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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930202020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893020202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893020202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
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Das hochconscrvative Blatt druckt zwar den Ausruf, aus dem wir das Wesentliche mit- geihcilt haben, in seinem ganzen, sehr beträchtlichen Umfange ab, fügt aber folgende Nachschrift hinzu: „Wir billige» cs durchaus, daß die Landwirtbe sich zu energischer Vertretung ihrer Interessen ausrassen wolle», müssen aber bestreiten, daß es an Gelegenheit dazu bisher gefehlt habe. Die Vereinigung der Steuer, und Wirthschasls-Resormer und der Bauernbund haben seit langen Jahren die Interesse» der deutschen Landwirthschast mit Entschiedenheit und nicht ohne Erfolg verlrelcn. Viel größer freilich hätten die Erfolge sei» können. wen» die Landwirthe sämmllich Liesen Bereinigungen bcigctrctcn wäre» und dadurch denselben die moralischen wie materiellen Mittel in genügenden, Maße zugeiührt hätten, ohne die ei» entscheidender Einfluß aus die Gesetzgebung nicht geübt werden kann. Ebenso würde «ine ausgiebigere Unterstützung derjenigen Blätter, welche un- entwegt die Interessen der Landwirthschast mit voller Selbst ständigkeit nach oben und unten vertreten habe» — die „Kreuz- zeilung" kann sich mit vollem Rechte dieses Verdienst zuschreiben — schon größere Ersoige gezeitigt habe». Wenn aber die Land- wirtde nach wie vor idre liberalen oder millelpartcilichen Zei» tuagen weiter halten, die entweder alle Wünsche der Landwirthe alS „agrarische Begehrlichkeit" brandmarke», oder mindesicnS in ab soluter Lauheit verharren, dann können sie sich nicht wunder», wenn an maßgebender Stelle an den Ernst und die Entschlossenheit der Landwirthe zur Vertretung ihrer Interessen noch immer nicht ge glaubt wird. Das Verhalten bei de» Wahle» ist vielfach nicht besser. Es fehlt weder an cincr Partei in den Parlamenten, noch an einer ihr zur Seite stehenden Presse für die energische Ver tretung der Landwirrhschast; möchten nur die Landwirthe dieselben ivirksamer als bisher unterstützen. Neue Parleidildungen und Zeitungsgründungen werden nur zur Zersplitterung der geistigen und materiellen Kräfte führen." In dtmseibcn Sinne lassen sich fünf Grundbesitzer auS dem Osten vernehmen, die in einer Erklärung die conser- vative Partei als diejenige bezeichnen, welche allein die energische Wahrnehmung der landwirthschaftlichen Interessen aus ihre Fahne geschrieben habe, und sich von der neuen Lanv- wirthschastSpartri lediglich cineSckwächung und Schädigung der conservaliven Partei versprechen. Die „Krzztg." scheint aus diese Erklärung großen Werth zu legen und den Wunsch zu begcn, daß sie Nachahmung finde — denn sie druckt dieselbe an leitender Stelle ab. — ES fragt sich, ob solche AbwicgelungS- Versuche Erfolg haben werden, oder ob die Gesinnungsgenossen deS Herrn Ruprecht-Ransern aus ihrem Schein, d. b. dem neuen konservativen Programm, bcstcken und eS vorzicben, au! eigene Faust gegen die konservative Partei „volks- lhümliche" Politik zu machen. »Bei der Abstimmung stellte sich die Beschluß- unsähigkeit des Reichstags heraus", so schließt seit Wochen und Monaten regelmäßig der Bericht über eine Reichstagssitzung, wenn überhaupt eine Auszählung statt- gesunden hat und die Augen nicht über die fast vollkommen leeren Bänke gnädig zugedrückl werden. Der Anblick einer Reichstagssitzung gehört gegenwärtig zu den trübseligsten Schauspielen, die man sich denken kann. Bon den überhaupt anwesenden etwa 150 Mitgliedern ist böchslenS ein Drittel im Saal zugegen, die andern müssen bei einer Auszählung erst mühsam von allerwärtS her znsammengcrufcn werden. Kopfschüttelnd wird sich mancher NeichSbürger, der ehr- furcht-voll daS HauS betreten und auf diesen gähnend leeren Saal herabblickt, fragen: „DaS soll unsere nationale Vertretung sein und darum kämpfen wir bei den Wahlen einen Kamps auf Tod und Leben?" In der Reich-Verfassung beißt eS: „Zur Giltigkeit der Beschlußfassung ist die Anwesen beit der Mehrheit der gesetzlichen Anzahl der Mitglieder er forderlich." Tbatsächlich sind seit Jahren dreivierlel aller ReichSlagSbeschlüsse ohne diese Majorität zu Stande gekommen. Co kann eS nicht weiter gehen. Das Ansehen cincr unserer wichtigsten nationalen Einrichtungen leidet darunter schweren Schaden. Und so schlimm, wie in dem gegenwärtigen Anti- cartel-Reichstag, der mit so viel übermüthigen Prahle- reieu ins Leben trat, ist eS noch nie gewesen. Eine der bis jetzt noch weniger in den Vordergrund der öffentlichen Besprechung getretenen Seiten des Panama- ScandatS, der an dem Lebensinarle der französischen Re publik zehrt, ist die als unmittelbare Wirkung aus das Eonto der Panama-Eiilbüllungen zu setzende Schädigung de» französischen StaatScreditS, wie sie in der massen haften Zurückziehung von Sparcasscn-Einlagcn seitens der kleinen wirthschafllichen Existenzen in Stadl und Land zu Tage tritt. In Frankreich ist der Sparsinn des BolkcS ungemein entwickelt, in weit höherem Grabe z. B. als in Deutschland. Und da bei dem ebenso kräftig ent wickelten Patriotismus der kleine Mann bei An legung seiner Ersparnisse in erster Lüne die ein heimische Rente bevorzugt, auch die Sparkassen ge halten sind, ihre Fonds in Rente anzulegcn, so besteht zwischen der herrschenden staatlichen Ordnung und der große» Masse des besitzende» Volkes eine handgrcisliche Jntcrcssensolidarität, deren Mittelpunct die Unantastbarkeit des ErcditS der StaatSfinanzcn bildet. Gerälh erst einmal daS Zutrauen der öffentlichen Meinung zu der finanziellen Vertrauenswürdigkeit und Leist»»Sfähigkeit des jeweilig herrschenden Regimes ins Wanken, so pflegt daö ge wöhnlich den Anfang vom Ende zu bedeuten. Kein Wunder, daß sich der Pariser RcgierungSkrcisc im Eabinet und Parlament ein panischer Schrecken bei der W^j,r,,xg,„ung bemächtigte, daß zahlreiche Sparcassengläubiger, durch den Blick in de» Abgrund deS PanamaschwindclS kopsscheu ge macht, ihre Guthaben zurückzuziebcn ansingen. Daß in der Organisation und in den Functionen der französischen StaatS- siiianre» nicht Alles „klappt", bekundete schon kürzlich die Notbwcndigkcit, den Notenumlauf der französischen Bank um 500 Millionen über die bisher zulässige Maximal- grcnzc zu erhöhen. DaS baare Geld bekommt eben Angst, eS schwindet aus der Eirculation, und dem mit seinen Noten in die Bresche tretenden Staatscredit droht daö Mißtrauens votum der Sparcasseninteressenten. Es braucht jetzt nur noch irgend eines lärmenden Zwischenfalls, sei cö eine KricgSpanik, sei eS eine Staatsstreich-Verschwörung oder ein Eommunisten- putsch, und der schönste iin» aus die Sparkassen wäre fertig, damit zugleich aber auch die Zahlungsunfähigkeit der parla mentarischen Republik. Wie ernst die leitenden Kreise der Republik die Lage ausfassen, erhellt aus der Einbringung und der durch eine imposante Mehrheit erfolgten glatten Annahme eines Gesetzes, welches Angriffe auf die Sparkassen mit Gefäiignißstrafc bis zu 2 Jahren und außerdem noch mit Geldstrafe bedroht, sowie aus dem Kammerbeschtuß, die Reden des Ministerpräsidenten Ribot, sowie des FinanzministcrS Tirard in allen Gemeinden deS Landes durch öffentlichen Anschlag bekannt machen zu lassen. Solche Ebre widerfährt in Frankreich nur politischen Kundgebungen ersten Ranges. Während die auswärtige Politik deS Eabinets Glad- stone, soweit sie auf Egypten. Marokko und Uganda sich erstreckt, im englischen Parlament auch die Zustimmung der Opposition gesunden bat, ist dagegen die Homcrule- Vorlage gleich bei der ersten Verhandlung, bei Berathung der als Antwort auf die Thronrede an die Königin zu richtenden Adresse der Gegenstand sehr heftiger Angriffe ge wesen. Im Oberhaus bemängelte Lord Salisbury, der frühere Premier, die jüngsten Verwallungsresormcn in Irland und be klagte, daß die Regierung ihr Ney nach politischer Unterstützung ihrer irischen Politik zu weit auSgcworscn habe. Die Homerule- Borlagc scheine nach Angaben der Thronrede darüber eine etwa« wässerige Maßregel zu sein. Werde sie vor oder nach Erledigung der übrigen Puncte deS Ncwcastler Programms emgcbracht werden? Dieses Programm, bemerkte Salisbury unter großer Heiterkeit des Hauses, rolle Arbeiten auf, die mindestens eine Generation beschäftigen würden. Nock viel entschiedener trat der FUbrcr der Opposition im Unterbau-, der früdcre irische StaatSsccretair Balsonr, aus. Nach einer scharfen Verurtbeilung der irischen Politik der Regierung, insbesondere der Aninestiruiig politischer Ver brecher, bezeichnctc er die Homerulc-Vorlage als eine riesige Vcrfassnngsumwälzung, die Irland nicht befriedigen, die Grundsätze, durch die das britische Reich autgebant wurde, gänzlich umstoßcn würde. — Im Oberbaus war Lord Kimberlcy bcruse», die Angriffe Salisburys abzuwebre», aber das, was er zur Vcrlbeidignng der Regierung sagte, war ziemlich schwach und nicht geeignet, bei den cbrcn- wcrtbe» LordS, die in ibrer großen Mehrheit Gegner von Homcrule sind, bessere Stimmung sür kiese Vorlage bcr- vorzubringen. Von Interesse war nur die Mittbci lung, daß die Homcrule-Bill gleich »ach Schluß der Adrcßdcballc im Unterhaus«: ciugcbracht werde» wird. Die AuSsührunge» Gladstone'S im Unterhaus bekundete», wie sekr ihn Balsour gereizt batte. Es gezieme, so bcmerklc Gladstonc, einem Führer der Opposition nicht, die harmlose Ankündigung einer Maßregel von grösster coiistitulioiicllcr Be deutung zum Gegenstand bitterer Angriffe zu mache». Tbatsäcb lick, sei jedcSRcick'.daS entschlossen de»Grundsatz örtlickcrSelbsl- sländigkcit angenommen bade, gestärkt worben. Entrüstet wies Gladstonc den Vorwurf Balfour'S zurück, daß die Regierung bebusö Erlangung politischer Unterstützung Tnnainitardcn und politische Vcrdrccker begnadigt bade. Zum Schluß seiner Rede forderte der Premier die Mitglieder des Hauses a»f, sic »löcksten sich durch die von vornherein mit so großer Heftigkeit gegen Homernle laut gewordenen Aiigrissc nickst in ihrer obicctivcn Beurtheilung beeinträchtigen lassen. Man kann hieraus ungefähr auf den Ton schließen, der bei der eigentlichen Beratbung von Homcrule angeschlagen werden wird. Die durch die Ereignisse in Egypten bervorgcrnfene» Beklemmungen dauern fort. Der junge, an LebenSersabrungen noch nicht sehr reiche Kbcdive scheint nickst zu ahnen, daß er uni seinen Thron spielt, indem er sich immer wieder in unklugen, auf die Dauer unerträglichen Herausforderungen der Engländer gefällt. Ein Theil der cgyptisckc» Presse, der sich von französischen und russischen Jntriguantcn leiten läßt, setzt seine Aufhetzereien fort nnd zwar nickst ohne Erfolg, wie die Meldungen von neuerlichen Ruhestörungen in Kairo beweisen. Auch heute liegt wieder eine derartige Melkung vor. Danach sind abermals in der egyptischcn Hauptstadt Unruhen aiiSgcbroche», die Notablen Hetzen die Eingeborenen auf, die Stimnnliig gegen England wird iniiner seindlickcr. In London lässt ina» eS unler solchen Umständen natürlich an scharfer Wachsamkeit nicht fehlen und man macht sich mit dem Gedanken, daß weitere kräftige Maßnahmen »otbwendig sein werden, vertraut. Ein Telegramm aub Ncw-Hork meldet, daß der bisherige amerikanische Gesandte in Berlin, William Pbclps, vom Gouverneur des Staates New Jersey zum Richter des AppellatiouSgcrickstS von New Jersey ernannt worden ist. Herr PbclpS befindet sich seit ciiicm Monat auf einer Urlaubs reise in Marokko. Er wird Anfang März nach Berlin zurUckkcbrcn. Bis jetzt bat er seine Demission nickst cingercickst. Es ist indessen Us»ö, daß bei einem Wechsel in der Präsidentschaft sämmtliche Gesandte und General consuln ihre EiillassniigSgcsuche so cinreichcn, daß sic zum Regierungsantritt des ncne» Präsidenten am t. März in Washington vvrlicgc». Im Falle deS Herrn Pbclps iß die Annahme der Demission zweifellos. Der Posten wird einem Parteigänger des Herrn Elcveland zusalle». Die Er nennung des Herr» PhclpS zum Richter deS AppeUationS- gcrichtS — dem höchsten richterlichen Posten im Slaalc New Jersey — ist eine besondere Auszeichnung, da eö sich n»i ein- der wenigen Acmter handelt, welche der Inhaber während der Lebenszeit zu behalten pflegt. In Betreff der Vorgänge auf Hawaii scheint eS, als ob man in Washington, soweit die amtlichen Kreise in Betracht koiiime», »nd auch in London keine Neigung cmpsintct, auö diesen Vorgängen eine» ernsten diplomatijcbcn Zwischenfall bervorgebcn zu taffen. Die amerikanischen Re publikaner freilich bätten nicht übel Lust, die SandwichSinscln schlankweg an die Union anzuglicdcrn, sich durch diese „Thal" einen wiikiliigSvollcn Abgang von der politischen Bühne zu verschaffen und den Demokraten, die binnen einem Monat a» >drc Stelle treten werden, als Erbschaft die aus der Annexion unausbleiblich entstehenden Verlegen heiten zu hiiilcrlasseii. Aber die Schwierigkeiten, die sich so wohl vom internationalen, wie vom Standpunct der Vcr- sassnug einem solchen Beginnen enlgcgenskellen, sind so groß, daß die jetzt noch in der Union herrschende Partei zögert, sich kopfüber i» das bawaiische AniiexioiiSabeiitcucr zu stürze». Vor sünszig Jabre» haben die Vereinigten Staaten, Groß britannien, Franlrcick »nd Belgien ein Abkommen getroffen, worin die Unabbängigkeit von Hawaii anerkannt wurde; dieses Abkommen besieht noch beute zu Recht. Doch auch vom Vcrsassungsstandpunctc aus spricht Vieles gegen die Angliedcrung der entlegenen Inseln an die Union; einen „Staat" kann Hawaii vermöge seiner geographischen Lage nicht wohl bilden, gegen die Schaffung eines „Terri toriums" Hawaii würden sich die daselbst lebenden Nicht- eingeborene» lobbaft sträuben, den Begriff „Eolonie" kennt die amerikanische Vcrsassung nicht. Tiefe Erwägungen waren cs wobl, die den Senat in Washington bestimmt haben, die Bcralbuiig deS Antrages Ebandler'S ans Einleitung deS AnnexioiiSverfabrenS ob»c weitere Beratbung zu vertagen. Für das wahrscheinliche Ende dcS Hawaii - Zwischenfalls ballen wir nach wie vor eine gütliche Verständigung zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien, sür beider Mächte Einfluß und Vorlhcil ist Raum genug auf den Inseln, deren Wichtigkeit sür alle sccsabrcndcn 'Nationen idre ansschlioßlichc Beherrschung und Ausnützung durch eine ein zclne Seemacht anSzuschließen scheint. Es wird vielleicht vorübergehend scharfe Anscinandcrsetzungcn zwischen London »nd Washington geben, an eine ernste Eiitzweinng zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten zu glauben, liegt lein hinreichender Grund vor, zumal da die UnionS- regierung nicht übersehen kann, daß die Nordamerikaner auf Hawaii nur die Minderheit der dort lebenden Frcmdländcr bilden, l!»28 gegen lstll Engländer, lststl Deutsche, 8602 Portugiesen. '.»» Franzose», der 27000 Ebincsen und Japaner ganz zu geschweige». Deutsches Reich. * Dresden, I. Februar Ter hiesige nationallibcrale RcichSverci» bat in seiner Gc„eralvcrsa»»nlu»g am 90. Januar b. I. einstimmig beschlossen, der Berliner Ecnlral- lcilung der Partei Folgendes zu erklären: „Als eifrige und treue Anbängcr der nalionalliberale» Partei sprechen wir deren Eentralleitnng und de» nationalliberalen Abgeordneten gegenüber den best im inte» Wunsch und die zuversichtliche Hoffnung eines entschiedene» Anflrelens iianicittlicy in den Fälle» ans, wo die jetzige Reick,Sregicriliig die bewährten Bahnen tcr nationalen Politik deö Fürsten Bismarck nach Innen gegen Ultramonlanc und Polen oder auch nach A n ß e n verläßt." I!. Berlin. l. Februar. Tcr geschäft-führende Ausschuß des Verbankeö der Deutschen Bcrussgciivssciischaflcn hielt am 28. v Mis. unter dem Vorsitz des Rcichölagsabgcordnetcn Roosickc eine Sitzung ab, in welcher u. A. die Aiigclegcnbcit der von dem Verbände zu erlassenden Normal Unfall- vcrhntnngSvorsckrislcn zur Sprache kam. Der Vor sitzende konnte niillbcilc», kaß kic Eniwürse sür die einzelnen Gruppen, in welche die Uiisallvcrhiltniig-vorsckristcn s. Z. cingelbcill worden waren, bis ans einen sämmllich dem Rcichs-VersickeruiigSamlc zur Prüfung cingercickst sind. Man Feuilletsn. Werben und Freien am Hopatcong. Eia« verteufelt naturgetreue Studie aus dein amerikanischen Hinterwald. Lj Bon Philipp BergeS. Nachdruck verdaten. (Fortsetzung.) II. Im Innern des Weißen FarmbäuSchenS bereitete man sich schon auf daS Erscheinen deS kübnen Freier- vor. „Geh' hinaus in die Scheunen und verstecke Tick", sagte der sehr achtbare Jonathan Kimballs zu den, jungen Zart fuß, „ich sehe unfern Vogel da über den Hof stelzen und möchte nicht gern, daß Ihr ins Handgemenge kommt!" Dieser Aufforderung war es zuzuschreiben, daß Abraham seinen Nebenbuhler nicht mehr anlras. Während der Erstere über die Schwelle trat, entfernte der Andere sich durch die Heftbür und suchte Schutz zwischen zwei mächtigen Heu bündeln in der Scheune. Was den sehr achtbare» Jonathan anbctraf, so mußte man zuqcben, daß er den Freier seiner Tochter in der höflichsten Weise willkommen hieß. Kaum war er eingetreten, als rer Alle sich erhob und ibm mit allen Zeichen deS Staunen-, aber auch der Freude die Hand entgegenstreckte. „Beim heiligen Jona-, Nachbar", sagte er bieder, „eS ist eine rerteuselt gute Idee von Euch, daß Ihr mir anck, einmal die Ebre Eures Besticke- schenkt; seht Euch, Mr Waltham, setzt Euch und «Hut ganz, als ob Ihr zu Hause wäret!" Der lange Abraham schüttelte die Hand seine» Schwieger Vater» in »pe und schien dabei an einer beiße» Kartoffel zu würgen, die ihm unversehens in den Hals gekommen sein mußte „Mächtig froh aber» — hem mächtig frob, Euch gesund zu sehen. Nachbar!" sagte er mühsam. „Es ist sonst nicht meine Gewohnheit, Besuche zu machen, wie Ihr Wißt, aber heute aber " „Ah! Ihr habt ein besonderes Anliegen? Nun denn, heraus damit, ich diene Euch gern. Wollt Ihr viellcickst aat geliehen haben?" „Saat?" fragte der Lange entsetzt und drückte energisch an seine Kartoffel. „Saat? Nein, ich — hm — ich wollte nur fragen, wie es — hm — ja, Nachbar, wie cö Euren Schweinen gebt." „Tanke, sehr gut; 'S ist eine brillante Zucht, die ich Euch empfehlen kann. Ist baS Euer ganzes Anliegen?" „Nein, Mr. Kimballs. — Das nur nebenbei. Hört mich an! Es wird Euch bekannt sein daS beißt Ibr habt nämlich eine bm, abem (die Kartoffel war »och iinmer da), Ihr habt nämlich ein — ahcm — ein Hub», eine neue Art von Huhn und — veil — wo habt Ihr eS gekauft?" Der Alte antwortete nickt sogleich, er blickte einen Augen blick sckiwcigcnb zu Boden, und ein schlaue» Lächeln huschte über sei» faltiges Antlitz. „Was geben Euch meine Hübner an, Abraham Walt- bam", sagte er dann, und die Betonung der Worte kündete eine Kanipsstinimnng an, „seid kein ")>arr, Mister, und kommt zur Sacke. Ihr gebt um DaS, was Ihr wahr scheinlich wollt, herum, wie 'ne Katze um den beißen Brei!" „Ihr täuscht Euch", antworte der Lange mit »nsckmldigcr Miene und erhob sick. „Ich will Euch nun einen gesegneten Tag wünschen und wieder beimgeben." „Ach waS, laust dock nicht davon, Mr. Waltham, son dern laßt uns erst ins Reine kommen. Wenn Ihr nicht reden wollt, nun, so muß ich schon de» Anfang machen. Ibr seid hier erschienen, calculir' ich, um Euck bei mir zu ent schuldigen — he?!" „Wie? WaS sagt Ihr da? Ick — bei Euch — ent schuldigen?" „Nun ja. Ist'- vielleicht nicht Eure Schuld, daß Betty compromcritirt worden ist?" „Eomprimirt!" sagte Abrabam tonlos. „Ist'S nicht so? he?" fragte der Alte ärgerlich. Abrabam schwieg. Die heiße Kartoffel binderte ihn am Sprechen. Jetzt wurde der Andere wülhenk. „Steht nicht da wie 'n Lckse", brummte er grob, „sondern verthcidigt Euch! Ihr wißt verdammt gut, wovon die Rete ist." „Nein", stotterte Abrabam fassungslos, „man soll mich in Grund und Boden prügeln, wenn ich's weiß. Wer will eS denn gesehen haben, daß Betty von mir compromirt worden ist!" „Wer? DaS ganze Eouuty! Rund irm den Hopatcong haben sic'S gesehen. Und Ihr, Ibr allein solltet eS nickst gesehen haben? Euch gebt es ja ebenso viel an, wie Betty, Euch nennt die Zeitung ja einen Heuochse», einen Narre», einen Esel. Wollt Ibr jetzt noch leugnen?" „Ab, die Zeitung!" Abrabam sah erschrocken aus, nnd ungeheures Staune» malte sich in seinen Zügen. Die Gewißheit dämincrtc in ibm empor, daß er mir ein einziges liimpiacS Eremplar, nickt aber die ganze Auflage mit sammt der Druckerei. dem Verlag und der löbliche» Rcdaclio» in die Tasche gesteckt batte. Verwünscht! Also auch Betty balle wahrscheinlich den »ickstSwiirdigen Artikel gelesen. Immer wülbeiidcr schluckte Abrabam an seiner Kartoffel, er würgte und würgte, sein Gesicht färbte sich rolb. Eine schrecklickic Krisis trat ein. Tcr nächste Augenblick mnßle die Gewißheit bringe», ob der Unglückliche ersticken oder die eingebildete Kartoffel verschlucken würde. Da — Gott sei Dank — sic war binunler Nun sab Abrabam erleichtert aus, und kalte Entschlossenheit strahlte auS den Linien — oder vielmehr Stricken seines Gesichtes. „Die Zeitung, Mr. Kimballs, DaS ist'-, woraus Ibr ab zielt?" sagte er ruhig. „Nun denn, ich habe sic gelesen. Und ick bin gekommen, ui» Euch zu sagen, daß der vcr malcdrile Artilclsckreibcr, so weit eS mick betrifft, lciver Recht hat. Ich bin wirklich der mächtigste Heuochse, Esel nnd Maulaffe, der nur irgendwo zu finden ist, und der fürchterlichste Narr obendrein!" „DaS habe ich immer gcabnt", sagte Mr. KimballS mit großer Ruhe. „Nun, da Ihr eS selbst sagt, scbe ick zu meiner Freute, daß ich wieder einmal Reckt behalte. Schon vor Jahren sagte ick zu meiner Mabcl, Gott tröste sic, Mabcl, sagte ich, der Abraham ist ein Kalb, sagte ich, wenn der sich in etwa» Anderes aiiSwächst, als in einen regelrechten Ockscii, dann gebt die Welt unter. Doch fahrt fort!" „Ibr habt »lick richtig taxirt, Nachbar", subr Abrabam entschlossen fort, „ick bi» das grösste Hub» ans zehn Meile» im Umkreise, denn der Zciliiiigsiiiaii» bat Reckt, ick Kälte längst um Bcttn, die ick gewaltig liebe, bei Euch anballcn sollen — —" „WaS? köre ick reckt?" sagte der Alle mit erstauntem Gesicht. „Ihr liebt Bet», wirklich, und der Zcilungüinann hätte also in dieser Beziehung die Wahrheit gesagt? Und weiß Bett» »in Eure Liebe? Ick will nickt kessen — —" „Ja, Air. KimballS, tragt cs, so gut Ihr tönnl Betty liebt mich wieder, und seit einem Jahre treffen wir uns heimlick jeden Dag!" Der Alle begann im Zimmer hcrnmzulauscn nnd schien »ack Worten zu suchen. „So wäre cs wahr?" schrie er endlick. ..Alse nickt allein ein Ocksc, anck ein heimlich- lhiicntcr Sckurkc seid Ibr. der binler meinem Rücken dein Kinde Fliegen i» den Keys gesetzt hak. Ick glaubte, nur bin und wieder, beim Dan;, träft Ihr sie, »nd ans diesem Grunde »leinte der Redacteiir des „Eagle", eö bestehe clivas zwischen Euch — aber im» sagt Ihr selbst, daß Ihr Heimlickkcitcn i»it ibr hattet, nnd sprecht damit Euer eigcncö Urlbcil. Ich sage Euck. Abrabam, Ihr dürft »'äcklig sreb sei», daß ich alle i» diesem Hause befindliche» Schiefst".ii-zel verschlossen habe, sonst würde mich Nickis abbatte», einige Streifen Tages licht durch Euren niiwiirtigcn Leicknai» zu senden!" Zerknirscht sab Abraham aus seine greßc» Hände nieder, er wagte eS nickt, den erbosten Vater seiner Geliebte» an- znblicke». „Ick bin getcmmc»", sagte er zögernd, „einc-thcils, Euck zu sagen, daß ick ci» Ockse bin. aiideriilheilö, damit ick uni die sckönc Betty, Eure Tocktcr, bei Euck anbaltc. Sie liebt niick mächtig und will keinen Andern als mich. Wollt Ibr sic mir znm Weibe geben?" Ein rrdbrbciiarliges Gestickter war die »äckstc Antwort. Der Alte eiittagle seinem Zorn, setzte sich gemiitblick auf einen Stuhl nnd sab den Freier in dem Geinisck von Mit leid, Belustigung und Acrgcr an. Der gefährliche Ernst der Situation sckien die' v: Antiare gegenüber dabi» zu sei».
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