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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.01.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930113010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893011301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893011301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-13
- Monat1893-01
- Jahr1893
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Jatharinenstr. 11. part. und üönlgSplatz 7. A»zetge»^Srets Die 6 gespaltene Petilzeilr 20 Psg. Neclamea unter demRedactionlstrich ilg«. fpalten) vor den Fnmilresnachrichte» (S gespalten) 40-^. SrShere Schriften laut unserem Preis- verzeichnib- Tabellarischer und Ztfscrusatz »ach höherem Tarif. Extra-Vellage» (gesalzt), »ne mit der Morgen-Ausgabe. ohne Postbeförderuag 60.—, Mit Postbesörderuag 70.—» Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Ännahmeschluß für 2l«zrigen: Abend-Bu-gabe: Jormittag« 10 Uhr. Marge».Au-gab«: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtags früh V,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je ein» halb« Stund« früher. Anzeige» sind stet- an di» ErPeUttta» zu richte». Druck und Verlag »oa E. Pol» t» Lrkpzkg. Z° 22. Freitag den 13. Januar 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachnng für »te Herren Vormünder. Die bei dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgericht In Pflicht siebenden Herren Vormünder werden hiermit veranlasst, die wegen ihrer Pflegebefohlenen zu erstattenden Erzicdungsberichi« bi« »UM LI. Januar 18SL anher einzureichen. Formulare zu diesen Berichten sind von den Herren Vor münder», welche auderhalb der Stadt Leipzig wohnen, von dem Herrn LrlSnchtcr ihre- Wohnorts, vo» den übrigen Herren Bor- müadern aber, wie früher, in dem Amtsgerichts,lkbäude, Zimmer Nr. 7N, 8Vu, 82, 116 und 117, zu erhallen. Bei der Ausfüllung der gedachten Erziehungsberichte ist neben vollständiger Beantwortung der vorgedruckte» Fragen noch weiter, und zwar: ». bei ehelich geborenen Pflegebefohlenen der volle Name, Stand, letzter Wohnort und da- TodeS,ahr de- verstorbenen BaierS anzugeben, d. bei unehelich Geborene» find di« Worte beizusügeu „unehelich geboren". Wegen geisteskranker Personen, di« nicht in einer Irren- oder Leisorguog-anstalt untergebracht sind, ist ebenfalls Bericht und zwar über ihr« persönlichen Lerhätiniss« zu erstatten. Die hierfür bestimmten besonderen BertchtSsormulare werden im Amtsgerichts- -immer Sir. 117 ausgcgeben. Auch wollen die Herren Vormünder etwa eintreiend« Wohnung-- Veränderungen hier zur Anzeige bringen. Leipzig, am IS. December 1892. Das königliche Amtsgericht. Abtheilung V. Kunze.Lg Grundstücks-Versteigerung. Bon dem Unterzeichneten Amtsgericht soll Sonnabend, den 21. Januar 18VS, Vormittags IV Uhr, da« zu dem Nachlaß der Cavillersehefrau Julie Louise Hertel geb. Bauer in Rötha gehörige Wohnhaus mit Nebengebäuden und Feld Fol. 164 des Grund- und HypoihekenbuchS, Nr. 485 des Flurbuchs und Nr. 255 des BraudcataslcrS für Rötha, 24,4 Ar und 64,12 Steuereinheiten enthaltend, geschätzt auf 6000 . knwilliger Weis« im «aftdose zu de», drei Nasen t« Rötha und zwar ohne das Inventar versteigert werden. Ls haben sich diejenigen, weiche Las Grundstück erstehen wollen, zur augegebenen Zelt im Gasthose zu de» drei Rosen zu Rötha alS Bieter anzumelden und ihr« Zahlungsfähigkeit nachzuweisen. Wegen der Versieigerungsbcdingunge», sowie der Größe und Belastung der Grundstücke wird aus die an hiesiger GerichiSstelle und im Gasthos« zu de» drei Rose» zu Rölha aushängendeu Be- launlmachungen verwiesen. Borna, am 12. December 1892. königliches Amtsgericht. l. 6357. l>r. Nodtg. Th. Gefunden müde vor einigen Wochen eine goldene Herrrnnhrkette, wa» zur Ermittelung de- Ligenihümer« hierdurch bekanut ge «acht wird. Leipzig, de» S. Januar 1893. Da« Polizei»«« der Stadt Leipzig. III. 18S. Bretschneider. Ml. Lteckbriefs-Lrledigung. D« am 7. Januar hinter dem Soldat Karl Heinrich Richard Hester der S. Lompagnie diesseitigen Regiments erlassene Steckbrief hat sich durch Aufgreifung des pp. Hefter erledigt. Leipzig, den 12. Januar 1893. Königlich Sächsisches 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg" Rr. IVe. I. B.: Hummitzsch, Oberstiieuienaut. Lekanntmachung. Zn Gunsten der Schwrftern-Casfc des Albert-Zweig-verctnS Leipzig erhielt ich von dem Herrn Friedensrichter Lchwarzmann folgende vom 1. Oktober bis mit 31. December 1892 vereinnahmte Sühne iu Sachen H. '/. H. 3.-. - - - Pr. Sch. - 3.-. « « H. '/. S. - 5-, - » » M. '/. Sp. - 9-, » B Br. '/. B. » 3.-. - - - St. H. - 5-, Geschenk von H- - 2.50, Sühne in Sachen 2. '/. Z. 5.-. - B - S. '/. Cr. » 25.-. B - W. '/. Tä. - 10.-. - B B Pr. '/. Sch. - b.-. - B B Ra. '/. H. D 15.-. - » » «c. '/. P. - 10.-, E - - M. G. - b- B - - M. '/. G. - 5-, B - W. '/. W. - 20.-. B B - Lp. /. H. - 3-, B - La. '/. He. - b- E - L. '/. v. F. » 20—, » B - T. '/- R. - 2-, B E W. '/. Sch. - 30.-. B B « Sch. '/- H. » 3.-, R E B T. '/. B. O 3- W B B Kr. '/. H. 9-, O B B Z. '/. R. - 3.-. E B B Gr. '/. H. - 5-, » O B S. V. L. - b- » » B Z. V. 2- 2-, » B Fl. '/. ^ - 20—, B » » F. Pe. 25.—, F B L. Nt. - 2- » E B H. '/. W. - 3-, - - » S». '/- L. » 10.-. Hierzu an» der Sammelbüchse - 53.50, i« Summa ^ 334.—, «vorüber hierdurch dankend aniitire. Leipzig. IL- Januar 1893. «arl Strube. Rechunugtführer de« Aibert-Zwelg-Lerein« Leipzig. Lekanntmachung. Nachdem I) die Kranken- und Begräbnißcasse für die Mitglieder deS llniersiützniigsvereins deutscher Buchdrucker in Berlin, 2> die Kranken- und Sterbecasie „Gegenseitigkeit" in Leipzig, 3) die Central-Kranken- und Sterbccasse der Töpfer in Dresden, 4> die Kranken- und Begräbnißcasse der Schuhmacher zu Leipzig, 5) die Krankenkasse des Unierslützungsoereins sür Handiungs- achilsen in Leipzig und 6> die Leipziger Kranke», und Begräbnißcasse sür Kausieuie vom 1. d, M. ab dem 8. 75 des Krankenversichernngs-Geictzes nicht mehr genügen, nimmt die Unterzeichnete Casie hiermit Veranlassung, die Herren Arbeirgeher daraus ansmerksam zu mache», daß die ver- sicherungspstichtigen MitglicLer dieser Cossen nach Vorschrift des Kranken- Perücherungsgesetzes hinnen 3 Tage», vom Crscheine» dieser Bekannt machung an gerechnet, mittelst des vorgeschriebencn Formulars zur Anmcidung zu bringen sind. Bei Nichteinhaltung obiger Meldefrist treten die Nachthclie der §Z. 50 und 81 des angezogcnen Gesetzes i» Kraft. Leipzig, am 12. Januar 1893. Die LrtSkrantcurasfc sür Leipzig und Umgegend. Or. Wiilmar Schwabe, Vorsitzender. G. Ein Vorschlag M Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen. n. r,. R. Bon den Vorschlägen, die in der „Kreuz-Zig." zur Ausbildung der Einjährigen gemacht worden, gilt in jeder Beziehung der Satz: daS Gute an ihnen ist nicht »cu und daS Neue nicht gut. Da wird mit großer Wichtigkeit betont, .daß die Einjährigen von vorn herein auf ihr Endziel hin auSgcbiltct werden". Dasselbe bestimmt, mit der gebotenen Einschränkung, die Hccrord- nung, welche im 8 20, 1 besagt: „Die Einjährig. Freiwilligen aller Waffen sind, so weit sie sich durch ihre allgemeine Bildung, ihre miiitairischc Beanlagung und ihren Diensteifer hierzu eignen, zu Lsficieren der Reserve und Land- wehr auszubilden." DeS Weiteren verlangt der Einsender, daß möglichst bald ein Ossicier unterrichte. Darüber schreibt derselbe Para graph der Heerordnuug in unmittelbarem Anschluß an da obige Eilat vor: „Sie sd. b. die Einjährigen) werden zu diesem Zweck — neben ihrer Ausbildung i» der Compagnie, Escadron oder Batterie — durch hierzu commandirte bejonders befähigte Ossicier« spätestens vom Beginne deS vierten Monats ihrer Dienstzeit an praktisch und theoretisch unterwiesen. Im Verlaus ihres DiensljahreS sind sie mit de» Obliegenheiten eines llnterosficiers und mit denjenigen eines Frontofsiciers, sowie mit Len besonderen StandcSpfiichlen des Osficiers vertraut zu machen." Nun aber kommt der Einsender mit der wirklich neuen Forderung, daß die Einjährigen „gleich nachdem sie die ersten Lehren vom Lehrer erhallen haben, an einem oder mit einem Kameraden daS üben", was durchgcncmmen wurde. So schnell geht das denn doch wohl nicht. Solle» riese Uebungen wirklich in militairischem (leiste und mit dem nöthigen Ernste stattftndcn, so müssen die Betheiliglen erst Soldaten geworden sein. Dazu bedarf cS einiger Zeit, mindestens ein paar Wochen. Ist der Einjährige aber so weil, daß er zu instruiren vermag» dann wird er sür die zukünftige Stellung als Vorgesetzter weit besser vorbereitet, wenn ihm ein Dreijähriger zur Instruction überwiesen wird. Denn Dreijährige soll er später cominan- diren und instruiren. Um daS gerecht und erfolgreich zu thun, muß er Wesen und Art der Leute, die in der Ncgel nach Bildung und gesellschaftlicher Stellung von ihm ver schieden sind und bisher auch räumlich von ihm geschieden waren, kennen, verstehen und würdigen lernen. Wenn der Einsender ferner bervorbcbt, die Ausbildung auf den .Schulen" könne gleichmäßig »nd ohne Störung vor sich gehen, weil die Einjährigen-Bataillone am Wachtdienft nur beschränkt, am Arbeitsdienst gar nicht thcilnehmen, so muß dazu bemerkt werde», daß schon jetzt weder Wachtdienft noch Arbeitsdienst daS Hinderlich sür eine .gleichmäßige' Ausbildung zu sein brauchen, da schon jetzt die Ein jährigen am Arbeitsdienst gar nicht, am Wachldicnst aus Eirund von Paragraph 20, 8 der Heerordnung, nur beschränkt thcilnehmen. Schlecht bestellt ist cS ebenfalls mit der Behauptung, auf den „Schulen" erst würde der Unter richt „nach einem einheitlichen sachgemäßen Plane crlhcilt werden", bisher hätten nur die Regimenter niit sehr viel Einjährigen „anerkennenSwertbc Einrichtungen" sür ihre Ans bildung getroffen, bei den übrigen, wo nur wenig Einjährige seien, sinke die Ausbildung „erklärlicher Weise nur nebenbei statt". Es ist fürwahr ein starkes Stück, derartige Bcbaup- tungcn, die im besten Falle ungeheuer übertrieben genannt werten müssen, in die Welt zu setzen. Aber der Organisator der Einjährigen-Bataillone hat noch einen Haupltrumpf in der Hand: die Eascrnirung der Einjährigen als solche. Durch daS Znsammciiwobnen in der Easerne wird zunächst nach deS Einsenders Ansicht „viel Zeit und Kraft gespart". Solche Ersparnis; ist für den Eavalleristcn und Fcldartilleriste», der i» aller Frühe den Etalldienst durchmacht, sicherlich nicht gering anzuschiagcn Indessen sür die Dauer des Stalldienstcs sind die Einjährigen der Regel »ach in die Easerne commandirt. Ist diese schwere Zeit vorüber, dann ist der Einjährige an die körperliche An slrengung so gewöhnt, daß ihm selbst längere Wege zur Easerne als Spaziergang erscheinen. Und sollte nicht der Zwang, jeden Morgen püncllich zur Stelle zu sein, gerade sür die entfernt Wohnenden ein erziehendes Moment von Bedeutung enthalten? Sodann versichert dcrEinsender, durch die Easen>>rung werde „das unbedingt nolhwcndige kameradschaft liche Gckübi geweckt, gestalt und genäbrt, d-S Gefühl sür miU tairisckie Ordnung, Pünctlickikeit und Zucht erlernten die Zög linge spielend, und einer sebe (?) von dem andern, daß das kurze Jabr der Militairdienstzeit ein sehr ernstes und wichtigc- sür sic und den Staat ist". Wir fragen, indem wir aus dem Phrasenschwulst das Eine, was greifbar ist, heraus nehmen: Bedarf eS wirklich der Eascrnirung, um bei Ein jäbrig-Freiwilligen da» kameradsckiasllicke Gcfübl zu wecken? DieAntwort lautet unbedingt verneinend. Alle, welche dcSKönigS Rock tragen, den Eid der Treue und deS GeborsamS geleistet baden und mit einander die Leiten und Freuden des Tienstes thrilea — sie Alle haben das Bewußtsein der Zusammen gebörigkeit und halten zusammen, auch wenn sie nicht unter I demselben Dache zusammen wobnen. Dagegen siebt zu besürckttcn,' daß eine Eascrnirung der Einjäbrigen anstatt der alle Sol daten umfassenden Kameradschaftlichkeit einen exclusive »So n- dergeist unter den Einjährigen erzeugen würde. Damit wäre derBeitrag, den die allgemcineDicnftpslicht dem sociale» Frieden leistet, erheblich verkürzt. Gegenwärtig näbcrt die allgemeine Dienstpflicht in der Uniform die Angehörigen aller Stände und hilft so vielfach, Borurlheilc, die auf allen Seiten be leben, überwinden; mit der Eascrnirung der Einjälirigcn würde die Scheidung der socialen Sckuckucn auch nick't sür die kurze Zeit der inililairischcn Dienstpflicht unterbrochen werden. Je größer aber die Kinst würde, wclckic den Ein jährigen von seinen dreijährigen Kameraden trennte, um so kleiner wäre der Schritt auö der „Einjährig-Freiwilligen- Sckniic" ins OfsicicrScasino. Wir lassen dahingestellt, ob der Einsender der „Kreuz- Zeilung", als er seinen Rcsorm-Borscklag machte, über dies Ergebnis; sich klar gewesen ist. Undenkbar erscheint eS jeden falls nicht, daß man in „Kreu;-Zcilnngö"-Krciscn zu einer Zeit, wo die geplante HecreSverinebrung auch die Ver größerung deS RcservcossicicrcorpS erforderlich macht, daS Bedürfnis; empfindet, Maßnahmen gegen eine „Tcuwkrati- irung" desselben anzuregcn. Deutsches Reich. 8^. Vcrlin. 12. Januar. AuS Anlaß mehrerer Versamm lungen in Süddculschland wird in der dcutschsreisiniiigen Presse behauptet, die dortigen Nationalliberalen singen a», in der Aiigelcgcnbcit der Militairvorlage „tlmzufallen". Dies entspricht durchaus nicht den Tbatsachen. Alle von Nationalliberalen neuerdings gefaßten Resolutionen zehen dabin, daß cö geboten sei, einen Mittelweg zu inden, aus dem bie Forderungen der Militairvcrwaltnng sich mit der voUSwirtbschaftlichen und sinanzicllcn Lcistnngs- äbigkcit vereinigen lassen. Damit aber wirb nichts Neues gesagt. Von Anbeginn war man sich in der nationalliberalcn Partei — und nicht nur in deren süddeutschen Reihen — vollkommen klar darüber, daß die zweijährige Dienstzeit nicht ohne Opser, d. h. ohne Erhebung des FriedenSstandeS zu haben sei. Auch darüber bestand kein Zweifel, daß jeder national und liberal gesinnte Deutsche es weit von sich ab- lcbncn müsse, einen Mililairconflict um seiner selbst willen, etwa zum Zwecke der Beseitigung einer mißliebigen Ne gicrung, berbeizuwünschen. Die Kritik der Militairvorlage richtete sich unv richtet sich auch beule noch gegen die unglückliche Form der Vorbereitung und Einführung, gegen daS Mas; der Opfer an Menschen und Geld, und gegen die Ueberstürzung der Reform, die man, gestützt aus nnlitairische Autoritäten, aus miiitair-technischen Gründen sür ebenso bedenklich hält, wie aus finanziellen. Herr von Bennigsen hat in der ersten Lesung diesen Standpniict genau präcisirt, und was dieser Tage in mehreren süddeutschen Versammlungen als daS WünschenSwerthe und daS Nothwendige bezeichnet wurde, steht in keinem Wider spruche mit den Erklärungen deS Parteiführers. In dem die Nationalliberalen ein Eompromiß — wir schrecken vor dem Gebrauch dieses bestverlcunideten Aus drucks keineswegs zurück — «»streben, siebe» sie ans dem Boden ihrer Vergangenheit, aus dem Boden der kaiserlichen Thronrede und — was die Hauptsache ist — auf dem Boten deS wohlverstandenen nationalen Interesses. Tie Regierung, soweit wenigstens die Haltung deS Reichskanzlers und seiner Presse einen Schluß zuließen, hat allerdings bis in die neueste Zeit für diesen Standpunct kein Verständnis; verratken Wir haben jedoch stets daran sestgehalten, daß sich daS ändern könne und werde. Und beule liegen Anzeichen vor, die diese Ausfassung zu rechtfertigen scheinen. Die „Köln. Zeitung" spricht in einer zweisciloS hochossieiöscn Betrachtung die Erwartung aus, daß ein Eonipromiß zu Stande kommen werde. ES verschlägt nicht viel, das; die Begründung zum größeren Theil, aber nicht mehr durchweg noch mit den berlömmlichcn NcgierungSargnmcnIcn hantirt eS handelt sich Wohl dabei um den unsterbliche» Händler- brauch, möglichst lange auf der ersten Forderung zu bestehen um möglichst viel zu erhallen. Man hat unklnger- weise in diesem Puncte übertrieben, aber die Absicht mit diesem Reichstag ein Geschäft abznschlicßcn, ist vorhanden, daraus erfliebt sich selbstverständlich die Neigung der Regierung, ErbcblicheS von der ursprünglichen Forderung abzulasscn. Die Partei der Vermittelung — wenn Graf Eaprivi d>cö noch nicht eingcsehcn haben sollte, so wisse» eS doch andere maßgebende Persönlichkeiten — bat eine starke Position. Sie hat auf ihrer Seite die militairischen Bedenken, welche sich gegen eine allzu rasche Durchführung der HcercSrcfori» richten, weil durch sie die zweckentsprechende Ausbildung der Mannschaften in bohcm Grade gcfälndct erscheint. Sie stützt sich ferner aus die Autorität des Fürste» Bismarck, der wie kein Anderer die Erfordernisse der poiilischcn Situation zu ermesse» weis; und wäbrcnd seiner Amtszeit spärlich, aber jedesmal mit unbesiritlencr Richtigkeit über niilitairisch« Tinge geurlbcilt hat. TieVcrmiltelungSvorschläge werden ferner durch den Umstand gestützt werden, daß der srübere Kriegs minister v. Verdy, den Gras Eavrivi angeblich wegen seiner rngv clo» uomln-cz und der Nichtachtung des sinanziellen Moments sallen ließ, sehr viel bedächtiger mit der Reform Vor gehen wollte als die Militairvorlage. AuS allen diesen Gründen ist der Hochofficiöse der „Köln. Ztg." im Jrribum, wenn er meint, die Scheu vor einem Eonflict müsse vor Allem den Reichstag bei seinen Entschlüssen bestimmen. Nach Lage der Sache hat der Reichskanzler bierbei den Vortritt, denn er trägt die größere Verantwort»!'.«, weil er, und auch er erst seit einem Jabrc, fast völlig isolirt mit der Auffassung wäre, daß die Erfüllung von nur einem Tbeilr seiner Forderungen nicht tbunlich oder selbst nicht wünschen-werth sei. Berlin. 12. Januar. (Telegramm^) Die „National-Zeitung" schreibt unter dem Titel: Die c Sitzung der Militair - Commission: „Tie Darlegung deS Grasen Eaprivi in der gestrigen Sitznng der Militair Eommission hat bei denjenigen RcichStagSinitgliekerii, welche sich der ernsten Verantwortlichkeit der zu treffenden Entscheikung bewußt sind, die Ueberzeugnng gefestigt, daß eine Verständigung über die HcereSverstärtung nothwendig ist. Wie immer man über die Männer denken mag, welche zur Zeit die auswärtige Politik des Reiches lenken, so kann doch unter keinen Umständen die Thatsache unbeachtet gelassen werden, daß dieselben aus Grund ihrer Kcnntniß der zur Zeit im Ausland« maßgebenden Personen und Be strebungen der Meinung sind, Deutschland stehe ernsten Gcsabren gegenüber und müsse sich in dieser Lage unbeschadet deS Vertrauen» zu unseren Bundesgenossen in erster Reibe auf sich selbst verlassen. Daß aber sowobl hinsichUich der Zahl als der Organisation unser Heer unter diesen Umständen der Verstärkung bedarf, wird, abgesehen von den Soeiaidcmokralcn, von keiner Partei bestritten, wie daS Zngcständniß der „Eonseauenzen der zweijährigen Dienstzeit" von deulschsrcisinniger und klerikaler Seile beweist. Die Frage des sachlichen Bedürfnisses ist indessen durch ein derartige- Schlagwort nickt zu erledigen. Rach der seit Monaten von uns vertretenen Meinung ist mcbr erforderlich als die Verstärkung, welche mit jenem Ausdruck bezeichnet wird. Aber wir halten auch fest an der Auffassung, das; die Verstärkung des deutschen HccrcS nicht etwa als ein Mittel angesehen wirb und bcwirkcn darf, eine il«cnlose auswärtige Politik zu ermöglichen und die Selbstzufriedenheit einer solchen im Hinblick aus eine große Armee zu befestigen. Ter Reichs kanzler machte gestern Abend eine Bemerkung, die nngcsähr gelautet zu haben scheint, der Weg der Russen nach Konstan- tinopcl gebe jetzt durch daS Brandenburger Tbor. Für den Fall, daß die Russen durchaus diesen Weg einschlagen wollten, muß und soll daS deutsche Heer allerdings stark genug werden, damit wir »ns mit den Russen über Konstantinopel lieber am Alexander NcwSli-Prospcct als am Brandenburger Thor unter bauen können. Aber wir erkennen dieunbcdingleNolbwcndig- kcil einer derartigen Alternative nicht an. Konstantinopel haben wir Lberbaupt nicht zu vertheidigen, und die Grvß- uiachlSstellnng Oesterreichs, die in der Tbat ein deutsche» Interesse ist, wird am besten durch eine unter deutscher Ver mittelung erfolgende Verständigung zwischen Oesterreich- Ilngarn und Rußland über die Orienlsrage gewahrt. Die deutsche Politik darf nickt in dem einzigen Gedanken „Drei bund und möglichst viel Soldaten" bestehen. Eine Ver stärkung des deutschen Heeres nach Zahl und Organisation kann vielleicht gerade auch unter dem Gesichtspunkte ver- theidigt werden, daß dadurch eine auswärtige Politik, wie wir sie wünschen, die sich nicht aus ein internationales Dogma fcstuagclt, größeres Gewicht erhalte. Jedenfalls ist diese Verstärkung zur Zeit notbwcndig. Die Ent scheidung liegt, falls man für eine Verständigung aus jede Mitwirkung aus der deutschsreisinnigen Partei endgiltig verzichten »tilgte, beim Cent rum und in diesem bei de» nächsten Gesinnungsgenossen des Herrn Lieber, den rheini schen klerikalen ^>ci»okralcn, und von ihnen bängt eS ab, ob c Herrn von Huene und dessen conscrvativ gefärbte rcunbe im Eentrum sür eine Verständigung zu gewinnen vermögen. Wir schmeicheln u»S selbstverständlich nicht, ans die Herren Lieder und Genossen irgend welche» Einfluß auSiibcn zu können, aber einen GesichlSpunct giebt cS, dessen Hervorhebung nicht ohne Eindruck bleiben kann, einerlei von wem darauf hingewiescn wird. ES ist jetzt festgestcUt, daß im Falle eines Kriege» mit zwei Fronten nach keines Geringeren als Moltke'S Ansicht die Möglichkeit in Betracht zu ziehen ist, zunächst nach Oste» offensiv vorzugcbcn, im Westen sich aber defensiv zu verhalten. Die» bedeutet: im Westen würde, wenn daS deutsche Heer nicht erheblich verstärkt wird, sür einige Zeit der Feind im Lande erscheinen können. UnS scheint, daß die klerikalen Bewohner de« Rheinlands, die spcciellcn Gesinnungsgenossen des Herrn Lieber, an diese Möglichkeit doch wohl kaum mit anderen Empsindungen denken können, als die national- liberalen Rheinländer, die von der Pfalz au» die Ver ständigung befürworten." — Die „Münch. Neuest. Nachr." theiltcn vor einiger Zeit einen (von u»S unter Vorbehalt wiedrrgcgebcnen) Fall mit, welcher darthun sollte, daß die Jnteresten deutscher ReickSangchöriger im Ausland« ungenügend vertreten seien. Es handelte sich, wie unseren Lesern erinnerlich sein wird, ui» die Schadensersatz-Ansprüche, welche Herr W. Riegel in Valparaiso, dessen Apotheke im chilenischen Bürgerkriege zerstört wurde, bei der chilenischen Regierung erhob. Die Angelegenheit wird von der „Rordd. AUgem. Zcitg." wie folgt klar gestellt: „Die fragliche Forderung ist mit den anderen deutschen Recla- Motionen im Juni vorige» JahreS von dem kaiserlichen Ge- sandle» bei der chilenische» Negierung mit allem Nachdruck geltend gemacht worden. Nachdem die letzter« ihre Haftbarkeit snr diesen Fall wie für alle bei ähnlichen Gelegenheiten verübte» Beschädi gungen des Eigenthum« fremder, i» Chile ansässiger LlaatS- angehäriger — »ordamerikamschcr wie europäischer — principiell bestritten hat, sind Verhandlungen mit Chile darüber im Gange, ob und unler welchen Formen r>» schiedsgerichtliches Verfahren zur Entscheidung dieser Sireilsrage einzutrcic» habe. Genau in dem selben Stadium befinden sich die analogen Rcclaiiiatlone» nicht nur der italienischen und spanischen, sonder» auch der englischen Negie rung, von denen die letztere Ersatzansprüche von mehr alS dem drei fache» Werihe wie die deutschen anhängig gemacht hat. Und die Nordamerika,tischen Reclainanicn sind nur insofern den europäischen einen Schritt voraus, ais zwilchen den Vereinigten Staaten und Chile ei» allgemeiner GegenseiiigkciiSverirag besteht, welcher alle Ersatzansprüche der Unierthancn de- eine» Staates an die Negierung des andern einem Schiedsgericht in näher vereinbarter Zusammen setzung überweist." — Wie verlautet, wird sich daS geplante ReichSscuchen- gcsctz auf alle gefährlichen ansteckenden Krankheiten beziehen und die zu ihrer Abwehr und Bekämpfung ersordcriichcn Vorschriften enthalten. Tahin gehören: >) die Regelung der Anzeigepflicht; 2) Abwehrmaßrcgcln gegen das Ausland, als Grcnzipcrrcii, Beschränkung des GrcnzvcrkchrS durch Eiv- suhrverbole, Ouaraniaine-Vorschristen; 3) Schutzmaßrcgeln im Jnlandc, als Bekanntmachung der Krankheit, Jsolirung der Kranken und TeSinscction, Ausfuhrbeschränkung, Verbot von Märkten, Versammlungen, Schulbesuch re., Beschränkung einzelner Gewerbebetriebe, sowie deS Verkehr» mit gewissen Nahrung«- und Genußmiiteln, Vorschriften über Beerdigung und Leichcii-Besördernng; 4» Regelung der EnischädigungS- pslickt sür das aus Anlaß der Scuckengesahr vernichtete oder beschädigte Privatcigenlhum; 5) Strafbestimmungen. * Pose», l l. Januar. Tie diesige Regierung erließ an siimmtliche KrriSschiilimpectoren vertrauliche Anfragen, ob der polnische Privat-Sprachunterrichl in seiner jetzige»
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