Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805305
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-30
- Monat1888-05
- Jahr1888
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1888
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Erscheint täglich stütz »'/, Uhr. tlröitia» »b LrPktMM Ivha»««G»ss» 8. -»rrchstunörn brr Rrb«ti»»: «ormttt»^ 10-1» Uhr. »uchmlttag« b—S Uhr z» d«, «x-»»e -,,«<«-et« «,»1,»»», «acht Dtz »L N«»»ck>— »ich» „>«>»«4/ «»»Ohme »er ftr öte »ichstt«I>e»d« A»»u»er b»stt««t»>, I»»»r,t« «» vochenta-e« dt« t Uhr N«ch«tt»<OS. austau». »ud-ettt»^« sru» dlö'/,» Uhr. z> den Filinle« ftr Ins.-Annatz«. stochubwustr. 23 pari. köui^dlatz 1, »r bil '/,» >h». eiMMIligtblatt Anzeiger. vrga« für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnementsprets vierteljährlich 4>/, Mk iucl. Briaaerlohn ö Mk., durch die Post bezöge» 6 Mi. Jede einzelne Nummer 20 Pf Lrlegeremplar 10 Pf. Gebühren für Eztrabellaaea (in Tageblaii.formal gesalzt) «due Poftbe örderung 60 Ml «U Poftbejörderung 70 Ml. Inlerate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Eröhere Schristeu laut »ns. Pre,-Verzeichnis. Tabellanscher ». Zifferusatz »ach höderm Tarif. Ueclamen »utrr dem Rrdaction-strtch die 4-espalt. Zeile KOPf., vor denFamilieauachrtchte» die Sgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Expedition z» sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruoouinaranäa oder durch Post- »achuahme. 151 Mittwoch den 30. Mai 1888. 82. Jahrgang Amtlicher Thetl. tzr1ni»l«tchmv. Vstit Zustimmung der Stadtverordnete» Ist von un« zur Sparcastcnorvnung der Stadt Leipzig vom 24 Juni 1877 ein die Sparmarken-Einlagen betreffender weitrrrr Nachtrag errichtet worden, welchen wir «ach erloigtrr Bestätigung durch da» Königliche Ministerium de« Inner» nachstehend hierdurch zur öffentlichen Kenntniß bringe». Leipzig, den LS. Mat 1888. Der -lath der Stadt Eetv^g.^ In 83,0. 1)r. Georg». Vierter Nachtrag ö»r Lparcastenordaua, der Ltadt Leipzt, do« 24. Iuu» 1877. Di« Epareasfe ist ermtchtigt, Einlage» in stör« von Eparmartea »rzunehmen und zu diesem Lehnst Spar-starten und -Marken, letzi-r« im Werthe van je 10 Pfennigen au-zagedeu. Gegen «dgabe etaer starte, welcher zehn Sparmarkeu der Sparcaste zu Leipzig »uizeNebt sind, wird dem Eiqlieserer der Betrag von 1 ^ tu einem Lpireastenbuch gutgeschriebe». Die Berkaus-stellen für Svarmarst» u»»rdea t» vmtlblattr d«< kladttatheS uns nach dessen Ermessen auch in »ine» ander«» Local- blaite öffentlich bekannt gemacht. Die Stadtgemeinde Leipzig vertritt und ganmtir» di« det de» geordneten Berkausostelle« g ge» Aushändigung de» Gegenwerlhel » Sparmarkeu eingezahlte» Geldbetrag». stur mtt zehn «parmarke» dekledte Sparkarte» finde» Lnaahme »ei der Lporeasse. Die Verzinsung und Rückzahlung der dnrch Ablieferung »oll dekledter «parkarten bewirkten Emiagra erfolgt »ach de» Best>m> »o«e» der Sparrastenoronung. Ein E, setz jür verlor,« gegangene Kparmarkr» wird seiten- der Sparkasse ntchl geltistet. Die hege» Eulschreiimng der Beträge in Eialagebücher an die Lporcaffe zurückgelangten Vparmarte« sind durch et» bleibende« Zeichea zu rnlwerihen, bi« nach Richiigsprechung der Sparkassen- rrchimng sür das Javr. ta welchem sie an di« «parcaffe z»rückgrla»gt stad, bei der Sparkasse auszndewahre», sodann aber zu oeraichre»- Hteräde» «st gegenwärtiger . . Nachtrag ensoestelt md dersastnugSmaßg vollzege» »«cd«». LrP»cg, am »6. Januar 1668. Der Rattz ster Stadt Leipzig. Li« Stadt»rrorduete«. (I-. 8.) vr. Georgi. (V.8.) Vr.Schill. Heüuig Boa dem Ministeriam de« Innern ist der »o« 28. Jeuuar 1888 delttte Barte Nachtrag zur Lparcasieaordnung der Stadt Leipzig vom >4. Juni 1877 bestätigt und hierüber diese vrtuube angaesertigt worden. Dresden, am II. Mai 1888. Ministerin», »e« Inner«. (v. 8.) v. Nostitz.WaUwitz. Ger-dorf. Bekanntmachung, bas Halte« vo« Kellaeri«»»« betreffe«-. Wir habe» nach Gehör der Herren Stadtverordneten beschlossen, Punkt 3 unsere» unter dem 27. August beziehentlich 4 November 188S (Leipziger Tageblatt Nie. 280 unv 31t) veröff-nllichten Regulativ« für Gast- und Echänkwirthe. Eonditoreien, Wein» unv KaffeeschSnkrn durch folgenden Zusatz zu vervollständigen: „In Gast« unv Schankwirthschasten. Weinschänken, Koffeeschiinke» und Eonditoreien dürfen Kellnerinnen. V. h. auoschließlicsi oder neben ibrrr sonstigen Besidäf tigung mit zur Betiennng der Gäste verwendete weib liche Personen, nur unter der Voraussetzung beschäftigt werden, daß sie bei den betreffenden Wirtden wohnen. Die Wirthe haben daher den Besitz der hierfür erfordere liche» Räume nachzuweiscn." Dies« Bestimmung tritt mit dem I. 2«at diese» Jahre» in Kraft und wird von da ad neuen Erlaubnißertheilunqen al» Bebi«g««a deigefügt werden, deren Einhaltung mit den gesetzlichen Mi Welt, erzwungen, deren Nichtdesolgung aber na- Punkt iv de« Regulativ« mit Geldstrafe bi< zu 60 ober mit Hast bi» ,u l4 Tagen geahndet werden, sowie nach Befinden dl« Zurücknahme der erlheiltrn Erlaubniß nach sich ziehen wird. Leipzig, den 11. Mai 1888. Der Math »er Stabt Leipzig. >i. Fröhl VI b. 978. Vr. Georg, hltch. vom 1. Inlt V. I. ab wird auf de« neuen Schlacht- »nd Virhhos dort erzeugte« Rupftet» abgegeben werden. Indem wir Diejenigen, welche aus solche« reslectiren, au diese Fabrikation aufmerksam machen und dieselben aufsordern, sich «oge» der Entnahme de« Eise« mit der Vauverwaltung iu« vernehmen zu setzen, bemerken wir, daß da» Kunsteis au« absolut reinem Wasser hergestellt wird, sehr fest und bis au einen kleinen inneren Kern krystallklar ist und in regelmäßig pyramidal gestalteten Blöcken von 1.18 w Länge und 0,7V m mittlerem Umfang zur Abgabe gelange« wirb. Leipzig, am 18. Mai 1888. Der Rath brr Sta»t Brtpzta. I)r. Kr I». 3171. Vr Georgi. krippendorff. VrkLuütmachim-. Nu» Ve» veständeu »er Leipziger BerufSsnwNvehr solle» nachstehend« noch brauchbare Lvschgeräth« uud Ausrüstung»« tücke freihändig verkauft werden: 4 (118 mm) Karren-Druckspritzeu, 1 Druckspritzeu- werk ohne Hebel, 4 alte Wagen von Spritzen alter Construetion, 28 einholmige Hakenleitern, 1 zwei rädriger und 8 vierrädrige Requisilenwagen, 1 GesimS- bock, 1 GesimSbrücke. 6 Dachleitern, ca. 1700 lsd. Meter diverse alte Hansfchläuche. 1 Austhauapvarat, 29 Steigergurte mit einbolmigrn Carabineryaken, 26 einholmige Earabinerhaken, 48 Lederhelme. 4 div. Sprachrohre, 19 Armbinden, 72 messingene Signal- pse>se»ketten, 24 Paar Fausthandschuhe, div. OsficierS- sternr und messingene Zahlen, 3 ledern« Schwamm taschen. Nähere Auskunft ertheilt daS Eommando Vs» Leipziger Brrufsseuerwehr. Fleischerplatz 7. Leipzig, den 22 Ma, >888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 2024 vr. Georgi. Kretschmer. Vekan«t«iuljuk-. Die Lieferung de» Steinkohle« «n» «»»»«kohle* für dt« Betrieb der Dampfkessel iin Naunhoser Wasserwerke aus da» Jahr vom I. Jul, 1888 b,s 80. Juni 1889 uud zwar b>S zu 110 Dcppelwagen sächsischer Pechkohle, bis zu 40 Doppelwage» Mruseiwrtzer Braunkohl« ist aus de« hl-eg« der ösfkntlicheii Aurschreibung z» vergeben Bemird», wollr» die vcdingiiißkesle hreksü, bei der Brr- Wallung der Stadtwasserkunft. Oditmarkt 3. entnehmen und Angetz»*, »orschriliSmäßig vollzogen, in »erstegrltem Umschlag« und mit der Aufschrisl: --O?Ve»1tefrr»,g fstr Waffer»erk «a«,tz»^ bis spätest«»! den 8. Juni 1888, Vorm>tlag» >0 Uhr. au »nS in der Rnotiatar de» RatbhnusrS zur Ablieferung bringen Der Math »er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Rother. Bekanntmachung. Die Ausführung 1) der Atururrrarbette«, 2) der Gleinpnerarbeiten für den Rohlenfetzuppe« bei dem Erneuerungtbau der S«»a«stalt soll IN Akkord verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen m Bureau der Gasanstalt II in Eonnewitz auS und können daselbst «ingrseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt unv mit der Aufschrift ml l: ,^tohlr«sch«ppea Zimmrrarbette«, »ä 2: - RIe«p«erarbeitr» für die I. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur de« NatheS, Rathhau«, 1. Etage, und zwar bis zum Do»«er»taa, de« DR. 2««i D. A, Vra-«tttag» S Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere da« Recht vor, sämmtlich, Offerten abzulehnen. Leipzig, am 28. Mai 1888 De« Math» brr Stadt Leipzig Deputation z« de« Ga»anstalten. Bekanntmachung. Die Herstellung der Trottoir» aus dem Neumarkte soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Di« Bedingungen sür dies« Arbeiten liegen in unserer Tiesban-Berwaltung, Ralhbau», 2. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingesehrn, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werben. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoir» ans den» Neumarkte" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 5. Juni d. I.. Nachmittag» 8 Ubr einzureiche!,. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtlich« An gebote abzulehnen. Leipzig, den 28. Mai >888. De» Rath» der Stadt Leipzig ld 2170. Stra-euba«»Dcp«tatiou. Nichtamtlicher Thetl. Der Lonlangiimus und das Ausland. Der ungarische Ministerpräsident V. Tisza legte in seiner Rede vom 26. Mai den Nachdruck aus die Möglichkeit, daß sich die politischen Verhältnisse in Frankreich gegen den Willen der Regierung noch mehr verwickeln könnten. E« ist klar, daß diese Worte auf den BoulangiSmuS zielen, und da Floquel jede Gelegenheit ergreift, um dieser Bewegung Hmderniffe zu bereiten, da die Rundreise de« Präsidenten Earnot nach dem Südwesien Frankreich» diesem Zwecke diente und da die sranzvsische Regierung die höchsten Anstrengungen macht, um dem Umsichgreifen der Bewegung Einhalt zu thun, so ist die Berechtigung der TiSia'schen Aussaffung von der Lage in Frank reich über jede» Zweifel erhaben. Trotzdem hat die Rede TiSza'S in Pari» tief verletzt, und dir öffentliche Meinung erwartet vom Minister de» Auswärtigen, Toblet, daß er durch den Botschafter Oesterreich-Ungarn» Aufklärungen verlange. Da« ist offenbar der verkehrteste Weg, den die französische Regierung Zuschlägen könnte, sie würde damit eine Empfindlichkeit über Worte »eigen, di, gar nicht gegen sie gerichtet waren. Drnn TiSza sprach ausdrücklich von Verwickelung?»» welche gegen den Willen der französischen Regierung rinlretrn könnten. TiSza bat bereit« selbst die A»fNärungen, welche der Minister Kalnokh gebe« könnt«, ln Erwiderung auf den Zwischen ruf de« Abgeordneten Pazmandy ertheilt, welcher e» für unmöglich erklärte» daß die ungarische» Nalionalsarben in Pari» jemals verletzt werden könnten. TiSza bemerkte treffend, daß der Abgeordnete damit mehr verbürgt häkle, al» die französische Negierung verbürgen könne. Herr Goblet wird sich denn wohl auch hüten, Aufklärungen zu verlangen, welche nur zu zwecklosen Erörterungen über die Macht und Festigkeit der französischen Regierung führen könnten. Dem »Journal de» DbbatS" zusolgr wärt eine Anfrage bereit» geschehen. Thatsache ist, daß der BoulangiSmuS eine stete Grsobr sür den Bestand der französischen Republik bildet, und daß, wenn er lriumphirt, dir Beziehungen Frankreich» zum Ausland, eine wrsenlliche Veränderung »rsahrrn würden, voulanger übt schon jetzt einen Druck aus die sranrösilch« Regierung au», so daß sie sich genvlbigt sieht, die Schlag serligkeil der französischen Armee zu betonen. Auch in Laon spielte Floquet wieder aus di» Mögl chkeit an. daß di« Armee in d>« Lage kommen könne, den Boden de» Vaterlandes gegen feindliche Angriffe zu veethridige» Aber Floquet bedient sich der Arme« auch als Werk zeug gegen den BoulangiSmuS. und da« ist immerhin eine bedenkliche Taktik, denn «» ist bekannt, daß dir Arme« genau dieselbe Parteizerklüftuna in Frankreich zeigt, welche sich in der Bevölkerung gellend macht. Boulanger mag bei der Generalität keine großen Sympathien haben, di« groß« Masse der Mannschaften birgt sicher zahlreiche An hänger desselben. Dazu kommt der Zwiespalt innerhalb der royalistischrn Partei, welche sich tbeilweise um den yrmd Boulanger'», den Herzog v. Aumale. rum Theil um den Grasen von Pari» gruppirt, welcher bei aller Femdschast gegen Boulanger doch besten Programm billigt und sich zu dem Gedanken de» Plebiscit» bekennt. Daß die Bonapartisten aus Seiten BoulaMr'S stehen, haben die Wablen >n der Dorbogiie und im Norddepartement bewiesen, und wenn Prinz Napoleon Bater sich im Gegensatz zu seinem Sohn Victor für die Befestigung der Republik begeistert, so kann da» dem Bou- langiSmuS keinen Schaden bringen. Der alte Prinz Napoleon hat wohl überboupl mit seinen Hoffnungen, der Nacksolger Napoleon'« III. zu werden, abgeschlossen; wenn der sranzb- fische Kaiserlöro» wieder ausgerichtct wird, so hat Prinz Victor die erste Anwartschaft darauf, ihn zu erwerben. Ader die Eandidalur Boulanger'« für lue Diktatur ist bei weitem praktischer und beachtenSmertber. weil die Bewegung, deren Ziel die Diktatur ist. »hatsächlich vorhanden ist und täglich Fortschritte macht. Al« Absage gegen den BoulangiSmuS hat die Rede TiSza'S unverkennbare Tragweite, sie ist eher de« Danke« der französische» Negierung Werth al« der Bekämpfung. Die Einheit de« französischen StaatSwesenS ist. solange Boulanger noch ausreckl steht, nur in der Einbildung vorhanden; Boulanger ist in der Thal ein Prätendent, und ein um so gefährlicherer Prätendent, als man ihm nicht bei- kommen kann. Die Nachricht de« „Figaro", daß eine AuS- weisungSverfüguiig de« Präsidenten Carnet gegen den Prätendenten Voulanger bereit liege, ist eine Erfindung, welche dem Wunsche Ausdruck giebt, eine Gefahr sür den Be stand der Republik zu beseitigen» aber Boulanger stellt ja entschieden in Abrede, baß er noch der höchste» Gewalt strebt, und wenn er e« nicht thäte, so wäre da« noch kein Grund, ihn auSznweisen. Die Ausweisung würde nur bestätigen, daß ihn die Regierung fürchtet, und wa« da« offene Zugeständmß dieser Furcht zu bedeuten hat, da« haben die Vorgänge nach seiner Ausstoßung auS der Armee bewiesen. Jetzt ist Floquet schon so weit gekommen, daß er die Armee um Hilfe gegen den BoulangiSmuS anrust. DaS war kein kluges Wort. Dadurch hat er die Frage, ob sür oder wider Boulanger. in die Armee geworfen, und daS steht in vollem Widerspruch mit der V-rfügung Frchcinet'S an die Generale, daß sie die Politik und den Pütleigrist von der Armee sernbaltcn sollen. Die sranzöstsche Armee bat die Republik schon einmal gegen die Anarchie verlheidigt. und der Streit aus dem Pörc Lachaisc war ein bluliger Hinweis aus diese Thatsache. Die Armee ist aber kein Machtsactor, welcher über sei»: Verwendung selbstständig zu entscheiden hat: da« vergaß Floquet. al« er dem OfsiciercorpS von Laon sagte, daß die Regierung auf die Armee rechne, um die republikanische Freiheit gegen leben, der sie angreifen sollte, zu vertheidigen. Floquet hat durch diesen politischen Fehler nur neues Material sür > die Aussaffung TiSza'S geliefert, daß die fran zösische Regierung die Lage nicht beherrscht. Wenn cs Carnot und Floquel gelingen sollte, die boulangistische Bewegung voll ständig zu unterdrücken und eine dauernde Regierung auszu richten, welche die Wablen dcS Jahres l889 rm Sinne der Befestigung der Republik leitet, dann würden sie dadurch alle Stimmen, die sich aus gleiche Weise äußern wollte», wie Tisza zum Schweigen verurtheilen, las wäre die eilizige Möglich keit. um dem AuSlande wieder Vertrauen aus die Dauer der französischen Zustände einziiflvßen. aber dazu genügen nicht Reden »nd Rundreisen, sondern e- sind Thaten un erläßlich. Nicht« verletzt so tief, als eine g»grünbete Be schuldigung, und was TiSza im ungarischen Reichstage über die Frage der Beschickung der Pariser Weltausstellung gesagt hat. ist wahr. Die Franzosen können daraus ermessen, wie schwer ihnen die boulangistilche Strömung in der kssenl liche» Meinung des Auslandes schadet. DaS Ausland e»t nimmt au« den Erfolgen Boulanger'», daß der Boden, aus welchem die französische Republik ruh», unterwühlt ist, und daß anarchistischen und monarchistischen Angriffen gegen die Republik Thür und Töor geöffnet ist. Die Bemllbunge» des Präsidenten und der Regierung, sich der Bewegung zu er wehren. sind der Sympatbie und der moralische» Unterstützung de» Auslandes unter der Voraussetzung sicher, daß damit d-r Sache de» Frieden- ein Dienst erwiesen wird. Aber ob diese Hoffnung berechtigt ist, muß so lange bezweifelt werden, als die französische Negierung sich nicht bemüh! zeigt, Belei digungen de» Auslandes durch Franzosen, welche der Armee oder den Civilbehvrden augeböre», zu verhindern, oder, wenn sie geschehen sind, zu bestrafe». Vorläufig ist die französische Regierung solche» Vorgängen gegenüber ebenso machtlos al» in Bekämpfung det BoulangiSuiu«. * Leipzig, 3Ü. Mai 1888. * lieber da» Befinden de» Kaiser» meldet dir .Post" vom Montag: ,Da< Befinden Sr. Majestät de» Kaiser» hat unter der kalten Witterung der letzten Tage erfreulicher Weise nicht ,u leiden gehabt. Am gestrigen Tage verblieb der Kaiser jedoch der rauhen Witterung wegen im Zimmer. Um 8 Uhr 8K Minuten zeigte Allerhvchstderselbe sich zwei Mal kurz hintereinander mehrere Minute» lang am Fenster. DaS vor dem Schloß in stattlicher Zatzl versammelte Publicum brachte dem Monarchen stürmische Ovationen dar. Hochrufe erfüllten die Lust, Tücher uud Hute wurden geschwenkt. Der Kaiser stand hoch aufrecht an, Fenster; er batte Uniform angelegt, und unter dem Ucberrock war die weiße Weste sicht bar. Der Orden poor lo mSrtto ziert» die Brust. Früher al» gewöhnlich begab sich der Monarch am Abend zu Bclt, verbrachte aber eine recht besriebigence Nachk. Heule Vor mittag stand Allerhöchstdcrselbe um 9»/, Uhr aus, gerade al» Ihre Majestät die Kaiser»» von einem um 8 Uhr unternommenen Spazierritt, an welchem auch Ihre königl. Hoheiten die Prinzessinnen-Töchter theilgenommen. zurückkehrte. Um diese Zeit erhielt die kaiserliche Familie auch dir Meldung von dem schweren Unqlücksfall im königlichen Schauspielhaus«. Ihre Majestät dir Kaiserin beschloß, solort «ach Berlin zu fahren, um die Unglvckrslelle zu besichtigen und Vs« Verunglückten zu trösten. (Siehe de» besonderen Artikel, d. Red.). Am heutigen Nachmittag um 8 llhr wird Se. Majestät der Killer eine Spazierfahrt unternehmen. Gegen Mittag hielt sich Allerhöchstderselbe im Park aus. — Die Uebersiebelung Sr. Majestät nach Schloß Friedrich»- krdn wird am Freitag, den l. Juni, ersolqr» und zwar, so weit bi- letzt bestimmt ist. in den ersten NachmittaqSstunden S und Sr. kaisrrl. Hoheit dem Kronprinzen bei Cbarlottenburg besichtigt worden ,st. wohin sie zu diesem Zweck von PolSdam überführt worden war." * Die „Post" schreibt über da« Gebühren d« „frei- innigen" Presse: ^ Das Programm der freisinnigen Partei, ln allen Fragen, und auch dem AnSlanbe gegenüber, die heimische Regierung zu de- kämpse», ist jetzt wieder in Benig aus die Ejiiiilhrung der Patz- Pflicht an der elsässilchen Grenze befolgt worden. Ein hervorragende» radikale« Blatt widmet jener Maßregel einen Leitartikel, den ein französischer Journalist, wohlverstanden im sranzösische» Interesse, kaum ander» hätte schreiben kSnncn. Bon dem Littauer'scheu Borsalle wird die französische Darstellung als die richtige anaegeben, weil dieselbe in der deulschcn Presse »Ich! bestritten worden sei. Im wetteren Brrlanfe macht da- Blatt die Franzosen daraus aufmerksam, wie sie e« anzufange» habe», um die neuen Paßdesttmmungeu zu umgehen. „Franzosen", Io schreibt ihr deutscher Freund, „die über Belgien oder die Schweiz dir deuilche Grenze passiren, bedürfe» nach wie vor keine« Passe-". E- wird somit den französischen Spionen uud Wühlern der Weg gezeigi, aus dem sie, wenn auch mit einiger Unbequemlichkeit, so doch »och immer mit völliger Ruhe und Sicherheit in Deuischland eia» dringen können. — Selbstverständlich ist da- radikale Blatt entrüstet darüber, daß man jenen Herren diese Unbequemlichkeit bereite, und al- „Gegenstück" zu der ellässischen Maßregel tdeilt e« auS Privat- brieseu mit, daß Deutsche sich anerkennend darüber ausgesprochen haben, wie sie utemal- eine so freundliche nnd coulant« Behandlung al» in Frankreich an der sranzSsischeu Grenze ersahren hätten. Wir empfinden e« mit Beschämung, daß e« geborene Deutsche giebt, welche sich so unverhohlen aus den Standpunct der erbittertsten Feind, Deutschland- zu stellen wogen, und wir constatireu, daß Diejenigen, die so Handel», eine dreiste Stirn haben müssen, wenn sie sich noch darüber zu beklagen wagen, daß sie in der regierung-- sreundlichen, patriotischen Presse als ReichSseinde bezeichnet werden. Besonder« charakteristisch für die Journalisten dieser Elaste isr e-, daß sie sich in der Opposition gegen alle deutschen Regierung-- maßregeln auch die unebrliche und seichte Kampsesweise ihrer fran- zSsüchen College» angeeignet habe». „Weil die deutsche Presse die frauzösisch« Version de« Littauer Falles nicht dementirt hat, so wird diese letztere wohl richtig sein", so argnmentirt das radikale Blatt, mit dessen Auslastungen wir un« hier beschäftigen. — Gerade al« ob Alle-, wa- in der deulsckseind- liche» Preste Unverständige- nnd Unwahre- ja Bezug aus Deutsch land gesagt wird. jcdeSmal dementtrt werden müßt», um nicht den Auspiuch erbeben zu dürfen, verständig und wahr zu sein. — Die reich-sreundltche deutsch» Press« würde ihre» Lesern kaum etwa- Andere- als Widerlegungen gegen Dentschland ge richteter Artikel bringen können, wenn sie sich mit allen de« böS- nrtigrn >'nd -hürichien Erfindungen beschäftige» wollte, di« in der kcuisch'c üblichen Preste tagtäglich an zahllose» Stellen bei Thaiwinlsien. Panslawisten, Radikalen und anderen Reichsfeindrn ausiniicheii. Man bars als allgemeine Regel, bi» aus seltene AuS- nabmesälle, welche dieselbe bestätigen, aosstelien, daß die verschiedenen Versionen über Maßnahmen der deutschen Regierung, wle sie >» den oben bezeichne«,» deuischseindlichen Blättern gegeben zu werden pflegen, bösartig und unwahr sind. WaS den Speclalsall Littauer angeh«, so sei beiläufig bemerkt, daß derselbe nur von geringem Gewicht gewesen ist, als die Frage der Einsülirung der Paßpflicht an der elsSssiichen Grenze in Er- Wägung gezogen wurde. Entscheidend in dieser Beziehung Kat die bekannte Bellort-Affaire gewirkt, und eS ist geradezu unglaublich, daß e« Deutsche giebt, die heute bereit» vergessen haben, wie schmählich Deutsche dort behandelt worden sind, oder die e- wagen, über de» Vorfall, dessen sie sich wohl noch erinnern, stillschweigend hinwegzugehen. Der Artikel, mit dem wir un- beschäftigen, beginnt und schließt bannt, daß der Verfasser erklärt, die an-wärlige Politik Deutschlands sei ihm in diesem Augenblick geradezu unverständlich. Für diese Erklärung wären wir dem radicalen Journalisten bei nahe Dank schuldig, denn sie stellt unserer auswärtigen Politik daS Zenaniß au«, eine wahrhaft deutsche zu sein. Recht bedenklich würde eS in der That um dieselbe stehen, wenn das. wa» sie anstrebt, und die Art und Weise, wie sie ihre Ziele verfolgt, von de» auswärtigen Feinden de- Reiche- nnd ihren deutschen Gesinnungsgenossen gebilligt würde." * Nachfolgendes allerhöchstes Handschreiben wurde am Montag Morgen, wie au« München gemeldet wird, nebst einem Blumenkränze der Frau Bürgermeister v. Er Hardt zugestellt: „Frau Bürgermeister v. Erhardt. Soeben gebt mir die Nachricht von dein Ableben Ihre« Gatten zu. An die Spitze der städtischen Verwaltung berusen, war derselbe unter zeitweise schweren Verhältnissen so lange Jahre hindurch um München« Entwicklung in ruhigem besonnenen Wirken unermüdlich wie ersolgreich besorgt. Ber dem warme» Intereste, daS ich dem fortschreitenden Woble der Hanpl- »uv Residenzstadt entgegenbringe, werbe ich dem Verlebten, den insbesondere auch treue Ergebenheit zum Herrscherhause und edier Charakter aus;eichneten, stet- ein ehrendes Andenken bewahren. Ich nehme an dem tiefen Schmerze, der Sie erfüllt, aufrichtige» Antbeil und gebe Ihnen gern die Ver sicherung der huldvollen Gesinnungen, mit denen ich bleibe — Wien, 27. Mai >888 — Ihr wolügeneigler (gez.) Luitpold." — Mit rer Vertretung Er. königl. Hoheit dcS Prinz-Regenten bei der Beerdigung ist der königl. FlUgeladjntant Hanpl- mann Ritter v. Wicdenmann beauftragt. * Anläßlich des nationalen Festtage-, am 22. Mai, ver einigte, wie bereits kurz erwähnt, der König vo» Ru mänien zu Bukarest die jetzige» und, soweit eS möglich war. alle bisherigen Minister seit 1866 bei einem Hosessen und hielt an diese Versammlung, in welcher die verschiedenste» Parteien und Gruppen vertreten waren — mit den andern geladene» Staat-würdkiiträgcrii im Ganzen etwa 70 Per sonen — folgende in Anbetrach! der gegenwärtigen innern und äußern Lage bckcntsaine Ansprache: Es sind L2 (sahre, seitdem ich daS Glück habe, a» der Spitze de« LiiitcS zu stehen; diese Spanne Zeit ist ei» Augenblick im Leben eines Volkes, aber cm langer Weg für einen Mann, aus dem un ausgesetzt eine große Berantwortung und viele Sorgen lasten. Ob gleich ich mir von Anfang an den rechten Weg vorgezeichnet batte, so hätte tck doch oft irren lSnnen ohne den onien Ralh der ersten Männer de« Landes, welche nur Ire» uud mit Hingebung im Lause meiner Regierung zur Seite gestanden habe». Ich sehe daher heute mit einem lebhaiien Gefühl der Danlbarkcit alle diese Patrioten um mich versammelt, welche leder einen Stein in den Bau gefügt haben, den wir durch beständige Arbeit als Hort der rumänische» Nation e ulg-i ichlei habe». Unglnckl cheewetse seblen viele meiner tüchtigen Roidqeber, die in ein bessere« Leben getreirn sind. Möge Gott gebe», daß die Grundfesten dieses Baue« so stark ketr». daß keine Erschnilrriinq. kein Sturm sie je zerstSren kanul Der rumänische Siactt bot sich enlw'ckelt und beteiligt durch be- deuieiide Opser, durch oft erbitterte und dringe Kämpfe, welch« wohl Zwieiracta säen konnten. Vergessen wir da« Trübe i» der Vergangenheit: der Rumäne Hai >a ein warme- Herz, rin Gefühl, da« ich ganz mit ihm ibeilc. Vergessen wir also da« vergangene und sehen wir nur voiwäitS, einig in demselben Gedanken und demselben Ziel: die heilige Pflicht, den väterlichen Herd -Alexandra', reinseiden Zie,: die heilige Pflicht, den väierlicden Herd welch« gestern vormittag »oa Ihrer Majestät der Kaiserin, egea alleGrsahrrn zu bewache», die ih» umgebe». Da«
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