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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-26
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1888
- Autor
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Ersch«i»t tLgltch früh 6'/, Uhr. «» Lr»e»M» g^m»i«»ff» 8. APMtzß»»te« »er Rr»«N»»: Vormittage 10—13 Uhr. Vmtzmttta^ »—» Uhr. »SW!'- - »««gm« »er für »t, »Lchftf«l^»»e «»»»er »esttmmte, S»ser»t» «, Wecheut«,»« »t» » Uhr N»ch»ttt»,s. a» G«r»-»»» Sestt»,e» sriitz »t«'/,»Utzr. 2» de» FUi«le« fbr I»^-L»»ah»t: vtt« Mrm», Universttätsstraß« 1. L»»ts Lisch«, K«1h»rs»n>str. 88 pari. ». K«»tgs»l«tz 7, »»« bi«'/,» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonne ment- p r«1» vierteljährlich 4>/, Mk »cl. Bri»gerloh» 5 Mi., durch dir Post bezöge» K Ms. Jede einzelne Nummer 80 Ps Belrgrrnnpiar 10 Ps. Gebühr«- tür Ertrabellaar» sin Tageblatt-Format aesalltf ohne Postbesörderung Ä Mt. «It Postbesörderung 70 vtt. Inleratr ügespaltene PetttzeUe NO Pf. Größere »chrlsteu laut uns. PreisverzeichntU. Tudellarücher ». giflernsatz -ach Höhen» Dnis Uketamen »Mer dem Vedactiv-Iftrich dir s«etp«lt Zette bOPs., vor deaFamtlir»»n»richt»a die «gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate stad stet- aa die Er-rdttto t* Ie»de». — Rabatt wird nicht gegebe». Zahlung pr»»nnm«r»nüo oder buch Post- »achuahm«. 147. Totmabkkö dev 26. Mai 1888. 82. ZchrgaW ' .... . > >»,— Zur gekNigen Vealtstung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 27. Mai, Vormittags nnr bis Uhr geöffnet. LxpsMIov S«81.elprlxer ^axedlattes. Amtlicher Theil. Mannimchmg. Renbau de» Reich«gertcht»-G«bä»dr- z» Lrtprig. Die Lieferung von 000 000 Stück Hiaternranernng-stetne», lieserbar in der Zeit vom t. bis 28. Juli 1888, soll ent weder ungetheilt oder gelheitt in kleinere Loose im Wege der öffentlichen Aurschreibung vergeben werden. Versiegelte und vorschttst-inäßig bezeichnete Angebote und Proben sind bi« Donuer«»aq, de« 1- Junl 1888, Vormittag» 10 Uhr, im Lmt-zimmer der RelchSgencht« Bauverwaltuug, Eimfon- straße Nr. l, abzugeben. Die LieserungS-Bcdingungrn können daselbst werktäglich in drn Vormittagsstunden emgesehen. auch gegen portofreie Einsendung von 25 für di« allgemeinen Bedingungen und 75 ^ für die besonderen Bedingungen von dort bezogen werden. Zuschlag-frist 4 Wochen. Leipzig, den 25. Mai 1888. Die ReichSgertcht»-Ba«verwalt«ng. Mliniitmachung. Die Landsturm»S«hei«e der im lausenden Jahre in Leivltg - Stadt gemusterten militairpstichtigen Mann schaften sind heute eingrgangen und liegen aus unserem Quartieramte. Stadlhau«, 1. Etage. Zimmer Nr. 107, zum Abholen bereit, wa« hierdurch zur Kenotniß der Betheiligtea gebracht wird. Leipzig, am 24. Mai 1888. Der Math der Stadt Leipzig. I-r. Georgi. Lamprecht. Vrkanntmachung. Vom 1. Juli d. I. ab wird aus dem neuen Schlacht- und Viehhoj dort erzeugte» Kauftet» abgegeben werden. Indem wir Diejenigen, welche aus solche» reflccliren, aus diese Fabrikation aufmerksam machen und dieselben aussordrrn, sich wegen der Entnahme de» Eise» mit der Bauverwaltung in» vernehmen zu setzen, bemerken wir, daß da» Künste,« au» absolut reinem Wasser hergestellt wird, sehr fest und bi» aus einen kleinen inneren Kern krystallklar ist und in regelmäßig pyramidal gestaltete» Blöcken von 1,15 m Läng« und 0,70 w mittlerem Umfang zur Abgabe gelangen wird. Leipzig, am 18. Mai l888 Der Rath der Stadt Leipzig. I». 3171. Ür. Georgi. I)r. Krippendorff. In Gemäßheit de» tz. 1 der Instruction für die Au»- siihrung von Wafferrohrleitungen und Wasseranlageu in Pnvatgruudstücke» vom 1. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Herrnanu Zschiegaer, Poniatowskystrage Nr. S. zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich augemcldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach- gewicsen hat. Leipzig, den 23. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. x^ 2627. l)r. Georgi. Wolfram. Ja Gemäßheit de» tz. 1 der Instruction für dir Au«- sührung von Wasserrohrleilungeii und Wasscranlagr» in Privatgrundstücken vom 1. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß Herr Max Friedrich und Hnr Friedrich Gla-, in Firma M. Friedrich 6c Glaß, Weststraße Nr. 27, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un- sich aagemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach- gcwiesen hat. Leipzig, den 23. Ma> 1888. Der Math her Stadt Leipzig. X 2)96. Dr. Georg«. Wolfram. Der Inhaber de» von unserem lll. Fitial al« abhanden gekommen angezrigten Interimsscheines über di« Sparcaffe,,- bücher Ser. II Nr 23058, 2305S wird hierdurch aufgefordert, denselben iuuerhalb drei Monaten und längsten« am 27. August 1888 au die Unterzeichnete Anstalt znrückzugeden oder sein Recht daran zu belveisen, wilrigensall» drr Sparcaffen- orlnung gemäß dem angemeldcten Verlustlräger nach erfolgter Beeidigung seiurr Anzeige die Bücher au-gehändigt werden werden. Leipzig, den 24. Mai 1888. Die Verwaltung de» Lrihha«se» »»d der Sparcaffe. Vesucht wird der am 26. Februar 1847 zu Leipzig geboren« Eigarren- macher Trust Her««,» Müller, der zur Fürsorge für seine drr öffentlichen Unterstützung an- heimgefallene Ehefrau anzuhalten ist. Leipzig, am IS. Mai 1888 Der Rath »er Stadt Leipzig. (»r«e,«nt.) I.L.V. 1188 Ludwig-Wolf. Dend, Gesuch« wird ei» «rs. vaumetper «». vuutechutter »« «r- -msftchtia»«« des hiesige, Sch-i'-rdim« für b«e st»,« von A-s. I«nt dis Grd« Angast u c. — G«,. Osserleu mu Ho»ol«.A»g,br bis -^Wi ^cke» ,, de, GOp1»«H«» W ... Veklmntmachmlg. Di« Rä«»Iichkettro der Sparcaffe bleiben Wege, de« am Sonnabend, den 26 Mai d. I., statlfindendeu Umzuge« an diesem Tage geschloffen und können die für genannte« Tag gekündigten Beträge schon Freitag, den 2». Mat d. I., in Empsanggenommen werde». von Montag, den 28 Mai d. I., ab befinden sich di« Sparcaffe, die Hauptbuchbalkerei und die Hauptcaffe parterre t» de« «e»e« Rckmrrlichkette« a» der Pro«e«ade»- fette de» ietzigea Gebäude». Der Hfaaderversatz beim Leibhause wirb am 26. Mai d. 3. nicht unterbrochen, dagegen erfolgt die <ktnl-f««g der Psändrr nur insoweit, als e« die Umzug-arbeiken gestatten. Leipzig, 18. Mai 1888. De» Rath» Dep«tatton für Lethha»« and Sparcaffe. Vckanntmchuug. Die Lu«führung 11 der Zlanmerarbette«, 2) der Lchieferdeckerarbette», 3) der Klerrrpnerarbette« Ür da« Rei«ig««tt»gebaude, da« Skegeaerirgedäade, da« ReguliruaqSgedaude, da« Lvagehäusche» und da» HförtaerhauSchen bei dem Elnruerungsbau der I. Gasanstalt sollen in Accorv verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen m Bureau der Ga-anstall II in Eonnewitz au« und können Vafelbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: »ä 1: „Ret«tguag»gebäade re. Ziinmerarbeitcn, »6 2: - Schicserdcckerardette», »6 3: - Klcmpnerardette« für die I. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur de« Ralhe», Rathhau«, 1. Etage, und zwar bi« zum Montag, de« 18. J«ni d. A, Nachmittag» S Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und in-befoudere da« Recht vor, sümmtliche Offerten abzutrhnen. Leipzig, am 24. Mai 1888. De» Rath» der Stadt Leipzig Deputation z« den Ga-anstaltea. Dtkannlwachllug. Ru« de» Beständen der Leipziger Berus«seuerwehr sollen nachstehende noch brauchbare Lvschgeräthe und >u«rüstung«- stücke freihändig verkauft werden: 4 (115 mm) karren'Druckspritzeu, 1 Druckspritzen- werk ohne Hebel, 4 alte Wagen von Spritzen alter Construrtion, 23 einholmige Hakenleitern, l zwei- rädriger und 5 vierrädrig« Requisitenwagcn, 1 Gesim»- bock, 1 Gesimsbrücke. 6 Dachleitern, ra. 1700 lfd. Meter diverse alte Hansschläuche, 1 Austhauapparat, 29 Steigergurte mit einholmigen Carabinerhaken. 26 einholmige Carabinerhaken, 48 Lederhcline. 4 div. Sprachrohre» IS Armbinden, 72 messingene Signal, pseifenketlen, 24 Paar Fausthandschuhe, div. OsficierS« sterne und messingene Zahlen, 3 lederne Schwamm- laschen. Nähere Auskunft ertheilt da« Commando der Leipziger BerusSseuerwehr, Fleischerplatz 7. Leipzig, den 22. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 2024. Ilr Georgi. Kretschmer. eontursvttsahttn. lieber da» Vermögt» drr Wittwe de» Spediteur« Kaulsnh in vahnhos vurrdorf, vk,nna grd. Gramer, und der minder. sähriqen Kinder derselben, Geschwister Kaulsust dnieldst, wird, da dir Witlw« Kaulsuß die Eröffnunq de» Loncurse» über ihr Ver mögen und da» ihrer von tbr bevormundeten Kinder beantragt, auch die Zahlung-unsähigkeit gloubhasl gemacht hat. heule, am 23.Mn, 1888, Nachmittag» 12'/« Uhr dos ConcurSversahren eröffnet. Der Kaufmann Herr Hermann Dietrich in Mühlberg a/E wird zum ToncurSverwalter ernannt. Loncur-forderungen sind bi» zum 23. Juni 1888 bei dem Gerichte anzumelden. Ls wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Bcr- Walters, sowie über die Bestellung eines Gläubiger-Ausschusse- und eiatreienden Falls über die in 8- 120 der Loncursordnuag bezeich» oeteo Gegenstände auf «en 6. Juni 1888, VsrmtttagS S'/. Uhr ond zur Prüfung der aiigemeldetcn Forderungen aus den II. J»lt 1888, vormittags SV« Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin aiiberauml. Allen Personen, welche eine zur Loncursmasie gehörige Sache in Besitz haben, oder zur Toncurs,nasse etwas schuldig sind, wird aus. gegeben, »icht- an den Gcmeinichuldner zu verabjolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung aosertegt, von dem Besitze der Sache und vrn den Forderungen, sür welche sie aus der Sach« abgesonderte B>. srtedigung in Anspruch nehmen, dem LoncurSverwaltcr bis zum 23. Juni 1888 Anzeige zu machen. Ktntgltche» Amtsgertcht ,« Via hl »er« a. 3. Gl3e. Zur Beglaubigung: Kriedemann, als Serichtsichreiber de- KSnigl. Amtsgerichts. Nichtamtlicher Theil. Deutschland und Frankreich. „Wir sehen gar nicht ein, weshalb Frankreich weniger Herr in seinem Hause sein sollte, al» Deutschland es in einem Lande ist. da» ihm so wenig gekört." Mit dieser Bemerkung fertigt da» Pariser „PayS" den Fall Littauer ab, und die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erwidert darauf: „Es ist in der Thal hohe Zeit, endlich in einer Weise, die kein Miß- verständniß mehr zuläßt, klar zu machen, daß Eliaß-Lothringen ganz und gar zu Deutschland gehört." Bisher waren „Plackereien" an der deutsch-sranzösischen Grenze, von welchen die „Autorittz" Eassagnac'S als von einer ganz bekannten Thatsache redet, auf deutscher Seite nicht üblich, der Fremden verkehr war vielmehr in einem Grade ungehindert, daß die überau» empfindlichen Franzosen niemal» in die Lage ge kommen sind, in dieser Beziehung irgend eine Klage laut werden zu lasten. Da mau aber aus französischer Seite um so rück- sichlstosrr verjährt und oa die sranzösisch« Presse ebenem auch mit bKxsttt Sei»ff8st«k«it Dinge tzl« Lh-Mp» girbt, die nur in der Phantasie von Leuten bestehen, welche die Verhältnisse nicht kennen, so mußten die Zügel straffer angezogen werden. Der Paßzwana ist eine Unbequemlichkeit für Reisende, welche längst al» solche erkannt und deshalb fast überall ab- geschafft ist. Mit einem Paß versieht sich heute nur jemand, der nach Rußland reisen oder eine weit« überseeische Fahrt antreten will. Sonst besteht heute Freizügigkeit in der Welt, abgesehen von Socialisten und Anarchisten, die überall emrr schärferen Controle unterworfen sind, al« harmlose Touristen. Leute, die sich einer Verletzung der Gesetze bewußt sind und deshalb jeder Zeit in die Lage kommen können, sich zu legtti- miren, bedürfen auch eine» Paff,-; da» Ludert aber an der Regel nicht», daß der Personenverkehr in drr civilisirtrn Welt im Allgemeinen paßsrei ist. Eine Nation, welche aus die politischen und die allgemeinen Menschenrechte einen so bohen Werth legt, wie die französische, die seil einem Jahrhundert den Vorzug sür sich beansprucht, an der Spitze der Civiiisation zu marscdiren. hätte besondere Veranlassung gehabt, sich nicht dem Vorwurf au«zusetzen, daß sie die Rechte anderer Nationen nicht achtet. Aber gerade die Franzose» haben in der Miß- achtung der Rechte von Nichtsranzosrn da» Höchste geleistet, ein Fremdenhaß, wie er in Frankreich seit geraumer Zeit geübt wird, ist sonst kaum noch in der civilifirten Welt an,»treffe». Am Meisten sind die Deutsckien diesem Haß auSgesetzt und deshalb ist Deutschland genötbigt, Maßregeln der Abwehr in» Werk zu fetzen, die e» ohne Nolh niemals angewendet hätte. Der beste Beweis dafür ist die Verfügung der Regierung von Elsaß-Lothringen, welche Ausländer bei Ueberschreitung der Grenze von Frankreich dem Paßzwang unterwirft. Seit dem Frankfurter Frieden hat ein solcher Zwang nicht bestanden, die deutsche Negierung hanvliadle die ihr durch da» Recht de» Kriege» zukonnuciide» Befugnisse gegen die Besiegten mit einer Schonung und Rücksicht, wclcde aus französischer Seite nicht die gebührende Würdigung gesunden hat. Elsaß-Lothringen ist seit 17 Jahren der Schauplatz von Wühlereien der Fran- zosen, welche zumal in neuester Zeit die Behörden zu ver doppelter Wachsamkeit verpflichtet haben. Der LandeSverrath ist fast zu einer chronischen Krankheit geworden, die mit ge wöhnlichen Mitteln nicht zu bekämpfen ist, und waS da« Schlimmste dabei ist, der Berrath ii» von der französischen Regierung durch da» Werkzeug de» sogenannten Nachrichten- Bureau» de« sranzvsischen Krieg»,„iinsteriumS systematisch be trieben worden. Die erfolgreichste Thätigkeit aus diesem Ge biete ist unter Boulanger al- KriegSminisier entfaltet werden. Da» ist ein« Thalsache, welche -inen Rückschluß aus die Lang- mulb und Nachgiebigkeit der deutschen Regierung im Interesse der Aiisrechthaltung de» Frieden» gestattet. Aeußerlich lebt Deutschland seit 1? Iabren mit Frankreich in Frieden, aber e« ist kein Jahr vorübergegangen, in welchem nicht der Friede ernstlich gefährdet gewesen wäre. Die Streit- puncte find nur au» dem Grunde immer beigelegt worden, weil Frankreich sich seiner Schwäche bewußt war und sich des halb mit Herausforderungen und Prahlereien begnügte, deren innere Haltlosigkeit dem vernünftigen Theil der Franzosen sehr wool einleuchtete. Aber wir sind sehr geneigt, den Ein fluß diese« Theile» aus die Gesammtheit der Bevölkerung Frankreichs zu überschätzen und auch dem Gebühren hervor ragender Persönlichkeiten falsche Beweggründe unterzuleqen. Man hat e» an Lob sür Ferry'S Unbefangenheit de» Urthcil» und Klugheit seiner Friedenspolitik nicht fehlen lasten, und ebenso ist Deutschland dem Minister Flouren» mit Vertrauen auf seine diplomatische Geschicklichkeit entgegrngekommen. Ferry hat daraus mit dem bekannten Trinkspruch aus Kvchlm- Ciaubon und Flouren« mit seiner Wahlrede in Brianhon geantwortet. Die Franzosen sind >m Puncle der Feindschaft gegen Deutschland einig, sie unterscheide» sich nur durch die Form, wie sie derselben Au-druck geben. Niemand kann sich darüber täuschen, daß ein Berhältniß. wie e» zwischen Deutschland und Frankreich bestebl, nicht mehr lange fortdauern kann, ohne zu einem feindlichen Zu sammenstoß zu führen. Die Hoffnung, daß sich die feind lichen Gegensätze allmälig auSglcicheu werden, wäre berechtigt, wenn überhaupt schon eine Milderung de» Gegensätze» zwischen beide» Nationen erkennbar wäre, aber leider ist stalt dessen von einer Verschärfung diese» Gegensätze» zu berichten. Mit welch' freudiger Genugthuung wurde die Aiitnltsaudienz des französischen Botschafters H-rbetle in ganz Deutschland be grüßt. und wie gering ist da» praktische Ergcbinß der Be- mühungen de» Vertreter» Frankreich-, mit Deutschland ein äußerlich gute» Berbältniß aufrecht zu halten. Denn nur darum kann e« sich überhaupt handeln, weil der innere Gegensatz bei jeder Gelegenheit mit der größten Schärfe hervortritt. Auch von dem Nachfolger Boulanger'», General Ferron, hatte man sich in Deutschland eine viel zu günstige Vorstellung aemacht. Er trat den Versuchen energisch gegen über , der Politik in inilitairischen Kreisen Eingang zu ver schaffen und brachte den Grundsatz, daß die Armee dem Parteigetriebe fern bleibe» müsse, auch Boulanger gegenüber zur Geltung, aber in Bezug aus die Erhöhung der Kriegs bereitschaft Frankreichs ließ er alle seine Vorgänger im Eifer hinter sich, und er war e» auch, welcher den bedenklichen Mobilmachung-Versuch zur Ausführung brachte Jetzt bat Frankreich mit den inneren Schwierigkeiten noch niehr zu kämpfen al» bisher, und au« diesem Grunde erregen Vorfälle wie die in Belsort und in Avriccurt nicht die Un ruhe, die sie bei festerer Zusamiaensaffung der Kräfte Frank reich» unscblbar erregen würden; diese gewiß »icht unbedeuten den Streitfälle spielen sich mehr in der Presse beider Länder ab Darum verlieren sie aber nicht an Gewicht, und die Nachwirkung de» Geschehenen wird nicht auSbleiben. Gegen wärtig verfolgt die Regierung Frankreich» sriedliche Be strebungen, die Nrbenregierung ist aber um so kriegerischer gesonnen, und leider scheint der Schwerpunkt der Entwickelung in der letzteren zu liegen. Die Bewegung, welche die Aus lösung der Kammer und die Revision der Verfassung bezweckt, macht sichtbare Fortschritte, sie gebt nicht sprungweise vor wärts, aber sie gewinnt stetig an Boden, und wenn sie ihr Ziel erreicht hat, so wird der europäische Friede dadurch nicht eine festere Grundlage erhallen haben. * Leipzig, 26. Mai 1888 * Dem BundeSratb ist der Gesetzentwurf für Elsaß-Lothringen, betreffend bas TheilungS- versahren und drn gerichtlichen Verkauf von Liegenschaften, in der vom LandeSan-schnß von Elsaß- Lothringen angenommenen Gestalt zur nochmaligen Beschlnß- saffung vorgeleat worden. Der Entwurf hat im Lanrca- «sschH »WzkxMM krishkk". . Em Paragraph desselben ist gestrichen, zwei neue find hiozugefügl worden. Bon den letzteren bestimmt der eine, daß, wenn em bei einer gerichtlichen Theitung Betheiligter dem Gericht glaubhask macht, daß er ohne sein verschulden verhindert gewesen sei. in dem zur Aufnahme der Theiluagsurkuade ^stimmten Termine zu erscheinen, und fall« sich annehmen läßt, daß er durch die Theitung in seinen Rechten beeinträchtigt ei, die Betbeiligten aus dessen Antrag vor den Notar zurUck- nverwrisen sind. Der zweite neu hinzugefügte Paragraph ctzt dasselbe Verfahren für den gerichtlichen verkauf von Liegenschaften fest Auch in den auf die zu berechnenden Gebühren bezüglichen Bestimmungen sind Lenderungen ge troffen Der Tag de» Inkrafttreten» de« Gesetze«, der tn dem vom Bundk«rath dem LandeSauSschuß zugcstellten Entwurf offen gelaffen war. ist von dem letzteren aus den 1. Juli 1888 normirt worden. * In der Schulfpruche-Intrrprllation der pol nischen Fraktion de« preußischen Abgeordneten hauses ist der Au«druck „Großberzogthum Posen" gewählt, obwohl e« weder staatsrechtlich, noch sactisch ein olchr» giett. Die früheren Territorien, au- denen im Lause der Zeiten der preußische Staat gebildet ist, finden sich al» historisckc Neminiscenze» in dem königlichen Titel und Wappen, zum Theil leben sie in besonderen particularistischen In- iitutloncn sort. Der preußische Staat und sein Recht kennen ie aber nicht; dieser Staat zerfällt in Provinzen und Kreise; alle» Andere gehört der Vergangenheit an. Entbehrt der Au»- crnck „Großherzogthum Posen" daher jeglicher Berechtigung, o gewinnt er besondere, wenn auch keineswegs angenehme Bedeutung im Hinblick auf die polonisirenden, jeder Assimilation der polnisch redenden LandeSlheile an den preußischen Staat energisch widerstrebenden Tendenzen, denen die Antragsteller wcht fern stehen. In diesem Zusammenhänge bedeutet die Bezeichnung „Großherzogthum Posen" dasselbe, al» wenn )err vr. Windthorst sich zur Bezeichnung der Provinz Han nover de» Ausdruck» „Königreich Hannover" bedienen wollte. So tritt dem Gebrauche einer unberrchtigten Bezeichnung eine bestimmte der Einheit de« Staatsganzen feindliche Ten denz erklärend und ergänzend hinzu. Diese Tendenz wirst ein Helle» Schlaglicht nicht nur aus die Bestrebungen der Antragsteller >m Allgemeine, sondern auch auf die Zwecke, welche sie mit der Interpellation im Besonderen verfolgen Zugleich wird ein neuer Bewei» dafür geliefert, wie noth- wendig Vorsicht und energische Abwehr gegenüber dem Polentbum geboten ist und wie verkehrt er wäre, au« Sen timentalität oder schwächlichem Optimi«mu« dir Zügel nach- zulaffen. -Au« Straßburg i. Eis., 24. Mai, wird gemeldet: „DebusS An-sübrung der Verordnung vom 22. d. Mt«, betreffend den Paßzwang, ist eine Anweisung an die Landes bebörken erlaßen worden. — Dem .Elsäffer Journal" zu folge ist gegen den Färbermeister Appel sowie gegen den Eisenbahnangestellten Dietz und besten Ehefrau da« Haupl verfahren wegen LandeSverrath« rrvffnrt." » » » * An« Brün». 21. Mai. wirb der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Die I>ihre«versan,mlni,gen de- Deutsche» Schilderet»» zn Pfingsten sind längst zu nationalen Festen der Denisch-Ocsterrrichk! geworden von welchen sich ei» gesunder nationaler Geist au-breitc: über dle deulscheii Provinzen Oesterreich». So wird auch die heutig Versammlung in Brünn segensreich, weitsiralilead, aufklärend und hoffentlich einigend wirken nus unser poliiiich lg zkrsahreneS Deutsch ihum. Man hört üderaN die Klage, dag die Deutschen siä, zer splittern, aber jeder Parteibruchtheil möchte dem andern die Schuld daran zuschleben, und keiner begreift, daß der Mangel an Unter, ordnung unter da» gemeinsame Wollen diese Ohnmacht bewirkt Im Schulderes» allein findet »och ein vernünslige» Zusammen wirken wenigstens der dret Haupigruppen der Denlichen, der deutsch-österreichischen »nd de» deutschen TlubS mit der deutsch- nationalen Bercmigung, statt, und vielleicht geht vom Schulvereln auch die politische Wiedervereinigung aus. Unter den hier in Brünn eischienenen Abgeordneten sind olle dret Gruppen vertreten Nur der äußerste rechte und der äußerste linke Flügel der Deutsch. Oesterreicher, die Klerikalen und die Schönerianer, halten stcb fern. Die Einen Halen sieb den „katholische» Schulvereln", die an- der» den anmemitisch-n Schulvereln sür Deutsche geschafie». Der lalholische Schnlverein hat unter den Slawen gar keinen Bode» ge sunden; nnr deutsche Priester konnten sich dazu hergebeu, demselben hier und da eine Stätte zu gründen und, was schlimmer ist, stä seine' Namens zu bedienen, um dem Deuischen Schulvereia entgegen zuw rken, und zwar unter falsche» voriptegelnngen; denn wie dem BereinSbcricht zu entnehmen ist, ha» der Deutiche Schulverei» bishei schon mehr al» 23000 st. für den regelrechten Betrieb deS katholischen Religionsunterrichtes an seinen kchulanftalten verausgabt. Mehr als der katholiiche Schnlverein schadet der antisemittschr „Schulvrrei, sür Deutsche" der gemeinsame» deutiche» Sache. Boa Schönere, au» verletzter Eitelkeit gegründet, findet er Infolge der steigenden Erbitterung der breiten Voiksmaffen gegen manche Ausschreitungen der Galizier und infolge der leideuichastlicheo Wühlerei der Schönerianer weite Berbrettung. Einen Bortheil Hai da» Brüauer Jahressest durch das Fehlen der Extremen insofern, al» die deutsch nationale Gesinnung sich heute und gestern durchan» in gemäßigten regierung-fähigen Ganzen hielt Nclerall wehten die ichwarz-gelben Fabnen einirächtigiich mit den schwarz-roth-goldeae« zusammen. Die gestrige FestvorfteUung und die gelammte Haltung des Publikum» war musterhaft patriotisch. Andererseits muh man rühmend hervor heben, daß. offenbar auf eine» Wink au- Wien, der klerikale Statt halter Gras Schöuboru amtlich der Festvorstellung beiwohnte, offen bar mit einem heitere», einem trüben Auge, und daß der Oberst des 8. Jnsanterie-Regiment» ie ne Militaircapelle sowohl iür gestern als für h-ute uueiitg-lilich zur Vertilgung stellte. * Betreffs der römischen Nachricht der .Kölnischen Zeitung" von Manövern in Bologna und von Dispositionen für eine dortige -Zusammenkunft de« Kaisers Franz Joses mit dem König Humdert ist in Wien bisher nichts bekannt, weshalb diese Meldung auch Überrascht hat. * Griechenland ist seit dem Fia«co, Welche» seiner Zeit die Actioi'Spolitik de« Herrn Komunduro» machte, allen Ver suchungen, seine Verantwortlichkeit in den Orientwirren zu engagiren, sorgfältig au« dem Wege gegangen. Unter der Leitung von Trikupi» hat Griechenland sein Verhalten mehr in Uebereinstiinmung mit der allgemeinen EntwickclnngStenkenz der internationalen Angelegenheiten zu bringen gewußt und, ohne aus eine seiner nationalen Aspirationen zu verzichten, doch der panhellenistischen Propaganda keinen unmittelbaren Einfluß aus seine Entschließnngen zugestandeii. Um so weniger glaubte Herr Trikupi» zu der von türkischer Seite gegen den griechischen Consul in Monasiir, Panuria». erhobenen Au- fchuldigung. panhellemstische Umtriebe in Makedonien mit seiner, d. h. also der Autorität Griechenland» gedeckt zu haben, stillschweigen zu sollen So kn,» e». daß au» diesem Anlaß em Mciiiuiig-auSlmiich zw:'a.-n Athen und Kon- stantinopel erwuchs,»» besten Verlauseda«Ead»n,t he«Her«
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