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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930119014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893011901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893011901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-19
- Monat1893-01
- Jahr1893
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IprrtD I» d« Houptexpedtlto» oder de» im Stadt« b«irk and de» Vororten errichteten Au«- aabestellen abgeholt: vierteljährlich ^»4chO, bei zweimaliger täglicher Anstellung in» Laut » 5.50. Durch di» Post bezogen für Deutichlaud und Oesterreich: viertel,ährlich ^ 6.—. Direct» tägliche Kreuzdandseuduug in» Ausland: monatlich ^4 9.—. TieMorgen-AuSgabe erscheint täglich '/,7 IIhr, di« Abead-Au-gabe Wochentag» b Uhr. Le-lutiou an- Expedition: Johannes,aff« 8. LieErpeditiou ist Wochentag» ununterbroche» geöffuet von früh 8 bl» Abend» 7 Uhr. Filialen: ktt» klemm» Sortim. tSlfrcd Hahn)» Morgen-Ausgabe. <MM. TllMalt Anzeiger. »«zerge«»vrer» Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclamen unter dem Rcdaction-strich (»ge spalten) 50^j, vor den Familiruiiachrichlea (L gespalten) 40 »j. Größere Echrislen laut unserem Preis- verzeichaiß. Tabellarischer und Zifferajatz nach l-öderein Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PoslbefÜrderung 60.—, mit Postbesörderuag 70.—. ÄnnallMkschluß für Änzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh ' ,0 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eine Halde Stunde srührr. Aiizrtgcn sind stet» an die Expedition zu richten. Lo»i« Lösche, Kathariaenstr. 14, pari, und König-Platz 7. Lignit für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. —, , Druck und Verlag von E. Polz ia Leipzig. ^33. Donnerstag den 19. Januar 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannliimchullg. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 9. bi- 1b. Januar 1893 im Argandbrenner bei lüO Litern stündlichem Consum das 18.8 fache der Leuchtkraft der deutschen Rcrmalkcrze von bO Millimeter Flammenhöhe. Da» specifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,44 l. Leipzig, am 17. Januar 1893. Tr» Math» Tepiitatio» zu den «aSanstaltc». Iluh- und Lreiiiil,ol;-^uction. TonnerStag, den 26. Januar d. I., solle» von Vormittags 8 Uhr an im lkonnewitzer Forstreviere. Abth. 17», dem sogenauuten Etrrttholze ca. 3 Rmtr. Eichcli-Nntzschcite I. Claffe, Eichrn-Rutuchette II. Elaffe, Eichen- > Erlen- ! öffenllich auShängendcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verlaust werden. Zusammenkunft: Aus dem Holzschlage hinter dem Pflanz- garlrn im Streilholze bei Connewitz. Leipzig, am 16. Januar 1893. TeS Raths Forstdepntatton. unter den 15 ISO 1 8 4 int Termine Ulltzlich-Äuctilm. Freitag» den 27. Januar V. Js., sollen von Vormittags Adih. 17 a des ca. 89 Eichen- Klötze von 20—120 < m Miltcnsl. u. 2— 9 m Länge, - 14 Weißbuchen- - - 26- 42 - - - 3— 4 - - » 6 Ahorn- » . 20— 31 . » » 2- 7 > 43 Eschen- « . 17 . 4 » - - 24 Rüstern- - » LO- 59 - - . 4—13ch » - » 21 Erlen- - . 18— 31 - »4-7 » 2 Kastanien» - » 23— 25 » » 3— 5 - 1 Kiefern- Klotz » 20 » * » 5 » « » 1 Fichten» » » 18 » - » 10 - » » 1 Asvea» » . 22 - » » 6 B - - 1 Apfelbaum- » « SO » . L,5 » - - 11 Elch««-, L8 Eschen», 4 Rüstern- und 3 Ahorn-Echirrhölzer. ferner 13 Kichten-Rüstftangetl und 65 -tchten-Ltangr» VI.. VII. und VIN. Elaste, unter den tm Termine öffentlich auShängendcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusainuirukunst: auf dem Holzschlage hiatcr dem Pflanz- garrrn im Ttrettholze bei Connewitz. Leipzig, am 16. Januar 1893. TeS Raths Aorftdeputatton. Lekannlmachung. Bon dem Unterzeichneten Brmenamle sollen Freitag, den 26. Januar 18S8, vormittag» von tz Uhr an im hiesigen Ltadthause verschieden« Gegenstände, atS: Möbel. Betten, Wäsche, Kleidungsstücke» Küchen- und WirthschastS-Geräthe u. A. «. öffentlich versteigert werden. Leipzig, de» 18. Januar 18S3. Tas Armenamt. 135. Hentschest HauS- Artu». Ltädtische Gewerbeschule. Anmeldungen zur Ausnahme für Ostern werden bi« Ende Februar in dc» Stunden Vormittags lO—12 Uhr und Nachmittag» 4-6 Uhr im Schulgebäude, Wächtcrstraße 13, eiilgegengenommen. Daselbst rrtheilt auch der ergebenst Unterzeichnete nähere Au», kunft über die Bedingungen zur Aufnahme ,c. ln den Tagksknrsus oder in die Altthetlnngcn de» Abendkursus. Leipzig, de» 18. Januar 1893. Der Direktor: Architekt P. Schuster. ist in Halle a/S. und wahrscheinlich der wie folgt nach au»wärls Am 16. November 1892 beschriebene Hund gestohleu verkauft. Bernhardiner, Grösse etwa 70 bis 75 cm hoch (Hund), schwarz, langhaarig, weihe Brust, a» den Zehe» der Vordersüße sind die Haare weist, ebenso an zwei Zehen eines Hintersustes, lange Ohren, dicker Kops und Hals, die Oberlippe hängt über die Unterlippe, an der Spitze des Schwanzes befinden sich etwa 15—20 weiste Haare Vor Ankauf wird gewarnt und Ermittelung und Anzeige zu den Acten ä. V. «. 362/92 ersucht. Hall« a/S., den 17. Januar 1893. Ter Erst: Staatsanwalt. Concursversahren. Das Loncursversahren über da« vermögen der veno. Schuh- sabrikant Sack. Louise »eb. Feierabend, z» Weiszensel» wird, nachdem der in dem Vergleichstermin» vom 7. Oktober >892 an genommene Zwang-vergletch durch rechiskrästigen Beschluß vom 7. Lctober 1892 bestätigt ist, hierdurch ausgchoben. Wrißrosei», den 10. Januar 1893. königliche« Amtsgericht. Abtheilung l. Deutsche Erziehung. N. Unter dem Titel „Deutsche Erziehung" veröffentlicht der an der technischen Hochschule in Dresden wirkende be kannte Philosoph und Pädagog Pros. De. Fritz Sckultzc, im Verlag von Ernst Günther in Leipzig, rin Lehrbuch der Erziehung, für da» deutsche Volk bestimmt, da» alle wichtigen Fragen über die Erziehung der Kinder von tcn ersten Lebensjahren an bi» zur Vollendung kr» Ebarakler» de bandelt, da« vom wissenschaftlichen und praktischen Stand vuncte die Aufgaben der Erziehung gründlich erörtert, in klarer Form zur Darstellung dringt und neue Gesichtspunkte und Ziele bierin ausstellt. Es sei un« deSbalb erlaubt, aus einige Hauptgedanken dieser wertbvollen Schrift hinzuwcisen. Im ersten Capitel bespricht der Verfasser da» Hauptziel aller erzieherischen Tbätigkeiten und gelangt nach Darstellung und Preisung der bisherige» Standpunctr zu dem Resultate, daß da« Ziel der Erziehung die Bildung de» sittlichen Charakter« sein muß. Ilm de« Menschlichen in ibm sollen wir unsere Kinder erziehen, da« Menschliche zuerst und vor »llem solle« vi, i, seiner Bildung berücksichtigen; dazu müssen wir seiner Individualität gestatten, sich frei und kräftig In all' > idren Fädigkeiten zu entfalten j dazu müssen wir alle eng herzigen Schranken der Sonderinteressen iiiederrcißen, die sich einer solchen freien individuellen Entfaltung feindselig in den Weg stellen. Diese pädagogische Richtung ist der Stantpnncl der humane» oder der HumanilälSerzichung. Dieses Ideal der Persönlichkeit ist aber nur da erreicht, wo alle intellektuellen Fähigkeiten in ihrer reichsten Entfaltung sich dem sittlichen Charakter untergeordnet baden und dieser die Herrschaft über sic ausüdl. Dieses Ideal der Persönlichkeit wird in seiner absoluten Vollendung von keinem Mensche» erreicht, cs ist und dlcidl eben ein — Ideal; aber es muß der Sporn sei», der uns immcrsort antrcibt, unsere Kinder wie uns selbst zu vervollkommne». Aus diesem Ziele folgt, daß Gmnnasicn, Real- und Volksschulen »icmalS Fach, sondern stets ErziehungSschutcn und ihr Unterricht stets erziehender oder ErziehungSunlcrricht sein muß. Im zweiten Capitel spricht der Verfasser von der Bedeutung und Pflege der Individualität deö Zöglings. Wir heben bicrauö hervor, was cr über die Schularten und über die Einancipation der Frauen sagt: Gegenüber dem Gesetze von der Fflege der Individualität fällt selbstverständlich eine Forderung zu Boden, die heute vielfach gedankenlos erhoben wird, die Forderung einer einzigen Schulart für alle. Alle Menschen sind gleich, alle Kinder müssen deshalb in der gleichen Weise, in deeselden Schule unterrichtet und gebildet werden — daS klingt so gerecht und ist doch in Wahrheit un möglich und der Gipset deö Unsinns. Wenn alle Eultur aus Theilung der Arbeit beruht, der Eine aber mehr für diese, der Andere mehr sür jene Tbäligkeit geschickt ist, so muß eö ohne Zweifel verschiedene Berufvsländc geben. Die Vertreter dieser verschiedenen Berufsarte» müsscn offenbar auch ver schieden gebildet werden. Wohl aber müsscn wir fordern, daß alle Schularten einheitlich untereinander insofern ver bunden sind, als in ihnen allen ei» und derselbe erzieherische Geist waltet, als sie alle ihre Schüler mit einer und derselben Gesinnung erfüllen. Weiter kommt der Verfasser auch aus die Reform des weiblichen Unterrichts zu sprechen. Nach ausführlicher Er örlerung der Frauensrage sagt er: Wir sind zu dem ver nünftig denkende Männer und Frauen gewiß gleichmäßig befriedigenden Ergebnisse gelangt, daß die Losung der großen Eullirraufgaden nur der gcmeiusamrn, aber verschiedenen Arbeit beider von Natur zu Verschiedenem brsiimmb.m, aber gleichwertbige» Geschlechter gelingt. Unter diesem Gesichts puncte allein läßt sich auch daS sogenannte EmancipalionS 'trcbcn der Frauen sachgemäß und bündig dcurlheilcu. Iccc Emancipakio» ist falsch, die die von der Natur gesetzten Grenze» de- GeschlechtöunierschiedcS verrückt und aus dem Weide einen unnatürlichen Mann machen will. Dabei aber will der Verfasser der Bildung der Mädchen einen weilen Spielraum gestalten und zeigt neue Bahnen sür ihren Bildungsgang, indem er die Unterrichtsfächer sür Mädchen i» vier Hauptgruppen gliedert und hierin einer Reform des Unterricht» in höheren Töchterschulen den rechten Weg vor zeichnet. Im Capitel über die Individualität betont der Ver fasscr, daß nicht bloS der einzelne Mensch, sondern auch jedes Volk seine besondere Individualität bat. Volks Individualität ist Nationalität. Eigcnlhümlich ist der Geist de» deutschen, eigenst,ümlich der Geist de-französischen Voltes. Jede Erziehung muß daher volksindividuell verfahren. Ur national sei jede Erziehung und jeder Unterricht. Ein Kind unseres Volke« im Geist eines fremden Volkes erziehen, beißt, c- aus unserem Volke au»stoßcn. Es giebt keine größere Sünde gegen den Eigelistami». Deutsche Kinder sollen deutsch erzogen werden. Und im Weiteren werden diese Gedanken im Einzelnen auSgesübrt. Nach den Capitcln über die angeborenen Anlagen des Zögling- mid die e,wordenen Vorstellungen folgen dann die Grundsätze über die eigentliche Behandlung der Kinder, über die leibliche »nd geistige Pflege, die Bestrafung der Kinder und die erzieherischen Strafmittel im Einzelnen. Mit großem Freimntdc spricht der Verfasser hierbei gegen die Ukberdürrnng unserer Kinder in Schule und HauS; er weist auf die Nach tbeilc hi», die eine solche Uebcranstrcngung für Körper und Geist mit sich dringt, und sagt mit Recht: der Grund der Ueberdürduiig unserer Kinder mit geistiger Arbeit liegt aber gar nicht allein in den gesteigerten Anforderungen unserer Eultur und in dem heißer gewordenen Kampfe u»iS Dasein sondern vor Allem in unserem ganz falschen Schulsystem Unsere Schulen sind mebr Fach- als ErziehungSschulc», ihre Lehrer mebr Fachspecialistcn als Pädagogen. Eingehend behandelt der Verfasser die GemlltbS- »nd Charakterbildung und versteht unter letzterer die besondere pädagogische Kunst, welche mit Ein- und Absicht die Umstände schafft und die Veranlassungen derbeiführt, unter denen der Zögling Gelegenheit sinder, sich in sittlichen Handlungen praktisch ru üben und sich zu einem voll bewußten, uuerschütlcrlichcn sittlichen Charakter zu entwickeln. Aber dem Edaraktcr das Gcmüth hiinufügcn, heißt erst den Menschen vollenden. Unter Gcmürh versieben wir die Fähigkeit, sein eigne» Ich und seine selbstsüchtigen Interessen zurücklrclen zu lasten, sich in die Lage Anderer und in ihre Bestrebungen hineinvcrsenke» und an idren Freuden und Leiten innig tbeilnchincn zu können. Tic erste Bedingung zu einem ersprießlichen Wachsihum des Charakters und GcmütheS im Kinde ist. das in dem Kreise in dem e» lebt, also vor Allem in der Familie und im Hause Friede und Freude herrsche. Die» aber wohnt nur in dem Hause, in welchem zugleich eine echte sittliche Lebenslust webt Dazu muß die Entwickelung teS Gemeinschaftsgefühl» kommen als daS beste Gegenmittel, um die Selbstsucht zu ersticken Ter Geist der Gemeinnützigkkit, Llpferwilligkeit, Barmherzig keit und Menschenliebe muß dem Kinde unverlierbar ei» geimpft werden. Herrschte dieser Geist in allen Häusern, hätte man von jeher in allen Familien die Kinder in diesem Sinne erzogen, so gäbe es keinen Classcnbaß zwischen Reichen und Armen, so wäre die sociale Frage nie entstanden, weil sie jeden Tag praktisch von Allen an Allen gelöst würde I»> Gemeinschaftsgefühl wurzeln die höchsten Tugenden. Weiter muß das Kind zu einer sich allmälig erweiternden, verant wörtlichen Thätigkeit angcbalten und von dösen Begierden Leidenschaften und Pbantasirvrrderbniß adgehallen werden Di« unbewußte Gewöhnung dir Kinder an daS Gute »nd Sck'öne ist der erste treffliche und nvlbwendige Anfang der Cdarakterdildnng. aber erst der Erwerb klarster Einsicht in den Werth des SittengesetzeS und daS zietvvll bewußte praktische Handeln aus Grund dieser unerschütter lichen Ilederzengung vollendet sie. So müssen denn die Erwachsenen iin Hanse, besonders aber der Ilnlerricbt in Schule und Kirche, dem Zögling zu dieser bewußten Einsicht verhelfen. Und der Verf'afscr sübrt im Weiteren aus, wie dies durch den Unterricht zu geschehen bat, und zwar durck> die Methode und die Unterrichtsfächer, nnd gelangt zum Schluffe zu der Frage: Wie gliedern sich nun die verschiedene» Schul arten culturnolbwendig, »ach dem Bedürfnis; unserer Zeit, unserer heutigen Cullur? Als gemeinsame Grundlage dient die Volksschule. Diejenigen, welche bestimmt sind, die dödere Schule z» besuchen, rieten mit dem vollendeten zehnten Iakrc in die Neusprachschulc ei». Diejenigen, welche sich dem Stu dium der geschichtlichen Wissenschaften hingeden wollen nnd deshalb die Kenntnis! der antiken Sprachen besitzen müsse», treten erst »ach Vollendung der Ncusprachschule in die Alt- prachfchulc, die nur 3 Elaste» umfaßt, während die Neu prachschule 7 Iabreselaffeu enthält. Da» Studium teS Ritein und Griechisch würde demnach erst mit dem l7. Lebensjahre cinlrcien der hier vorgeschlagene Schulplan", so schließt der Verfasser dieses Capitel, „das erlösende Wort enthält, durch welches sich das deutsche Volk von dem aus seinem Geistes leben lastenden Zauderdanne zur rechten Stunde dcfrcit, wird mebr noch als die im Alten befangene Gegenwart die wcitcrdlickcndr Zuknnst entscheiden. Wir glauben c- znvcr- icbtlich nnd gehen tabcr dieser Zukunft getrost und mulhig entgegen " Darüber, ob der vorgeschlagene Schulplan daS erlösende Wort ontbält, werden die Meinungen sehr gctdcilt sein und vielleicht länger gelheilt bleiben, atS der Verfasser glaubt. Immerhin verdient seine Schrift eine weite Verbreitung und eine cingehonke Beachtung als ein redlicher und lies durch dachter Versuch, unserer deutschen Jugend auch eine wirklich deutsche Erziehung zu verschaffen. Deutsches Reich. ss Auerbach. >8. Januar. Eine Petition gegen den Antrag aus Wicderzutassung der Jesuiten ist mit 1322 Unterschriften verfehrn au den Reichstag abgesendcl worden. »z. Berlin, 18. Januar. Wenn der deutschfreistunige Candidat für Liegnitz, Stadtratd Wecker aus BreSlau, wirklich „in Folge wüster antisemitischer Austritte" von der Be werbung zurückgelrclen ist und cS mit seiner Selbstachtung für unvereinbar hält, einem derartigen Treiben gegenüber die Eandidatur aufrecht zu erhalten, so darf inan von dem Ent- chlusse de- Herrn Wecker ante Folgen erwarten, insofern nämlich dadurch die Dcutschsreisinnigen selbst zur Einlehr und Umkehr in Bezug aus Form und Inhalt ihrer Agitation be wogen werden konnten. Es ist anläßlich der Wahl in ArnS walde-Fricdebcrg nickt nur behauptet, sondern bewiesen worden, daß dort die Antisemiten die deutschfreistnnige Kampse-weisc einfach copirt batten, indem sie in maßlosen Hetzreden deutsch« 'reisinniger Redner und Zeitungen die Worte „agrarisch" conscrvativ", „junkerlich" durch den Ausdruck „jüdisch' ersetzten. AebnlicheS wäre im Laufe des letzten Jahr zehnt- bei allen Wahlen möglich gewesen, wo die Partei de- Herrn Richter in die Agitation eingriff. Dir Anti semiten sind in der Thal hinsichtlich der Fori» nichts als Adepten de- DeutschsrcisinnS, und auch die Social- dcmokraten baden von diesem mehr gelernt, als er von ihnen. An der Verrohung der politischen Sitten, die wir in Deutschland zu beklagen haben, trägt die Partei, die einst vo» Waldeck und Hovcrdeck geführt wurde, den größten Tdeit der Schuld. Und zwar ist die Rohheit nicht zuerst bei den kleine» Agitatoren »n Land« bervorgetrete», sondern bewußt und syste,»arisch vo» Berlin aus großgezogen worden. Die von Herr» Richter begründete „Freisinnige Zeitung" bat die Unanslättdigkcit de- politischen Kampfes förmlich organisirt. Niemals vorder ist an persönlichen Angriffen, Unterschiebung niedriger Motive bei politischen Gegnern, an Entstellung der Thatsachcn in Deutschland Derartiges geleistet worden, wie seit dem Ucbcrgang der Führung der deutschjreisinnigen Partei an Richter »nd seit Gründung der „Freis. Zeitung" Daß Fürst Bismarck seine Schutzzollpolitik nur ausgenommen weil e r Grundbesitzer war, wurde tagtäglich vorgetragcn Da der ehemalige Reichskanzler aus seinen Gütern auch Schweine zog und durch den tandwirthschasttichcn Betrieb zur Brennerei veranlaßt war, so war seine ganze innere Politik, nicht nur die wirlhschastliche, einzig und allein vo» den persönlichen Interessen des „Schnaps- und Schweinepoliliker»" dictirl. Die pfälzischen Abgeordneten Buhl, Bürktin ,c> treiben, da doch nicht Alle» zur Börse gehen oder amerika nisches Getreide imporlircn kann, Weinbau: Herr Richter erklärte bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit ibre Nicktzugehörigkeit zur dcutschfreisinnigen Partei mit dem Umflanre, daß diese Herren „Flaschenjunkcr" seien WaS die Großindustrie, namentlich bi« im Westen de trifft, so mußte» die gläubigen Loser der „Freisinnigen Zeitung" nachgerade zu der Uederzeugung kommen, Laß diese Leute ein durchaus unehrliches Gewerbe betrieben. Bon den kleineren Provinzial - Zeitungen und Rednern wurde dieser Ton nachgeahmt und, was ja aiißeroltenllich wirtsam war, die Theorie" auf die in der Gegend ansässigen, von Jedermann gekannten Großgrundbesitzer und Fabrikanten angewandt. Auch dort waren eS übrigen- nicht allein die „Kleinen", die cS trieben, wie es eben jetzt auch die Anti semiten treiben. Herr Baumdach z. V. versicherte 1890 in einer Wahlversammlung den dort anwesende» Arbeitern, die „Brillanten tragenden Fadrikanlrnfrauen" schmückten sich nur mit Ardciterschweiß. Tie Brillanten der Bankier«- und Grvßbäadlersrauen blieben a»S dem Spiele. Und dies war da« so außerordentlich Erbitternde: nur der Handel galt sür legitim, selbst in seinen Auswüchsen, im Wucher, im trug mit Nahrungsmitteln w. In diesem Puncte war der RadicaliSmuS orthodox. Daß der Hantel, wie immer er sich äußert, etwa- Unantastbare« sei, galt für rin Dogma. Diese angesichts der längere Zeit in Folge der ausländischen Eoncurrenz tief darnieder!,egenden Lantwirth- schaft und Industrie zu Tage tretende Einseitigkeit war die Mutter de- Antisemitismus. Und die Form des Angriffs aus diese Inlcreffengrnppen war im höchsten Grade »nslalbig. Dir Ddalsawe, daß die Juden an der Landwirtkschail so gut gar nicht, an der Industrie vcrdättnißmäßig gering R theiligt sind, im Handel aber eine hervorragende Rolle spiele», bat allmälig in vielen Köpfen die Vorstellung erweckt, der Deutschsrcisinn treibe eine srocifisch jüdische Politik, und die Folge war eine auf „christliche" oder „germanische" Politik gerichtete Bewegung. I» Liegnitz und ArnSwaldc erntet der Deutschsrcisinn nur, was er gesät hat. Diese Erkenntnis; brick't fick, auch i» den von Herrn Richter unbeeinflußten Kreisen der >arte> Bahn. Und dies ist ein so großer Gewinn sür den Liberalismus überhaupt, daß cr mit einigen antisemitischen Wahlsiegen nicht zu lbeucr bezahlt erscheint. Von Herrn Wecker, dor erfahren bat, wie eine in den thalsächlichc» Be hauptungen unwadrhafte und in der Form gemeine gegnerische Agitation timt, wird hoffentlich nicht versäumen, Herrn Richter und noch etlichen anderen Herren in Berlin über da« Sprüch lein: „WaS Du nicht willst, daß Dir geschieht, das ihn' auch einem Andern nicht!" euicn Vortrag zu halten. L Berti», l8. Januar. In den Vcrbandluiigcn dcS Abgeordnetenhauses über die Wahlresorm ist es aus- lefatlc», daß die deuischsrcisiniiigen Redner zwar noch a» der Forderung teS gleichen tirectcn Wahlrechts für die Landlagü- wablen feflhiellen ttvcnn auch mit offenbar etwas gedrücktem Elser und »nr des Prineips balder', diese Wablarl aber für die communalcn Wahlen vollständig Preisgaben, tdcils stillschweigend, tbcilö ausdrücklich. Wenn cs schon sei» muß, dann sollte man aus Folgerichtigkeit und Principicntrcnc diese Forderung doch auch für die evmmuiialcn Vertretungen erhebe». V Berlin, 18. Januar. (Telegramm.) Wie wir dörcn, bat der Kaiser den Fürstbischof 1>r. Ko pp und den Erz bischof Kremcutz von Köln vor ihrer Abreise nach Rom zu ihrer Erhebung zu Cardinälen telegraphisch beglückwünsch!. Die an I>r. Kopp gerichtete Gratulation sott in besonder« leutseligen Ausdrücken abgesagt sei». Gleichzeitig ist Herr vo» Vülow beauftragt worden, dem Papu sür die den Kirchensürsten zu Tdeit gewordenen hohen Ehren ,m Namen dcS Kaisers zu danken. — Herr Gcncraleviisul Eckardt hat sich au die „Hamb. Nachr." mit dem Ersuchen gewandt, zu erkläre», daß er die ibm znzeschricdenc Verfasserschaft des berüchtigten Artikels über Lothar Bücher in „Schorer'S Famittendlatt" als gehässige und abgeschmackte Verleumdung" zurück weise. Zu einem persönlichen Angriff gegen den Fürsten Bismarck sei er weder du in in noch schlecht genug, außer dem habe cr den verstorbenen Gchcimrath Biicdcr viel zu gut gekannt, als daß c« ihm jemals hätte in den Sinn kommen können, denselben nach intimen privaten Ver- hältniffen zu fragen und sich dadurch die freundlichen Be ziehungen zu ihm zu verderben. — I» einer kürzlich erschienenen Schrift „Scharfe Taktik »nd Revuetaktik im 18. und 19. Iahrbnnkerl" spricht der preußische Ldcrstlieulenaitt v. Matackiowoki von militai- rischcr Jugenderziehung und empsieblt bei dieser Gelegenheit, „gut gedienten Unterofficie» en nach Ablegung eines Examen» di« Anstellung als Volkoschutlehrer, ins besondere aus dem Lande, zu gewähren". Da das Buch selbst naturgemäß nur in militairischcn Kreisen gelesen wird, so ist auch dieser Vorschlag seines Verfassers nicht in größere Oessenltichkeil gelangt. Erst dein „Militair- Wvchknbtatte" blieb es Vorbehalte», weitere Kreise damit bekannt zu machen, und dieses in der Armee weit verbreitete Blatt empfiehlt diesen Vorschlag in einem „Ueder mililatrische Jugenderziehung" üderschrichenen Anssatze feiner dentigen Nummer mit vollem Ernste zur Verwirklichung folgendermaßen: Vom militairischen Stand punkte aus betrachtet, würde damit dem fühlbaren Mangel an Untrrofsicicren adgeholfen werten können, da manchem Unlcrofficter eine Stelle atS VolkSsckntlcdrcr dc gebrenSwerthcr sein werde als die ibm jetzt offen stehende» Stellen atS Schutzmann, Steneraufsehcr le. Die Tauglich keit der meisten Unlerossiciere sür den Volks- schutlehrerposten stehe außer allem Zweifel. A» Pflichttreue, Gewissenhaftigkeit und innerer Reife ständen sie dem Durchschnitte der von den Seminare» entlassenen junge» Leute gewiß voran. Die „praktische Pädagogik, die sie Jahre hindurch geübt baden", sei „zweifellos mebr wcrtb, als ein theoretischer CursuS darüber". Die Gewöbumif an Gehorsam, Zucht, Ordnung könne auch die Kirche allein nicht »ichr leisten, da« vcrmöcklcii nur Lehrer, die zunächst selber zu gehorchen und dann in richtiger Weise zu befehlen gelernt baden. „Auch das Maß der Kenntnisse dürste bei den Untcrossicicrcn i» den meisten Fällen genügen. Die Leistungen der Regiment«- und Capitulantenschule» sind höchst bedeutend nnd werden in Civilkrciscn wobt vielfach unlcrschätzt oder kaum gekannt." Friedrich der Große bat schon seine ausgedienten llntcrosficicrc zu Schullehrern gemacht: daß er tamil keine Erfolge erzielt da», erkennt a»ch da« „Mit Wockenbl." an, aber e» meint, beute würrc die Sache sich besser machen, weil die heutigen Unlerossiciere anderen Volksschichten angebörten als vor hundert und mehr Jahren, »nd weil sie selbst viel mehr lernte» atS ibre Vor gänger von damals. — Z» diesen, dem neuen EurS adäquaten Ansichten bemerkt die „Magdeb. Ztg." zutreffend: „Jedes Wort der Widerlegung wüte zu viel; die Frage kann aber doch nicht zurüctaedrangt werden, ob die Redaction des „Militair-Wochenblatte»^ etwa glaubt, das; sie durch derartige Leistungen die unzweiselhaft in weiten kreise» unsere» Volkes herrschende Abneigung gegen die von der Annceverwallung aus- aearbeitete Militairvorlage herabmindcr» könne? Oder schlagt sie diese Abneigung so gering an, daß sie glaubt, aus die Kesudle de» Volkes gar teine Rücksichten medr nehmen zu müssen? Al di« S chm Short ikel gegen die Landwehr erschienen, wurde in der Regierung nabe siebenden Kreisen behauptet, daß das „Müüair»Wochenblatt" allerdings die Personal-Veränderungen amtlich veröffentliche, sonst aber keinen amtlichen llharakter habe und ganz unabhängig sei, Tieser Behauptung steht die Tbalsache entgegen, daß die Anstellung de» leitenden Redakteur» de» Blalies von der Äenedmigung de« Krtegsminister» abbäiigt, und bei dem ganzen Charakter de» Bialle» eia Unterschied zwischen dem amtliche» und nichtamtlichen Tbeil fast ebenso wenig zu machen ist wie beim „Reichä-Anzeiger". Ja der Arme» wird denn auch tm Allgemeinen dieser Unterschied nicht gemacht. L!« Regierung -»1
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