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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-20
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1888
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^ UI. Erste üeillige zum Leidiger Tageblatt und Anzeiger. Sonntag den 20. Mai 1888. 82. Jahrgang. Pfingsten! „Machet die Thore Weit »nd die Thüre» der Well hoch! daß der Kvulg der Ehren eiaziehe!" (Psalm L4. VU.) O »undersamer Pfingsteumorgru, Du schmeichelst alle Tbräne» fort. Und «eine Seele muß gehorche» De» göttliche» Erlösungswort. O vonaeustrahU O Mairnblüth«! O hoffnung«grüne« BirkenreiSl Glaubt' ich «icht an de» Herrn, Tüte, Ähr wär't sein herrlichster vewei«. TS glänzt der Thau im Kelch der Blume, Die Matte schimmert wie Smaragd. Der König hat zum Heiligthume Dir arme Erde sich gemacht. Tr spricht zu un« au» Sterneutahnen. Daß hoffend unsre Seele harrt: „Du sollst einmal aus Erden ahnen Di« Zukuust in der Gegenwart! Den Himmel, der dir einst drschied« Lu meinem königlichen Thron, Zu Pfingsten, tu der Zeit der Blüthen. Wird hier er offenbart dir schon. Lus Sonnenstrahlen fahr' ich nieder, Deu Blume» spend' ich süßen Dust, Dem Wald« geb' ich tausend Lieder Und web« Losen um di« Trust. Und dir geb' ich i» Huld uad Gnade» Eia Herz voll froher Zuversicht» Äm Morgeuroth sollst du dich bade». Der a^te Tott verläßt dich nickt. Rein, «ache weit all' deine Thor« Und hdch die Thüren in der Welt, Mir fei im bunten Blüthenflore Zur Heimath jetzt dein Hau« bestellt!" — vernimm, » Mensch. Äehodah'S Worte, Mach' deine Ehore hoch und weit. Uad schmücke ihm de« Hause» Pforte Mit einem frischen Birkenkleid! Dein König naht! Mit neuem Leben Erfüllt die Welt er durch und durch, — Tr wirdauch um dieBlütheu schweben Äm Parke von Eharlotteuburg! Hermann Pilz. Herrn Sträußler*- Pfingsten. von Trust Wechsler. sroreuheit, LuSflüge zu machen, wenn der Zimmerherr nock sckläst!" — Die Conditorri, der „Gölterpavillon", war reckt teer und Herr Stränßler konnte ungenirt seinen Kaffee schlürfen und da» Morgenblältchen l-scn. Mit diesen bciven Dingen war er bald fertig, die Aussicht aus die Straße war keine ergiebige, die meisten Leute hatten eben in aller Frühe dasselbe gethan, al» seine Wirtbin, und so ging Herr Stränßler wieder nach Hause, in der bestimmten Hoffnung, sein Zimmer genau so Wieder anzutreffen, al» er e» vor einer halben Stunde verlassen hatte. Doch er täuschte sich gründlich. Die Stube spiegelte förmlich vor Sauberkeit und Ordnung, Kleider und Schube waren gereinigt und in den Schränken ausbewahrt, da» Heft, in dem er Nacht» gelesen, lag zu- gemacht aus dem Tische, aber ein Lesezeichen, au» einem weißen Stück Papier bestehend, stak zwischen den Seiten, die er gestern ««gebogen. und neben dem Hefte stand ein Wasser, gla» mit einem kleinen Blumenstrauß, kessen Geruch da» Zimmer erfüllte Behaglich blickte der Ueberraschte sich um, so gut hatte es noch nie seine Wirthin getroffen, selbst sein Wrrktaghut hing sauber auSgrbürstet aus dem Ständer. „Da» muß eine recht alte Frau sein, die da- besorgt hat", dachte er sich, „weil die eine so große Hebung hat. den Zimmer- Herren di« Sach« so samo» zu besorgen." Än der angenehmsten Stimmung der Welt streckte er sich aus dem Sopha au» und entwarf da» Programm für den heutigen Tag. Bi» Mittag wollte er den Roman lesen, da» Mittagbrod im nahen WirtbSbauSgarten einnehmcn. daraus einen BerdauungSspazirraang machen, den späteren Theil de» Nachmittag» zum Bricsschreiben benutzen und am Abend mit einigen guten Freunden Kegel schieben. Den ersten Punct de» Programm» erfüllte Herr Sträußler nach seiner vollsten Zufriedenheit; gerade an einer Stelle, wo die Geschichte elwa» langweilig zu werden drohte, stellte sich ein gesunder Appetit ein; auch da« MitlagSessen war nach seinem Geschmack ausgefallen, und nun schritt er durch eine der Baumalleen, die au» dem Städtchen in» Freie führten, dahin, mit so ou«- eglichenem. vollem, selbstzufriedenem Gemüthe, wie e» nur ein Nensch besitzen kann, der in seinem Leben noch nie etwa» Böse», aber auch nicht» — Gescheckte» gethan bat. Herr Leonhard Sträichler blickte auf «in einfache», schmucklose» Dasein zurück; seine Eltern waren früh gestorben, schon ii» Knabenalter hatte er mit Roth und Sorgen zu kämpfen, endlich gelang e« ihm, eine Stelle al» Buchhalter in einem größeren Geschäfte de» Orte« zu bekommen, die er bi» heutigen Tage» bekleidete. Sein Herz schrumpfte allmälig ein, und e« mußte schließlich die Gestalt ! einer jener zehn Ziffern annehmcn, mit denen er Tag au», I Tag «m zu thua hatte; sein Horizont war ein beschränkter, über zehn Meilen au» dem Umkreise der Stadt war er nicht hinau-gekommen, von Frauen kannte er nur außer seiner Mutter die Frau Schirmer, die allerdings nicht da» Ideal verführerischer, weiblicher Schönheit verkörperte Für ihn ! rristirteu nur zwei Dinge: die strenge, trockene Arbeit de» Comotoir» und der Roman, wovon eine Lieferung einen ^ Nickel kostete Zum Glück kann man getrost behaupten, daß diese Lecture keinen bösen Einfluß aus ihn nahm, er schlief wunderbar über ihr rin. versäumte aber uie, vorher die Kerze au»zulvschrn; wa« er gelesen hatte, vergaß er sehr rasch, so daß er mit demselben Interesse denselben Roman in kurzen Zwischenräumen wiederholt lesen konnte, bei alledem l ober blieb er eine ehrliche, treue Haut, ein großer, hagerer Mensch mit der etwa» täppischen Empfindlichkeit eine» Jung ' gesellen und der Hilflosigkeit eine» Kinde». E» wird wohl ein ewige» Räthsel für die Weltgeschichte ' gute Lai u»ch»r,a »ertöte» I bleiben, weshalb eigentlich die gute Laune de» Buchhalter« in Al» Herr Sträußler die übliche Pfeife nach dem einfachen I m-rkwürdige» Gegenthcil umschlug: je mehr er in den Lbendbrod zu Ende geraucht, klopfte er sorgfältig die «sche holden FrühliogSnachmittag hineinschritt, desto trübseliger au« dem Kopfe derselben und schritt nun zu den geistigen wurde er gestimmt. Ein allerliebste» Mädchen von fünf Genüssen über; et nahm au» dem Schranke drei Lieferungen Jahren, da» auf dem Wege spielte, lief aus ihn zu und hielt de« lehrreichen und spannenden Roma»»: „Rinaldo, da» I ihm eia Blümchen empor und rief: „Du, der Frühling ist Blutgesprnst der Abruzzen, oder da« Betllermädchen an» I wieder da!" Sträußler brummte etwa» sowohl für ihn al« Thibet". legte die Hefte äuf da« Nachttischchen und zündete da« Mädchen Unverständliche» in seinen Bart, daß da» Kind die Kerze an. Dann löschte er behutsam die kleine Lampe! sich erschreckt zurückzog und außerdem von seiner aus der au« uud war im Begriffe, sich zu entkleiden, al« die Wirthin nächsten Bank sitzenden Mutter einen kleinen Verweis erhielt, leise an die Thür klopfte und auf da»„Herein"Herrn Sträußler'» I daß selbst die jüngsten Damen einen srrmveu Herrn nicht an- eiutrat and ihren Mielher fragte, wann sie ihn morgen I sprechen dürfen. Dies war ja richtig, ober Sträußler ver- »eckeu sollte. „Eine Stunde später al« an Wochentagen", I droß e« doch. Bon fern tönten die klagenden Laute einer autwortete er. I Dreborael daher, der Wind trua verlorene, fröhliche Menschen, wir wir Schirmer. scheiben klatscht?" ..Da» thut nicht»", sagte zuversichtlich die Wirthin, „am Pfingstsonntag muß eS schöne» Wetter geben. „Da« mag ja sein, aber ich habe keine Lust, mir die Füße im nassen Grase zu erkälten und feiere den Sonntag am besten durch eine Stunde längeren Morgcnschlummer«." „Na. wie sangen gleichsam für sich, die Kinder spielten nnd keine» sah ihn mit seinen Hellen Augen an, die Leute schienen alle nicht zu wissen, daß unter ihnen ein einsamer Mensch weilte, kurz: Sträußler fühlte sich aus einmal so überflüssig auf der Welt, so verödet und verwaist in seinem Herzen, daß er Sie wollen", meinte daraus die Frau, „wenn wir auch morgen I sicherlich, Härte er nur eine Ahnung von Metrik gehabt, ein iu aller Frühe ausfliegen, so brauchen Sie doch keine Sorge! Gedicht gemacht hätte. Er wollte rndeß auf seine Weise die wegen de» Zimmerausräumens zu haben, eine Freundin von I sonntag-einsame Stimmung verscheuchen, indem er seinen Gang mir wird Ihnen die Stube sauber machen, während Sie im I beschleunigte, um ins Wirth-hau» zu kommen, wo seine Ge» „Götterpavillon frühstücken. Gute Nacht uad glückliche Frier« I „offen sicher aus ihn schon warteten. Dort füllte er heute tage gleich. Herr Sträußler." „Tanke gleichfalls", erwiderte I wenigsten» seinen Platz aus, er sehnte sich förmlich, zu Menschen der Äunggeselle und begann, al» die Wirthin fort war. sich I zu gelangen, dir ihn kannten und grüßten. — Än der WitthS» «uszukleiden. Er that die« mit erner gewissen Hast, al« suchte I hauSstube saß nur der Wirth am offenen Fenster und las die er die entstandene Zritversäumniß einzuholen; di« Lcctüre, der s " ' ' " ' -- - - sich der in seinem Bette behaglich Streckende hingab, mußte sehr interessant sein, denn immer stärker schlug der Wind und Prasselten die Regentropfen an» Fenster, die offenbar gern wissen wolltea, welch' merkwürdig schöne Geschichte seine! Mienen immer gespannter und zufriedener machte^ während Zeitung. „Die Sträußler j kein errrn 'sind Wohl alle anSgcflogen, Herr under, bei dem schönen Wetter! ein G>a» Bier gefällig?" Der Angeredete warf einen wehmütbigen Blick ans die still- Kegelbahn und ging wieder fort. Wa» nun beginnen? Man kann nicht sagen, daß die unbehagliche Stimmung, die ihn jetzt mit verdoppelter Macht befiel, etwa Ungesehenem, er begann zu ahnen, daß «S aus der Welt noch etwa« andere« giebt, als Eontobücher, Colportage» Romane und Kegelbahn, rin Elwa», da« mit schmeichelndem Klang a» sein Ohr schlug, an sein Herz mit silbernem Stabe klopfte, rin Etwa», da» sein Bück sehnsücktig verfolgte, ohne daß e» sein Auge sah. Während er unwill zwei Wrißbrkdchen und begann ihren Kaffee zu bereiten. „Wissen Sie wa»", sagte sie plötzlich» „treten Sie ein und trinken Sie eine Taffe Kaffee mit mir." Beglückt nahm Herr Stränßler dir Einladung an, sprach ober, al» er sich an» Tischchen setzte: „Aber Fräulein Caroline, am Pflügst» onntag trinkt man doch Abend» keinen Kaffee?" „Ich bin rob, daß ich da» immer habe." antwortete sie, „man muß Gott danken für Alle», wa» er Ein'in giebt!" Da erklärte er kategorisch, an einem solchen Feiertage wäre ein so einfache» Abendbrod eine himmrlschrriende Sünde und er werbe da» nicht zulaffen, ergriff feinen Hut „nd sagte, er käme ia wenigen Minuten wieder. Er eilte in» Wirlh-hau», ließ sich einen Krug Bier und eine stattliche Portion kalten -raten geben und kehrte mit diesen Schätzen beladen glück» troblend zurück Unterdessen hatte Fräulein Caroline die Jalousien herabgelaffen und die Lampe angrzündrt. So machten sich» die Beiden recht bequem und ließen sich ba re,chliche Abendbrod gut schmecken. Die Lampe Ubergoß da» Angesicht mit ibrem traulichen Scheine und verschönte die j s-ine» unablässigen sn nie in den selbstbewußten Träger einer philosophischen Idee verwandeln. Shakespeare liegt eine Gestalt, wie etwa der Marquis Pola Schiller'», bei dem Uber der Idee die Persön lichkeit vergessen worden ist. völlig fern. „Hamlet" ist und bleibt vor allem M - risch, und die Darsteller, welche einen ouSgemer- gelten Peripatetiker au« ihm machen, schießen ebenfalls Über da» Ziel, wie diejenigen, die ihm ein rein melancholische», fast phlegmatische» Temperament insinuiren. Der .schlotterichte Hamlet" ist ein Unding! Uad noch weniger vermögen vir un» mit der Auffassung zu befreunden, die den SarkaSmu», die beißende Ironie in den Vordergrund kehrt und dem Dünenprinzea einen fast mephistophelischen Anstrich verleiht. Schlegel hat bekanntlich den .Hamlet" al» einen Heuchler bingefiellt, aber er hat diese Charaktrrisirung nur aus Neben» sächlichkeilen gegründet. Hamlet hat zwar von allen diesen Gaben eine Dosis in sich ausgenommen — grübelnder Tief sin», nagender Zweifel, plötzliche Melancholie, die in bittere Heiterkeit oder beißenden Spott umschläal. sind die Folgen «r. 1 nken« und Gedenken«, — aber „Hamlet" Züge de» Mädchen», daß e» eigentlich ganz begreiflich war, I bebäll dabei seine männliche Kraft, und kann in der wen» Slränßler'» Augen sich nicht von ihrem Gesichte ab» I Leidenschaft mächtig aufschäumen, ohne sich in einen wandten. Fräulein Caroline war ein halbverblühte» Mädchen. > ritterlichen, feurigen Jüngling gewöhnlichen Schlage» zu »ein man leider zu sehr die Spuren ihrer anstrengenden Be» ! verwandeln. Die neueren Hamletdarsteller geben der Roll- chästigung onsah Nur ihr Ange hatte etwa» Liebe». Zn» I nun. je nachdem sie die eine Seit« mehr oder weniger betonen, trauliche«. Herzensgute«; der Zauber der Weiblichkeit üvtel ein besondere» Gepräge. Äm Allgemeinen aber hat man die auf den Junggesellen zum ersten Male seine magische Gewalt I Ueberzeugung gewonnen, daß sich Hamlet nicht in eine der au»; ihn deuchte, da» Alle« wäre ein holder Traum, mit dem üblichen Tbeateisormen zwingen läßt, und um Veswillrn auch ich nicht», nicht» auf der Welt vergleichen ließe. Ihm ward I eine schauspielerische Kraft von hervorragender Bedeutung er o heimathlich, so froh zu Mulde, wie noch nie in seinem l fordert. Mitterwurzer ist eine solche. kargen Leben, ja so überschwenglich selig, daß er einigemale I Sein .Hamlet' hat einen kraftvollen, theilweise zur Helden- aufsenszte. Wenn die schmerzvolle Seligkeit, in welche ein! bastigkeit sich aufschwingenden Tnuckzug, und die Folge dieser Weib Jemanden zu versetzen vermag, wie so manche Krankheit.! Auffassung ist. daß die SarkaSmrn «nd ironischen Rede ich aus da« Vorhandensein eine» Baccilln» zurücksübren ließe, I Wendungen, wie auch dir philosophischen Lpergu« von ihm dann war Herr Stränßler durch und durch vergiftet, diese netten j nicht so scharf pointirt werde», wie da« B bei Possart Thierchen schwirrten nur so in der Lust beruni, sie vrangeu I Friedemann, oder auch durch die Ohren, durch die Augen in Sträußler'» Innere», er athmclcsiemitjedemAtbemzug ein, und er selbst hatte gegen diese Masseneinwanderung so wenig einzuweuken, daß er sich ürcktete, eine Cigarre zu rauchen, um nicht durch den Qualm einige dieser zarten Thierchen zu tvkten. Fräulein Caroline war von deren Lebensfähigkeit überzeugter, sie drang selbst daraus, daß er rauchte, und siehe da, der angenehme Zustand Sträußler'» stieg immer mehr nnd m-br. Die beiden welt- verlassenen. verblühten, verkümmerten Menschenkinder wurden der Fall Worte, wie Wirthsckaft, Horatio, Wirthschaft', oder ,E» lebt kein Schurl' im ganzen Dänemark, der nicht ein au-gemachter Bube wär". blieben ohne scharfe Pointirung. Dagegen wurde die Scene mit Rosenkranz und Güldenstern gegen de» Schluß hin mit Meisterschaft gespielt. Groß »nc imponirend sprach Mitterwurzer die Schlußworte: „Äbr könnt mich zwar verstimmen, aber nicht auf mir spielen". Die Unruhe und da» vorwiegende leidenschaftliche Temperament bringe» aber lecker bei Mitterwurzer auch eine bald gute Freunde. Sie batten sich zwar nicht viel Inter-1 athemlose Hast mit sich, die theilweise zur Neberhastung wird essante» zu erzählen, aber BerührnngSpuncte au» ihrem Leben I Da» war in dem Austritt mit den Schauspielern und kurz andcn sie genug, daß jeder spürte, die Freundschaft werde I noch der Echauspirlscene mehrfach der Fall; Mitterwurzer vohl mit diesem Abend ihr Ende nicht erreichen. Sie be»Igeht säst immer in beschleunigtem Tempo, und da» in sich chlcssen sogar, morgen mit einander einen Ausflug zu machen I versunkene Wesen de» Zweifler«, da» Edwin Booth so Uder- und freuten fick kindlich daraus und amüsirten sich königlich. I zeugend zu repräsentiren wußte, kommt bei seiner Darstellung Da klopfte ein Finger an» Fenster, die Stimme der Frau I zu kurz weg. Die Mischung der Farben ist eben da» hob- Schirmer ertönte: „Guten Abend, Fräulein Caroline, kann I Geheimniß. da» für da« Hamlet-Portrait gelöst sein will man nock zu Ähnen herein?" Erschrocken fuhren die Beiden! Dagegen entsprach die Scene im Gemach der Mutter so auseinander, aber da ließ sich nicht» verheimlichen, und nach I recht der Auffassung Mitterwurzer'». und dieser Auftritt einer Miaute begrüßte die soeben vom Ausflug heimgekom» I nebst der großen Schauspirlscene waren die Glanzpunkte seiner mene Frau Schirmer etwa» überrascht die beiden neuen I Darstellung. Än der Scene mit dem väterlichen Geist war Freunde. Eine Au-rede, wie so sich da» Alle» heute Abend z namentlich die erste Hälfte mit der Apostrophe an den Vater ha' --- - die Gesichter der übrigen Bewohner durch da- Toben der l Langeweile war; sein H-rz bereitete ihm Qualen, beim e« uurrbetenen Elemente immer länger und mißgestimmter Warden. I wuchs und schwoll vor Sehnsucht nach clwaS Ungekannte», Dir kategorische Prophezeiung der Frau Schirmer schien indessen doch iu Erfüllung z» gehen: Herr Sträußler merkte nicht, daß der Regen allmälig schwächer wurde und ganz aushörte, daß der Sturm sich grollend verzog und zugleich alle Wolken «itfrgte, daß die Bäume über Nacht ihr grüne» Gewand au- legteu, daß der Frühling in nächtlicher Stille die herrlichsten Vorbereitungen zum würdigen Empfang de« Festlag« machte. I kürlich" den Weg nach seiner Wohnung «inschlug, stiegen ihm de« di« Erde entgegen rollte. Da« häßliche Wetter schien nur! Bilrer der Jugend auf. die er lange vergessen,' seine Mutter >u dem Zweck dagewesen zu sein, »m die Natur rein zu l sah ihn zärtlich an und legte im Sterben segnend die Hände Waschen «ad den Himmel spiegelblank zu scheuern. I aus sein Haupt: „Ich gehe von Dir, mein Ki»d. Gott mache Lronhard Sträußler lag nvck im tiefen Schlummer, den «Dich glücklich!" „Ja. da» Glück, da» Glück!" quoll e» in ihn, »icht einmal die tolle» Gebilde de« Roman« zu stören ver»! heiß und schmerzlich aus, „Gluck, wo bist Tu?" Da drang mochten, al« die Sonn« ia blendendem Glanze aufqing und! ,u ihm «in dumpfe-, leise» Rasseln und Schwirren, erstaunt di« über Nacht ergrünte und ausgeblühte Welt begrüßte. I blieb er sieben; ein Mäbchen saß am verschlossenen Fenster Zur Zeit, wo Frau Schirmer'» Finaer leise draußen pochte I eine» schmucken Häuschen» vor der Nähmaschine, vcr Schatten und ihre Stimme rief: ,E« ist Zeit. Herr Sträußler", wachte! seiner Gestalt fiel aus die blendrnkweiße Leniwanv unter den diesmal der Schläfer von selbst aus und sein« Taschenuhr aus I bleichen Fingern de» Mädchen», daß sie ihr Haupt wenbete dem Nachttischchen bezeugte ihm, daß er eigentlich noch eine! und den unfreiwillige» ArbeitSflörcr dicht an ihrem Fettster Stunde schlafen könnte. Die» gelang ihm aber nickt uad so! sah. Ein flüchtige» Lächeln huscht« über ihre Wangen, sie verließ er da» Bett, öffnete die Thür und sah de» Sessel mit! uickte Herrn Sträußler freundlich zu, öffnete einen Flügel de« deu Kleidern und den Schuhen neben den Füßen desselben in I Fenster« «nd sprack: „Galen Abend. Herr Stränßler. ick dimselhen Zustand«, wir er die Sachen gestern herou«gestellt! habe heute früh wohl etwa« vergessen und ich soll'» jetzt nach» hattr. .Also doch au»aeflo-en". sprach er zu sich, „daun ist I holen?" Tr machte ein erstaunle« Gesicht, da» gerade nicht sehr st» schöne« Wetter draußen." Lu» unaereinigtrn Kleidern I geistreich auSsah und bliebdieAntwort schuldig. „Frau Schirmer «ns da» Wetter zu schließe«, während funkelnder Souaeuschria! ersuchte mich, ich sollte sie heule früh vertreten, und da Sie da» ganze Zimmer durchfluthete, kann allerdings «ur einem! jetzt herankommen, dachte ick, daß ich noch etwa» b< verknöcherten Junggesellen pasfiren, der seit viele» Jahren j müßte." „O ich danke." sprach Herr Sträußler. „Also Sie täglich zehn Stunden ia einem düster» Comptoir arbeitet«. Än volle, Se»üth«ruhe »ars sich Herr Sträußler ln seine Fefltag«gewä»d«, und trat den Weg zum .GStter- davillon' „Ich bin nur neugierig, wie »eine Wirthin da» mit dem ZimmernufrSumen arrangirt hat. Ich bin fi« hat die ga^k^che^vcr^essen »nd ich^tzab« de» »rn» fir heinckommt: eine Un»n- einfach und natürlich gemacht habe, war in Folge der Stell-1 mit künstlerischer Vollendung au«gesührt. Röelorifch wie Vertretung der Frau durch da» Fräulein bald gesunden und I mimisch war Alle» bi» auf» Kleinste fein durchdacht. Mächtig nach kurzer Zeit trat Herr Sträußler mit Frau Schirmer I wirkte die wunderbare Steigerung in den Worten: „Iw den Heimweg au. Bevor sie eiuander gute Stacht sagten, bat I nenn' Dich Hamlet — Fürst — Vater!" In da» Wer: er seine Wiethia» sie möchte ihn morgen um eine Stunde! ..Vater" legte Mitterwurzer hier den Affect, obwohl er cs früher wecken. I leiser accentuirte al» die vorhergehenden Worte. E« zwinqi Herr Sträußler hatte ein« böse Nacht Er konnte absolut! mich Da», gleich «in paar Worte über die Natur und Eni nicht einschlafen, da» Herz flog ihm förmlich unter den Rippen I stehung de» .Affecle»' zu verlieren. Unsere Künstler — ick und um seine Mundwinkel zuckte e« bedenklich. In seinem I brauche nur an Herrn Borckerbt zu erinnern — glauben. Innern tobte ein tolle» FiühlingSwetter, dessen Bedeutung er! laß der Affect in der gesteigerten Kraft liege. Die gesteigerte nicht kannte. Er schrieb seinen Zustand dem Magen, den er I Kraft wird aber selbst in ihrer höchste» Potenz noch kein sich verdorben zu haben glaubte, zu, und stand a»f, eine»! Affect. Da» Schreien und Gesticnliren thut» »icht. Zn dem Liqueur, den er für solche Fälle hielt, zu trinke». Di- Sache I äußerliche» Moment der Kraft muß da» innerliche der wurde aber dadurch nicht besser. Stet» hörte er die Stimme I Empfindung hinzutreten. Kraft und Empfindung geben iu der Nähterin, dann hörte er da» Klappern der Nähmaschine, I ibrer Mischung den Affect. Der alte Lchseld nannte un» den dann sah er da« Mädchen an dem sauber gedeckten Tische I Affect einmal „die höchste Anspannung aller pl'vsiscben und sitzen, wie sie ihm «in Butterbrod zurecht machte. Er kan, I psyckischen Kräfte", und hatte damit eher da» Richtige ge- sich schließlich so elend und krank vor. daß ihm zwei dick-! troffen, al» die Dramaturgen der alten Schule. Äm höchste:: Thränen über die Backen liefen. Nicht ander» erging e» seiner ! Affect wird die heftige Gesticulation, die sich mehr und mehr Freundin: auch sie fand nicht den Schlummer, ihr Gemüth I steigert, in den Rubepunct der höchsten Anspannung geratben war in «mein stürmischen Aufruhr, angstvoll vergrub sie ihr! Alles die» Halle Mitterwurzer m herrlicher Weise beobachte! Haupt in die Kiffen, bi» endlich ein und derselbe Gedanke an I Unbefriedigt hat un» dagegen sei» Spiel in der zweiten den morgigen AuSslug die Beiden einschlafen ließ. I Scene mit dem Geist gelassen. Mitterwurzer antwortete hie. Al« früh morgen» Herr Sträußler geweckt wurde, sprang I dem Geist mit einer tonlosen Ruhe und Gclafscnbcit. Vi er mit jugendlicher Lrbendigkeit au» dem Bette, zog sich rasch ! "icht am Platze ist, wenigsten» nicht in dem Maße. Daß ans an und trat an» Fenster. Aber der Himmel war ganz um» I den Affect eine gewisse Apathie eintritt, ist nicht menschlick wölkt, «in gemülhlichrr Landregen sprühte hernieder. Da» I Immerhin war die Peripetie bei Mitterwurzer zu jäh. Er hatte Stränßler ganz und gar nicht erwartet, er batte io I wollte originell sei», hier hat ihm aber seine Originalität bestimmt auf gute« Wetter gerechnet, al« seine Wirthin! keinen gute» Dienst geleistet. ES war derselbe Fehler, de: Tag« zuvor. Mit langsamen Schritten durchmaß er da« I schon sein Derblay an sich trug. Zinimcr und in seinem Herze» wurde e« so traurig, al» I Der große Monolog „Sein oder Nichtsein" ist schon auS droben gra» der Himmel. Der schöne Psinqstlag war total I Mitterwurzer's Austreten al« „Kean" bekannt. Er sprickl verdorben und er war rathlo», wie er die Bekanntschaft mit! ihn auch mit einer »wissen Hast »nd kann wie alle andern dem Mädchen ohne den An-flug wieder a,«knüpfen sollte.! an da» rhetorische Meisterstück von Edwin Booth nickt hinan Frau Schirmer horchte mehrmals an der Thür, ob denn ihr! I»> stummen Spiel hatte Mitterwurzer schön- Momente. Mieth»h«rr noch immer statt sorlzugehen seine Wanderungen I Namenllich im Abschied von Ophelia. Mit ander» sogenannten , . .—--— ^ ' '— '— " ' Virtuos-iikm'stslnckchen läßt sich rechten. Aus un» kann es keinen Eiiitrnck hervo»rusen, wenn er bei den Worten, daß die Schanspirlcr der Natur den Spiegel Vorhalten, au- seinem Mantel einm ovalen Toilettenspiegel formt, und ilm gleichsam der Mutter Natur durch» Fenster hinhält. Dar isi ei» Appell an die große Masse, und trügt di- Signatur de» Erkünstelte» an sich. Auch da» Dehnen der Worte stört bei im Zimmer unternähme. Sie war eine sehr erfahrene Frau und wußte seine klägliche Lag« zu würdigen. „Daß sie nicht jung ist. hat er wohl gesehen, aber er ist doch älter al» sie. ist» wohl nicht« I Mitterwurzer oft ungemein. Au» dem Worte »blulichänderisch' mit Ihrem LuSflug. Herr Sträußler!' »Sie sagten aber',! macht er z. B. drei, indem er .blut—schän—dcrisch' spricht fuhr er sie an. .daß zu Pfingsten habe ick nur vom Pfingstsonntag b jetzt herankommen, dachte ich. daß ich noch etwa» besorgen — .... ' wgttn e»? Aber warum sind Sie an dem schönen Pfingstsonntag nicht auch auSgerUckl? „Eick, ick konnte nicht, ich mußte für vi« gnädige Frau Doelor einige Sacken rasch nSH?n, und um den lieben Feiertag nickt zu entweihen, habe »ch da» Fenster geschlossen. Gott sei Dank, jetzt bin ick fertig." Die beiden Leute unterhielten sich eine Weile, ein Wort gab da« andere, »»terdeß deckte da« Fräulein recht appetitlich ihr Tischchen, rin« Tasse daraus «nd einen T daß Beide arm sind, werden sie auch wissen, und daß sie Beide nicht schön sind, da» genirt jedenfalls keinen Von beiden, aber wenn sie miteinander glücklich werden wolle», will ich'S s nicht hindern." Sie trat in« Zimmer und sagte: .Heute " zler!" .Sie lagt . _ . schöne- Wetter seil' .Da« ! Da» ist manierirt und trübt da» Bild, behauptet, weil ich da immer ! Herr Mitterwurzer ist ein geistreicher Schauspieler, d i» einen LuSflug mache, der Montag geht mich gar nicht» an.' ! bewies un« sein .Hamlet' aus« Neue. Möge er sich vor „H-> G-beugt von der Schwere seine« Unglück» stand der lange s rrichelei" hüten! Si- spielt ihm ja euch bei seiner Darstellun Bursche da und sah di« Frau hiljeflehend an. .Wissen Sir! de» .Mephisto' oft einen Possen. >oa». Herr Sträußler'. meinte diese, .da Ähr Ausflug zus Die übrigen Rollen hatten wohl keine verändern,,'. Wasser geworden, und Sie sich bei dem Fräulein für ihres ihrer Besetzung erfahren. Der König de» Herrn Borcherr Einladung von gestern revanckire» müssen, gehen Sie doch s malte die Seelenlämpfe in der einzigen, große» Scene, d - hinüde, und laden S>« sie Nachmittag zum Kaffee bei mir I der König hat, nicht intensiv genug au», und si- ging rin. Ihnen ist« doch recht?' Mit offenem Munde starrte »r! Folge dessen klanglo« zum Orku». Dir Krafllosiakcit ,u- die Wirthin an. al» habe er eine unglaubbare Himmel»-1 Reue mußte erschütternder wirken. Da kann kein Palöos botschast vernommen. „Aber wie kann ,ch denn—' .Ach. Helsen. In den übrigen «uftrilten hatte Herr BorckerU gehen Sie nur, da» Fräulein ist gewiß schon längst angekleidet > imposante Haltung, da» Einzig-, wa» ja auch diesen König und wartet bereit» aus Sie. Nnterdcß räume ich Ihr Zimmer I ziert. LobenSwrrth führt« Frl. Truhn die Partie der Königin auf.' Dabei schob sie ihn zur Thür hinan». So ging er > durch. Auch Frl. Pölitz al« „Ophelia" war ausreichend, denn zu ihr und merkte nicht, daß dichte Regentropfen lustig I ohne indessen besonder» hervorragende Momente arisziiiveis-n aus ihn hrrabsielen. — Ä» ihrer Stube stand Fräulein Earo»! Ten Laerte« svirlle Herr Hartmann. Die Rolle ist nickt line und legte, al» sie ihn herankommen sah, die Hand ans! sonderlich dankbar. Mit etwa« Feuer ist Alle« dabei gethan. ihr klopfende« Herz. — — — — s L«rr Hartmann gab ihr ein energische«, männliche« Colorit. Anerkennen-werth svrach Herr Matthae« den „Horatio" z», , »Rosenkranz und Güivrnstrrn fanden durch die Herren Hän» Hrkukv EPkuItk» I selrr und Rohland angemessene Wiedergabe Nur s-hltc L«'pt>g. lb- Mai. Nachdem un» Her, Friedrich I zuweilen der sein« Humor, den der Dichter diesen Hosschranze» Mitterwurzer in seinem .PhilippDrrblay'ein»immerhin I verliehen. Für dir Nolle de» ersten Schauspieler« eignet« sick minderwerlhige Noll« vorgesührt hatte, trat er gestern mit I Herr Bischer durckau« nicht. Wenn er auch Uber di« nvthige» seinem .Hamlet" vor da« hiesige Publicum. I theatralischen Posen verfügte, so ließ doch die Rhetorik, in Kein Dichter hat e« so zwingend verstanden, da» Zeitliche I Folge de« Organ» de» Darsteller», nicht weniger al» Alle« zum Ewigen, daS Vpecirll« zum Generellen, vi« Individualität I zu wünicheu übrig. Der „Poloniu»" de» Herrn H-rbii und zum Allgemein-Menschliche« zu rrmritern, wie der groß-Vritte. I der „Geist" de« Herrn Treutler geben zu AuSstellnngkn „Hamlet" ist der beste Bewr,« dafür. Die Individualität de« j nicht Anlaß, obwohl nicht verschwiegen sein soll, daß ver zweifelnden, tiefsinnigen Dänenjninzen erweitert sich vor unseren I Poloniu« weit wirksamer gezeichnet werden kann. Angen zu dem traqi'chri, Geschicke der Menschheit, dem ewigen l Die Vorstellung war im Ganzen fleißig ewstndirt In den . . ^ Fluch« de« Denken«. Ader dadei muß „Hamlet" doch eine! Teisterscenrn war un» zu viel Licht. Da» Rcmbrandl'sch« stellt« rin, Lasse daraus und «inen Teller mit Butter und' dramatisch« Figur voll Blut uud Lrbcn bleiben, und darf sich ' Helldunkel ist hier am Platz«. Hermann Pilz.
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