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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-25
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1888
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3218 Ueberetakomme, s»«tiontrt wird. ist derett« erschiene». Dir Psyrte hat in einigen Stücken den englisch-franzöfische» Forderungen nach- gegeben, in einigen Punctra den Labiaeten von London und Pari« Emräu nnugeu adgerunge», im Ganzen beirachtet ist e« aber keine ncna.estaltet- Vereinbarung, die sich >a der geaenwärttgru Form der Convention präitntilt. Wohl suchte die türkische Regieraag in dem Uedereiakoinineii ursprünglich wesentlich« Abänderungen herbrizusühreu, die bezüglichen Vorschläge der Psorte wurden aber vom Parlier Cabtaet al« uoaunrhnibar bezeichnet. Jminerhm stellte mo» sich französischer« scitS nicht aus den Stouvpunct, daß an dem Uebereiatommen kein Iota genaden werden dürfe, sondern man kam der Pforte eine» Schr tt entgegen, indem man sich z» einer theilwetsea Annahme der von ihr vorgeschlagenea Modisicotioaen bereit erklärte. Der französische Bot« jchaster in Konstanttnopel, Gras Mvntedello, übermittelte der Psorte das i» diesem Liane adgeänverie llcbereiukommen, welche« nun« mehr «ach langwierigen Unterhandlungen die Vesiäliguag des Eul- tavs erhallen hat. Die wichtigste» Abänderungen, welche da« lieber« «inkommen in seiner neuen Bestalt zeigt, betreffen den Vorsitz in der Suezeanal-Lommissioa und den Tran-Port türkischer Truppen durch LaS Rothe Meer. Die Psorte hatte sich anfänglich aus den Standpunct gestellt, daß der Vorsitz io der erwähuteu Commission jederzeit dem türkischen Vertreter zuzusallen habe und daß ihr das Rech» zur Beförderung ottomanischer Truppen durch da« Rothe Meer vollständig nach ihrem Butdüakeu eiageräumt werde» müsse. Diese Forderungen, welche da- Hanpthindernib der Verstän digung zwischen der Psorte und den Labtnetea von London und Pari« gebildet hatten, fanden eine theilweise Berücksichtigung und er« scheinen in dem abgeänderten Uebereiakommen in folgender Form: Der Türkei fällt der Vorsitz vor in de» außerordentlichen Versamm lungen der Suezeanal-Lommtsfioa zu, den ordentliche» Ätzungen hat der jeweilige Doyen de- Cousular-Eorp- zu präsidircn. Da« Recht zum Transporte ottomanischer Truppen durch da» Rothe Merr wurde dahin eingeschränkt, daß diese Durchfahrt au-fchließlich an der Ostküst-- zu erfolgen habe. Die sonstigen Abänderunqen, durch welche sich da» Ncbereinkommen von dem ursprünglichen Ent würfe unterscheidet, sind dnrchan« unwesentlicher Natur. Der k. und k. Botschafter, Baron Loltee, der soeben einen dreimonatlichen Urlaub aatrat, ist gestern nach der Selamlik-Leremonie vom Sultan in Audienz empfangen worden. Die Unterredung trug eine» sehr herzlichen Charakter. Baron Lalice verläßt heute Konstantin»pel. (Dersklbc ist heute in Vien aagekommeo. Anmerkung der Redaktion.)— Der deutsche BeschäftSträger, vr. Busch, ist bisher noch nicht vom Sultan in Audienz einpsangeu worden. Es gilt nicht alS uamügltch, daß der Bmpiang erst noch dem N-mazaa erfolgen wird. — Der englische Botschafter Sir W. WHIP« hat den englische» diploma tischen Agenten i» Sofia, Herr» O'Loaor, gestern nach dem S'I-imik dem Soltau vorgestellt. Sodann beaab er sich mit Herrn O'Tonvr aus die Pforte, »in ihn hier den Ministern vorzustcllen. Herr O'Lonor, der nm kurzem Urlaub fijr einige Tage in Begleitung seiner Gemahlin nach Koastantinopel gekommen ist, tritt heute die Rückreise noch Sofia au. * Wie der „Poetischen Corrsfpondenz" au« Belgrad gemeldet wird, wurden särfichtliche Behörden an der serbisch» bulgarischen Grenze persönlich für die Ausrechthaltung der'OrdyMg und für die Hmlanhaiklsng einer jeden Be wegung der bulgarischen Emigrcwten voll Serbien au« nach Bulaariri, vesäntwortlich gemacht. Die wenigen Emigranten, die bisher in den Crenzkreisen von Nisch, Pirdt und LtSkowatz ihren Aufenthalt batten, wurden in da« Innere de« Lande« verwiesen; dabstrtz und durch die anderen Vorkehrung«, der serbischen Reaicrung ist der Böndenbildong in den Grenz« beznken dH LevenSsaKn abgeschnitttn worden. * Wie der „politischen Correspondenz" au« London ge- wwtz. hat die Königin Viktor««» dem italienischen liftStritger Catalani, welcher am tv. d. M dem Hof- dtner zuaejvgen worden war, bei dieser Gelegenheit in wärmster Weise für den im: anläßlich ihre« Aufenthalte« ln Florenz zu Theil steivorvkilön Empfang ihren Dank ausgesprochen und awichzeitkg ihrer Absicht, im nächsten Jahre wieder nach Floren» 'zu höhen. AuSdrtkck gegeben. — Einer weiteren Meldung äu« London zufolge ist dem englischen Tabinrt bis her festend Marokko« noch keine Antwort aus die anläßlich de« Zwischenfalle« bxjw Cap Jubi, woselbst bekanntlich mehr«« englische Kauslrute durch marokkanische Soldaten ge- tvdtct wurden, gestellte Schadenersatz-Forderung zugeaangen; es habe jedoch den Anschein, daß der Sultan von Marokko wenig geneigt sei, aus die englische Forderung einzugehrn. vom Kaiser. ** Berlin, 23 Mai. Da« Befinden de« kaiser macht im Ganzen geklommen erfreuliche Fortschritte, die Kräfte haben sich seit acht Tagen merklich gehoben und auch sein Aussehen gewinnt bereit« wieder eine etwa« frischere Farbe. Der Appetit ist gut. die Verdauung ungestört und von Tag zu Tag wird dem Kaiser da« Gehen leichter. Ohne Beschwerden, led,glich aus einen Spazierst»« gestützt, geht der» selbe eine Viertelstunde im Schloßpark umher, ruht dann eine Weile und nimmt die Promenade von Neuem wieder aus. Der für den hohen Patienten angefertigte Tragstnhl wird gar nicht mehr benutzt, und die letzten Tage ist auch der Kaiser im Parke mehr gegangen al« gefahren. Freilich dauert der Hustenreiz noch immer an, ebenso wie die Esterabsonderung, und beide Unannehmlichkeiten machen sich besonder« fühlbar de« Nachts. Bon einer ununterbrochenen Nachtruhe kann keine Rede sein, dieser Genuß ist dem Kaiser seit dem Tage der Operatwn versagt geblieben. Aber der Kaiser schläft doch wenigsten« regelmäßig mehrere Stunden de« Nacht» und auch meist t>/, bi« zwei Stunden am Tage, und der Schlaf bringt ihm Erquickung, besonder« seit der Eintritt der besseren Äütterung ihm dm Ausenthalt im Freien gestattet. Ga», besonder« sehnte sich der Kaiser danach, wieder „seine lieben Berliner" zu sehen. Nachtei» er in den Magst tage» sich wiederholt einem mehrlausendkvofigcn Publicum am Millelsenster de« Charlottenburger Schlosse« gezeigt, nachdem er gestern und vorgestern in den Thiergarten ge fahren und bi« Schloß Bellevue, nur Ist Minuten von dem Brandenburger Thor entfernt, gelangt war, dehnte er heut« die Fahrt bi« nach Berlin au«. E« war vorher bekannt ge worden. daß der Kaiser heute hier eintresse» würde, und von Mittag an war die Charlottenburger Chaussee, waren die .Linden" uiiisäiuiit von dichten Menscheumassen. Da« war k»> Jubel», ei» Grüße» und Hurrahschreien, welche« sich kaum deschreiben läßt. Wer diesem Schauspiel beiwohnt, kann nicht ungeillbrt bleiben. Hier ist nicht« Gemachte«, hier quillt wirklich die Freude au« der übervollen Brust. Diese Tausende sind glückselig darüber, daß unser Kaiser wieder vom Kranken lciqer erstanden. Der Kaiser trägt wieder die GeucralS-Uniform. welche immerhin bequemer ist al« da« bürgerliche Kleid. Auch da« Erwidern der zahllosen Grüße macht nicht die Uubequemlich keiten wie da« Lüsten de« Hule». Der Kaiser zeigte sich in guter Haltung, und wenn man da« schwere Leiben berück sichtigt und den heftigen Anfall, welchen er mit dem an haltenden Fieber den ganzen April hindurch auSzuhalten hatte, tan» muß nian auch da« Aussehen im Ganzen al« besriedigcnv bezeichnen. Freilich ist da« nicht „unser Fritz", wie wir >h» noch vor einem Jahre geseben. Die Krankheit hat ihre deutliche» Spuren hinterlasscn, unvHaar und Brt sind weit trüber gebleicht, a!» c» diese herrliche germanische Erscheinung erwarten ließ. Doch wenn man an die amtlichen Bulletin» von vor drei Wochen zuriickdenkt, wird man doch srodgemuth und ivagk noch Bessere» zu hoffen Wenn wirklich die letzte schwere Krankheit nicht eine iiiimitlelbare Folge de« örtlichen Leiden« ist — lind von ärztlicher Seite wird dir« entschieden be stritten — iveiiii in der Tbat diese» selbst seit einem Jahre »ur iinwcseiilttch fortgeschritten, wenn eine derartige Hebung der Kruste wie seil vierzehn Tagen auch weiter zu bewirken ist. dann ist die Hoffnung nicht unberechtigt, dann liegen Gründe vor »i> d-r Annahme, daß dem Kaiser noch ein längere« Lebe» vergönnt nt. Man sah e« dein lächelnde» Antlitz, den» freudig und bezaubernd sieundlich blickenden Auge de» kranken Monarchen a». wie sehr ihn die herzliche Begrüßung seine« Volke« beglückte Mö,e e« unserem geliebten Kaiser wie »n« Alle» „och lange, rrchl lange velginnt sein, sich an Tagen, wir der heutige r« war, zu erquicken. Königliches Landgericht. u. Strafkammer. I. Der wege» Betrug« bereit« bestraste Handarbeiter Friedrich Herman» Eilenberger au» Tellschütz hatte sich abermals de« Be« trug« tu eiuiqeu Fälle» schuldig gemacht und zwar zunächst gegen« über eiuem Fleischer, von welchem er im vorgespiegeltcu Aufträge seine« Principal« mehrfach Waareo, Fleisch und Wurst, in einem zweiten Falle aber sich laus den Namcu eure« Andere,, Branntwein nab zuletzt riorr Frau 1 baare« Geld adgelchwmdelt. Im letzteren Fall« hatte der Angeklagte vorgegeben, er komme im Auftrag« de« Ehemannes der betresteudea Frau, welcher kohlen verladen habe »ab »och 1 zur Fracht brauche u. s. w. Unter Berücksichtig,,- der geringfügige,, vcieäge, welche hier in Frage kamen, »ahm da« Bericht milocradr Umstände an und ver« «riheiltr de» Angeklagten zu 1 Jahr 6 Monate» Besäaguiß- strafe und b Iahreu Lerluft der «Lhrenrcchle. II. El, sonderbarer Charakter »st der wegen Betrug« bereit« wiederholt bestrafte Schreiber Hermann Richard Häßler au« Zwickau, welcher, auch wean er keine Mittel besitzt, doch mit Vorliebe Restaurant« und Lasö« zu besuche» pflegt und weu» er sich tu die „richtige Stimmung" versetzt hat, daraus lo-jecht uud Andere frei« hält. Auch i» aeuerer Zeit Karte Häßler dieser Leideuschast gefröhut uud iu mehrtrea Fälle» sich derartiger, als Betrug anzusehcnder Zechprellereien schuldig gewacht. Die Fälle, welch« in Frage kommen, «ad hlasichtlich der Ausführung einander ziemlich ähnlich; der An- >eklagte hatte eben flott gezecht und Ander« sreigehalten, ohne Zahlungsmittel zu besitze« und säst in der Regel seine Papiere ai- angeblich» Sicherheit gegeben, ohne Aussicht zu habea, sria Ber« prechea der Zahlung rinlöse» zu können. Zur Verhandlung war u. A. auch der Herr GerichtSarzt Hosrath vr. Berger vorgeladeu worden, um über den geistigen Zustand des Angeklagten ,c. gutachtliche Erklärungen abzugebea. Der Herr Sach verständige führte Folgendes auS: Schon im Jahre 1886 habe er den Angeilacsten nach Verübung gleicher Strasthatea zu beobachten Be legroheit gehabt. Derselbe sei ein Mann, welcher sich vom Augenblicke überwältige« lasse; sobald er unter Aussicht gestellt ist, erweise er sich als der beste Mensch, der sich auch ganz nach den Regeln der Besangea-Anftalt richte; sobald er sich jedoch frei fühlt, verfalle er dem Trünke, lasse ich hiureißen, viel zu consumireu, damit er ia heitere Stimmung »mme, balle danu seine Umgebung frei uud e» sei ihm dabei gleich» liltig, war es koste; er sei za schwach, den bei ihm austommeadru Zeidenjchastea Widerstand zu leiste». Daß die freie WilleuS- bestimmnig bei dem AngcHagten von Aasaag seiner strafbare» Handlungsweise ausgeschlossen sei, könne man nicht sagen; die« trete vielmehr erst nach dem Benuffe einiger Gla« Bier «ia: daao vrr- alle er in de» alten Fehler uud dann allerdings sei er aazu- rechnnngSsrhig. Die könlgl. Staatsauwalischast glaubte ia ihrem Schlußvortrage »ach dem Ergebnisse der tzauptverhandlung und mit Rücksicht darauf, daß drr Augeklagte sich genau aus einzelne Borgäuge zu besinnen vermochte, nicht anzunehmeu, daß eine UuzurcchaungSsähigkeit vor« »andru sei. Der Angeklagte let eben, wie auch der Herr Sachver« iäadige gutachtlich darlegte, ein Mensch, der r« sich nicht versagen önue, sich Genüsse zu verschaffen, ohne di« Mittel dazu zu besitzen; ebenfalls sei bei der Bestellung da« Bewußtsein seiner Zahlung«. Unfähigkeit vorhanden gewesen; indessen verwendete sich die köaigl. Staatsanwaltschaft selbst sür Annahme mildernder Umstände. Da« Bericht nahm denn auch mildernde Umstände an uud ver- artheilte den «ngeklagien z« 8 Monaten Gesäugatßstrase und Jahr Verlust der Ehrenrechte. Der Bericht-Hvs bestand an« den Herren LaadgerichtSdirntor Sieber (Präsid.), LaudgerschtS-Räthca Sachße, Metlch, Adam uud Pros. vr. Biadiag; die Anklage führte Herr StaatSauwaltschaftS Assessor vr. Groß. IV. Strafkammer. I. Jugendlicher Leichtsinn brachte die beiden Maurerlehrlinge Hermann Richard Schmidt und Oskar Richard Rothe au» Lieberiwolkwitz aus die Anklagebank. Eine« Tage«, Mitte März d. I., begab sich Schmidt ta Begleitung Rothe'«, der Jenem an geraihen, au« dem Sch.'schen Barten ia Liebertwolktvitz sich eia Staarhäu-chea zu verschaffen, dahin and überstiege» de» ringsum eiugezäuatea Bart». Schmidt, von Rotbe tu die Höhe geschoben, kletterte an dem betreffenden Baum, a» welchem das Staarhän-chea angebracht Var, hinauf, holte dasselbe h runter und Beide trugen dasselbe abwechselnd bi« in den Garten des Vaters de- Angeklagten Schmidt, woselbst e» ansgehangea wurde. Mit Rücksicht aus die große Jugend der Angeklagten, denen ja so wie so die milderen Bestimmungen de« tz. 57,3 de« R.-Sir -Ges.-B. za Statte» kamen, er« achtete das Bericht sürSchmtdt eine Besäagaißstrasr nach Höhe von 3 Tagen und für Rothe «ine solche von 8 Lage» al» eine ihrem Verschulden entsprechend« Ahndung. II. Der Arbeiter Arno Arthur Mehurrt an« Anger«Crottea. dors war der Körperverletzung beschuldigt, indem er am 2. April diese« Jahre« dem Echmiedemeister R. in Thonberg, bei welchem er ein Pferd beschlagen ließ und mit R. dabei in Differenzen aerathea, einen Ziegelstein an den Kops gewnrseo halte. Nach rer Darstellung de« Angeklagten will derselbe vorher von seinem Begacr ebenfalls mißhandelt und dadurch in einen gereizten Zustand ver setzt worden seiu. LS erfolgt« die Verurtheilmig des Angeklagten wegen gefährlicher Körperverletzung zu 8 Monaten Besängniß- ftrafe. III. Die gegen den Schuhmachergeselleu Friedrich Otto Echiake an» Darmstadt wegen Verbreche»- gegen S. 176,3 des R.-St.-Bes.-B erhobene Anklage wurde unter Ausschluß der Oeffenilichkeit ver> handelt und der Angeklagte unter Annahme mildernder Umstände zu 8 Monaten Gesäoqnißstrase verurtheiit. Der Benchtshol bestand aus dea Herren Landgerichts-Dirrctor Bartsch (Präsid.), Landgerichts Rüthen Blelitz, Siegel, vr. Frauze und Wolfram; die Anklage führten die Herren Staatsanwälte Vr. Nagel uud vr. Thieme. Lterblichkeitsberlcht. Homburg. Nüruberg, Kopenhagen, Lven, Lauda» ein« kleiuee» «lSiuder Vorwoche; Erkraakuugen habea in Berlin, Hamburg, Nürnberg, Wie», Kopeuhogea zugeoommen, wurdea doaegeu au« Breslau, St. Peters burg uud au« dem Regierungsbezirk Schleswig ia kleinerer Zahl ge meldet. — Typhöse Fieber führten io Berlin. Hamburg. Königsberg «was mehr, Iu Lh.iilnitz. Pari«, Londoa. St. Petersburg dagegen etwa« weniger Todesfälle herbei. An Flecklyphu« kamen au- Prag 1 und Warschau 2 Todersälle, au« Ebinburg 1, aus Wien 2. ans St. Petersburg ü Erkrankungen zur Anzeige. Au» Nürnberg wird Erkrankung an epidemischer Genickstarre mitgetheilt. — Rosenarttge Entzündungen de-Zellgewebe- drr Haut riesen in Wien zahlreichere Erkrankungen hervor. — Der Keuchhuftev forderte in London wenig», in Dublin mehr Opfer; Erkrankungen habea iu Hamburg, Wien, Kopenhageu odgenommea. — Vereinzelt« Tode-sälle an Pocken kamen au- Königsberg, Bcoz, de» Vororte» Wien«, an« Tr.est, Venedig zur Miithellung, a»S Wiea und Petersburg je 2, auS Warschau ö. au» Paris 6, aus Prag 14. Erkrankungen wurden aus Berlin, VreSlau, Hamburg je 1, au« Peter«burg4, an« Wien 10 gemeldet. Auch tu dieser Verichtswoch« blieb der Besandheit«z»staud in Berlin ein günstiger, wenn auch die Sterblichkeit ein wenig höher al« ia der vorhergegangencn Woche war. Insbesondere gelangten wieder mehr Darmkatarrh« und Brechdorchsälle der Kinder zum Vorschein uud riefen zahlreichere Sterbesälle hervor, so daß auch der Aniheil de« Säug',no-alter« au der Sterblichkeit eia etwa« größerer al« in der Vorwoche war. Zahlreich, wenn auch etwa« seltener als ia dea Vorwochen, war auch noch immer da« Vorkommen von Erkrankung«» an acuten Entzündungen der Athmuugs- orgaue. — Lou de» JnsectionSkraaktzciien haben typhöse Fieder und Scharlach vor wenige Erkrankungen heroorgerusen. Dagegen habea Erkrankungen an Masern, besonder« in der dieffeiligen Luisen- todt uud in der Schöaederger Vorstadt, erheblich zugenommen uud auch Erkrankungen an Diphtherie wurden, besonders in drr Tempel« hoser Vorstadt uud in drr Köaigstadt, häufiger zur Anzeige gebracht. Erkrankungen au wocheabelisieber und oa rosenartigen Entttinduageu des Zellgewebe« der Haut bliebe» beschränkt. So Pocken wurde Erkrankung gemeldet. Erkrankungen an Keuchhusten habea ab genommen, die Zahl der durch sie bedingten Sterbesälle blieb eiae kleine. Rheumatische Beschwerden der Muskeln gelaugte» weniger, acute BeleukiheumatiSmea dagegen etwas häufiger al« in drr Vor woche zur ärztlichen Behandlung. ' Briuoß den Veröffentlichungen de« kaiserlichen Gesund- heitSamte« sind in der Zeit vom 6. Mai bis 12 Mai er von je 1000 Bewohnern, aus den Jahresdurchschnitt berechnet, al« gestorben gemeldet: in Berlin 20,0, in Breslau 2i>,8, in Königsberg 3l.3, in Köln 22,0, in Frankfurt a. M 2l,0, in Wiesbaden 19,7, in Hannover —, in Kassel 22,5, in Magde barg 22,8, in Stettin 17,6, in Altona 22,3, in Stroßdurg 39,5, in Metz 23,8, io München 27,4, in Nürnberg 33,4, in Augsburg 35,8, in Dresden 22,5, in Leipzig 20,1, in Stuttgart 15,9, in Karls ruhe 21,7, in Braunschweiq 20,7, in Hamburg 26,5, tu Wien 31,5, in Pest 32,l, in Prag 40,2, in Triest 30,3, in Krakau 38,6, ia Amsterdam 22,1, in Brüssel 24,1, in Pari« 23,6, in Basel —, in London 16,6, in Glasgow 24 4. in Liverpool 17,2. in Dublin 23,1, in Ebinburg 2l,3, in Kopenbagea 18,2, in Stockholm 24,4, in Lbristiania 23,8, ia St. Petersburg 42,1, in Warschau 24,5, in Odessa 23,7, ia Rom —, iu Turin —, ia Bencdig 18,7, ia Alexandria 34,0. — Ferner in der Zeit vom 15. bis 21. Avril er. ia New-Pork —, iu Philadelphia 19,0, in Ballimore 17,4, in Kalkutta ll0,3, iu Bombay 28,9, in Madras —. Auch in dieser Bericht-Woche blieben die Sierblichkeii-verhäliuiffe ia den meisten größeren Städten Europas günstige, wenn auch aus einein Theile derselben etwa» höhere Sterblichkeiisj'ffern inüqetlieill worden al» anS der Vorwoche. Einer sehr günstigen Sterblichkeit (»och nicht 15,0 pro Mille »nd Jahr) erfreute sich Rostock. Aber auch in Stuttgart, Dortmund, Stettin, Düsseldorf, Elderseld, Wie-, baden, London. Kopenhagen. Liverpool. Bcnedig war die Sterblick^ keil eine günstige (noch nicht 20,0 pro Mille und Jahr). Mäßig hoch (20,0 und etwas darüber pro Mille und Jahr) war die Sterblichkeit in Berlin, Frankfurt».M.. Barmen, Leipzig. Brannschweia. Breme», Mainz Darmstadt. Karlsruhe, Edinbnrg. Hohe Sterblichkeit-Ziffern (über 35,0 pro Mille und Jahr) melde» von den deutsche» Städten Augsburg, Chemnitz und Slraßburg Zahlreich, wenn auch etwa» seltener al« in der Vorwoche, führten noch immer acute Eni Zündungen der Athmungsorgane zum Tode. Dagegen kamen Darmkatarrh« und Brechdurchfälle seltener al- Todesursachen znr Mitteilung und veranlaßien nur in tvenigrn Städten (Berlin. Wien, Pest) mehr Todesfälle al» in der Vorwoche. Die Teilnahme de- SäuqlingsalterS an der Slerbl chkett war im Allgemeinen eine geringere, in Berlin jedoch eine itwaS gesteigerte. Von je 10000 Lebenden starben aus den JahrrSdurchichnitt berechnet in Berlin 63, in München lOl Säuglinge. — Von den JnseclionS- krankheite» worden nur Slerdesalle an Maiern riwa- häufiger ge meldet, Ivädrend Todesfälle au Scharlach. Dwl'ldeeie, NnterleibS- thpdu». Keuchhusten und P -ckeu seltener zur M»iy >liin, gelaugten. — Sterbesälle an Maser» zeigten in Berlin. Hamburg. Prst, Prag. Pari». London, St.Peiersdurg eine kleineLte ge,ag, während sie inSiraßburg und Wien eine kleine Brrnindeinnq aufiviesen. Erkrankungen kamen an» Berit». Hamburg, dem Regie ungsbezirk Wiesbaden, a«S Wien und P-st in größerer Zahl zur Berichieistaltnng. in S» Petcrsbnrq nahm ihre Zahl ein w'niq ab. — Das Scdarlachsieber bedingte in Berlin. London, St. Petersburg weniger Todesläll-, Erkrankungen blieben in Berlin und Wien in beickirönkter Zahl, während sie rn Nürnberg. Siockbnlm »nd St Pel-rsbrr, etwas Zunahmen. — Die Sierbl'ckikeii an Diphtherie und üroup war in Frankfurt o. M.. Wie», Pest, Paris, St. Petersburg, Warschau ein wenig gesteigert, t, Berlin und Christian«, säst dir glrich«, i» Magdeburg, Drr«»»». vermischtes. —r. Coburg, 22. Mai. Zu dem hier abaehaltenen Belociped- ettsahren hatte sich eine ungeheure Menschenmenge von nah und fern eingesunden, deren Zahl aus 10000 und darüber geschätzt wird. Leider verlies dasselbe nicht ohne Unfall, indem ein junger Kaufmann R. Freiherr von Billiug aus Darmstadt stürzte und mit chwere» äußeren, wenn nicht auch schweren inneren Verletzungen bewußtlos vom Platze getragen werden imißte. — Als Sieger gingen hervor: im Erstsahren: E. Opel-Rüde-Heim als erster, W. Schmwt- Coburg als zweiter und L. Benda - Nürnberg al- dritter; bei dem Herzog von Ediubursth-Fahren erhielten Rob. Behii'Hambnrg den ersten (Ehrenpreis Sr. Hoheit deS Herzog- von Edinburgh: eine ilberne Punschbowle mit GlaSeinlatz), P. Nagel-Frankfurt den zweiten ond A. Sild-Wien den dritten Preis. — Bei dem Lerein-sahren mit Vorgabe: 1. Preis E. Zahn-Lobnrg (Ehrenpreis von den Ehrendame»: eia silberner Hnmpen), 2. Preis B- Bornesf-Coburg und 3. Preis L. Balzcr daher. — Bei dem Herzog Ernft-Fahren: 1. Preis (Ehrenpreis Sr. Hoheit de« Herzogs Ernst) E. Achenbach. Hamburg, 2. Preis Fr. Schwimmer-Nürnberg, 3. Preis A. Aichele Ntünchen. — Bei dem GanverbandSfahren mit Vorgabe: 1. Preis E. Zahn, 2. Preis L. Bornesf, 3. Preis Otto Frenkes, sämmt- lich von Coburg. — Bet dein Dreiradsahrea mit Vorgabe: 1. Preis A. Sild - Wien, 2. Preis P. Nagel. Frankfurt a./M., 3. Preis R. Behu - Hamburg. — Bei dem Zweiradsahren mitBoraabe: 1. Preis (Ehrenpreis der Stadt Coburg: große Glasbowle tu Silber sassuug mit sechs dazu gehörigen Gläsern in gleicher Verzierung) E. Zahn-Coburg, 2. Preis Fr. Schwemmer-Nürnberg, 3. Preis A. Sild-Wien. — Die Distanze betrug 2 — 5000m. Zum Durch, fahren der höchsten (12'/, Rundenzadl 5000 m) brauchte der erste Sieger, Achenbach-Hamburg. 10 Min. 53'/, Sekunden. Sein gewonnener Ehrenpreis, die von dem Herzog gestiftete silberne Medaille „l'rineops mnsarnin sacorü»^', wurde ihm mit einem vom StaatS- iiiinistcrium auSgesertigtcn Diplom überreicht. — Dem Rennen wohnte auch der Herzog mit den, Prinzen Alfred and de» kleinen Prinzessinnen von Edinburgh bei. 27 Eisenach, 22. Mai Der Trieb nach Wanderungen und Fahrten zu den Psingsttagen hatte auch in unserer Stadt einen ganz be- deuienden Frcmdenzusluß veranlaßt, wesentlich größer als in den letzten Jahren. Die Locale in der Stadt, besonders der Garten des „Tivoli", füllten sich schon am Sonnabend Abend; an den beiden Festtagen, ebenso wie heute war e« noch schlimmer, besonders aber aus der Wartburg und aus der Hohensonne. Auch zahlreiche Gesell chasten und Vereine berührten bei ihren Aurslügen unsere Stadt; ein ganz besondere« Stelldichein hatten sich zum ersten Male sür diese Pfingsten die jetzigen und ehemaligen Mechaniker der allbekannten Ze iß'scheu UniversitätswerkstSttc in Jena gegeben, die nach allen Winden zerstreut, selbst von Wien, Kopenhagen und anderen ent. fermeren Orten zur sreundsckiastlichen Zusammenkunft am Fuße der Wartburg eintrasen nnd tm „Tivoli" bereit» am Sonnabend Abend einen fidelen Commers obhielten und an den Festtagen nach ihren Ausflügen in unsere prächtige Umgebung Erlebniffe und Erfah rungen austauschr ». — Eine» Gutsbesitzer aus Heiligenroda bei Vacha betraf am Sonnabend ein recht betrübender NngückSsall aus der Straße zwischen Dermbach und Weiler. Durch das Geräusch deS heran- nahenden Eiscnbahnznges der Feldabahn wurden die Pferde deS Kutsch wagen- unnihig, so daß der Gutsbesitzer mit 2 Damen e« sür rath sam erachtete, anSzusteigen. Der Kutscher stellte sich vor die Pferde und hielt sie am Kopie, dieselben wurden aber, trotzdem der Zug in einiger Entfernung still hielt, so scheu, daß sic dem Kutscher die Deichsel durch die Brust stießen, wobei er zu Falle kam und durch Hustritte noch einen Schädelbruch erlitt. Der Schwerverletzte wurde sofort mit dem Bahnznge nach Dermbach befördert, währenddessen sich aber der Tod bereits eingestellt hatte. — AuS Zürich wird der „Franksurter Zeitung" ge schrieben: Vor mehr denn eiuem Jahre wollte Frau Kemvin, welche an hiesiger Universität ihre juristischen Studien gemacht und den Doctortitel erworben hatte, in einer Proceßsache ihre« Gatten diesen vor Gericht vertreten, wurde aber, weil da« zürcherische Gesetz einstweilen Frauen nickt gestattet, als Anwälte auszutreten, zurückgewiesen, und ein Rccur« am BunkcSgericht blieb erfolglos. Jetzt gedenkt die Dame, welche inzwischen Rechtsgeschäft« be sorgte, sich dem akademischen Lehrfache zuzuwcnden, sie wünscht al» Privattocent für römische» Recht an der Uni. versität zugelasien zu werden, nnd der zürcherische Erziehung» rath bat sich nächsten» mit der Angelegenheit zu befassen Inzwischen hält Frau vr. Kcmpin bereit» Vorlesungen ^Uber Sachenrecht in einem Privatbause nahe dem Hoch schulgebäude. — Vandali-mu». Da» freundliche Küßuackt am Vierwaldstätter See hat al» historische Sehenswürdigkeit nicht nur die hoble Gaste mit drr TellScapelle' boch oben ans domi« nirendem Hügel steht die Ruine der Geßlerbury. Eine der bcsterhaltenen, war diese Feste ein nambastec Anziehung«- punct für Fremde und Einheimische, Besuche, die dem Flecken küßnacht nur von Bortheil sein konnten. Diese Mauern der Geßlerburg. die haushoch durch Jahrhunderte sich ausrecht hielten, sind letzten Winter der schnöben Specii'.ation oder dem Haß gegen seinesgleichen zum Opfer gesallen; ihr Eigen thümer — da» schweizerische Blatt, dem wir diese Mitthcilung entnehmen, verschweigt den Namen desselben — hat sie verkauft und der Käufer dieselben zum Theil abgerissen zu einem — Stallbau verwendet. Ein solch unpatriotische« Gebabren muß öffentlich gebrandmarkt werden, in Zeiten, da so viele« sür Erhaltung historischer Denkmäler gethan wird. Do« Gesetz kann hier nicht strasea, wohl aber die öffentliche Meinung. — Mo«kau, »8. Mai. Die bei dem bereit» telegraphisch mitgelheilten Eisenbahnunglück >n Golizvno vernn glückten Paffagiere waren größtentheil« nach Moskau zurück kehrende Arbeiter. Am gräßlichsten verstümmelt war unter de,» Umgetonimenen der Üonvuctrur Juschkewilsch von dem Giiterzuge, aus deo die von dem vorau»gezangenen gemischte» Zuge loSgeriffenen 27 Waggon« aujra»»teii. Der Locoinotiv ftchrer und der Heizer diese« Zuges blieben merkwürdiger Weise unbeschädigt, obgleich sie den ersten Anprall auSzuhalten batten und mit Waggöntrümmern überschüttet wurde». Dem Obercoiidnetenr de» loSgeriffeiien Zuge», Suworow. wurden Brust und Rücken stark beschädigt und zwei Rippen gebrochen «r hatte mannhaft aus seinem Posten außgeharrt und. wenn auch dergtßNch, »ich» ausaehört zu bremse» Lach einem dreijährigen Kind« war der Kops total zerquetscht worden; neben ihm lag unter dea Trümmern eiae etwa 40jährige Frau, wahrscheinlich seine Mutter, ebenfalls tobt. Die 20jährige Frau eine« Conducteur« der Nicolaibahn hatte ebenfalls in einem der zertrümmerten Waggon« gesessen, neben ihr auf derselben Bank ihr Mann. Dieser kam unverletzt davon, die Krau war eine Leiche. Aus wunderbare Weise wurde «in zehnjähriger Knabe gerettet. Er war in den engen Zwischen raum zwischen den Böden zweier aus einander gelhürmten, resp. in einander geschobenen Waggon« eiugepreßt, konnte sich allein nicht befreien, war aber unverletzt. Die Zahl aller Getöbteten belief sich, wie schon berichtet, aus elf. — Heber die Eröfsaung der Bahn nach Salonichi meldet ein Telegramm der „Neuen Freien Presse" vom 20. Mat: Sonnabend Morgen« verließ der Eröffnungszug der Vranja-UeSküb-Bahn Nisch und traf um tv Uhr in Vranja ein. Die türkische Regierung hatte Werth darauf gelegt, daß die Eröffnung aus türkischem Gebiete durch sie geschehe, bevor ein fremder Zug ihr Gebiet betrete; de-halb fuhr der Belgrader Zug bi« zur Station Ristovae, hinter welcher die türkische Grenze läuft. Hier mußte die Gesellschaft «u-steigrn und zu Fuß bl« zu eiuer Stelle gehen, wo ia dea Schienen durch Nägel, welche die serbischen und türkischen Farben trugen, die Grenze angezeigt war. Hier wartete bereit« die türkische Commission, welch« mit dem Zuge au« Salonichi entgegengckommen war. Sobald die beiden Gesellschaften einander begrüßt hatten, wurde auf Befehl de« türkischen Commiffar» die letzte noch fehlende Schiene eiz,gesetzt, genau an dem Puncte, wo zwischen den Stationen Ristovae und Zibevce die Grenze liegt, führte der türkische Commiffar elbst einige Hammerschläge aus di« verbioduag-schiene und agte» diese Verbindung zwischen dem Occident und dem Orient möge zum Heile der Nationen sein. Hieraus wurden von türkischen Soldaten drei Hammel herbeigebracht, mit de» Köpfen gegen die Sonne aus die Schienen gelegt uud dort geschlachtet. Ein Hodscha mit weißem Turban trat vor und ver richtete, während Türken und Europäer einen andächtigen krei« schloffen, ein Gebet; er flehte um Allah« Segen für die neue Linie, uud daß alle« Unheil, welche« diesem Werte be- iimmt sei, auf die geopferten Thiere abgeleukt sein möge; ihr Blut möge jede» Verschulden gebüßt haben. Allah segne den Sultan. C» folgte eine herzliche Begrüßung der Insassen beider Züge. Der türkische Zug fuhr in der Richtung nach UeSküb zurück, der Belgrader Zug folgte «ine halbe Stunde päter. Ein Theil der türkischen Commission hatte darin Platz genommen. Die neue Bahn UeSkÜb-Branja folgt zu nächst von Nisch bi« Vranja der Morawa. trifft hinter der Station Buginieve auf die Morawitza, einen Nebenfluß der Morawa, folgt deren Laus, überschreitet bei Bukowal die Wasserscheide zwischen Morawitza und Wardar und folgt dann dem Lause de- Wardar. Aus allen größeren Stationen von Vranja bi« Salonichi wurde der Zog festlich empfangen, überall waren die Bahnhöfe mit Fahnen, Triumphpsorten und WaffentrophLen geschmückt, die Garnisonen läng« der Gleise ausgestellt, welche militairische Ehrenbezeigung leisteten. Eine große Menschenmenge in eigenthümlichen orientalischen und slawischen Trachten war an den Stationen versammelt. Die Menge applaudirte gewöhnlich bei der Ankunft de« Zuge«. An manchen Stationen hörte man von den sonst schweig samen Türken freundliche Zurufe. ---- lieber eine philologische Studienreise «ach Etschmiadzin schreibt man der „Politischen Corrcspondenz" auö Konstanlinopet: Vor Kurzem traf hier ein eng lischer Archäologe ein, um mit hier lebenden armenischen Gelehrten über «ine von ihm geplante Studieureise in der Türkei zu berathen, welche zum Zwecke hat, jene zahlreichen Werke de« AlterthumS, deren Originale verschwunden sind, von denen sich aber ausschließlich armenische Uebersetzungen vorfmden, auSzuforschen. Der englische Gelehrte wird sich zu diesem Bchuse nach Etschmiadzin, dem Sitze des arme nischen KatholikoS (Patriarchen) begeben, welcher kirchensürst eine der reichsten Sammlungen von Schriften de» AlterthumS besitzt. Sein Hauptaugenmerk wird der englische Gelehrte aus alle die Philiosophie de» Aristotele« betreffenden Schriften richten. In Konstantinopeler Gelehrtenkreisen wird versichert, daß in den armenischen GebictSlheilen der Türkei wahre Schätze au» dem Bereiche de« alten griechischen und lateinischen Schrislthum« gehoben werden könnten, wenn man sich einmal die Mühe nehmen wollte, mit Auidauer nach- uforschen. --- Zu Len Verhältnissen in Mexico wird der „Vossischcn Zeitung" geschrieben: Mexico nische Räuber haben, wie Tie mitgetheilt haben, unlängst bei ArroyaS Zarco einen Eisenbahnzug anSgeraubt. Bevor der jetzige Präsident Porfirio Diaz die Zügel der Regierung mit fester Hand ergriff, waren diese Berandungen in Mexico an der Tagesordnung. Es wurde x. B. die Diligence zwischen Mexico und Vera.Cruz durchsäniittlich wöchentlich zwei Mal angefalleu und ge- plündert. Um die Folgen solcher Plünderungen weniger hart zu machen, zahlte man sein Geld bei dem Postamte rin, von dem man abreiste, und nahm es bei demjenigen am Ziele der Reise wieder i» Empfang, wofür Zinsen gezahlt werden mußten. Zu sehr durste man sich jedoch nicht von Geld entblößen, da die Räuber einen gänzlichen Mangel daran sehr übel vermerkten und mit empfindlichen Prügeln bestraften. Gab man sein Geld gutwillig, daao waren sic gewöhnlich sehr höflich nnd Mordthaten kamen nur selten vor. Schreiber diese» ist im Frühjahr 1866, al« er verwundet mit der Diligence von Ouerelaro nach M-xico reiste. zwei- mal angesallen worden und da- erstemal ebenfalls in dem Engpässe von ArroyaS Zarco. LS kam da plötzlich eia sehr eleganter Herr aus rinem schöne» Pferde, dessen Sattel und Zaumzeug reich mit Silber be schlagen war. de» Revolver in der Hano, an den Wagen. Er nahm sehr höflich den Hnt ab und erbat sich zweihundert PesoS, die er gerade bedürfe. ES waren etwa zwanzig Reisende, aber kein Mensch dachte an Widerstand, dar Geld wurde zuiammengebracht und der elegante Spitzbabe empfahl sich böslich dankend. Einige Stationen weiter, tch glauve» e« war in der Nähe des Dorfes San Mignel Lalpulaipam, wurde die Diligence, die von mehreren Beiwagen begleitet war, von zwölf bis süajzehn schmutzig anssehenden bewaffnten Kerlen ungehalten. Die Paffagiere, mit Ausnahme meiner Persönlich keit, da ich mich kaum rüliren konnte, mußleu au-steigeu und sich ia einem Glied« anfstellea. Die Strolche vernahmen mit großem Mißvergnügen, daß ihnen bereit- einer ihrer Brüder schaft zuvorgekommrn war, ond fingen ihre sUniersnchnng an, was namentlich einigen amerikanischen Damen sehr unangenehm war. Trotz ihres zerlumpten Aeußereu waren anch sie sehr höflich. Ihr „moraliicheS" Befühl sühlte sich jedoch höchlich verletzt durch zwei ver Reisenden, bei denen sich noch Geld vorsand, nachdem sie versichert hatten, daß sie Alle- obgeliesert hätten. Da< Geld wurde ihnen abgenonimen und sie erhielten eiae sehr tüchtige Tracht Prügel. Nach dieser Execution wnrd« jedem der Reisenden ein Peso ansge zahlt, damit sie unterwegs nicht Hunger zu leiden hätten. Conduc- teure und Ponillone sahen dabei den eigeiithümlichei» Steuererhebern vergnügt grinsend und rauchend ruhig zu. Aus dem Geschäftsverkehr. k In derselben Weise wie von den Braunschweigcr Loajerven- Fabriken wird auch von dem hiesigen Conserven-Versandt- Seichäst von Osc«r Sauer, Hainstraße 12, bei VoraaS- bestellungen aus conservirt« Gemüse und Früchte vor dem!. Juli er. rin nambaster Rabatt gewährt; wir verweise» de- Näheren ans die in der heuligei, Nummer befindliche Anzeige. ES fällt hierbei besonder- InS Gewicht, daß die Preise dieselben find, wie die der Braunschweiger Firmen, daß aber für Fracht und Verpackung nichts zu zahlen ist, da die genannte Firma die Waare ihren hiesige» Auftraggebern frei ins Hau« liefert. Bei dem guten Rase, den die Firma OScar Sauer sich während ihre» sechsjährigen Bestehen» dadurch erworben Hai, daß sie auf Lieseraaq nur bester Qualitäten bedacht ist, kann man nar ratben, von dieser gebotene» Vergünstig,,» : Nutzen zu ziehen. k Liner der schönsten Punkt« von Bohli« ist unstreitig da» „Schiärrichliitzchrn". Schon die von der Natur brsoader« be günstigte Lage de» schattigen Loncertgarten» ist geeignet, jeden Be sucher voll zu befriedigen nnd rechnet ma» hierzu noch die schönen Colo inadrii, Saal, Kegelbahn and Gastzimmer, welch« im Fall« ein- iretenden ungünstigen Weiter« ausreichende» Schutz biete», so ist der Ausrnibalt in genanntem Etablissement ei, rech» angenehmer 4»
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