Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-27
- Monat1888-05
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1888
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Grsch,t»1 tsgltch stütz Utzr. »3 «rPetziti« Ivtza»»«*^fl« S- H»rvch3»«3e» 3cr Ned«st»»: lUvnnitt»^ 10—12 Uhr. «MtzMitWg« 5-4 lldr. >««»«» »er für »1, »flchktk «,—*« »,»«er 5eßkt»«tr> 2nler«,e «, v«che,t„e» »t« 3 Uhr Nach»ttt«,*. «, L«>»»»* Feftt«,e, früh öt»'/,9 Utzr. z> »NI Fllstst» str vu* Kl«»». lIB»,rsUtGßr«3» t. k,«t* L»sche. K,chortt»»,ßr. 88 pan. >. Königsplatz 7, »»» dt«v,8 Utzr. . UcMM.TasMÄ Anzeiger. Organ str Politik, Localgeschichtr, Handels- und Geschäftsverkehr. Ldomie«-nt»»*si» vierteljährlich 4>/, Mk i»rl. Brivgerlohn ö Mk.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 80 P' Belegeremplar 10 Pt. Gebühre» für Extrabeilage» (in Daaedlalt-Format gesalzt) ahne Poftde>örd»r»vg 60 Mk. «u PoftdejSrdernng 70 Mt. Inlerate Saespaltenr Petitzeile X) Pf. Grthere Schrille» laut »,s. PrrtsverzeichBß Taveüarilcher ». Zcssernsatz »ach hödenn Dari' dleclamen »»trr de» Nrdactt»»«strich die «gespalt. Zeile öOPl., vor de,A«mtlte» nach richte» die Sgelpaltc»« Zeile <0 Pt. Snserate fi,d stet« a» dt» Erpeditt», ,, Ie»de». — Rabatt wird »ich» gegeben. Zahlung prnvruuvernliflo oder durch Poss- »achnahmr. 148. Somrtag dm 27. Mai 1888. 82. Jahrgang Amtlicher Theil. 0eße«lttche Ätzung -er Ltadtueror-uele» «tttmoch. den 30. M«t üvt». «be»d* v/, Udr, t« G««l« »*» »,r«altche» Ha»del»»ürs», «« Was«H«»rkte. Tage»»rd aung: I. Wahl je eine« Mitglied«* au* de« E»llegium in n) den gemischte« GaSauslchuß, d) den gemischten Ausschuß für öffentliche Gesundheitspflege »nd o) die Vchlachtyos*-Eommisston. II. vericht de« Versassung«au«schusse* Über Procrßrin- arhuug gegen die Herren Gebrüder Etvckiu» re. M. Vericht der EcklachthosS-Eommission über: ») Erlaß einer don der Firma Lauchhammer, vereinigte dorm. Gräfl. Einstedel'sche Werke :u Lauchhammer, verwirkten Evnventionalstrase; d) Beschaffung der Au*slatlu»gS» gegenstände für die Verwaltung»- und Diensträume de* Schlacht- und Biehhofe«; e) Ausführung baulicher Her- strlluagen wegen Verlegung de* Trtchinenschauamte* in den Lagerschuppen de» neuen Schlacht- und Viel-Hose«; fl) Einbau von ExpeditionSräumen in die Talgschmelze de* neuen Schlacht- und Viehhose«; «^Beschaffung do« Rollschutzläden für SV Fenster der Wohngebäude iu der neuen Schlacht» und LiehhosSanlage. W. Vericht de« Bau-, Oekonomie» und Kinanzau*schuffe* über Erlaß einer von Herrn Filchermeister Linke zu Vergütenden Entschädigung sür Straßenareal und Re gulirung. bez. Abänderung der Fluchtlinie vor den Grundstücken Nr. 16, 20 und 22 de* Ranstädter Sleinweg». L. vericht de« Oekonomie- und Finanzausschüsse* über: ») Herstellung der Kronprinrstraßr aus bereu Strecke zwischen Süd» und Kochstraße; d) Beschleußung und Befestigung der Elsässerstraße aus der Strecke zwischen Freae- und Sedanstraße:o) Ausführung voa Straßen- heistellongen in der Schenkendors«, Lößnigrr- und Kvroerstraße; fl) Trottoirlegung vor der IL. Bezirk»- schule auf deren Front an der alten Elster. VI. Bericht de* OekonomieauSschuffe* über: a) Verstärkung, bezw. Regulirung de* Dammwege* zwischen dem -ellenstege und der BiSmarckstraße; d) Ausstellung von 10 Bänken in der Promenade der Kaiser Wilhelm. Straße; o) Verstellung de« von Eonnrwitz uach Lößnig am linken Ufer de* Pleißeumühlgrabeu* hiusührenden Fußwege» Vrklmnlmachung. Die La«dst>r»-Lehei»« der im lausende» Jahr, in Leipzig - Stadt gemusterten militairpflichligen Ma««- seheafte« sind heute eingegangen und liegen aus unserem Quartieramte, Stadthaus, 2. «läge. Zimmer Nr. 1V7, zum Abholen bereit, wat hierdurch zur Aenntniß der Bethciligten gebrachl wird. Leipzig, am 24. Mai 1888. Der Stattz der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Lamprecht. Vrkanntmachung. Die Ausführung 1) der Atanaerardelte«, 2) »er «chleferdeckerarbeite», ») der Miearpaerarbettea sür da« Metatgaua-gebLad«, da« Stege»erirgedE»de, da« Neg»liru»g*gedaude, da* Lvagetfliasche» und da« PsortnrrhanScPea bei dem Erneuerung»!)«,« der I. Gasanstalt sollen in Accord verdungen werden. > Die Zeichnungen und Bedingungen sür diese Arbeiten liegen im Bureau der Ga»a»stalt II in Eonnewitz au* und können daselbst eingefeben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: »fl 1: „Weintgong-gebflude rr. Zimmerarbeiten, »fl 2: - Sehieferdeckerarbeite», »fl ü: - Klempnerarbette» für die I. Gaflanstalt" »ersehe» in der Nuntiatur de« Rathe«, Rathhau*, 1. Etage, und zwar bi« zum Montag, den IV. 3««i d. I., -Nachmittag» » Uhr tin;ureiche». Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere das Recht vor, fämmtlich« Offerten abzulrhnen. Leipzig. am 24. Mai 1888 De» -lath* der Stadt Leipzig Deputation zaden Gasanstalten. ^e, aus dem neuen Dieh- und Lchlachthofe zu glwinuend« Dünger, besten Abfuhr ausschließlich aus der Eisenbahn »« ersolgen hat, soll von Anfang Juli diese* Jahre« ab »ns slvis Jahr« an einen geeigneten Unternehmer vergeben werbe«. Die Bedingungen über di« Vergebung n»d Ingebot*- sormuiar« liegen in dem Schlachthosbaubureau an ver Kaiserin- Augnstn-Straß« au* und können daselbst ringrsehen resp. gegen Entrichtung einer Gebühr von SO ^ pro Exemplar entnommen «erden. Ebendaselbst »»ird unser Architekt Herr Moritz in den GeschästSstunde« etwa gewünschte »eitere Uu«- knnfl ertbeilen. Die Angebot« sind bi* zn» IS. 9»ni diese« Jabrr* vor mittag« N Uhr bei der Nuntiatur de* hiesigen Rathhansr* objngeben. , Mr beb«llen an* die Auswahl nntrr den Bewerbern sowie vi« Ablehnung säinmtlicher Angebot« »sr. Leipzig, am 22. Mai 1888. . . Dar Math da, Stadt Leipzig. »>ki Vr. Georgi. vr. Kuppenborff Rram-, Roh- und vletzmarki r» Lit-erlwolkvitz «lttwoch. »en «. »ggg. »icht erhoben. Dar Aemeinderattz. r,fl. vetamlMchmr. Die Ansführunq 1) der <Krd> a»d Maorerardatta», 2) der Stetametzarbettea, sowohl für da* Gxhaastorgebäada, da» Saniddatt- gebäude und da« Ammorrtakwaffer- und da« Dhee^BorrathSbasfin. al« auch sür da« -tetnignnaS., Wagamaria-, Weg»- Urrrn^sgadfllada, da« Wage- und da« GfSrt«er bet dem Sraa«ani«g»ra« dar I. GaSaastalt ist Veraeden und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Brweroer hierdurch ihrer Angebote entlasten. Leipsig, am 2*. Mai 1t>88. Da« Wath« der Stadt Leipzig Dapatatto« za de« Gasanstalten. VLanntmaihung. verloren gegangen sind die Arbeitsbücher: t) de« am 2L. Oktober 187t hier geborenen Arbeit*- burschen Paul Evuard Richard Holzhaasa», hier im Jahr« 188* unter 740 au«gestellt; 2) de« am 2t. December 1872 hier geborenen Hau«, burschen Ernst Otto Schatz, hier im Jahre 1887 unter «SS «»«gestellt; g) de« am 28 September 18*9 zu Fürth geborenen Bäckergesellen Johann Ludwig Math, i» Jahre 1884 z» Fürty ausgestellt; 4) de* am 2l. Oktober 18*» hier geborene» Kürschner» aesellen Ernst Paul Lehmaaa, im Jahre 188* zu Linbenau au-gestrllt und L) der am 2. Mai 18*8 zu Nürnberg geborenen Elisabeth Müller, hier im Jahre 1884 unter 1529 ausgestellt. Dir bitten dies« Arbeitsbücher i« Ausfindn»g«sallr an her, Obstmarkt S. 2. Etage, Zimmer 115 (Stadthau«) ab- zulieser». Leipzig, am 18. Mai 1888. Der Wath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi^Fröhlich. Vckanntmachllllk Dir haben den Preis sür 1 Fuker Gand (mit ca. 1.75 cdm Inhalt) au» der städtischen Sandgrube auf 2 erhöbt. Diese Preiserhöhung tritt mit dem Tag« de* Erscheinen* dieser Bekanntmachung in Kraft. Leipzig, den 24. Mai 1888. Id. 2183. Der Wath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Krippendorff. vrkanillmachung. Auf unserem Lagerplatz- in Reudnitz sollen A. Jaai «r., DormtttagS S Uhr, alte Granitplatten in 10 Abteilungen, sowie einige Haufen alter Granit» 'chwellen in 4 Nblheilungen gegen sofortige Baarzahlung an den Meistbietenden verkauf! werden. Leipzig, den 24. Mai 1883. Id. 19*7. Der Wath der Stad« Leipzig. vr. Ge o r gi. vr. Krippendorff ^.errULeker verirksverein iUtnnn» vonnerot»«, floa 31. Aal, Abonflo 7 vtzr. Im l8»»1« a«r 1. vllrroroodalo. r»U»«orfln»n»: 1) Aoklotronfl«. 8) ^orrog »o cken Aonlotog i» So»»» «nt ät» Sorioloo fl«, Lniulreoovivenx^vt»«,. 5) »Uinfleeorflnun«: Ar»Ne«k»«I, OvmtUeu, >vbüoflijrvius«>, kotilrlloilrvn. vr. Sondert. «k Daamoiper «». Vantechnlber », l de* hieß,m Lchulaot-aae« fvr di» gea von Ans. H.„ ?E^a»d« ^ ches Lfferten Mi« honorar.Aogob» bc« 4. Iml erbet», o, den Gchnloorpanv z» kBianttzatzn. A». u,t Nichtamtlicher Theil. Veutschlan- und Rußland. E* ist ein alter ErsahrungSsatz, daß eine Freundschaft, wenn sie einmal einen Riß erhalten hat» sehr schwer oder überhaupt nicht wieder in der früheren Innigkeit herzustellen ist. Aus den Verkehr der Völker unter einander paßt dieser Satz nicht vollständig, weil Bvlkerfreundschaslen weniger auf dem Zug« de* Herzen» al* auf der Gleichartigkeit der Interessen beruhen, aber au« der Interessengemeinschaft ent steht gewöhnlich auch Zuneigung, und diese verschwindet, wenn sie sich in ihren Voraussetzungen getäuscht siebt. Zwischen Rußland und Deutschland bestand seit langer Zeit «ine Jnter- essengemeinschast, deren Grundlage die Ausrechlerhaltung de* monarchischen Staate* gegen die revolutionairen Umtriebe seiner Feinde war. Ursprünglich war damit auch da* Streben verbunden, den Besitzstand der alten Monarchien gegen die Eroberungssucht fränkischer Eroberer zu wahren. Beide* war der Zweck der sogenannten heiligen Allianz. Daran schloß sich nach Wiederherstellung de* europäischen Gleichgewicht* im Jahre 1815 di« gemeinsame Abwehr gegen versuche, da* Königreich Polen wieder aufznrichten. Diese Interessengemein schaft hat jedoch einen Stoß erlitten durch den Widerstand welchen die europäische« Mächte im Jahre >878 der Ad- sicht Rußland» entgegengesetzt haben, die Bnlkanhalbinsel seinem Machtbereiche einzuverleibrn. Rußland fand bei der Ausführung seiner Eroberungspläne bauptsäcblich Widerstand ans Seile England* und Oesterreich-Ungarn«, weil beide Reiche ein naheliegende« Interesse daran haben. Konstantinopel nicht in den Besitz Rußland« kommen zu lassen. Dasselbe Interesse haben auch Italien und Frankreich al« Mittelmeermächte, während Deutschland* Interessen durch ein« solch« Veränderung der Karte Europa« nur mittelbar berührt werden nnd nur insoweit, al* dadurch die Bürgschaften sür Erhaltung de« Wellfrieden« vermindert werden. Ein anderer EesichlSpunct ist der Wunsch, den Besitzstand seiner Verbündete« in Europa zu erhalte«. Rußland« Streben geht dahin, Dentschland vollständig zum Werkzeug seiner Pläne zu mache», dw Macht dies,« Reicher al« Adwrbr gegen den Einspruch England«. Oesterreich-Ungarn« und Italien« zn benutzen. Wenn e« nach dem Villen Rußland* ginge, dann müßte Dentschland die Sache Rußland« gegen die genannten drei Mächte vertreten, um diesen Preis würden dann auch die russischen Sympathie» für Frankreich ansgegeben werden. So etwa ist die Politik beschaffe«, welche sich in den Köpfen der ActionSpartei in Ruß land gestaltet bat. Weil aber Deutschland Bessere« lu thun hat, al* russische Politik zu treiben, ist der maßgebende Theil de* russischen Volke« mit Deutschland unzufrieden, und au» dieser Unzu friedenheit hat sich allmälig ei» Haß entwickelt, welcher durch keinerlei Vnmiinftgrünve zu bewältigen ist. So ist e« z. B. hergebrachte landläufige Sage in Rußland, baß Deutschland an der Verwerfung der Friedenspräliminarien von San Stefano die Schuld trägt. Tie Bemühungen, der geschicht lichen, auf Thatsachen beruhenden Gestalt der bestehenden Verhältnisse zu ihrem Rechte zu verhelfen, sind an dem russi- scheu Eigensinn bisher gescheitert, und al« die Ableugnung feststehender Thatkachen nicht mehr zeikgemß erschien, wurde die Doppelzüngigkeit der deutschen Politik in Bezug aus die Balkanpolitik erfunden und mit gleichem Erfolge bi* zur höchsten Stelle zur Geltung gebracht. Zwischen der Zeit, in welcher diese Erfindung austauchte und ihre Kraft bewährte, liegen zwei bedeutungsvolle Tage: der 18. November, an welchem die Unterredung deS Kaiser- Alexander mit dem Fürsten BiSmarck in Berlin stallfand, und der S. Februar, an welchem Tage Fürst BiSmarck ein Bild der pvlilischen Entwickelung der letzten 40 Jahre vor dem deutschen Reichstage entrollte. / Obwohl die Wirkung beider Ereignisse auch in Rußland unverkennbar war, so hielt sie doch nicht lange vor, und besonders von Moskau her wiederholten sich die versuche, dir deutsche Politik, ihre Aufrichtigkeit und ihre RuffenfreundliLkeit zu verdäch tigen. Ern solcher versuch, welcher an Heftigkeit kaum zu überbieten ist, bestehend in einem Artikel der „Moskauer Zei- tung", den die deutsche „St. Petersburger Zeitung" wieder zugeben für nölhig gehalten hat. veranlaßt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" zu einer Abwehr, welche durch die Rück haltlosigkeit ihrer Darlegung in Erstaunen setzt. Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" Leckt den wahren Siczn der Verdächtigungen der „Moskauer Zeitung" aus und zeigt, daß der angebliche systematische Betrug und die Berhvdnung der besten Gefühle de- russischen Volke-, deren sich die deutsche Presse schuldig gemacht haben soll, in nicht« Anderem besteht, al* in der Zurückweisung der Zumuthung, daß Deutschland russische« Getreide aus Kosten der eigenen Landwirthschast kaufen solle. Zur Beschönigung dieser Zumuthung Halle die „Moskauer Zeitung" auch wieder aus den alten, längst al« unbegründet rurückgcwiefenen Borwurf der Undank barkeit Deutschland* gegen Rußland zurückgeariffen. Dieser Kunstgriff, welcher lediglich aus die Unkenntniß der Leser über offenkundige Thatsachen berechnet ist, wirb von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" mit kurzen Worten abqesertigt: Rußland möge sich daran er- inner», daß Deutschland sich seit dem Jahre 1828 durch seine Haltung während der polnischen Ausstände und der orientali schen Kriege wchldcrechtiglen Anspruch aus die Dankbartc» Rußlands erworben habe. Au« dieser ZeilungSpolemik ist zu entnehmen, daß e« eine vergebliche Hoffnung ist, dir seit langer Zeit brüchige Freund- schasl zwischen Drusichland und Rußland wieder herzustellcn, Deulschland ist vielmehr Rußland gegenüber auf denselben dornenvollen Pfad gewiesen, den e» Frankreich gegenüber zu verfolgen genothiat ist. Von der alten, aus lleberliescrung beruhenden russisch-deutschen Freundschaft ist nur da« ver wandtschaftliche Berhältniß übrig geblieben, welche« die Häuser Romanow und Hobenzollern mit einander verbindet, aber da« allein reicht, wie die tägliche Erfahrung lehrt, nicht hin, um die russische Politik zu einer gereckten Beurthrilung der deutschen Politik zu nölhigen. Die öffentliche Meinung Rußland« ist nach wie vor Deutschland feindlich gesinnt» dar ist auch wieder bei Erlaß der Paßverordnung de« rlsaß- lothringischen Ministerium« bervorgelrelen. Die russischen Blätter sprechen von dein Geist der Unduldsamkeit, der au« dieser Maßregel hervorlenchle und schließen daran die Ver dächtigung, daß Deutschland neue Grenzstrertigkeiten hervor rufen wolle. Au* solchen Anzeichen ist aus die Stimmung zu schließen, welche in Rußland gegen Deulschland besteht, man greift be gierig nach jedem Anlaß, um gegen Deulschland zu Hetzen und seine Absichten zu verdächtigen. Der eigenen Doppel- rüngiakrit und Hinterlist uneingebenk, wie sie seit langer Zeit bei allen Vorgängen aus der Bnlkanhalbinsel und in Central- asien hervortrill, sucht man in Rußland jeder Handlung der deutschen Regierung, welche den Wünschen Rußland» zu- widerläoft, einen Sinn unterznlegen, welcher die Wahrbcit geradezu aus den Kops stellt. Glücklicherweise bat Deutsch land« Stimme im Rathe der Völker größere« Gewicht al» die Kundgebungen einer als tendenziös und unzuverlässig in der ganzen Welt bekannten Presse. Wo« diese Presse seit zebn Jahren an Lüge und grundloser Verdächtigung geleistet hat, steht beispiellos da und kann nur dazu dienen, den Nest von Ansehen, den Rußland bisher noch genoß, vollständig zu unter graben. Ein so durch und durch kranke« StaalSwesen wie Rußland thäte besser, sich mit der Heilung seiner inneren Schäden zu beschäftigen, al« sich durch Böswilligkeit und Tborheit mit denjenigen zu Überwerfen, welche den guten Willen haben, zu seiner allmäligen Gesundung hilfreiche Dienst« zu leisten. * » * » * Der ln der vorstehenden Betrachtung erwähnte Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", unser Ver- hällniß zu Rußland betreffend, bat folgenden Wortlaut: Die „Moskauer Zeitung" bringt einen in der deutschen „kt. Petersburger Zeitung" vom 19. Mal Ivleder.iegebenen h, st gen Artikel über angebliche Angriffe gegenRußland, welche in jüngster Zeit in einem Iheile der deutschen Preise wieder hervoeg-ircten wären. Derselbe schließt mst den Worten: „Wir Mach n oie deutschen Diplomaten daraus ousmrrkiam, daß das russische Volk Beleidigungen leicht verzeiht; aber syftemotilcheu Beirug und Ler» hähuung seiner besten Bejsthle, Untergrabung seiner Mach: und sciues Wohlstandes seiten« Derer, die sich sür seine besten Freu,,de auS- geben — da- verzeidt das russische Volk nicht." Wenn wir die in diesem kotz« enthaltene Drohung ln Zusammen Hang bringe» mit den Aeußrrungen der deutschen Pr-sse, w-lche hier aalcl,einend gemeint sind, so beoeulet sie nichts Anderes, als daß oie „Moskauer Zeitung" von uns lordert, w-r müßt n. um d>e ruisiiche Freulldichait zu erwerben, russische- Getr-ide lausen »nb unsere eigene Landnnrthschasi »>chi nur verarmkn, sondern ruiniren lass »; mit anderen Worten, wir sollen den russischen Baue»» einen Tribut bezahlen, der früher nicht rzrstirt Hot. keil Herstellung der kultischen Eisenbahnen sind aus Kosten der deutschen Landwirthschast in Rußland Verhältnisse eingelreien, ver möge dereu der Grundbesitz in der Nähe der rn'stschcii Eisenbahnen zu einer schiviudelbosten Höbe, iu euirgen Fälle» und Iahrc» zur Jahresrente des früheren Eovitc-lwerihes und KauspreiseS gestiegen ist. Diese« unnatürliche Verhältmß aulrecht zn erhalten. ist der Preis, den die „Moskaner Zeitung" für dir russisch« Frenndschasi von «ns fordert. Eine solche Tridn zahllmg »,d Freuvdschast sür Geld ist ober für keine unabhüagig« Macht auaehmbar. I, dem bezüglichen Artikel des Moskauer Blattes ist auch einmal wieder die olte Jabel von der „deutschen Undaakdartett" ansgewän"! worden. Das russisch« Bla« scheint die Maxime nnlerrr fortschrittliche, Blätter befolgen zu wollen, daß man eine Uawabrheit nur recht oft zu wiederholen braucht, um sie in den Augen Victor als Wohl- hrit erscheine» zn lassen. Wir gehören nicht «» Denen, die aus diese Weise getäuscht werden könne», und stelle» bet dieser Gelegen- beit unter »tnfachem Hinweis aas die verschiedenen Phasen der polnischen Aalstände und der orientalische, Kriege seit 18L8 von Neuem fest, daß Rußland n»S sehr viel Dank schuldig ist and u»S tu hohem Grad« »»dankbar behandelt hat — nicht umgekehrt. Leipzig, 27. Mai 1888. * lieber da« Befinden de« Kaiser« meldet die „Post" vom Freitag: Le. Majestät der Kaiser hat die mit de» gestrigen Feierlich- leiten verbundenen Anstrengungen und Aufregungen lehr gut und ohne nachlhe'lige Folgen übersiande». Nachdem - ester» Nuchniittag 2'/, llhr die Abfahrt de- Neuvermählten hohen Priazenpaares ersolgl war, legte sich Se. Ma> stil der Kaiser zur Ruhe nieder und wurde durch einen 2'i, stündlgeu Schlummer erquickt. So vermochte Aller- höchstderselbe om S'/» Uhr den Schloßpark auszaluchea und in dem- selbe» bis ?'/. Uhr zu verweilen. Seine könlgl. Hoheit der Groß- herzog von Hessen leistete dem Kaiser Gesellschaft. WSdrend de, Kaiser t» dem Ponysulirwerk eine Rundsahrt durch den Schloßpark machte, ging der Großberzog neben dem Geführt »ad unter- hielt sich t» lebhafter Weise mit dem Kaiser, der sehr guter Laune war »nd äußerst heiter aussah. Gegen 6 Uhr Uetz der Kaiser sei» Letbpserd vorführeu und liebkoste es. Nach dem der Monarch um 7*/. Uhr nach den oberen Gemächern de» Schlosses getragen worden war, verweilte derselbe einig« Zei! Mi Milteltratt «no zeigte sich um 7 Uhr bO Minutrn am Fenster, nachdem Allerhöchstchm milg.thellt worden war. daß noch eine große Volksmenge vor dem Schloß in ängstlicher Spannung aus Mtt- theilnngen darre, wie dem hoben Monarchen der anstrengende Zestestag bekommen sei. Da» Publicum dankte dem Kaiser durch brausende Hochs, durch Hüicschwenken und Düchevwehea sür die erwiesene Gunst. Am Abend stellte sich ei» wenig Fieder ein, was die Aerzte auch im Voraus erwartet halte». Doch ist dasselbe ohne Bedeutung geblieben, denn der Kaiser hat gut geschlafen und ist durch Literaolvndernng und Hast-nausülle nur wenig im Schluinnier geslä l worden. In Folge dessen ist auch heute dak Allgen em befinden verhällnißmüßig gut; doch wird der Kaiser wohl erst am Nachmittag, wen» die Temperatur wärmer werden sollte, sich in- Freie begeben. Eia Bulleiin wird heute nicht erscheinen. — Der Aufenthalt in Schloß Friedrlchskron dürste im Hochsommer mir Homburg v. d. Höhe vertauscht werden, dessen klimatische Ver- vüiiaisse von ärztlicher Seite als besonders geeignet für einen Auscnthalt während der heißesten Sommertage bezeichnet werden * AuS Kiel, der späteren Residenz des Prinzen und der Prinzessin Heinrich, wird der .Bossischen Zeitung" vom Dalum »eS Vermählung-tage» geschrieben: „Selbstverständlich hat e« sich Kiel nicht nehmen lassen, seine Aiitkeilnabme an dem hentlgen trendigen Ereignisse in mannlgkacher Weise zum Ausdruck zu bringen. Ti' Stadl K>cl hat dem pmg'» Paare da- bronzene Modell eines monumenialen Brunnens ü!rr- r-icdca lassen, welches zum dancrnden Gedächtniß an den heutigen lag aut dem inneren Hofe de« königlichen Schlosses errichtet werden soll. Da- voa Professor Lührirn in Berlin mit glückliMer Hand enlwors'ne, im Stile der Renaissance durchgesührie Kunst» erk findet leinen Abschluß in einer Siatue der Kilia. Bei der Morel- lirung des KopseS scheinen dem Künstler die Züge der Kronprinz'ssin vorgeschwebt zu haben. Tie Provinz Schleswig-Holstein läßt die Fenster des großen FestsaaleS deS Schlosses mit werth- vollen Glasmalereien schmücken, die Kieler Damen haben mehr an das trauliche Heim der Prinzessin gedacht und die Kieler Studenten haben ihren Glückwunsch geschickt. Bon allen lärmenden Festlichkeiten ist abgesehen, aber die Flaggen sind überall heraus und man sieht es der Stadt an. daß ihre Bürger sich freuen. Daö herrlichste Bild bietet der Hafen. Das wundervollste Blau von Himmel und Wasser wcttcisert mit zartestem Grün der Bucken- Wälder, welch: die Föhrde umfpaunen. Und die Schiffe ,m Haseul Alles prongie im Flaggenschmuck; Schweden, Dänen, Engländer »ob Russen. Die Schiffe all-r Nationen flaggen wie die deutsche. Und dann unsere FlotteI Wen» ma» sie >o liegen sieht ans blauen Finthen, im Licht der Maiensoane gebadet, so muß man dl: bc- necken, dt- ihr Beruf anis Meer geführt tat. LeckSzehn Kriegs schiffe und mehr als ein Dutzend von Torpedobooten sind heute ii» Kieler Hasen versammelt. Die beiden Divisionen des Manörcr- g-schwaderS, von den Panzern „Baden", „Bayern" und „Friedrich der Große", mit dem Av iv „Z-eten" und vom Schulgeschwader „Stein". „Gnciienou" und „Mo'tke", oie lorpedobovtsslottille mit dem Aviso „Blitz" »nd den beiden DwisionSschiffen 0. l. n»d 0. II. sied vollständig. Auch die Schulschiffe sind säst noch alle hier, nnr die „Nixe" macht eine Tour nach Nyborg, „Niobe" nvd „Luise" machen „och ihre Segelversuch' au> der Kieler Bucht, ferner sieht mau „Blücher", de» neuen Kreuzer „Schwalbe", den „Falke" und den „Rhein" und alle Schiffe über die Toppen hinweg von Tausenden von Flaggen bedeckt. Es ist säst dasselbe Bild wie tm vorigen Iahrc bei der Grundstelnlegnng der Seeschlenje de« Nord-Ostsee-Canals, eS ist in. Alles lieblicher und milder; während damals ein schneidiger Norl o i über die Wellen strich, ist die Oberfläche des Wassers heute ka u leise bewegt." Wie die Londoner „Trntb" mittheilt, wird Prinz Heinr 1 mit seiner jungen Gemahlin Ende Juli nach England kommen, um der Königin einen Besuch in OSdorne aus de. Insel Wight abzustatten. « * » * In Wiener RegierungSkreisen wie in der diploma tischen Welt hat man die Ban ernb ewegun g in Rumänien mil großer Aufmerksamkeit verfolgt. Hoch- gestellte Personen verhehlten in ihren Gesprächen mit den diplomatischen Vertretern der Großmächte eine gewisse Sorge n chl, die Aufstände in Rumänien könnten, fall« sie große Aus dehnung annehmen sollten, aus die bäuerlichen Verhüllniffe in Südnißlank ansteckend wirken, wo ähnlicher Zündstoff an- gehänst sei. AuS sehr ynler Quelle wird auch versichert, die russische politische Polizei in Odessa nnd anderwärts sei benachrichügl, daß bekanntere nihilistische Agitatoren nach Eüdrußland und Rumänien abaegangen seien, in der Hoffnung, bei den dortigen Unruhen einen günstigen Boden für rrvolutionaire Umtriebe zu finden. Diese Thalsache, deren Millheilung au- russisch-osficiellen, aber nicht panslawistischen Kreisen stammt, verdient ernste Beachtung. Es ist bekannt, daß die panslawistische Agitation, die aus Revolutionirung der Donau- und Balkan- siaatcn auSgekt, mit den nmstürzlerischen Elementen im eigenen Lande nahe Fühlung unterhält. Mai» hat e« wiederholt beobachlen können, wie gewisse russische diplomatische Vertreter im Osten, welche in ihrer ossiciellen Eigenschaft die AuSliese« rung oder wenigsten« Verfolgung diese* oder jenes au» Ruß land geflüchteten Verbrecher« hätten verlangen müssen, in ihrer Eigenschast als thätige Agenten Moskauer ComitLs aber mit diesen Leuten aus dem besten Fuße verkehrten und
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