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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-27
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1888
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sie als Werkzeuge ihrer «terttdisch,» rhLkigkrtt bemchke». Wird also jetzt die Absendung »lyilistischer Kräfte »ach Rumänien gemeldet, so wrrd die Bukarestrr Regierung gut thun, ihre Wachs«mke«t zu verdoppeln und sich mcht zu sehr n>:f die Geheimpolizei de« Herrn v. Httrowo zu verlassen, die derselbe angeblich zur Urberwachung russischer Flüchtling« und Revolution»»« unterhält. * Die holliindisHe Deputirteukammer wird sich nach Erledigung der dringendsten Vorlagen Ende oder Mitte 2 uni bi» zum ld. September vertagen. Ob vor der Ver tagung auch da» Privilegium der Niederländischen Bank erneuert wtrden wird, ist noch zweiielhasl, obgleich dasselbe mit Anfang nächsten Jahre» «bläust. Der Finanzminister Gvkin de Beaufort hat den Entwurf feine« Vorgänger- unverändert wieder vorgeleat. Die Abtheilungen der Kammer haben sich bereit« mit dem Entwurf beschäftigt und namentlich die Art und Weise der Gewinnvertheilung gerügt, bei der die Staal-rasse gerade nicht am besten wegkomml. Ueberdic» wurde der Wunsch ou»gesprocheu, daß die Bank von ihrem bi«herigen aristokratischen Standpuncte hinabsteigen mvge, da sie bi« jetzt nicht gehalten ist, Werthpapiere. die ihr unter Betrag von 200V Äuldeu angeboten werden» zu n be» e» au abzu- «handelt lche den Tyatsachm t«ua ist lediglich, d ' rärvrejch werde ou len ver» dei hctt, kommen sie über Reden-arle», we> yidersprrchett, nMt hwailS, Boa Bl""' ' sie fast sämmttlch in Aufsicht stellen, mehr von allen nach Frankreich reisender» Deutsch« eiiil vom französischen Botschafter kn Berlin visirten Paß v« langen, damit die Gegenseitigkeit tu der Behandlung d Reiseaden erngesühit werde. * Die Tagung de, portugiekifche» Torte» wird voraussichtlich «vermal», und zwar bi» Mitte Juni, verlängert werben. Die Mehrheit der Deputirtenkammer hat nach langer Erörterung der dem Ingenieur Herseut ertbeilten Eoocession zur AuSsüyrufig kn Hasenarbeiten iu Liffavon ihre Zustim mung gegeben. Die Angelegenheit hatte bekanntlich in Folge von Gerüchten, dag die Concesfion durch Bestechungen der maßgebenden Persönl ichkeiten erlangt worden sei, viel Staub ausgewirbelt. — Beide Kämmern haben kürzlich den Zoll aus ou-ländilche» Telrcidr auf ll Fr. für lvü kg und den jenigen aus Mehl aus lS.50 Fr. für 100 kn erhöht. Der Budgelentwurs für da« Finanzjahr lSSS/8S schließt mit einem Fehlbetrag von uqgesähr einer Million Franken ab. * Langsam und sicher wird dem englischen Steuer zahler die Ueberzeugung beigebracht, daß er demnächst für die LandcSvertheldigung bedenklich geschröpft werden soll. Sobald du» Unterhaus die SV» Millionen Lstrl. für australische Häsen und Befestigung von Kohlenstatienen be willigt hat, wird eine neue und größere Forderung auflreten, und zwar für Maßregeln, die theilwrise schon auSgesührt sind. Sir beziehen sich hauptsächlich aus die Flotte. Al» Schreck mittel dienen die französischen und deutschen Marinerüstungen. Lord Brauch berichtet über >4 neue Kreuzer von 20 Knoten Geschwindigkeit, welche der französische Admiral Aube behus- Bcdrohung de» englischen Handel» bauen lasse. Rußland arbeite ebenso fieberhaft; infolge dessen verfügten beide Staaten zusammen über Kreuzer mit einem Gesammttonnengehalt von 56 000 gegen >4 506 englischen Tonnengehalt. Frankreich Hab- 8? Panzerschiffe zu Hause, England nur vier. Daneben haben sich in den neuen Hinterladung«geschützeu England» wieder bedenkliche Fehler gezeigt: sie klemmen sich nach Ab gabe de» Schufte», so daß e» oft ^wri Stunden dauere, ehe sich die Kanonen wieder öffnen lassen. Um die Panik zu ver schärfen, läßt sich der .Daily Telegraph' au» Berlin die Meinung deutscher Sachverständigen über England» Heer und Flotte berichten; sie lauten so trüb« al» nur möglich. * Wie au» London mitgetheilt wird, bat die chinesische Regierung bei Lord Sali»bury gegen die Ausschließung der Chinesen au» Australien au» Gründen de» internationalen Recht» und in der inneren australischen Gesetzgebung Einspruch erhoben. Der Colonialminisicr unterhandelt mit der australischen Regierung über eine Conferenz zur Erledigung dieser Frage. — Uebrigen» hat jetzt auch der oberste Gerichtshof in Sydney erkannt, daß Ausländern die Einwanderung nicht verboten werlKn könne. * Ueber da» Leichenbegängoiß de» am 23 v. M. im Alter von 42 Jahren vergoidenen deutschen General konsul» in Kapstadt, Bteber, liegen Berichte vor. welche erkennen lasten, daß der Dahingeschiedene sich in den weitesten Kreisen seiner BerusSheimath ein hohe» Maß von Achtung und Sympathie zu erwerben gewußt hat. BeileidSkunV- gebungen und Bluinenspenden trafen von allen Thcilen der Capcolonio in dem Sterbehause ein. Der Flaggentrauer de» ceutschen GereralconsulatSgcASude» schlossen sich sämmtliche össentliche Gebäude Eapstavt» an. Der Leichenzug gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung der Trauer um den so früh und Plötzlich abbernsenen Vertreter de» deutschen Reiche». Oie Spitzen aller Civil- und Militairbehvrden der Colonie. die städtischen Behörden, die Geistlichkeit. Deputationen von Bereinen. sämmtliche fremdländische Consuln der Colonie und eine große Zahl von Leidtragenden au» allen Ständen hatten sich vereinigt, um dem Todten aist dem Wege zum Grabe die letzte Ehre zu erweisen. Die ..Cave Time«" brachte unter dem 25. v. M. einen mehrere Spalten füllenden Artikel, in welchem die Legräbnißseierlichknleu ausführlich beschrieben und dem Verewigten überau» herzliche Worte über das Grab nachqernfen wurden. Aus dem preußischen Landtage. ** Berlin. 25. Mai. Mit größter Spannung hatte man der heutigen Sitzung de» Abgeordnetenhauses entgegen gesehen, und bereit» lange vor Beginn derselben waren säinmt« liche Tribünen übersUllt. Auch in den reservirtcu Logen war kaum ein Platz frei, in der HcrrenhauSIoge wurde frühzeitig der charakteristische Kopf des Herrn vö» Kleist-Retzow sichtbar, welcher in der zur Debatte stehenden Frage gerade in den letzten Tagen ganz besonder» al» Rufer im Streite aufgetreten war. Denn aus der Tagesordnung stand der bereit» so viel in der Presse und in den Parlamenten erörterte Gesetzentwurf, betreffend die Erleichterung der Bolk» sch ul lasten. Unsere Leser werden sich erinnern, daß diese von der Regierung bei Beginn der Session eingebrachte Vorlage im Abgeordnetenhaus« angenommen worben war, nach Einfügung eine« Paragraphen, welcher als Ver fassungsänderung von der großen Majorität de» HauseS angesehen wurde. Dem entsprechend war auch die für Ab änderungen der Verfassung vorgeschriebe»« zweimalige Ab stimmung vorqenommen worden. — Die Commission de» Herrenhauses war zwar juristisch anderer Meinung, doch da man nach vorhergeqangenen Acußcrungen der Commisiare glaubte annctznien zu sollen, die Regierung lege aus die ver fassungsrechtliche Aiissastung keinen besonderen Werth, wurde beantragt, nnter einem durch besondere Resolution zum Aus druck gebrachten Vorbehalt, der Fassung de» anderen Hanse» beizustimmen. So glaubte nian am sichersten und schnellsten das Zustandekommen diese« Gesetze» bewirken zu können, besten Wichtigkeit von keiner Seite unterschätzt wurde, für besten Scheitern vor dem Lande keine politische Partei die Verant wortung übernehmen wollte. Dock wider Aller Erwarten erklärte indcrPlenarsihung de» H « rr«nhausrSam >7 MaiNamenS Ver königlichen Staalsregirrung der Finanzmiaister von Scholz die Negierung vermöge nicht anzuerkrnnen, baß in dem vorliegen den Gesetzentwurf eine Aenderung der Verfassung begründet sei und würde idm mit einer solchen Clausel keine-sall» ihre Zustimmung geben In Folge dieser Erklärung wurde der bezügliche Beschluß de» Abgeordnetenhauses vom Herrenhause verworfen und der Entwurf gelangte abermal, an jene« zurück Währeud »er Pstngstserien wurde »va in politischen Kreisen uub i> der Presse eingehend di, Fm>» diScukirl. ob dt« eouserdatide Partei de« Abgeordnetenhaus««, welch« hier den Au«schlag giebt, an ihre« Votum vom lS. April sesthalteu oder numnehr, der Regierung folgen», im Wider spruch mit ver damals in namentlicher Abstimmung kuud» ebenen Austastung, keine Verfassungsänderung mehr in de« setz« auerkeanen würde. In den Erörterungen der Presse hatte sich bereit» gezeigt, deß die Ansichten in der conservativen Partei »o«einaader- gingen. Während Herr d. Kleist-Retzow in der .Kreuzzeltung" dir Austastung de« Herrenhauses vertrat, hielt Herr v. Hammer- stein ebenso fest an dem durch die Mehrheit de» Abgeordneten hauses kundgegebenen Votum. » Heute warea die Parteien vollzählig erschienen and am Ministertisch die Herren v. Putlkamer. d. Bötticher, v. Goßler, v. Scholz, v. Maybach und Freih. v. Lucius. Die Freisinnigen erklärte» durch den Adg. Richter, einstimmig an ihrer früheren Austastung scstzuhalten. Abg. v. Rauchhaupt Verla« NamenS der conservativen Partei eine Erklärung, nach welcher den auSeinandergrhenden Austastungen entsprechend dir Abstimmung den Einzelnen überlasten blieb. Für die nationalliderale Partei war dir Frage von vornherein nicht zur FractionS- ache gemocht worden. Aehnlich lag di« Angelegenheit bei den Freiconservativen, während da» Eeotrum bei der früheren Auffassung beharrtr. Nach dem Verhalten der Conservativen. welche» übrigen» vorher bekannt gewesen, war eS auch nicht zweifelhaft, daß da» Zustandekommen de» Gesetze» gesichert war. Doch so erwünscht lxzS angeblich den Freisinnigen und Ultramontauen ist. sie wollten sich nicht in Viesen unvermeidlichen Sieg der Regierung fügen, und so wurde die Sitzung durch fortwährend« Anträge ims namentliche Abstimmung bi- 7 Uhr Abend» hin- »n, ohne daß doch beule schon da» Gesetz im Ganzen »r Annahme gelangte. Aber da» Pfingstgeschenk wird nun den Gemeinden doch ^u Theil, und „Ende gut — Alle» gut!" wird da» Land agen n»d zufrieden sein mit der letzten Leistung der heim- iehkenden Landboten. Wer weiß, wie viele oder wie wenige von ihnen im Januar wiederkehren. Tenn der Kamps wird >,iß und die Agitation heftig werden. Die Herdstwahlen. ollen zum ersten Male Vertreter sür fünf Jahre schassen. * Wir knüpfen au dir vorstehende Correspondenz noch den olgenden Sitzungsbericht: * verlt«, 25. Mal. Abgeordnete«-«»». SS. Sitzung vom 25. Mar, 12 Uhr. Da« Hau» ist lehr gut besetz», t» der Loge der Herrenhaus- Mitglieder Herr v. Kleist-R-tzow; die Tribünen sind übersüllt. Hur Beralkung steht das vom Herrenhaus« tu abgeäaderter Fassung zurückgelaagte Gesetz, betr. dir Erleichterung der LolkSschullasteu. Ja der Beaeraldt-rnisio, erhält da» Mort Abg. Richter: Meine Parteiireunde haben sich um da» Zustande- kommen de« Gesetze» bemüdt, wie keine aoocre Partei. Abg. Rickert war e» voraekmlich, der daraus drängle, daß da» Besetz zur Be ralhuug kam, während die Lonsuvativen da» Besetz b»1 zur nächsten Session verschieden wollten. Wir find sür da» Besetz etnaelreiea um de« Principe» de» Gesetzes willen, da» die durch die Steuer, erhöhuagea belasteten llommuneu entlasten will. Wir stad sür da- Gcsetz etogetretea trotz der Bedenken, die wir hege» mußten. Leider ist der Haupivorzug de- Gesetze-, die Aushebung de« Schulgeldes, hier nicht beschlossen worden, der Beschluß de» Herreahaule» bedeutet i» dieser Hinsicht eine Verbesserung. Auch di« Bersassang-srage haben wir «na ir» «t eto-Iio erwogen; die ln diele- Besetz oas- geuommeae Bestimmung bezüglich der Bersassung rührt auch nickt von an» her. Aber wir haben erkannt, daß dieses Beletz gegen die Bersassung verstößt, und müssen dabei verbleibet». (Beifall.) Wir können nicht heule weiß nennen, wa» wir vor einigen Wochen schwarz genannt babea. (Lebhafter Beifall.) Herr v. Scholz hat m Herrenhaus« dasselbe gesagt wie hier, nur mit mehr Lchauffement Inzwischen ist Herr v. Kleist-Retzow al- eine Auioritäl sür die An-, leguag der Bersassung ausgelreten. (Heiterkeit.) ES ist oder allein eine Rechtsfrage, um die e» sich handelt, man kann sich da keiner Autorität sügeu, soudera muß seinem Gewissen folge» uub Jeder muß prüfen, wle sich seine Lnijcheidang verträgi mit seinem aas die Bersassung geleisteten Lide. (Beisoll.) Nun lagt man. wenn zwei Factvrr» der Gesetzgebung einig, müßte der dritte Factor sich lügen. Eine solche Theorie würde doch zur Aufhebung de- Herrenhause» i» ihren Loalequeuzen führen. Mau berult sick ans da- Lehrer- PrnsioaSgrsry — ober da» ist doch nur ein provisorisches. Und wenn der Finanzminister sür nächste- Jahr eine Erhöhung der Zuschüsse in Aussicht stell», so mach» das die B-'rsossu'ig-änberuag doch noch eklatanter. Die BersassungSsrage ist keine Partei-, sondern eine RechlSsrage und deshalb haben außer den Freisinnigen und dem Cenlrum ja Berireler oller Parteien sür die Anuadme einer Brr- sassungSäuderung gestimmt. Man wirkt un» vor. daß wir mit dem Eentrum zusammeugehen. Aber ich erinnere Sie daran, daß die ganze WiriyschastSpoliuk, die ganze Gocialrrsorm nur durch daSBünd- niß der Larielparleien mit dem Lentrum zu Stande gekommen ist. Materiell stehen wtr zur Schulsrage doch im schärfsten Gegensatz zu dem Eenlrum. Ich will abwartea. ob man sich auch heute wieder zu einer nationalen Entrüstung ausschwingea wird. w>e man eS ou» Anlaß der Valtenbergersrage seiten» der Naiionallibrralea t» LreSlau gegen die Krone geidan Hai. (Große anhaltende Unruhe^ Man sollte sich doch vor solch nationaler EniiMung hüten, sonst versag» sie, wenn man sie ernstlich braucht. (Beifall link».) Bei diesem Gesetze ist Rirmand so schlecht behandelt worden wie die Lonscrvatioea. (Hriierkeit.) Sie thun mir aufrichtig leid. (Heiter ten.) Sie sind behandelt worden schlechter, al- wären sie Freisinnige. (Heiterkeit.) Aber jcde Partei wird behandelt, wie sie e» verdien«, und ich will abwarten, ob sie e- sich gefallen lassen. (Henerseil) Die Lonservatioea stai.drn keine» Uebersalle» gewärtig bei Nenftadt — da bemerken sie eine Staubwolke, da» war der Finanzminister. (Heiterkeit ) Nun bildete» sie kein Larräe, sondern verließen ihre Fahne und liefen dem Finanzminister in die Arme. (Große Heiter- keii.) E-nige Redner de- Herrenhäuser erkannten, daß nun eine schwere Situation geschaffen sei, daß eS doch schwer sei, sein Gewiss-a umzumodela — selbst Herr M q»el warnte davor. Nor Herr Dero- bürg verlangte, man solle Mulh zeigen dem Abgeordnetenhaus«. Nun erschien«, die Lonservaliven bier in einem sehr sonderbaren Dilemma. Stellen Eie den BerlassnngSparagraphen wieder her. so erscheinen Cie bei den Wahlen in eine», sonderbaren verhältniß zu dem leitende» Minister der Wahlpolronage. Leimen Sie den Paragraphen ab, so wich- die Meiiinnq Derer im Lande bestärkt, daß die konservative PMei keine selbstständige ist. Im Inieresse der Würde dieses Haus» »nd der Bersassung wünschte ich doch sehr, daß die Herren bei ihrer Meinung blieben. (Beifall link» ) Nebnien Sie den Paragraphen an, so wird e» schließlich auch das H-rrenhao- Ikun. Man sagt, die Session muß geichivsse» werten, warum denn? Wir haben erst den 25. Mai, und wegen der Branut- w-iiifteuer wurde der Reichstag bi» zum 26. Juni zusammengehalien. WoS sür den Schnaps möglich ist, wird doch sür ein Schulgesetz möglich sein. (Große Heiterkeit.) Kommt da« Geietz durch Schließung der Session nicht zu Stande, so trägt die Regierung die Leravl- Wortung, weil sie nicht rechtzeitig alle Schwierigkeiten beseitigt hat Herr v. Scholz hat erklärt, daß er im nächsten Jahre mehr Mittel sür die Schule und sür diese« Besetz haben wird. Bot. dann wird e» doch möglich sein, statt der mechanischen Forderungen diese« Besetze» eia organiswe» Beletz zu Stande za bringen. Heute handelt «S sich um die Auslegung der Bersassung — wir halten out tn unserem Bewissen getren dem BersassunqSeid« gebunden, beute zu stimmen wie vor einigen Wochen. (Lebhafter Bcisall link» ) Minister v. Scholz: Ich will mich nicht in die Kämpse der Parteien eininischen, sondern von Anbeginn erklären, daß die Re giervng sich stet« über die Bersassungsirage klar war. Ich maß dem Borredner gegenüber der Anlchauung widerivrechen, al» ob da- Vor gehen der Regierung ei» überraschende- gewesen. Die Regiernng Hai seit Jahren den Lommuaailedrern AlterSzulagea gewährt, ohne daß Jemand darin eine» Verstoß g-ge» die Bersassung qeiehen bat. Ebenso hat man diel nicht gethan, al- die Regierung trotz ungünstiger Finanzlage da- Ledrerveasion-geirtz eindrachte. Diese Thotiochen waren sür un- maßgebend, al- wir da- o,-li, q»»de Gesetz einbrachte» Auch ist diese- Geietz ebenso wie da- Ledrervensio-isgeietz »nr rin provisorische«, dc-halb glaubten wir, e« würde möglich sei», dielet Bei,» ln kurzer Beraihuag zu erledigen. Ader schon die erste ve- rothonq brachte Schwierigkeiten. Schon bei erster Brleaenhelt. »m 18. April, habe ich mich hier gegen die Anuadme einer versossung«- ändernnq oaögesprochen — zu unterer größten Ueberraicku-q hat man den ß 7 hier mit 215 Mitgliedern gegen 108 angenommen. Wir habe» un« ader gesagt, daß unter den 215 sehr viele Mitglieder sich befanden, welche sür 8 7 nur stimmten, »m da« Besetz z» Stande zo bringen. Nach dieser Annadme aber konnte die Re gierung ihre Aktion doch erst im H.rrendause wieder onsaehme» Za unserer Freud« ha« da- Herren hau- sich der Meinung der Re gier«»» aagrschlossr» — daran« kann man m»1 doch aber keinen Rn» HM ««> gesatz, ist Ist«»» m> de , willen de« 8 7 »ng»-i«»t »erden. ES ist doch oder gegen „ser Gewissen, in 8 ? »» erklären, dnß Art. 25 der Bersassung geändert wnrd«. daß man ihm eine» In dal» gebe» den er noch »nserrr An- Ichanoag nicht bat. — Der Vorredner hat der Regiernng vor- geworfen, daß sie dt» Eonsrrvative» schlecht behandelt. Die Le- giernng behandelt überhaupt keine Pattei — aber die Regierung maß doch da« Reckt haben, ihre» Slaadpanct zu «adre». E- haabelt sich doch ,«ch« »nr ans der eine» Geile »» eine BewtssenS« frage, sondern auch ans Seite» der Regierung. Abg. ». Ranch danp«: Dir konservative Fraktion Hot e« stet« «IS ihre Ausgabe angesehen, di« Interessen der Fractioa gegen die allgemeinen Interessen za-ückzasetzen. (Beifall.) Ich habe Namen« ««,»er Fractioa di« Erklärung abzugedrn: rin Td-l meiner Freund« bleibt nach wie vor bei der Ansicht, daß eine LeriassnagSändernng oorlirgt, eia anderer Dheil dagegen Hai nach dem Verlaus der bi«, herige» Verhandlungen und den Darlegungen in der Dresse die lleberzeuguug gewonnen, daß die Frage, ob eine Versassungsände- ruug vorliegt, zum Mindesten doch zw-iselhasi ist. Sie werden daher, da ein Lonsiici mir der Regierung sonst unvermeidlich wäre, gegen den 8- 7 stimmen, (veisall rechtst Abg. vr. Wiudthorft: Der Vorredner hat eine sehr abstrakte Erklärnag abgegeben — «S wird sich frage», wie sich diese abstrakte Frage ins Praktische übersetze» wird. Werden die Herren, die früher mit Ja gestimmt Hab-», heute mit Nein stimmen- Eine solch» MeiaungSäadernng ist doch »nr mSglich, wen» wirklich Srüad« für «nd gegen vorliegra. Da» ist doch aber keineswegs der Fall — eS wird sehr rnrio« im Lande ansgesaß» werden, wenn sich zu einem Sal'omottale Jemand bereit finde» lassen wird. Ich hoffe, e« wird sich Niemand finde», der seine Meinung io einem sol-ven Sali»« mottale ändern wird — welchen Eindruck würde ein solches Salto- monale im Volke machen müssen, wie würde da- Vertrauen za diesem Hauie sinken! Bebt e« io weiter, dann ist »u fürchten, daß man auch in Deutschland bald der Parlamente satt »eia wird. Herr v. Scholz bat gemeint, viele Herren hätten sür 8- ? »ur gestimmt, »m da« Besetz zu Stand« »a bringen. Für meine Partei lehne ich da« entschieden ab (lebhafter veisall im Eeotrum) — ich bedoure, daß man von anderer Seite dem Minister zugestimmt hat. Die ganze Frag« geh« auch weniger de» Fiaaazininistir au all den Justiz- minister und den Eullu-miuifter. Erster» sehe ich hier nicht und der Luit,-minister schweigt bier wie im Herrenhaus«. (Heiterkeit.) Ich meine ader, Herr v. Scholz hat auch heute noch nicht erklärt, daß der Verfassung-Paragraph wirklich für die Regierung uaounehm. bar ist. Hätte er nicht gesprochen, so hätte ich dankend anerkannt, daß er un« die Entscheidung über die Recht-jrage unbeeinflußt überlasse» wollte. Seine heutige Rechtfertigung aber kaou ich nicht billigen, dran wir hoben von Anfang an die BersassungSsrage a>S Lardmolounct bezeichnet. Iedenlalls dätte die Regierung, wenn sie naserer Anschauung nicht zustimmt, eine Vorlage machen müssen, die alle Schwierigkeiten löst. Wenn man ader die Ueberzeugvag Anderer mit einer Pression bezwinge» will, begeht man eia Ver- breche». Bei dem Widerivroche zwilchen Serreahan- und Ab- geordneieubau- hätte dir Regierung da- Gesetz bi- zur nächsten Session verschieben and änd-rn müssen. Ta< wäre wohlwollend ge wesen vor Allem gegen die Lonservaliven. Die Frage, daß Mer eine Bersossong-äuderunq vorliegt, hat bier mein College Reichensperger io klar na» erschössen» behandelt, daß ich daraus mchi weite- »inzu. geh-o brauch«. Al« wir «a zweiter and dritter Lesung Concessionea mochten, thateo wir e« iu Uedereinftimmung mit de» Lonse-vativen. >etz> trennen diei» sich von na« und gehen znm Feinde über. Wir aber werden noch weiter al- b Sher ratgigeukommen, wir werden, da auch wir da« Zustandekommen de« Seirtze« wünschen, für S. 4 in der veränderten Fassung de« Herrenhauses stimmen. Da- Bor- qedea aber de« scholpoliti «ben Finanzminister-, der nur die EtoaiS- schiile will, ist nicht konservativ, sondern radicall — Redner >ft in seinen AllSlüdrnagea sehr schwer verständlich, warnt davor, die Kaiholikea zu iguottre», sonst würden die Katholiken den Anderen »ck ocolo» ood ans dev Rücken zeigen» daß sie sich nicht ignorirea lassen. (Loch:» ) Da« Lentrum hat virle Opfer gebracht, um aa dem Besetz« mitzuwlrken, aber es muß Halt mache» vor dem Lrr- sassung-paragraphen. (Beifall im Eentrum.) Abg. v. Bertach erwidert dem Abg. Richter, daß, wenn dieser da» Herrenhaus nicht sür berrchtigt Holle, rr selbst die Existenz de« Herrenhauses sür b-rechilgter halte als die de« Abg. Richter und der ganzeo sreisiunlgeu Partei. Redner führt dann au-, daß er sich dem Boium de« Herreohause» anschltrßen und gegen den BersassungS- paragrapdeu stimmen werde. Abg. vr. Reichensperger (Lentr.) tritt nochmal« tu sehr ein- gehenden Darlegungen dafür «In, daß hier eine Bersassung-Lnderuvg dorliege. Er glaub« nicht, daß dle Ziveidritlelmajoeitäl diese- Hause- durch da« Lotom de- Herrenhauses zu einer Minderheit werden würde — etwa« Aehnlichk- sei ihm iu seiner vierzigjährigen parla- meuiarischea Dhätiakeit noch nicht vorgKommen. Redner empfiehlt unter lebhaftem Veisall de« Lentrum« die Aaaohme de« BersassuugS- parograpdea. Minister v. Boßler: Bel versaflungSfrageu ist r« »ülblg, mit größter Nüchternheit »nd Ruh« za prüsen. Ich kann dem Abg. Richter nicht darin Rech» geben, daß seit der Abstimmung über dra Bersassuiig-paragraphen kein aene« Material deigebracht lei — ich erinnere ihn an die tn der „Rassischen Zeitung" ersolgie Bcr- Sssentl chuog von Rönae'schea Darlegvngea über die Bersassung, welche die Ansicht de» Herrenhauses onterstütze». Die große Aenderung, di« dot Besetz durch den Bersassung- Paragraphea erlitten, giebt der Bersassung eine geuerrlle Auslegung, der wir nicht beistimmeu können. Ich habe bereit- in der dritten Lesung erklärt, daß die Regierung sich keineswegs den Anschauungen de- Abg. vr. Wtnbthorst über 8 7 anschl-eßen kann: Ich bin nach eingehendem Studium der Frage zu der Auficht gekommen, daß eine Be, sassungSäuderung hier nicht vorliegt, und ich bin davon über» >eug» trotz der Au-sührungcn de- Vorredner-. Ich erinnere Sir aa >te zahlreichen siüdrren Vorfälle ähnlicher Art, so besonders an da- Lehrer-Pension-gesetz, wobei zu bedenken ist, daß in vielen LandeZ- thrile» auch die Pension von den Gemeind-» zu tragen ist. alio die Uebernadmr der Pensionen seiten« des Staate- doch die Unte stützung und Enilaftang der Gemeinden bedeute». — Der Minister führt kann eingehend unter Hiaweis ans frühere Vorkommnisse au-, daß da« Gesetz eine Berlossuiiasänderung nicht tnvolvtre, und schließ« mit den Worten: Ich bin seft überzeug», daß man, wenn mau so denkt wie ich, auch da- Odium der Verfolgung tragen kan» in dem Bcwußiseta, da» Gute gewollt zu haben. (Beifall rechiS.) Abg. Graf Schwert» erklärt sich Namen- eine« Theil- der Conservativen gegen den Beschluß de« Herrenhauses. Man könne nicht ouS Opportunismus seine Anschauung plötzlich Ludern — weder die Herreuhau-sitzung, noch die heutigen Verhandlungen hätten irgend rin Argument ergeben, wa- ihn in seiner Anschauung über den Sinn des Art. 2b der Bersassung bült« umstimmen könne». Rach der versossui g habe der Staat nur für die Schule einzuirrren, wenn die Grmcinteu noverinö>',end seien — uun stelle der Fmouz- ministrr für da- nächste Jahr noch erhöhter« Zuschüsse in Aussicht, man entferne sich also immer mehr von den Vorschriften der Ver fassung. (Beifall) Minister v. Scholz: Wa« mich von der Anschauung de- Vor- redner« uulerscheidei. ist eia einziger Punkt. Er glaubt, wa» in der B-riassung nicht geboten ist, sei vrrboien. D eser Anschauung kann ich mich nicht anschli-ßc«; wir haben nicht mehr den engherzigen Standpunkt, den früher die Finanzverwolinug einvahm. Bei jenem Standpunkte konnte man, wenn man der Unterstützung der Ge meinden sich entziehen wollte, tnnweisen aus Art. 25 — die Finanz. Verwaltung steht aber jetzt aus anderem Standpunkte und ich sage, waS Nicht geboten ist, ist deshalb noch nicht verboten. Abg. Rickert: Ich kann dem Abg. Gras Schwerin in seinen AnSsührungea nur »«stimmen — er überhebt mich auch der Müde, dem Abg. v. Brrlach za antworten. Der Voraaag im tzerrenbause und heute hier ist ein derariiger, wie er im Parlamente noch nie vorgekommen ist. Warum hat der Finanzminister nicht wie bei ft. t erklärt, daß der ft. 7 unannehmbar ist? Alle« hat sich plötzlich ge- ändert, die Regierung hat sich bitbrr aus die Loasrrvativea gestützt, jetzt entwickelt sich ei» Komps. Herr v Hammerftein hat gestern eine Erklärung »er-ssentliwt, wonach zwischen der 2. und 3. Lesung eine Vereinbarung beim Euliu-mmistrr stattgefnnden Hai. in welcher sich der Eultu-iniuister mit »rr Annahme de- ft 7 einverstanden er klärt bat. Warum nicht gleich? Etwa weil man grmeint hat. de* Conservativen erst nach Wochen, n-cht nach einigen Tagen zamntde» z» därie», umzusallenp Wir sind gern bereit, noch ein« Woche iänger hier zu dlride», wran wir dadurch da« Brietz zu Staube dringen. Ich werde zur Spekialdi-kuisioa einen Antrag stellt», wo durch es sowohl Denjenigen, die eine Versassung-ändernug in dem Besetze irden, al« auch Denen, die eine Verfassungsänderung nicht darin erblicken, mözlich wirb, für da- Besetz zu stimmen. — Redner schließ» mit dem Hinweise, daß die Wähler au- all diese» Vorgängen de» Schloß ziehen würde», daß man In der Bewilligung »oa Steuer lasten vorsichtiger lei» müsse. (Beifall linke.) Minister v. Scholz erklärt, daß die Annahme de« angekündigten Anirag« de« Abg. Rickert bei der Beschäiislag« det Hause» rtaer Ablehnung bei Besetze- gleichkommea würde. Hieraus wird die BrneraldiScnsfiou geschlossen. Die 88- t—6 werden deboNeloS angenommen. Vom Abg. vr. Windthorst ist beantragt, den Bersassung-. parogroph al- 8- 6» wieder herzastellev. Abg. Rickert brantrag» folgere» ft. 8»: An R» «tr»e ß. «sch», de» «et. « tz« ««Dftm., tritt folgende Bestimm»»«: Di« Mittet »nr Errichtung Unterhalt»», und Erweitern,, der öffentlichen Volksschule »erde» von de» Gemeinde» »nd im Fall« de« »achgewiesene» ll »vermögen« rratnznngsweis, vom Staate ansgebracht. I» welche» andrrr» Fälle, Mittel de- SlaateS hiersür zur Verwendung kommen, bestimmt da« Besetz. Die ans besondere» Rechtstiiel» beruhende» Ver- pflichionge» Dritter bliebe, bestebeo. Anträge ans Vertag«, werde» wiederholt abgelehn». Aba. vr. Brüel defürworttt sehr eingehend de, Antrag de« Abg. vr «indthorst. ist aber bei der Unruh« de« Hanse« dnrchon« onverftindlich. Die Debatte wird geschloffen. Zar Beschäfl-ordonng beantrag» Abg. Rickert namentliche Abstimmung über seine» Antrog, I». wie Au-setzung der Abstimmung, bi« da« Hau« die Präsnna d« Wahle, o. Pnttkamer-Planth and Doehring erledigt hat. (Brost« Lärm.) Abg. Doehrt», erklärt, hast er sich der Abptmm»», ent- hatten werde. Ueber de» Antrag, dir Abstimunwa über de» Verfass»»,«. Paragraphen bi« »ach Erledigung der Wahlpräsongei, a»Sg»se«i. wird namentlich abgrstimmt »nd der Antrag mit SS gkge» >35 Stimmen abgelehut. Der von dn» AbL Rickert beantragte tz. Sa wird gegen die Stimmen der Freisinnige» abgelehnt. . Der vom Abg. vr. Windthorst »rantrogt« Versoff«»gSpar?- graph wird i» namentlicher Abfttmmnag «tt 148 gegen 17V Stimme» abgelehnt. Dafür stimm«, di« Freisinnige», da« Erntrnm, von de» Rational- liberalen d. Syaer», von den Eonservative» d. vnddenbrock, von Basse, «ardemin, Frrib. v. Hommerstei», Hoppe, vr. Kropatscheck. d. M y r-Arn-walde, Meyer za Suhaoseu, v. d. Reck, Sock, von Schierpcdi, v. Schwerin-Putzar. Sädmeyer, Wüste» mib Wnthe. Hierans vertag« sich da» Han« ans Sonnobend 11 Uhr (Rest de» SchollaftengesetzrS, Wahlpräsnnge» »o» Pottkamer^tlanth »nd Doehring. Schluß 7 Uhr. Neuer Theater. * Leip^g. 26. Mai. In der gestrig» vorstellima von Schiller'» „Räubern" trat als Karl Moor Herr Ln«» Geidner aus Mainz auf, der, wie dir AgeuturbtLtter be richten. einst der Nachfolger de» Herrn V axm a»» an hiesiger BUHne werden soll. DaS erste Auftreten de« noch jvgemd« lichen Darstellers ist nicht ohne Erfolg geblieben. Wen» «» ihm auch nicht gelunge« ist. wie wir gleich weiter «utwickel» werden, den Karl Moor im Siao« de» Dichter» iu ver» körperu, so sprach er doch offenbar durch fein« jugendträfttge. stattliche Erscheinung, wie durch sei» klangvolle», warme« »nd bildungsfähige» Organ ungemein an. Er gehört za jer« Schauspielern, denen schon die Mutter Natur die Leqmsitrn verliehen hat. Sympathie zu erwecke«. Indessen fehlt seinem Organ die markige Tiefe, die für da» Helvenfach »«rILftlich ist. In der höheren Lage »st e« ansprechend und mit jenem lieblichen Timbre versehen, der noch niemals seine Wirkung verfehlt hat. E« ist nickt da« Oraar» eine« Helden, sondern da-jenige eine» — Liebhaber«. Karl Moor ist aber ein Held im vollen Umfange de« DorteA In seinem Gedichte „Monument Moor'» de» Räuber«" «eout ihn Schiller selbst «»neu „majestätischen Sünder". Dies« „Majestät" haben wir aa der Darstellung de« Herrn Geidner vermißt. Die intensive männlich« Kraft, welche den „großen Räuber" (Larakterisirt, glich mehr dem Feuer und der Leiden schaft eine» jugendlichen Liebhaber». Dadurch aber wurde dem Karl Moor der geistige Horizont genommen. Ja Karl, der sich zum Rächer der Menschheit auswirst, steckt etwa« Gigantisches, in ihm schäumt eine elementare Kraft, di« von dem Liebhaberfeuer himmelweit verschieden ist. Er »st, um e« mit einem Worte zu sagen, eine „dämonische" Rolle, er rapt um ein paar Haupteslängen Uber die Baad« empor. Er ist wie Scipio der Mann mit de« vernichtenden Blick. Die Austastung de« Herrn Geidner war offenbar keine falsche, rr holte da» redliche Bestreben, die Heldrnqrvße zum Durch bruch zu bringen, ader seine physischen Mittel li^eu ihn dabei im Suche. Wir hoben den Eindruck nicht lo« werven können, al« ob siL der Künstler au« der ihm zugewiesenen Sphäre de» jugendlich«« Liebhaber« zu früh gewalts-im in da» Fach de» Helden drängen wolle. DaS ist «ine Beobachtung, dle man leider zo oft de» jugendlichen Dar stellern machen kann. Gefreut hat eS uuS. daß Herr Geiduer sich bemühte, ohne hohles Patho» zu sprechen und de» kühnen, stürmischen Tiraden deS Karl einen lebenswahre» NnSdruck zu verleihen. Die PalhoSjäger machen den Karl ja gewöhnlich zu einem Tingel-Tangrl-Declamator und vergesse» ganz, daß Karl trotz äußerlicher Uebertreibungen iw Innen» edel und maßvoll bleibt. Auch da» Patho« der Reue, da« diese« Karl eigen, tras der Darsteller nicht ohne gemüthSreichen Ton. Die Scene mit dem Wiedersehen de« Later« hatte einige glückliche Momente. Aeußerlich war der Karl deS Herrn Geidner eine schöne, stattliche Erscheinung. Da- ist nicht der kleiuste Factor, mit dem ein Held rechnen muß. Ein Held muß immer Etwa» sür die Schaukästen ver Photographen bieten, und im Publicum muß man in Entzücken über den „schvuen Bruno" aeralbeu. Wir verzeihen deshalb Herrn Geidner auch gern da« Kokett»«» mit den gelbledernrn Reiterstiefeln, da er auch im Uebrigeu ein verständige« Spiel an den Tag legte und sich von theatralischen Effekthaschereien ziemlich fre, hielt. Die Wehmuth, welch« Karl zuweilen iiberschlercht, und die Schiller namentlich »n den Worten a» Kosinsky zum An-druck gebracht hat, Halle poelische Weihe. Wenn wir un« eingehender mit der Leistung de« Herrn Geidner beschäftigt haben, so mag da« al« eia Beweis dafür diene», daß wir. wenn sein Karl auch keine fertige Leistung war. doch die schöne Begabung, di« reichen Mittel und da« offenbar hohe Strebe« de» Darstellers dabei erkannt haben und »hm nur wünschen wollen, daß ihm auch in Zukunst ein« tüchtig« theatralische Schulung zu Tdeil wrrdeu möge! Herr Mitterwurzer, welcher ursprünglich den Franz in der gestrigen Vorstellung spielen wollte, wurde durch Un wohlsein daran gehindert. Statt seiner trat Herr Borcherdt ein. dessen Franz bereit« mehrfach besprochen worden ist. Dasselbe gilt von den übrigen hauptsächliche» Rollen. Mit der Regie wüsten wir in einzelnen Punkten recht«. Die Besetzung der Rolle de« Spiegelberg durch Herrn Bischer war ein Mißgriff. Spiegelberg ist. wie Eckardt bi« in« Ei», zelne trefflich nachgewiesen hat» die vollendet« Parodie de« Karl Moor und eine grote«k-kcmische Figur. Herr Bischer spielte ihn theilwrise mit einer Hast, die keineswegs zu diese« Charakter paßt, und theilweise stört« wieder die schleppacke, belfere Sprechweise. Darum ließ man den LpiegeLerg «icht durch Herrn Tietz spielen, der dies« Rolle früher »tt gute« Erfolg und tüchtiger Eharakterifiruug spielte? >«4 He» Rohlaud hätte sich besser geeignet. Dazu kam, daß Herr Bischer nicht mit seinen Spießgesellen, sonder» mit de« PÄK« cum spielte. Diese« Adfondern au« de» Mitspielende» ist virtuosenmamer. Auch der Schweizer de« Herrn Ma tthae« war ungenügend, namentlich in den ersten Auftritten. Schweizer ist nächst Karl Moor dir am meisten imponitend« Figur. Er ist gleich ihm eine massive Gestalt und muß durch edle Männlichkeit ausgezeichnet sein. Herr Matthae« ist «ehr Liebhaber. Der Schweizer aber muß von einem Heide» ge spielt werden. ES scheint, al» ob Herr Matthae« auch schon an den Saltowortale dächte, mit dem er au« de« Liebhaher- sach in da» Heldensach springen will. Der Ausführung ist dir Mannheimer BühnenauSgab« zu Grunde gelegt. Da« Richtigste ist eine Amalgamirunff dieser AuSgab« mit der Buchausgabe, wie sie z. v- die Mnninger iu fo feinsinniger Weise vorgenommen habe»». Nameutttch den Tod or« Franz durch Erdrosselung, de» auch Lewinsky verzieht, halten wir sür wirksamer als den Abschluß der Mannheimer Bearbeitung. Dir Regie hat aber auch « der Mannheimer AuSgab« Strich« aagrdrocht, die do» de» üblichen Regiestrichen, »ir wir sie in der BühnenauSgab« vou Weigel haben, abweichen. Dazu gehört di« Kürzung der Dort« Moor'» im vierten Austritt de« erst«, Acte«: „Flock übe, de» Fried«» w." Lies« Red« ist zur CharakteriM Moor'« ganz, wähl r wohl Com zeug! wird Mar ..Da ballt raur Arm E» > N-b. 1 Wir Herr hat weiß Berk Gesö denn rang die! soebl in g vnd PlaI Lichi den den Hab: dazv lasse sond Kais dem (»es, Bnä und bedi Bill die r lett
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