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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930216017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893021601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893021601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-16
- Monat1893-02
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Hcine'scheii Villa in Lelpzig-Neuschteußig weg. gebrochen worden sind, wird diese Brücke sür jeglichen Fährverkehr dis auf Weiteres gesperrt. Leipzig, am 1b. Februar 1893. IX 2412. Ser Rath der Stadt Leipzig. De. Georgi. Stahl. Bekanntmachung. Nachdem die Kranken- und Eterbrraffe für evangelische Jünglings- und Mäiinrr-Berrtne in Berlin dem K. 75 des Krankenversicherungs-Gesetzes nicht mehr entspricht, nimmt die Unterzeichnete Caise hiermit Veranlassung, die Herren Arbeitgeber daraus aufmerksam zu machen, dag Versicherung», pflichtige Mitglieder dieser Lassen nach Vorschrift des oben- genannten Gesetzes binnen 3 Tagen, vom Erscheine» dieser Bekannt- inachling an gerechnet, mittelst des vorgeschricbenen Formulars zur Anmeldung zu bringen sind. Bet Nichteinhaltung dieser Meldefrist treten die Nachtheile der 88. SO und 81 des angezogenen Gesetzes in Kraft. Leipzig, am 14. Februar 1893. Li» vrt«kranke„caffe für Leipzig und Umgegend. j)r. WiUmar Schwab«, Vorsitzender. G. Eine Kundgebung bezüglich Lcr Mililairvorlage. 8. k. Elberfeld, 14. Februar. Als ein politisches Ereigniß von großer Tragweite muß die Volksversammlung bezeichnet werden, die hier am letzten Freitag Abend in denigroßen Saal des Johannisbergs tagte. Ein ComitS aus der Mitte der Bevölkerung war zusammen- getrelen und hatte einen Aufruf erlassen, der zu einer Kundgebung für die Mililairvorlage aufsorderte. Tie Unterschriften reichten bi« in die Reihen der Freisinnigen hinein. War das ein Gedränge! Seit den Tagen der SeptennalS- wrhl hatte Elberfeld einen solchen Aufstand nicht gesehen. Am vorletzten Tage, al« eS sicher wurde, daß der größte Saal Elberfeld- nicht annähernd reichen würde, und andererseits die Socialisten eine Störung ankündigten, balle man sich entschlossen, Einlaß-Karten auSzugeben. Durch Lug und Trug hatten die Socialdemokraten doch etwa 300—400 Karten sich verschafft und gelangten so auch mit in den Saal, in dem etwa 2000 Personen anwesend waren. Aber draußen standen noch Tausende, die vergebens Einlaß erhofften. Bis in die Nebenstraßen hinein war AileS schwarz; Kopf an Kopf stand die Menge, denn man Halle mit den Karten nicht gekargt und bloS Jedem bemerkt: „Nur bei frübestem Erscheinen ,st auf Einlaß zu rechnen." Tag mindesten« 5000 Freunde der Vorlage hcreinzukommen versucht haben, kann ich verbürgen. Andere Beobachter geben noch sebr viel höhere Zahlen an. Eröffnet wurde die Versammlung von dem Gymnasial- eberlehrer vr. MartenS (königlich sächsischem Premier- Lieutenant a. D. der Landwehr) mit einem Kaiser- loast. Den hörten die Socialisten ruhig mit an, aber bei der Nationalhymne fielen sie mit der Marseillaise ein. Da nur Freunde der Vorlage eingeladen waren, so kam man kein Anträge eines Socialisten, auch gegen die Vorlage sprechen zu dürfen, nicht entgegen. Deshalb verließen sie den Saal und sangen wieder ehr Schlachtlied, das wieder vcn den Klängen des VaterlandSliedcS: .Deutschland, Deutsch land über Alles" gewaltig überlönt wurde. Singend zogen die Socialdemokraten durch die Stadt in ihr Vereinslocal und lockten dadurch wieder ungezählte Schaaren von Freunden der Sache z» einem wiederholten Versuch, in den Saal zu kemmen. Aber die Lücke war rasch wieder auSgcfüllt worden und Biele mußten zum zweiten Male abziehen, ohne Einlaß zu finden. Durch dieses Borposlenzefecht war dann eine so gehobene Stimmung in der Versammlung, wie sie der Hauptredner des AbentS, Prof. Han« Delbrück aus Berlin, sich nicht besser wünschen konnte. Wir versagen eS unS ungern, auf seine klaren und packenden Ausführungen näher einzugehen, die immer wieder von rauschendem Beifall unterbrochen wurden. Sic gipfelten darin, daß die Kriegsgefahr, wie auS dielen Anzeichen zu schließen sei, immer drohender werde, lrey dcS herzlichen Benehmens deS russischen Thronfolgers unserem Kaiser gegenüber. König Wilhelm ist >867 auch unl ausgesuchter Liebenswürdigkeit von Napoleon und Eugcnie ausgenommen worden al« er zur Ausstellung in Paris war, und wir wissen jetzt, daß gerade damals die Verbandlungcn darüber im Gang waren, daß Oesterreich uns beim Ausbruch eine« Kriege« in den Rücken fallen sollte. Oesterreich hat auch wirklich 1870 schon 20 Millionen Gulden auf dir Mobilmachung verwandt und nur die Wucht der dculschen Liege hat die Rüstungen der Oesterreich» zum Stillstand gebracht. Höchst interessant waren auch die schlagenden Parallelen au« demselben Jabr 1867, wo in der sranzöfischeu Deputirten- tammer fast wörtlich dieselben Argumente ins Feld geführt wurden, wie beule gegen unsere HeereSverstärkung. Der Rarschall Niel sah die Niederlage der französischen Armee kommen. Mit der Miene eine« Flehenden, eines Ver zweifelnden beschwor er die Kammer: „WaS Sie für daS Herr tbun. ist nickt genug!" Und auf den Einwand: ^Sorgen Sie, Herr Marschall, daß S»e au« Frankreich nicht ein« p«ße Easernr wachen", rief er au« mit bebender Stimm«: Sorgen Sie, meine Herren, daß Sie auS Frankreich ni^'k einen großen Kirchhof macken!!" Mehrere einheimische Redner kamen auch noch zu Wort. Ein einfacher Gärtner sagte: „Wir selber haben uuuo 70 in Frankreich geblutet. Wir sind auch bereit, unsere Söhne aus dem Altar des Vaterlandes zu opfern, wen» eS sein muß. Wenn wir eS aber mit Pfennigen abmachen können, dann wolle» wir die Pfennige geben; und Schanke über Die, die unS statt dessen die Kinder nehme» wollen!" Der unglaubliche Beifallssturm, der diesen Worte» folgte, beweist, daß der Kanzler Eap, ioi sich vollkommen irrt, wenn er noch kürzlich in der Eonrmission meinte, die Vorlage sei unpopulär. Sie war eS allerdings im alten Jahr und zwar zumeist in Folge der höchst ungeschickte» Vertbeidigung dcS Entwurfs; je weiter wir aber in das neue Jabr hinein- kommen, um so mehr gewinnt die Sache an Boden. Und zwar ist diese Stimmung zu Gunsten einer wenig veränderten Vorlage in rapidem Steigen mich in ultramonlanen und freisinnigen Kreise». Die Press« dieser beide» Parteien siebt noch meist unter dem Druck der Parlcifübrcr, und diese unter der Knechtschaft der Parleitaktik. Aber die Unler- strömung ist von clemelftarer Gewalt, hier bei unS und am Rhein, wie sich Jeder leicht überzeugen kann. Sie wird die noch widerstrebenden Führer bald genug zum Einlciitcn zwingen, denn sonst werden die Herren weggespült. Ein st im mig wurde folgende Resolution von der Versammlung angenommen: „Die zum Zwecke einer Kundgebung für die Militair- vorlage in einer Zahl von etwa 2000 versam melten, verschiedenen Parteien angehörenden Bürger Elberfelds ersuchen den hohen Reick-Stag auf das Dringendste, unter Vermeidung eines Eonflicles eine Verstän digung mit den verbündeten Regierungen über die Mililairvorlage herbeizuführen, weil sie da- Scheitern der Vorlage für ein natio nales Unglück hatten würden. Die Versammelten Kehen dabei von folgenden Er wägungen auS: 1) Die durck die Vorlage dargebotcne weitere Durch fübrung der allgemeinen Wehrpflicht bedeutet eine gerechtere Bertbeiluna der militairischen Lasten rurch Einstellung waffenfähiger, bisher dienstfreier Mann schaften — sowie durck eine stärkere Heranziehung jüngerer Kräfte und eine entsprechende Entlastung allerer Jahrgänge, der Ernährer vo» Weib und Kind. 2) Die gleichzeitige Berkürzunz der Dienstzeit ermöglicht die Durchführung der Reform vbne zu große Belastung. 3) Gewerbe und H-andcl können nur daun blühen, die vaterländische Industrie nur dann sich heben — zum Nutzen vieler Millionen Deutscher, die in ihr Be schäftigung und Unterball finden —, wenn der Frieden erhalten bleibt; zur Erhaltung de« Friedens aber ist cS dringend erforderlich, daß in Fragen, bei denen cS sich um die Sicherung des Vaterlandes bandelt, der Reichstag der bewährten Heeres leitung de« Reiches vollste« Vertrauen ent- gegcnbringt." Ueberall regt c- sich bereits im deutschen Vatcrlande, da und dort hat sich der Unwille über die Militairknauserei auch bereilS in Versammlungen Luft gemacht. Wir zweifeln nickt, daß diese imposante Elberfelber Kundgebung ft» der Hoch burg der Socialtemollralie!) Aufsehen erregen wird. Den» die Einberufer haben zwar einen Erfolg sicher erwartet, waren aber auf einen so überwältigenden AuSbruch der Be geisterung doch nicht entfernt gefaßt. Mögen sich noch an vielen deutschen Orten patrioliscke Männer zusammen ühun und dem Volk Gelegenheit geben, sich zu äußern. Sie werden staunen, eine wie große Zahl deutscher Bürger davon durchdrungen ist, daß wir im Falle eine« Kriege« sofort vernichtende Schläge auSlheilen müssen, damit wir nicht den Fluch unserer Mitbürger in den Grcnz- tanden auf uns laden. deutsches Reich. 8?. Berlin, 15. Februar. Berlin hat wieder eine Schloßplatzfra-ze, wie im vorigen Jahre. Nur daß die Umwandiuiigspläne, vorerst wenigstens, minder umfassend sind, daß daö Loltcrieproject fehlt und allem Anscheine nach ein geschickterer Diplomat, als der vielgenannte Herr Kunze, die Ehancen deS Gelingens erwogen dal Ein weiterer, reckt bedeutungsvoller Unterschied bestellt darin, daß diesmal die StaatSrcgierung den ersten Schritt thut, während im vorige» Jahre das Ministerium erklären durfte, cS sei bis rum letzten Stcidium der Angelegenheit, nämlich ihrer Be seitigung durch kaiserliche EabmctSordre, nickt niit ihr besaßt gewesen. Wie mitgetbcilt, bat der Minister für ösfciillicke Arbeiten den Magistrat ausgesordert, die im Privatbcsitz befindlichen Gebäude am Sckloßplatz von der Breitestraße bis zur Kursürstenbrückc nicderrcißen zu lasse», und zwar im Interesse des „Verkehr«". Da« ist ein Thcil des vorjährigen ProjcctS; damals wurde aber nicht VcrkchrSerlcichlerung, sondern die Verschönerung dcS Schlossplatzes als Zweck be zeichnet. Von ausschließlich Militärische» Erwägungen scheint indessen auch Minister Thielen nickt geleitet zu sein, kenn er macht daraus ausmerklam, daß sich „dann im Mitteipuncte der Stadt da« königliche Sckloß, der Schloßbrunnen, das MarstaUgiba.ure, die Lange Brücke mit dem Denkmal de« großen idursürftcn, da- NaikhanS mit seinem monuiiieuialen Tdurme zu einem gewaltig wirkenden Gesammt- bilde vereinigen würden, während der jetzige Zustand dcS Schießplätze« keineSioeg« als ein „seinerLage und Umgebung würdiger angesehen werde". Im vergangenen Jabre war die Erweiterung de« Schießplatzes zum Zwecke der An legung einer Schloßlerrasse in Aussicht genommen. Die Stadtverordneten erklärten sich gegen die Anlage — aus BerkebrSrffcksichten. Andererseits war der Magistrat. a!S er vor znZei Jahren den Neubau der Kursürstenbrückc be schloß, nickt der Meinung, daß der Verkehr über die Brücke eines erweiterten Zugang« bedürfe, wie er jetzt durch dir Freilegung der Fläche zwischen Breitestraße und Spree geschaffen werden s»ll. Der Magistrat bat, wie auS seinem Antrag an di« Stattorrordnetr» hervorgeht, seine Ansicht geändert. Man s...dct dies vielfach um so verwunderlicher, als dem gcsanimten. im Verkehrsiiilerefsi aufgcnomiuencu Erweiteruiigspiau auch ein Riesenbau (au der Steile der „alten Post") im Wege siebt, der erst vor wenige» Jabre» errichtet worden ist. Er soll »ach der Absickt des Ministers Tbielen und deS Magistrats allerdings nicht »iedergcrissen, sondern mit Arcaden versehen werden. Die Sinnesänderung des Magistrat«, an kesse» Spitze der so eilig bestätigte Oberbürgermeister Zelle siebt, wird natürlich lebhaft commcniirt. Sein Antrag wird viel fach auch als das Ansinnen einer Sinnesänderung an die Stadtverordneten angesehen, kenn diese haben sick, wie erwähnt, im Vorjabr gegen Terrassen ausgesprochen, und daß die Trrrassenanlage der Demolirung ans dem Fuße folge» würde, ist eine Ansicht, die — mit Grund oder Uugrund — sofort die weiteste Verbreitung gefunken bat. Ob nun die vom Minister und dem Magistrat plötzlich als notbwciidig sür den Verlchr eiiideckleNiederrcißung wirklich »»entbehrlich und ob andererseits der befürchtete Terrasfenbau den Verkehr in der Thal schädigen würde, daß sind Fragen, deren Beantwortung füglich den Berlinern überlasten bleiben kann — den» dao Geld — für die Demolirung, nicht sür denTerrassenbau, welcher der Hofcassc zur Last fiele — baben sie aufzubringeii. Man spricht von vier bis fünf Millionen Mark, in welcher Summe die „Nalional-Ztg." eine „außerordentliche Belastung" erblickt. Ob die Stadtverordneten dem Plane grundsätzlich, wie beantragt, zustimmcii werden, wissen die Göller. Gewisse politische Erwägungen werde» jcdcufalls hincliispielcn, ins besondere dürfte die Erklärung, die Graf Eaprivi gegen den — Bimetallismus im Reichslag abgegeben bat, Manchem daS Neinsagcu recht schwer mache». 'Lste sociatdemolraftsckcil Abgeordnete» hingegen, die Gelter sür Ba»»»ternchm»ingc» fast regelmäßig bewilligen, werten diesmal Opposition machen dürfen, da es sich um Dcmvlirnngen bandelt, die den ArbeilSmartt nicht wesentlich beeinflussen können. Der Magistrat ist übrigens in die glückliche Lage versetzt worden, sich mit den Stadt verordneten in eine Pvlilik teö cko ut »los einzulassen. So wenigstens wird die Vorlage verstanden, welche die lang geforderte und im VerkebrSintcrefse überaus nothwcndige Fübrung der Pferdebahn über die Straße Unter den Linden beantragt Die Staatsbehörden, welche VaS Leczer. von Gleisen üb» '- die Linden zu genebm gen haben, Hallen fick dessen bisher beharrlich geweigert! st!»» hat sich dem Magistrat „neuer dings" die Aussicht zur Genehmigung eröffnet. Ob eS wirklich so slekt, „keine Schloßplatzerweilerung, keine Pferdebahn", entzieht sich der öffentlichen Kennliiiß, und wir möchten eS sogar bezweifeln. Denn mit der Eröffnung der Aussicht aus Genehmigung ist nickil nur das Bedürfniß, die Straßenbahn über die Linden zu sichren, anerkannt, sondern auch die Zu lässigkeit. Man bat sich nach langem — ästhetisch sehr ver ständlichem — Widerstreben entschlossen, dieser brennenden Frage deö hauptstädtischen VcrkchrSlebenS nabe zu treten, und wird ihre Lösung wohl kaum von der einer anderen, jedenfalls weniger dringlichen abhängig machen wollen. LH Berlin, 15. Februar. Der vorjährige social- demokratische Parteitag faßte den Beschluß, bei Stich- wablen nicht, wie bis dahin Parteibeschluß gewesen, sich der Stimmabgabe zu enthalten, sondern für den Eandikalen der jenigen Partei zu stimmen, die der sccialdemokratischcn „am nächsten" stcbt. Mit Bezug hierauf, sowie auf die jüngste Neichstagsdcbatte über den Zukunftsstaat enthält der „Vor wärts" nachstehende beachtenswertbe Brieskastcnnotiz: „Unbekannt und doch bekannt. Sie lchreiben mir in einem eleganten Kartenbrlcs aus Wien: „Werther Bruder I Recht gelchietst Euch, ganz recht, daß Richter Euch so iiiedergedonncrt und lächerlich gkinacht hat; nachdem Ihr bei den Wahle» und besonders Stich wahlen Euch als sicheres Siimnivieh für die Forlschrülsparlei verwenden laßt, anstatt so viel Ehrgefühl zu haben und Euch der Stimmabgabe zu enthüllen. Ein denkender Arbeiter." Liebe Aastnachts-Maeke, verstelle Dich doch »in bischen besser! Wen» Tu cm „Bruder", ein „Arbeiter" und „denkend" wärst, würdest Tu die unabhängig-anti- semitijcheii Eselsohren nicht sehen lassen, die fußhoch an Deinem Schädel cmporragcn. Allcrding: solche Eselsohren gehören dazu, um die Weisheit der Cpar-AgneS zu verstehen. Und nun ein Wort. Wen» wir bei Stichwahlen lieber für einen Evar-Agnesler stimmen als sür einen Deinesgleichen, werther „Bruder", so zeigt Dir dies, daß wir die Spar-Agnes, wenn sie auch manchmal in echt altjüngferlicher Welse »ns „niederdonnert" und „lächerlich macht", doch trotz ihres Mundstücks und ihre- etwa» ordinären Wesens sür ein harmloses Frauenzimmer halten, das uns auch gelegentlich diesen und jenen Handlangerdienst leiste» kann. Bc griffen, liebe FasliiackstS-Maske? Der „werihe Bruder"." Vorstehende Antwort ist jedenfalls sebr lehrreich, denn sie beweist, daß, obgleich sich die Socialbcmokratcn und Tculsch- frcisiniiigcn gegenwärtig in den Haaren liegen lind die Führer sich mit alle» Mittel» bekämpfen, die socialLemokralischc Parteileitung, wenn der Reichstag in Bälde ansgelöst werden sollte, bei Stichwahlen sofort wieder Ordre gebe» würde, sür die resp. deutsckfrcisinnigcn Eaiididalci« zu stimme». Zu gleicher Zeit könnten die Broschüren, enthaltend die jüngsten Reden Bebel« und Nichler'S, rubig weiter verkauft werden. — Wegen der Notiz über die Verhaftung dcS Expedienten Emmcl i» Gclscnkirchen wegen eines SittlickkeilSoerbreckenS gebcrdelc sick die socialdcmo- kratiscke Presse sebr en»rüslcl; sie ließ durchblickcn. daß die bürgerliche Presse verleumdet habe. Wer bat aber ver leumdet und dafür gesorgt, daß Emmel i» Untersuchungshaft gekommen'? Ein Parlcigeiiossc von ihm! Nach dem social- deiiivkralischen Blatte „Der Bote an der Saar" batte der Ge nosse Bach durch Emmel's Vermittelung ein Darlehen verlangt, dasselbe aber nicht erhalte», woraus Bach die Drohung a»S- stieß, er werde daS Emmel schon cintränkcn. Back zeigte der Staatsanwaltschaft an, daß Emmel an seiner lBack'S) Frau ein SitllichieilSoerbrcche» verübt habe, und die Fra» bcsckwvr diese Behauptung. Emmel ist, wie bereits niitgciheilt, wieder entlassen worden, während Fra» Bach in Haft genommen worden sein soll. DaS wäre schon wieder ein socialkrmo- kratischcr Meineid. V Berlin, 15. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser bezieht sich beute Abend II Uhr 20 Mi», »ach Wilhelms haven, wo die Ankunft Morgens lO Ubr erwartet wird. Dir Rückfahrt dürfte am Sonnabend Vormittag angetreten werden. — Wir der „RcickSanzeiger" meldet, bat der Kaiser dem Prinzen Albert von SchleSwia-Holstcin- Sonderburg-GlückSburg, Rittmeister im Regiment der Garde du Eorp«, die Krone zum Rothen Adlerorden l. Elaste verliehen. Dem spanischen Botschafter Grafen Banelv« hat der Kaiser da« Großkreuz deS Rothe» AdlerordeuS ver lieben. — Tie Prinzessin Alice von Hessen ist wieder soweit bergestcllt, daß sic heule Mittag in Begleitung der Prinzessin Heinrich die erste Ausfahrt bat unternehmen können. ^ Berit», 15. Februar. (Telegramm.) Die Wieder einführung von UiiivcrsitälS-GoltcSdiciisten ist in den den kirchliche» Verhältnissen nahestehenden Kreisen angeregt worden. Man schlägt jetzt vor, die Friedrichswcrder Kirche zur UiiiversitäiSkirche zu ernennen. Berlin, 15.Februar. (Telegramm.) DaSKreuzer- geschwader hat der „Post" zufolgeOrkrc erhalten, Zanzibar zu verlassen und einen südliche» dculschen Hasen aufzusuchen. — Wie a»S den Erklärungen, welche Generalmajor von Goßler in der Militaircommifsion gab, so geht auch auS »achstehendcr officiosen Auslassung, wclckc sich in mehreren Blättern findet, hervor, daß die Regierung geneigt ist, dir gesetzliche Festlegung der zweizährigen Dienstzeit cinzuräumcn: „In dem Tenor des Gesetzentwurfs heißt es, die vorgeschlagene Zahl der Friedensstärke des Heeres beruhe auf der Voraussetzung, Laß lui Allgemeinen die Fußtrupve» »ach dem zweiten Tienslzahre ent lassen wurde». Eine gewisse gcsctzlicke Garantie liegt darin ohne Zweifel, mag man Len Wortlaut auch dehnbar oder zu uiibeftiinmt finden. Tic Mititairvcrwaltungwird ihre Fassung pretSgcben, wenn eine andere vorgcschlagen wird, die dasselbe deutlicher au «drückt. Es ist ihr eben völliger Ernst mit der Durchführung der zwestährigen Dienstzeit; wesentliche Thetle der Vorlage, wie die vierten Palaillvne, stehen mit ihr im engsten Zusammenhang«, und Niemand, auch kein Freisinniger, kann daran zweiseln, baß die Regierung an jener „Boraussetznng"' festhalte» wird, sotange überhanpt da« Gesetz besteht. Daß sie aus den Antrag Rictert eingehe, ist ganz und gar ausge schlossen. Wenn es heißt, daß die Festlegung der zwestähngen Dienstzeit in der Bersasjung die unuingangliche Bedingung sür die weitere Erhöhung des Miluairelats sei. so ist die Regierung der Meinung, daß gerade limgckehrt die Erhöhung des Mililairctats die unumgäiigticke Bedingung der zweijährige» Dienstzeit bilde. Infolge dessen kann sie die zweijährige Dienstzeit nicht aus die Dauer in der Verfassung und gesetzlich nicht länger sestlegen lasse», als auch die Er höhung der EiaiSslärke» und die Vermehrung der Eadres gesetzlich sestgclegt ist. Wäce es richtig, was ein freisinniges Blatt sagt, daß die Mehrheit des R.ickslags sich ebenso wenig mit halben Zusagen genüge» lasse», wie über die gegenwärtige Prafenzilürke hinausgehen ivcrde, so würde das beißen: Hackbeile» sür das Heer, dessen Güte einem nickst mir den »ölhigen Garantien umgebene» und darum gefährlichen Experimente ansgesetzt würde, und ganze und dauernde Bindung der ttrone oder der verbündeten Regierungen in Sachen der Tirnsizeit. Der Antrag v. Bciiniglen's hält grund sätzlich daran fest, daß abgekürzte Dienstzeit und Er- Höhniig der Friedenspräseiij ,n Wechselwirkung zu einander stehen, und deshalb wird sich über ihn auch vom Standpuncte der Regierung aus reden lassen." * Wiesbudcil, 14. Februar. DaS Directorium dcS Vereins nasfauischcr Land- und Forstwirthe lehnte mit N gegen 9 Stimmen den Antrag ab, bei dem Reichskanzler gegen den Abschluß eines Handelsvertrag« mit Rußland vorstellig zu werden. Dagegen wurde der Antrag angenommen, eine Eingabe an die zuständigen Mini sterien um Aufhebung der Staffeltarife zu richten. Hinsichtlich der Bewegung, einen Bund der Landwirthe zu begründen, beschloß das Directorium, nicht in die Berathung der Frage einzulrctcn, da die Bewegung eine entschieden parteipolitische Grundlage habe; eS müsse vielmehr jedem einzelnen Mitglied überlassen bleiben, Stellung zu nchnicn. * Karlsruhe, 14. Februar. Unsere Schulen sollen zu Ostern um ein Mädchcngymnasium vermehrt werden, welches der deutsche Verein „Frauciihiltungs Reform" hier errichten will. Der Sladtratb bat auf Ansuchen beschlossen, die erforderliche» Sckulräumlickkeitc» (zunächst l—2 Lehr- zimmer) zur Verfügung zu stellen, da er daS Unternehmen für nützlich und sördernSwerth hält. Wie der „Schw. Merk." hört, müssen die ausziiiiebiiiendcn Schülerinnen eine voll ständige höhere Mädchenschule durchlaufen haben, ebe sic mit den altclafsischcn Studien, die vorerst »och zum Abituricnten- examcn nölbig sind, sich befasse» dürfen. Griechisch und Latein und die übrigen Gymnasialsächcr werben in 5 Jahren erlernt. Den Schülerinnen wird der Unterricht vorerst von Lehrern der hiesigen Mittelschulen rrtheilt. * Ans tBsass-Lothrtnncn, 14. Februar, lieber die von dcutung Neu-AreisachS wird den „Hamb. Nachr." Be- hier geschrieben: „In den Erörterungen über die angebliche Bedrohung des Elsasses »nd SUddeutschlandS durch Belfort wird, anscheinend nicht ohne Absicht, die im Ldcrclsaß zwischen Eolmar »nd dem Rhein gelegene Festung Neubreisach >»eist gänzlich außer Acht gelassen. Bis vor einigen Jahre» hatte dieser, nur von einem aus sranzüsischer Zeit stammende», Allbreijach gegenüberliegenden Fort slankirtc Platz allerdings nur geringe inititairische Bedeutung, trotzdem die über nommenen Werke vielfach ningebaut und verstärkt wurde». In den letzten Jahre» sind jedoch drei neue, wenn auch kleine, jo doch sehr feste Forts gebaut worden, die eine An zahl größerer Dörfer entschließen. Das eine Werk liegt südlich vo» AlgolSheim, das andere nördlich von Biesheim, unweit der Rheiiistraße. Tn» drille, erst kürzlich sertig gestellte Werk be findet sich südöstlich von der Stadt zwischen den Dörfern Bogelgrün und Geiswasser und zwar in uninillelbarer Nahe de» Rheindamiiles. Durch diese vier Forts, zu denen voraussichtlich noch ei» sünsles im Weilen der Stadt kommen wirb, ist das früher unbedeutende Neu- breisach in eine Art befestigten Lagers umgcwandclt worden, Las nicht dlos die vom badischen Lberland nach Luneville führende Straße, ferner die Rheiiistraße und de» Rhcinübcrgang bei Alt- breijoch beherrscht, sondern auch eine» sesten Eliitzpunel gegen etwaige von Belfort aus gegen Obereljaß und Siiddcutschland geplant« Unternehmungen bildet. Tie sür Angriff wie Abwehr getroffenen Maßnahmen find derartig, daß der Platz einen von Belsort aus »ach Lste» oder Norden vorstohenden Gegner zu den umsassendslen Gegenmaßregeln zwingt." * Slgniaringrn. 15. Februar. Ter Fürst von Hohen- zollern hat sich aus die soeben eingelangte Nachricht von dem in Freiburg erfolgten Abtetzen seiner Großmutter, der Fürstin Ka tharina von Hohenzollern, sofort dahin begeben. Oeftrrreich-Unaar». * Wien. 15. Februar. (Telegramm.) Tie Eröffnung de« Landtag« für Nie der öfter reick bat beute statt- gesunde». Tic erste Sitzung war der Verlesung der ein- gelausenen Eingaben und der Beantwortung der Inter pellationen gewidmet. Nach kurzer Dauer wurde der Land tag geschlossen. Unter den eingegangenen Eingaben befindet sich auch rin Antrag der Antisemiten aus
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