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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930201029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893020102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893020102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
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Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Anzcigen.PreiS Tie 6gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter dem RedaclionSstrich ^ge spalten) 50^, vor den Familien,lachrichtea (6 gespalten) 40^. Größere Schristen laut unserem Preis- vcrzeichniß. Tabellarischer und Zisfernsatz noch höherem Tarif. Srtra-Veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung M.—, Mlt Postbesörderung -4t 70.—. ^nnatfmeschluß fir Äazrigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,8 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen find stet» an die Erftetztti«» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Z? 58. Mittwoch den 1. Februar 1893. 87. Jahrgang. .-8ek.'». u «». 13. i. N». I» »notl. Politische Tagesschau. * Leipzig, i. Februar. Trotzdem der Reichstag mit der EtatSberatlmng noch scbr im Rückstände ist, wurde gestern wieder die Heit einer ganzen Sitzung unnütz verthan. Man kann doch wirklich nicht behaupten, daß cS einen praktischen Werth babcn kann sür das Reick, für daS Volk oder sür den Reichstag, wenn zum hundertsten Male dieselben falschen Behauptungen aus gestellt werden. So oft deren Unrichtigkeit auch aclcn- und ziffernmäßig nachgewicscn wird: die Socialtemokratcn brauchen die Uebertrcibunzen und die Unwahrheiten für ihre Zwecke, und die große urtheilsloseMassc ihrer Wähler erfährt die Widerlegung entweder gar nicht, oder nur verstümmelt und wiederum in social- demokratisckcr, daS heißt falscher Beleuchtung. Haben doch, woran heule der StaatSsecrckairv. Bo etlicher zutreffend erinnerte, die Socialdcmokraten selbst zugegeben, daß es ihr erstes Be streben ist, Unzufriedenheit zu schaffen.— Der socialdemo- kratischc Abacordnele Schmidt-Sachsen wollte gestern einen besonderen Nothstand im Königreich Sachsen com struiren. Es verdient besondere Anerkennung, daß der sächsische Gesandte, Herr Graf Hobenthal, welcher unmöglich vorher wissen konnte, daß bei dem Elais- litel „StaatSsccretair des Innern" derartige Bcrbank- lungen bevorstandcn, so Wohl vorbereitet de» Herrn Schmidt unmittelbar und gründlich widerlegte. Daß ein socialdemokratischer Redner cS ohne beleidigende Ausdrücke nicht abgehen läßt, versteht sich von selbst, und so zog sich denn auch Herr Schmidt wieder eine parlamentarische Rüge zu. Aber daß sein „Genosse" so schlecht abgeschnitten, ließ Herrn Bebel keine Rübe, er kam ibm zu Hilfe. Allgemein war der Eindruck, daß Herr Bebel selten so oberflächlich und unwirksam gesprochen bat wie heute. Tic wenigen sachlichen Bc- bauplungen wurden sofort durch Herrn Ur. Buhl als un richtig nachzcwiesen, welcher auch darlegte, daß gerade in Sachsen in den letzten 12 Jahren sich die wirthsckastliche Lage der Bevölkerung gehoben hat. Ten Uebcrtreibungcn ber Socialdemokratie gegenüber hob er hervor, daß unsere Zeit keineswegs so krank und unsere Verhältnisse so schlecht seien, wie jene cS gern möchten. Auch der Abg. vr. Mehncrt wies Herrn Bebel die Unkenntniß der Tbat- sachen nach, namentlich auf dem Gebiete des Sparcasscn- «escnS. Besonders empfindlich traf die Socialiste» schließlich der Abg. Bachem, welcher die Utopien und Phantastereien des Herrn Bebel an den Pranger stellte und nackwicS, wie uusäoig sich in der Praxis ihre Versuche mit „Genossenschafts- Bäckereien" und anderen Unternehmungen erwiesen haben. Die große Entscheidungsschlacht um die Frage wegen der italienischen B an ken, insbesondere der Banca Romana, ceren Ausgang das Eabinel Giolitti durchaus nicht mit fester Siegeszuversicht entgegensetzen konnte, ist nun geschlagen und die auf Einsetzung einer parlamentarischen Enguete und die Bankensrage bezüglichen Anträge wurden, dem Verlangen des Ministerpräsidenten entsprechend, mit 274 gegen 15 l Stimmen verworfen. Drei Tage lang währte die Kammerdebalte, und last bis zur letzten Stunde herrschte Ungewißheit über die schließliche Wendung, obgleich die Waagschale sich eigentlich während aller drei Tage eher zu Gunsten der Regierung neigte. Äm ersten Tage halten die unzweideutigen und aufrichtigen Erklärungen des Ministerpräsidenten Giolitti über die Stellung der Regierung zu dieser Frage einen entschieden günstigen Eindruck hervorgerufen. Daß Fehler von allen Seiten und auch von ibm begangen wurden, wenn auch von ibm in zeringerem Maße als von Anderen, stellte Herr Giolitti gar nicht in Abrede, aber diese Versehen geschahen durchaus dom» ticke, was ihnen immerhin zur Entschuldigung dienen ttnn, und das unbestreitbare Verdienst des Ministeriums Giolitti war eS, daß eS, sobald es die wahre Situation erkannt batte, sofort rücksichtslos eingrifs und so entschieden austrat, taß ein Zweifel an der Aufrichtigkeit seines Willens, bis zum Aeußersten zu gehen und sonnenbelleS Licht in das trübe Gewebe zu bringen, nicht aufkommen konnte. Die Opposition schien sich auch viel weniger mit der Frage befassen zu wollen, auf welcher Seite und von wem die meisten Fehler begangen wur den, man war vielmehr durch die alarmircndcn Nachrichten be unruhigt, welche überdaS Verkältniß mehrerer Kammcrmitglicder und gewesener Dcputirter zurRömischenBankverbreitet wurden. Eben aus diesem Grunde wurde von einem großen Thcile der Kammer auf Einsetzung einer parlamentarischen Enquete gedrungen, und die Entscheidung spitzte sich dabin zu, ob die Regierung die Einsetzung einer solchen Enquete acccptire oder nicht. Das Cabinet hat sich diesem Ansinnen von Anfang an mit gutem Grunde widersetzt. ES unterliegt nämlich keinem Zweifel, daß eine parlamentarische Enquete, welche der gerichtlichen Procednr vorauSgehcn würde, Monate lang dauern und die Schuldfrage daher viel später fcstgestcllt werden könnte, als durch das unbehinderte normale Gerichtsverfahren. Run aber giebt cS in der römischen Banksrage einige Puncte, die baldigst aufgeklärt werten müssen, wenn nicht das Publicum zu Schaden kommen soll. ES ist daber begreiflich, daß die Regierung nicht »nr im eigenen, sondern auch im Interesse des PublicumS sich der parlamentarischen Enquete, der Ver zögerung der gerichtlichen Entscheidung widersctzte. Nichts destoweniger balle aber die Idee einer parlamentarischen Enquöie in der Kammer viele und darunter hervorragende Anhänger gefunden, so daß man um daü Schicksal des EabinctS, welches diesem Plane beharrlichen Wider stand entgegensetzte, besorgt sein konnte. Herr Giolitti zeigte aber auch in diesem Falle große Entschlossen heit, er ließ sich auf keinerlei Cvmpromiß ein und knüpfte an die Annahme seines Standpnnctcö die Ver trauensfrage. Dieses entschiedene Auftreten wirkte mehr, als noch so lange und gut begründete Reden es gctkan hätten, denn die Mehrheit der Kammer erkannte, daß cö in diesem Augenblicke sehr bedenklich wäre, um einer Frage willen, welche die Principicn der Regierung und die gegenwärtigen großen "Ausgaben der Kammer in ihrem Kern nicht berührt, eine neuerliche Krisiö hcraufzubeschwörcn. In der französischen Tcpntirtenkainmcr bat man sich in den letzten Tagen um die Sparkassen gestritten, die auch von der Panama-Angelegenheit in Mitleidenschaft gezogen waren. Wie bereits gemeldet, hat die französische Regierung auch i» Bezug aus diese Angelegenheit über ihre Gegner den Sieg davon getragen. In der gestrigen Sitzung erklärte Nibot, die Regierung sei vollkommen ruhig und ihrer Sacke sicher. Es habe bis aus den heutigen Tag weder eine große Erregung noch eine Panik in der Sparcassciiangelcgcnheit existirt; die aus den Sparkasse» zurückgezogene» Gelder seien gering, die Depots bei den Sparcasscn erfreuten sich einer Garantie, welche alle anderen Garantien überstieg, nament lich derjenigen Frankreichs. (Beifall.) Es sei also keine Be unruhigung vorhanden, wohl aber erfordern cs die Würden der Regierung, keine derartigen Drohungen und Prcßscldzüge zu dulden. Die Negierung wolle nicht, daß man zu ihr und zu dem Lande spreche, wie man cö gethan habe. iBcisall auf der Linken.) Man sage Denjenigen, welche Einlagen machen, ihre Gelder seien nicht sicher, man wage An spielungen auf einen Krieg zu macken, ein Dcputirter schreibe, daß der Staat einen VertraucnSmißbrauch begehe; cS gebe kein Land, in dem man eine ähnliche Sprache dulden könne. (Lebhafter Beifall ans der Linken und im Ccntrum.) Wenn die Regierung ei» Gesetz hätte, würde sie unverzüglich gegen die betreffenden Personen gerichtlich eingeschrirtcn fei». Um dies tbun zu können, werde die Annahme eines Gesetzes verlangt, welches .der Regierung bisher fehlte. Es sei un möglich, die Institutionen Frankreichs derartig angrcifen zu lassen. Nachdem die Gcncraltiocussion geschlossen war, wurde die Vorlage mit 326 gegen 178 Stimmen angenommen. Ter Gesetzentwurf bedroht die Angriffe gegen die Sparcasscn mit einer Gcfängnißstrafe von 2 Monaten bis zu 2 Jahren, sowie mit einer Geldstrafe. Die Kammer beschloß sodann mit 331» gegen 50 Stimmen, daß die Reden Tirard'S unk Ribol'S i» allen Gemeinden Frankreichs zum öffentlichen Anschlag gebracht werden sollen. Der Inhalt der englischen Thronrede, wie ihn der Telegraph skizzirt hat, entspricht im Großen und Ganzen dem Bilde, welches man sich auf Grund der inneren und äußeren Lage Großbritanniens, sowie der Bedingungen, unter denen Mr. Gladstone die Zügel der Regierung ergriffen. gemacht hatte. Non »»»der belangreichen Emzelbeiten abgesehen, legt die Thronrede, »ach kurzer Betonung des friedlichen Ebaraktcrs der internationalen Beziehungen des Königreichs, den Hanptnachtruck auf die irische Homerulebill, welche denn auch an der Spitze der iimcrpolitischen Vorlagen marschirt. Für weilcre Kreise interessant erscheinen dann noch diejenigen Stellen der Thron rede, welche von Eghplen und Uganda, sowie von der Vor nahme einer parlamentarischen llnquelc über die laiidwirlb- schaftlichc Krisis handeln. Alles in Allem kündigt die Thron rede eine überaus reichhaltige Liste gouvcrncmentalcr und parlamentarischer Arbeiten an; die Regierung saßt Aufgabe» ins Auge, deren Bearbeitung und Durchführung tief in die vielfach verschlungenen und aus einander angewiesenen Be Ziehungen des nationalen Lebens cinschnciden muß. Die aus die ausländische und coloniale Politik bezüglichen Stellen der Thronrede lassen crlcniicn, daß aus beiden Gebieten eine Ab weichung von den Bahnen der bisherigen Thäligkeit nicht beabsichtigt ist. Bezüglich EgnptenS wird dies von der Thronrede ausdrücklich verkündet, und an der Aufrichtig keil der betreffenden Versicherung ist um so weniger zu zweifeln, als eö einleuchtend erscheint, daß jedes Zuwitcr- handeln gegen die vom Eabinel Salisbury übernommenen leilcnden GesichtSpuncle England in Vcrlegcnbeitcn bringe» könnte, deren Vermeidung Mr. Gladstone, »eben der Lösung des irischen Problems, als seine vornehmste Ausgabe ansicht. So darf man denn zuversichtlich annehmen, daß seitens der englischen Politik die Sorgen, die aus Europa lasten, nicht noch uunöthiger Weise vermehrt werten. » In Betreff der Samoafrage hatte ein Hamburger Blatt in voriger Woche gemeldet» die unter den bcthciligten Mächten eingclcilcten Verhandlungen wären »och nicht ab geschlossen. Außerdem häue» der Oberlichter Ecdcrkra» tz, wie der Municipalitäts-Vorsitzendc von Scnsst Pilsach ihre EntlassungSgcsuche »och nicht cingcrcicht. Diese Angaben sind nicht zutreffend. Zunächst find unter den Vertrags Regierungen bisher nur sogenannte Pourparlers cingcleilet worden; dann aber kann bei den herrschenden Zuständen ans Samoa und den Wirkungen des Samoa-Vertrages von einem Abschluß der Verbanblungc» überhaupt nicht die Rebe sein. Weiter bat dem Vernehmen »ach der Präsident des Apia MunicipalrathcS v. Sensst Pilsach bereits zum drillen Male sein Abschiedsgesuch cingcrcicht, und cö ist wahrscheinlich, daß daö Gesuch diesmal genehmigt wird. Was den Oberlichter Eederkrantz anlangt, so ist sein Verbällniß ein ganz anderes, da er von dem Könige von Schweden ernannt und von den VertragSmächlcn nur bestätigt ist. Ob er überhaupt bei einer ber belheiliglen Regierungen ein Abschiedsgesuch cinreicht, ist fraglich; vielmehr wird angenommen, daß er seine» Aus tritt aus dem Amte in einer anderen Form vollzieht, z. B. in einer kurzen Anzeige bei de» Eonsnln der Mächte in Apia. Ter Wechsel könnte sich rasch vollziehe», oknc daß man hier vorher davon unterrichtet wäre. Deutschlands Politik in Bezug ans Samoa wird von einem Gesichts puncte auö bestimmt, nämlich: cs darf dort nichts geschehen, was nicht die Zustimmung der Deutschen Südsec und Plantagcn-Gcscllschaft gesunden hat. In dieser Gesell schaff verkörpern sich die deutschen Inlcrcsscn und der deutsche Besitz aus jener Inselgruppe zum größte» Thcile; die meisten Weißen zu Apia und Umgegend stehen in ihrem Dieuste, die Planlagen auf den Inseln gehören zu fünf Sechsteln ibr, der Hantel ist ebenso in überwiegender Weise in ihren Händen. Seit etwa vierzehn Tagen ist in die Reihe der Staaten eine neue Republik cingetrelen, wovon man aber erst wegen der großen räumlichen Enlscrnung, die uns von der selben Ircnnl, »i diesen Tagen Kciintniß erhalte» hat. Diese ncugeschasfeiic Republik ist das Sandwich-Sechs insel- reich im Tlillcn oder Großen Ocean, welches nach seinem größten Eilande de» Namen Hawaii sübrt. Tic Monarchie ist dort am 10. Januar durch eine Revolution gestiff-zt, ab- geschassl und durck: eine provisorische republikanische Regierung ersetzt worden. Anstoß zu dieser llmftnrzbcwcgung >zab ein Staatsstreich der Königin, welcher den Insulanern eine »cuc, die frühere einschränkende Verfassung aufnöthigen wollte. Die übrigens niiblnlig verlaufene Entlhronomg der Königin, welckc in Friedciiszeit über keine Armee, sondern nur über siebzig Lcibgartisten mit sechs Ofsieicrcn »crfügt, geschah mit Hilfe eines starken Marinc-TctachementS eines amerikanischen Kriegsschiffes, welches aus Ersuche» des amerikanischen EviisnIS in Honolulu gelandet wurde. Eine hawaiische Abordnung, die sich nach San Francisco be geben hal, gebeult um den Anschluß der Inselstaaten an die iiortamcrlkanischc Union iiachzusuchcii, ein Beginnen, welches dort mit geinischlc» Gefühlen ausgelwnimcn wird, da sich die Washingtoner Regierung der Schwierigkeiten, welche der Erfüllung dieses Wunsches ciilgegcnstchen, wohl bewußt ist. Ist die Frage: Annexion oder Protcctorat ? ausgeworsen, dann dürfte sich die klmonS Regierung eher noch dem letzteren entscheide». Die adgcsetztc Dynastie war eine con- stiinlioiicllc, »n Hause Kapaakca erbliche; die entthronte Königin Lydia Kamakaclia Lilinokalani, welche übrigens gegen die neue Ordnung der Dinge feierlich protcstirl hat, fleht im sünsuiidfünfzigstcn Jahre. Sie folgte ibrcm vor zwei Jahren verstorhcncn Bruder Kalakaua j., welcher turch seine Europa Reise bekannt geworden ist. Die Ex-Königin, welche sich 1802 mit dem Amerikaner Gouverneur John DvminiS vermählt hatte, ist seil I80l Wiltwe. Der Hawaii-Staat zählt auf einem Areale von fast 17 000,,km 00,000 Bewohner; Hauptstadt ist Honolulu; sein Budget balancirt mit etwa 3 Millionen Dollars. Die von I80l talirlc und 1887 rcvidirte Verfassung erklärt jeden volljährigen Staatsbürger für wahlberechtigt; die ge plante Beschränkung des Wahlrechts ist einer der Hauptgründe der Erhebung gewesen. Deutsches Reich. * vinitzc», 31. Januar. Die Adresse an den Reichs- tagSabgeordnelcn Fabrikbesitzer Hcmpel in Pulsnitz, „inAn betracht der drohenden Ehvlcragesabr eine Interpellation im Reichstage darüber aiizuregen, daß die Regierung ver anlaßt werde, die Grenze» des deutschen Reiches gegen die Einwanderung srcmder Juten abzuschlicßcn", ist gestern mit 1000 Unterschriften abgcsandt worden. »>8. Berti», 3l. Januar. „Ein großer Auswand schmählich ward verthan." Tic Eonscrvalivcn babcn, wie sich immer klarer berausstcllt, aus ihrem Parteitag und in ihrem neuen Programm dem Antisemitismus ganz nmsonst gehuldigt. Er ist nickt mit Worten zufrieden, sondern will Thatcn sehen. Die „StaalSbürgcrzcilung" cracklct cs als einen schreienden Widerspruch mit den Parlcitagsbeschlüsscn und den conserva- tivc» LandtagSrcde», daß man in Licgnitz Goldberg einen besonderen conscrvalivcn Eandidalen aufzustcllcn gedenkt. Und nickt nur in diesem Wahlkreise, das Organ des Herrn Ablwardt läßt durckblickcn, daß die Eonscrvaliven überhaupt den Antisemiten Hccrsolgc zu leisten babcn, wenn ihre den AnlisemiliSinuö betressciitc» positiven »nd negative» Beschlüsse nicht als eitel Wablsängcrci angesehen werden sollen. Es ist dies übrigens nichts Neues. Wie aus dem soeben erschienene», - 6 - L - ü. - » e» sr»c» -««»VN » S«»» Feuillets«,. Werben und Freien am Hopatcong. Eme verteufelt naturgetreue Studie aus dein amerikanischen Hinlerwald. 1j Bon Philipp Berges. Nachdruck verdoini. I. (Bon einem geschätzten Special-Correspondentcn.) * Auü der Gesellschaft. Lakeville, Broom Count», May 8. l8!>*. Einer unserer sechzig Correspondentcn aus der Gegend des Hopatcong SceS, ein Man», welcher Kaiser, Könige, Präsidenten und andere Häuptlinge interviewte, ebne mit der Nase zu zucken — ein Mann also, der das größte Vertrauen verdient, thcilt uns mit, daß am Hopat cong wichtige Dinge Vorgehen. Irgend Jemand wird dieser Tage in seinen Stieseln sterben, nachdem ein anderer Je mand sechs Streifen Tageslicht durch den Leichnam des ersten Jemand gepustet hat. Wer diese beiden Jemande sind, und welcher von ihnen wahrscheinlich ins GraS beißen wird, Wie n Hund vor dem Rcgenwetter, das wollen wir nickt verrathen: wir sehen nicht ein, warum ein ver antwortlicher Redactcur nickt im Stande sein sollte, Mumm zu halten. Dagegen wird cS uns Niemand ver übeln , wenn wir unseren Lesern zur Unterhaltung eine kleine Geschichte austischcn, denn sie zollen nickt sage», daß sie ihr Abonnemcnt-geld (2 Dollar- pro Iabr im Voraus zu bezahlen) umsonst ausgezeben babcn. Also gut! Es war einmal ein junger Farmer, Namen- Abrabani Waltham, der in der Gegend von Lockwood ein ansehnliches Stück Land besaß Er selbst war zwar ein ziemlicher Ehren mann. zugleich aber auch ein mächtiger Heuochse, Esel, Maulaffe und beulender Narr. Solche Leute babcn gewöhnlich Glück. Da- schönste Mädchen an den Ufern tes Lake Hopatcong verliebte sich i» die besagte Bohnen stange und rankte — wir können nicht umbin, uns in Ge danken an die liebliche Betty eines poetischen Ausdrucks zu bedienen — und rankte sich an besagter Bohnenstange, sie mit ihren Weißen Lilienarmen umschlingend, empor. Wir möchten es zwar vermeiden, discrct zu sein, was in gutem Englisch so viel wie verräterisch bedeutet, wollen, aber doch unter dem Siegel dcö strengste» Vcr- trauenSbruchs kinzufügen, daß das Mädchen, wie schon angedeutet, Betty beißt und die Tochter des scbr acht baren Ionatban KimballS ist. welcher am Hopatcongscc eine Farm sein eigen nennt. Selbstverständlich wurde dem jungen Burschen durch die Liebe Betty s der Kopf verderbt, allein seine paar Loth weichlichen Gcbirnstvsfes reichten nickt aus, um ihm zu sagen, daß er schleunigst niit ibr fliehen muffe, um sie zu stinem Weibe zu machen. Daß der alte, würdige und verteufelt kluge Mr. KimballS seine Tochter nicht gutwillig einer menschlichen Bohnenstange an den HalS werfen wurde, da- lag ja auf der Hand. Abraham zögerte und^ögerte, bis cs wahrscheinlich zu spät wurde. Es geht die Sage, ein Fremder sei im Hause des Vaters der reizenden Betty anackommen, irgend ei» mächtig vornehmer Zartfuß aus dem Osten, aus New-Bork, Phila delphia oder einem andern dieser großen Dörfer, um dem schwachköpsigen Abraham die Geliebte wegzuschnappen. Natürlich wird er nun wahrscheinlich erwachen und zu den blauen Bobnen seine Zuflucht nehmen. Wir wissen aber auS bester OucUe, daß der noble Fremde sick bereit- mit dem bekannten Zahnpulver versehen bat, welches zugleich auch Kopfschmerzen zu vertreiben im Stande ist. DaS ist unsere Geschichte. Wir wollen nichts weiter verrathen, sondern cS bei diesen schwachen Andeutungen bewenden lassen, nur so viel sagen wir: Ausgepaßt, lx»)^, eine gesellschaftliche Bombe ist zum Platzen reif, und irgend Jemand begiebt sich in die Iagdaründe seiner Väter, ohne Zeit zu finden, sich seiner Stiesel zu entledigen. » Dieser höllisch fein abaefaßte Artikel besand sich im localen Theile des „Hopatcong Eagie", eine- WeltblatteS von der Größe eines OctavbriesbogcnS, und der cS laS, war kein Anderer, als Abraham Walthain in höchsteigener Person. Er saß auf einer Tonne in der Scheune seiner Farm zu Lock wood und buchstabirte sich den auf seine Person bezüg lichen Artikel mit lauter Stimme vor. Zwischendurch murmelte er Flüche schwersten Kalibers, wie sie nur der Hintcrwald von Hopatcong hcrvorznbringcn und zu vcr dauen vermag. So grob und rücksichtslos dcö sensationellen Artikels In- balt nun auch war, und so scbr auch seine Schilderung »ach llebertrcibung schmeckte, in einem Puncte batte er Neckt — Adrabam Waltham glich wirklich einer Bohnenstange. Stroh gelbes, widerspenstiges Haar bedeckte seinen Schädel, der eine außergewöhnlich lange Form anfwicü — die nicht eben kleine Nase glich einem mit dem Lineal gezogene», geraden Strich, die schmale», aber langen, wenig geschwungenen Lippe» sahen zwei andere» Strichen gleich — Alles an der dürren Figur des Farmers ging in die Länge und zeigte starre, hartnäckige Formen. Er war, seinem Acußcrcn »ack, etwa 25 Jahre alt und offenbarte in einer Kleidung, die, lediglich aus Hose und Wollhemd bestand, eine Bescheidenheit, die fast über das Maß des Erlaubten ging. -DaS einzige Merkwürdige an der Person Abrahams war — vorausgesetzt, daß die Wahrheitsliebe des Zeitungsartikels nicht in Zweifel gezogen würde — die That- sachc, daß die schöne Betty KimballS fick in ihn verliebt Halle. Und das stimmte auch wirklich, die schöne Betty war in den langen Abrakam verliebt bis über beide Ohre». Als der so sckmäblich Angegriffene den seinen Artikel zu Ende gelesen halte, stand er aus, reckte sich und legte eine seiner Hclzschauseln sinnend an die Stirn. Wie ? Ei» neuer Liebhaber Bctty'S, ei» Zartsuß aus dem Osten sei an gekommen und gedenke, ibm die Geliebte wegzuschnappcn'? Seltsam. Er batte von einem solchen Menschen bisher weder etwas gesehen, noch gehört, trotzdem er allabendlich zusammen mit Betty die Farm seines znknnstigen Schwiegervaters um- wandelte. Sollte das Ganze Nichts als ein mächtiges Lügen gewebe de- Zeitungsmannes sein? Abrabam ließ die linke -Eolzschausel sinken und ergriff mit seiner andern, nicht minder zierlichen Hand eine Büchse, die er wnlbcnd um seine» Kops schwang. Nun denn, der Zeitungsschreiber sollte Reckt behalten, Abrabam nahm seine Zuflucht wirklich zu den blauen Bobnen. die auf keinem Felke wachsen, allein die Mablzeit galt nicht dem sagenhaften Ncbcnbublcr au« dem Osten, sondern rem Artikelschreiber selbst, der — ball! eine Idee, eine grandiose Idee!! — der hinter dem Phantom des fremden FrcicrS vielleicht nur seine eigene Liebe zu der reizenden Betty verstecken wollte. Im Innern des beleidigten und irritirtcn Farmers wogte ei» mächtiger -Kampf, der sich aber doch endlich in die Ruhe dcö Entschlusses auszulöscn schien. Er stellte seine Büchse wieder in die Ecke und nahm einen Revolver, den er sorgfältig in seinen Kleidern verbarg. Die Zeitung sattele er zusammen und schob sic mit einer Miene in die Tasche, als ob »»»mehr die ganze Auslage mit samml der Druckerei, dem Verlag und der löbliche» Redaction vom Erdboden verschwunden sei. Nun zog Mr. Waltham zwei snrchtciiiflößeiite Riesciisticfcl an, steckte eine kurze Thon- pfeife in sein langes Gesicht und ciitwandclle über die Schwelle. Es war etwa 2 Uhr Mittags, und die Sonne stand fast noch im Zcnith. Ringsum wogte» grünende MaiSselder, durch die ein enger Fußpfad zur anSgesahrencn Landstraße hinadsübrle. Diesen Weg schlug der erboste Abrabam ein und schritt rüstig fürbaß. Nach einer halben Stunde er reichte er daö User des liebliche» Hopatcongsccs, der wie ein glitzernder Smaragd inmitten eines Kranzes bunter Hügel ketten lag. Mr. Waltham schenkte den Schönheiten des kleine» Paradieses, welche« ib» umgab, keine Beachtung — da« Antlitz der reizenden Bell» gaukelte vor seinen erregten Sinnen und machte ilm »nempsänglich sür Alles, was nicht zu ibr i» irgend welchen Beziehungen stand. Erst als in der Ferne ein kleines weiße- Gebäude aus dem welligen Grün der Felder cmportanchlc, verließ der Wanderer das Secufcr und schritt etwas rascher, aufgeregter, wie cS schien, quer feldein. Jenes kleine, weiße Häuschen, welche« den Liebhaber Bctty'S vcranlaßtc, seine» C»rS zu ändern, war die Be sitzung des sehr achtbaren Ivnatban KimballS, welcher als der reichste Farmer der Landschaft galt. DaS schmucke Wobn- haus mit de» braunen Veranden, der anSgcdebntc Obstgarten, welcher eS umgab, die kicSbestreuten Wege und viele- Andere gaben der Besitzung auch in der Thal einen vornehmen An strich. Gegenwärtig schwebte über dem Ganzen die träge Rübe de- Mittags. Im Hofe lag ein schwarzer, zottiger Köter, die Schnauze zwischen den Pfoten, und schnarchte leise.
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