Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-24
- Monat1888-05
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1888
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G»fch,i«t Kgttch ft«h «V. UH-. »MM« ut Lrpetlti» Joda»««»>k» ». Ltzncht»»»« per LrßMi«: '10-11 Uhr. »-«UN. M MI >««»», 1«r kür dt, «»«« ,„»« Aii»»re üe«tt»«tr, L»«er,tt «» Nach ent», e» Ist» » Uhr N«ch»,n«,». >»»» -ritt«»«» »r»tz pt«'/,t» Udr. Z, tz« FUiile, str 2»s. A»»»tz»r. Ott« Rle»». u»tverfftät«ßr»ßr 1. tot« klicke. Kalhartnrnßr. » parr. ». Kö^gtpla- 7. >»r bi« '/,< Uhr. ttpMr Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abo»«e«O«tsp»Oi» Vierteljahr!«» «V, «1 i»cl. Brinaerloh» 5 NN.. dnrch dt« Post bezogen 6 Mr. Jede einzelne Rnaunrr 20 Ps Belegeremplar 10 Pf. Gebühre» «ür Eztrabeilaar» sin Tageblatt. Format ge>aitzt» ahne Postbelörlernag 60 Ml. «»t Poftdesordernag 70 Mt. Inlrrate Saespaltenr Petitzrile 20 Pf. GrSher« Tchnste» laat »ns. Preisvertzeichnck. Tabellarischer ». Zlffernsatz »ach hoher» karg. »erla«e» «trr de» Nedaetionsürlck di» «petpaU, Zrit»bOPs..»ard«»Fa«ille»»»chricktt» dt« «-espalteae heil« 40 Pf. Inserat« find stet« a, die GrpröittO» »» sende». — Rabatt wird »uh« gegeben, Zahlnng prnannmarnaäo »der dirch Past- „chnahinr. ^ US. DonvePOlag den 24. Mai 1888. 82. Jahrgang Amtlicher Theil. vtdnlit««chm>r. A» Lage si»d H« Arledrtch Her««»» LFOner hier, Hainstraß« N» Hmterzc». III., °H«rr -Mckrtch Wikpel»» M»r1tz Ar»hh»r« hier, Nürnberger Straße 27, IV., von »»< skr dt« ge»erd«»ahige Au«üd>»g der mikroskopische» gleijchdefch»» i» der Stadt Leipzig i» Pflicht genommen werde». Leipzig, am 1». Mai IS«. Der Math der «t«dt Letpzl«. vm. SlS.SlS vr. Tröndli». De. Gruigmuth. Vrkauntmachll«-. Die Leuchtkraft de« städtische», Leuchtgase« betrug in der Zeit vom Ick. hl» «tt 2V. diese« Mo««ts i» Argand- brenner bei 2^ Millimeter Druck unv ISV Liter» stündlichem Consum da« 18,4 sache der Leuchltrast der deutsche» Normalkerze Von 50 Millimeter Flammrnhöh«. Da« fpenflsch« Gewicht stellt sich im Mittel ans 0,441 Leipzig, am 28 Mai 1888 De« Math« Depvtatlo» »» de» Gasamstalte». rekmnlmchmiz. DK Mck»«li«Pkeiteu der Sparcaffe bleiben wegen I de« »» Sonnabend, den 2« Mai d. 3.» stattfindenden Umzüge« an diesem Tage geschloffen und können die für genannte» lag gekündigten Betrage schon Freitag, de» 25. Mai d. J„ i» Empsaug genommen werden. Bon Montag, den 28. Mai d. Ä. ab befinden sich die Sparkasse, die Hanptduchbalterei und die Hauptcasie parterre t» de» «e»en Nff««lichkeite» a» der Promenade»» fette de« jetzigen Gebäude«. Der Pfaaververfatz beim Leibhause wird am 26. Mai d. 3. nicht unterbrochen, dagegen »rsolgt di« Eichlösung der ^ Psitader »ur insoweit, at« «4 die Umzugtardrltrn gestatten. Sechzig, 18. Mai 1888. De« Rath« Depmtatio» fiir Lethha»« »»d Sparkasse. Die bei dem hiesigen Leihhause in den Monaten Mat, 3»»t, J»lt »nd Slagast 1887 versetzten oder erneuerten Pfänder. die weder zur Versa Uzeit nech bi« jetzt eingelvst worden lind, auch nicht bi« zum 8l. Mai ». e. emgelvst werden, sollen den 8. Juki d. I. «ad folgende Tage im Parterre-Locatr de- Leihhause« öffeuttich versleigerl werken. E« klone« daher di« in den genannten Monate., versetzten Pfänder nach dem St. Mai ». o. und spateste»« a« 4. Ja«t d. I. nur unter Mitealrichtung der AuctionSkosten von 4 Pfennige» vo» jeder Mark de- Darlehn« etngelckst oder »ach Befinde« eraearrt werden; vom 5. Juni d. I. an. an welchem Tage der Auction«katalog geschlossen wird, kau» lediglich die Elnlffs«»g derselbe« unter Mit- entricht»»g »er Aurlionskosten von 4 Pfennigen von jeder Mark de, ga»ze» Aorder»»a de« Leihhaus«« stattfinden, und zwar nur bi« zum 28. J»»l d. 2-, von welchem Tag« ad AuctionSpsLndrr unwiderruflich «»eder ei«gelöst »och prolongtrt werden können. E- hat also vom 29. Juni d. I. an Niemand «ehr da« Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eigenthümern nur aus dem gewöhn lichen Wege de- Erstehe»« wieder erlangt werden. Dagegen nimmt da« Geschäft de« Einlös,»« und ver setzet «derer Pfänder während der Auktion i« de» gewöhn lichen Localen seine» ungestörten Fortgang. Leipzig, de« 1ö. Mai 1888. DeS Rath« Deputation skr Lethha»« aad Tparcaffe. Mallntmchun-. Dir A»«sührrmg l) der Zi««eeardettea, 2» der Lchteferdeckerarbeiteu, ») der Kle»rp»erarbelteu fiir da» Geha«storaeba»de, da» Gerabbeegebäud« und »al >l«»ouiak»affee» ,»- Theer-Borrat-»- basst» bei dem Erneuerung«»«»» der l. Ga«anstalt sollen in Accorv verdungen werden. Di« Zeichnungen »nd Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II. i» Eonnewitz au« «nd köa»« daselbst eingesehrn rrsp. e»tnomu»«u werden. ve,üqliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: l: Grtza»g»rgebaa«e r«. Li«»rerarPeite», »2 »r . Lchiesevdeckerarbeite», >r Ol«»r»«era«P«tle« . . fffr dl« I. «a«a»stalt versehe» i» de, Nuntiatur de« Xathe«, Xathha»«, 1. Mage, und z»ar bi« zu» Prritag dp, 8. Im» d. 3^ Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Der Nath behllt sich jede Entschließung und insbesondere da« Nicht dar, sämmtiiche Offerte» abzulehne». Leipzig, «m ». Mai 1888. Da« Rath« der Stadl Leipzig Depatatto» z» de» Gasanstalten. vrkaunlMchllng. Wegen verikiderung der Wasierie>lung«anlag«» Wird dle HoSpttalsteage aus der Strecke zwischen Platostraße und Gericht«»«- von Donne^tag. den 24. diese« Monat«, ad aus etwa » Tage für den dnrchg-heade« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 2S. Mai 1888 Der Rath der Stadt Lsipztck. vr. Georgi.Hen»ig H »087. VelmnutMchvng. - Die Autsührung der Lrattoirtegnng ans der westlichen Seit» der Jatzannitzal«, van «er äußere» Ho-pitalstraße auf ea. 112 » L«»ge so> a» «inen Unternehmer in »« verdungen werde». Die Pedi»au»g,n für dies« Arbeiten lieg«, in unserer TiestaMverWaltmL «athban«. L Mage. Zimmer Nr. t«. an no» ISmien da selb» «»gesehen, rrsp. gegen Entrichtung der Gedghre» entnommen »erden. Dqdqttch« Offert.» sind verstpplt «w mit d», A»sschr,st »" 2-4—t««»ee" vers^e» ebendosetdst und zwar bi« z»m 8». Mai NackmittNö b ttbr etnz»rrichei, Por Nath deh«U sich da« Nicht »«. slmmUlch« Ange. bat« nbackehne». Lrtpgg. de» 1» Mai 1888 .. . De« Rath« der Stadt Leipzig M IM«. Stratze»d«»^Dep»tatto». WaldgrSserki-verpachtun-. Im Forstrevier« Toanrwitz sott Freitag, 28 NN«t d. 2« die diesjährige Gra«uutz»»g unter den im Termine noch näher anzugrbenden Vevinguagen unk gegen sofortige Bezahla»g nach dem Zuschläge parcrllenwnse meistdieten» Verpachtet werden. 3asa«»ie»k«aft: ». vormittag« » Uhr am Psi«»r- garte» IM Slreitbolze bei Eonnewitz, d. vormittag« l l Uhr ^ an der Paaigsbrüeke in der Eonnrwitzer Linie Leipzig, am l8. Mai >888 De« Rath« Forffdepmtatlo«. diichtamtlicher Theil. Rußland und Oesterreich. Ein Gefecht, welche» am l6. Mai in der Herzegowina nahe bei der montenegrinischen Grenze stattsand und mit der Zersprengung einer au« Montenegro eingefallenen „Räuber- > vanbe" und dem Tode ihre» Anführer« endet«, wirst ein «igenthümliche» Licht aus da« verhältniß, in welchem Ruß land zu Oesterreich-Ungarn stedt. Die Sache hat sich in folgender, sehr seilsamer Weise zuqetragen: Am 8. Mai ver schwanden au« dem montenegrinischen Gefängnisse Grmoschur aus einer Insel im Ecukarisee aus bisher noch unaufgeklärte Art 2l Verbrecher und wandten sich angeblich nach den nord- albanischen Bergen. Am Tage zuvor verließen acht Herzego- wrnische Flüchtlinge, darunter Stojan Kovacevic, bekannt durch die Rolle, welch« er im Jahr« 188l bei dem Ausstande in der »erzeqowina gespielt hatte, und der Bandensührer Milntia vlie Tativari, wo sie beim Straßenbau Verwendung gesunden halten. Diese Flüchtlinge gekörte« zur Zahl Derjenige«, welch« feit Niederwerfung de« Ausstande« i» der Herzegowina) in Montenegro internirt und aus Slaat«kvste» unterhalten »ur^ den. kurze Zeit darauf, am l8. Mai. fand der Zusammenstoß der angedlichenRauberdande mit einem österrrichischenGtreiscorp« statt, bei welchem Milutin Jlic gelvdtet wurde. Die Be zeichnung „Räuberbande", welche bei Meldung de« Vorfall« gewählt wurde, erscheint »««halb nicht zutreffend, weil No»b offenbar nicht der Zweck war, welcher die entwichenen Ver brecher und Aufrührer nach der Herzegowina geführt hatte, sondern vielmehr die Erregung eine« Ausstande«, wie er auf der Balkanhalbinsel in den letzten zehn Jahren regelmäßig an verschiedenen Orten hervorzubrechen pflegt. Wenn man seit dem Staatsstreich de« Jahre« t885 daran gewöhnt war. al« Schauplatz solcher Ausstände Bulgarien »u betrachten, so hatte da« seinen Grund nicht in einer besonderen Vorliebe der Ruhestörer für kiese« Land, sondern e« lag daran, weil dort der meiste Zündstoff angrhüust war und weil demgemäß Abenteurer hoffen konuten, dort am besten ihr« Rechnung zu finden. Nur völlige Unkenutuiß der Verhältnisse auf der Balkan Halbinsel könnte in der Entweichung einer größere» An zahl von Verbrechern au« dem Gesängniß Grmoschur unv der Entfernung der Straßenarbeiter au» Antivari rein zufällige Ergebniste erblicken; bei diesen Vorfällen sind vielmehr dieselben Kräfte tbätig gewesen, welche den Bauern aufstand in Rumänien, den Mioisterwecbsel daseldst und in Serbien verursacht haben. Russifche halbamtliche Zeitung« stimmen haben zwar jede Schuld Rußland« an diesen Errig, mssen akwelehnt und sich darüber beschwert, daß Oesterreich in allen Balkanstaaten da- große Wort führe, während doch Rußland nach Lage der Verhältnisse weit eher berufen wäre, aber alle Anzeichen »eisen mit großer Wahrscheinlichkeit, um nicht zu sagen mit voller Gewißheit, daraus hin. daß Rußland bei allen diese« Bewegungen die Hand im Spiele hat. Daß der Fürst von Montenegro der bevorzugte Günstling Ruß land« aus der Bolkanhalbinsel ist. hat die Behandlung de wiesen, welche ihm nach dem letzten russisch-türkischen Kriege zu Theil geworden ist. Rumänien, da« sich ungleich größere Anwartschaft aus den Dank Rußland« erworben hatte, mußte sich einen Landtansch von dieser Macht gefalle» lassen, der einer schweren Einbuße gleich kam, Montenegro erhielt da gegen einen Zuwachs, gegen den sich die Türke» so lange al- irgend möglich gesträubt hat. Heut« verlautet gerüchtweise, daß Montenegro al« Prei« eine« siegreichen Kriege« Rußland« gegen Oesterreich-Ungarn Dalmatien versprochen worden ist. Der Zusammenhang zwischen der Entweichung von Ver brechern und Flüchtlingen au« Grmoschur und Antivari mit dem Treffe» an der herzegowinisch-montenegrinischen Grenze läßt sich natürlich rbeuso schwer Nachweisen, wie ein solcher zwischen den Aufständen in Bulgarien mit der feindlichen Haltung Rußland« gegenüber dem Fürsten Aleranber, der Regentscbast und dem Prinzen Ferdinand sestzustellen ist. aber eine systematisch nachweisbare künstlich« Entwickelung der Ber- hältnistr auf der Balkandalbinsel, wie sie die letzten Tage zeigen, führt mit Nothivendigkeit zu dem Schluffe, daß ohne Einwirkung Rußland« heute auf der Balkanhalbinsel Ruhe herrschen würde. Die Rede de« Fürsten BiSmarck vom 8. Februar be zeichnet einen Wendepunkt in der russiscven Politik aus der Balkanhalbinsel. Seit diesem Tage hat man in St. Peters burg eingesehen, daß man aus dem bi«berigrn Wege nicht zum Ziel« gelangt. E« ist noch einmal ein schüchterner Versuch gemacht morde», eine» Gesamwtschritt der Mächte znm Zweck der Entfernung de« Prinzen Ferdinand vom bulgarrschn, Tbron zu veranlassen, seit sich aber auch diese« Streben al» erfolglos erwiesen hat» ist der Hebel an anderen Stelle» an- gesetzt worden. Die russische Taktik ist jetzt daraus gerichtet, die grsammte Entwickelung. welche die Verhältnisse auf der Balkauhalbinsel seil zwei Jahrzehnten genommen baden, in Frage zu stellen und den Bewei- zu führen, daß nur Do« dort Bestand hat, wa« sich der Billigung Rußland« erfreut. Oesterreich-Ungar» al« Mitinterefsent Rußland« aus der Valkanhaldinsel ist dadurch in eine sehr schwierige Lage gebracht, weil die beiderseitigen Interessen mit einander m «USsbarem Widerspruch stehe». Rußlaad widerstrebt de. selbstständige» Entwickelung der Baikanstaaten und kan« nur solche Parteigänger gebrauchen, welche dt« russiscke Arbeit verrichte», w»e e« Montenegro thut. Aber auch diese« kleine Land wird bald genug ans die Seite der Gegner Rußland« getrieben »erden, wen» der Zeitpunkt einaetrrten ist. welcher darLber entscheidet, ob di« Balkanhalbinsel russische Provinz »erd« soll »der unter de« Schutz der LUrle» und Oester- reich« de» ihr erreichbare» Grad selbstthätiger Entwickelung anstrebea soll. E« ist scho» vor längerer Zeit die Frage augrregt worden, ob den» nicht eine Verständigung Rußland« und Oesterreich- Ungarn« über da« beiderseilige Machtgebirt auf der Balkan- dalvinsel erlangt werden kann. Schon bald nach dem Staats streich vom 18. Seplrmder l88L, welcher die Bereinigung von Nord- und Süddulgarien zur Folge batte, wurde diese Krag« gur Erörterung gestellt, aber sie ist bl« zum heutigen Tag« «ne offen« arbliebea, weil Rußland aus der Balkan. Halbinsel da« Heft allein in der Hand haben und keine Nebenbuhler dulven will. Mit Rußland sicht nur Der jenige ans gutem Fuße, der seinen Wünschen keinen Wider stand entgegensetzt. Die beste Lösung der bulgarischen Frage nach russischer Anschauung wäre die, wenn die Mächte Ruß- land in Bulgarien freie Hand ließen und wenn Oesterreich' Ungar» odenein Bo«nien und die Herzegowina an Rußland adträte. Dan» würde Rußland wenigsten« augenblicklich zufrieden gestellt sein. Ob e« nicht nach einiaen Jahren der Meinung wäre, daß Ungar« eigentlich zur besseren Ab- runduna de« russischen Gebiete« dem russischen Machtbereich einderlnbt werden müsse, bleibt dahingestellt. Der Appetit kommt bei« Esten, und Rußland hat in Eentralasien gezeigt, wie weit seine Wünsche sich au-zudehnrn fähig sind, wenn man ihrer Erfüllung keinen Widerstand entgegensetzt. Die relativ gute Gestaltung de« verhättnisie« zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn beruht aus drr Stärke de» Wider stande«. weichen Oesterreich-Ungarn Rußland aus drr Balkan- Halbinsel entgegensetzt. Jede« Rachgedea in dieser Beziehung steigert die russischen Anforderungen bi- zur Unersüllbarkeit. Serbien. Rumänien und Bulgarien können nicht» Bessere- thun, at« sich unter den Schutz Oesterreich« zu begeben. Da gute Einvernehmen mit der Türkei ist ja für die kleinen Balkanstaate« auch nicht werthlo«, aber die Türkei bedarf selbst so sehr de« Schutze« ihrer Freunde, daß sie nur als Werkzeug derselben Bedeutung beanspruchen kann. « Leipzig. 24. Mai 1888. " Ueber da« Befinden de« Kaiser« berichtet die Post" vom Dienstag: Di« Besser»»« im Nllgcmelnbcfiadrn Gr. Majestät bet Kaiser» macht die erfreulichsten Fortschritte. Dle Felerlagt sind sür Aller- höchstdenselbea gut verlausen, denn auch die beiden letzle« Nächte wurde» wenig durch Husten-Ansälle unterbrochen. Am ersten Fest, tag erschien Seine Majestät der Kaiser, wie schon gemeldet, gegen Mittag zwei Mal am Fenster, und dann auch am Nachmittag um 3 Uhr 4L Minuten, nm 3 Ubr bO Minute» »nd späterhin noch einmal um 5 Uhr 40 Minuten. Den ersten Festtag verbrach!« S«. Majestät ln Zurückgezogenheit; Nachmittag» verweilte Aller- hächstderselb« zu wiederholte» Malen im Schloßpark. Gegen S Ude «deud» begab sich der Salier zu Bett, verbrachte riue gate Nacht und stand gestern Vormittag gegen 9 Uhr ans. Gegen 10 Uhr begab sich der Kaiser nach seinem Arbeii-zlmmer und zeigte sich zwei Mal kurz nach 10 Uhr am Fenster. Die Menschen- menge vor dem Schloß jubelte in enthusiastischer Weise dem Monarchen zu. Während am ersten Feiertag die für den Nach- mittag geplante Aa-sahrt de« starken Winde- wegen aufgegeben werben maßte, miteraahm dle kaiserlich« Familie gestern Nachmittag um 5 Uhr 20 Minuten eine Fahrt durch Lharlottenburg. Da- Gedränge um da- Schloß herum und in der Berliuerslraße war gewaltig, von Berlin erhielt die Bolkrmeage stetigen Zuwach« und an manchta Stelle» staute sich der Verkehr vollstäudlg. Der Kaiser, der ln osfe«r Kalesche neben der Kaiserin saß. wurde aus dem ganzen Wege durch dt« Berliner- und Hardenbergstraße, dann da- Ldarloltenburger User entlang und bi» zum Schloß zurück mit brauieaden Hoch« nab tzurrad- begrüß». In einem zweiten Wogen folg- »en Ihr« könlgl. Hoheiten dle Briuzrssinnen-TSchter; im dritten Wagen saß vr. Mackenzie und ein Flügeladjntant. Der Lnthusia-mu- drr iaachzenden Bevölkerung war so groß, daß der kaiserliche Wagen- zug stellenweise völlig umringt wurde nud die Wagen nur im Lchrilt weiter kommen konnten. Se. Majestät der Kaiser dankte in Herz, gewiunenber Weise sür die dargebrachte» Ovationen und auch die Kaiserin war hochbeglückt aber die warme, patriotische Kundgebung Da der wind später sehr lästig wnrd«, fuhr der Wagen der Prin> zesstn»e»r«chter am llharloitcnbnrger User dicht an den kaiserlichen Wogen Hera» »»h drr Kaiser stieg in den mittlerweile geschloffenen Wagen der Prinzessinnen eia. Daun ging die Fahr! Weiler. Vor IS» der Spazierfahrt hatte der Kaiser längere Zeit im Park per- wellt. — War der erste Feiertag in aller Stille verlausen, so at Ge. Majestät gestern dagegen diele Besuche empsangen. )o am Vormittag um 10 Uhr 4L Minuten Seine königliche Hohttt den Prinzen Heinrich und die Lrbprinzessi, don Sachsen- Meiningen; u« 10 Uhr 50 Minnten den Minister d. Putt- kamer, welcher di« 11 Uhr 35 Miaut», Bonrag hielt Um 10 Uhr 55 Miunten erschien Er. kaiserlich« und königlich« Hoheit der Kran- Prinz. Am Nachmittag gegen 1 Uhr traf Se. tüaiglichr Hoheit Prinz Leopald ein und verblieb bi« 2'/. Uhr lm Schloß. Um 2 Udr 20 Minute» hott« der belgische Gesandte die Ehre de- Empfanges, um 2 Uhr 35 Minuten Fürst Radziwill. Hente Bormittag u nter »ahm Ihr« Majestät die Kaiserin mit den drei Prinzessinnen-röch »er» den aewvhnten Spazierritt nach der Jungsernheide. — Da« Befinde» Sr. Majestät de» Kaiser« ist hente „ gut. daß Allerhöchst- derselbe sich wieder zum größten Dheile tag-über ,m Schioßpark onshaüeu wird, auch ist sür drn Nachmittag eine ««Sjahrt geplanl. * Die Eommission sür dir Ausarbeitung de« Entw»,s« eine« deutschen bürgerlichen Gesetzbuch- Hat am Mittwoch in ihren gemeinsamen Verathungen eine kurze Pfingstpause »intreten lassen. Heute Donner«tag werden die Sitzungen, welche di«ber Montag-, Mittwoch«. Freitag« und Sonnabend« im Reich».Iustrzamt stattsanden, wieder ausgenommen werden. Tie Thätigkeit der Eommission be- steht jetzt, nachdem der eigentliche Entwurf fertig gestellt und drr Oeffentlichkeit überqedeu worden ist, in der Au«arbeit»ng einiger mit dem Gesetzbuch« im Zusammenhang stehender Ge setze: da« Einführung«-Gesetz, d,e Grundduch-Orvnung. ein Gesetz, betreffend di« Zwangsvollstreckung in da» unbewegliche Eigenthnm, rin Gesetz, betreffend die Behantlung der Erna juvirialsachen u. A. Ansong Juli wird die Eommission, wie alljährlich um diese Zeit, eine mehrwöchentliche Pause machen und der Vorsitzende, Wirkt. Geb. Rath I-r. Pape, sowie die Mitglieder treten ol«dann wieder Erholung«., beziehung-weise Badereisen an. * von der deutschfreisianigen Presse schreibt die .«».sch, Zeitung- Die devtschseristiiai,» „N»,.N»»plne, Zeitnag" ist -ui Veraniaffang be- Slaat-anwall« Schönian in Neu-Nuppia w'gen Beleidigung der Kaiserin Bictoria und der Prinzessin Liltaria mit Beschlag belegt »nd »ntrr Anklage gestellt worden, weil fl« eine» Artikel der ,,Dre-d»»«r Nachrichten" „kr>»a Jraueazimmerpalittk^ veröffentlicht hat. Da- denlschfretftuatge Blatt hatte kelue-wea« die Absicht, Mltglieder »userr« Kaljerhauie- zu beleidlgea; es ließ sich vielmehr voa dem edlen Bestreben teile», die nattoualen Parteien durch gewissenlose Au-beut»»- der i» erregter Zeit geialleueu Aeußervugea eines rinzelue»Blatte« z» schädigen. ES ist da« eiue niederträchtige Gepstagenbelt drr sort- Ichrittlichr» Presse, welche var da« sittliche »nd nicht vor da« richierlich« Forum gehört. La« Boegehe» der Slaal-- auwaltiibast. welche» »a» Wahl sormaiisliich, nicht aber vor dem Nechisgrsühl drr Bevölkerung rechtserlige» kann, weckt de Erinnerungen an die trüben Zeile» der Reactio» «nd giebt der reulichireiffnuiaea Presse, die freilich wochenlang selbst nach dem Staal-.'nwalt gerule« Hot. um jede freie Meinong-ünberong über fremde Einflilffe im Reiche zu ersticken und die nnttonatea Blätter mundtodl zu machen, lediglich eine gern benutzte Gelegenheit, um von Neuem darüber zu jammern, daß man dle „nationale," Sünder lausen lasst, dagegen eia dkulichireisinaigk« Blatt Wege» seiner „Ihällgkeit znm Schutze de« katirrliche» Hanse«" »ersolge. ES müßie schlimm um Deutschland and am sei, Kaiserhaus stehen, wenn onlerr Dvaaftie ans den Schutz einer Partei angewiesen wäre, welche planmäßig aus die Beichneiduag der Kroarechte hlaarbettet. Die Richter'sch« Presse mach! sich also mlt derortlgra Redens arten ln den Augen jede» denkenden Men'chea lächerlich. Ader nicht«, desto weniger wird eine gerlchlliche Ber'olguna demokratticher Blätter, welche an» echten oder auch gefälscht-» Majestäisbeleidigiingen ln nichi-nutzlqer Weist ParteicapUal z» schlagen snchea, doch bedenk lich und zweckwidrig erschrine». Die „Norddeutsche AllgemeineZettuug" schreibt zur Sache: Dle srrislnnigr» Zeit»»««» sind natürlich über da« Miß- gesch'ck der Lollegi» in N-u-Rnppin höchlich lrrlttrt. Llesea Quellen znsolge ioll die «Iraskammer in der Moliviruug zu ihrem Beschlüsse u. A geäußert haben, sür den^Dhaibestand der Veleldtgang, zu welchem die Absicht der Beleldtgnng nicht »othwendig gehört, sei e< gieichgllt'g, ob die Publikation eines Aussätze« in der Absicht ge» sch-hen ist, zugleich mit dessen Verbreitung die Zustimmung za dem Inhalt desselben au-zudrücken, oder denselben zu mißbilligen. Die BeslLligung der Richtigkeit dieser Motwirnng bleibt abzuwartea. Eventuell würde damit der Presst überhaupt jede Möglichkeit »er- schlosse», eine beleidigende Aeußerung zurückzuweistn, wobei doch deren Tenor meist nicht ganz unberührt bleiben kan». * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt die folgende bereit- kurz erwähnt« ossikiellc Not«: „Die sranzöfischen Zeitungen beschäftige» sich noch immer mit dem Protokoll, weiche« wir kürzlich veröffentlicht »oben und welche- scslstellte, daß ein mit Geldmitteln und mit Paß versehener Deutscher an der französischen Grenre verhindert wordrn war, die von ihm beabsichtigte Weiterreise nach einer sranrvsischen Stadt sorlzusetze,^ ..Le Pah«" bemerkt dazu: .UnsereLandsleute, dir sich nach Elsaß-Lothringen begeben und sich dort ansbalten wollen, sind sortwährenben Plackereim au-gesetzt. Wir sehm gar nicht «in. we-halb Frankreich wenigrr Herr in seinem Hause sein sollte, al« Deutschland e« in einem Lande ist, da- ihm so wruia gehört" — ^czui lui »ppattiout >i pou". — Damit ist Elsaß«Lothringen gemeint! — E« ist in der Thal hohe Zeit, endlich in einer Weise, die kein Mißverständniß mehr zuläßt, klar zu machen, daß Elsaß.Lothrmgen ganz und gar zu Deutschland gehört." * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt weiter osficiö»: „Dir russische Presse glaubt Grund zu habe», ich über die Behandlung zu beklagen, welche russische An gelegenheiten augenblicklich in deutschen Zeitungen finden. Sie übergeht dabei mit Schweigen, in welcher Weise sie die öffentliche Meinung in Deutschland Jahre lang durch Ber- dächtigungen, Hohn und Hetzereien gereizt hat. Die „Nowoje Wremja", deren unqualificirbare Angriffe auf deutsche Zustände und Persönlichkeiten noch tn Aller Gedächt- niß sein werden, schließt ibre Betrachtungen über die heutige Haltung der deutschen Presse mit den Worten, nur da- „Berliner Tageblatt" mache eine Ausnahme und Hab« plötz lich angesangen, zu fragen, we-halb man sich dmn eigentlich ausrege und so über Rußland Hersalle. Der Grund all' dieses Gelärm- sei gar nicht zu begreifen. Die „Nowoje Wremja" hätte neben dem „Berliner Tageblatt" auch noch einige andere freisinnige Börsenblätter nmnen können, die sich bereit gezeigt haben, dieselbe Tkese zu verthcidigcn, wie die ..Nowoje Wremja". Die» ist leicht zu erklären. Da» russifche Blatt unv die genannten, in deutscher Sprache er scheinenden internationalen Blätter stehen Deutschland gegen Uber aus demselben reick-seindlichen Stankpuncte." * Die .Nationalliberal« Corrrspondenz" schreibt zur Parteitage: In m ßlieblgen und verletzenden Bemerkungen gegen da- Herrenhaus ergeh« sich gegenwärtig dle „Kreuzzeitung". WaS man doch Alle» erleb! I J-tzk wird die dochconstrvattvste Ein richtung des Stnat-wesen-, weil sie ihrem Zwecke entsprechend sich als »in« Stütze ber Regierung erweist und gemäß Ihre« guten RechiS eine von der Mehrheit de« Abgcvlduetenhaule- abweichende Ansicht besitzt, von dem hochconstrvalivsten Blatte angestindelt Nächstens werden wir wohl erleben, daß die „Kreuzzettung" die Parole: Um bildung oder lieber gleich Abschaffung deS Herrenhnusts au-gicbt, unter freudigstem Bestall de« Radtr-Ii-m»-. wir sind sonst keine übermäßigen Bewunderer de- Herrenhauses; viele Klagen über die Mängel seiner Zusammensetzung und über einen bedauerlichen Ein- fluß aus den Gang drr Gesetzgebung ia früheren Jahre, stad be gründet. Aber wenn da« Herren«,au» ia neuster Zeit angesangen bat. wieder rine bedeutsame Rolle zu spielen und als selbstständiger Factor in unscrm Claat-lebea auszuterten, so geschah die« durchgängig ln einer dem wahren Zweck dieser Instruction entsprechenden und häufig, wie in dem jetzt vorliegenden Fall, ganz nützlichen Richtung, und e« ist lischst bezeichnend, daß gegen dlei» selbstständigen Lebeasregungcn de« Herrendaase« gerade von der äußerste, reacliouatreu Sette her der Angriff eröffnet wird, zugleich mit allerlei übelwollenden Be merkungen gegen die meisten derzeitige» Mitglieder de« Staats« Ministerium-, Es weht wieder Declarantenlnst. Wa- die ror- liegende Sireitsrage beim Bolk-schulgesetz betrifft, so wird man abwartcn müssen, ob in der That dir ganze conservalive Partei de- Abgeordnetenhauses aus ihrem verfassung-rechtlichen Standpuncl stehen bkeldt. Ungeachtet der trotzigen Versicherungen der ,,krevzzeii»ng" will uns dies doch nicht ou-gemacht erscheinen. Ist es aber der Fall, so ist da« voiksschutgtsetz nicht «ur sür die gegenwariige Session gescheitert, sondern wir sehn» anch nicht ein» wie r« io drr nächstsolqendr, zn Stande kommen sollte. Diejenigen Abgeordneten, die sich jetzt aus eine sormelle Bnchstabrnintrrprelatton einer in ganz anderem Sinn gemeinten Bersaffunq-bestimmung vee- steisen, werden auch im nächste» Winter den Rückzug nicht mehr finken können. Und noch weniger wird eine andere Austastung seilen der Regierung »nd deS Herrenhauses zu erwarten sein. Wollen also die Gemeinden nicht endgiltig aus eine Erle chterung der Schullastei, verzichten, so wird nichts üdr'g b'eiben, al- der conservattven Fraktion de« nächsten Abgeordneiindaus s eine Zusammensetzung zu geben, welche Bürgllhast gewälirt, daß sie die Bedürsnlffe »nd Aus gaben de« LtoatSleben- mibesongener onssaß« »ad sich van der- kehrten parieitaktischen Manövern freier hält, al« e« im gegen, wäriiaen Abq-vrdnelenhause d>e Mebrdell der konservativen Fraktion unter der Leitung des Her»» von Rauchhaupt gethan hat. Da« haben die Wähler t, drr Hand.
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