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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930116026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893011602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893011602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-16
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»V tz, tz« H«pi«rp»diüoa od« de» im Stadt« d,«rt «d den Borortra errichteten «u«- ^deüellei, »dtzeholt: vi»rtrliitzrlich^4.50> bei i»nm,tia«k täglich«! Zasiellnng in« LüO. Durch die Post bezogen für DenrschlaiiL und Oesterreich: viertel,Lhrlich g -. Direct» täglich» SrenzdanLseadung b«t TnStend: monatlich ^l Ä —. TieMoegen-Au-gab» erscheint täglich Uhr, die Adend-Antgade Wochentag« k» Uhr. Xr-arlioa an- Lrpe-itioa: )«tza»«e»Oaße 8. DieLrvedition ist Wochentag« ununterbrochea geöffnet von früh 8 bi« Abends 7 Uhr. Filialen: ttt, «e»« s Sortim. «Alsre» Hahn)» UniversitätSstraße 1, L»«t« Lösch«, Snthannmstr. 1«, vart. und KönigSplatz 7. Abend-Ausgabe. MMerIaMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AxzeigenHSreiA Die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reclome» unter dem Sirdactioatstrich (4g«. spallenj 50^, vor den Fainilieunachrichten (6 gespalten) 40^. tNrogere Schrisiea laut unserem Prei«- verzeichnib. Tabellarischer und Ziffeeasatz uach höherem Tarif. Ertra-Veilagrn (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeforderung ^ 60.—, mlt Postbesörderung ->t 70.—. Änualfmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morg» n-Ausgabe: Nachmittag« 4 Udr. Tonn- und Festtag« früh '/,N Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen ,e ein« Halde Stunde früher. Anzeigen sind stet« an di» Er»rtziti«N zu richten. Druck und Verlag von E. Polz ia Leipzig. Moutass den 10. Januar 1883. 87. Zal'M'ig. Politische Tagesscha«. * Leipzig. 16. Januar. Tie neue Partei, die gestern in Berlin m« Leben gerufen werden sollte, scheint kein Kind zu sein, da« die yerren Eltern mit stolzer Hoffnung erfüllt. Tie uns beute vorliegenden Berliner Blätter meiden von der Geburt dieses Kinde« noch gar nicht« und auck der Telegraph ist nicht in Bewegung gesetzt worden, um die Welt mit dem Ereigniß bekannt zu machen. Dafür läßt die leider einflußreichste alle Barlei gar Auffälliges und Wundersames von sich hören. Es wird nämlich die Rede bekannt, die am 8 diese- MonalS Herr l)r. Lieber im katbolischcn Casino i» RezenSburg als EentrumSredner gehalten hat. In dieser Rede dal Or. Lieber die Bekämpsung der Mitilairvorlage durch das Eentrum auch damit molivirt, daß die Monarchie in Tcutschland jetzt ungefähr dort angelangt sei, wo sie in Frankreich vor reichlich hnndert Jahren sich befand. Im Tnicke sieht zwar „Ludwig XIII.", aber dem Zusammenhänge nach kann nur LudwigXVl. gemeint sein. Man darf nun gespanul sein, welchen Widerhall diese Behauptung bei den Ullramontanen der Einzelstaatcn findet. In Regensburg hat sie anscheinend sebr gefallen und in der Bonner „Reichözeituna" de« preu ßischen LanvtagSabgeordneten Peter Hauplmann findet sic be geisterte Zustimmung. Es dürfte aber doch wobt in anderen Eiuzeistaalen noch Katholiken und selbst Ullramonlane geben, die eine andere Auffassung von der „Monarchie in Deutsch land" und von dem Zwecke der Militairvorlage haben. Am lehrreichsten ist jedoch die Rede de« Herrn Or. Lieber und ihr Widerhall in der Bonner „ReichSzeitung" für die preu ßische Regierung, die so eifrig bemüht ist, daS Eculrum zur Stütze der Monarchie zu machen. Die an dieser Stelle wiederholt zum Ausdruck gebrachte Erwartung, daß die Verhandlungen des ungarischen Abgeordnetenhauses einen ruhigen und objektiven Ver lauf nehmen dürsten, ist durch die Tbatsacheu bis jetzt nicht eulläuscht worden. Wenn auch die Berathungen de« HauscS mitunter sich etwas bewegt gestalten »nd wenn auch hüben und drüben einige Ausfälle unternommen wurden, welche nicht gebilligt werden konnten, so trägt der Verkehr der Parteien nichtsdestoweniger im Ganzen einen ruhigen und friedlichen Ebarakter und eine wirkliche Erregung tritt in den ReichStagSverhandlungcn nirgend« zu Tage. Man kann vielmehr die Wahrnehmung mache», daß die BerUbrungSpunctc zwischen der Regierung und der Nationalpartei sich von Tag zu Tag vermehren, so daß Diejenigen, deren Wünschen dies zuwidertäust, unanS- gesetzt neue Kragen aufzuwersen suche», lediglich zu dem Zwecke, da- friedliche Verhättniß der bezeichnete» Parteien zu stören. Man darf aber überzeugt sein, daß dies nicht gelingen wird. Die kirchcnpolitische Agitation in den unteren Schickten deö Klerus nimmt be dauerlicherweise immer größere Dimensionen an. sie erzielt aber durchaus nicht die von »br angeslrebtc» Wirkungen. Die Regierung wird sich in ihrer friedlichen, aus klaren und festen ^rundjätzeil ruhenden Action durch nicht- beirren lasse», und diese ruhige und entschlojsene Haltung imponirt nicht blo ter Regierungspartei, sondern auch der Opposition, welche sxb ja in dieser Frage an der Seite der Regierung engagirt bat. Dein Ministerpräsidenten !>r. Wckerlc ist cS in der jüngsten Zeit zu wiederholten Malen gelungen, auch in staatsrechtlichen Fragen den Beifall der Opposition zu ge Für die Ehre der Familie. Roman von Llarisja Lodde. «laLtruik »erbeten. (Fortsetzung.) Gänzlich von feiner Leidenschaft für Octavia von Hezencr erfüllt, war ibm die Begegnung mit dem Fremde», ker sich sür den Gatten seiner Mutter anSgegeben und behauptet hatte, die Letztere sei am Leben, völlig an« dem chedächlniß entschwunden. Jetzt trat sie ihm plötzlich mit erschreckender Deutlichkeit vor die Seele. Langsam, nack Worten suchend, erzählte er dem Cem- merzienrath den Borsall. „Nachdem ick den Menschen mit Verachtung von mir gewiesen, scheint er daS Spiel bei meinen Schwestern versucht zu haben; leider mit besserem Erfolge", fügte er buizu. „Und das erfahre ich erst jetzt!" schrie der Eommerzien- ratb „Wie konntest Du so leichtsinnig, so unverantwortlich handeln? Tu hättest den Menschen sesthaltcn müssen!" „Daß ich das nicht gethan, bedauere ich heute ebenso lebhaft wie Du." „An Deine Schwestern dachtest Du natürlich nickt", sagte ker Eommerzienratb vorwurfsvoll. ..Dir siel eS in Teinem Leichtsinn und Egoismus natürlich gar nickt ein, daß er bei ihnen da- frevle Unterfangen wiederholen und leichteres Spiel als bei Dir haben könne. O, das siebt Dir ähnlich!" Paul versuchte sich nicht zu vertbeidigen, er war sich seines Verschulden- zu srkr bewußt und starrte düster zu Boden. „Du hättest mich von dem Borfall in Kenntniß setzen müffen", fuhr der Eommerzienratb fort. „Hätte ich gewußt, daß jener Elende noch lebt, Laß er wieder »n Lande ist und seine Netze nach den Kindern auswirft, wie ehemals — nach Eurer Mutter —" Paul machte eine heftige Bewegung. „Nach meiner Mutier?" — rief er. „Der Mensch batte also nicht ge logen. Seine Angaben beruhten auf Wahrheit?" „Sie könnten auf Wahrheit beruhen", entgegneie der Eommerzienratb gepreßt „Sie könnten?" rief Paul. „ES zieht also «inen zweiten Gatten meiner Mutter oder bat eine» solchen gegeben?" Der Eommerzienratb senkte die Stirn. „Meine Mutter ist nicht gestorben, wie Tu un« Kinder glauben «achtest?" Winnen, oder doch wenigstens sie zu beruhigen, obne daß er sich von der bestehenden staatsrechtliche» Grundlage Ungarns auch nur im geringsten Maße entfernt hätte. Selbst verständlich hat er tieS auch nicht bezüglich der Armecfragc etban. Wenn Graf Apponyi die ans diesem Gebiete estchendcn Schwierigkeiten begreift und die von ibm bezüg lich der geplanten Reformen übernommenen Engagements ernst nimmt, so kann er seine Mitwirkung in dieser Rich tung nickt verweigern. Wenigstens fordert dies von ihm die öffentliche Meinung im Intereffe de- Landes. Die Angrisfo gegen das französische Staats- ober da up r werden von Tag zu Tag heftiger, vielleicht weil Earnot selbst keine eigene Partei hinter fick bat uud die Ankänger der bisher gestürzten Persönlichkeiten aus übler Laune, Rachsucht oder aus anderen Gründen sich a» diesem Feldzüge zu bckheiligen beginne» Die von den republikanischen Gruppen des Senats dem Ministerpräsidenten gcmachlen Borstellungen sind bezeichnend sür die Besorgnisse, init welchen man in weilen Kreisen diese Bewegung betrachtet. Reben der bedeutungslosen Tbatsackc, daß Earnot's Name neben dem des damaligen ArbcitsministerS Baihaut aus der Vorlage für die LooSanlcibe gestanden bat, was doch schließlich nur eine bloße Formalität bedeutete, wirft man haupt sächlich dem Präsidenten vor, er babe von dem Panamascandal längst gewußt, die Namen aller Bestochene», sowie da« Treiben der Minister gekannt, die ihre Geheimfonds aus der Panama- casse speisten, und er habe dieses Unwesen ohne Einspruch ge duldet. Der beincrken-wertheste Preßangrisf, der bisber in dieser Sache gemacht wurde, ist der Artikel de» EbefredacteurS des „Figaro", der Earnot kurzweg anffordert, seinen Platz zu räumen, so lange er noch einen guten Abgang baten könne. Man würde einen solchen Entschluß als großmütbigen und geschickten Zug beisälligst begrüßen, einen neuen Präsidenten, vielleicht einen General wäblen, und dieser würde zur Aus lösung der Kammer schreiten, so daß im Frühjahr die Republik uach Ausscheidung der faule» Elcmcnle wieder gesund und kräftig zur Bekämpfung ihrer Gegner bereitstände. Der „Gaulois" mochte seinerseits lieber die Wahlen unter dem bcutigcii Präsidenten vollzogen sehen, weil dieser weniger Einfluß anfbictcii könnte cils ei» frischer Nachfolger. Ter Artikel de« „Figaro" macht uni so mehr Aussehen, als die aufregendste» Vorfälle der letzten Zeit regelmäßig von diesem Blatt sozusagen eingeleilet wurden. Mehrere Pariser Morgcn- blätter verschiedener Parteirichtungen beschäftigen sich mit diesen Angriffen aus den Präsidenten Earnot. Die Angriffe seien zuin Tbeil durch Earnot selbst verschuldet, da er durch eine persönliche Politik sowie durch aclive Tbcilnabnie an der Beseitigung gewisser Minister und an der Neubildung der Eabinele sich der durch die Verfassung ihm gebotene» Deckung euläußert bade. Die „Lanterne", welche angeblich zu Floquet Beziehungen unterhält, fordert den Rücktritt Earnot's. Letzterer sei zwar gewiß nickt der Eorruplivn vcr dächtig, aber seine Unterschrift siebe aus einem von seinem ehemaligen College» erkaufte» Gesetzentwürfe. Ter GauloiS" bebauptet, der Minister des Innern hätte an Provinzhlätter gerichtete Telegramme, welche Angriffe auf Earnot reprotucirlen, inbibirt. — Weiter wird gemeldet, daß die Untersuchung gegen Balbant beendet ist, da er angesichts der im Eomploir t'ESeompte gefundenen Doeumcnte geständig ist. Gleich nack dem jetzigen Proccß kommt Bai Kants Sache vor daS Schwurgericht, da die jetzt angeklagten Atniinistratorcn gegen ibn als Zeuge» vernommen werden. — Der „Figaro" versichert, „Paul, höre mich an —" „Nur ein Wort fürs erste, starb meine Mutter damals — ja oder nein?" „Nein!" antworiete der Eommerzienratb dumpf. „Du hast uns also ein Märchen aufgcl'nnden", fuhr Paul mil bitterem Lachen fort. „Ich war im Neckte, wenn ick als Knabe »ach meiner Mutter ries und nicht daran glauben wollte, daß sic nickt mehr lebe, und Du im Unrecht, wenn Tn mir das Alles raub verwiesest und mir gebotest, den Namen der Mutier nicht zu nennen, um den harmlosen Frieden der kleinen Schwester nicht zu störe»." „Um ihretwillen geschah Alles." „Und waS hast Du damit erreicht? Da« Gegentbcil. ES ergeht Dir genau wie in der griechischen Sage, wo man, um de» Spruch des FatumS zu nickte zu mache», gerade Da» tbat, waS seine Ersüllnng hcrbeiführc» mußte Hätte ich die Wahrheit gekannt, ich würde jene» Mann nicht so kurz ab gefertigt, ich würde Dich von der Begegnung unterrichtet haben. Mußte ich ibn denn aber nickt für einen Lügner und Betrüger halten? Wahrlich, wenn hier Jemand die Schuld trifft, so bin nicht ich cS." „Halt ein!" rief der Eommerzienratb. „WaS ich that, geschah eingedenk eines Versprechens, Laö ich Deinem Vater gegeben hatte." „Mein Vater war krank und verbittert; obwohl noch ei» Ktiabc, erinnere ich mich seines letzten Lebensjahres sehr wohl; die Maßregel mochte gut sein, so lange wir Kinder waren, als erwachsene Mensche» halten wir ein Reckt, die Wahrheit zu wissen Du hast cS uns verkürzt, unsägliches Unheil ist daran« cillstante»; jetzt nehme ich es in Antpruch." „Du sollst Alles erfahren, cs wird sich jetzt nichts mehr verschweige» lassen", antwortete init einem liefen Seufzer der Eommerzienratb, „aber sei barmherzig und erspare mir eine Wiederholung de« traurigen Geständnisses. Ick» muß e« jetzt dem Polizei - Präsidenten oblegen, die Nachforschungen müffen sich »ach der von Dir angegebenen Richtung wenden. Begleite mich, Deine Mitlheilungen sind von der höchsten Wichtigkeit." Paul Woldcn erschrak bei diesen Worten Die mit Octavia von Hegener getroffene Verabredung war während teS Auftrittes mit dem Eommerzienratb zwar nicht au« seinem Getächlniß geschwunden, aber dock» in den Hinter grund getreten; jetzt erfaßte ibn der Gedanke niit voller Gewalt wieder. Er batte fick Octavia angelcbt, nickt eine Stunde durfte er sie vergeblich warten lasse» — aber er liebte auch seine Schwestern, ihr Schicksal ging ibm aufrichtig nahe. Wie konnte er Berlin verlassen, während man in daß die Namen derjenigen Depulirten und Senatoren, bezüglich welcher ei» gerichtliches Beweismittel zu ihrer Verfolgung nicht vorliegl, bi« morgen bekannt gemacht werden sollen. — Die sranzösische Regierung bat übrigens zu ciner Maßregel gegriffen, womit sic vielleicht glaubt, aus die chauvinistischen Gemütbcr einigen Eindruck bcrvorbringen zu können. Man nieltel von deute au« Pari-, obne irgend welche» Grund dafür anzugeben, daß die Eorrespondenten niedrerer deutschen Blätter »»d auch eine- italienischen Blattes einen Aus weisungSbesebl zugestellt erdieltcn. DaS Eomitö teS Vereins der ausländischen Presse wird morgen zusammen- trelen, »m über die in Folge teS AnSwcisuiigSbefcbls der sranzösische» Regierung beantragte Streichung der Namen einiger seiner Mitglieder zu beratben. Man wird nähere Mittbeilungc» abwartcn müssen, cbe man über dieses immerhin auffallende Vorgehen der französischen Behörden bestimmt zu urlhcilcn vermag. ES unterliegt keinem Zweifel mehr, daß Charles de Frey- einet nicht mehr daran renken tann, taö Portefeuille deö Krieges, welches il»u durch die Demission des sranzösische» EabiiiclS vom lu. Januar verloren gegangen ist, je wieder n übernehmen. Am ll. April t888 trat Freyeinet als 'Nack olgcr des Generals Lvgerol in das Ministerini» Floquet alö KriegSmiiiisler ein; er ist also nahezu fünf Jahre aus diesem Posten verbliebe». Nack dem iin Februar 188'.) erfolgten Rücktritt von Floquct trat Frcyciucl in taö »cnc Eabincl Tirard über. Vom l7. März l8!>0 bis 18. Februar >862 war Frcyciucl unter Belbetialiung des Kriegsporleseuillcs selber EabinetSchcf, verblieb dann weiterhin in den einander folgenden Eabinelcii Loubet und Ribol. Man kann Frcyeinct mit Recht als den Kriegsministcr deö dem acsau, mten französischen Volke iniiewohiiden Revanchcgedankens bezeichnen, nicht des aus der Zunge, sondern des im Herzen getragenen, denn niemals bat er sich in den fünf Jahren zu einem politischen Erguß von größerer Tragweite binreigen lassen. Gleickwodl aber spricht dafür die Energie und selbst Rücksichtslosigkeit, mit der er dem Ziele iiackgestrebt bat. Für uns kann der Rücktritt und die wahr scheinliche Rückkehr zur Unstctigkeit in der Besetzung des wich tigen Posten« nur von Vortheil sein. Inwieweit mit ker äußer lichen Fortbildung das innere Leben und der Geist >» der Armee :>ntcr dem bürgerlichen Kriegsminister Schritt gebalten baden, vermögen wir nickt genügend zu beurtbeileii. Die in Deutschland viel gelesene Mililair-Zeitschrifl „Avcnir militairc" stand nicht ans Frcyeinet'S Seile und bat oft betont, das; sein Wirken gerade diesen Elementen nachtheilig gewesen ist, daß er sich nainentlich in allen Fallen, wo militairische und bürgerliche Factoren in Widerstreit geriethen, auf Seilen der letzteren ge stellt habe; ja die Zeitschrift wollte öfters conslatiren, daß der parlamentarische Einfluß in Pcrsonalsragcn des Heeres über Gebühr zur Geltung gekommen ist. Sc, rem, wie ibm wolle, jedenfalls ist cS ein tragisches Geschick, das ihn von seiner Ausgabe gerade in dem Augenblick abrust, wo er zu der Krönung de« von ibm gebauten Gebäudes schreiten wollte. In England bat der dem liberalen Eabinet alö Mit glicd aiigebvrciide Gcncralstaatsanwalt SirEbarle« Russell den Schleier über die Home-Rule-B i ll unk die gegenwärtige Lage der liberalen Partei ein wenig gelüstet. In einer »i Cambridge gebaltcneii Rete betonte er, nach dein Wunsche der Wähler sei unzweifelhaft, daß die Beibehaltung der irischen Mitglieder in Weftininstcr gewünscht werde, zugleich Angst und Sorge »in sic war? WaS sollten seine Angehörigen, was sollte die Welt davon denke»? Indes;, eS war ja jetzt erst Vormittag; er branckle erst am späte» Abend oder am nächsten Morgen abzureise», bis dabin konnte noch viel geschehe». Paul Wolden'« Leichtsinn gewann schnell wieder die Oberhand. Er erklärte sich bereit, mit dem Evmmcrzicilralh nach dcni Polizei Präsidium zu fahren. Der Polizei Präsident horte die Mittbeilniigcn des lies erschütterten Mannes theilnebmend »in. Er begriff sogleich, daß hier, wo cS sich um einen so geachteten Name», uni die ß-'nze Zukunft zweier unerfahrener junger Mädchen handelte, die grösste Vorsicht und TiScrelion geboten sei und versprach i» diesem Sinne vorzugehe». Mittag war bereit« vorüber, als der Eomiiicrzienratb mit Paul in sein Hau« zurückkebrtc. Hier fand er seine Frau mit Tante Homberg, Becker, dein Baron Sperner und Adele in höchster Ausregung seiner harrend. „Eine Karte von ElSbetb", rief ihm die Eommerzien- rälhi» schon bei seinem Eintritt entgegen, „Gott sei Dank, sie leben —" Ter Eommerzieiirath starrte auf die ihm gereichte Karte bin, ihm tanzten die Buchstaben vor den Augen; dann blickte er nach Adele, die mit einer raschen herzlichen Be ivcgnng ihm die Hand reichte: „Auch Du ahnst, Onkel, wo die Schwestern sind —" „Ich abne e- nicht nur, sondern meine, eS sicher zu wisse»", entgegneie er. „Doch meine Kraft ist zu Ende, laßt Euch von Paul erzählen! — Ist an Arnold schon tele grapbirt?" fuhr er, sich zu Becker wendend, fort. „Gleich am Morgen", antwortete dieser, „ich denke, er muß bald hier sein —" „Vielleicht", sagte der Eoinmerzienrath mit müder Stimme, „wäre cs unter diesen Umständen besser gewesen, ibn völlig der Sache fern zu halten. Doch einmal Geschehene« ist nicht mehr zu ändern." Damit wandte er sich der Thür zu, seine Frau wollte ihn begleiten, er wintle ihr aber fast heftig, zurückzublciben. „Las; mich, Sophie, ick kann — kick» kann nichts weiter ertragen!" und gehorsam wie inimer fügte sic sich seinem Beseht. „Sprich, Paul, sprich," bestürmten die Zurückbleibenden den Maler; cbe dieser aber eine Erklärung z» geben ver mochte. flog die Thür von Neuem auf und Arnold stand in derselben. Er sab todtenbleich aus. Sein Blick flog von einem der Anwesenden zum andern und seine Lippen bebten, als er sprach: „Man hat mich gerufen, was ist mit ElSbrth?" ater müßten, indem ma» Eouccsnoneii von Seif Government an die Schwcsieriiiscl mache, die Rechte der Minoritäten ge sichert werten. Nach der ersten Lesung der Bill werde daS Volk sicherlich Zeit zu ihrem crusicn Studium zu haben wünschen, und diese Zwischenzeit werte die Regierung be nutzen, wickuge heimische Reformen durchzusetzen. Tara»- liest die „TinicS" in ihrer Morgennuminer den Wunsch de« Eabinet« bcrauS, die kritische Abstimmung über die Honie- Rule-Bill möglichst binauszuschieben Deutsches Reich. 0. kk Berlin, l.V Januar. Jetzt, da der Streik der Bergleute so gut wie erloschen ist, wimmelt die social- tcmokratisck'c Presse förmlich von Aufrufen zu Gunsten der Streikenden. Es liegt dann eine gewisse Meibode; man will den Streikenden sagen töiincn, dass die Soeialtcmokraiie Alles, was überhaupt möglich war, für sie getban babe. — Am Mittwoch werten nun die aiigeknndigtr» NolbstandS Vcrsam»ilungcii derSocialtcinokraten flattsinden; von der aiifangs bcabsichliglcn Zabt isl ma» jedoch abgekommen und bat sich auf i besckuäntt. l Vcrsauiintuiigen an einem Vormittoge zu sülle», dürfte ja bei ciner Arbeilerbevötkerniig von mehreren Hnndcrliausentcn nicht zu schwer sein; wäre» aber, wie die Eoeialbemokraten behaupten, 10i>"M» Arbeitslose in Berlin, so hätte ma» ganz bequem 2» Versaniinlungcii einberusen können: Referenten und Vcrsa»»nl»»gslocale waren ja genug vorhanden. — Berlin erhob bekanntlich iin ablausenken Etats jahre 7» Proccnt Eomi» »malst euer zu sch lag. Wenn nun hier und dort behauptet wird, i» dem koiiimciitcii Etats jabr würden ko» oder gar ll» Proccnt erhoben werten inüsscn, so ist diese Nachricht versinkt BiS zum 2». Januar müssen die Struerdeclaialioiien erfolgen und erst ll—4 Wocken später erfährt der Magistrat die declaririe Summe; . erst dann kann die Frage des EoinniniialstcuerzuschlagcS er örtert nnd gelöst werden. Mit 7» Proccnt freilich wird man nicht mehr anSkomnicii können, die Anforderungen an die Eoiiimuiic sind erheblich gewachsen und andererseits dürsten die diesjährigen Declarationen schwerlich die Höbe der vor jährigen erreichen, da viele Geschäfte vollständig darnieder liegen und gar manche Fabriken mit Unlerbilan; gearbeitet babe». Wen» auch zahlreiche Abstriche am Etat gemacht werden sollte», so dürfte die Berliner Bürgerschaft sich doch wobt auf 8»—0» Proccnt Eommunalsteuerzuschlag gefaßt machen. Berlin, >5». Januar. Die Verwaltung unserer Eolonicii bat schon zu vielen Benierkuugcn Anlaß gegeben, woran auch die neueste OrtciisauSzeichiiuiig des Legalionsralbs Käufer »icktS ändern wirk. In der „Deutschen Evlonial- zcilung" bespricht I»r. Hindorf den „Eoloiiialdiensl bei uiiö und anderwärts" und kommt dabei zu dem Schluffe, dass wir sür die Schulung und Ausbildung eines wirklichen ständigen Eolonialdcamtciubnmü besorgt sein müffen. Er führt u. A. an«: „Lchciiibiir in vortrefflicher Weise löst unsere Regierung diese Schwierigkeiten bei vicien »» ihrem Dienste siedende» Beannen und Miliiairversviikn, indem sic dieselben sür kurze Zeit, gewöhnlich zwei oder höchstens drei Jahre, durch Beurlaubung, Abcoinmandirung oder aus ähnliche Weise von ihrem Diensiverhallnist in Teulich- land zwecks Uehertrili in de» Oolviiialdienst enthindet und ihnen nack, ihrer Rucklehc den Wiedereintritt in den .Heimathc- dlenst gestatte!. Ader gerade in dieser Einrichtung fleckt der Lern des Uebels, an den, u»ier Reichs - i»olo»iald1e»st krankt; denn ans diese Weise werden wir in demselben „Beruhigen Sie sich, lieber Arnold", suchte die inimer gütige, sür ibre Ncben»ie»sck»c» besorgte Eomnierzienrätbin, obwohl selbst vielleicht am schwersten leidend, de» Erregten zu «röste», „wir sind »icktt mehr hoffnungslos und haben der Vermißten Spur bereits gefunden " „Der Vermißten?" stieß Arnold nun erbleichend bcrvor. „Elsbcib vermißt? Aber, wie isl daS möglich? Ick» glaubte »ach dem mir übersandte» Telegramm: ElSbetk in Gefabr, sofort Herkommen. — dieselbe sei plötzlich erkrankt. Nun muß ick wobt noch Schlimmeres kören —" „Nickt« Schlimmeres, dem Himmel sei Dank," nahm nun Adele das Wort — „Ganz außergewöhnliche Grünte babe» ElSbetk und Margot zu so anßergcwöbnlichcin Schritte verleitet." Sie warf ibrcm Gallen einen bezeichnenden Blick zu nid ergriff dann der Eoinnierzicniätbin Arni, sic »ack dem an- stoßenten Zimmer geleitend. „Komm, liebe Tante", sagte sie freundlich, „lassen wir jetzt die Herren allein beratben, Tir tbut Rübe nolb — uns Allen! .Folgen wir dem Beispiele vo» Tante Homberg, die schon, gleich dem Onkel, sich zurückgezogen bat, um von den Erregungen des Tages fick zu erboten" Arnold schaute den Tavongebendcii mit finsterer Miene nach: „Wollen Sir mir eine Erklärung aller der Rätbsel geben, Herr Baron?" wandte er sich an Adcten» Gatte» Baron Sperner soigtc bereitwillig der Anfforderung und berichtete so kurz wie möglich von den Verbällnissen. die den Eonimcrzienrath veranlasst batte», die Kinder Wolden'S in dein Gedanken zu erkalten, ibre Mutier sei gestorben Aus Arnold » Stirn saiiimcllcn sich immer dunklere Wolken, er biß die Lippen ans einander, und immer unrnbigcr wurde die Bewegung der Hand, mil der er an seinem Schnurr bart drehte. „Sir wußten um diese Verhältnisse?" fragte er kurz. „Adele, die durch Znsall die einzige Mitwisserin dieser Faniilientragödic geworden, bat sie mir mit Zustimmung ihre- Vormundes bei unserer Verlobung niitgetbeilt —" „Und warum ersabrr ich das erst jetzt?" „Weil Eommerzieiirath Rösike durch ein heilige- Ver sprechen. da« er meinem verstorbenen Schwiegervater ge- g.bcii. sich getunten fühlte," erwiderte ibm Sperner. „Trotzdem —" „Ibre Braut heißt nickt Wolden, sondern Rösicke," fuhr der Baron fort. „Und hieße sic selbst Wolden," siel Becker mit großer Wärme ein „WaS kümmert un« eine Vergangenheit, die längst abgeschlossen liegt?" .Fortsetzung folgt.)
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