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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-15
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1888
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Lvr» aefiollt. die A^kfthrnng de« verbreche,« «der »verlasse», weil der König sich t» Vegleitnag der KSatgin befand. De« Bew:aaru„b seiner That brachte er mit de» Bauernuaruhea ta Zusammenhang, indem er angeblich die Erschießung vieler Bauer» au dem SiaaiS- vberhatlpt rüchea wollte. L« hat sich herou-geftellt. daß die Vauern- trach», die Funtaaar» am Tage der That trug, eine eigen« zu diesem Zwrcke augenvmmeue Verkleidvug war uud daß er gewöhn- lich städtisch« Kleidung trug. Der Beilaut der Ualerjuidung wird «eilerr Aufklärung bringen. ES wäre verfrüht, de» Vorfall ul« belauglo« hiuzustellea, wie e« voreilig wäre, ihm eine übermäßige Bedeuiuug be,zu!egen. Wenn eiae gewisseolofe Dresse monatelang die schlechtesten Leidenschaiteu aurust und im wüsten Parte,kampse vor keinem Mittel zarückicheut, die Ssseutliche Ordnung zu unter, wühlen, so ist e« »ine leicht erklärlich« Erscheinung, wenn rohe und verkommene Menlcheo out verbrecherische Anschläge versallen. Eine briuod« unglaubliche Leistung hat au- dieiem traurigen Anlässe eia Herr Bogortdi. N,sse de- trübere» General^tzonverneurS von Ostrumeliea, zu Stande gebracht. Noch ehe die Ein» lheiten über die That Fnntouaru'S bekaniit waren, verössrntlichte dieser eitrige Pariei. gättger der btestgen russischen Gelandt'chast gleich am nächsten Tage ein Schreiben i» der „Jndrpeadaacc Roumaine", in welchem er ver langt, daß der b-he-,ge Minister Demeter Stur »za vor den Untersuchungärichter geladen werde, am über da- den Abend vorder begangene Verbreche, verhält zu werden. Stvrdza könnte jener Thal nicht sern Kehr»: wenn er nicht der Anstifter, so müßte er wenigsten« der mnrolilch« Mitichuldige sein. Diese durch nicht- begründete und rein vom Zaun gebrochene Anschuldigung gieb« einen Begriff von der Rohheit und Nichtswürdigkeit, die in dem Treiben gewisser -reise eingeriffea stad, bene» der genannte Bogoribt ange- hört und welche in Rumänten »onangebrud werde» Mächten. E- ist üocrflüisig, hierüber nach ein Wort zu verlieren. Es wäre aber dächstc Zeit, bah di« rumänisch«» Parteien endlich »ar Besinnung kämen uud eiumüihlg gegen et» unwürdige« Treiben Fron, machten, da- die Eiesammtiulcreffe» de« Laude« tu hohem Matze schädigt. * Nach einer Meldung au« Belgrad ist die in einigen Organen der auswiirligen Presse verbreitete Nachricht von dem Austauchen einer lOOO Mann starken Schaar bewaffneter Montenegriner an der serbische» Grenze lediglich aus de» Umstand zurückzusühren, daß vor Kurzem süns montene grinische Familien mit einem Gesammt-Personaisiande von 30 Indidivuen an der südöstlichen Grenze de« Königreiche« erschienen und um die Bewilligung zur Niederlassung in Serbien ansuchten, welche denselben auch rrtheilt wurde. * Nach einer der „Politischen Correspondenz" au« Rom zugehendcn Meldung haben die irische» Bischöfe al-bald, nachdem ihnen da» Rundschreiben der Propaganda, betreffend den irischen Feldz>w«plan, übermittelt worden war. sich beeilt, dem heiligen Stuhl Erklärungen zugehen zu lasten, in welchen sie ihr« vollständige und vorbehaltlose Annahme der Entscheidungen der päpstlichen Curie au-sprrchen. Der gegen wärtig in Rom weilende Erzbischof von Dublin. Msgr. Watsh, Welcher vor einiger Zeit für die Rechtmäßigleil de« Feldzug«» plane« der irischen Nationalisten eingeireten war. hat sich, nachdem die Kundgebung der Propaganda erfolgt war. zum Carbinal-Staalüsereelair begeben, um seine Untrrwersung au«- zudrücke». 3m Zusammenhänge damit versichert unsere Mel dung, daß dir Gerüchte von einer bevorstehenden Versetzung de« Msgr. Walsh au« Dublin nach Sidney vollständig an- begründet sind. Der Erzbischof wird in einigen Wochen nach Irland aus seinen Posten zurückkehren. — De» Weiteren wird der „Politischen Eorresvondenz" au« vatikanischen Kreisen gemeldet, daß da« nächste päpstliche Eonsistorium, wenn auch der Zeitpunkt für die Abhaltung desselben noch nicht endgiltig frstgrstestt ist. wahrscheinlich in den ersten Tagen de« Juni staufind«! wird. Da« die in dem Eonsistorium »orzunrhmenden geistlichen Rangerhvhungea betrifft, kann bereit« jetzt an- gekündigt »erben, daß der Papst mehrerr römische und aus- ländffche Eardteull«, darunter zwei sranzvsische, präcoai- stre» wird. * Die iwgerey Streitigkeiten i« ministeriellen Lager spitzen sich in Madrid derart zu, daß Sagasta die Geduld zu Verlieren beginnt «ad mit de» Donnerkeil droht. Die Militair. rrior» kann H da« Heere« wegen, desseo Unzufriedenheit bedenklich werden lüvrde. nicht fallen lasten und in den wirth- schaslliche» F rasen läßt er durch die „Iberis" rundweg er kläre», daß er fortan olle grundsätzliche Gegnerschaft mit der AuSwetsuna au« der Partei beantworten werbe. Gamazo. dgD Muadsthck »er Ngrarliga und der Sck>utzMner, der den Eonsrrvativey offenbar die Bersche öffnen soll, sieht sich in Folg« dessen genvtklat, sich zu unterwerfen ober den Kamps offen zu beginnen. Leine Opposition ist indessen nicht sehr gefährlich, sie machte nur de«hald von sich reden, weil er mil einer Reih« Enttäuschter oder Eisenbahn-ConcesstonS-Seh». süchtig«« ein Trutzbündniß abgeschloffen batte. Da« System wird in Amerika log.rolllng genannt und ist ein Be weis parlamentarischer Versumpfung, der Eagasta mit Recht thatkrästig entgegentritt, damit Personen- and KirchthurmS-Anteraffen nicht die nationalen untergraben. An dasselbe Eapitel gehört auch die Cansranc-Eisenbahn- Vorlage. Seit l882 ist die Bewilligung zu dieser die Pyrenäen durchbohrenden Bahn gegeben, und politisch-strategischer Be denken der Franzosen wegen schleppt sich vi« Sache so lange bin. ASrarate äußerte treffend, e« sei lhvrichl. dreier kleinen Ortschaften wegen gegen 20 Millionen zu bewilligen, um bann einem non po-suma- Frankreich« zu begegnen, da« einem Tunnel durch die Mittelpyrenäen, dessen Kosten aus etwa l3 Millionen Franken geschätzt sind und von beiden Ländern zu gleichen Tdeilen getragen werden würden, durchau« abgeneigt ist. Eastelar betreibt diese Linie, um seinen aragvnitchsn Wählern gefällig zu sein. Um die Arme frei zu erbalien, droht Sagasta, Gamazo und Genoffen abzuschülletn, und die aus den 13. d«. srstgeletzte Reise der Königin von Saragossa und Barcelona kommt gelegen, um den Unschlüssigen Zeit zum Nachdenken zu geben. Daß Eassola die Negeiilin neben Sagasta begleitet, ist ein Zeichen zu Gunsten der Militair resormrn. deren Wetlerderathuagen nach dem Besuche fort, gesetzt werden sollen. * Eine der .Politischen Correspondenz" au« Madrid von coinpetenter spanischer Seite zugebende Meldung bezeichnet die auch in Wiener Blätter gedrungene Darstellung, ivonach der wahre Grund für die Verspätung in dem Zusammen tritt« der marokkanischen Eonserenz nicht so sebr in Schwierigkeiten über die Ausstellung de« Conserenz-Pro- grauime«. at« vielmehr darin zu suchen sei. baß Spanien aus einzelne GebielSlhcite Marokkos Ansprüche erhebe, alS vollkommen und in jeder Hinsicht der Begründung entbehrend. Die spanische Regierung wünscht im Gegenlhrile, den terri torialcn statu« quo ausrechlzuerbatten, wie sie denn bei allen ihren Bemühungen für da« Zustandekommen der Conserenz einzig von dem Bestreben geleitet ist. den gerechten Forde runge» de« Sultan« von Marokko Geltung zu verschaffen und dir Schwierigkeiten zu ebnen, welche durch eine falsch« AuSlrgung de« den fremden Handelsagenten durch da« Pro tokoll der Madrider Eonserenz voin Jahre >880 gewährten Schutzrechte« entstanden sin». * von deutschen Expeditionen, welch» nach Afrika auSge sondt worden sind, wurde vor einigen Monaten namentlich diejenige erwähnt, welche die Deutsch-westafrikanische Compagnie im Herbste vorigen Jahre« mit ihrer Brigg .Florida" noch Walsischbai abgesandt hatte. Zuletzt wurde gemeldet, die Expedition wäre mit ibrer ganzen Schlächterei Einrichtung nach Sandfischbafen', südlich von Walsischbai. übergesiebelt. Der Leiter dieser Expedition war Capitain Bo« hart au» Bay-rn. welcher lange Zeit im Congostaate thäliq war. Obwohl MIN die Expedition erst spät im Herbste in Siidwesi-Ajrika rmgetrossen war. ist doch Capitain BoShart bereits im April nach Berlin zurückgekrhrt und hat sich nach kurzem Ausenibalte nach Bayern begeben. Allem Anscheine noch hat er mit der Compagnie keine bcfferen Elsahrungen gemacht als die Herren von Steinäcker. * Der Bericht der republikanischen Mehrheit de« Vereinigten Staaten-Scnat-auSschusse» für au- »värtiqe Äiigelezenbeiln, tadelt den Präsiden len. daß er Hne Zustimmung kr- Senat- Bevollmächtigte z»r Fischerei- Goosik««» ernannt Hab« und hofft, daß der Vertrag nicht dt« Genehmigung de« Senat« finden wird and daß dt, britische Regierung den Fischerbooten und Schiffen der ver einigten Staaten in den britisch-amerikanischen Gewässern dieselbe gerechte Behandlung zu Tbeil werden taffen werde, welche englische Fahrzeuge in den Häfen der Bereinigten Staaten fänden. Der Minoriläl-bericht belobt den Vertrag und hält eS für besser, den Streit durch sreuudschasltlche Abmachungen al« durch BergeltungSgesetze zu begleichen. Marine. * Wilhelm-baven. lS. Mai. DiekaiserlicheMarine hat durch den von der Actiengrsellschast „Weser" nach drn Plänen und Anordnungen der Admiralität erbauten Aviso „Wacht", welcher vor Kurzem nach hier Ubergesübrt und nachdem die Probesahrlen sebr zufrikveustkllenbe Resultate ergeben haben, von der kais-rl. Werst, bezw. Admiralität endgültig abgenommen worden ist. wiederum eine sehr wichtige Vermehrung erhalten. DaS Bedürsniß nach sehr schnellen AvisoS ist m demselben Maße fühlbarer geworben, al» man überhaupt an die Geschwindigkeit und Manövrirsäbigkeit aller Kriegsschiffe die weitgehendsten Anforderungen stellt und da» Torpedowesen bei allen Marinen einen solchen Umsang ange nommen bat. Man bedarf der Schiffe, welche vermöge tbrer Schneidigkeit und Behendigkeit in der Lage sind, de» Feind aus hoher See auszusiichen. ihn dem besreundeten Geschwader » melden, bedrohte Puncle rechtzeitig zu warnen und im esechle alS Toipedojäger und Torpedoboote selbst ihren Platz auSzusüllen. Nach diesen GcsichtSpunclen ist nun der Aviso .Wacht", welcher seinem Namen recht eigentlich entspricht, conslruirt. Die Länge de« Schiffe« beträgt 85 w, vie Breite 8.6 m. die Raumtiefe 5.36 m. der Tiefgang 4.2 m. da« Deplacement >240 Tonnen. DaS Ccnsiruriioi'Smatcrial ist ausschließlich Slaht. Vordersteven. Ramme, Hinter- und Ruderstrven sind au« Gußstahl. Spanten und Schiffskörper auS Walzsiabl bester Qualität. Zum Schutze der Maschinen. Kcssel. Munition-ränine und de« Nuverapparale» erstreck! sich über daS ganze Schiff ei» durchlaufende« stark gewölbte« Panzerdeck auS doppelten Slahl- plallcn in der Höhe der Wasserlinie. DaS H.uptvcck ist auS Holz conslruirt und trägt vorn einen gedeckten Raum (Back) für den Aufenthalt der Mannschaften und hinten eine Campagne, welche die Räume für den Commanvanten und die Osftciere enlhält. Die Besatzung ist 126 Mann staik. Die aus 2 dreigliedrigen Comvoundmaschiurn bestehende Hauplmaschine entwickelt vie im verhättniß zum Deplacement enorme Stärke von tOüi) Pserbekrästen und treibt 2 Schraubcn- propeller. Bei den Probesabrlen wurbrn über 18 Knoten Geschwindigkeit erzielt, welche Leistung man jedoch noch steigern zu können bofst. Den Dampf tiefer» 4. nach dem Loremotivsystem construirle Kessel, welche bet künstlichem Zuge mit lO Atmosphären Ueberdruck arbeiten. Außer derHaupi- Maschine sind noch 2l Hils-maschinen zum Betriebe der Centrasugalpumpen, Ver VuslconipressicnSmaschiiien für die Torpeboeinrtchlung. deS Dan.psruderS, der elektrischen Be leuchtung a. s. w. ausgestellt. Die Armirung besieht außer zahlreichen Revolverkanonen aul 3 weittragenden Krupp'schen Geschützen neuesten System-. 2 derselben stehen in Schwalben nestern. l aus der Campagne. Die „Wacht" empfängt aus der kiesigen Werst zunächst ihre innere Einrichtung. Der Stapellaus eine- äbnlichen, auf der Weserwerft im Bau be findlichen Aviso». Ersatz für .Pommers»!»", steht in 4 bis 6 Wochen bevor. vermischtes. — Au» Katzh litte geht der „Sck>warzburg-Rudolst!idter Zeitung" solgenber vom lO. Mai balirter Bericht zu; Eia Fever, welche« in kur,er Zeit etne solche An-dhnvug an- nimmt, daß et drei Häuser wie lm Flage verzedrt, ist an und für sich ichon etwa« Schreckliche». Ader wenn einem lolchen E eigniffe drei blühende Menichenleben zum Opfer fallen, wie e- gestern hier geschah, Io steht m in still und starr vor Entlehen und fragt sich: Wie war e- doch nvr möglich, datz Me Uar lückl chen sich nicht zu reue» vermochten? Die lhriliveile verkohlten Leichname sind still — grobe-still. and iva- man sich über den graue,ihaslen Vorgang er zählt, sind nur Lermukhungen. — Im Hause de- Bäckereidlsitzer« »eyiarth diente da- erste Stock zur Wohnung der Familie and zum Betriebe de- Beschält-. Im Hausflur waren grobe MeUlvorröthe aus- gestapelt. An der Hinteren Seite de- Hause- war al« Ribengeväude die Backstube ongesügt, an diese schlotz sich der B ckosen. Im zweiten S ocke wodnle ver Techniker de- Hüttenwerke-. Herr Harter! Mil Frau, zwei Kindern und einem WilibschaslSsräutem. In der öst lichen Biedelseite besand sich daö «chlasgemach der drei Berun stückle». Diele sind die Knechte Franz Tbiersilder au- Königsee und Hermann Eberdarbt an« GillerSdors, sowie der Bäck.rgehilse Eduard Kahl auS dcmsrlben Orte. Diese Drei, von »euer, der Ziveitgeiiaiinle verhriratdet und Vater von drei Kindern war. Hallen sich, durch angestrengte Arbeit ermüdet, zwischen ll und 12 Uhr gemeinsam zur Rüde gelegt. Der Besitzer de« Laufe« war erst nach 12 Uhr heimgekehrl. Gegen '/,2 Uhr. al- 'ämmlliche Haa-bewohner tm twisten Schlase logen, brannten VackkauS, Backstube unv die hinter« Seite de« Hause« lichterloh. Die Schwägerin Seysarlh'S wachte zueift aus. soft gleichzeitig auch die Fani,lie Harter!, durch da« Z riprinqea der Fensterscheiben and da- Prasseln der Flammen ge weckt. Da« Feuer verbreitete sich in der hinlerra Seite des Hause«, woselbst e- die Treppe« in die Höhe lies, nnglaublich schnell uns veiwchrle den Abstieg von dem Giebelzimmer, sowie au« drin zweiten Slacke. Kabl war rechtzeitig erwacht, durch die Thüre tonuie er nicht entkommen, darum veriuckite er uuter herzzerrcitzenben Histerusra durch- Fenster in- Freie zu entkommen. Man sah d tz er am Kaps« schon a>g verbrannt war. Er blieb jedoch tm Fenster hängen, wo er sich waurscheinlich im TodeSkompse trampihasl sestgeklaiiimeil halte, und stürzte bann hinnnier in den gepflasterten Hos. Die beide» Knechte Niörea wohl kaum etwa- von ihrer entsetzlichen Lage wahr genommen haben; sie sind jedeasall« rasch erstck. Ihre Körper konnten erst später, ganz schrecklich enistellt, den Flammen entzogen werden. Die Familie Hariert wurde mittelst Leitern durch vir Fenster gerettet. Die Fron ist erst vor wenigen Wochen eine« SöuncheaS genesen. Da- laute Hls,rufen der in Todr«- geiahr Schwebenden klang schaurig durch die von den hoch- ausichlogeuden Glulben tage-dell erleuchtete Nacht. — Vom Bäcker- bauie, in welchem da« Feuer an den v eleu Mehl- und Haierl vorräihea sehr reiche Nalirung fand, verbr itete sich die Flamme IN kurzer Zeit aus da« anstoßende Psarr» und Schulgebäude. Auch diese« konnte nicht gerettet werben, obgleich die hiesige Feurwehr die angestrengtesten Versuche machte unv dabei von de« mittlerweile au« den Nachdoroelen herbeigeeilten Spritzenmau »schatten kräftigst unterstützt wurde. E« ist mit diesem Gebäude wohl eine- der ältesten Häuser de- Orte« niederg-gangen. Veit 1756 diente der westliche größere Theil desselben al- Lsariwohanng. der östliche ent vielt Schulzimmer und Lamorwohaung. Erft t8Sl wurde da« Lehrzimnier in einem neuen Gebäude eingerichtet. Für die Gemeinde ist da- Feuerunglück eine schwere Heimsuchung. Die Betroffene» sind, wenn such olle versichert, doch «auutgfach zu Schaden ge kommen. — Ein singende« Thnl hat. wie man der .Täglichen Runtschan" mittheilt. im verHangenen Winter H. Reuieaux grlrgentlich einer Jagkpartie m der südlichen Rhein» Provinz entdeckt. ES liegt zwischen dem Hochwald and dem Zdarwald, westlich vom Erbe-kops. dem höchsten Berge ver Nheinprovinz und östlich der Straße von HermeSkeil nach Tbalsang in den Tbal de» Flüßchen« Rüderbach. Reuleaux schildert seine Wahrnehmungen solgrndermaßen: „In der Nesen valdeinlamkrit vernahm man von gelt zn Zeit verballende Glockenlöae, w-Iche anscheinend dnrch etne Beaeud des WaldeS zogen, der die Gesrllichost sich nödertr. Man glaubt« a»- sanq-. datz die Töne au« der Kirche eine« nahegelegenen Dorte« erklingen müßten. Ader eine mrnlchl che Wobnung war weit und breit nicht za iehen. D'-Halb hörte im auimerks-mer den Tönen zn und wunderte mich über idrea anflull-nd reine» Klang, über da« vngewöhnlich deutliche leu'zeroenge Ansa well-, »ad Beewede», über die unqrmei, e Lebhaftigkeit. Mil welcher »IN Ton den „b^n drängte, noch ehe vieler ganz vertlnngen war. E.> war zwar nicht zn verkennen, Vnß die Töne sich „ rnjcher Folge einzeln bildeten; oder diese ratche «uieii audiifolge and die In,^ Däner de« einzelne, To«S dewirtie. daß immer eine Meng, »«» Tönen t» verschiedene» Stabten der Lu«bildnnq gleichzeitig hörbar waren .... E» wurde mir klar, daß dft Töne »nte» an der Thalmlndung ent- standen; der günstige tbalanswärt« streichend« Wind, beste, Richtnng «it der LängSoxr de« Thale« »,s«m»r»zusalft» schien, trn, de» Schnll weftrr, mck dnrch irgend et« ^nsttsch» «lgenthöml chkrU de« Thal»« «vß e« getchetze». daß dt» Klänge gerade im oberen Tbeil« de« Thale» an der jeusritigen Doldwand entlang zieh u. Der ganze merkwürdige Vorgang würde virlleick>t odne tiejeren Eindruck an mir vorübergegangen sein, wenn u cht plötzlich eia ganz unerwartetes Puäuomeo eiugetreten wäre, ein Fall der soaderbarslr« Art: wieder beginnt unten an Thal« ein Ton, er schwillt stärker und stärker an. aber er zieht nicht da« jenseitig: User «ntlnag. soavera er zieht nach naierer Wand h u, er kommt aus onS zu, er zieht in prächtiger Schwellung langsam au un- vorüber und rnlwickett sich dabei zu solch eigeuartiqer Schönheit und Fülle, daß ich tu um zu atdmen wagte; dann schwächt er sich ü» Wetterztrhea langsam ab and erstirbt verhanchend in der Ferne." Wo« dir Entstehung der Töne aiilauzt, so kann man darüber nur ganz undrstimmte Vrrmulhuagrn ausstellen. Die Erscheinung selbst wird dazu noch einer genaueren Unter suchung bedürfen. Reuleaux meint, daß e« sich im Röver- bachrrlhal nicht am Schallwellen handeln kann, die von einem feststehenden tönenden Geaenstande auSgeden. Daß e« auch nicht der Wind war. der die Töne hervorbrachte, dafür spricht die auffallende Unabänderlichkeit der Toubdhe, die gänzlich unabbäugig von der Stärke de« Tone» war. Die ganze Er scheinung macht vielmehr den Eindruck, alS ob der tönrnbe Körper selbst sich vorwärts bewege, und dieser kann nur dar gestellt werben durch seldsttönende Lustgrbilde. cylindrischc Lust- Wirbel. die sich langsam durch da» Tbal sortbewegcn. — Hirschberg, ll Mai. Der Wildpark de» Herrn von Decker in Boberstein ist in den letzten Tagen abermals bereichert worden. Außer einem amerikanischen Hirsche wurden noch zwei Gemsen und zwei Stein böcke auSgesetzl, die durch den Hotelbesitzer Scherwal gelirsert sind. Einer der Cteinböcke ist ein außerordentlich schöne» Tbier von mehr at» einem Meter Höbe. Seine Hörner baden eine Länge von 85 Centimetern. und er besitzt u, ihnen eine gefährliche Waffe. Armstaike Holzplankeo, weiche die Thüre seine» Behälter» bierscldst bildeten, waren schon noch wenigen Schlägen zer brochen. so daß e» nolhwenvia wurde, die Tbüre mit Hans, stricken zu iideifstchien. Es vcsinben sich jetzt in Boberslein >0 Gemsen, 2 weiße Hirsche. 2 amerikanische Hirsche und 2 Sleinböcke. Greisfenstein. ll. Mai. Die Familie de» Reich»- grasen Schassgolscb feierte am g. b. den 400jährigen Gedenktag ihrer Erhebung in den Ritterstanv, welchen sich Ulrich von Schassgolsch in einem Gefecht aus den Bunz- lauer Feldern geqrn da» dreimal überlegene Heer de» König» Maltbia» von Böhmen verdiente. Da» Schwert de» tapferen Ulrich, welche» in der Rüstkammer zu Warmbrunn ausbewahrl wird, ist mit solgenber Inschrift versehen: „Anno Odriutt 1488 Hat Herr bllncd bcballgotrcde killt äiosom Lcü«ert M kluei^cdast genoimon TIl cksr Lonrlisckon üe^cko.^ — Kreuznach, 8. Mai. Die Feier der Grundstein legung zum Hütte n-Sickingen-Denkmal a»s der Edernblirg ist nunmehr endgiltig aus PsingstdienSt-ig, den 22. d. M.. Vormittag» ll Uhr, sestgesctzi und dafür folgende» Programm ausgestellt worden: l) FtstmarsL. AuSgcführl durch v,e Capelle de» 83. Infanterie-Regiment» au» Mainz. 2) Chorgesang: „Dem Kaiser". Gedicht von F. Lüdcr». componirt von M. Bruch. 3) Begrüßungsansprache durch den Vorsitzenden de» Denkinalcomilö», Geb. RegierungS- ralh Landralh Agricola. 4) Chorgesang: „Hutten-Sickingen". Gedicht von Pfarrer Albert Hackenberg, componirt von L. Erk. 5) Festrede von Serrn G-h- Rath Professor Ur. v Gneist aus Berlin. S) Ckorgcsang: .An da» neue Deutschland". Gedicht von Iuliu» Wolfs, componirt von W. Schiiltze. 7) Handlung der Grundsteinlegung. 8) Hock aus Sc. Majestät den Kaiser und Sc. königl. Hoheit de» Prinz- Regenten von Bayern, g) Allgemeine« Lied: »Drulschtanv, Deutschland über Alle»". Um l Uhr findet ein Festessen für die einarlabenea Gaste und da» Comilü in den Sälen der Ebern» bürg statt. — Greis-walb. 10 Mai. Ein gemeiner Racheact ist in dem Torfe Groß-Nemerow bei Stargarv in Mecklenburg verübt worden. Der dort wohnhafte Schmied Lewin sah vor einigen Togen beim Betreten seiner Weilstätle aus dem Borplatze einen eisernen Gegenstand liegen, von dem er annabm, daß er znr Reparatur gebracht worben sei. Die Art und Natur desselben war jedoch ihm nie seinem Sohne völlig unbekannt. weSbalb er ihn in den Schraubstock spannte und ihn durch einen Schlag mit dem Hammer zu öffnen ver suchte. An demselben Augenblick erlvnle eine surchibare Ex plosion, und die auSeinanvergesprengten Eisenlheile zerrissen dem Schmied die Fleischibeite der Brust, da» Gesicht und verstümmelten ibm eine Hand durch Wcgrciße» von zwei Fingern. Der Mann stürzte bewußllo» nieder und mußte in da« Krankenhaus befördert werden. Der Sohn ist mit leichteren Verletzungen bavongekommen, da- Innere der Schmiede dogeyen total demotirt. Ter mnthmaßliche Thällr ist bereit» verhaftet. ->-- Wien, l2. Mai. Der Kaiser empfing heute Mittag den heule hier eingetroffenen Prinzen Alexander von Hessen in halbstündiger Audienz, zu welcher der Prinz mittelst Hosequipage abaebolt worben war. Die Erzherzog« Eugen Ferdinand von To-kana und Rainer gaben für den Prinzen in besten Absteigequartier Karten ab. — Der oberste Gerichtshof inWien hat den Grund satz ausgesprochen, baß, wenn Jemand eine zweite Person, sei e« im Raus bandet, sei e» durch Unvorsichtigkeit, verletzt hat. so daß sie erwerbsunfähig wird, Vieser Person für den ganzen entgehenden Verdienst Ersatz geteislel werten muß. und zwar für so lange, bi» constakirt ist, daß dieselbe Wicver vollständig erwelbsjähig geworden ist. — Tie Londoner Mission-qesellschast hielt am Mittwoch unter dem Vorsitz Lord Brasscy'» ihre 81. IabreS« Versammlung ab. Tie Gesellschaft hat jetzt 184 englische M ssionairr, darunter 82 Damen, ll53 eingeborene Pastoren und 5l4S eingeborene Reiseprediger. Die Jahre-einnahme belief sich aus >25 000 Lstrl.; voch genügt diese Summe bei Weitem nicht mehr den an die Mission gestellten Anforderungen. Besondere Anerkennung fanden die von drn Mtssionairen aus den Südsertnseln und aus Madaga-car erzielten Erfolge. — Im nächsten Monat wirv die internationale Eonserenz der Mrssion-gesellschasten in London tagen. Die Oeffenltichkeit wird von den Sitzungen au»gcschlossen werden. Amerika wird durch eine große Anzahl Geistlicher ver treten sein. -— An« Sydney, 27. März, wird geschrieben: Eine für di« Wissenschaft nicht unbebeulsame Entdeckung bat heute Morgen ein in hiesigen wtffrnschajllichen Kreisen wohlbekannter Herr Mac Loonv gemacht. Aus eine« Spaziergang an ver Küste bei Coopen Bcy stieß er unversehens auf einen knauckvoki» porpk/rnous mit 18 Jungen. Kaum war die Schlange ausgeschreckl. al« sie einen eigentbümlich zischenden Laut von sich gab und ihr Maul weit ausriß, in welche» sämmtlicde 18 Junge mit außerordentlicher Geschwindigkeit hineinglitlen und im Halse der Mutter verschwanden. Herr Mac Loony machte dem Reptil den Garau» unv fand, der einer sofort an Ort und Sleüe vorgc»our»ienen Secirung sämmtliche Junge wobt und munter vor. E« gelang ihm, l3 derselben zu «ödten, 5 entkamen dagegen in den: hohen Grase. — Algier, ». Mai. Seit ungefähr einer Woche weilt ver König von Schwede» i» Algerien. Der König bereiste zuerst den Oste» der Coloaie bi» nach der Oase B -kra Gestern früh traf er. von Eonstanline mit Separatzug kommend, hier in Algier rin. Obgleich der Monarch incognilo reist, wurde er «» Bahnhöfe von den Spitzen der Behörde» emxsangen und feierlich in den Gastbos. wo er Wohnung genommen, geleitet. Der Generalgouverneur stellte König O-knr seine Equipagen zur Verfügung. Gestern konnte man den schwedischen Herrscher, mit einem gewaltigen weißen indischen Sonnenbelm ans dem Haupte, in einem von einem arabischen Kutscher gelenkten Wogen durch die Straßen Algier« fahren sehen. Der Monarch siebt sehr wohl und rüstig au», da» afrikanisch« Klima mitsammt Sciro«« scheint ihm nicht schlecht bekommen zu sein. Da« leutselig, Wesen und di« stattlich« Erscheinung de« König« haben bei der hiesigen Bevölkerung einen sehr guten Eindruck gemacht. Um sich Barl und Haupthaar in Ordnung bringen zu lasten, ließ er gleich nach seiner Ankunst einen Friseur kommen. Der Haarkünstler, welcher noch nie ein königliche» Haupt unter seiner Scheere gehabt hatte, fühlte nicht geringe Verlegenheit. Der König, die« merkend, ries ihm lächelnd zu: „Machen Sie keine Umstände, srisiren Sie mich mit Udsrtä, ögslitü ot krntornitö I" Am Abend war große Galatasel zu Ehren de« königlichen Gaste«. Der General gouverneur gab dieselbe in seinem malerisch gelegenen Sommer palast. Sämmtliche mililairische und bürgerliche Notabilttäten waren dazu geladen. Die wtedererstandeae Basktlle. * Unter der vorstehenden Ueberschrlft schreibt Friedrich Her- man» der „Voisllchen Zeitung" au- Pari«: „Wir beginnen deute die Hundertjahrfeier der Revolution", de- tonte der erste Redner. Unsere Väter haben die Götzen der fünf, zehn früheren Jahrhunderte umqeworfe»; wir wollen »»« nicht vor einem vierzehn Tage alten Götze» beugen, erklärte mit mächtiger Stimme der zweile Festredner. Erster Minister Floqnet. unter dem die Bastllle erschütternden BeisallSdonner der Feftgeselllchoft. denn wir waren mitten in der Bastille, in einem laugen Saale, an vier Tiswrrihtn vereinig», and ließen die Champagnergläser kräftig klingen. Ein leckerer Imbiß war schon sak ausgezehrt and wir anden e» alle äußerst gemütblich in de» Bastill«. Am anderen Ende d-S Saale- spielten leibhaftige Oarcks» krnnpu»«« ganz dieselben Weisen wie vor handert Jahre». Herr Floquet gedachte noch ganz besonder- der Presse, deren Vertreter eben bewiesen hotten, daß sie seine Speisen und Weine erster Güte mindesten« «beasognt zu würdigen wissen alt die Diplomaten, dies» anderru Mitarbeiter am Webstuhl der Zelt. Nach den Trinksprüchea hielten Floqnet nah Ligrsnd (Hondkl-mluifter) »och einen Rnndgang t» der Umgebang der Bastille »ad kehrten dabet tu da« Wirth-hau» Aar gnnte» lraoyni«« ein. Die Bastllle ist nämlich wieder erstanden, wen» auch nicht aus ihrem früheren Platze, sondern neben de» Mar «selbe. unweit de- jetzt bald aus ein Drittel seiner Höh« aagekooimene» Eiffeltharme-. Dnrch ei» breite« Thor trete» wir znerst in die Rue Eaint-Antolne, welche aus den möchttg großen Platz führt, beste» hinterste Sette von der Bastllle «Ingenommen wird. In der Gusse und ans dem Platze sind dt» meisten gefchültlichen Betrieb« der damaligen Zeit vertreten. Da Ist etne Lroannt« prirto, dric-t- drnc, ein Tiödlerlade», der jedoch haapilächlich Holzschnitzerei«» und lnnftqewlkbliche Sachen bietet. Dann ein Porzellanladen »Ka/eve«»^: eia Fleischer: Obarcatier; der Bäckerladen: knnelier, öo»1»o4«r; der Brillantdändler Bvr: l,uaveri«r: der öffentliche Schreiber Balille, welcher stolz „Grab der S d'imniffe" ans ietnem Schilde führt, Briefe schreibt, Stiche nah Hanblchrtnen verianft. An Ksdä öuwenn beißt der Puppenladea und Darnnäerio da« Dafchhau«. Em Koffechau- schreibt sich „Zu den Kindern de« Gotte« Bacchus". Ta- recht nette Milchmädchen, wie alle übrigen Geschält-iadoder, ist in der Tracht de» vorig-» Jahrhundert» «nd anlwortet lachend mit a ans die vrrfätnl'ch: Frage, ob auch die Milch au« derselbe» Zeit sei. An der Ecke sind Tragsrffel z» verleihe» »nd etwa« weirer empfiehlt sich Morel, »rxeoum «t orkärr» So Ko?: Gold- »nd Silberschmied de« Könil!«. Aus brm Matze ruft ek» Anreißer de» ersten Brtes de» PSre TnchS-ae an», welcher in der Druckerei, hinten in der Ecke, soeben herg,stellt worden. Aus einem prächtigen Wagen hat ein Markt schreier i» reichem, gesticktem Rock, kurzen Hosen und Dreispitz Platz genommen. Hit ter ihm seine im Schweiße ihre- Angesicht» arbeitenden zwei Trommelschläger in rolhen Röcken, um den Wagen herum läuft sein buckeliger Gehilfe und bläst in eiae schrille Trampele. Die Leute sammeln sich. Mit einem eine» HosmanueS würdigen vornehmen Anstande zieht er seinen Treisp tz. um die hoch.e hrte Versammlung zn grüßen und Ihr den brrühmten Wunder-, ballam der Maltisrrritler anzapreisea. Doch, er will vorerst noch keine Geschäfte machen, sondern bittet bloS die Damen, näher zu treten, um die Sträußchen in Empsang zu nehmen, die er ihnen zu überreichen die Ebre haben will. Am anderen Ende de- Platze- beginnt nun N>colc«, der unsterbliche Nicolet, b«, dem e» immer schöner wird, seine Anpreisung de- Schauspiel-, welche- er in seinem Th ater den verehrte» Damen und Herren aubietet. Er und sein G-Hilse Ianoi sind wahre Meister in ihrem Fach, entlocken auch drn Grie-grämigstca herzliche Lachanfälle. Plötzlich ertönt ein Kanonenschuß von der Bastille her. Di- verderb n an« da- Geschäft immer mehr, klagt Nicolet, indem er etnpuckl. wenn sie sontadrea, uuentgeliliche Schauspiele auszusüdren. Der Schuß Hot die Wache. auS prächtig in Blau, Weiß und Roth gekleideten and bezovfien Oaräes srangaises bestehend, in» Gewehr gei useu, denn er meldet, daß ein Gefangener au-gebrochen ist. Alle Augen richten sich noch den Zinnen der Bostille, unter der sich einige F nster befinden. An einem derselben kommen zuerst Beine zum Lorichkin, bona bängt der Au-krecher sich ganz heran» and läßt sich na dem Sri! herunter. B-vor er jedoch aus die Dächer der on die Bastille aug.-lednte» einstöckige» Häuser gelangt, ist schon ein Oarcke truugaia vor demselben aus dem Platze, um ihn in Empfang zu nehmen. Der AuStrrcher läuft aus de» Dächern hin und her, birgt ich hinter den Luken, steigt aus da» Vordach herab, muß sich aber schnell in ein Fenster retten, denn der Soltat hat aus ihn angelegt. Al- er end ich den Boden erreicht, wird er sofort gefaßt. Während Alle den Unglücklichen bedauern, der nun einer strengeren Hast tdeilhaslig wird, ertönen lustige, fremdartige Weisen aus einer anderen Ecke. Die Musik der Oariie» krnn^rise» zieht über den Platz, dieselben Weisen spielend, wie uuter Ludwig XVI. Sie sind recht munter, aber etwa- schrill dnrch da» Borwiegen der Pseisen. Die Wachiparade folgt ihr indeffrn nicht, denn dir diesmal ausgerüstete Bbtheilunq der sranzösischea Garbe reicht gerade an-, um die Eingänge der Rue Saint-Aaloine, der Bastllle und di« Thore zu beivacheu. Die Menge folgt der Musik, welche die Zugbrücke überichrenet, um in den Festiaal zu gelangen, wo drei einaclige Stücke recht stolt ausgesührl werden. E» sind: „Jonvt, oder die Gevrügklten zahlen Stcase", welche Lormoutelle zuerst 1779 aus. sichren ließ. Ia»ot ist da» Musterbild eine« Eiusältigru, welcher sich die tollsten Dinge ausbiuden läßt. „Die zwei Jäger und da- Milchmädchen", von Auieaume, wurden zum erste» Male am 2l. Juli 1763 in Trianon von Marte Anlotuette gespielt. „Da- redende Büd". von Anseaume und Gretry, stammt au« dem Jahre 1768. Eüiließlich kam noch eia kleine« Ballet, der 1670 gelvielien lyrischen Tragödie AeneaS nad Loviaia" entnommen. Die Musik der 6Licken lr»nv»i»e» bildete da» Orchester. Aednlich« Feste sollen diese« und da- nächste Jahr hindurch öfters statistndra. Ader auch ohne dieselben wird der Besuch der wieoererstandenen Baslille höchst lohnend sein. E» ist ein Stadt- viertel au« dem vorigen Jahrhundert, welche- den Besucher empsängt. Da- Grundstück umiaßt tüOOO Gevirrtmeter, wovon 950 auf die Bastille kommen, welche dabei noch etwas größer (breiter) ouSgc- iallea ist, al- sie in Wirklichkeit gewesen. Außerdem sind b6 Häuser, die Kirche der „Heimsuchung Mariae" and einige kleiner« Baulichkeiten err chiet worden. Die Vacberis (Tckttveizerei) hat einen hüdichen Garten, ebeuio da- Bierhous hinter der Kirche. Ja dreier ist eiae Ausstellung von Gegenständen, di« sich aus die Revolution bez eben, ebenso ein Panorama. Die Treppe der Kirche »ft insofern echt, als sie au- dem vorigen Jahrhundert stammt, indem sie voa der abgebrannten Komische» Oper verrührt. Auch sonst ist mancherlei alte« Bau- uud irnstiget Gerümpel verwerlhet. In der Hauptsache bestehen olle Boullchkettea an« Holz und G>p«, welch letzterer überhaupt in Pari« eine viel größ re Rolle bet Bauten spielt al« irgendwo. DaS Wichtigste» da- wir bet dieser Erneuerung de« »origen Jahrhundert erfahren, ist. daß die Bastille doch eigentlich nur e>n k eine« Schloß oder großer Ihortburm gewesen. Biele Ge- saacene tonnten darin nicht untcrgebracht werben, dazu hätte ter Platz gefehlt, da ja elnige hundert Soldaten mit ihren Oificürea und dem Gouverneur darin hauscn mußten. Auch selbst al- mittel alterliche Festung und Gesängniß war e» 1789 nicht mehr weit her bei ihr. Aul der ganzen Langleite, nach dem Platze, waren Häuser an dieselbe gebaut, aas der äußeren Langseile, nach der Borstadt Sainl-Antoine, war nicht einmal mehr ein Graben. An dem einen Ende tehni sich da- Thor Saint-Amolne an dieselbe, aus der entgegengesetzten Schmalseite befindet sich, auch jetzt, der Graben, den man die«mal mit wiiklichem Wasser ge- füllt hatte und über den ztvci kleine Zagbrücken fübrea Ein Bcsanzener vermochte freilich immer noch eher au-zudrechea al» an» einem unserer aus der Höbe der Zeit siebenden neuen Ge- säugiiiffe. Gelang e« ihm. we die vorgesuhrte Entweichung zeigte, sich mit etnnu Seil ans die Dächer der anlehneaden Häuser hsribtulofie, m>» t» et», der Dachluke» zu v,rjchwindru, bevor seine Flncht bemerk» worden, dann war er säst sicher g-rettet. Ein Bo,sprang von einer halbe» Stunde genügte, um eine Entweichung gelingen zu lasten. Freilich war e« immer nicht leicht, sich da« Seit zn verschaffe» and den Weg durch da» Fenst r z» erringe«. E« sind ja aoch «ine Unzahl Eatweichungea an- der Bastille be kannt. Wer dagegen im unteren Bnrgverließ ans senchlrm Stroh saß. dem wird niemal« eine solche Flucht möglich gewesen sein. La« Panorama bringt die hanptsaehl chfte» Ereignisse zur An- schan»^, welch« der Einnahme der Bastllle norangmgea. Da- Amt
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