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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930105023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893010502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893010502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-05
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eit dar»«. uo<i ti»t i« L i 1»l>v»e S»„ »at la-e-rviu S»»Q»5 llltj «it«r 8«nei,r li «wer Li- vk>UII» v» »»r>I«o »»l t, wUeekdeu, ir rov-eiicd:- ci-octielr giicb« (VoUn> 1»« 8cl,v»td« > »»r li ict« XIp»re», » »w>I Nie ä«, L»,t /»»«mt« i»»r»i>u«iii». ll, r«tx->ll »>»r Kor ttoUuiy. w»tr»-6»n>«» »>a w«lir »>, li»o»er!»»««, «o »»cd w«m dir uns i». «diwaelli, os»r»tt>>orki, > »ucb »ucd d>a«, >1» S»I lät «i-r-nd-v. . ?»n. ü III. p»r 'k»>rll»r per k»i VM t 8oe. «,7V t»l> «setil«, - V » r w to 78>!>, >'«br»»r ^ukv»t 77>.. 17. vll>»»>L I«kr»wlli <l«, k«tw»LII, Lpril 78.00, 7,7b, Ocl»i»i .d-7»I«rv»w» k»tu>»>i», b, 1t»I S7^ü »8»rw»e»r »I» 88 keoc »r I4.4Ü, p«r dllr »r«il- Ir»Kn»a« I. 7>—»roo » «m: 8k»tie w»vt i>2nr»c. ib 2». X»c«. >a«ar: m > 8» oo » »r ». Xottit»« v- 8«dr»»r ttbv 24 Lk. F2-j» 24 Lr, „ >4.70 24 <1. I4Z0 ^ v„ r»»ollrr»r io»«e tr,t »» ick SawLnr, »o»nc8«i. I »txe »lellk, a»uu»r 77 », »I» IVlllll!»- Oe»i>e» ii«r l^iov! IS», Lt». S»mo- ck. ck«, ,0-«iv- LUdn-Lsb- Oc»l 8llcr»> e. L» v«r- »»iibnttcli.r > ü»»t« 7b»ü eurSeo »ucl, >li»!i«ll »». >ed»ill«u bi» «o d«»»«r«ll »cli Vr«iu«ll ,6»wpwv»" w«»" 7tv trieickr,,»» I, Me ckl«»eu edto»»»n. — it«ro 1«»» >1. k. l-or»-» ckovrt 47>«. »»Ltlecd-» e»6lu>U«I»« 8 8, «ck. »d«, »»e- 0»e IVV »r »«b»Lcd«r - K»i« «cbveoli l> 81 «4 a» ^ »I»t« >«r 7»nn»r K»nNa»!: > Lndilve»»: 81,OS 807L 188,80 »88.10 003.20 »OSLO SOL »0 4». ISS,— »SV- «ISO 127.60 120 SO 110.30 100.42'^ 1I4.4Ü b0.I7>» V.L8» II».- 22720 I68LL 227.— I«.bO ses,— 4«S — I20.b0 »ü« «I« !>»rr»»>w.> 8 »I»Lr»mw > e«r»»vN >K»nwr»v »IHllUI»! d»e, — . oicli« rn »» I.« »»kori»»'. k»m»ick»r. >-«r >,ts»I> »ned v«u r 7i»ptv>>- »>»> «»^t>- di»r v»rb V»ss«»»r8 wck 8 Ob, BezugS-Prei- ti d« Hauptrxprdition oder den im Stadt« kzirt und den Vororten errichteten Aus« °ut«,i«lleii obgeholt: viertelickhrlich^lckchO» bei zweimaliaer laglikt-er Zustellung ins Haus ö.öO. Durch die Post bezogen sür Leuljchland und Oesterreich: vierteliabrlich sll ö.—. Direct» tägliche Lreuzbandjendung ias Äusland: monatlich >1 8.—. lit Morgen-Ausgabe erscheint tüglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags ü Uhr. Nedattio» und Erpeditiou: ZohannrSgafie 8. MeErvedition ist Wochentags ununterbroch«» geösfnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ttt» -lrmm's L-rtim. tAIfrc» Hahn). Universitätsstraße 1, Lo«i» LSschc, jtalharinenslr. 14, vart. und Aöntgsplatz 7. Abend-Ansgate. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Donnerstag den 5. Januar 1893. SluzeigenHSreis Die 6gkspaltcne Petitzeile 20 Psg. Reclamen unter dem Nedactionsstrich (lg»« spalten^ ö l v'^, vor den ^amiliennachrichten sUgeipallen^ 4(1 (Ärösiere Tchriilen laut unserem Preis« verzeichnig. Tabellarischer und Zisferasatz nach höherem Tarif. Vrtra-Vriiagr» gesalzt), nur mit d»r Morgen-Ausbabe. obne Postbesbrdernag ,/t 8(1.—, mit Poslbesvrdrrung 70.—. Annalfmrlchluk für Änzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morge u-Ausgade: ^iachmittag» 4 Uhr. Tonn- und Aesltags früh ",8 Uhr. Bei den Filialen und Annadmeslellea >« ei« dalbe Stunde früher. Antcigrn sind stets an dir ErpeNttl«» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Leachtung. Unsere Erpeditiou ist morgen Freitag, den v. Januar, Vormittags nur bis Vsv Uhr (>rvsjner. I-xi>6itttloil des liLip/lee»' '1'rtLol>la1tex. wem kämen tteichstagswalilen in nächster Zukunft ;n gut? X. I,. L. Dir „Freis. ^Ztg." berechnet bereits, daß wir bei einer Neichstaasauslösung über die Militanvorlage friibc- üens um Milte März Neuwahlen haben könnten. 29ir sind noch immer nicht überzeugt, tatz es zu einer foichen Wendung kommt, allein die Möglichkeit ist freilich naheliegend genug, unt die Aussichten aus eine Krisis haben sich in den letzten Lochen eher verstärkt als vermindert. Wenn freisinnige Blätter ibrc Parteigenossen unaufhörlich ermahnen, sich recht zeitig aus alle Wendungen vorzubereiten, die Wahlorgani- lalionen zu prüfen, die Candidate» aufzustellcn, so können wir dasselbe natürlich auch unseren Anhängern im Lande nur bringend empfehlen. Lollte eS für die allernächste Zeit nicht »öthig werten, so ist die Arbeit doch auf keine» Fall verloren. Zn den leitenden Kreisen des Reiches scheint man sich noch immer in einer schädlichen und unbegreiflichen Selbst- läufchunji über den Erfolg von Neuwahlen unter dem Zeichen ter vorliegenden Militairresorm zu befinden, sonst wäre so Manche« in der neuesten Entwickelung dieser Angelegenheit nichl verständlich. Wir fürchten aber, dies« Jllnsion wird sich schwer räche». Zm Bolkc bat die Militairresorm, wo sie nichl auf den entschiedensten Widerstand stieß, zum mindesten eine sehr kühle Ausnahme gefunden; die Befriedigung über die zweijährige Dienstzeit konnte gegenüber den ungeheuren neuen Lasten nicht aufkommen. Daß diese Stimmung sich im weiteren Verlauf noch zu einer mächtigen BotlSströmsing zu Gunsten der vorgeschlagencn Militairresorm entwickeln werde, glaubt außerhalb der leitenden Stellen in der ReickS- rcgicrung Niemand. Die Wahlen werden unzweifelhaft bei großer Mntblosigkeit, vielleicht, wovor wir allerdings dringend warnen möchten, sogar gleichgiltiger Zurückhaltung der bellen Kräfte deS Bolkes startsinden, auf die sonst die Lösung aller nationalen und patriotischen Aufgaben in erster Reihe angewiesen ist. Wie taS so gekommen, wollen wir beute nichl abermals untersuchen. Die gemäßigten Richtungen, welche die natio nalen Interessen als die Grundlage ihre« ganzen politischen StrebenS betrachten, haben überhaupt iu gegenwärtigen Zeilen einen schweren Stand; sic sind auch im jetzigen Reichs tag so schwach vertreten, daß sie nicklS Erhebliches mehr verlieren können. Für die Mittelparteien glauben wir bei Neuwahlen in allernächster Zeit weder viel befürchten noch hoffen zu dürfen. Aber wir müssen allerdings vom allgemein vaterländischen Standpunct aus fürchten, daß der nächste Reichstag noch schlimmer würde als der jetzige. Die Berstimmung, Unsicherheit, Verwirrung, wie sic dermalen die politischen Gefühle des Volks beherrscht, verbunden init so manchen Schwierigkeiten und Nötben im wirtbscbaftlichen Leben, kann nur den extremsten Richtungen von links und rechts zu gut kommen. Selbst die hochgespannten Hoff nungen der Drutschfrcisinnigen würden bei einem solchen Wahlkampf schwerlich i» Erfüllung geben; die Erfahrungen bei den Nachwahlen der jüngsten Zeit taffen dicö deutlich er- lennen. Die Äuswüblung der niedrigsten Triebe und Leiden schaften, wie sie dereit« im Zug ist und noch mehr zu er warten stebt, würde auch über die Deulschfreisinnigen hinweg- ch reiten. Unzweifelhaften Gewinn würde» nur die radikalsten Elemente haben: Die Socialdemokraten, die Antisemiten, die demagogischsten Richtungen bei den Ultramonlanen und Eonservaliven, die radikalsten Demokraten Mit einem solchen Reichstag wird man die HeereSresorm erst reckt nicht zu Stande bringen, eS wirb iiberkaupt keine Mög lichkeit sei», eine vernünftige Politik zu sübren. Scbr ein dringlich hat am l!t. December Herr von Bennigsen seine warnende Stimme im Reichstag erhoben, indem er bemerkte, daß mit dem neuen Reichstag, wie er voraussichtlich beschaffen wäre, nicht nur diese Militairsorderung, sondern auch ankere wünsckcnswerlhc und dringliche Vorlagen nicht durchzusctzen ein würden. „Und wo sieben wir dann? Dann befinden wir u»S ungefähr vor dem Eonflict. Man braucht das Wort nur auSzusprcche», um zu seben, was sich daraus sür eine Perspective ergeben kann. Einen Eonflict kann ein Einzcl- taat schwer ertragen, aber ein neu in« Leben gerufener Bundesstaat gar nicht, am allerwenigsten aus den, Boten des Mstitairwesen« und der mililairiichcn Rüstungen, dieses Rückgrates der ganzen nationalen Existenz." Das ist der Grund, warum ernste unk vaterlandsliebende Männer mit schweren Besvrznisscn der zunehmenden Zuspitzung des Streits rntgegensehen. Politische Tagesschau. * Leipzig, ö. Januar. Während beule in Berlin der Erzbischof StablewSki aus Pose», den gestern der EultuSminister 0r. Bosse empfangen bat, und de» Fürstbischofs Kopp aus BreSlau znr kaiserlichen Tafel geladen sind, an der auch der Reichskanzler und sämmtliche preußische Minister tbeilnebmeii, kommt vom Rbeine abermals ein Nothruf, der über die Schwierig keiten klagt, welche die deutsche Reichsregierung ter Bildung einer evangelischen Gemeinde in Rom »nd dem Bau einer evangelischen Kirche daselbst bereitet. Die bemerkcuöwerlhe Zuschrift, die uns von Herrn Pastor Ter linden in Duisburg zugeht, lautet wörtlich: „Für den Bau rüikl Leulsche» »rangeUschcn »irche i» Rom war bis zum Schluß des Jahres 18!»-' bei der Sammelsiell« (Pasior Terlinden i» Duisburg) einlchließiich des in der Verwaltung des Lentraworstaiides der evangelische» Äustav-Adolf-Stistuilg in Leipzig befindlichen BeirageS von 14 361 ./II die Gesannnlsuinme von 113 000 ^ eingegangen. Der tin verflossenen Lclober unlernonimene Versuch, die gepianic Kirche schon jetzl in Verbindung mit einen, hochniilhigen Diakoiiissenheim auszusühren, mußte wegen der zur Zeit »och unzureichende» Baujumme ausgegede» werden. (Lin zur Verfügung stehender, sehr geeigneter Bauplatz war sür 83 000 ./L zu erwerben; die Bciuko>len würden etwa 340000 betragen haben. So muß noch einige Jahre Weiler gesammelt wUden. Sehr bedauerlich ist, daß die deutsche Reichs regierung aus Rücksicht aus den Papst dem das deutsche evan- aelische Volk in weiten Kreisen begeisternden llniernchmcn wenig Wohlwollen enlgegenbringt. Löenn das anders wäre und wen» infolge dessen auch die oberste evangelische kirchenbehürde in Berlin aus ihrer Zurückhaltung berausireten tonnte, dann würden die Mittel leicht in einer Weise flüssig zu machen sein, daß mit dem Bau bald begonnen werden tonnte. So aber wird nicht einmal das Gemeindcstalut genehmigt, welches dem lose zusammenhängenden Haufen der deutschen Protestanten in Rom einigen Zuiammcnhalt zu geben im Stande wäre. A» sedem anderen Orte würde bei gleichen Verhältnissen längst eine blühende evangelische Gemeinde sein. Es ist eine zu wunderliche Auffassung, daß das dculsche Reich be rufen sein soll, die evangelische Gemeindebildung in Rom zu unterdrücken, lind dabei feiert die rönüiche Kirche in Deutschland unter woblwollciider Unterstützung derselben Reichs regierung Triumph über Triumph! Man Hai der Conserenz der deutsch.evangelischen Geistlichen Italiens im Lctober v. I.. zu welcher von 10 Mitglieder» ö erschienen waren, von Berlin aus nicht einmal gestaltet, in Rom selbst zn tagen, sondern hat sie genölhigt, außerhalb des eigent- lichen Weichbildes der Stadl ihre Versammlungen abzu- halten, Tic Folge dieser Behandlung ist selbstverständlich eine all gemeine „Depression" im Gebiete südlich der Alpen (1s sieht zu hoffen, daß das deiilschc Volk, soweit cs sich zu Lulher'S Thal und Werk wahrhaftig bekennt, in diesem neuen Jahre die Sache der deulschen evangelischen Gemeinde in Rom kräftig in seine Hand nehmen und a» keiner Slelle einen Zweifei darüber lasse» wird, daß eS für evangelische Ehr« und sür evangelisches Recht »och ei» empfindliches Gefühl besitzt," Man kann ja nickt verkennen, daß die deutsche ReichS- regieriiiiz gewisse Rücksichten aus den Papst zu nehmen und die Würdenträger der katholischen Kirche in Deutschland anders zu behandeln bat, als eine evangelische Gemeinde, die i» Nvm sich bilden will. Aber eS sollte sich doch wohj ei» Mittelweg finde», der den Ulkramoulanc» weniger Ursache gäbe, den Nus „Katbelisch ist Trumpf" erschalle» zu lassen, und da« evangelische Volk mit weniger Mißbebagc» »»d Be sorgniß erfüllte. Wenn selbst bei der Frage über das Schicksal der Militairvorlage die Befürchtung laut wird, cs werde die Lösung dieser Frage einen neue» Triumph des Uttramonta iiiSmuS bringen, so ist daö, waS heule gleichzeitig aus Berlin und vom Rhein berichtet wirb, wahrlich nicht dazu angelhau, diese Befürchtung zu verscheuche». Wie bereits milgctheilt, wird die socialdemokratische RcichstagSsraclion den Reichskanzler interpelliren, was die Regierung gegen die berrschcnde Arbeitslosigkeit, die einen unleugbaren Nolbstand bcrbcigcsübrt habe, zu thun gedenkt. Mau wird bei dieser Gelegenheit bewegliche Klagen über die Arbeitslosigkeit höre». Da- ziert de» Mann »nt kostet nicht«. Zm Saarrevicr führt gleichzeitig die Social- dcmolratie gegen die Arbeit« g e l e g e n k e i k einen Kampf, wie er gewissenloser zu keiner Zeit und in keinem Lande icmals geführt worden ist. Die Negierung soll — auf Kosten der Steuerzahler — Arbeit schaffen, während vorbandene und auskömmliche — tbeilweise sogar in Anbetracht der Zeitvcrbältnissc vorzüglich gelohnte — Arbeit infolge socialdemokratischcr Aufreizung derselben Regie rung vor die Füße geworfen wird. — Die Geschichte von dem Kind, da« sein Butterbrod wegwirft, um zu zeigen, daß seine Stiefmutter es buiigern läßt. Diese« Kind starb nach der Erzählung später am Galgen. ^ Wek.. ec> -rgeudwo dem UltramontanismuS gegen den Strich geht, so ist das gegenwärtig in Ungarn der Fall, wo der energische »nd dabei koch so besonnene Minister präsident Wekerle Schritt für Schritt die Bemühungen ter klerikalen Partei, Bresche in die neue kirchcnpolitisckc Gesetzgebung zu legen, vereitelt. Tie ungarischen Ultra- montanen brennen deshalb vor Verlangen nach einem Eultnr- kamps, durch dessen Ausgang sie den Liberalismus sür Menschcnalter hinaus »iederzuzwi.ige» hoffen. Sie haben den Kampf schon eröffnet und in ihrer Art die versöhnliche» Worte Wckerle'S beim Ncujahröcmpfang ter liberalen Partei beantwortet. Der Bischof von Rosenau, Georg Schopp er, ein bekannter Eiferer, veröffentlicht eine» Hirtcnbrics, worin er erklärt, die Regierung habe mit der Eivilebe den König irre- gcsiihrt und wolle jetzl das Volk irresübre». Die Eivil- cbe widerspreche allen Dogmen der katholischen Kirche. Die Geistlichen mögen zur Abwehr dieser Gefahr Pe- kitionen unterschreiben lassen nicht nur durch Wähler, sondern auch durch Nichtwädler, ja selbst durch Nickit- Katholikeu. Diese Petitionen sollen an das Parlament mid an den Monarchen gerichtet werde». Die übrigen Bischöfe beschlossen, jene Verordnungen der römischen Eurie, die gegen die Eivilebe gerichtet und bisher geheim gehalten wurden, nunuiehr amllich dem unterstehenden Klerus mitzu- thcilc». Damit ist die letzte Hoffnung geschwunden, die aus Grund der NeujahrSredc 1»,-. Wekerle s rahm ging, die Re gierung werde mit den Bischöfen wenigstens zu einem lleber- ki»ko»ii„cii gelange». Gleichzeitig macht sich eine Agitation ini Ober Hause gegen Wekerle geltend. Namcutlich sind a ich aristokratische Damen sehr thätig, um die Stimmung gegen die Eivilche zn schüren Während von den Boulangislen und Monarchisten in der Panama-Angelegenheit stets nur Anschuldigungen gegen republikanische Parlamentarier erhoben werden, ohne daß bis jetzt vollgültige Beweise sür ibre aus schließliche Bestechlichkeit erbracht wurden, verbreiten andererseits die republikanische» Pariser Blätter allerlei Ge rüchte, nach denen bald in kurzer Zen erwiesen sein soll, daß kein einziger Senator oder Dcputirtcr sich der Bestechlichkeit fchutdig gemacht bade, bald der Untersuchungsrichter erklärt baden soll, daß da« Verfahren gegen die Mitglieder deS Parlaments eingestellt werden würde Der ehemalige Polizei- prafect Andrieux, der, wie bekannt, in dem Panama Skandal eine führende Rolle spielt, bat sich nun an« Anlaß dieser Gerüchte dabin geäußert, daß er wobl glaube, die Regierung wünsche nicht« Andere«, als einen solchen „ Ablaßbeschluß", und werde nicht« vernachlässigen, um diese» zu erlangen Den Zustizminister Bourgeoi» beschuldigt Andrieux, daß er sei» Portefeuille nur übernommen bade, um daraus ein „Lösckiborn" (ötoipuoir) zu machen. Der ehemalige Polizeipräfec» kündigt jedoch zugleich an, daß er, auch wenn ein solcher Beschluß erfolgte, die „ihm auserlcgte Pflicht" erfüllen und sich mit allen Kräften gegen diese Ent- lcheidnng erbeben würde. Inzwischen bat der Minister de» Innern, Loubct, bekanntlich feinen Snnipathien für den ebenfalls in den Panamaskandal verwickelten ehemaligen Finanzminister Ronvier Ausdruck geliehen. Hieran knüpfte sich dann da« Gerücht, daß Loubet demissioniren würde. — Von beute liegt folgendes neueste Telegramm aus Paris vor: Pari», 3. Januar. Der Beamte des Credit Lnonnat», Blondin, dessen Verhaftung gestern gemeldet wurde, tst in das Gesängniß zu Mazas eingeliesert worden. Der selbe war in, Jahre 1888 Agent der Panainagesellschast. Ueber dt» Gründe seiner Verhaltung »st nichts bekannt geworden. Blondia weigerte sich, Angabe» zu machen. Ein Blatt will wissen, Cornelius Herz sei auS der Liste der Chrenlegiou gestrichen worden. Nach Meldungen polnischer Blätter sollen demnächst drei kaukasische Infanterie-Divisionen an die West- grenzc de» russischen Reiches und insbesondere in die Militairbezirke Warschau und Wilna verlegt werden. Wenn auch die militairischen Mittheilungen polnischer Blätter au» Rußland im Allgenieinen mit einiger Zurückbaltung aus genommen werten müssen, so wird in diesem Falle die Mel dung wobl auf Wahrheit berubcn Die Durchführung der gedachten Truppenverscbiebung dürfte allerdings erst im Früh jahr beginnen und, weil sie meist mittelst Fußmärschen er folgt, kaum vor dem Herbste vollzogen sein. Die all- niäligr Verlegung der kaukasische» Truppen an die Westgrcnze de« Zarenreiches ist eine schon von langer Hand der vorbereitete Maßregel, »nd eS wurden bereit» in de» letzten Zabrcn zwei kaukasische Divisionen nach dem Westen geschoben, nämlich die I!1. Division von Ust- LabinSk und die 38. Division von KuIaiS nach .Kiew. E» war zu erwarten, daß, wenn einmal die Heranziebung der uichlchristlichcn, insbesondere »lobammedanifchen eingeborenen Bevölkerung deS Kaukasus - GebieleS durchgeführt sein wird, die übrigen kaukasischen Divisionen ebensall« nach dem Westen gezogen werde» würden. In der Tbal wurden in den letzten wahren eine aus vier Bataillonen bestehende eingeborene kau kasische Schützenbrigabc und eine auS vier eingeborenen Reserve- Zlisautcrie Regimentern zusammengesetzte Rcscrve-Infanterie- Brigade sornnrt, die sich »n Kriege zu einer Division mit 18 Bataillonen entwickeln soll. Außerdem baden auch die im Kaukasus befindlichen und sich dort ergänzenden Kosaken- Truppen und irregulären Formationen eine wesentliche Ver mehrung erfahre» Zum Schluffe des Jahre« 1802 befanden sich im Kaukasus nur noch vier Divisionen russischer Truppen, nämlich daö sogenannte kaukasische ArmeecorpS in TrauSkaSpien mit der kaukasischen Grenadier-Division in Tiflis und der 30. Insanleric-Division in Alexandropol Feuilleton Für die Ehre der Familie. Roman von Llarissa Lohde. Nachtnil verholen. (Fortsetzung.) Dieder seufzte die Präsidentin: „Ich habe e- besser ge funden als ich geglaubt. Es ist bei den Leuten Nicht» von dem Prunk und der Aufdringlichkeit deS rcichgcworrencn Gewerbetreibenden zu spüren, weit eher sinket man ein ge wisses Spießbüraerlhuni. Es iü Alle» sehr solide." „Und am sosidestcn ist der Reichrbum, kessen einzige Erbin die kleine, reizende ElSbetb wird; ich bleibe dabei, an dem Mädchen, wie an der ganzen Partie ist nicht« auSzusctzcn, Arnold macht im Gegentheil ein großes Glück, um das ihn sehr Viele beneiden werden." „DaS ist eS >a eben; wir batten keine» stichhaltigen Grund, unsere Einwilligung zu versagen", meinte die Präsidentin, „man darf ja heutzutage nicht als vorurtbcilSroll erscheinen, und doch ist es lein Vorurtheil, sondern eine aus Erfahrung beruhende Tbatsache: auS den Heirathen der Söbnc der Aristokratie »nd de« hohen BeamIenstankeS mit den Töchtern ter Plntokralie entsteht selten etwa- Gute«" „Der umgekehrte Fall scheint Dir wohl günstiger zu liegen", warf Frau von Hegcncr nicht obnc Bitterkeit ein. „Ich meine. Deine Heirath mit Herrn Hegener war Deine eigene freie Wahl unk Dein Vormund bat mich nicht zu Ralbe gezogen, als er seine Einwilligung dazu gab", antwortete die Schwester sogleich. „Ich hoffe. Du hast sie nie zu be reuen gehabt." „Wirklich, hoffst Du das?" Die Präsidentin hatte den eigentbümlicken Ton. in dem diese Worte gesprochen waren, aukgesanaen und blickte die Schwester jetzt mit zusammengezogenen Brauen an, gerate so. dachte Lctavia, wie srübcr, wenn sic dabeim al« älteste Schwester dem von den Eltern verwöhnten Nesthäkchen einen Sermon zur Besserung zu halte» sich anschickte. Sie beantworte daher den ernsten Blick mit einem silberhellen Lachen. „Lache nicht, Lctavia, nimm c« »ick't scherzhaft; eS ist sebr ernst, was ick Dir zu sagen habe!" rief die Präsidentin und rückte der Schwester näher. „Nickt umsonst bin ich deute zu so srükcr Stunde schon wieder zu Dir gekommen." „Davon war ich auch gleich überzeugt", erwiderte Octavia jetzt mit etwas erzwungener Heiterkeit. „Ich bade gestern auch die Mitglieder der Familie meiner zukünftigen Schwiegertochter leimen gelernt, die mir bisbcr noch nicht vvrgestclit waren", fuhr die Präsidentin fort. „Du weißt, Arnold« Braut ist nur die Adoptivtochter des Eoui- mcrzicnratbeS Rösicke und bat Geschwister —" „Gewiß, die Baronin Spcrner, eine ZwillingSschwestcr und den Maler Paul Wolden, der »i Pari« mich gemalt hat", siel Octavia ein. „Wie, Du wußtest das?" fragte die Präsidentin streng. „Ei, warum sollte ich eS nichl wissen? Es ist Loch kein Gebeimniß." „Warum machtest Du mir gestern eins daraus? Warum sagtest Du mir nicht, daß jener Paul Wolden Elsbeth's Bruder sei?" „Warum? Mein Himmel, eS ist niir nicht eingefallen — und überdies ist solch eine kleine Uebcrraschung bei einem langweiligen officicllen Familienfeste nicht ganz unicrballeiid?" Die Präsidentin zuckte ärgerlich die Achseln „Immer noch der alte Uebcrmuth. Begreifst Tu dem, gar nicht, in welche Verlegenheit Tu mich und ineincn Man» dadurch versetzt hast?" „Eine Verlegenheit, auS der Ihr Weltgewandten in jener kleinbürgerlichen Gesellschaft Euch koch mit Leichtigkeit gezogen haben wertet. llebrigenS. bist Du gekommen, mich deshalb zur Verantwortung zu ziehen, so sieh mich bereit, jede Strafe, die D» mir anseriegft, geduldig hinzunehmen." Unk mit heuchlerischer Tcmuth beugte sie den schönen Kopf vor ter Schwester. „Last" die Posten", zürnte diese dagegen. „Tu weißt recht gut, waS mich bergesübrt bat." „Und wenn ich - wüßte und nicht» davon hören wollte?" erwiderte Octavia, sich boch aufrichtcnd. „Was willst Tu eigentlich von mir?" „Tick warnen, innczubalten auf dem Wege, den Du bc trete» hast; er führt ins Verderben!" rief die Präsidentin aufspringend. „Ah — so?" Fra» von Hegcncr war ebenfalls auf gesprungen »nd beide Schwester»' standen sich jetzt Aug' in Aug' gegenüber. „Tu glaubst, mir etwas vorzuiverse» zu haben?" „Ja, da« glaube ich", sagtt die Präsidentin, sich zur Ruhe zwingend. „Höre mich an, Lctavia, ich bitte Dich und sei Überzeugt, ich meine es gut mit Dir." Sie zog die Schwester wieder auf den Sitz zurück. Octavia warf eine» Blick auf die Ubr; dieselbe zeigte bereits bald zwölf' und eine ficberkastc Unrube ergriff die junge Frau. Von Kindheit an iu großem Respecr vor der Schwester erzogen, die zwanzig Iabrc älter war als sie und bei rer Geburt dieses Nachlöinmlings ihrer Ellern bereit« vcrheirathct gewesen war, wagte sie leine »och stärkere Aus lcbnung gegen sic, wußte aber au« Erfabruiig. daß an eine Entfernung ter Präsidenlin eher nicht zu denken sei, als bi« kiese Alle« gesagt hatte, was sie sich vorgenonimcn Es blieb also nichts übrig als Ergebung; je geduldiger sic Alle« über nch ergeben ließ, desto mehr Au-sicht batte sie, schnell davon zukommen. „So sprich", sagte sie. „Nun den» mit kurzen Worten, man hat mir allerhand über Deinen Verkehr mit Wolken erzählt —" „Ah bah, was io die Welt in müßigen Stunden spricht — und darauf giebst Du clwaS? Verkehren wir dock mit so viele» Künstlern; Hegener liebt cs ja, den Mäcc» zu spielen", anlwortete Lctavia in etwa« spöttischem Tone. „Unser HanS in Pari«, daS Schloß am Rbein, ja selbst diese Villa hier sind angcsüllt mit den Werken lebender Maler und Bildhauer." -Lie ließ wie zur Bekräftigung ihrer Worte ihre Blicke durch daö Zimmer schweifen, an dessen Wänden Bilder von Gerveu und Bouguevrau, von Achenbach und Knaus hingen. .Lbacull ä sau goütl" seufzte die Präsidentin. „Hegener bat für sei» Mäccnciithuui einen anderen fran zösische» Ausspruch „»oblod^o »Iilij;«-!" lächelte Lctavia. „Möchte er die Bilder und Kunstwerke kaufen, ohne die Künstler in seinem Hause zu empfangen", versetzte die Präsidentin, „am weiiigttc» aber sollte er einen so intimen Vertcbr mit jungen Künstlern dulden, wie mit diesem Paul Wolken." „Hat er Dir so wenig gefallen?" „Ich bade keine zwei Worte mit ihm gesprochen; aber ick» kenne ihn au« seinen Werken und weiß daber, daß er de» ausgeprägten Typus einer Zeit und einer Mcnschenclaffe trägt, die mit Alle», gebrochen bat, WaS nn« Ivcrlb und beilig iü, die keine Ideale niebr kennt, die aufgcbt im Materialis mus »uk Naturalismus." „Nun gestatte, daß ich Dir mit dem von Dir vorhin ge brauchten Bonmot aimvortc: tzlmoirn n i-on gmu." „Aber Me»schc» von so zwcifelbaslcm Rufe wie Wolden bevorzugt mau nicht!" „och meine doch", entgegnetc Lctavia, „hat er doch mein Portrait so wunderbar gemalt, daß er mich dadurch un sterblich gemacht bat. Und sür solchen Mann sollte ich mich nicht inlerefsiren —" „Und Dn iiilcressirst Dich wirklich nur für den Maler Deines Bildes?" fragte die Präsidentin mit forschen dem Blick. „Für re» Maler und den angenehmen Gesellschafter —* „Und er?" „Er? Nun, ick glaube wobl, daß er mir im Herzen danlbar ist, den» ich bi» durch ihn unsterblich, so ist er durch mich berühmt geworden Mein Portrait auf der letzten.Kunst- Ausstellung war ia sein erster großer, durchschlagender Erfolg und bat seinen Ruf begründet." „Es ist ausgefallen, daß Wolden fast mit Euch zusammen von Pari« bierver zuriickgekebrt ist." „Mein Himmel", rief Lctavia und schlug wie erstaunt die Hände zusammen: ,,Wa» den Menschen nicht alle» auf fällt. — Ist eS denn nicht ganz natürlich, daß Wolden zur Verlobung seiner Schwester »ach Berlin kommt; wenn da» zufällig mit unserer Uebcrsiedclung hierher zusammensällt —» wer kann etwa« dafür?" —
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