vielleickt die Worte sorgfältiger als obne die» wähle», und da- würde nur für einen Fortschritt zu ballen sein; im Uebrizen aber wird er eS ans da» Unheil re» Hause» »nd aus daS deS Lande» antonimen lassen für den Fall, daß das entere partensck ausfiele. Diese Gesabr aber ist nack allen Erfah rungen sebr gering. Vor ihr sckützle selbst, als einander früher in manche» Parlamenten in der Hauptsache nur zwei Parteien gegenüber stanken, da» parlamentarische Gcincingesübl, die Bc- sorgniß, daß DaS, wa« dieaugenblicklicke Mebrbcit einer Minder heit antdäte, ibr späier, wenn sie selbst zur Minorität geworden, vergolten werden könnte. Vollend- unwadrscheinlich ist ein parleiiscycr Mißbrauch parlamentarischer DiScipliiiarniitiel in einer Versammlung, welche derart in Fraclionen zerrissen ist, wie der deutsche Reichstag eS ist und es leider wovl noch auf lange Zeit hinaus bleiben wird. Eine Anwendung der Rüge in empfindlicher Form oder einer wirklichen Strafe würde sicherlich nur in crassen, eS durchaus rechtfertigenden Fällen er folgen, sei rS.daß die Handhabung dem Hause oder einem die Zu sammensetzung desselben wikerspiegelnren Ausschuß übertragen würde. Für solche Fälle aber ist, wenn das öffentliche RcchiS- gefühl nicht schwer verletzt werden soll, eine wirksaniere Sübne nothwendig, als der Ordnungsruf, auf den die Lvcialdemokralen nach ihrem geschmackvolle» Ausdruck „pfeisen" und der bei den ankeren Parteien seine Wirkung fast vollständig eingebüßt bat. . . . Die Verschärfung der parlamentarischen DiSciplinargewalt bat sich schon längst als notbwenbig berausgeslellt, ». A., um Privatpersonen außer halb deS Hauses die Möglichkeit einer Genugtbuung für „immune" Verunglimpfungen zu verschaffen. Der Anlaß zu dem jüngst gcsaßlen Beschluß de» Reichstags aber, die Demon stration der Socialdemokraleu gegen die monarchische Staats- form, hat dargeihan, daß eS so wie blöder Nicht Weiler gehe» kann, daS nächste Mal ersolgl eine ähnliche Kundgebung vielleicht in noch viel berausfordernveren Formen. Ja den von der Socialdemokralie umgarnlen Volkskrcisen kann dergleichen, wenn es obne Sühne bleibt, nur den Eindruck bilflvser Schwäche der Staatsgewalt hervorbringen, und cö muß alSdann so agitatorisch wirken, wie eS beabsichtigt ist. Schon ein Takelsbcschluß de» Hause- würde immerbin eine stärkere Gegenwirkung üben, als der verbrauchte Ordnungsruf; die Ausschließung der Schuldigen von einer Anzahl Sitzungen re» Hauses aber könnte uiucr Umständen für die Interessen der betroffene» Partei so nachtheilig sein, daß ein derartiges DiSciplinarinittel deshalb wahrscheinlich durch sein bloße» Vordaiidensein sehr wirksam zur Verhinderung von Aus schreitungen dienen würde." * Berlin, 26. December. Die „Germania", die eS sich in ibrer Art angelegen sein läßt, die Gegensätze auf dem Gedieie unserer inneren Politik nach Kräften zn vcrschäifen, bebaupiet neuerdings, daß bezüglich der Tabakstencrvor- laac mit einzelnen süddeutschen Bundesslaale» Disserenzcn bestünden, deren Ausgleichung iin Bnnkeö- ratbe au«i>chISlo» sei, weshelb eine Majorisiruiig dieser Staaten — die „Germania" deutet an, daß eS sich um Bayern, Württemberg und Baden bandle — kcrbei- gesührl werden solle. AlS einziger Beweis für diese Be- bauplung kann das CentruniSblalt nur die angeblich auf- sallcnde Beschleunigung dci der Bebantlung der Tabaksteuer- Vorlage anführen. Aber eine derartige Beschleunigung Hestedt nur in der Einbildung de» Blatte». Ursprünglich war beab sichtigt, die Tabaksteuervorlage zugleich mit dein Etat dein Reichs tage bei dessen Eröffnung zugelien zu lassen. Aber die Rück sicht auf die am TabakSbau baupttächlich betbeiligten süd deutschen Bundesstaaten bat die Anssübrung dieser Absicht verbinvert und dazu geführt, daß der Entwurf zunächst jenen Regierungen zur Begutachtung vorgelegt wurde. Es ist richtig, daß von diesen Regierungen Abänderungsvorschläge gemacht worden sind, die zunächst keine weilere Bei ücksicht,gu»g fcitens deS ReichSschayainlcS fanden. Der Entwurf wurde dem Bunde-raeb unverändert zugestellt. aber nicht etwa weil jene Abänderungsvorschläge durch tin«Majorisirnng im Bunde» raib au« der Welt geschafft werden sollen, sondern weil sie verkälinißniäßig so unerdedlich sind, daß eine Verttän di gung darüber im BundcSratb von vornberein gesichert erscheint. Bezüglich ter Grundlage und der daupisächlicksten Puncte der Vorlage besteht zwischen allen Bundesregierungen die vollste Uebereinstimmung, während bezüglich ter wichtigsten Forderung der süddeutschen Regierungen, der böberen Be messung de« TabakSzolle«, an den Berliner iiiaßgebenden Stellen durchaus keine giundsäyliche Abneigung besteht, so daß auch bierüber schon im BundeSratbe obne Mühe eine Verständigung zu erzielen sein wird. Der Wunsch darnach
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