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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930121017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893012101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893012101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-21
- Monat1893-01
- Jahr1893
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Vez«--^prer» k» d« Hauptrpvedttto» oder den tm Stadt- beitrk nnd de» Borortrn errichteten Aus- gaoestellen obgeholt: vierteljährlich ^l4.üO, bet »weimaliger täglicher Zustellung in« bau« ü.öO. Durch die Post bezogen für Teutichlaod und Oesterreich: vierteljährlich ^ll 6.—. Direct» tägliche ikrcuzbandjeuduag in» LnStand: monatlich S.—. Lle Morgen-An-gab« erscheint täglich '/,7 Uhr, dir Abend-Ausgabe Wochentag« ü Uhr. Lekartton und Lrpe-itiou: Jshnnnrsgaffe 8. DieEnxditto» ist Wochentag« ununterbrochen g,öffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: DU« K1r»«'S Lorti». (Alsretz Hahn), Universitätsstraße 1, L«nl» Lösche, Kvtharinenstr. 14. pari, und KönlgSplah 7. Morgen-Ausgabe« MMr.Tltgcblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzeigen.PreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RebactionSstrich läge- spalten) 50^, vor den sfamilieuuachrichlea (6 gespalten) 40/^. Gröbere Echrislen laut unserem Preis- verzeichnih. Dabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Sxtra-Veilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung 60, —, mit Postbesörderung >l 70.—» Jinnahmelchluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge n-Ausgade: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine Halde Stunde früher. Anzeigen sind stet« an di« Erprdtttoi zu richten. Druck und Verlag von E. Potz in Leipzig. ^-37. Sonnabend den 21. Januar 1893. 87. Jahrgang. Jur gefälligen Leachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den ÄS. Januar, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. I-xpe<Htl«n <1<>8 1 elp/irrer Oaxobinttex. Amtliche Bekanntmachungen. Tie Herren Professoren, Toccntcn und übrigen Mitglieder unserer Universität setze ich hier durch davon in Kenntnis;, das; noch einer vom Rath der Ltadt Leipzig on mich ergangenen Mit- theitung zur ^cier des Geburtstages Tr. Majestät dcS Deutschen Kaisers Freitag, den L7. dieses Monats, Nuchmittaqs 3 Uhr ein Festmahl im Kaufmännischen BereinShouse stottfindcn wird, zu welchem Tafelkarten L 4 Mark I bis zum Mittag des 25. dss. Mts. auf der Nuntiatur des Rathhauscs ausgegeben werden. Leipzig, am 20. Januar 1893. Der Rector der Universität. v. Brieger. Lekanutmachun-. Da« überhandnehmende Fahren anderer Fuhrwerke aus den Schienen der Pferdeetsenbahn veranlaßt un«, den 8. 32 de« Strohe». Polizeiregulativ« für dl« Stadt Leipzig vom 14. November I88ü hiermit wiederholt in Erinnerung zu bringen: Da« Befahren de« Pserdebahmörpers ist so lange ge stattet, al« Pserdebahnwagen den Bahnkörper nicht paisiren, doch ist da« Fahren auf den Schienen anderen Fuhrwerke» nur erlaubt, wenn hierzu nach Beschaffenheit her Straße oder mit Rücksicht aus den momentanen Verkehr zwingende Nothwendigkeit vorhanden ist. Im Uelirigen sind beim Be-1 gegnen von Pserdebahnwagen die Vorschriften in 88. 2 flg. ^ des Pserdrbahnreaulativs vom 12. Januar 1383 zu beobachte» Wir sordern dir Betheiligten auf, dieser Bestimmung genau nach zukommen , und weisen darauf hin, daß Zuwiderhandlungen noch 8. Ib8 de- ungezogenen Reguiativ« mit Geldstrafe bis zu 60 -3l oder mit Hast bt« zu 14 Tagen geahndet werden sollen. Lethzig, am 17. Januar 1893. De, >»tt und da« Valtzeiamt der Stadt Leipzig. vr. Georgt. Bretschneider. Stahl. Lekanntmachung. In Veranlassung mehrfacher Klagen über Ungangbarkett der vffent- lichen Brunnen bringen wir hierdurch zur Kenntntjj, das, die Stand- rohre dieser Brunnen in wenigstens eine», Meter Liese unter Fiur mit EntleerungshLbnen versehen find, die wahrend der kalten Jahreszeit offen gehaUen werde«, damit bei längerem Stillstand« de» Brunnens da» Wasser bl« unter Frostgrenze ablaufen kann und Eisbildungen und dadurch hervorgeruiene Störungen vermieden werden. Infolge dessen geben aber die Brunnen nach jeder Unterbrechung ihrer Be- Nutzung nicht sofort wieder Wasser, wie dies sonst der Fall ist, sondern eS können bis zu dreißig Pumpenzüge ersvrderlich werden, ehe aus einem sonst völlig gangbaren Brunnen Wasser zur Aus- gußröhre deraustritt, weil erst der leeraelausene Raum des Stand- rohre- zwischen Lniieerungshahn und Ausguß wieder mit Wasser gestillt werden muß. Leipzig, den 16. Januar 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 185. Vr. Eie ärgst Lichorius. Lrennholzauction. Mittvach, de« LL. Januar d. sollen von BarmittagS st Uhr an im tiannrwttzer Aarftredtrr, Abth, 17 a, dem sogen. Streitholze. eu. ü6 Haufe« harter Adraum (Abraumhansru), ca. ILO Haufen Schtagrettztg (Langhaufen) und ca. S40 Gedund Tarnen unter den im Termine öffenliich anrhängendeu Bedingungen und der üblichen Anzahlung on den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage tm Streitholze hinter dem Pflauzgarten daselbst. Leipzig, am 16. Januar 1893. Tel» Rath» Farst»rp>.la»on. In Gemäßheit der 88. 2 und 7 de- Regulativ« für Gasrohr leitungen und GasbrleuchtungS-Anlagen in Privalgrundstücken vom 2. März 186.3 wachen wir hierdurch bekannt, daß der Schlossermeisicr Herr Otto Lchniaaer, Kleine Fiestchergaffe Ne. 15, zur Uebernahm« solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 20. Januar 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 301. vr. Georgt. Wolfram. Lekanntmachung. Abermals sind wir durch eine reiche Gabe zu Gunsten unserer Armen erfreut worden. Ein hiesiger Bürger, dessen Name von un» nicht genannt werden darf, hat uns L:int,»»n«u,I stlurl« mit der Bitte überwiesen, dieselben zu „ailtzrrordentlichcn Unter stützungen bei der lang anhaltenden große» Kalle" zu verwenden. Dem edlen Geber sei für diesen Act der Menschenfreundlichkeit auch öffentlich unser innigster Tank dargebracht. Leipzig, den 20. Januar 1893. Las Armcnamt. Heutschel. Lekanntmachung. Nach stattgesundeuer Ergänzung»- bez. Eooptationswahl besteht der klrchtnvoriland au» dein Unterzeichneten Pfarrer I>r. Waldemar Seydel als Vorsitzendem, den Herren RechiSanwalt Leberecht Scheuffler als stellvertretendem Vorsitzenden, Fabrikbesitzer Adolf Bleiche«, Kaufmann Wilhelm Graul Braucreiverwalier Karl Hart- maun, Pros. Dr. Ernst Hasse, Buchhändler Hermann Kirsten, Ephoral-Secretair Julius Pisboch «RechnuiigSiiibrer und Eassen- verwailer), Gärinereibesitzer Friedrich Richier, DiakonnS Johannes Richter, Diakonus Robert Schink, Lehrer Max Schmidt, Reichs- gerichts-Secretair Louis Wiii, Leipzig-Aohits, am 19. Januar 1693. Tas Pfarramt. I>r. W. Seh del, Pastor. Grundstücks-Lersteigerung. Aus Antrag mehrerer Erben des Webermeister« „„d Garnhändlers Earl Robert ntaude» in tzhriiinitz solle» di« den Ersiere» gemeinschosllich gehörige» Grundstücke, als 1) da« Hausgrundstück Foi. 683 de« Grund- und Hypotheken. buchs für Chemnitz, und L) das Grundstück Fol. 1789 de- Grund- und Hypotheken- IiuchS für Meerane, Wohn- und Fabrikgebäude mit der in dem letzteren ausgestellten Tampsmaschine, zwei Tamps- kesseln mit Speisepumpe und mit den zu dieser Maschine und den Kesseln gehörigen Rohren Montag, de» 6. Februar IKK3. BormttlagS 11 Uhr. unierzeichncler Amtsslcllc, Hohestraße 19, 2. Etage, Zimmer Nr. 47, freiwillig versteigert werden. Die Bersteigernngsbedingungen sind au- dem Anschläge on hiesiger Gerichtsslell« und beim Königlichen Amtsgericht Meerane zu ersehen, auch gegen Erlegung der Schreibgebühr vom Unterzeichneten Königlichen Amtsgericht abschriftlich zu erlangen. Lhemnitz, den L. Januar 1893. Ta« Küntgltche Amtsgericht, Adthrilnng 1l. vr. Schwarze, an Lekanntmachung, die Anmeldung hier zuzirhrnder nnd znm Besuch der allgemeinen Fortbildungsschule vrrpslichtrlrr Knadr» betreff. Hier zuziehend« sorldildungsichulpslichlige Knaben haben sich innerhalb 8 Tagen nach dem Zuzuge bei dem Tirector ihre« Be- zirks zum Besuche der Fortbildungsschule anzumelden. Bei der Anmeldung ist ein Schulentlassungszeugniß oder, wenn der Anzumeidead« bereits eine Fortbildungsschule besucht hat, ein Schulzeugniß der letzteren beizubringen. Nichtanmeldung oder verspätete Anmeldung fortbildungsschul- pflichtiger Knaben wird von un« dem Stadtrathe zur Bestrafung ongurigt. Leipzig, am 17. Januar 1893. Der Schulau«schntz der Stadt Leipzig. Walter. Mannschatz. AMtischr Gewerbeschule. Anmeldungen zur Ausnahme für Ostern werde» bis Ende Februar in den Stunden vormittag« lO—>2 Uhr und Nachmittag» 4—6 Uhr im Schulgebäude, Wächterstraße 13, entgegengenoinmen. Daieldst ercheilt auch der ergebenst Unterzeichnete nähere Aut- kuns« über di« Bedingungen »ur Aufnahme ,c. u> de« TageScursuS oder in die Rdthrtlnngen de« Rdrndcnrfn». Leipzig, deu 18. Januar 1893. Ter Ltrectar: Architekt P. Schuster. Lekannlmachnng. DI» zum Umbau der Anzeiaerdeckungcn ans der Schießstandanlage Im Jürstenbolz« bet Borna erforderlichen Maurer- und Ztmmer- Ardrtten sollen in einem Loose öffentlich an den Mlndestsordernden vergeben werden. Lerdingungsonichlag, Bedingungen sowie Zeichnung liegen tm Geschäftszimmer der Unterzeichneten Stell« au«! Abichnft de« An- schlage« kann zum Preise von 1 .«l entnommen »erd«,. Versiegelte, mit der Aufschrift: „Uvdau der «nzeigerdrKnnge»" versehen» Angebot» sind bi« zum l Februar ds. I« an di» unter- zeichnete Stelle «tnzureichen. Daselbst si,d»t am L Februar d. I., 11 Uhr Vorm, der Termin zur Eröffnung der Angebot» stakt Borna, de» llO. Iouuar 1893 Königlich, Garntson-Vervaltung. Ernentcr Aufruf! Am 8. Februar 1892 ist aus dem Postamt des LenIrolbahnhoseS zu Magdeburg eine Hoizkiste mit Schiededeckel, entdaltend dir Leichr eine- neugeborenen Knaben, zur Ausgabe gelangt. Tie Adresse lautet: Anbei eine Kiste gleiger Attres« Absender I Marlba Voigt I Herrn Sattlcrmeister Otto List Güsten. > Roßleben bei Wiehe, frei. I Bei der in einein weißen Steckkiffen mit Stickerei liegenden Leiche befanden sich auch 2 Unterlagen. In seder derselben waren je 2 alte Wischtücher von Nessel emgenüdl. welche die mit rothem Garn in Kreuzstich ousgesübrie Zeichnung T. v. tt. mit den Nummern 5, 9, 10 und 11 tragen. Las weiße Piqus-Iäckchrn, womit die Leiche bekleidet war, zeigt in einer Ecke von dem herousgelrennlcn Zeichen noch rine mit diouem Garn eingeslickte 2. Ta das Kind ungefähr 5» Tage gelebt hat. muß dessen Ver- schwinden doch ausgesallen sein. Ich bitte nochmal-, Umstände, die zur Ermiitelnng der Mutter dcS Kindes oder de« AbienderS der Kiste dienen könnten, mir oder der nächsten Polizeibehörde anzuzeigen. Magdeburg, den 10. Januar 1893. Ter Rrfte Staats-Rnvalt. ^euerlärm und Löscharbkit. * Wenn in einer Stadt ein großes Diebe»- und Hehlerncst au-geboben wird, Lessen Insassen längere Zeit unentdcckt ihr saubere- Handwerk betrieben und mit rasfinirter Schlauheit Hunderte und Abcrbunderte von ebrlichc» Leuten bcstoblen haben, so fällt eS keinem Menschen ein, deshalb auf diese ganze Stadt und ihre Sicherhritswächter einen Stein zu werfen; jede» Kind weiß eben, daß Diebe und Hehler schlaue Patrone, mit allen Hunden gebetzlc Subjekte sind, die der wachsamsten und findigsten Polizei so lange zu ent gehen wissen, bi« ein günstiger Zufall auf ihre Spuren führt. Und scrner weiß jede« Kind, daß die Besitzenden nach deren (ügrnlhum Diebe und Hehler trachten, nicht unter einer Decke mit diesen z» stecken pflegen. Wird aber in einer Sladt ruchbar, daß bei einem Bankinstitute Schwindeleien ror- gekommen oder daß Höhlen der Unzucht aufgesunden worden seien, so fehlt e» nie an Stimmen, die tc-balb di« ganze Stadt al- rine Brutstätte de- Schwindels und der -Unzucht per schreien »nd die SicherbeitSwächler der Unachtsamkeit oder wohl gar der Mitschuld zeihen; und eS fehlt auch nie an Ohren, die diese- Geschrei und diese Berdächtigung willig und gläubig anhörea. Und doch weiß Jeder, der überhaupt von der Welt etwa» weiß, daß Dank schwindler und Lüstlinge das Licht dcS Tages ebenso scheuen wie Diebe und Hehler, und aus ihren Schleichwegen dieselbe Schiaubeit entfalten, wie der geriebenste Spitzbube und der ergrauteste Heblcr. Warum ist eS trotzdem eine unzählige Male fcstgestcllte Tbatsache, daß die Entdeckung von Schwindler- und Knpplcrbande» dem Ruse einer Sladt und ihrer SicherheitSwächler verdängnißvoüer wird, als die Ent deckung von Diebes- und Heblcrdande», und Laß selbst die schuldlosen Bürger von Entdeckungen der erstercn Art sich tiefer erregt, beunruhigt und zu einem allgemeinen Bcr- dammungsurtheile geneigter fühlen, al- bei Entdeckungen der letzteren Art? Es verlohnt sich wohl, diese Frage auszuwersen und sie zu beantworten. Zweifellos läßt jene so oft beobachtete That sache zum Theile daraus sich zurücksübren, daß da- moralische Bewußtsein der meisten Menschen Diebstahl und Hehlerei weniger streng verurlheilt, als Schwindel und Unzucht. Diebe »nd Hebler vergreifen sich an zeitlichen Güter», die man durch Wachsamkeit und gute Schlösser schützen kann; Schwindler, Kuppler und Lüstlinge tödten da» Bettrauen und andere noch köstlichere Güter. Und wenn man von der Entdeckung einer Diebe»- und Heblerbande hört, weih man bereit«, ob man zu den Opfern dieser Bande gekört; dir Nachricht von ihrer Entdeckung erweckt lausig die Hoffnung, daß man nun wieder zu dem «einigen kommen werde. Hört man dagegen von der Auf deckung eine» Bankschwindels oder von der Aushebung einer abgefeimten Kupplcrbandc, so erwacht erst bei Bielen die Sorge vor einer erschütternde» Eutveckung. Und diese Sorge, verbunden mit dem lieferen Abscheu vor Berbrechern, die Vertrauen und Seelen tödten, giebt nicht nur Bielen Ber anlassung, die Entdeckung von Schwindlern und Kuppler böhlen als eine ein ganze- Gemeinwesen schändende Thal ache auszuschreien, sondern auch Bielen Ursache, solchem Ge- chrei ein willige- Ohr zu schenken. Aber da« ist eS nicht allein, was jene Thatsache erklärt Weiß man auch, daß Bankschwindter, Kuppler und Lüstlinge nicht minder schlau zu sein pflegen, al- Diebe und Hehler, o sucht man die Letzteren doch vorzugsweise unter den Ber dächtigcn, den von der bürgerlichen Gesellschaft AuSgcstoßenen und Gemiedenen, die Erstercn dagegen in der sogenannten Gesellschaft selbst. Und während mazi sich einzureden vermag, daß die Umwohner von Dieben und Hehlern im Eifer ibre» eigenen geschäftlichen Treibens gar leicht über da» Treiben der dunklen Gestalten in ihrer Mitte getäuscht worden sein konnten, so kann man sich weit schwerer verstellen, daß auch die Umwohner von Kuppelhöhlcn und die intimeren Geschäftsfreunde von Schwindlern keine Ahnung von Leni Verbrechen bekommen haben sollten» die in ihrer Nähr verübt worden sind. Ganz unwillkürlich überschleicht Einen der Gedanke, daß gegen das Treiben der Schwindler und Kuppler noch mehr und noch vertrauenerweckendere Augen sich zugcdrückt haben, als gegen das Treiben von Dieben nnd Hehlern. So kommt zu dem tieferen Abscheu ror Schwindel und Unzucht und zu der Sorge vor erschütternden Ent dcckungen auch noch der niederdrückendc Verdacht lstnzu, daß Schwindler »nd Kuppler zahlreichere und gesellschaftlich an gesehenere stille Mitwisser und schweigende Begünstiger haben, als ordinaire Diebe und Hehler. Dieser Abscheu, diese Sorge und dieser Verdacht bringen nun eine Stimmung hervor, die sich nicht nur auf sehr ver schiedcne Weise äußert, sondern auch zu den verschiedensten Zwecken auSgenutzt wird. Leute, dir entweder in Folge ihrer Neigung zu SpeculationSgcschästen der Beschwindelung am leichtesten auSgrsetzt sind, oder au« ihrer Unachtsamkeit auf ihre nächste Umgebung am meisten vor unliebsamen Ent dcckungen sich zu fürchten habe», gerathen außer sich, schuldigen Obrigkeit und wer weiß wen der Lässigkeit an und Kaschen mit Begier nach jeder neuen Alarmnachricht, indem sie boffcn, durch diese Nachrichten von ihrer Sorge befreit zu werden. Andere, die sich sicherer fühlen, aber gern über den lieben Nächsten etwa« Ungünstige» erfahren, stimmen in die Anschuldigungen rin und Kaschen mit derselben Begier nach jeder neuen „Enthüllung". Noch Andere, die sich gleichfalls für gefeit halten, aber ihren politischen, kirchlichen und sonstigen Gegnern die Schuld an allen liebeln zutrauen, hoffen schnlichsi, diese Gegner in die unsauberen Dinge ver wickelt zu finden. Und alle diese Stimmungen werden ge pflegt und auSgenutzt von den „Stimmen der öffentlichen Meinung". Allen Sensation-bedürftigen und zugleich sich selbst dienen die zungenfertigen Aufbauschrr, die Alle», wa» sie hören, au» vollen Lungen durch die Straßen schreien, um Allk auf die Beine zu bringen und bei Allen die Meinung bcrvorzurufen, die Fcuerschreicr seien die Entdecker de» Brande- und verdienten den allgemeinsten Dank. Obren politischen und kirchlichen Parteigenossen suchen Diejenigen zu dienen, die mit znm Himmel gerichteten Augen ibr Wehe über die Blinden herabrusen, die nicht sehen wollen und aus deren Ouartiercn nun die verheerenden Flammen Hervorbrechen, um auch die Häuser der Gerechten anznstecken. Und in die Nufe dcr Ausbauscbcr und der Fanatiker mischt seine Stimme der „Verkannte", der stets gesagt hat, daß eS nicht genug Wächter gebe und daß eS ein himmelschrciendeö Unrecht sei, dem besten freiwilligen Wächter, der nach jedem von anderen Leuten entdeckten Brandt sich die balde Lunge aus dem Leibe geschrieen hak, noch immer nicht zum amtlichen Brandriecher und Brandschrcicr gemacht zu haben. Und wa- hat der Bürger von all diesem Geschrei, dieser Aufregung, dieser Verhetzung, dieser Ncclame und dieser Aus nutzung seiner Schwäche»? Herabsetzung seiner Statt vor anderen Städten, einen wüsten Kopf und nicht den geringsten Gewinn. Und während er sich sorgt über die Ursachen, den Umfang und die Folgen dcS Brandes, thut die deruscnc und organisirte Wächtcrschaft, die den Brandberd längst aus- gesunden und umstellt hatte, bevor die Brandschreier eine Abnung davon hatten, in aller Stille ihre Schuldigkeit, macht die Urheber dingfest, stellt das Maß ihrer Schuld, den Umsaug- tcü Schadens fest und bereitet sorgsam den gerichtlichen Act vor, der unbegründetes und übertriebene» Gerückt von den Tbatsache» scheidet. Diese berufene und organisirte Wächtcr- schafl, die sich nicht gescheut hat, ihren Löschapparat da in Bewegung zu setzen, wo hinterher die Brandschnüsflcr und Brandschreier Rauch und Gestank verspürt baden, sollte doch vor dem Verdachte sicher sein, sie bedürfe de« an- seuernden Lärme« jener Mundhelden, um den ausgespürten Brand auch gründlich zu löschen. Und eine Bürgerschaft, der durch wüste» Feuerlärm und wüstes Geschrei über entdeckte Feuerherde der schlagende Beweis dafür erbracht ist, daß die berufene und organisirte Wachtmannschafl im vollsten Maße ibre Pflicht übt, sollte doch auf diese ibre eigene Organisation stolz genug sein, um bei nur einigermaßen rubiger Ucbcrlegung den verwirrenden, übertreibenden und für sich Reclame machenden Brandschrcicrn die Wege zu weisen. Wir erinnern uns eine« Falle», wo dies geschah. Ei» sonst hochachtbarer, aber sich gern wichtig machender Mann, Mitglied eines Hosthealcrö, wurde i» einer kalte» Winlrr- nachl durch Feuerlärm erweckt. Er warf seinen Pelz um, eilte fort und fand das fürstliche Schloß in Hellen Flamme». Tausende von Bürgern bildeten von der Brandstädte zum Flufse lange Reihen, welche die mit eisigem Wasser ge füllten Feuereimer zu den Spritzen beförderten, an denen andere fleißige Hände sich regten. Und Allen rief unser Held mit machtvoller Stimme wieder und wieder zu: „Bürger, rettet da- HauS Eure-Fürsten!" Da riß ihm ein Bürger, dein die Finger in dem eisigen Wasser erstarrt waren, den Pelz von den Schultern, schob den Mundbelden in die Reihe der Wasserträger und gab ikn dem Gelächter durch die Worte preiS: „Aber Herr X, Sie sind ja nicht auf dem Theater!" Der wackere Bürger erhielt eine Belohnung; der theatralische Rufer mußte bis an sein Lebensende da» Wort hören: „Aber Herr T, Sie sind ja nicht auf dem Tkeatcr!" Ter vernünftige Bürger, dem eS um die Bewahrung seine» Hauses, um den Schutz seiner Stadt und um die Sicherung aller ihrer Bewobner zu thun ist, greift zum Feuereimer und ordnet sich Demjenigen unter, der die Löscb- arbciten leitet. Erinnert er sich, daß er etwas beobachtet bat, waS den Urhebern dcS Brande- ans die Spur führe» könnte, so meldet er diese Beobachtung da, wo berufene Hände die Untersuchung führen. Aber er schreit nicht halbe Wahrheiten und Bermutbungen, die Unschuldige in Verdacht bringen und die Untersuchung nur verzögern und erschweren können, durch die Straßen. Und kommt die Sache zum gerichtlichen AuStrag, so vrrsolgt er genau die Verhandlungen, um au» ihnen zu lernen, wie man sich und seine Mitbürger am besten vor allerlei Schadenfeuern zu schützen bat. Immer wird er finden, daß das beste Schutzmittel ist: osscncS Auge für Alle-, was im Hause und dessen Umgebung vor sich gehl,sorgfältige» Sichfcrnhaltcn von dem Spielen mit dem Feuer und von der Selbsttäuschung, es könne nur bei Anders gesinnten brennen, und endlich rechtzeitige Meldung über alles Verdächtige an rechter Stelle. Und thut jeder Wackere das, dann schreckt ihn selbst die Entdeckung jener Brände, die von Schwindlern, Kupplern und Lüstlingen auSgehen, nicht aus seiner Ruhe, auch wenn die von den Fcucrwächlern auf geweckten Brandschreicr durch den wüstesten Feuerlärm sich wichtig machen. Deutsches Reich. Berlin, 19. Januar. Nack der gestrigen Sitzung der Militaircommission, in welcher der ultramoiitan demo kratische I>r. Lieber ganz im Sinne nnd unter dem Beifall de- Abg. Richter sick mit derselben Entschiedenheit wie im Plenum gegen die Militairvorlage erklärte, glauben die Frei sinnigen und Cocialdemokraten fick der BnndeSgenossenschaft des EentrumS so sicher, daß sie da« Scheitern der Vorlage und demzufolge die Auflösung de» Reichstag» für „selbst verständlich" erNären. In der Tbat aber da« sich seil Mon»
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