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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-15
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1888
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. LrprLNiml Ioha»,r«gasse 8. Aprschtun-ra drr firdarsioa: Vormiiwg« 10—12 Uhr. Nachmiiragt L—6 Udr. !. M d«, RH^», «>»«^»r>rr «»»»Irr»«, «»che Nch d«n»»3>»» »«« «rdurditch, >,»«>»» »er für »tr nS»stl«l,rtt»« Nummer tzrfttmmtru Insrr««» «» W«ckru»ch«r» 9>» 3 Utzr Nachmittag», «nLsuu- >u»Frst«agen trktz t»»'/,9ltßr. 3n den /iliaira für Zns.-Annahmr: tu« Ktrmm. Ilulversstütlstrast« 1. Laut» Läschr, Kathariuruftr. Li pan. ». KSnigsplatz 7, »>r bi«'/,» Uhr. cipWtr TaMait Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnement-prsi» vierteljährlich 4»/, Mk. i»cl. Bringer loda ö Mk.. durch dir P«fl brzogeu ü Mk. Iedr eiazelur Nummer X) Pf Belrgexcmpiar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilage» (in Tageblalt-Fonnal gesaftt) »dne Poslbe-örderuag 60 Mk. «U Postdejarderuug 70 Mk. In Irrat r 6gespaltrne Petitzeile SO Pf. Grösterr Schniien laut «ni. Prei-verzeichniß. Taoeüarrschrr ». Zisserula« nach Höhrrm Tarif. Leclamru unter dem Hkrdactt oasstrlch die 4gesp«ft. Kerle dOPi..vor de,Familie» Nachricht«» die eigespaltcae Zeile 40 Pf. Iulerott sind stels an die tkrpr»ttta» z» iendtt,. — Rabatt wird nicht gegebne. Zahlung prnooameraoüo oder dnrch Post. Nachnahme. Z? 13k. Dienstag den 15. Mai 1888. 82. Mrganst' Amtlicher Theil. Vrkannlmachllng, ffff-tische <ki«ko»«easteuer brtr. Der erste Termin der städtischen Einkommensteuer ist a« IS. Mat d. I. »tt de« sechsfache» Betrag« de» «»»fache» Steuer sätze» fällig. Di« Be>lraq«pflichtigen Verden deshalb ausgesordert, ihr, Sleutt betrüge spätesten« binnen 3 Wochen, von dem Fälligkeit«, tage ad gerechnet, an unsere Stadt-Sleuereinnahme. Siadt» hau», Ovstmarkt Nr. S. Erdgeschoß, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eiotreteadeu Maß. nahmen adzusübren. Hinsichtlich der gleichzeitig mit zur Erhebung gelangenden persönlichen Anlage für die evangelisch-lutherischea Kirchen in Leipzig verweisen wir aus die unten stehend, besonder« Vetauu t« ach»mg. ^ Leipzig, den 12 Mai 1848. Der Stath der Stadt Leipzig. l)r. Georg». Koch. Vckanlllmaililmg, die »ersSultche Anlage für die evaageltfch« latherischeu Kirchen in Leipzig betreffend. Aus Grund von tz. 7 de« Regulativ« über die Erhebung der Anlagen sür die evangelisch-lutherischen Kirchen i» Leipzig vom 10. Juli 1879 wird hierdurch bekannt gemacht, daß die iur Deckung der Fehlbeträge der hiesigen Parockien auszu- bringende» persönlichen Anlagen von allen mit über 800 ^e jährlichem steuerpflichtigen Einkommen zur Staot-einkommeu» steuer geschätzten beitragspflichtigen evangelisch-lutherischen G>aaben«genosten mit Hundert Procent de« a»S der Ein, schätzung zur Staat» inkommensteuer sich ergebenden ein fachen städtischen Steuersätze» auszudringen und mit je Fünfzig vom Hundert zum ersten und zum zweiten fiadtt- "scheu Einkommensteuertermine zu entrichten sind. Die erst« Thestzahluag gelangt demnach a« IS. Mat d. I. zur Einhebung. - - D>e Beitrag-pflichtigen Verden deshalb hierdurch aus gesordert, ihr« Beiträge binnen 3 Wochen, von dem Fällig keitstage ab gerechnet, an unsere Stadt-Steuereiuaahme ab» zuführen, da nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen mit dem BeitreibungSversahrr« vorgegangen werden miß Diese Bekanntmachung gilt als Vorschrift». «äHtge Benachrichtigung der Beitragspflichtigen. VNvaige Siuwendüngen find binnen drei Woche», von dem erstmaligen Abdruck Vieser Bekanntmachung ad gerechnet, bet der Steurrabthetluug dr» RathrS, Stadthau», Trdgeschofi recht», anzudnngen. Insoweit Einwendungen sich gegen die Höbe der der Ver anlagung zu Grunde gelegten staatlichen Einschätzung richten, sind dieselben als unzulässig zurückzuweisen; doch sollen di« ans Einwendungen gegen die StaatS-Einkommen- steuer ergangenen Entscheidungen ohne Weitere- auch sür die Heranziehung zn den kirchlichen Anlagen Giltigkeit habe». Leipzig, den »2. Mai 1388. Der Ratb der Stadt Leipzig. vr. Georg». Koch Vrlranntmachung. < DaS städtische Freibad am Kopswehr wird am IS. d. M. eröffnet. Tie Beaufsichtigung dess.-ldcn ist auch in diesem Sommer Herrn Earl Wilhelm Meißner, Flschermeister hier, übertragen worden. Für die Benutzung de« Freibades gellen die nachstehenden Dorschristen. Leipzig, den S. Mai 1888. Der Stath drr Stadt Leipzig. Ib. 1791. > 1)r. Georg». I)r. Krippendorff.' I) Dir Anstalt kan» ln der Zelt von Morgen« b dt« Nachmittag» 1'l, Utzr n»b van Nachmittag« 3'/, Uhr bi« zum Dunkelwerden nnenigeliluh b'iotzl werden. B Dir täglich« Schlustzett wird dnrch zwei Kelche» mit der Glocke angegeben. Ist Nach de« erftrn Kelch«» wird Niemand mebr eingelassen, nach dem zweiten hoben die Badenden sich sosort au« den Bassin« und lad«,» «tt mtgüchster Beschleunig»»- au« der Anstalt zu kniser«,. 4) erwachsen« werde» t» da« Bad »ur gelassen, we»a sie mlt Bsdehvstt, »ersehen find. b> Die Perron«, Brücke», An«, und Ankleidestekle«, Balfln« und sonstigen Näumltchkcite» der Anstalt dürfen in keiner Weise verun- reiittgl werden. «> N emand dars de. Andere» bespritze», untcrtaucheu oder sonst belästigen. 7) Alle« unnSthtge Schreien, Lärmen und Herumlaosea in der Anstalt ist nntersagt. 8) Abwaschungen mit Teste dürsea »ur an dem dazu bestimmte» Orte vorgenommea werden. 9) Da« Lin- nnd AnSfteigea dars »nr ans de, Treppen geschehen. 10) Die jed»smali,e Benutzung der Anstalt ist aus die Dauer einer Stund« tzrlchränkt. II) Da» Mitbringe» von Hunden in die Anstalt ist Verbote«. 18) Da- Brtreien der Raienböichuugen. da» Uebersteigen der Bore-treu nnd da» Baden in den Zu- und Abflußzrüben ist nicht gestatte«. 13) Jeder Besucher der Anstalt hat dem Ansseher a»f besten Ber, langen seinen Namen »nd Stand, sowie seine Wohnung zu nennen. 11) Den Anordnungen de» Aussetzer« ist unweigerlich Folge z» leiste«. Id) Widersetzlichkeiten gegen denselben oder Zuwiderhandlungen gegen dies« Vorschriften werben mit Geldstrafe oder Hast, oder auch «rt dem Verbote fernerer Benutzung d-r Anstalt geahndet Stwölbe-Vkrmittstngl" Da« in der Hausflur de- der kiesigen Sladtgemeinbe ge« hörigen HavSgrunkstücks Salzgäßchen Skr. 2 gelegene, bisher zum Berkaus von Backivaaren verwendet« Setvölbe s»ll dom I. Oktober d. I» an Freitag, den 18. d»»ses Mppat», Vormittag» II Vhr, aus kem Rakbbause. 1 Etage. Zimmer Rk. 1», gegen halb lährltche Kündigung an den Meistbietenden nnderwe» vermtklhrl werben Ebenoaseldft aus dem großen Gaal« iiegn, di» Verwtetbvng«. und versteigerunglbedingnugen sch,n vor de« Termin« zur Einsichtnahme au« Leipzig, de« 1. Mai 188» I» ros« Der «at» de, «t^t Getpztff. Krumbs, Vckannlmachung. AIS Platz für den Be, kauf von Pfingstusaie» am ^ Sonnabend vor dem Pfinastsi-ste (19 Mai d. I.) wird hier mit auch diese« Mal der Töpserplatz angewiesen. Leipzig, den 11. Mai 188L Der Roth der Stadt Leipzig. I Ib 18LS. vr. Geor gi Hennig ' Vtkaunlmalhung. Die >u»sührung der Erd« «nd Maurerarbeiten für den Kohlenschuppeu bei dem Erneuert»,gsbau der I. Ga-anstalt soll an einen Unternedmer in Accorb verdungen werben. Die Zeichnungen und Bedingungen sür diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II in Eonncwitz au» und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegen und mit der Aufschrift: „Kohlensrhupprn — Erd und Maurerarbeiten sür die I. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur de« Raltze», Rathhau», 1. Etage, und zwar bi« rum Mittwoch», den SV. Mai d. I., Nachmittag» S Uhr, einzureichen Der R«.lh bebält sich jede Entschließung und insbesondere da« Reckt vor. säminlliche Offerten abzuleynen Leipzig, am 9. Mai 1888 De» Nath» der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Vrkanntmachung. Im Börsengebäuve der neuen B>eh. und Scklachthosanlage sind 6 von dem Börsensaale au- zugängige, zu Geschäft», räumen sür Commissionaire rc. geeignete Zimmer von je 4,02 m Tiefe und ca. 2,70 m Breite zu vermielhen. Die Zimmer tönnen wochentäglich besickligl werden; auch wird Herr Architekt Moritz in den Geschäslrstundeu an Oll und Stelle etwa geivünschle weitere Aueku»sl enheilen. Mietdlustige wollen ihre Gesuche unter Angabe der IahreS- miethe, welche sie zu zahlen bereit sind, h>» zum 2ü. Mas i888 vormittags t» Uhr bei der Nunktalur de« Ralhhausr« abgeb«,. - ^ Dir behalten un» die Auswahl unter den Bewerber» und Ablehnung sämmtlicher Gesuche vor. Leipzig, den 11. Mai 1888. -- Der Narb der Stadt Leipzig. Vr. Kr Or. Georg». pdff- WaldgrSscrki-vcrpallltnng. - ^ Donnerstag, den 17. Mat d. I. sollen im Forst, revier« Burgaue die dik«iLhrigen GraSnutzungen unter den im Termine »och näher bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung der Pac1>ks»mme nach dem Zistchlaqe parcelienweise m>tttd>elenv verpachtet werden. Zusammenkunft: 1) Vormittag« 9 Uhr am Rosen, thalnege an der Elster, in der Nähe de- neuen Schützen- Hause» und 2) »/,ll Uhr an der Lentzsch-Wahrener Brücke. Leipzig, am 11. Mai 1888. De» Nath» gorfideputatton. 0r. Georgi. segel. Virb-alils-Dtkanmmachung. Gestnble» wurden laut vier er»ai»e«er Auieia»: 1) ein ziemlich großer Lirgelrtn« m,t Iatpi», au» einer Wobnung in Nr. 3 der Miltttsiratze, vom 24. März dt« 1. vor. Mi«.; 2) eia goldener Nin«, glatt, mit kleiuem rotheu Stein und ein ebensolcher geprägter N,n> mit weißem Sielnchen ln Aakersoim, au« einer Wohnung in Nr. 10 am Lüdplatz, vom 20. April dt« 6. ds«. Ml».: 3) eine silberne ffylintzeruhr, ohne Goldrand, mit Seeunde, geriester Rück-eiie mit Schildchen, und der Vttoviruug „8. Iluemv" im Innern, sowie anhäiigendcr kurrer Nttkelkclte au» langen und runden Gliedern mit vte,eckigem Nickcl«Mc»a>tl«» vl« Berlvque und Ptrdaille mit Abbildung der Kaser Wilvelm und Friedrich, iklegenilich einer Schlägerei auf dem König-plotze, am 29. vor. Mts. übend«: 4) eia 2rädriger Handwa««», ohne Federn, mlt sehr Keinen Nädern, vom Rastplätze vor dem „Kautz", am ü. ds«. Mt», vor mittag»; b) ei, künstlicher Vluvenftnck mit b Slück ca. 13 em große, Blättern -u« brarm- und weißgestreistem Sammet, eia Paar Sch»«rtte»>ittg«flüizrl. ca. 2ä cm breit und I«ng, von blauer weist, und roihgeftreister Seide, ein Paar vernickelte ÄrmiPaiigen, ca. 8rm drei,, ein ebensolcher Gürtel und ein branner PnpprparlOtt. ca. öO ew lang »nd ld cm hoch, darin rin T»«r»>>R«u>M (Rock und Taille) au« in Silber gewebtem Zeug mit Goldlranieu uad Guirlandr an« künstlichen Rolen und Blättern, au» dem sog. Winter garten de» Krystast.Palafte», vom ü. b>« 6. ds». Mt».; 5) eia alle» ichwar,lederne« P»rtem«»««te mit gelbem Schlößchen, enthaltend »8 Mart l, Thalern, shvet. und Ginmart slücken, sowie »in« b-^-Portomarke, au« einer B»de de« Rendane» Gcke der kimlo». und Lohen Slrast«, am 7. ds». Mte>. vormittag»; 7) eine silberne iitzlintzertthr mit Secande nnd Aolorand nnd dem einaropikten Namen „Uu^o Lluirs", im Gaftlvcale de» Berliner Bahnhof», mittelst rascheiivtebstahl«, am 7. ds». Ml», früh; 8) rin Regenschirm, ziemlich n>u, mit schwarzem Gloriabezug. braunem Rohrüab und Gls-nbeingr>ff mit Ring und Zwinge, aus einer G lonnade de« Krtistakl-Palast «, am S. »s«. Mi». Abend»; 9> 2L Flaschen Lagertzicr mit Patenwerichlnst. geiieichnel ,kaul kieckr oli", au» einem Keller i» Ne. 2 drr Südfteaste, am 8. di». Mi«. «brndS: 10) S Stück weiße q-dükelte L«tzhatzrckeN, verschiedener GrSstc. nnd » gehäkelte Tischdecken (2 buiitlarbige und eine weist,) au» einer Gartenlaube in Nr. 6 der Dviotheenstraß«, vom 8. bi» 9. dl«. Mt» Nach,»; 11) ca » -laichen Wein, ihrilweis« mit der Gtlqnttte „Lauben, heimer", eine Flaichr Nusz-Liquenr und H Giastzüchsen mu ringemachien Arnchtc«. aas e-,e, ver chlvssenen Kelleenbitze»»,»». i» Nr. 4l der W dülaße. oom S. di« 10. dl». Mi», mitteist Gludrachs 12) ein Fraurii-Iacket von lchwarz i» stiv«. enganliegend, mii Spitzen-, Perlen- nab Schleifendes«-, au» einer Wohnung « Rr. 2 der Lorlftrnste, vom 2» April l»S 8. Mat. Ltwarae Wahrnehmungen kver de» verblieb her gestohlene» Gegen»«»»« »der tze» Ttzäter sind ungesäumt bei unserer Lrimin,-. «ttztbetlnnq zar Anzeiae »» tzrinaen. . Leipzi«, am 14. M.« 1888 , O»s Pattzeiaael de, GtadS lletpipg Bretschneider. K Nichtamtlicher Theil. Loulangtr's Fahrt ins Aord-eparlement. Wenn di« Rundreise de« Präs,denken Earnot in Westsrank» reich sich durch den Mangel aller lärmenden Kundgebungen auszeicduete und die Berichte fast ausschliestlich osficielle An. spräche» und den Verlaus von Bankel« brachten, welche di« Vertreter der von Earnot besuchten Städte »bin zu Ebren veranstaltet hatten, so sind d«e Reiseerlebnisse Boulanger'« im Norddopartement um so wechselvoller und abeiiteuerlichrr. Anhänger und Gegner Bonlanger'S sind durchweg von L>iden- scbast ersaßt; wer e» wagt, den Mann der Zukunft a»«;u. psetsen, »bui da» aus die Gefahr, sein Leben dabei eiiizubilßen. In Dünkirchen wurde em Pfeifer iodtgeschlagen, in Lille entging ein solcher »ur mii genauer Nolh dem gleichen Schicksal. Ad-r auch die Gegner Bviilauger'S begingen arge Audschrei» tungen. In Donai wollte man ihm den Wagen Umstürzen und bewarf ihn mit Eierschalen, die mit Mehl gestillt waren. Ueberall gab die Ankunft Bonlanger'S da« Zeichen zu Schlägereien, so daß alle Sicherheit-Maßregeln der Behörden 'ch al» nutzlos erwiesen baden. Die Bewegung ist dereit» zu einer Höbe emporgewachsen, daß die Regierung ihr gegen über machtlos ist. Und Boulanqer thut daS Scinige. um die Leidenschaften vollständig zu entfesseln; seine Ansprachen sind Brandreden schlnnmslrr Arl. welche geradezu den Ausruhr predigen und Parlament und Regierung der allgemeinen Verachtung prci-geben. In TUnkirche» betzle er gegen die Richter, welche den Der. rätbcr Ehalelain mit unverdienter Milde brbankelt hätten; in Dona« tadelte er die Vrrfassnng. die nicht einmal ein Mittel an die Hand gäbe, einen mißliebige» Piäsidenten zu verabschieden; i» Liste endlich wendete er sich gegen die süns- kundert Müßiggänger in der Kammer, die nur ihre eigenen Interessen wakruäh nen, statt die de» Lande» zu vertreten. Eine Verfassung, welche die Ministerien ber Verfügung UN. moralischer Verbindungen überliefere, sei wertblo« Man ersieht daran», daß von de» bestehenden staatliche» Ein« richlungen keine den vollen Beifall Boulanger » bal; jetzt will er sogar eine Verfassung haben, weiche bie Partridtibungen verbinkerk und di« Negierung von den Parlkibestredungen unab. hängig macht. Ob da» geht oder nicht, daraus kommt e» nicht an, sondern »ur daraus, daß dlle« Vorhandene at» schlecht vernrtheill wird Heute nehmen die französischen Kammern ihre Arbeiten wieder auf und zwar unter Verhältnisse», welche von den zur Zeit der Vertagung herrschenden wesentlich verschieben sind. Nach der Vertagung trat Präsident Earnot seine Reise nach Bordeaux an und erzielte aus derselben scheinbar gute Erfolge, aber Bouianger operirt« geschickter, weck er den Eindruck der Reise de» Präsidenten durch die Veröffentlichung der erste» Lieferung seine» Werk-- Uber die keulsche Invasion, durch den Ausruf der Pairiotenliga, welche >bn zuin Fahnenträger der Nat onalparkei ernennt, endlich durch seine Reise in» Nord bepartcmeiit vollständig verwisch! hat. Wen» Flvquel jetzt in den Kammern Bericht erstattet über die Huldigungen, deren Gegenstand Earnot in Limoge». Agen, Bordeaux und Rochesort gewesen ist, kann sind diese Dinge längst durch wichtigere und »euere Bolkommniffe überholt, al» deren Mittelpunct Boulanger erscheint. Und womit Floquet den Kammern aus- warten kann, da- trägt Alle» einen so ruhigen, bescheidenen Eöarakter, der i» die gegenwärtige Ailsregung nicht hineinpaßl. Lie Franzosen wolle» nicht von Mitteln und Wegen unler kalte» sein, durch welche da« Bestehende erholte» werden kann, sondern ihre Aufmerksamkeit ist aus DaS gerichtet, wa» a» dessen Stelle treten soll. Boulanger sinket keSbalb i» Frankreich so große Beachtung, weil rr etwa» Neue», Bessere» al» Ersatz sür Verbrauchtes, werthlo» Gewordenes verspricht. Die R> Vision der Bersosiuns soll zur Gründung einer demokratische» dauerhaften Republik führen »ach Abschaffung des lächerlichen Eompromiffe» zwilchen Pseubomonarchie und Pseudorepnblik. Wa» an dem Feld, zuge Bonlanger'S gegen die bestehend« Verfassung ansfallen muß. ist, daß er immer nur da» in Geltung befindliche StaatSgrundaesetz kabelt, aber verschweigt, wie da» neue be- schaffen sein soll. An Andeutungen darüber hat er c» nicht schien lassen, oder diese sind zum Theil so ungeheuerlich, daß man sie nicht ernst nehmen kann. Wir erinnern nur an seinen Trinkspruch im Casü Ricke, in welchem er erklärte, daß er sür einen Antrag aus Abschaffung ber Präsidenten würde stimmen würde, wenn er in der Kammer gestellt werden sollte. Seine Angriffe richten sich ferner gegen den Senat, der natürlich au- der neuen Verfassung verschwinden mutz, gegen da« Fraction-wesen, Van» wieder gegen die Unab- setzbarkeu de« Präsidenten, es fehlt nur noch, daß Boulanger auch noch gegen da- Allgemeine Stimmrecht Widerspruch erhebt und die Ernennung der Abgeordneten aus seine» Vor schlag anempfiehlt, um ber Tollheit die Krone anszusetzen. So politisch unreif und unauSsührbar alle diese Nesorm» Vorschläge sind, so haben sie dock den Vorzug der Neuheit, und dieser vervürgt ihnen den Beifall der Menge. Icmehr da« Oberste zu unterst gekehrt wird, um so sicherer ist Bon- langer de« Wachsthum« der Zabl seiner Anhänger. Die neue Verfassung, wie sie sich im Kopse Boulanger'» karsiellt, eine vollständig« Unmöglichkeit, sie würde dir Gesetzgebung ebrnso lahm legen wir di« vollziehende Gewalt- e» würbe kein Mensch mehr wisse», welche Reckte und welche Pflichten er hat, die allgemeine Verwirrung, die Auslösung aller staat lichen Ordnung würde da« Ende vom Liede sein. Auch Floquet nimmt in seiner Rede bei Eröffnung der Ausstellung zur Erinnerung an die Erstürmung der Baslille eine» sehr radicaleu Standpunkt «in, wenn rr erklärt, daß »ick!« von de» wiederausaenchlrt weiden solle, wa« dir große Re volution zerstört hat, aber er will dafür da« Be'iehenbe möglichst unangetastet erhalten und warnt vor Allem vor einem Götzen, »^srn Verehrung erst seit einigen Woche» be gönnen bade. Der Hinweiß auf Boulanger Ist so unzweifclhast, daß er nickt mißverstanden werden kann Aber Floquet hat herrU» sei» Eiuvrrständniß mit Denen erklärt, welch« di« Revision der Verfassung verlang,», er kann also jetzt nicht mehr dir u„ veränderte Beibehaltung der versaflung empfehle», die er selbst al« resormbedürslia anerkannt hat. Die Nnflcherhett und Inkonsequenz der die Negierung bildenden Persönlichkeiten kommt Boulanger zu Statten, er bat wenigsten» den Vorrang in der Gründlichkeit, mit welcher er den Gecanken de« Umstürze« verfolgt. Daß er dabei nicht hl«» Götzen d«r Vernichtung weihen will, sondern auch heil« same und nolhwendige Einrichtungen, wie die Würde de« 'sräsidentrn und dir Freiheit der Meinungsäußerung und * sarteigestaltung im Parlament, verschlägt Nicht«, den Freun- en Ve» Umstürze» kann Niemand zu radikal verfahren, ljoulanger hat auch bei seiner gegenwärtigen Agitattou-reise wieder gezeigt, daß er bi« an» End« zu gehen bereit ist. Er chent vor keiner Schranke zurück, er greift Alle« an, nicht weil e« schlecht ist. sondern weil e« besteht und weil er weiß, daß die republikanische Staattisorm in Frankreich abgewirlh- chastrt bat. Aus die Anarchie muß nolhwendig die Despotie olge», und sür diesen Zeitpunkt sind seine gegenwärtigen )emÜbungen berechnet. Wenn an die Stelle einer staat». rechtlich möglichen Versaflung ein gegen alle Regeln de« resnnben Menschenverstandes verstoßende» Monstrum getreten ist, dann ist der Tag da. an welchem der Diktator Boulanger die Zügel der Regierung ergreifen kann. * Leipzig, 15. Mai 1888. * Zu dem Thema der deutsch.russischen Beziehungen cbreibl der ofsiciöse Berliner Eorresponbrnt der Wiener Politischen Eorrespondenz" vom 12. d. M. dem genannlcn Blatte: Es wird auch de» österreichisch»,, Lesern aufgesallr» sek», dost der nimmer rubende Kamps zwilchen der reqitrunalslenndlichen und der opposittoittllen Presse >u diesem Augenblick aus eluem Ge- bitte der auswLrllgen Polllik gesochle» wird. Eine Anzahl nnacsehener und verdreiieler Blätter, von denen man auaedmra kann, dast sie lurett oder iudieett Fühlung mit »»Irren maßgebenden Kreisen besitzen, dal seit Jade und Tag unternommen, die ««Nischen Inhaber rusiisch er Werth« ans die Unsicherheit ihre« Besitze« auimerkiom zu »lochen und die deullchea Lapualisten zu veranlassen, sich ihre» Besitzbrstande» an russischen Werihri, so schnell al« möglich zu eniäustern, während die mciüverdreürlen Blätter der Opposilioa aus jene Warnungen in allen Tonarten erwidern, diksrlben seien undtgründer und der deutsche Tapitalist solle sich durch dirjrldea nicht einschüchiern lassen. Ta- Hanplaraumeal, ans welche» sich die letzt« genannien Blätter stützien, war, daß da» anerkannte Organ de« Aus wärtigen Aiiile-, die Norddeutsche Allgemeine Zeitung", bisher ln keiner Weile Siellung zu der Frage genommen Hütte. Dmau« wollie man solgern, dag die Hallung der regieninalsrennd. lichen Presse in gewissen wirthschastliche» Fragen an mast,ebender Stelle teine«wkg- gebilligt werde und daß die „Kölnische Zeitung", die „Post" und andere Blätter sozasage» Ailihichast«- littk aus eigene Hand beirieben. Diese DeweiSsübroag hatte dir opposiiionestc Presse während der letzten Tage noch dadurch zu verstörten verlacht, dah sie ans ein« Unterredung hindealen zu können glaudie, welche Fürst Bismarck mit zwei dochgrstrllie» Ausländern gehabt baden sollt« nnd in der rr sich in beruhigendster Weise über die Beziehungen Drnischlaad« zu Rußland geänstert tätlc. Diese Stütze der opvosiiionellea Argumentation gegen die obgenaniiten regierungSsrenndl chen Zeitungen ist nun plötzlich al« eine vollständig hlnsällige erwiesen worden. Die „Nordd. Allgemeine Zeliung" brachte einen Artikel, in dem die angebliche Unierredung de« Füi steil mit den zwei hervorragenden Ausländern all eine müßige Erfindung charakreristrt und die oppositionelle Presse getadelt wird, jene Ficiionen benutzt zn haben, um gegen die bezügliche» Kund gebungen der „Kölnischen" und anderer Zeiioogen zu Hetze». Der Aittlrl d r „Nvrdvenischen Allgemeine» Zeitung" ist tu vorsichtiger vivlomaiischcr Sprache abgesastt, doch gehört sicherlich schlechter Willr dazu, um nicht zwischen den Zeile» lesen zu können, daß der Bersasscr desselben mit Denen Ihmpalhiflrt, welche aus die g ringe Sichirheit der russischen Werthe htugewiesen und da» deullche Capital immer und immer wieder ansgesocdert haben, sich derselben zu entänstern. E« ist nicht zn bezweiseln, daß jener Artikel auch in Rußland so gedeutet werden wird, doch erscheint r» jwkis» hast, daß derselbe in Si. Prter»burg lebhafte Opposition hervorrusen wird. Die anti-ruisssche Preß.Campagne und da» damit in Berbinduiig stehende stetige Kinken der russischen Werthe, namrnllich der russischen Valuta, dabeu bisher schon zwei recht bcmerkenSwerthe Resultate gehabt. Einmal haben sie russische Aa- lcilun augenblicklich, in Deutschland wenigsten», unmöglich gemacht und sodann haben sic der ruisüchrn Presse die heilsame Lehre ertheilt, daß die Schimpsereien und Hetzereien gegen Deutschland, welche noch vor einiger Zeit die Spalten drr panslaw kischen Blätter zu füllen pflegten, R »bland weit medr al« Deutschland geschadet haben. Sollte diele Erkenntlich der rrste Schritt zur Umkehr aus dem Wege ieni, den Rußland durch seine Begünstigung der panslawistischk» Be wegung uad durch seine übertriebene» Au-gube» sür unvroduclive Zwecke eingeschlogeu Hot, so wären mii jener antt-russischen Campagne Io hohe Ziele erreicht worden, daß man Denen, wttche dieselbe lnau- gurirt und trab aller Verdächtigungen und Bcrhetzunqen seit Jahr und Tag sortgesüdrt hoben, allerseits, auch ruisiicheriett» zu grvtzem Dank verpflichlei sein müßte. Leider liegen sür eine solche Einkehr und Umkehr noch herzlich wenig Anzeichen vor. * Unter der Nebcrscbrist „Magharisirte Schwaben" theilt .EgyeterteS" seinen Lesern die „erfreuliche Nachricht" mit, daß im Tolnaer Eomiiat eine vor 25—30 Jahren noch vollständig deutsche Gemeinde fast ganz magyarisch geworden ist Die Bewohner dieser Gemeinde habe» auch die deutsche Kleidung abgelegt und magyarische Tracht angenommen, und die männlichen Bewobner, die bisher nach deutscher Banernart da» ganze Gefickt rasirten, tragen jetzt wie die Magyaren Schnurr- und Kmnbart und lasten den CzardaS, de» magyarischen Nationaltanz, ordentlich ausspiele». Damit sich die Kinder die magyarische Sprache völlig aneigne», werden sie von den Eltern aus längere Zeit bei Familien in magyarischen Gemeinden untergebracht. .EgyeterteS" zollt rem .patriotischen Streben der wackere» Gemeinde" warme» Lob. — Da» ungarische amtliche Blatt macht folgende Namensänderungen kund: Salomo» Silbersiei» in Kameiiy; David Schiff in HajoS: G>Ü»feld in Bamaa; Jtzig Tckwarz in Szegü; Kohn in Kollar; Mandl in Molnar; Isidor Friedman» in Bcrlalan; Bernhard Schlesinger in Moesari; Samuel Apfelbaum in Antal. * Au« Bukarest, 9. Mal, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Die Uiiiersiichiing ist noch nicht so wett vorgeschritten, daß man sich ein endgilt'ges Uriheil über die Beweggründe und die Be deutung des vorgestern um die zehnte Abendstunde gegen da» Palai» verübten Verbrechen» bilden könnte. Soviel steht jedeniall» fest, daß der Thäter, Namen- Preda Funtanaru, ein verkommener Mensch ist, der schon wegen Todtschlagr z» b Jahren Zucht «aus veruribeilt war. Das hinderie nicht, daß er noch Ab büßung seiner Strose, die aus den, Gnadenwege verkürzt wurde, in ber Polizei der Hauptstadt Verwendung und Anstellung land: insolge eine« nenen Vergehei-S wurde er aber entlasse» und wiederum gerichillch bestraft. Nach der Art der Aus- tübriing schein» rin ernsthafter Mordnnschlag gegen den König nicht »orzuliegen. Funtanaru gab von d-m , egenüderliegenden Fußsteig aus einem Sewekre zwei Schüsse mit R,»Posten gegen die Feuster des ersten Stockwerke« de» Palastes ab Eine Fensterscheibe im Bibliotdekzimmer wurde zertrümmert, weiierer Schade» ater nicht ongerichiel. Der König beiand sich in dem anstoßenden Ardens- »immer. Ter Verbrecher wehrte sich bei seiner Verhaftung mit Revolver un» Dolch wie ein Wüihender, er war so stark betrunken, dast da» erste Veihör nur mit Müde abgehnlte» werdrn konote. Später erklärte er, er hätte schon mehrmals dem König »ach- l.
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