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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.01.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930102029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893010202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893010202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-02
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-sic-fiei-lo z vlli'ült fito Fns- »vllni-c.Pt, I, cli»88 ckis >c-8ell>en cli>8 rellüok), i»l8 ilts xemsin; »m- VN» ß»1" Vuu s- v»«d hi»rd»m" 40»rl»» ' iffau; »w ,cdtts >«>!>- Vi ta koir« vitrck». 8»t»»<-i-, Bezugs-Preis t« der HauvtexPeditioi, oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus- q-ibestetlen abgeholt: vierteljährlich ^«4.50. bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» 5.50- Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ahrlich k—. Direcle tägliche Areuzbandiendung in- Ausland: rnonatlich 9.—. Abend-Ausgabe. DieMorgen-AuSgabe rricheint täglich ',',7 Uhr, die Abend-Äusgadr Wochentags 5 Uhr. Redaktion und Expedition: J-Hsnnrsgasse 8. Die Eipedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 di» Abends 7 Uhr. Filialen: Otto Klemm » Tortim. t-llsred Hahn), Universitätrskratze I, Loui» Lösche, Katharinens». 14, park, und Konigsplatz 7. riWM.TUMalt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. .A3. Montaß den 2. Januar 1893. Anzeigen-Preis Die 6 gespaltene Petitzeile 2«) Psg. Reklamen unter dem Nedactionssirich <4qe» spalten) 50 vor den Famtliennachrichlei, jtlgespalten) 40^. Gröbere Schrislen laut unserem Preis- verzeichnib. Dabellarischer und Ziffernsah nach höherem Tons. s-ptra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, obne Poslbesörderung .st 00.—, mit Poslbeforderung ^4 70.—. Ännaffmeschluk für Inserate: Abend-AuSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morge n-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh ' ,9 Uhr. Aei den Filialen und Annahmestellen i« ein« Halde Stunde früher. Anzeigen sind stets an die GrPrvitio« zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 87. Jahrgang. -cliüffißung Politische Tagesschau. * Leipzig, 2 Januar. Dem Reichstag sind bekanntlich neuerdings zwei Gesetz entwürfe zur Bekämpfung der wirlbsckasllicken Ausdeutung zugegangen. Eine Ergänzung der Benini- mungen über den Wucher und ein Gesetzentwurf über Ab- ahlungSgeschäfte; ein drilter, auf ähnlichem Gebiet fick ewcgender, über den Hausirbandel, wird voraussichtlich noch in der gegenwärtigen Session Nachfolgen. D>e Gesetz entwürfe entsprechen langjährigen Forderungen des Reichs tags und mit den Vorschlägen der beiden erslcrcn wird man sich im großen Ganzen cinoerstanden erklären können. Sie halten im Allgemeinen eine verständige Mitte in dem Streben ein, die wirlhschafllich berechtigten nnd wohltbäiigen jener Ercdit- gcschäsle zu schonen, den Auswüchsen und Mißbräuchen aber möglichst cutgegenzutreten. Die Novelle über den Wucher will, während die bisherigen Vorschriften zu einseitig gegen den Creditwucher gerichtet waren, anch andere Formen gcwerbs- oder gewohnheitsmäßig betriebener wucherischer Ausbeutung entgegcntrcten, den Wucherbcgriss aus Rechts geschäfte jeglickerArt erstrecken, einer Verschleierung wucherischen Vorgehens Vorbeugen. Ter andere Gesetzentwurf bezweckt, bestimmten, bei Abzahlungsgeschäften üblichen Abreden die Wirksamkeit zu versagen. Dahin gehören die VerwirknngS- clausel.dieVercinbarnng über die vomKäuser imFall terZiuück »ahme zu leistende Vergütung, die Festsetzung einer üherniäßigen Vertragsstrafe und die Verabredung der sofortigen Fälligkeit der Restichuld im Fall des Verzugs. Tie wichtigste Be stimmung ist, daß der Verfall der bereits geleisteten Tbeil- zablungen beseitigt wird. Dagegen ist der Eigenihunisvorbchalt teS Verkäufers bei nicht ordnungsmäßiger Abzahlung nicht angefochten; der Verkäufer soll in diesem Fall bei Rücknahme des Gegenstandes nur Anspruch ans angemessene Entschädigung sür Gebrauch und Abnutzung haben. Man wird ja im All gemeinen die wohlthätigen Wirkungen solcher Vorschläge nicht überschätzen dürfen; man wird auck darauf achten müssen, daß nickt durch allzu debnbare Fassung der Bestimmungen möglicherweise auck ein solider und nützlicher Geschäftsverkehr getroffen wird, vielleicht mehr als der unreelle und aus beuterische, der eber überall Hinterthürcn findet. Tie Grund richtung der Vorschläge aber wird man als verständig und zweckmäßig anerkennen müssen. In einer seiner nächsten Sitzungen wird sich der Reichs tag mit dem von den Socialdcmokraten eingebrachtc» Antrag ausAufhebung des Dictaturparagraphen inElsaß- Lothringen zu beschäftigen haben. Man darf gespannt daraus seui, wie sich die einzelnen Parteien im gegenwärtige» Reichstage zu diesem Anträge stellen werden. Da« Eentrum bat früher ähnliche Anträge der elsaß-lothringischen Pro testler angenommen. Seitdem bat sich seine iLtellniig zur Regierung bedeutend geändert nnd cs ist fraglich, ob eS fick mmmcbr anch zur Zustimmung entschließen würde, wenn die Regierung, wie anzunehmen ist, sich nachdrücklich gegen den socialdemokratischen Antrag aussprechen sollte. Der Diktatur Paragraph wird in Elsaß-Lothringen äußerst selten angewentel, fast ausschließlich gegenüber sranzosensrcundlichen und social- demokratischen Umtrieben. Wer nicht ein Franzosensreunv oder ein Socialdeinokrat ist, empfindet dort kaum das Vor handensein einer solchen außerordentlichen Vollmacht, aus welche die deutsche Regierung so lange nicht verzichten kann, ' ' S»— als cs »och weite Kreise giebt, die sich mit der Zugehörigkeit Elsaß-Lothringens zum Reick nickt auSgesöknt haben. Dieser Gesichlspunct wird unzweifelhaft für die Eonscrvativen und Nationalliberaleii, vielleicht auck für das Eenlrum maßgebend sein und zu einer Ablehnung des Antrages führe». Sollte aber auch der Antrag wider Erwarte» im Reichstage eine Mehr heit finde», so würde er ganz sicher vom BundeSratb kurzer Hand znrückgewiesen werten. Haben sich auch die Vcrlält- nisse im Reichslande, tank der weisen und maßvollen Politik des kaiserlichen Statthalters, Fürsten Hohenlohe, in erfreu lichster Weise zu Gunsten dcS Reichsgedanken» geändert, so sind sie doch »inner nickt derart, daß die Landesregierung leichten Herzens aus das a»ßero»dcnlliche Machtmittel des noch aus der französische» Zeit stammenden Diclaturpara graphen verzichten könnte. Hoffentlich wird dies in abseh barer Zeit möglich sein »nd daun von der Regierung selbst ohne äußere Anregung beschlossen werden. Ter ungarische Fürsiprimas VaSzarn beschäftigt sich, wie aus Pc>t berichtet wird, mit Ausführung der kürzlich vom Episkopal gefaßten Beschlüsse wegen der kirchenpoli tischen Fragen. Die Bischöfe beschlossen, Vorstellungen an den Papst, den Kai'er »nt die Regierung zu richten, und diese Schriftstücke sind in der Ausarbeitung begriffen. Wie die „N. Fr. Pr." meldet, wird die Adresse an den Papst die Angelegenheit vorwiegend vom dogmatischen Stankpnncrr er örtern; dann sollen die eonscssiouellen Verhältnisse Ungarns eingehend targestelll werken, da dieselbe» wesentlich von jenen in ausschließlich katholischen Ländern, wie Spanien und Frank reich, abweichcn und einer anderen Veurtbeilung bedürfen. Tic Vorstellungen an den Kaiser und an die Regierung werden die Kirchensragcn auch vom politischen Standpunkte beleuchten. „Tie Frage der Gesetzgebung, schreibt das Wiener Blatt, „soll aus socialen und elhncheu Monven erörtert werden. In der Frage der lllvilstands-Regisikr kam in den bischöflichen Coiiferenzen die Anlchaiiung zum Dnrchbrnche, daß das Recht des Staates, diese Register für seine Zwecke anzulcge» und zu führe», nicht an- gefochle» werben kann. tLs handle sich in diejem Falle auch gar nicht uni das guni zur», wuSern um das ,,uül coumlii. Derzeit erhall der Staat durch die Seelsorger der verschiedenen Consessionen diese Register uneiilgeilüch nnd verläßlich. Durch die Verstaat lichung derselbe» erwachsen dem Staate sehr »amkaste pusten, die aus jährlich 9 bis 4 Millionen Gulden veranschlagt werden können. Und dabei ist r» noch sehr fraglich, ob der Staat über die »üthige Zahl von Organen verfügt, und wen» dies der Fall wäre, ob dieselben solche Garantien für die Ver läßlichkeit bieteii, wie die gegenwärtigen Matrikensührer. Gegen die gesetzliche Gleichstellung der Jude» endlich hat der Episkopal gar nichts cinzuwendeii, und er wird dieser Beringung der Legislative keine Schmierigkeiten entgegenstellc». Anders freilich sieht es „in die Frage des Uebertritles vom Ehrisleilthn», zum jüdischen Glauben, welche mit der Frage der Gleichstellung ver quickt wird. Hier spielen wieder die dogmatischen Lehren der ttirche hinein." Rach Fertigstellung der Entwürfe soll eine neue VijchofS- confcren; einbernfen werden, nicht, wie ein Tbeil des niederen KleruS verlangt, ein ungarischer Katholikentag, ans dem beiß- spornige Hetzer das große Wort führen und extreme Beschlüsse herbcisühren könnten. In Frankreich hat die Ruhe, di: unmittelbar nach der Vertagung der Kammer anS Uebcrinüknng und Ahslnmpsiing cingelreten war, nicht lange gedauert. Tie Gäbrung beginnt im neuen Jahre aufS Reue. Es fällt jetzt namentlich in« Gewicht, daß mit immer größerer Sicherheit aus die ver trauten Beziehungen bingewiesen wird, die der KricgSininisler de Frcneincl mit dem berüchtigten EorneliuS Herz gepflogen bat Daß diese Beziehungen bestanden haben, unterliegt keinem Zweifel niebr, und es müßte eigentlich schon diese Tbatsache Herrn Frcyrincl «IS Minister unmöglich machen. Immer entschiedener aber tritt die Behauptung aus, daß „du- weiße Maus" den Her; bat denntzen wollen, um durch dessen BcstechniigSkünstc Earnct aus dein Sattel zu beben und sich an seine Stelle setzen zu lassen. Bestätigen fick diese Beschuldigungen, so würde das dein Panamascankal die Krone anssetzen. Zugleich rückt durch die gegen den Kricgs- minisler erhobenen Beschuldigungen die Frage in den Vorder grünt,wie lange die A r m ec iinihätigerZuschaner der skandalösen Vorgänge bleibt. Diese dürste, wie ein Gewährsmann der „N. Zür. Zlg." Voraussagen zu dürfen meint, kaum mehr lange geduldig den Vorgängen zuseben, die Frankreich in de» Auge» des Auslandes tiScrctitirc». Von dieser Seile hätte inan am eheste» eine energische Intervention zur Herbei fnhrung geordneter Zustände zu erwarten, falls es der Regierung nickt im letzten Augenblicke gelänge, ibr Ansehen wictcvherzustcllcn. Der sechste Tbeil der Armee unter der Führung eines entschlossenen Generals dürste genügen, den Umschwung hcrbciznsührcn; ob ein solches Pronnnrianiiciilo eine Militair-Dictatur zur Folge hätte, oder die Herstellung des Thrones zu Gunsten eines der Prätendenten, entzieht sich jeder Voraussicht. Zur Prüfung des schwedischen FlottonmaterialS war im September unter Vorsitz teS Admirals Pcvron eine Eoinmissio» nietergcsetzt worden mit dem Aufträge, sich schleunigst über den gegenwärtigen Stand der Flotte zu äußern und Vorschläge z» machen. Diese sind jetzt dem König cingereicht worden unk sollen dem am 17. Januar zusammenlrelendc» ReickStagc vorgclcgt werden. Um »n Falle eines Krieges die schwedischen Küsten in wivtsamer Weise sickern nnd die Neutralität Schwedens gewährleisten ;n können, schlägt die Eominission den Ban folgender Kriegsschiffe vor: > .'» Panzer boote I. Elasse, ;n> Mincnbovte 1 Etasse, 2o Mincnboote 2. Elasse, 0 Avisosahrzengr, sowie das nötbige Minen material. Znni Ban dieses Schisssniaterials innerhalb .ej.ics gewissen Zeitraumes und als LebenSbtkingnng sür r>e Entwickelung der Flotte sei ein jährlicher fester Anschlag erforderlich, der jedoch nickt unter 2 800 000 Kronen zu bemessen sei. Mit einem solchen jährlichen Anschläge würde man in 20 Jahren einen befriedigenden Zustand der Flotte erreiche». Bei der gegenwärtigen völligen Unfähigkeit der schwedischen Flotte hält es die Eomiiiission aber für gewagt, die Küsten Schwedens eine so lange Zeit hindurch okne ge nügcnden Schutz z» lasse». Um daher im Falle eines Krieges die Möglichkeit der Währung der RcntraUiät zu bieten, sei »ehe» dein nnnmgängliche» festen Anschlag eine sofortige außerordentliche Bewilligung nötbig, so daß »i den nächsten drei Jakrcn eine Vcrstärlnng der Flotte um drei Panzcrboote, «> Minenhoole >. Elasse und 2 Avisofahrzeugc möglich sei. Wie man siebt, sind es reckt bedeutende Forde rungen, mit denen sich die schwedische Regierung wieder an den Reichstag zu wenden gedenkt. Zwischen der Türkei und den Vereinigten Staaten bestehen scheu seit längerer Zeit die frenndschastlichstc» Vc» bällnisse. Dieser angenehme Zustand schien in diesen Tagen eine Trübung zu erfahren, als es bekannt wurde, daß der neu ernannte amerikanische Gesandte bei der Psorte, Herr Thompson, aus einem amerikanischen Kriegsschiff durch die Dardanellen zu fahren beabsichtige Da bekanntlich kein größeres sremdes Kriegsschiff die Meerenge passiren darf, so würde die Durchführung der Absicht de« Gesandten der Türkei empsiiirliche Verwickelungen gebracht haben. Die Türkei löste die Frage dadurch, daß sic den Gesandten einbclen ließ. Wie nun jetzt verlautet, ist diese Einholung des Gesandte» nickt ei» Verlegeiibeilsmittcl, sondern von Anfang beabsichtigt gewesen Man Kat in der Tbat dem Gesandten mit Rücksicht ans die Ausstellung in Ebicago, an welcher die Türkei in hervorragender Weise tbeilniinmt, eine besondere Aufmerksamkeit erweisen wollen. Auch soll dazu der Umstand beigclragen babcn, daß man sich türkischerscitS seit einiger Zeit lebhaft für den Aufschwung der nordamerikanischen Flotte inlcrcssnt So soll der Ebef desGencralstabs der Marine erst kürzlich dem Sultan eine Denkschrift überreicht haben, in welcher ausgesübrl wurde, daß die iiordamerikanische Flotte, wenn sie in ihrer bisherigen Entwicklnng vorwärts schreite, bald die englische überflügelt baben werde. — Der Sultan intercssirt sich überhaupt persönlich sehr für Amerika So bat er sich jetzt von kein Eoinmisiar bei der Weltausstellung in Ehicago, Hakkn Vcn, der »ack der türkischen Hauptstadt zurück- gekehrt ist, über seine Mission Bericht erstatten lassen. Die AnSstcllnngS Objecte, die langsam aus dem Innern in Konstanlinopcl cintresse», werken von einer Eommission ge sammelt und es wird beabsichtigt, dieselben durch ein Schiff der unter de» Direction tcs MarineministerS siebenden staatlichen Schifffahrts-Gesellschaft „Mahsuse" nach Amerika zu expetiren. Deutsches Reich. F. Plano», !N. December. Der ReichStagSabgeordnete Herr Oberstaatsanwalt I)r. Hartman» die» bat gestern Abend ini hiesigen konservativen Verein einen Vortrag über die Mil > t airvo rla ge gehalten. Der Vortragende führte u. A. anS: Der Schwerpunkt der Vorlage liege in der be- dcutcnten Vermehrung der Infanterie und der Ausstellung von 179 neuen Jnsanlrriebataillonen. Daß die« nötbig sei, lasse sich schon jetzt mit völliger Klarbeit erkennen Frank reich, vbschon an Zahl der Bevölkerung um ll Millionen hinter Deutschland zurück, stelle seit 1889 alljährlich eine beträchtlich größere Zahl von Rccrntcn ein, al« wir; nach Durchführung dcS jetzige» Systems werte es ungefähr eine balde Million auSgebilketer Soldaten mehr baden, als Deutschland. Mit seinen Vorbereitungen zu» Mobilisirung bade cS uns überholt, unsere Einrichtungen ständen nickt mehr aus de» Höbe der Zeit Frankreich bebe alles aus, was diensttauglich sei; »vir tkun da« »ich«. Künftig aber solle es geschehen. Damit sei un« für absebbare Zeiten das Gleichgewicht mit Frankreich, schließlich sogar etwa« mehr, gesichert. "Rach der Reicköversassniig sei jeder wehrpflichtige Deutsche niilitairpslichtig; setzt aber müßte» wir alljährlich mindestens 00 ooo dicnstpstschtige junge Männer al» über zählig sreilassen und ini Kriegsfall blieben diese zu Hunkert- tauscndcn dabeim, während die Landwehrmänncr »nd Steuerzahler, das Wcrtbvollste, was wir an Menschen- material besitzen, sofort an den Feind gebracht werden müßten Bezüglich der Beschaffung de« nötbigen Geldes i«>7,8 Millionen Mark einmalige Ausgabe und 04 — richtiger: annähernd 70 — Millionen Steigerung der fortdauernden Feuilleton. Für die Ehre der Familie. Roman von Llarissa Lohde. Nachdruck verbale». 1. Capitel. Ein frühlinq-warmer Apriltag neigte sich seinem Ende z». Wie ein duftiger grüner Schleier wob sich das knospende junge Laub um die Bäume des ParkeS, welcher das Wobn- » bauS deS EommcrzienratbcS Rösickc uiligab und cS von den I weitläufigen Fabrikgebäuden auf einen nicht ulibedeutendcn ^ Abstckvd trennte. AnS dem noch feuchten Boden stieg ei» leichter seiner Nebel auf, der sich leise mit der beginnenden Dämmerung verschmolz, während der westliche Horizont noch in Gold, Purpur nnd Violet erglühte. In dein großen, stattlichen Gebäude batten alle Fenster offen gestanden, um der frischen, herben LenzeSliist den nn- gchinderten Eingang zn verstattcn; Diener und Dienerinnen waren in Len Zimmern geschäftig! gewesen, die Vorbereitungen zu einem Feste zu treffen. Jetzt waren diese beendet, die Fenster wurden geschlossen, die Kerzen angczündct, die GaS- kronen flammten auf. Schon im vollen Gesellschaftsanzuge betrat die Eommerzienräthin Rösicke die Feslräunic, nm vor der Ankunft der Gäste noch einmal einen Runkgang zn machen und sich zu überzeugen, ob alle Anordnungen pünctlich und zweckmäßig getroffen seien. Sie war eine Frau von etwa sünfundsünszig Jahren, aber von noch leichter, anmulbiger Gestalt und einem weißen, stillen Gesichte, aus welchem zwei braune Augen voll reinster Seelcngütc bcrvortenchtetcn. DaS schwere graue Tamastklcid floß ohne jede Raffung und Banschung in schönen Falte» herab, waS ibrer »och schlanken Gestalt, ini Verein mit dem weißen Spitzenhäubchen aus dem einfach gescheitelten schon e>grauenden Haar, eine schlichte, vielleicht etwa« altmodische Würde verlieh, die aber ungemein angenehm wirkte. Ru» einige kostbare Brillanten in den Spitzen am Hals nnd an den weißen Händen zeigten von dem Reichtbum der Trägerin. Die Eommerzienräthin war eine vortreffliche Hansfrau und es lag ibr heute, am Verlobungsfeste ibrer geliebten Pflegetochter, ganz besonders daran, daß alles recht schön sei, trotzdem war sie zerstreut nnd hatte keine reckte Obacht sür die sie umgebenden Tinge. Jetzt endlich atkmete sie aus Ihr Obr hatte da« Nahen rineS leichten Schrittes ver nomine» und sic eilte einem jungen Mädchen, da» durch eine Seitenlbür einzrtreten war, entgegen. In einem mit einer dunkelgrünen Sammektapete ausgeschlagcnen, init Plüschmobeln von gleicher Farbe au-ac'tatteteii kleinen Zimmer trafen beite zusammen. Wie ermattet sank die Eominerziciiräthin in einen Sessel und rief mit klagender Stimme: „Endlich bist Du da, ElSbeth! Wie habe ich mich um Dich gesorgt." „Aber warum denn, liebe Mutter? Fürchtest Du, ich könnte verloren geben?" fragte das junge Mädchen init schalkhaftem Ton, dem man doch ei» wenig die Unsicherheit anhörte. „O, ElSbeth, daS ist nicht reckt von Dir!" schalt die Eonimerzienrätkin, „wir können jeden Augenblick die ersten Gäste erwarten nnd Du, uni dcretwiUcn das Fest stattfindct, bist noch nickt da." „Nickt dock, Mütterchen, vier bin ich ja", erwiderte ElSbeth schmeichelnd und ergriff die Hand der Eoinmcrzicn- rälbin. Sic überließ sie ibr balb widerstrebend, aber dock schon versöhnt, den» lange vermochte sie ihrem Liebling nickt zu zürne»; schon in weit milderem Tone fuhr sie fort: „Aber Du bist nock nicht angekleidct." ElSbeth ließ einen sehr sprechenden Blick über das tadel los sitzende Evstüm von seinem blaugrauem Soinincrstoff gleiten, daS in» Verein mit dem dunkelblauen Barett, mit kleinem Fedcrstntz auf dem aschblonden Haar, die schlanke, jugendliche Mätcbcngestalt ganz vortrefflich kleidete. „Arnold findet, daß ich so, wie ich da bin, sehr gut auSsebe", lachte sic silberhell und mit einem schelmischen Ausblick der dunkelblauen Auge», der nicht ganz frei von Koketterie war. „Treibe jetzt keine Possen, Kind", bat die Eominerzien- »äthin, „wenn Du auch Arnold so besser gefällst, so mußt Du doch geschmückt sein —" „O, da werke ich ihm nickt minder gefallen", lackte ElSbeth übermüthig. „unk ich freue mich schon aus die Ucber- raschung, die es ibm bereiten wird, wenn er mich so schnell nmgewandell sieht; nicht ohne Absicht yabe ich so lange gezögert —" Die Eommerzienräthin wollte etwa- antworte», aber sie wurde unterbrochen Ein Seidenkleid rauschte »nd eine jugendliche, aber tief klingende Stimme rief im Tone der höchsten Verwunderung: „ElSbeth, ist denn daS möglich! Tu siebst ja aus, als wärest Du soeben erst heimgekonunen." „DaS bin ich auch. Adele", erwiderte die Angercdetc, den Knopf ikres Sonnenschirmes »och etwas fester fassend, »nd wandte sich mit großer Rüde der Eingetretenen zn. Diese, eine bockgewachsene, vornehme Erscheinung, war mit ausgesuchter Eleganz gekleidet. Ein Kleid von wein- rotbcm AilaS dob vvrtheilhast die edlen Formen teS ent blößten feinen Halse-, um den sich ein sunkelndeS Rnbincn- collier schlang. Rubinen glänzten über dem elegant sitzenden Handschuh am Handgelenk, in den zierlichen Ohren, ein Riibincnkaiiiiii schmückte das hockfrisirtc. gegen die herrschende Mode ans der Stirn gestrichene, knülle Haar; ja auck am Griffe des kostbaren Rococo - Fächers sah man Rubinen. Sie war augenscheinlich einige Jahre älter als ElSdeth und eine vornehme Ucherlcgcnheit und Sicherheit in ihrem Wese» ließ in ihr die Frau erkennen, welche ge wohnt ist, zu befehlen. „Dn bist mit Arnold spazieren gewesen?" fragte sie weiter nnd fuhr, als Elsbctb bejahend den Kopf neigte, mit Un willen, der fick während des Spreckens »och steigerte, fort: „Das ist wirklich nnbegreislick rücksichtslos von Euch. Während die Tante nnd ick »ns beeilen, nm vor dem Eintrcfsen der Gäste zn deren Empfang bereit zu sein, geht Ihr, was heute überhaupt ganz überflüssig war, in aller Gemiithlichkcit spazieren nnd bleibt über Gebühr lange aus. Ich möchte wohl wissen, wo Ihr gewesen seid." In Elsbeld'S blaue» Augen schimmerte jetzt eine Tbränc, aller Trotz, alle Schrtinerci waren ans dem lieblichen Ge sichte wie weggewiickt unk mit leise bebender Stimme ent gegncte sie: „Kannst Dn das wirklich nickt erratbcn? Wo sollte ich wohl gewesen sein, al« am Grabe unseres Vaters?" „O Kind, den weiten Weg!" rief die Eommerzienräthin nnd fuhr liebkosend mit der Hand über Elsbcth's blondes Haupt, von dem das junge Mädchen jetzt den Hut abge nommen batte „Warum habt Ibr daS nicht gesagt? Der Wagen hätte Euch zur Verfügung gestanden." Elsbetb küßte der gütigen Fra» die Hand »nd ant wortete leise: „Vergicb die Heimlichkeit, liebe Mutter, aber eS wäre mir wie ein schwere« Unrecht erschienen, hätte ich Verlobung gefeiert, cbc ich am Grabe meines VatcrS gewesen wäre, nm dort mit Arnold den Segen zu unserem Bunde zu erflehen." „Tn gutes Kind", sagte tief gerührt die Pflegemutter; die junge Frau wandte sich ab, um t.i-e Tbräne z» ver bergen, die sich ibr i» die großen, dunkclgraucn Anaen gestohlen batte, bemerkte aber trotzdem mit leiser Miß billigung: „ES wäre viel paffender gewesen, Ihr hättet das gestern gethan." „Nein", rief Elvbeth lebhaft, „heute war der richtige Augenblick, sind wir doch beute Vormittag schon bei Arnold « Eltern gewesen." „Und was sollen diese denken, wenn sic kommen und Dick nickt, ihrer harrend, finden?" fragte Adele »nd die Eoinmcrzicnrälhi» fühle beinahe ängstlich hinzu: „Ack ja. liebes Herz! Du Weigl, wie streng die Präsidentin aus die Form hält." „Ohne Sorge, Mütterchen", beschwichtigte sie ElSbeth. „Arnold - Mutter wird sich gewiß etwa« verspäten; sie ist noch erst zu einer Schwester gegangen, die vor ein paar Stunde» ganz unerwartet hier angekomnien ist." „Eine Schwester der Präsidentin; aber die hätten wir ja cinlaten müsse»!" ries die Eonimerzienrätbin erschrocken und machte eine Bewegung, um auszuspringen. „Sollen wir vielleicht noch —" „Nickt doch", unterbrach sie ElSbeth, „sie ist in einem Zuge von PariS hergefahren und sehr ermüdet, wie mir Arnold sagte." „Und überdies brauchst Du eie Dame nicht cinzuladen, bevor sic Dir einen Besuch gemacht Kal", fügte mit ein wenig überlegene» Miene die junge Frau hinzu. „Du hast recht, Adele, ich dachte" — erwiderte die Eom- nicrzicnräihin nicht ohne "Verlegenheit: „Und Arnold?" wandte sie sich nun fragend zu Elsbetb bin. „Er ist un» heiingegaiigen, um sich umznkleiden — „lind wird natürlich erst hier sein, wenn schon die Gäste versammelt sind", rief Adele ackselzuckend. Elsbetb warf der Schwester einen strafenden Blick zu: ,,D» weißt, daß ick die Schuld an der Verzögerung trage, ich allein Ans nieink Bitte nur ist Arnvld mit mir noch zu so später Stunde zum Grabe des VatcrS gegangen." „Er hätte Dick von diesem Einfall, der u»S Alle in Verlegenheit setzen wird, abbringcn müssen " „Im Gcgenlhcil, er fand meinen Wunsch ganz natür lich nnd meinte, er würde eS geradezu sündhaft finden, ihn mir abzuschlagen. Traurig genug, daß wir da« Grab unserer Mutter nickt auszusnchen vermochten, daß sie im fremden Lande so fern von un« rubt. Wir verabredeten gleich, daß unsere Hochzeitsreise als erste- Ziel zu ihrer Ruhe stätte »in« führen solle." Auf Adele« seinem Antlitz zeigte sich eine rasch auf- steigendc Rötbe, der Fächer, den sie in der Hand gehalten, siel aus den Teppich; auch der Eominerzicnrätbin sanfte Züge zeigte» eine merkliche Verlegenheit: „Ich denke, es ist höchste Zeit, ElSbeth, daß Du an Deine Toilette denkst", bemerkte sie, ohne aus das berührte Thema kinzugcden. „Und ich werde Dir dabei Helsen", fügte Adele rasch hinzu. In Elsbetb » beweglichem Gcsichtchen blitzte schon wieder der Schelm ans. „Danke verbindlichst", wcbrte sie die Schwester mit einem tiefen Knir ab, „ich bringe eS mit Johanna schon allein zu Stande; wir würden >a Gefahr lausen, uns in der Schleppe der Frau Baronin zu ver- Sie nickte der Frau Eommerzienräldin zu und wickeln.' eilte hinaus, den Zurückbleibcnten die Versickerung zurusrnd: „Keine Sorge, ich bi» zur rechten Zeit zur Stelle." lFortsetzung folgt.)
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