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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189301224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-22
- Monat1893-01
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1893
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Ve-regs^prett R fl« Hmrptqpeditto, oder de» im Stadt« dertrt oad den Vororte» errichteten Aus- vaoestelleu »bgeholt: vierteljährlich ^ts.SO. bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus KLO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteßädrlich 6.—. Direkte tägliche «reuzbandjenduag i»s Ausland: monatlich ^4 8.—. DieMorgen-Ausgabe erscheint täglich '/.7Uhr, dir Abend-Ausgabe Wochentags b Uhr. Ledartioa vud Lrre-ittoa: J,tza»»e««afle 8. Di« Expedition ist Wochentag« anunterbroche» gesffa.t von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filiale«: vtt« Ule««'» Sortim. «Alfred Hahn), Universität« straffe I, Laut« Lflsche, Kathariaeastr. 1s, hart, und Königsplatz 7. M«zeige«.Prer- Die kgespaltme Pslitzeile SO Pfg. Reklamen unter demRedactionsstrich l4g«« spalten) bO^, vor den Familiennachrichle» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut uujerem Preis« verzeichnitz. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Gtztra-Vetlagr» (gesalzl), nur mit der Morgen-«usg-b» , ohne Postbesörderung >t W—, mit Postbesörderung 70.—^ Anzeiger. Organ für Politik, LocalgcMte, Handels- vnd GMüftsverW. JinnalfMkschlub für Änseigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Ubr. Morgen-Ausgab«: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annadmeslellen ,e ein« halbe Slund« früher. Anzrlgrn find siet« an di» Ertzrtzttiao zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig- 38. SoutttaH den 22. Ianncir 1893. 87. IabMng. Amtliche Bekanntmachungen. ein bis Zur Arier des Geburtstages Sr. Majestät des Deutschen Kaisers wird Freitag, den Ä7. dss. Mts., Nachmittags 3 Uhr Festmahl im Kaufmännischen Bercinshausc ftattsinden. Diejenigen Herren, welche sich daran bctheiligen wollen, werden ersucht, die Taselkarten L 4 Mark zum Mittag des 25. dss. MtS. aus der Nuntiatur im Nachhause zu entnehmen. Leipzig, den 15. Januar 1693. Der Rath der Stadt Leipzig. Iw. Georgi. Ärösrel. Die Tttzu«, der Statztverordnetkn fällt tn dieser Woche au». Let-zt», de« LS. Januar 1898. Der Ltadtverordnrtrn-Vorstkhrr. vr. Schill. Lrennholzauction. Mantag, den 28. Januar d. Ir., sollen von Vormittags 9 Uhr an aus dem Mittelwaidschlaae in nbth. I» des Burgaurr Forst reviers» zwilchea den Vöhlitz-Ehreuberger Wiese» und der Fluihrtu«»: 137 Rmtr. Eichen- 1 3 » Buchen- I 1 . Ahorn- : vrennscheite. KV, - Rüstern« I S » Linden- - 40 starke Abraumhaufen und 7b starke Langhause» unter den im Termine öffentlich aushängende» Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: aus dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 1ö. Januar 1893. De« Rath» Forftdepntatian. llutzholz-Auction. Freitag, den 37. Januar d. Jo., sollen von Vormittags A Uhr an die aus dem Mittelwaidschlaae in Abih. l7» des tkonurmitzer Forstreviers ausbereiteren Nutz stücke, al»: m. 89 Sichen- Klötze von SO—ILO am Mittenst. u. L— 9 m Länge, 28— 42 - « - 3— 4 SO— 81 « - «2-7 17— b9 « « .4—9 20— b9 - « « 4—13,ü 18— 31 - - «4-7 23— Lü - . . 3— b 20 « « « k 18 . . . 10 22 . . . 6 80 . - - L.b sowie 4 Rüstern- und 3 Ahora-Lchirrhülzer. ferner: 19 Fichtrn-Rüftstangen und Sö Ftchteu-rtangeu VI., VH. und VNI. Classe, unter den im Termine öffentlich anshüngenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden Zusammrnkunst: auf dem Holzschlage hinter dem Pflanz- »arte» tm Gtretthol»« bei Connewitz. Leipzig, am IS. Januar 1898. Le» Rath» Forftde»»tatton. 14 Weißbuchen- 6 Ahorn. « « 43 Eschen« « « 24 Rüsteru« . . 21 Erlen- -> « 2 Kastanie»- . . I Kiefern- Klotz - 1 Fichten« . . I Aspen« » « 1 Apfelbaum« - « II Lichen-, LS Eschen-, Nutz- und Lrennholz-Äuction. Donnerstag, den 26. Januar d. I., sollen von Vormittags 9 Uhr an im Cannrwitzer Forstreviere» Abth. 17», dem logenauutea Etrettholze ca. 3 Rmtr. Cichcn-Rutzschrite I. lllasse, EichciiNutzschette II. Llaffe, Eichen- l Wrißbucheu- Rüster- Erlen- öffentlich aushängenden Bedingungen und an Ort und Stell« meistbietend verlaust vrennscheite, . 1b .160 . . 1 . . 3 « » 4 « unter Lcn im Termine der üblichen Anzahlung werden. Zusammenkunft: Auf dem Holzschlage hinter dem Pflanz garten im Streiiholze bet Connewitz. Leipzig, am 16. Januar 1898. De» Raths Aorftvetzutation Gebäude-Versteigerung. Montag, den 36. Jauuar 1K93, Vormittag» II' , Uhr sollen die aus dein vormals Äordan'schen Grundstücke am Bahnhose Parsdorf befindlichen Gebäude und zwar ein ca. 100 IN langer 17 m tiefer, massiver und mit Dachpavve eingcdeckler Lagerschuppen sowie ein kleines Nebengebäude an Ort und Stelle unter zuvor bekannt zu gebenden Bedingungen aus Abbruch meistbietend ver> steigert werde». K-uigltchr« AbthrilungS-Jngrnteur-vureau II ,u Leipzig. Vekauntmachung. Es sind von einer Dame, welche nicht genannt sein will, 36 Mark — 10 von ihr selbst, 20 >4! au« Eharlottenburg — zu Ge Währung von Kohlen „für arme frierend« Kinder", ohne Namens neunung 3 Mark „zum Besten unter der Kälte nothleidender Mitmenschen", ferner von einem Herrn, dessen Namen ebensalls verschwiegen bleiben soll, S Mark zu Vergebung in Kohlenzetteln heule uns zngegaageo, worüber wir mit herzlichstem Danke quitttren. Leipzig, am LI. Januar 1893. Da» Armrnamt. Hentschel. Städtische Gewerbeschule. Anmeldungen zur Ausnadme für Ostern werden bi» End« Februar in den Stunden Vormittag» 10—12 Uhr und Nachmittag« 4—6 Ubr im Schulgebäude, Wächtcrstraße 18, entgegengenoinmeu. Taielbst ertheilt auch der ergebenst Unterzeichnete nähere Aus- lunsi über di, Bedingungen zur Aufnahme re. in den Tageskurs»» »der in die Ahthrtluogen de« Atzeudrmrsu». Leipzig, den IS. Januar 1893. Der Direktor: Architekt P. Schuster. Die 1,'age der deutschen Arbeit. e. In tcn letzten Wochen konnte man die Elf.ihnmg macke», daß »och immer große Arbeilcrinassen in Deutschland leicht geneigt sind, in den winhschasliicken Kämpfe» dnrw Leidenschaften und plötzliche Geiiiülbsaiisivattuiigeii klare Ein sicht und ruhige Ueberlegiing zuxücktiänge» zu lassen. Tenn nur wenn man den An »st and der Bergarbeiter im Saarbezirk unter diesem Gesichlspunct betrachtet, wird er ver mutlich. Wie die Verhältnisse dort auch liegen inö^cu würden die Arbeiter ruhiger Ueberlegiing daö Wext gegönnt habe», so würden sie in der jetzigen Zeit nickt in den Streik eingelrelen sein. Es war jedem Elnsichtiacn klar, daß dieser Ausstand »lit einer Niederlage enden müsse. Die Folgen der letzteren werden die Bergleute zu tragen haben, aber die Bergbehörden sollten den Geist der Vers öhnlichkeit walten lassen. Schneidigkeit mag an vielen Lrten gut sein, im Verkehr Mit müurigen Arbeitern wirkt sie leicht verbitternd und aus reizend. Will man Strenge walten lassen, dann soll man cs aber auch als eine unabweisbare Pflicht anerkennen, die Wünsche der Bergleute bei Heilen zu hören und ihnen die Möglichkeit zu geben, solche Wünsche den Bergbehörden und Grubenverwalluiigen geradenwegs und srcimü'lhig vertragen u können, ohne Maßregelungen besürchicn zu müssen. ES ist Verhängnis,voll, jeden unzufriedenen Arbeiter zum „politischen Wühler" zu stempeln und ihm Gehör zu r>er- agen. Nach unseren Erfahrungen bei früheren AilSstänren »Uten besonders die Grubenvcrwaltungen ein scharfes Auge darauf haben, wie die Bergleute von de» Untcrbeamtcn behandelt werten. Jede berechtigte und durch Furcht erstickte Klage des Arbeiter- wird zum Fluch auf seinen Lippen. Ter Arbeitgeber soll ein vom Geist der Menschenliebe getragenes Gefühl der Selbstverantwortlichkeit für das Wohl ergehen seiner Arbeiter besitzen. Bei de» Lobnkänipsen der letzten Jahre konnte man mehrfach die Beobachlung machen, daß die Arbeitgeber ihre eigenen Arbeiter nickt kannte», daß deren Wünsche und Meinungen selbst in Beziehung aus das Arbeitsvcrhällniß ihnen eine völlig fremde Welt waren. Sic batten de» Beriebr mit den Arbeiter» leider ausschließlich den Untcrbeamlcn überlassen. Es ist aber für unser wirthschast- liche« wie für unser politisches Leben verbänguißvoll, wenn die Arbeiter dem Arbeitgeber „fremde Menschen" sind und seinem Herze» nicht nabe stehen, wenn der Fabrikherr zwischen seinen Sprechzimmern und den Fabriksäle» eine Scheidewand errichtet und ihm die Behandlung der Arbeiter gleichgiltig oder un bekannt ist. Die »eugeschassenen Axbcilerausjchüjse werden »n diesen Verhältnissen nur dann eine Besserung hcrbeijübre», wenn dieselben sreimütbig reden dürfen. Wabrdeit »nd Klar heit wirten auch im Vcrhältniß des Arbeitgebers zum Arbeiter vereinigend, sie sind das beste Mittel gegen dumpfe Verbitte rung, die zu plötzlichen Ueberraschunge» »nd Ausschreitungen südrt, wie wir solche wieder im Ausstand der Bergleute des SaarbczirkS erlebt haben. In diesem Streit konnte» die Bergleute um so weniger siegreich bleibe», da der Bedarf an Znrullxiekoblc» gegen warlig nur ein mäßiger ist, große Koblenvorrätbc fast überall vorhanden sink und bei der noch minier gedrückten Lage des ÄrbeitSmarkteS den Streikenden auch nachbaltige Unterstützung nicht zu Tbcil wurde. Tenn obwohl einzelne Grvßgewcrbe besser beschäftigt sind als im vorigen Winter, so ist doch die Mehrzahl der Arbeiter, wenn sie auch keines wegS im gewöhnlichen Sinne de« Wortes »ntcr einem Nothstand sensit, so aber doch nicht im Stande und auch nicht gewillt, >Ltrcikunlerstütz»iigen zu zahlen. Am ausgiebigsten scheint sich in de» letzten Monaten der Geschäftsgang in einzelnen Zweigen der Textilindustrie gebessert zu baben. So hat die Weberei in Kleiderstoffen sehr bedeutende Aufträge sowobl für den deutsche» Marll wie für das Ausland erkalten, auch die Wirkerei ist in ihren Hauptzwcigen gut beschäftigt und siebt sich in der Strumpf sabrikation selbst genöthigl, mit langen Ueberstuntcn zu arbeiten. Die Besserung dieser Industrie hat auch auf den keutscken Garnmarkt wohllbatig eingcwirkt. Dir Beschäfti gung ist auch hier eine regelmäßigere geworden und hat in, Httsammenkang mit den auf dem Weltmarkt langsam an ziedcuden Weltpreisen zu einer Steigerung der Garnpreise dcigetragen. Auch die deutsche Spitzen- und -Ltickerrisabrikativn gehört zu jenen ErwerbSzweigen, die sich in letzter Zeit ebcr gebessert, als verschlechtert baden, und ebenso kommen an der Fabrikation künstlicher Blumen günstige Nachrichten über guten Geschäftsgang. Nicht so günstig liegen allerdings die Verhältnisse in der Maschincnindustric. Hier scheinen nur Fabriken mit bc sonder- großem Nus wirklich ausreichend und lobnend de schästigt z» sein. Denn auch die etwas günstigere Lage der lertilindustrie bat den Bedarf an Textilmaschinen keineswegs merklich erhöht. Mit Erweiterungen ihres Betriebe- sind gegenwärtig auch gut beschäftigte Fabrikanten vorsichtig. Mit Nccht sind sic gegen die Eonjnnctur mißtrauisch; sie wollen sich nickt durch die Anschaffung lheurer Maschinen große Lasten aufbürdcn, die schwer zu tragen sind, wenn den jetzt vorhandenen größeren Aufträgen nicht sofort andere folge» und die Maschinen wieder still stehen. Nur wo die Eon curreuz die Venverthung wichtiger neuer Erfindungen noth wendig macht, oder die geschäftliche Zukunft über die vor handenen Aufträge hinaus sicher gestellt ist, sind c.rpital kräftige Fabrikanlcii zu BetriebSerweiicruiigen undAenderunge» bereu. Jni Allgemeine» kann man daher die Lage der Masckincnintiislrie noch imnier als schlecht oder nlinkestens als gedrückt bezeichnen. In der verwandten Eisenindustrie baben in den letzte» Wochen selbst mebrsach Arbciter- enilassiingcn statlsindc» müssen, die nenerdings im Bergwerks belriebc auch durch tcn Ausstand veranlaßt sind. Ein nahezu völliger Stillstand ist seil 'Wochen im Bau gewerbe cingetrclcn. Die große Kälte verhindert selbst Erd- arbcilen »nd die Beschäsiigniig mi Inner» von Neubaule», die in milden 'Wintern selten abgebrochen zu werten pstegl. Auch der Wassermangel bat den ArbcilSmarkr vielfach ver schlechtert. Zahlreiche Betriebe, die ans Wasserkraft an gewiesen sink, müssen schon seil Wockcn ganz oder thcitweise fliltsteben. Aber mißt man die Besserungen und Verschlechterungen des deutschen ArbcitSmarklcS in ihrer Gesa in ml heil, so ist cS nickt zweifelhaft, daß die Lage eine günstigere ge worden ist. Arbcilcrciillassniigcn sind seltener als im vorige» Winter, Betiiebsdeschräiilungett sind weniger hänsig, Lohn kürzungen gehören z» den Ausnahmen. Einzelne Erwcrbs- zwcige zahlen dagegen höhere Löhne und sie suchen Arbeiter. Gleichzeitig ist der BrotprciS gesunken, auch Kartoffeln nnv Fleisch sind billiger geworden. Im Allgemeinen hat sich daher die LebcnShallung der deutschen Arbener gegen den vorige» Winter etwas gebessert, »»r anSnabmSwcise ist eine Ver schlechterung ciilgetreien. Diese lleberzengung eine» völlig lttiparieiische» Beobachters kann auch durch die Nothstanvs- erörterungcn nicht erschüttert werden. Deutsches Reich. !-s. Berti». 2l. Januar. Zehn lange Sitzungen, zumeist mit grundsätzlich oder sachlich wichtige» VcrhandluilgSgegcn- ständeil, verzeichnen diese Woche die Parlamente Berlins — eine große ArbeiSleistnng, die mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihr geschenkt wurde, und sic sich unter andern Umständen auch erzwungen hätte. Zur Zeit aber läßt die Spannung aus das, was hinter den Eoulissen vorgeht, kein Interesse für die offene Bübne auskommon. Selbst di« mit killrnl durchsichtigen Schleier verhängte Mititair cvmmissio» steht in zweiter Linie, denn dort wird nur ratificirt — wenn überhaupt etwas ratificirt wird — was von wenigen mWgebcnden Persönlichkeiten insgeheim vereinbart worden ist. Bis zur Stunde ist noch gar »ichtS geschehen nnv alle Vermuthungc» bewegen sich ans Ichwaiikciii Grunde. Die Negierung gicbt sich den Anschein, als halte sie in der Sacke überhaupt nicht» mehr zu thun und der NcichStag nur zuzusche», wie er mit ihrer Forderung tttechlkommr. Das ist eben mir Schein: unsere mit Vor schall gemachte Mitlhcilung, daß Gras Eaprivi in der Eomniissio» durch die Nennung einer niedrigeren Ziffer LO 000 Mann) die Bereitwilligkeit zu Verhandlungen wirklichen Verhandlungen — aus der Ferne gezeigt hat, bestätigt sich. Andererseits verdient ein Gerücht keinen Glauben, wonach Graf Eaprivi von höherer Stelle am Nach gehen gebindert werde. Dieses Gerücht ist zuerst in einer dcmckratischcn Zeitung ausgetancht, die seit der letzte» Biinetallistcnkcbatte erstaunlich caprivifreuntlich geworden, aber eine Gegnerin jeder Erhöhung der Friedensstärke geblieben ist. Die Absicht ist leicht zu merken: man will weiter Lpposilion mache» können, unter dein Anschein, daß sie sich nickt gegen den Ncichslanzler richte. Diese Fiction ist selbstverständlich nicht lange ausrcchtzucrhaltcn, ina» läßt sie in dem betreffende» Lager tbcilweise schon jetzt nicht mehr gelten. Tie „Freisinnige Zeitung" nennt zwar die Meinung dcS „Hamb. Eorr.", in jüdisch-deutsch- sreisinnigen Kreisen wünsche man neuerdings eine that kräftige Unterstützung der Negierung durch die Partei, „burlesk", Herr Nichtcr weiß aber sehr gut, daß sie sich aus Tbalsachen stützt. Es ist jedoch erfreulicherweise durchaus nicht allem und nicht in erster Reibe die Rücksicht aus diesen Wunsch, welche in deutschsreisinnigen Abgeorvnctenkreiscn große Geneigtheit hcrvvrrust, die abgegebene ablehnende Erklärung einer Revision zu unterziehen. Man glaubt in dieser Fraclion vielfach, die zweijährige Dienstzeit, gewisser »iahen das Rückgrat dcS allen Fvrlschritlöprogra»»»S, nicht fallen lassen zu dürfen; man erkennt ferner die Notbwendig- jeit, die »iilitairischc lleberlegenbeit Frankreichs anSzugleiche», »nd man wünscht vor allen Dinge» den Eonsliel nickt so allgemein, wie die Fanfaren der „Frcis. Ztg." vernmthen lasse» könnten. Tic hier wiederholt geäußerte Ansicht, daß auch im Eentrinn noch nickt aller Tage Abend ist, sinke» wir durch die (von u»S schon mitgcthcilte. D. Red.) Au» lassung des Tccans Lender bestärkt, die diesen badischen EenlrumSsührer auf dem nationalliberalen Standpunkt zeigt. Wenn ei» Asmodi die Decken von mehreren Fraciions zimmern im Reichstage entfernte, der würde interessante Auseinandersetzungen zu hören bekommen. Inzwischen werken die osficiellen Verhandlungen i» der Eommission sortgcsührt. Nach dem für Montag erwarteten Schluß der allgemeinen politischen Erörterung wird eine Gcueraldiöcussion über d.e drei Sten er ge setze anheben. Berlin, 21. Januar. (Telegramm.) Königin Earola von Sachsen wird, während ihr Gciiiahl dercit- am 28. ds«. Mts. 'Nachmittags zu den Vcrinählungsscicrlich Ge — Der Üleneraltieiiteiiant und Eommandeur der 13. Division, v. Westernhagc», ist in Gencdmigung scines Abschiedsgejuches mit Pension zur Disposition gestellt worden. Die Mitglieder des EenIrumS aus dem Reichstage und Landtage haben bekanntlich am Geburtslage des verstorbenen 'WindtHorst ein Fraclionssest gefeiert. Dabei hat Gras Ballestrcm eine Rede aus das Eentrum gehalten, m der er mahnte, das Erbe Winkthvrst'S weiter zu pflege» u»d seine Lehre zu beherzigen: Seid einig, einig, einig! Dann fuhr der Redner fort: Die Einigkeit läßt sich ja leicht erreichen, wen» Jeder gewillt ist, von seiner eigenen besondere» Meinung etwa« au szugeb e n. Wen» es seither dem große» Ansehen »ad der »»vergleichliche» Geschicklichkeit des Abg. Wuidlhorsl gelinge» konnte, noch im letzten Aiigenbticke vor der Abslmiinnng die Einigkeit herbeiznsiihren, jo müsse» wir jetzt schon bei Zeilcu daraus Rücksicht »clniicn. Wen» ich in dieser ernste» Zeit diese ernsten Worte an Lic richte, so glaube ich im Sinne des Vcr- ewigteil zu Handel», der jetzt auch gewiß die ernste Mahnung zur Einigkeit a» Sie gerichtet balle, eindringlicher, als ich e» vermag, denn ick, kann nur iecn Schüler sein." Mu etwas anderen Worten bat dies die nicht klerikale Presse schon lange gesagt! Aber cs ist interessant, aus dem Munke des jetzige» „ojsiciellci," Führers der Ultramontancn einmal zu vernehme», wie cs nach dem Tode 'Wintthorsl S in der Fraction zugeht. Den Führer sind sie los, die „Führer" sind geblieben! — Die Acrztckaiiimer Berlin-Brandenburg bat sich in ihrer letzten Sitzung u. A. auch mit der Frage der Heran ziehung von Laien bei der Entmündigung von Geisteskranke» beschäftigt und sich entschieden gegen jene Bestrebungen ausgesprochen Die ganze Angelegenheit soll dem Ausschuß der preußischen Aerzlckamincr nnlei breitet werden. — Dir von dem Verlag de- „Volksblatt für Teltow« BccSkow" angekündigte Exlranninmer auf roll)ein Papier wird nicht zum Geburtstage des Kaisers, sondern „wabr- schcinlich", wie der „Vorwärts" minbeilt, znm l8. Mär; erscheinen. — Die Kinderei ist also nur ausgcichoben. — In ihrer tetzlen geheimen Sitzung erklärte sich die Stadt- verordnetcn-Versammln»g damil eiiivcrstandcu, daß ans Veranlassung der Hochzeit der Prinzessin Margarethe mit dem Prinzen Friedrich Karl von Heise» a» den »taijer, die Kaiserin Friedrich und die Neuvermähllcii gemeinschasttiche Glückwünsche der beiden städtische» Behörde» gerichtet werde». Minden. 19. Januar. Bekanntlich hat der NcichStagS- abgeordnele für den Wahlkreis Minken Lübbecke, der cou- servalivc Abgeordnete Bock, sich jenen 21 Abgeordneten angcschlosscn, die das neue couscrvative Programm miß billigen und an dem alten Programm von >870 scslballeii. Die Tivoli Eonscrvalive» Hallen »»» in Gemcinschast mit tcn Deutsch-Socialen in dem Bockschen Wahlkreise Ber- saniinlungcn ab und preisen mit viel schönen Reden das neue Programm, wobei es selbstverständlich ai>iLeitc»l>icben aus Herrn Bock nicht fehlt. Der Abg. Bock bat bereits erklärt, daß er eine Wiederwahl für den ReichS1a>z ab lehne. Es ist gewiß nicht angenehm, sich mit den «Llöckcriancrn herum- zuschlagcn, aber wir müsse» eö, meint die „Köln. Zig ", dock bedauern, daß ein gemäßigter Mann die Flinte »iS Korn wirst. Detmold, 19. Januar. In der gestrige» Abendsitzung des Landtags kam der Antrag des Abg. Asemiisen, belr. das Ber- dalteii des CabinetSininislerS von Wvlsjgrami», zur Beralhung. Bet dem allgemeine» Jniereffe dieses mehrfach osscittlich besprochenen Gegenstandes war begreiflicher Weise der Zudrang so stark, daß die Räumlichkeiten nicht ausreichte», um die Menge der Zuhörer zu fassen. Man glaubte allgemein, daß es wieder eiilmot zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dein Minister und dem Abg. Asemissen kommen würde. Indessen entbietten sich beide jegliche» Eulgrisss in die Debatte. Wir könne» hier den Sachverhalt nur kurz wiedcrgebe». AlS der Rechtsanwalt Asemissen in zweiter Instanz vor dem obersten Gerichtshöfe der Rechtsanwälte in Leipzig stand wegen Beleidigung des Cabinets- nünlsierS von Wotssgramm, fand er zufällig i» den Acten einen Brief de« Minister» a» den Vorsitzende» de» Gcrichlshoses von Oehischläqer, datirt den 14. April >892, i» welchem gesagt wurde, daß der Angeklagte Asemissen eine mehriach wegen Belei digung bestrafte Person jci. daß er zuletzt im Jahre l884 wegen Bca»>lenbelc>digulig mit einem Verweise durch den Ehrcnralh ge ahndet morden. Wen» eine Bestrickung pus den Genannten eine erziehliche Wirkung ausüben könne, so sei die« Resultat nur durch eine empsindliche Geldstrafe und eine Warnung vor weiterer Beleidigung der Behörden unter Androhung der Aus schließung von der Rechtsanwaltschaft zu erwarten Asemissen sei in eine große Zahl von Anklagen n»d Processen, so gar wegen Maiejlätsbelcidignrig verwickelt gewest». Tie Zahl ielner Beriiilheitungcn und seine erweislich systematische Au ffindung von Behörde» charaktcrisire ih» aber schon hinlänglich als ei» bedenkliches §ub,ect. Er würde deshalb hierorts nicht nur vv» seinen säinintlichen Eolleacn und Richter» gemieden, sonder» siebe gestltig ganz vereinsamt da, weil Niemand mit ihm eiwaS zu tknn baben möge. Dieser Brief gab dem Rechtsanwalt Asemissen Vcr- anlassniig, sich in einer Immediateingabe a» "den Fürsten zu wenden und die DiScivlinariinterjllchling gegen Woljs- grainin, bauplsächlich wegen verlnchier Betiiiil»ilnng des höchsten denlscheil Richters, z» bcaiilragcn. Diese Eingabe wurde ans höchsten Beseht vom Minister dab>» beantwortet, daß dem Anträge nicht slallgegeben werde» konn», da kein 0)rn» o zu einem TiscipUnarversahlen vorliege und es dem Bittsteller srei- gesielll würde, satt» er sich persönlich beleidigt glaube, sich an die Staa:-'anwa>tichasl z» wenden. Darauihi» beantragt nun Abgeord. Aiemiiseil beim Landtage, dieser möge den Sachverhalt genau vrüik» und sehe», ob ein» Einwirkung >n diesem Falte angebracht er scheine. Bon ben Abgeordnete» der Linken wnrde der Antrag gestellt, der Landtag wolle beschließe», seine Mißbilligung über da» Verfahre» des Herr» Eabinclsministers oliszuspiecheii, weil er versucht habe, in einer nicht ertaublen und gerechlseriigie» Weist keilen in Berlin cintrifft, zur »rcier de» kaiserliche» Abgeordnete» Asemissen in der Meinung de» BrieiempiangerS b urtSlagcS am 2«>. Januar 'Nachmittags I Ubr 87 Minuten I berabzioetzen. Derselbe stützte sich ani die Veriassung von liest,, in ebensalls hier eintrcffen und im königlichen Schloß Wobnung > der cs heiße, daß. wenn ein Mißbrauch der Verwaltung vorgeloiilinen nehmen. Im Gesolge der Königin werden fick befinden: die Oberhosmcisterin Frau von Pflügt, eine Hofdame und Lbrrhofmcistcr von Watzdorf, — Der commandirende General des lo. Armee- corz>« General Bronsart v Schcllendorss bat sein Ab schiedsgesuch eingercicht. Es wurde ihm bereit» im vorigen Jahre abgeschlagen; man glaubt jedoch, daß die Bewilligung jetzt «rsolgen wirk. Grund de» EntlaffungSgesucks ist wie »n vorigen Jabrr die Krankheit seiner Frau, Als wahr scheinlicher Nachfolger gilt, der „Köln. Ztg." zufolge, General- lieuteaant v.Sredrck, Eommaudeur der l6. Division in Trier., sei. dem Landtage ein Einipruch zustehe, v. Lengerke und Genossen beantragte» dagegen, dem Peienien zu eröffnen, daß die fragliche Angelegen heil, insonLekhkii der fragliche Briet, soweit er eiiie» persön lichen Charakter habe, sich dem Uribeil und der Einmischung des Landtags gänzlich enizieke und daß »nr die durch den gedachten Brief versuchte Einwirkung ani dos ebrengerichiliche llrlbeil, insoier» sie als unberechiigt anzusthen nabe liege, ei» allg,meines Internst berühre, daß aber auch über dieien Punct ein abschließendes Unheil aus- »uipreche» der Landtag sich nicht für compelent erachten könne, sondern sich daraus beschränken muffe, eine nähere Prüfung an maß- aebeader Stelle anzuregen. Nach der abschlägige» Bescheidung des Beschwerdeführers sehe sich der Landtag außer Stande, eine Ein wirkung tu der gedachteu Rtchlung an irgend einer Stelle >u ver-
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