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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930209013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893020901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893020901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-09
- Monat1893-02
- Jahr1893
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s» 3« H»p«>Ip,AtI,> oster st«, k» Stabt» tzetzirk «d st» Vor«»«» erttchtrt» An», oodriirllk, ebgrholt: »trttelsLstrlich ^44LO, »et po«t»olio«r täglich« goftrllu»« in» H«»S » üchO. Darch di« Post bezöge» für D«»tschla»d «d Oesterreich: vierteliüdrllch X 6.—. Direct« täglich« Kremcbandiendung ÜB La1l«ch: monatlich ^ S.—. Di« vtorge».«L»gab« erscheint täglich'/,7 llh^ di« Nbead-Ladgab« Wochentag« d Uhr. Lck«tip» »»t Lrpetitis»: Aatz«»»r«««H« 8. Die iNreditio» ist Wochentag« »»unterbräche» ,»«ff«t »o» früh 8 bl« «doch« 7 Uhr. FUi«le>: Ott« «e»»'« Sarit». («fte» Ha»,). Uuiversitititftraß« L, Laut« Lisch«, ttacharinevstr. 1«, pari. n»d SS,tg«pl»tz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Arrzeigeu.spreiS Die 6 gespaltene Petitzeile »0 Psg. Reclamen unter dem RedacttoaSstrich (4ga« spalten) 50-^, vor den Familitaoachrichte» (6 gespalten) 40-4- Größere Schritten laut unserem Preis- vrrjrlchut». Tabellarischer und Ziffernsap »ach höherem Tarif. Ghtra-Veilagen (gesalzt), »»r mit b«« Morgen. Au«gabe. ohne Lostbefördernng SO.—, mit Postd«sür-«r»»g ^4 70.—. !Xa«ahmeschluß ftr Aszeige«: Adead-Bu-gab«: Vormittag« 10 Uhr. Morg»».>«kgab«: Stachmtttag« 4Uhr. Sonn- und Festtag» früh Uhr. Lei de» Filialen und Annatzmestell« je «t»O halb« Stund« früher. Anzeige» si»d stet« a» dt» Gpprstttto» zu ttcht». Druck und Lerlag voa E. Pol« t» Leipzig. ^-72. Donnerstag den 9. Februar 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Abstempelung der Handfeuerwaffen mit de« L»rrath«»eichkn betr. I. Am 1. April 1803 tritt da» Reichrgeietz, betr. di« Prüfung der Läuse »nd Verschlüsse der Handfeuerwaffen vom 19. Mai 1891 in Kraft. Hiernach dürfen Handfeuerwaffen bei Geldslrase bi» zu 1000 ^l oder bei Besängnißitrafe bi» zu 6 Monaten vom 1. April 1893 ab nur daun fettgehaltea oder in Verkehr gebracht werden, wenn sie ». entweder dar de» Inkrafttreten de« Besetze« mit dem Vorrath-zeichen versehen siuo, oder d. wenn ihre Läufe und Verschlüge nach den Vorschriften de» Geletzt» in amtlichen PrüfungsauslaUea geprüft und mit dem Prüfung-zeichen versehen sind. II. Auf Handfeuerwaffen, 1) welche mit dem BorrathSzeichen versehen sind, 2) welch« au» dem Ausland« etngesührt und mit den voll- ständigen, den inländischen gleichwerthigen Prüsungszeicheu eine» »lltwärtiaen Staate» versehen sind, 3) welche durch eine Militairverwaltung oder im Auftrag« einer solchen hergeslellt und geprüft worden sind, finden die Vorschriften diese» Besetze» solange keine Anwendung, al» an den Massen keine Veränderung de» Kaliber» oder de» Ver schlösse» voraenvmmen wird. Wird eine solche Veränderung vor« genommen, so bedürfen Waffen dieser Art der unter I b. erwähnten Prüfung, die unter 3) bezeichn«»«» >edoch nur danu, wenn die Ver. Lnderung nicht durch »ine Milttairverwallung au-gesührt oder geprüft worden ist. Der BundeSrath bestimmt, welche Prüfung-zeicheu eiue» a«<» wattigen Staate« at« dru inländischen gleirhwerthig anzu> erlennen sind. III. Mit der Anbringung de» BorrathSzeichen» find di« Bewerbe» Polizeibehörden da Städte Bautzen, Zittau, Dresden, Frriberg, Zwickau, Chemnitz, Plauen, Reichenbach i. B., Glauchau, Meaau« und Leih»»« beauftragt. IV. Pewerbtretdenoe, welch« austerhalb der unter Hl. de- zeichneten Orte eia Vertausslagrr voa Handseuerwaffra halten, haben diese Waffen zum Anbriugen de» Vorratl-Szeichen» an dir ihne» zunächst «elegcue der unter lll. ausgesührtea Brwerde- Polizeibehörden etnzusenden. V. Di« Anbringung de» BorrathSzeichen» erfolgt nar auf An trag der Betheiltgtrn, i» dar» Jutereff« e» liegt, de» Antrag so zeitig zu stellen, da» dt» Stempelung »och vor dem 1.'April 1893 erfolgen kann. Zur Lr»ll»,g eine» derartige» «atragr« ist fester Besitzer einer Handfeuerwaffe berechtigt. Der Antrag ist für Leipzig bei dem unterzeichnet«» Rath«, Rasch, markt 1, I-, unter Ueberretchuug eine» Verzeichnisse» der zu stempelnden Handsearrwaffen und unter Bezeichnung de« Orte«, wo letztere verwahrt werden, schriftlich zu stellen. Leipzig, am 7. Februar 1893. Der Rath ster Stadt Leipzig. VI. 71b.vr. Beorgt.staffelt.. Lekanntmachnnß. Tie Ergebnisse unserer Stadtvermeffung sollen, soweit möglich, auch für Private nutzbar gemacht werden; insbesondere könne» zur "eit von der Säst-, Ost» und inneren Rorstvorstadt, von einzelnen Heilen der inneren Sladt und der Westvorstadt in Alt-Leipzig, owie von den Feldflächrn in Leipzig-tkonnrwitz Eopien im Mast- labe von 1:1000 und von 1:500. Lageptäiir in zeder anderen «wünschten Verjüngung und Flichenberrchnuuge» durch unser -ladtverniesiunnSamt — Reudnitzer RathhauS, 2. Obergeschoß — augefertigt werden. Von dem größeren Tbeil« der venneffenen Flächen sind auch gedruckte Blätter im Maßstnbe von 1:1000 und von 1: 500, außer aus dem Stadtvermeffung«amte, in der Hinrtch»'schen Vuchhanst- lung — «rimmaische Siraß« Nr. 32 hier — käuflich zu haben. Der Berkaufaprei« beträgt für gestochene Mauer im Maßstabe von 1:1000 bei voller Bebauung 8 für alle übrigen gestochenen oder aulograpdirten Blätter je 4 >4 Ferner weisen wir wiederholt darauf hin, daß Neuaufnahmen durch unser Ltadwermeffungsperjonat in denjenigen bebauten Sladt» theilen von Alt-Leipzig, wo zwar di« Vermessung selbst noch nicht, edoch die Netzlegung bereit» erfolgt ist, ausgesuhrl werden können, hieraus gerichtete Anträge sind ebenfalls au unser StadtverincsjungS. amt zu richten. Die Vergütung hierfür wird im Allgemeinen nach den für Arbeiten geprüfter Feldmesser üblichen Sätzen berechnet, die Ver. messungskosten aber werden dem Antragsteller nur anlhriltg an- gerechnet, wenn die Vermessung für de» Stadtplan bereit- ersolgt oder für diesen verwendbar ist. Zur Vermeidung von Mißverständnissen wird jedoch daraus hin. zewiesen, daß dem Antragsteller ein verhaltnißmäßiger Zuschlag für >en Vermessungsaufwand nicht nur im Falle einer Neutarlirung in irgend welchem Maßstabc, sondern in derselben Höhe auch dann be- rechnet wird, wenn r« sich um die Anfertigung einer genauen Lopi» aus Leiaewandpapier handelt. Bel einfachen PauSzcichaungen da. gegen wird dieser Zuschlag ermäßigt. Leipzig, de» S. Februar 1893. Der Aath der Stadt Leipzig. Io 363. Ör. Beorgt. Lichorlu«. Lelunmtmachmrs- Di« Mitglieder deS Rathe« und de« Stodtverordneten^lollegium« iverden behufs Vornahm« der Wahl von Mitgliedern, bez. Stell Vertretern der MnsterungScommission, sowie von Taxatoren und deren Stellvertreter» für den Pferdebcdarf der Arme« zu einer Mtttwoch. Pen IS. p. Vit»., Astend» 4'/, Uhr im Sitzungssaal» der Stadtverordneten abzuhatteade» gemeinschaft lichen Sitzung hierdurch «in-rladea. Leipzig, de» 7. Februar 1893. vr. Soor»,. Oberbürgermeister.Größe!. Lekannlmachung. D«r diesjährig« l. stram- und Pfcrtzewarkt i» Stadtbezirk« Leipzig-Lindenau findet am 38. Kestruar NN» 1. März Diese» Jahre« statt. Etwaige Gesuche und Anfragen sind an unseren Marttiasprctor Rent sch, Naschmarti Nr. 1, lll. Obergeschoß, zu richten. klebrigen bewendet e« bei unserer Bekanntmachung vom N. März vorigen Jahr««, »ach welcher der Antrieb von Wieder- kauern (Nind«rn, Schafe», Ziege») und Schwei»«» bi« aus W«tt«r«« verboten ist. Leipzig, m» 4. Februar 1893. IX. 1440. Der Aatst ster St«stt Leipzig. Sb vr. Beorgt. stahl. Lekanntmachung. Der dtt«jLhrig« l. stra«- und Pferde«ark1 tm Stadtbezirk« Letprig-V»tkmar»d»rf wird Dte»«t«g de» 7. März diese« Jahre« abgkhaltru. Etwaige Gesuche und Anfragen sind au unseren Marktinfpeetor Renlsch, Naschmattt Nr. 1, 3. Obergeschoß, zu richten. Im klebrigen bewendet es bet unserer Bekanntmachung vom 11. MS» vorige» Jahre«, »ach welcher der Antrieb von Wieder- kauern (Rindern, Schafen, Ziegen) und Schlveiue» dt» auf Wettere« Verbolea ist. Leipzig, de» 4. Februar 1893. Der A«tst der Stadt Leipzig. IX. 1441. vr. Beorgt. Stahl. Nutz- und Srennholz-Äuclion. Mont««, den 13. Februar d. I«., sollen von Vormittag» 9 Uhr an ta den T»rchs«rftungen der «bth 31», d de« Bnrgauer F,rstre»iere« im sogenannten „verfchlaffene» Holze", dicht htuirr dem Renen Lchätzeubanfe 3 Lt<ben-A»tzkl-tz« v. 38—40 am Mitteustärt» u. 4—b w Länge, 1 Rothducheu-NntzklOtz v. AI - » » 4 . 104 Viche»-Schtrrtz«li.v.1L—lb- . .4. 2600 Ftchtrn-Ttangen v. 3—11 - Unteasiärk» » 9—7 . 4 na Oichen-Brennfcheite und 140 st«rk- Otchen-Durch«»rftung«stanfen, unter den tm Termin« öffentlich au«hängenden Bedingungen und gegen f»f«r»tge Bezastinng a» Ort »nd Stell« metsibtttead verkauft werden. Zus»»«e»k»»ft: Vormittag« 9 Uhr »» der derfchl«ffe»e» «rücke -» Neue» »chützendaui«. Leipzig, am 1. Februar 1893. De« Aa st« Farstpep»t«tt«n. I. Nealschule. varststr. 37. Die A«f»ah»qnckf»«g findet Mittwoch, den lb. Februar, srüd 8 Uhr statt. Papter und F»d«r sind mttzubriug«». U»mel^Lsae» tL jederzeit entaeae«. Stockt,olz-Äuclion. Freitag, den 14. Februar d. I«., sollen von Nachmittag« Uhr an auf dem dtedjährigen Mittelwaldschlage im NäfkNthale, dicht am Z««l»gischr» »arten, ra 244 Stück Ttockholzhaufrn unter den im Termine öffentlich aushängenden Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung an Ott und Stelle meistbietend ver kauft werde». Zusammenkunft: an der Lctbntzbrncke am Rosenthale. Leipzig, am 1. Februar 1893. Des Aatst» Forftstepntatton. Lekanutmachuu-. Ju dem der Etadtgemeind« Leipzig aehörigen Eckgebäud« an der Markthalle — ttnrprtnzftraßr Ar. 14 — sind folgende Mieth. räume, al«: 1) da» au der Brüderstraße gelegene BerkanfSgrwölbe v von 32,10 qm Flächengehalt (ohne Nebenraum) mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lagerraum von 21,70 qi»; 2) daS an der Ecke der BrUder- und Kurprinzstraßc gelegene VerkausSgrM-tste v von 56,80 am Flächeninhalt (ohne Nebcnraum) mit dem darunter tm Kellergeichvß befindlichen Lagerraum von 45,50 qm sofort ans sechs Jahr« zu vermtetden. Miethgesuch« werden auf dem Rathhaus«, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig am L. Februar 1898. Der Aath ster Stadt Leipzig. vr. Beorgt. Krumblegel. Lekanntmachung. Die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase- betrug ln der Zeit vom 30. Januar dt- 5. Februar 1893 im Argandbrenner bet >50 Litern stündlichem Eoasum da» 18,6 sacht der Leuchtkraft der deutschktt Normalkerze voa 50 Millimeter Flainmenhüh«. Ta« speclfische Bewtcht stellt sich im Mittel aus 0,431. Leipzig, am 6. Februar 1893. De« AathS Deputation zu den Sasanftalte«. Erhebungen über die gewerbliche Neben beschäftigung schulpflichtiger Linder. Dem Rath der Stadt Leipzig verdanken wir anSfübr liche Miktbeilungen über eine Erhebung, die in den Leipziger Volksschulen bezüglich der gewerblichen Nebenbeschäftigung schulpflichtiger Kinder vorgenomine» wurde und deren Jnangriss »ahme al« höchst verdienstlich bezeichnet werden muß. In den Leipziger Volksschulen ist schon seit längerer Zeit wahrzunehmen gewesen, daß Schüler beziehungsweise Schülerinnen dem Unterrichte wenig Aufmerksamkeit schenkte» und matt und theilnabmSloS auf ihrem Schulplatze saßen. Auf Befragen ihres Lehrers gaben sie meistens an, daß sic bi« m die späten Abendstunden hinein mit Äegel- aufsetzen beschäftigt worden seien oder daß sie in den frühen Morgenstunden Semmeln, Milch, Heilungen »nd dgl. auSzutragrn gehabt hätten. Die Schulbehörde beschloß, vor weiterem Vorgehen gegen diese mißbräuchliche Verwendung von Schulkindern die Angelegenheit durch die BoltSschul direcloren eingehend erörtern zu lassen und dieselben zur Anzcizeerstattung über die von ibncn in der bcreglen Richtung gemachten Erfahrungen und Wahrnehmungen anzuweiscn. Die Directoren beauftragten ihrerseits eine Eommission »lit den erforderlichen Erhebungen und mit der Sammlung keS Material«. Auf Grund der Mittbcilunaen dieser Eommission erstatteten die Directoren an die Schulbehörde folgenden, in den .Blättern für sociale Präzis"*) abgedrucktcn Bericht: .Sehr viele Volksschulen, in»oesondere sämintliLc Bezirks- schulen, enthaften Kinder, welche vor und nach den Schul stunden zu mancherlei Beschäftigungen und Arbeiten benutzt werden, so zum Semmeltragen, Milchtragen, ZeitungStragcn, Kcgelaufsetzen, Musikmachen, Mitwirken am Theater, als Laufburschen, in Aufwartung zum Hcttelkleben aus der Post, zum Flaichenspülen, al« Blindenführer, zum Siieselputze» und deral. mehr. In manchen Fällen leisten sie ihren Eltern bei AiXüdunz ihre» Berufe«, z. V beim Milch- und Back- waarenhandel, beim Heitunaßtragen, Beihilfe, meiste»« aber stehen stc im Dienste anderer Leule und werden dafür bezahlt. Der kleine Verdienst kommt ziemlich selten zur Ansammlung ür spätere Fwecke (Beschaffung der EonsirmationSkleidtr); ast immer wird er zum Verdienste der Eltern geschlagen und von diesen für den FamilicndauShall verwendet Gerade deshalb würde cS viele ärmere Familien recht hart treffen, wenn ihren Kindern der Verdienst entzogen würde. Vom Standpnnctr der Schule aus betrachtet, gipfelt edoch die ganze Angelegenheit >n der Frage, ob jene Be» chäftigunge» der Schulkinder beziehentlich m a nch e derselben einen nachthciligen Emifluß auf die Kinder und auf die Arbeit der Schule an den- elben a»Süden. Die einstimmige Antwort der Direk toren auf diese Frage laulcl: Bei manchen Kindern st ein ungünstiger Einfluß jencr^ Beschäf tigungen deutlich hcrvorgetreten. Freilich läßt sich der ursächliche H n s a rn in e n l> a n g zwischen iliiausincrksaulkcll, Abgespannlhcit, Trägheil im Unter richte und der Beschäftigung der Kinder außerhalb der Schulstunden nicht leicht und namentlich nicht mil voller Gcwißhrit Nachweisen; aber man wird meist nicht chl gehen, wenn mau törperlicbe Abspannung und Ab- bcyung der Kinder in den Morgenstunden oder bis in die späten Abendstunden hinein mit zu den wirsainsten Ursachen der Mattigkeit und Herstrculhcil wäbrend des Unterrichts rechnet. Auch sind solche Kinder mehr als andere den sitlft lichcn Gefahren auSgesctzl; die Neigung zu Näschereien mag bei manchem Kinde durch daS eigene Geldverdienen entstanden und genährt worden sein. In der große» Mehrzahl der beobachteten Fälle war jedoch ein nacht heilig er Einfluß nicht zu bemerken, häufig dagegen ein vortheilhafter. Viele Kinder sind durch ibre Arbeilüposten und dergleichen früh- zeilig an Arbeitsamkeit gewöhnt und vor den Folge» de« Müßiggangs bewahrt worden ; manche» ist dadurch, daß e» mit seinem Verdienste die Noth im Elternhause mildern helfen konnte, zu edlem Eifer angetrieben worden. Um für da« Vorstehende auch einen ziffernmäßigen Nach weis zu bringen, sei angeführt, daß beift'ltlSweise in einer BczirkSscbnle (mit >500 Kindern) 248 Kinder (153 .Knaben und 95 Mädchen) gezählt wurden, die durch Arbeit etwas verdienen. Von diesen 248 Kindern tragen 7l Zeitungen, 19 Milch, 1? Semmeln, 54 gehen in Auftvartung, 45 al» Lausburschen, 13 setze» Kegel aus, 8 sind am Tbcaler, 7 bei der Post thätig ,c. Unter den 248 Kindern giebt e« nur l8, bei welckkn man nachlbeilige bez. schlimme Folgen ihrer Be schäftigungen beobachtet hat. derart, daß ihnen die Beschäfti gung verboten werden sollte. Am bedenklichsten ist da« Kcgelaufsetzen in den Nachtstunden. Um der betreffenden Kinder, ibreS geistigen und leiblichen Wobles Wille» ist sehr zu wünschen, daß ihnen jede nach- tbeiliqe Beschäftigung verboten werde. Allein ein allgemein eS Verbot würde auch solche Kinder treffen, denen die Arbeit nicht blo« nicht »achthrilig, sondern sogar nützlich »nd heilsam ist — und da« ist bei der großen Mehrzahl der Fall. Ferner würde eS nicht al« gerecht erscheinen, wenn die Kinderarbeit in den Morgenstunden verboten, in den Abendstunden aber erlaubt würde; denn da« Eine kann ebenso nack'tbcilig werden als daS Andere. Daber dürfte e« da« Richtige sein, von einem allgemeinen Verbote gewisser Beschäftigungen abzuscben und nur im einzelnen gegebene» Falle Entscheidung zu treffen. Auf Grund dieser Ansicht spricht dir Directorcn-Eonferenz die Bitte au-, die Schulbebörde wolle jedem Director das Recht einräumcn, den Kindern der von ihm geleitete» Schule in bedenklichen Fällen und, wo gütlich« Vorstellungen bei den Eltern nicht helfen, nachthcilige Beschäftigungen zu verbieten, besonder« wenn dieselben früh vor Beginn der Schule oder Abend- nach 8 Uhr anSgeübt werden. Um einem derartigen Verbote den gehörigen Nachdruck geben zu können, wird ferner gebeten, den Direcloren jene« Recht mittelst eines Patente» auSznsprechen." Die Schulbehörde entsprach diesem Ersuchen und erließ an die VolkSschutvirectorcn folgende Verfügung: »ES sind in neuerer Zeit hier wiederholt Beschwerden darüber eingelauscn, daß schulpflichtige Kinder vor Beginn des Morgenschulunlcrricht« oder in späten Abendstunden zum AuStragc» von Semmeln, Milch, Zeitungen und dergleichen verwendet werden, und ist ii» Zusammenhang damit hei den vom mitunterzcichneten BezirlSschulinspector vorgenomincncn Schulreviflonen wiederholt die Wahrnehmung zu machen gewesen, daß Kinder matt und tbeilnahm» lo- in der Elaste gesessen habe», weil sie hei Aus Übung der erwähnte» Nebenbeschäftigungen überanstrengt worden waren. Wir haben bei der einschneidenden Bedeu tung, welche ein allgemeine» Verbot dieser ErwcrbSgeschäsle für die finanziellen Verhältnisse vieler ärmeren Familien haben würde, die ganze Angelegenheit zunächst der Di rectorcn - Eonfercnz vorgclcgt, welche die Frage, ob jene Beschäftigungen der Schulkinder beziehungsweise »lanchc derselbe» einen nachthciligen Einstuß aus die Kinder und aus die Arbeit der Schule an denselben au» üben, an der Hand eingehender, durch eine Eommission angcstrllter Erhebungen dahin bcantworlct hat, daß bei manchen Kindern rin ungünstiger Einfluß jener Beschäftigungen allerdings deutlich bervorgetretc» ist, während in der großen Mehrzahl der beobachteten Fälle ein nach tbeiliger Einfluß nicht zu bemerken gewesen ist. Hiernach kalten wir e« für anaenlesten, von Erlaß eines allgemeinen Verbot« gewisser Beschäftigungen abzuscben und nur im einzelnen, gegebenen Falle Entscheidung zu treffen Wir ertheilcn daher hierdurch den Herren Direcloren die Befugniß, den Kindern der von ibnen geleiteten Schulen in bedenklichen Fällen und wo gütliche Vorstellungen bei den Eltern nicht helfen, nachtbriligc Beschäftigungen der Eingang« erwähnten Ar», insbesondere wenn solche früh vor Beginn des Unter richtS oder AbcndS »ach 8 Uhr anSgeübt werken, zu ver bieten." *) Fraaksurt a. M. dtetteljLhrltch LHO ^4 Her«»«,, v»» vr. N. Brückner. Preis Deutsches Reich. l^ Vrrltn, 8. Februar. Der Reichstag ist der Ort, wo wir zum Fenster binau« zur großen Mast«, zu den Millionen reden und ibncn unsere Wunsche, Pläne unv Ziele mittbeilen können!" so anlworlen säuimtliche so ciald e niot ra tische n Führer denjenigen Socialisten, die die Tbcilnahme am Parlamentarismus al« zwecklo« verwerfen. Als dir Social deniokraten aber im Reichstage aufgefordert wurden, ein Bild von ihrem ZukunstSstaat zu geben, lehnte auch Herr Liebknecht da» ab; der Rcich-iaa sei gar nicht der Ort. diese Fragen zu erörtern. LiebkncchrS Rede war sehr niatt; er machte u. A. die Bemerkung, baß im Programm nichts NäbcreS über den ZukunstSstaat enthalten sei. Das wäre allerdings ein schnurrige« „Programm", das mindestens so stark wie Mari' ^.Eapital" sein müßte. Die Bebel, BeUainu, Köbler u. A. baden aber den Zukunft-- staat specicll geschildert, und seit mebr als 20 Jahren ist in Volksversammlungen de« Langen und Breiten da» künftige Paradies auSgcmalt worden, besten Schleier im Reichstage zu lüsten Herr Liebknecht nicht wagte. DaS Zugeständniß machte er allerdings, daß vorher daS Proletariat in den Besitz der Diktatur gelangen müßte, und daß dir Gegner „unschädlich" gemacht werden würden. Betreff- der Richter'schcn „Irrlebrcn" erklärte Liebknecht, daß die selben sein Freund Franz Mehring (der Socialisten- tödter vom Jahre 1877) widerlegt habe. Eine Spaltung in „Alte" und „Junge" wollte Liebknecht nicht zugebcn und er erklärte mit dreister Stirn, wer behaupte, letztere seien wegen abweichender Meinungen auSgestoßcn worden, sei rin Lügner. Auch von großen Versammlungen von Unabbänaigen unv Anarchisten wollte er nicht» wissen, begreiflicher Weise, da er im Sommer in cincr Versammlung zu Rixdorf erklärt > batte, in Deutschland gäbe eS gar keine Anarchisten! Sir züchteten keine Aristokratie von Parlamentariern, behauptete Liebknecht ferner! Allerdings geschickt da«. Derjenige Ab- geordnclc, der sich gut führt und nicht „nörgelt" und keine selbstständige Meinung conscgucnl verfechten will, bleibt bi« zu seinem Lebensende Abgeordneter. Geht einmal rin Wahl- kreis flöten, dann wird der betreffende Eandidat ftugS in einem anderen sicheren Kreise unlergrbracht. Zu diesem Fractionsring wird auch nicht Jeder zugelaffen, besonder« aber dann nicht, wenn er bei irgend welcher Gcleaenbeit einer „Größe" unbequem wurde. Hirrsür liegen Beweise vor. Liebknecht behauptete gleich Bebel, daß ibnen die Frei heit der Meiningen heilig sei, ihnen, die jedem Kritiker sofort die Perspective de» „HuiauSfliegeiiS ans der Partei" zeigen. Ehrlich war Liebknecht nur in dem Geständniß, daß da, wo die Masten de« Volle« Eigenthuni besitzen, c« unmöglich sei, eine socialdemokratische Organisation zu schaffen. Die« vat auch die Landagitalion der Socialdemokratcn bestätigt. Lieb knecht wollte auch keine Autorität anerkennen, die Social» demokraten sind aber Loch antorilair, ja mit ihren Autoritäten treiben sie einen förmlichen EulluS. vcrltu, 8. Februar. (Telegramm.) Gegenüber verschiedenen Blättermeldungen ist die „Post" in der Lage n constatiren, daß der Unterredung zwischen dem Kaiser Wilhelm und dem russischen Tbronsolger, in welcher der russisch-sranzösische Bündnißvcrlrag zur Sprache ge kommen sein soll, der russische Botschafter Graf Schuwalosf nicht deigewohnt habe und daß der russische Tbronsolger überhaupt von der Eristenz oder Nichtezistcnz eine- russisch» französischen Vertrages gar nicht gesprochen habe. — Die gleichzeitig vorliegende Münchener „AUg. Ztg." hält ihre ein schlägige Mitlheilung unter Hinweis aus die bestätigende Notiz der „Krcuzztz? aufrecht. Vrrltn, 8. Februar. (Telegramm.) Au« Rom wird gemrlbet, daß der Eardinal Ra »ipolla dem „Moni teur Vr Rome" einen amtlichen Verweis ertheilt habe wegen seiner Verdächtigungen bezüglich der Mission de- Generals von LoS nach Rom. Der Eardinal soll außerdem dem preußischen Gesandte» sein lebhafte« Bedauern über die Ausfälle ausgesprochen bade». Am Berliner Hose hatte die Aeußerung dcS „Moniteur de Rome" eine gewisse Verstimmung hervorgerusen, so daß sogar die ganze Sendung de« Generals von Loü in Frage gestellt war. (?) — Die vom Evangelische» Ober-Kirchenrath in Berlin alljährlich veröffentlichten statistischen Tabellen über daS kirchliche Leben in den ihm unterstellten Provinzen, die nbcr das Jahr >89l erst kürzlich erschienen sind, stellen die Thatsache fest, daß von 562 961 in diesem Jahre geborenen Kindern 533 214 die kirchliche Taufe erhalten haben, und daß von 100 Eheschließungen 9l Paare sich kirchlich haben trauen lasse». Dagegen bat im Vcrbältniß z» der Gesammtzahl der bürgerlichen Eheschließungen die Zahl der Mischehen wieder zugeiiommen, Ueberlritle zur evangelischen Kirche geschahen von 289 Juden, 2478 Katholiken, 478 sonstigen Gemeinschaslen; an der evangelische» Landeskirche wurden 6 Inden, 204 Katholiken, zu sonstigen Gemeinschaften gingen 2679. Die Zahl der Ehcscheidu ngSprocesse ist nach einem kurzen Rückgang schon im Jahre >890 gestiegen, und diese Steigerung bat sich noch in wahrhaft erschreckender Weise fortgesetzt. 1889 waren 10 867 Procestc und 3994 Ehe scheidungen, 1890 l l 469 Processc und 3907 Ehescheidungen; die Summe von 12 026 Processen und 4273 Ehescheidungen im Jahre 1891 ist bisher noch in keine», Jahre erreicht worden. Die Zahl der neugcweihtcn Kirchen belief sich aus 59, während 37 Stellen neu gegen Einziehung eines Diakonats in Folge Parochialbildung gegründet wurden. Neben den auSsübrlichen Mittbcilungen über Geburten, Trauungen, Sterbefälle erhalte» die oben erwähnten Tabellen noch interessante Angaben über die Studirendcn der Theo logie, die Eandidalen, Ordinationen, Enicritirungen und dergl. mehr. — Bon den wegen dcS Erscheinens einer anarchistischen Zeitung im November verhafteten Anarchisten sind nach der „F. Z " wieder zwei, ein Kaufmann Großmann und ein Schlolser Lorenz, au« der Untersuchungshaft entlasten worden. Die Untersuchung geht aber Weiler. — Eine Delegirten-Eonfrrenz von Gewerkschaften, Verbänden. Innungen n. s. w. fand Montag im Ratbhause unter Vorsitz des Magistrats-Assessor« Freund statt, um der Frage einer einheitlichen Regelung de-Arbeitsnachweises näher zu treten. Auch die Streik-Eonlrol-Eommission halte ihren Geschäftsführer entsandt. Iw. Freund betonte, wie wünschenswert!, eine Eentralisirung der in Berlin drstebendrn 200 Arbeitsnachweise sei. Ein eigene- Heim für Arbeits nachweise, eiue Arbeitsbörse, sei zu schaffen. Durch diese Eentralisirung sei der Umfang der Arbeitslosigkeit, de« Zu zuges zu controlirrn. Von alleu Seiten wurde dieser Pla»
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