Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930104010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893010401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893010401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-04
- Monat1893-01
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vezugr-Prei- Gl her Ha»pt«lpeditio» oder den tm Stadt bezirk -»d de» Bororte» errichte»», »n«- aaveiiellr» abgeholt: vtertrliährlich^4^0, bei zweimaliger täglicher Ha siel lang int Lau» 5^0. Durch die Post bezogen sur Denischland und Oesterreich: viertel,odrltch » ü.—. Direct» täglich« Kreuzbands,nduug t»t >»«lai»d: monatlich -tl 8.—. TieMorgen-Ausgabe erscheint täglich',,7 Uhr, die Lbend-Aukgab« Wochentags 5 Uhr. Ledarti»« und Erprdiliov: Johanursgassr 8. Diekrvedttiou istWocheniag» ununterbroche» geöffnet voa früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen; kttt Ll«««'» Sortt«. («Ifred Hatz»)» Universitättsiroße 1, Laut« Lösche, Katharinen str. 1t. pari, und königspkatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. AttzeigenHSreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 80 PfK Neclamea uuter dam Nedacttontftrtch (4ga» jpallen) ü0-t, vor den Famtlteuuachrtchta» <6 gespalten) tOch. Größere Schritten laut unserem Preis» vrrzrichaitz. r-b,llarisch«r »ad Ztfianjatz »ach höherem Tarif Ertva-Veilaae» (gefalzt), oor mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postdesördrruna ^ä SO.—, mit Postbesörderuag 70—, ÄnuahMschlnß str Znserate: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morg,».Ausgabe: Nachmittags 4UHL Sonn- und Festtag» früh '/,S Uhr. Bei deu Filiale» und Annahmrstellea je ein« halb« Stunde früher. >uzrt««» sind stets a» dir GchpetzM»« zu richten. Druck vnd Verlag vo» S. Polz ta Lelvzl-. Mittwoch den 4. Januar 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. 1VV Mark Belohnung! Heute fruh «ege» 'Uhr sind in der Gegend der Wühle t» Gahli» van einem Schutzmann zwei Wtiddtedr. »rlche unmittridar »arhrr im uadrgrlegenen Nosentdal ein «eh geschaffen hatten, drtraftrn und angrhaltrn «arden, »obri vsn »ei,selbe« de« Schutzmann hesti,rr Widerstand griristet »orden ist. Die Wtldotebr haben gemeinschaftlich dem Schutzmann das Seitengewehr und die Signalpfeife e»t- »undrn und sind damit über dir bet brr Wucheret gelegene Wchrbrüike in der Nicht,„ig des nach »er Letbnirftratze zu führenden Aosenthalsahrweg» entftadcn. Tie Wilddiebe werden brschriedrn: der ikine als etwa 40 Jahre alt. 1,61—1,68 m groß, »sn mittlerer kräftiger Gestatt, dunkle« Haar, dunklem, ein Stück der Brust bedeckenden Vollbart, bekleidet mit dunklem Winterüberiirhrr und altem, schwarzem, steifem Kifft,,,t; der Andere als etwa 3.» Jahre alt. 1,65 m grast, von mittlerer krästtger Statur, dunklem Haar, dunklem struppigen Schnurrbart, bettetdet mit dunkle« Sacket und Ballonmütze. Der Letztere hat durch einen Hieb mit dem Seiten gewehr eine bintige Verletzung an der rechten Han» und jrdenlalls auch dluttge Verletzungen im Gesicht erhalten. Ter Lauf eines zerlegbaren Gewehrs, welcher ihm vom Schatzmann aus der Hand geschlagen morsen und et» grüne» Tuch, in welches der Lauf emgewtckclt gewesen, br- ftnden sich im Gewahrsam de» Unterzeichneten PolizriamtS. Dir Diebe haben de» Dialekt der Umgegend gesprochen. Demjenigen» durch desjen Vermittelung die Grgreitnng »er ader doch eines der Thäter geliugt, wird »an dem «uterzeichneteu Polizeiamt eine U«Iat»uiii»tz vor» dlmrlr »»gesichert. Leipzig, de« S. Jannar 1803. Las Poltretamt der Stadt Leipzig. VII. 17. Vretschnetder. «. Tischlerarbeiten. Ausschreibung. Di« nachverzeichneten Arbeite» sür die Erbauung »er T»rn Halle a» der XT11. Bezirksschuie i» Letpzip-Ltndena» au der Hcinestraße. und zwar: l> die «aurcrarbeiten, 4) die «laserardette», 2) . Aimmerarbritcn» 5) » 3) . Dachdeckerarbetten, sollen an je einen Uiiiernchmer verdungen werden. Die Bedingungen und Arbeit-Verzeichnisse für dies« Arbeiten liegen in unserer Hochbau-Berwaliung, RaihhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 7, aus und können daselbst ringesehen oder gegen Ent richtung der Gebühren sin Betrag« von 1,50 ^ zu l, 1 ^l zu 2, SO zu 3, 4 und 5, welche auch in Briesmvrkra riugesendct werden können, eninominen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt »nd mit der Aufschrift: XXII. vezirksschutc, Tnrnhallr-Waurerarbetten. bezw Zimmer-, Dachdrckrr-, Glaser-, Tischler-Arbeiten versehen, ebendaselbst, portofrei und zwar bis zum 16. Januar I8S3 Vormiltaas 10 Uhr einzuretchen. Der Rath behalt sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Thetlung der Arbeiten und bi« Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, de» LS. Decembrr 1892. Der Nath der Stadt Leipzig. Id. 5790. Oe. Georgi. Lekanntmachung. Ti« Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase» betrug in der Zelt vom 27. bis 31. December 1892 tm Argandbrenner bei ISO Litern stündlichem Lonsum da« 18,7 fach« der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von SO Millimeter Flammendühe. Da- spectsische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,442, Leipzig, am 2. Januar I8S3. De« Nath» Depntatian zu den Gasanstalten. Nutz- und Lrennhoh-Auction. Donnerstag, den k. Januar 180». sollen von Varmittags 9 Ildr an aus dem Mittelwaldschlage in Abth. I» de» vurgauer Kerstreviers zwischen den BSHlltzi-Ehrenberger Wiesen und der Floth rinne 84 Rmtr. Eichen. Nutzscheit« I. and II. Tlasse, 312 - Eichen- ' 17 - Buchen- 4 G Eschen. LO - Stüstern- 9 - Linden- , und onler den im Termin vrnmschrtt« öffentlich ausbänaenden Beding und . . .. , ignngrn gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunst: aus dem obengenannten Schlag«. Leipzig, am LI. December 1892. De» Nath« Sarstdepntatia«. Nutz- und Lrenntzolzaurtion. Dienstag, de« 1». Januar I8SS. sollen von vormittag« ' ,10 Uhr an tm Forstreviere Grasharf: 8 Sichen-Nutzklitze von lk—32cm MittrnstLrke u. 2—Sw Länge, 8 . - F 54—69 » » » 4—9 - 6 Buchen- - 30—41 . -3H—ü - - 1 Ahorn« » 49 . - 8 - - 2 Linden« « » 52-53 - - 7-S - - 2 Birken» » - L8—34 » » - ^ IL Eller- . 22 -36 - » 8—ü » 1 Kirschbaum« - LS . * - - - serner 20'/. rm Brennscheike und 37 Wurzeltzanien rnter de» tm Termin« öffentlich auShauaenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle an de» Meistbietenden »erkauft werden. Zusammeukvnst: aus dem tzolzschlag« tm sogenannte» Ltaditz. velpzig, am 28. December >892. Dcs Nath» Farstdepntatta«. -ekanntulaltzuuß. Dt« »Schst» Anmeldung der Ziehkinder findet t» dteser Woche Donnerstag. deu S. Januar Nachmittag» «an ,6—L Utzr lt. Leipzig, de» 3. gonaar 1883 Da« Nrmenamt. «.IVd«r.»tz. -»»»Ich.!. Hsr. Lekanutmachung. Nachdem 1) die klranlen- nnd Tterderasie der Leipziger Cigarre«,- machcr, Sorttrcr und verwanStcr vcrussgeuassc«, ab 23. October vor. Ir».. 2) die Criitrat-Kraiiteu- und Sterbecafie des deutschen renrselder-Vnndc» ,n Kronksurt a M.. ab I.Januar l893, 3) die Nraukcn- und vrgrabnisicafie der Schneider i» Leipzig und Umgegend, ab I. Januar >893, 4) dic -rauten- und vcgräbutßcaffr des allgrmrinen deutschen Vuchhaiivluugsgehttteu-Verbandesiu Leipzig, ab 1. Januar 1893, L) die »rauten- und vegräbnisteasse der Pianosortr- Arbeitrr in Leipzig und Umgegend, ab 1 Januar >803, 6) die -ranken- und vegräduistrasse der TischlergehUsc» zu Leipzig, ab 1. Januar 1893 und 7) die allgemeine Kranken- und Sterderasse der Metall arbeiter in Hamburg, ab 1 Januar 1893 dem K. 7ü de» Krankenversicherungs-Gesetze- vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April >892 nicht mehr genüge», niinini die unierzeichnete Eaffe hiermit Beranlasiung, die Herren Arbeitgeber darauf biuzuweisen, daß die versichcrungspslichtigen Mitglieder dieier Lasse» nach Vorschrift des Krunkeii-Berstcheruiig-- gesetzc» binnen 3 Tagen, vom Erscheine» dieser Bekannimachung an gerechnet, mittelst deS vorgeschrtebeiicn Formulars zur Anmeldung zu bringen sind. Bei Nichteinhaltung obiger Meldefrist treten die Nachiheiie der SO und 81 LcS angezvgenen Gesetzes in Kraft. Leipzig, am 2. Januar 1893. Dir LrtSkrankencastr für Leipzig nn» Umgegend. 1>r. Willmar Schwabe, Vorsitzender. G. Gesunden oder ul» hnrenlos angemeldet resp. abgegeben wurden In der Zeit vom IL. bis 31. December 1892 folgende, zum Lheil schon früher gefundene oder von verübte» Diebstählen herruhrende Gegenstände: 2 silberne Taschenuhren, rin vrutel mtt 20 ^r, Porte monnaies mit 12 -sl 2'» il >1 08 H und mit geringeren Beträgen, ein goldener Trauring, gravirt, ein goldenes Kreuz mit Halskette, ein silberner Armreif, eine Granat-Shlipsaadel, 2 Brille», 2 Bilder — Ansichten vom alten Leipzig — und eine Herrenphotographie, 2 stttirrue Vilttrrmcffrr, ein gröberer Flaschen- .und eia Srmmelkorb, einigt Tamenschirm«, eine Slickercworlage. eiue schwarz« Tammetverzieruag. eia brauasridene» und ein carriries wollenes Taiventuch, 8 Paar «eue Hanhschuhe, 6 Tasche», tücher, einige Herren-Fil^hüte, ein Spitzenshawl, «in neuer Pelzkragen, ein neuer Mädchcnstlcsel, mehrere Schlüssel, eine Wagcnkapjel, 2 Packetchen mit Schuhmacherhandwerkszeug, ei» Puppenwagen-Berdeck, 5 Stück Biberjelle, ein 2 rüdrigrr und ein tzrädrigcr Hauhwagr». Zur Enniitelung der Eigciithüiner wird die- hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im October, November und December 1891 Fundgegenftande bei uns abgegeben habe», aus, diese Gegenstände zurückzusvrdcrn, andernsalls hierüber Len Rechten gemä« verfügt werden wird. Leipzig, am 3. Januar 1893. Las Poltzei-Autt der Stadt Leipzig. Bretjchneider. Ml. I. Realschule lRoMralre 37). Die AumelSuug «euer Schäler sür Lster» erbitte ich mir Dienstag, den 17., und Mittwoch, den 18. Januar, Bormiiiag« von 8—l2 und Nachmittags von 2—5 Ubr. Da- Tauszeugnist (Geburtsschein oder Familienbuch), der Impfschein und Las letzte Schulzeugnis) (MichaeliScensur) sind vorzulegcn. Die Ausnahmcprüsung wird Mittwoch, den 15. Februar, früh 8 Uhr staufinden. Or. F. Vsalz. Direktor. II. Realschule lLolilgarteullrafte 40). Anmeldungen zur Lstcrausnahmc erbittet der ergebenst Unterzeichnete in der Woche vom >6.—2l. Januar Bormittags iu den Stunden von 10—12 oder Nachmittag« in de» Stunden von 3—5 Ubr. Di« persönliche Vorstellung der Knaben ist erwünscht. Bei der Anmeldung sind möglichst Geburt», und Impfscheine, sowie die letzte Lensur drreitS vorzulegen. Die Ar.snahnieprüsung findet Mittwoch, deu 15. Februar (Aschermittwoch), von früh 8 Uhr an statt. Leipzig-Reudnitz, den 31. December 1892. H. Ad. v. Brause, Tirector. HI. Realschule lpestaloMrasre). Anmeldungen sür Ostern werden vom 16. bis 21. Januar Vormittag» von 10—II und Nachmittag» von 3 — 4 Uhr ange nommen. Der Geburt-- oder Tausichein, der Impfschein und da letzte Schulzeugnis) sind dabei vorzulegen. Leipzig, am 2. Januar 18SS. Aischrr. Eine Petition an den Kaiser. »2 Es wird von keiner Eeitk bestritten, daß bei dem kriti schen Zustande des öffentlichen Lebens, in dein wir u»S best» den, der neuen Erscheinung des politischen Antisemitismus eine bervorraHende Bedeutung zukomml. Mil Ausnahme etwa AllbayernS wußle» wir keine» größeren Grbietslheil de- Reiches zu nennen, in dem nicht sämmtliche Parteien mit der anti semitischen Bewegung zu rechnen haben. Selbst dir Social Demokratie, die doch mit der so „gemeinverständlichen" Formel von der Niedertracht jeglichen EapilalS operirt, verspürt sie und ebenso das Ecntrum. cbwobl diese Partei immer in der Lage war, dir Leidenschaftlichkeit seiner Anhänger durck, den Hin weis auf eiue jüdische Gegnerschaft mit besonderem Enolg auzu stacheln,und bei BedarfreichlichenGebrauch vondiescrMügliäiteit gemacht hat. Als selbstverständliche Eonsequenz der politischen Bedeulung des Antisemitismus erwächst gerade sür dessen unbefangene und ebrliche Gegner die Notbwendigkeit, auch dem Eristenrgrund oder Borwand der so rasch und drdroblich rmporgesckossenen Richtung, dem Iudenthum, erhöhte Auf lllerksamkeit zuzuwenvcn. Al» unwiderleglicheThatsachr darf betrachtet werdrn.daßda» Vorhandensein einer Anzahl Juten in Deutscbland keinekiveg» allein dir Bewegung dervorgebracbt hat. Social »nd wirth sibastllch unbefriedigte und zu großem Tbril mit Recht un befriedigte Elemente, die sich au« religiösen, nationalen »nd ökonomischen Gründen von der Socialdcmokratie abgestcßrn füblen, coneentriren den Angriff auf di« Juden, weil dieser BevölkerungStdeil ihnen als der Träger einer Gesetz gebung und Praxis erscheint, in der ste den Lluell de« Unheil» erblicke». Dies« Ueberzeugung -«währt große Beruhigung sür eine fernere nationale Zukunft, sie enthebt aber nicht der Pslicbl, sich mit dem uumillelbaren Krankheits erreger z» befassen. Damit ist selbstverständlich nicht das Judeulbum gemeint, sondern nur gewisse LcbeuS- äußcruiigcn desselben Diese aber zu ignorircn, das Vorhanden em von Besonderheiten als die Erfindung Böswilliger oder Berriickler auSzugedcu, wäre der schlechteste Dienst, den man den jütische» Mitbürgern »nd dem in»cren Frieden leiste» löniile. DaS Nichlcingcben in das Materielle der Erörterung, das Reden von Hirngcspinnstcu, wo sebr greifbare Tbalsachc» Vorbauten sind, hat unseres Eracbrenö dem Eindringen de» Antisemitismus in sittlich und national unantastbare Kreise am meisten Vorschub geleistet. Ter Voget Strauß gilt sür dumm, weil er sich vor dem nabenden Feinde geborgen glaubt, wenn er den Kops in den Sand steckt. Menschen Handel» nicht viel klüger, wenn sic nicht scbcn wollen, daß der ankringcnde Feind manche gute Waffe bei sich führt. Dies abcrwar bisher dic Uebnng der Juden und mancher Parteien »nd zwar nicht nur solcher, die man als „philosemitisch", also einseitig, zu bezeichnen ein Recht hat. Die Umkehr ist geboten im Interesse der Jude» nnd einer gesunden politische» Entwickelung. Die größte jüdische Körperschaft des Reiche«, die israelitische Kircheiigememte in Berlin, scheint von dieser Notbwenrigkeil allerdings noch nicht durchdrungen zu sein. Ihr Vorstano steht tiner von der jedenfalls wohl unterrichten „Franks. Zeitung" bestätigten Nachricht zu Folge im Begriff, einen lLchritt zu thun, der von ärgster Berblendung zeug» unk sür die Juden das reclamirt, was sie erst »ach großen Anstrengungen gesetzlich beseitigt sahen und was thalsächlich noch nicht vollkommen beseitigt zu sehen die ständige Klage jüdischer Wortführer ist: eme Ausnahme stellung. Die israelitische Gemeinde in Berlin will den Kaiser uni „Schutz und Schirm" bitten. Schutz und Schirm gegen wen? Was ist den Juden denn geschehe», wa« ein staatliches Eingreifen rechlsertigcn würde? Auf Grund der selben gesetzlichen Freiheit der Rede und der Schrift, sür die mil vcrhällnißmäßig großer Kraft gerade Juden gekämpft und von der — in der Schrift wenigstens — gerade Juden einen hervorstechend großen, oft an Mißbrauch grenzenden Gebrauch gemacht haben, aus Grund eine« gerade auch von Juden als unveräußerliches Mcnschcnrcchi gepriesenen Gesetzes haben Deutsche, den Juden gleichberechtigte Staatsbürger, Meinungen geäußert nnd Forderungen vertrete», die den Juden nicht gefallen und nicht gefallen tonne». Wa- soll da der Kaiser thun? Er hat nur ein Mittel. Er kann befehlen, daß ein Ausnahmegesetz gegen die Antisemiten dem Reichstage vorgelrgl wird. Anderes nicht, darüber sind sich die Juristen in der Berliner jüdischen Gemeinde-Bcrtrciung, die den Schritt besür- woncn, Wohl klar. Die Berliner Juden werden sich doch nicht einem Bcrgleiche mil dem „demokratischen" Ullra- moittancn VeuillcI au-setzen wollen, der unter dem zweiten Kaiserreich den Liberalen in seinem Blatte frei nnd srcch erklärte: „Wir Katholiken werden mit Euch dic politische Freiheit erkämpfen, um, wenn wir mit ihrer Hilfe zu Macht gelangt sind, Euch und Eure Ideen zu unterdrücken!" Die jenige Presse, die man mit Fug als eine jüdische bezeichnet hat, ist mit besonderem Eifer für die Aufhebung de» Socialisten- gesetzt- eiiigeirclcn. Soll die deutsche Gesetzgebung die — noch dazu falsch verstandenen — Mischen Interessen kräf tiger schützen, als die von der Socialdemokratie bedrohten Güter der Religio» und deS Vaterlandes? Bezweckt die Bitte an den Kaiser nur eine Aenderung dev BerwallungSpraxiS, so wäre die Jncvnsegiicnz keine ge ringere. Es ist wahr, der Landrath von ArnSwatde bat dic Wahl Ablwardt's besürworlet. Aber abgesehen davon, daß die Regierung ihn geladelt hat, so haben auch schon deutsche Lankrälhe sür Jute» agitirt. Und als dies ein mal in besonder- auffälliger Weise geschehen war (Baumbach sür LaSker i» Meiningen) und die gegne rischen Parteien Lärm schlugen, da waren e» jütische Blätter» die da- verfassungsmäßige Recht de- Lant- ratbS zur Agitation betonten. Es ist auch leider wahr, daß jüdische Personen von antisemitischen Rednern und Zeitungen unslalhig beschimpft worden sind, aber gemeiner ist lein Jute beschimpft worben, als von jüdischen Zedern Fürst BiSmarck. der Millionen von Tfiutschen der Gegenstand höchster Verehrung ist. Wenn die jüdische Gemeinte in Berlin — wozu sie unsere« Erachten» keinen Anlaß hat, denn der Streit ist kein confeffioiieller — sich zum Eingreifen bemüßigt siebt, warum batte sie kein Wort de- Tadels sür diese maßlose Verletzung de» nationalen Empfindens? Und wenn sie wegen de« Ahlwardt zum Kaiser geben will, warum thut sie wegen de» Saling keine Schrille? Der Eine ist gewiß nicht besser als der Andere, »nd den deutschen Juten hat Saling mehr geschadet als Ahlwardt. Die Einseitigkeit, die so häufig hervortritt, bat clwaS ungemein Herausforderndes, sie stützt dir anti semitische Anklage, die deutschen Inden operirten mit zweierlei Moral. Die Sünden intra mnecn, werden selten oder niemals öffentlich gerügt, wa« extra murc>, verübt wird, ist Gegenstand unaufhörlicher nnd oft über triebener Klagen über Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Der Kampf wird jütischerseit« meist so geführt, als ob eS sich nur um die Ahlwardt, Liebcrmann von Sonncnberg, Picken- bach und Seelenverwandte handelte. Dic Männer sind allerdings keine« Anderen zu belehren, weil sie rin Interesse daran haben, nicht belehrt zu werben. Aber auch unter den Redlichsten und Besten der NaUe» finden fftd heute grundsätzliche Antisemiten, und kiese anderen Sinne- zu macke», ist doch wohl eher de- Schweißes werlb, al- gegen Lirbermann'sche Agitationen ein« behördliche Verfügung zu erwirken. W>r können daher nur aus da- Dringendste Allen, dic irgend einen Einfluß ans dic israelitische Kirchengemeinde in Berlin haben, den Rath ertbeilen, diese Körperschaft von einem Schritt« adzuhalten, welcher der aiitisemilischcn Bewegung mehr Vorschub leisten müßte, als alles Andere, wa« mit Recht und Unrecht einzelnen Juten zuin Vorwurf gemacht wird. Hat diese Körperschaft de» Mull» zu emcm solchen Schritte, so wird sie diesen Mull, weit bester im Interesse einer Beruhigung der rnlsesselten Lcikenschasten dadurch bclhäligen können, daß sie mit aller Entschiedenheit solchen Handlungen und Aeußerunzen ihrer Glaubensgenossen rntgegentritt, die so böse Früchte nicht nur sür da» grsammtr Iudenthum» sonder» auch für da« ganze Vaterland tragen. Deutsches «eich. KH Berlin, 3. Januar. Es war ein krause» und unruh- volleS Jahr, da« von u»S geschieden, und leider liegen keinerlei Umstände vor, welche die Hoffnung bercchligt erscheinen lassen lönnlcii, daß das neue Jahr uns Besserung bringen werde. Dic M i l i l a i r v o r l a g e im Reiche und die Steuer- gesetzt in Preußen sind die Angelpunkte der inner» Politik, aber die Unsicherheit über deren Schicksal ist ebenso groß im Januar, wie sie im December gewesen. Der Kaiser hat gesprochen, und eS ist mit Dank zu begrüßen, daß seine am Neujahrstage an die commandirenden Generale gerichteten Worte authentisch durck den „Reicks-Anzeiger" bekannt ge geben sind. Freilich läßt sich an- de» mttgelhciltcn Worten »och nicht ersehen, ob der Kaiser, der bei der Eröffnung de» RcichslagcS der Hoffnung aus eine „Einigung" Ausvruck gab. inzwischen zu der Ueberzeugung gekommen ist, daß der Reichstag den Forderungen der verbündeten Regierungen ick unbedingt unlcrwerjen »iüsse; immerhin macht die Mitlhciluiiz des ainllicken Blatte- den von u»S von >eher bekämpften Unterstellungen, daß der Kaiser der Militairvorlage, die lediglich ein LiebliiigSgcdanke de- Reichskanzlers sei, kühl gegenüber stehe, rin Ende und zwingt die principieüc Opposition, nicht nur diese Unterstellung fallen z» lassen, sonder» auch mit dem Gedanken sich vertraut zu »lacken, daß miiidestei.S bc»» Nicktzustandekommcn einer Eliiiguiig die Auslösung des Reickslags in sicherer Aussicht siebt. Ter Socialdcmokratie iit diese ÄuSsicht allerdings die willkommenste, und auch ein Thcil der bürgerlichen Demo kraten sehnt den Kampf bcrbci, den alle besonnenen Vatcr- tandssreunde vermieden sedc» möchte». An den Letzteren ist eS daher, die Mahnungen zu beherzigen, die Herr v. Bennigsen kürzlich an die Regierung und die Parteien gerichtet Hai. Der Politiker soll imincr bemüht bleiben, die widerstrebende» Interesse» gegeneinander abzuwägen; wer strick aus seinem Standpunct bcharrt, erreicht zumeist nur da« Gegentheil von dein, wa« er erstrebt, und wem da« össcntlichc Wohl das höchste Gesetz bleibt und dic Wege vor- schrcibt, der bietet die Hand zur Vermittelung. Da» Parla ment, wie der Reichskanzler siebe» vor einer gleich schweren Ausgabe, und ebenso wie der Reichstag sich überzeugen soll von der N'othwendiglcit der Militairvorlage, ebenso mnß Graf Eaprivi sich überzeuge», daß ein gewisse« Maßhaltcn eine ebenso dringende Ocoluwendigkeit ist. — Der Termin sür die erste Sitzung der Mililaircommission des Reichs tag« ist noch nicht festgesetzt, wahrscheinlich wird sie erst am t l. Januar zusammenircten. Wie wir von Mitgliedern der Eommission höre», ist in Vorbesprechungen bereits Ucbrrein- stimmung darüber fcstgcstellt worden, daß in der Eommission von einer Generaldebatte Abstand genommen wird; man will möglickst schnell die Principieiifragcn erörtern und die Ent scheidung herbcisührcn. Wie diese aber auch in der Eom- milfion aussalle» »löge, jedenfalls soll dem Plenum dic maß gebende Abstimmung verbleiben. Man darf aniicbmcn, daß diese, in dritter Lesung, spätesten» bis Mille Februar berbei- gesndrl sein wird. Bcharrt Graf Eaprivi auf seinem Schein, gicbt die Regierung in keinem Puuete »ach, so ist dic Vor lage mit Sicherheit schon heule al« gefallen anzusehen. Tann hängt der Zeitpuncl der Auslösung lediglich davon ab, ob dir Regierung Wcrlh daraus lcgl, das Budget »och vor dem 1. April sestgcstellt zu sehen oder nicht, und je nachdem ist die Auslösung Milte Februar oder Ende März zu erwarten. Berti», 3. Januar. (Telegramms OsficiöS wird die Nackrickt LeS „Figaro" dcmciitirt, daß die deutsche Regie rung den Unternehmer Kaula bei seinen Bewerbungen um die analolischcn Eisend abn bauten unterstütze: auch habe ein Briefwechsel de« deutschen Kaisers in diesem Inter esse nicht stattgefunde». — Tie Acnßcrniigen de- Kaiser» über die Militair vorlage baden zu de» sonderbarsten Gerüchten Veranlassung grgcbe». So wird der „Kölnischen Ztg." au« London vom 2. d. telegraphirl: „Ter „Daily Telegraph" bringt allein von allen MorgenblSttern die Meldung an- Berlin, daß der Kaiser gestern im Gespräche mit den Botschafter» keinerlei besondere Bemerkung gemacht, dagegen vor den Generälen in de» denkbar stärksten Anldruckcn seine Ansicht über den Militaircnlnmrs ausgesprochen und die Gene- räle versichert habe, er sei von der absoluten Noihwendiakeit der Durchsetzung der Maßregel überzeugt und sei rntschloffen, sie dnrchzus etz en; er werde nicht zaudern, alle, welche fick ihm darin ividersttzten, zu zerschmettern. Letztere Worte solle» a» die Adresse der hühereu Militairs gerichtet sein und sollen diesen bedeuien, daß sie abzudanken hatten, fall« sie zu der neuen Maßregel i» Widerspruch verblieben. Der Lorrespondent de- Bialle« versichert, daß der Kaiser ruhig und nachdrücklich gesprochen Hobe und sich offenbar der Lragweir« seiner Worte bewußt ge« wesen sei." Ter „Boss. Ztg." wird mitgethcilt, baß der Kaiser be sonders von dem Widerstande inilitairischer Kreise gesprochen und allerdings mit starker Betonung erklärt habe, taß er eine solche „sträfliche DiSciplinwivrigkeit" nicht dulden werde. „Es ist" — so fügt da« genannte Blatt dieser Meldung hinzu — „namentlich in der „Kreuzztg." wiederholt darauf hingcwicsen worden, daß die Vorlage unter den hohen Lssicicrcn viele Gegner habe. Al- erklärter Gegner de« Entwurfes gilt namentlich der commandircndr General GraH Waldersce. Es kann daher nicht Wunder nehmen, da» man in den Worten deS Kaiser- eine gegen den Grafen Waldersce gerichtete Spitze zu finden meint. — Der zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt commandirte Prcmierlieutenanl Häring begiebt sich, wie die „K. Z." mittheilt, mil dem am 6. d». von Hamburg ab- grhendrn Dampfer der Woermann-Linie nach Kamerun, um dir Leitung der Station Balinga zu übernehmen. — Ueber die Schwierigkeiten, nnt denen die preußisch« StaatSsinanzwirthschaft zu kämpfen hat und voraus sichtlich »och längere Zeit zu kämpfen haben wird, schreiben die „Bert. Polit. Nachr ": „Wie di« Hebung, welch« der Berkehr nach de» Einnahmen der Post- und Eiseiibahiiverwaltung ersahren bol, so deuten auch ander» Erscheinungen daraus lüu, daß die aligemeine wirthschakt« liche Loge Deutschland« eine Besserung zu ersahren ansängt. Man würde ober seblgeden, wenn man sich der Hoffnung hingeben würde, daß mit der somit in Aussicht siedenden Besserung der Eisrnbahnrinnabmen die Schwierigkeiten desrtttgt seien oder würden, mit denen di« preußisch« Ltaatsfinanzwtrthschaft »nr Zeit ,» kttmpfen hat. Erwägt man, daß das lnnfend, ««hiian-sjatzr
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite