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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930218011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893021801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893021801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-18
- Monat1893-02
- Jahr1893
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Bezugspreis in da Hanptexpedttio» »da den t« Stadt« bezirk »nb de» Vororte» errichtete» Aus gabestellen »dg,holt: virrteljä-rlIchUl«.KO, bet zwetmollaee täglicher Zustellung tu« Hau-KLO. Durch die Post bezogen für Leutschlaad uod Oelrerreiq: vierteljährlich >l . Dtrerte »«glich» Kreuzbandsendnng i»« >»«la»d: monatlich 9—. DieMorgen-AuSgnb« erscheint ttiglich'/«? Uhr^ di« Sbeu^Lntgab« Wochentag« ü Uhr. Lrdaciioa »«d LrsedUisa: JotznuneSgnff« S. DieErpebttio» ist Wochentag« nannterbrocheH ' ' ' t» Abend« 7 l Morgen-Ausgabe. geöffnet »», früh 8 bt» Uhr. Filiale«: Ott« Oe»«'» «ortim. (Alfred -«hol, UniversitLISskraß« 1. Louis Lösch,. Katharinensir. 11, pari, und König-Platz 7. 'chMr.TllgeblM Anzeiger. Legan file Politik, Localgeschichte, Handels, and GeWftSverkehr. Auzeige«.PreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 80 Pfg. Aerlamr» n»t« dem RrdactioaSstrich (tav- spalten) üv^, vor den gamtiteuaachrtchtea (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzetchniß. Labellarijcher und Zifferasatz »ach höherem Laris. Extra» Beklagen (gefall», ""r mit be» Morgen. Ausgabe, ebne DostbefördernuG SO.—, mit Poslbefördernng 70.—> Jinaahmeschluß für Anzeigern Abend-BuSgabe: vormittag« 10 Ubr. Marge »«Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh V,9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestelle» je »1»« halb« Stund« früher. Anzetir« siad stet« an dt» Gxprdtttoo t» rtchtru. Druck uud Verlag do» E. Pol» s» Leipzig. ^°8S. Sonnabend den 18. Februar 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. « s In der gestrigen Nacht verschied Plötzlich Herr Kaufmann )»iliur ^)nsch, Vorstandsmitglied unserer Anstalt 1. Nur eine verhältuißmäßig kurze Zeit war eS uns vergönnt, den Verewigten zu unseren Mitgliedern zu zählen. Aber seine treue und selbstlose Hingabe an unser Werk sichert Ihm bei uns Allen ein dankbares und bleibendes Andenken. Leipzig, den 17. Februar 1893 Der Borstand der städtischen Speiseanstalten. Hehler, Bors. Lekannlmachung. Die diesjährige Ostermesse beginnt am 17. April und endet am 6. Mat. Während dieser S Wochen können alle in- und ausländischen Handelsleute, Fabrikanten und Geiverbtreibende idre Maaren hier öffentlich feilbieten. Loch darf der Mrohhandel in der bereits üblichen Weise schon tn der »um AnSpacke» bestimmten Vorwoche, vom 1v. Aprtl an, betriebe» werden. DaS Auöpackcn der Maaren ist den Inhaber» der Meßlocale in den Häusern ebenso wie den in Buden und auf Stände» seil, haltenden Verkäufern in der Woche vor der Büttcherwoche aestnttet. Zum Einpacken ist das Oflenhaltcn der Mcßlocale in de» Häusern auch in der Woche nach der Zahlwocde erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jede- längere Lffcnkialten eines solchen LerkausSlocaleS, ebenso das vorrcitiae AilSPNcken an den Ständen und in den Buden wird, außer ver sofortigen Schliessung jedesmal. selbst bet der ersten Zuwiderhandlung mit einer Geldstrafe bis zu 75 oder entsprechender Haft geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren tst von der hauptzollamtlichen Lösung der WaarraverschlusseS au bi- Ende der Woche nach der Zahlwoche da- Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, den S1. Januar 1893. Der Math dcr Stadt Leipzig. Vr. Georgt.Morchr. Ledaantmachuug. Dl« West dürfe für dt» Ledertupustrte t» nächst« Oster mess« wird Lien»tag, de« 11. April d«. IS., «achmttta,» p«n 8-4 Uhr im Saal« der „Netten Börse" hier abgehalte» werde». Leipzig, de» 81. Jaa»ar 1899. Der «ath der Stadt Leipzig, vr. Beokgi. Morche Die durch den Tod unsere» bisherigen langjährigen treuen Verwalter», de» Herrn Küster einer. Arnholdt in Schöaefeld zur Erledig»»- gekommene Filiale (Sammclstelle) unserer Sparcass», ist Herrn Kansmaun Juli»« Sixtus in Schöneseld, Leipzig« Straß«, übertragen worden. Herr Sixtu» nimmt jederzeit Spareinlagen gegen JnterimSqutttung zur Ltnlieseruag in die Sparcass« an. lieber vre eingelieferte» Sparbüch« und Sparbeträge tst von der Filialstelle JuterimSouittung zu v«laagen, und gegen Rückgabe dieser Quittung sind die Sparbüch« iunerhalb vi« Wochen bei der Filiale wird« abzuholeu, da sonst di» Sparcass» nicht für dt» bei »in« Filial» »tag«ltef«t»n Sparbeträg« und Sparbücher zu Haft»» hat. Gleichzeitig wird hiermit bekannt gemacht, daß sich in dem Nachlass« de« Herrn Aruholdt ein« größere Anzahl von Spar büchern pargefnude« hat. Liefe Sparbücher stn» in der Sparcasienexpedttton zu Lelpzig-Neudnt«. «renzftraste Nr. 2, tn der seit von srüh 8 bis 1 lltzr, Nachmtttag« »o« S bi« (> Uhr und »mar gegen Nütkgabe der »arüdrr Aon Herr« Arnhaldt ansgestellten Interim»»,»ittungen, und wenn solche nicht vorhanden sein sollten, gegen genügende Legitimation und zwar baldmöglichst in Empfang ,n nehme«. Leipzig-Reudnitz, 17. Februar 1893. Sparkasse t« der Parachie Schöneseld ,« Leipzig-Reudnitz. Robert Ltebert, Director. Hohverkauf in der königlichen vberförsterei Sttzenrode. Dienstag, den 28. Februar er., sollen im Ztmmermann - scheu Lasthos« in Klttzschr» von vormittag« 1V Uhr a» folgende Hölzer: Im velanse Lolbitz. Schlag Jagen «4. Kiefern: 837 Stämme IV. und V. LI. mit 101 kW, 2K rm Scheite. Schlag Jagen Sü. Kiefern: K88 Stämme IV. und V. El. mit 190 tm, rm: 62 Scheite, 474 Reisig III. Lk. Schlag Jage« 74. Birke«: 14 Stämme V. LI. mit 3 km, 1 Stangen lll. El, Kiefer«: 89? Stämme HI. bi» V. Tl. mit Lüü kW, rm: 8 Rntzkuüppel, 4V Scheit«, 28 Knüppel, K40 Reisig UI. Ll. öffentlich meistbietend vrrkanft w«de». Sidenrode, den 16. Februar 1898. Der Forstmeister. Der Lefahigungsnachweis im Handwerk vom wissenschaftlichen Ltandpnncte. i. I>r. v. Ll. Die Frag« de« Befähigungsnachweise» im Hand werk bat kürzlich wieder einen breiten Raum in den Reichstag»- debatten eingenommen. Besonder- häufig wurde dabei auf die Erfahrungen bingewiesen, die Oesterreich gemacht bat, da» 1883 den Befähigungsnachweis einsührte. Unseren Lesern wird ein kurzer Auszug au« der neuesten wissenschaftlichen Bearbeitung dieser ganzen Frage nicht unwillkommen sein. Im vorigen Jahre nämlich erschien als erste» Heft de» 8. Bandes der Sammlung oatiooalökonomischer und statisti scher Abhandlungen de« staatSwistrnschaftlichen Seminar« zu Halle a./S., herauSararbrn von Professor Job. Eonrad, eine Schrift von vr. Thilo Hampke über den Befähigung», nachwei» im Handwerk (Verlag von Gustav Fischer, Jena). Sie erörtert die ganze Frage eingehend und beschäftigt sich namentlich in umfassender Weise mit de» ia Oesterreich ge machten Erfahrungen. Mit Recht zieht dir Handwerkrrsrage di« allgemeine Auf merksamkeit in hohem Grad« auf sich. Herr vr. Hampke schätzt, «stützt a»s dir Ergebnisse der BerusSzäblung v», v« Ahl brr tm Handwerk »och jetzt oefchästigtr» Personen auf 3—4 Millionen. Mag auch diese Zahl in Anbetracht der überaus schnellen Entwickelung unserer In dustrie seit 1882 etwas hochgeariffe» sein, so ist doch sicher, daß es sich bei dem Handwerk um das Wohl und Wehe eine- sehr großen BruchtheilcS unserer ganzen Nation handelt, und daß die im Handwerk Beschäftigten eine größere Zahl von Reichstag-Wählern darstellen, als sie irgend eine Partei bei den letzten Reichstagswahlen auf ihrer Seite gesehen hat. Die gegenwärtige ungünstige Lage dieser große» Elaste erheischt daher ernste Beachtung. Hampke erblickt im Wesentlichen drei Ursachen derselben. Die ein» ist natürlich die gewaltige Eoncurrenz der Großindustrie, die bald diesen, bald jenen Artikel der handwerksmäßigen Herstellung zu Gunsten der fabrikmäßigen entreißt. Aber trotz dieser Eou- currenz ist dem Handwerk auch für die Zukunft ein Weite- Feld gesichert. Es bleiben ihm vor Allem die meisten Repa raturen, ferner die Befriedigung individueller Bedürfnisse in all den zahllosen Fällen, in denen der mechanisch arbeitende Fabrikbetrieb solche nicht genügend berücksichtigen kann, endlich die Versorgung der kleinen Markte mit Maaren, di« uicht wohl lange gelagert oder versandt «erden könne», wie eS z B bei den Bäckern und Fleischern, bei de» Schmieden und tm Baugewerbe der Fall ist. Um so größere Beachtung verdienen die beiden anderen von Hampke angeführten Ursachen der Nothlage dcS Handwerk», da sie geeignet sind, diesem auch da» bezeichnete, ihm an und für sich nach der Natur unserer wirthschastlichen Verhältnisse verbleibende Gebiet zu schmälern. Diese Ursachen sind das geringe Berständniß, da« ein großer Theil der Hand- Werker für die veränderten gewerblichen Verhältnisse hat, und der Zerfall der Handwerkcrorganisationen mit seinen Folgen aus dem Gebiet de» Lehrlings-, Gesellen- und Eassenwesrn». Der Handwerker, der beute seine Selbstständigkeit erhalten will, muß nicht bloß technische Tüchtigkeit, sondern vor Allem rin gewandte« kaufmännisches Wesen besitzen; er muß gerade wie vrr Großindustrielle schnell und sicher die besten Bezugs quellen für Rohmaterialien, da« beste Arbeitsfeld für Ver werthuna seiner Kräfte finden. Aber leider ist e- gerade mit diesem kaufmännischen Geschick bei einem großen Tbeile unserer Handwerker schlecht bestellt, und die vielen, welche in Folge dessen nicht vorwärts kommen, haben kem Recht, hierfür die allgemeinen Zustände anstatt ihre- persön lichen Fehler» verantwortlich zu machen. Was nun den Zerfall der alten Hanvwerkerorganisationen anlangt, der übrigen« längst vor der allgemeinen Einführung dcr Gewerbcsreiheit eintral, so zeitigle er namentlich auf dem Gebiet de- Lehrling-Wesen- die übelsten Früchte. Je weiter er fortschritt, um so mehr hörte» da» Gefühl der StandeS- ehre und die Aufsicht der StaodeSgenoffe» auf, da- Lehr- lingsverhältniß zu beeinflussen, uod um so rücksicht-loser machten sich der Eigennutz de» Lehrherrn wie de« Lehrling- geltend. Jener suchte und sucht noch heute häufig den Lehr ling durch einseitige Arbeit uud Verwendung zu häuslichen Diensten möglichst auszunutzrn, wofür sich dieser dann oft mals rächte, indem er davon lief, sobald er nothdürftia etwa gelernt hatte. Welche Folgen dieser Zustand auf die sachliche Ausbildung hatte und noch hat, lässt sich denken. Ebenso wurde ba- Ccsellenwcsen von dcr einaenssenen OrganisationSlosigkeit unheilvoll berührt. Die alte Zunft hatte eine Art FricdenS- zustand zwischen Meistern und Gesellen bedeutet; mit ihrem Zerfall traten sich diese beiden Elassen seindlich gegenüber. Mar die- schon an und sür sich ein Nebel, so wurde es noch durch da« weitere verschlimmert, daß die fortgesetzten Kämpfe mit den Meistern viele Gesellen veranlaßten und noch ver anlassen, sich trotz dcr schlechtesten Aussichten und schlechter Ausbildung selbstständig zn machen. Natürlich gehen diese leichtsinnig angefangenen Geschäfte sehr häufig wieder zu Grund«; dann werden die Maaren zu Spottpreisen verlaust, und indem sich dieser Vorgang immer wiederholt, muß er schließlich dauernd auf die Preise drücken und erheblich zur Verschlechterung der Lag« de« ganzen Handwerk- beitragen. Angesichts all' dieser und ähnlicher Schäden ist cS nicht verwunderlich, daß sich in dem Handwerkerstand eine lebhafte Bewegung bemerkbar machte. Hampke schilvert nun zunächst den historischen Verlauf drrselbru. Schon 1848 traten bei der allgemeinen Bewegung auch die Handwerker auf den Plan und sie errangen damal» auch einige, allerdings nur vorübergehende Erfolge. Die neue deutsche Handwerkerbewrgunz datirt erst au» dem Jahre 1872. Sie setzte sich anfangs keineswegs in Gegensatz zur Gewerbefreiheit, sondern verlangte nur Ab stellung einzelner Mißständc, vor Allem Beseitigung der OrganisationSlosigkeit de« Handwerk«. Tie zweite Stufe der Bewegung ist gekennzeichnet durch die Forderung der obligatorischen Innung. Die Mitglieder der großrntheils neugegründeten Innungen verlangten, daß sich alle Hand Werker al» Mitglieder an den Lasten der Innungen bethei ligru sollten, da die von diesen getroffenen Einrichtungen wie Herbergen, Arbeitsnachweis und Fachschule, auch dem gesammten Handwerk zu Gut« kämen. Von der Zwangs- »nnuaa kamen di« Handwerker folgerichtig zur Forderung de» BcfäbigungSnachweiseS. Denn die Innung hatte als einen ihrer Hauptzwecke die Verbesserung der gewerblichen Ausbildung, und durch nicht» glaubten di« Handwerker diese so fördern zu können wir durch den BesähigungSnachweiS. Aber diese Anschauung bildete doch mehr dir Uederlrituna zu dem Befähig»» gSnachweiS als di« Kraft, durch dir er sich eine so ungeheure Zgbl von A'-Ä"urch ine de... Handwerk günstige Ancurren,^ führen kennen, -...such-» D.- Handwerker memM,.^^, deni Wege dcS Befad>gungS,iach>ve>s«Ssawod d ^ ^ ^ Eoncurrenz der Industrie, w,e der d h „,pftch die stehenden, den Preis verderbend... .Plusch r . w - -n°.^ drückende'Abhängigkeit von den Maga, nen loS werden. Der BefäbigungSnachw-.S w» d ihnen em L ^ von dessen Erreichung sie em Sr-ß-", -'2»,..- K°ttnen.^^^ Wock'en auf ihn abziel-nde Anträge im Reichstag wurden' daß sich aber die Regierung bis ,eyt sowohl gegen die ZwüngSinnung a>S auch gegen den B.sab'gm'g«-'°chw-'« al lehnend verbalten bat. Ten.gegemiber macht Herr l'r. Hamp' den nach Zwa.,gSi"n..»g und Befähigungsnachweis v-ndwerftrn den Vorwurf, daß sie zwar sehr estrig u ver lange» jener gesetzliche» Maßnahmen se,en. daß sie sich ab" „i^'e'ch. ernstlich die Frag- vorgel.gt hätten der Befähigungsnachweis unter den veränderten modernen vrr hältniss.n überhaupt im Stande so,, ihre Verhältnisse zu rer- besser», daß sie ferner übersahen, welche Nachlbeile sich möglicherweise anS seiner Durchführung ergeben lönnIew Uud doch sind gerade diese Fragen d.e wichI.gst-^ '' untersucht sie an der Hand dcr oslerreichstchen Erfahrungen. Oesterreich unterscheidet seit 1883 ,w, ch.n sre.cn, band- werk-mäßigen und cvnccssioinrtcn Gewerben; >">r für v>e handwerksmäßige» ist der Befähigungsnachweis vorgeschriebe», er wird erbracht durch daS Zeua,»b. daß man d.e vor- gcschrlebene Reihe von Jahren als Lehrling (Lehrr.ugmß) uud als Geselle (ArbeitSzcugniß) zugebrachl hat. D-S Be- stehen einer Prüfung ist nicht nothwendig. Schon au« diesen vestimuiuiigen geht hervor, daß man auch m Oesterreich den Befähigungsnachweis nicht auf d,e Industrie erstreckt hat. ES gievt hierfür verschiedene Gründe. Einmal würde «S rem Industriellen leicht sein, die Vorschriften Über den Br- fähigungsnachwei» zu umgehen, indem er einen Strohmann an die Spitze deS Unternehme»« stellt. Sodann aber »t nicht einzusehen, wozu der größere Industrielle, für den regel mäßig die kaufmännische Leitung die Hauptsache »st, unuütz als Lehrling und Geselle eine Anzal von Jahren verlieren soll. Noch dazu ist in vielen Fällen gar nicht zu sagen, für welche Profession er den Befähigungsnachweis erbringen sollte, denn industrielle Etablissements vereinigen jetzt schon meist eine ganze Reibe verschiedener Gewerbetbätigkeiten in sich, B. Maschinenfabriken die der Schlosser, Schmied«, ,ischler u. s. w. Das ganze Ergebnis; würde also auf eine Drangsalirung der Industrie h.uauSkommen, die leicht dazu führen könnte, daß alle unternehmenden und kapitalkräftigen Leute daS freiere Ausland aufsuchen und die heimische Industrie verfällt, worunter dann die ganze Nation und nicht am wenigsten der Handwerkerstand selbst zu leiden hätte. Somit wird eine Unterscheidung zwischen Handwerk und Industrie nothwendig. Da sich indessen zwischen beiden kein allgemein giftige« Unterscheidung-- mernnal finden läßt, so muß man seine Zuflucht zu einer Aufzählung der einzelnen vorwiegend handwerksmäßig be triebenen Gewerbe nehmen. So stellte im September 1883 eine Ministerialverordnung in Oesterreich 4? handwerks mäßige Gewerbe fest; aber bereit« »/i Jahr später mußte eine neue Verordnung erlassen werden, und auch diese wiederum ist mannigfach abgcänderk worden Es ereigneten sich dabei sehr lehrreiche Fälle, namentlich da eS natürlich nothwendig war, die handwerksmäßigen Gewerbe nickt bloS zu benennen, sondern auch zu sagen, welche technischen Verrichtungen nun unter die einzelnen Gewerbe fallen. Es war da z. B zu entscheiden, ob die Mandolettibäcker und Canditenerzeuger, ob die Schriftmaler selbstständige Gewerbe bildeten oder den Anstreichern und Lackirern, bez. den Zucker- und Kuchenbäckern zugebörten. Ferner: braucht ein Mann, der, indem er Bretter zusammen nagelt, gewerbsmäßig Kisten herstellt, dazu den Befähigung-- nackwti«, oder ist die- Gewerbe ein freie«? Solche und ähnliche Fragen waren massenhaft zu entscheiden. Und um da« Unglück voll zu machen, verändert sich die Technik noch fortwährend. Nicht genug hiermit, ist nun auch wieder innerhalb der im allgemeinen handwerksmäßigen Gewerbe eine Grenze zwischen Groß- und Kleinbetrieb zu ziehen. Oesterreich unterscheidet mechanisch: bei mehr al- 20 HiifS arbeitern ist ein Unternehmen Fabrik. Aber diese Unter scheidung befriedigt keineswegs. E« giebt technisch voll endete Betriebe, die infolge anßgrzeichneter Maschinerie weniger al« 20 Arbeiter brauchen. Namentlich aber werden hiervon jene zahlreichen Unternehmungen, die zunächst im Kleinen, oft versuchsweise beginnen, sehr hart ge troffen. Wir dem aber auch sei, ledenfall« ist angesichts der Unmöglichkeit, den Befähigungsnachweis bei größeren Unternedmungen durchzuführen. die Hoffnung illusorisch, auf diesem Wege von der Eoncurrenz dieser Unternehmungen befreit zu werden. Und ebenso wenig ist der Befähigung-- Nachweis ,m Stande, jene unliebsame Eoncurrenz innerhalb de« Handwerk« selbst zu beseitigen, die nicht eine Folge tcchnftcher Unfähigkeit, sondern gewissenloser Geschäft«, gebarung oder allzu niedriger LebenSansprüche ist. Wäre allen Anhängern de« Befähigungsnachweises diese doppelte Unmöglichkeit klar, so würden sich wobl nicht mehr viele finden, dir ,hn für die „Rettung de« Handwerk«" erklären Deutsche- Reich. .. ^*öruar. Zwischen den Conservativen in N " konservativen Parteitag« Bei^d.ri^ «" *""*> gespanntere« geworden. Besonder« der ^rad.cale Antisemitismus- macht den Eon ftrvatwen viel. Sorge. Er treib, e« auch toll genug S, wird preußischen con,ervativen Bläitern über dir Reden d> der antisemitische Agitator Hähnichrn au« Lockwi» au ^'°'^^'"U'°--«r-.s.n m Sachsen unternimmt, Folgende. ..Hen Höhnlch», soll ». «. ^sagt Hab«,: „Dt, »«nder der können sie nicht vertragen, sie müssen sterilisirtr Milch haben (damit wollte er die anwesenden Bauern kitzeln). Mit 20 Jahren haben sie eine Platte und «In abgelebtes, greisenhafte- Gesicht. Im Sommer, während der Mann aus der Alm herumkricchi, liegt die Frau in der Ostsee. Der LouservatiSmuS ist eine alte Kutsche mit einem alten Pferde (Hell- )orf) vorn und einem alten Pferde (Mirbach) hinten. Der EonservatiSniuS gleicht auch einem alten lahmen 'Vach-Hund, der sich am heißen Ofen erst vorn und dann hinten stäubt, silnsmal gähnt, dann hintaumelt, wie in einem Opiumräusche hinsällt und nun daliegt unterm Ösen. Mit den Lonservativcu chlleßen wir unter keiner Bedingung ein Biindniß. Wir sind einmal o schwach gewesen und haben die« schwer büßen müssen (Fall zolleufser). Wir bleiben für uns, sür unS sind alle Parteien gleich Null. WaS sind denn die conservativen Abgeordneten >11» v. Frege, Ist. Mchnert u. s. w.? Ist. Mebnert hat eine zweistündige Rebe im Reichstage über die Bürsensteuer gehalten. Unsinn ist e» — durch dieselbe kommt viel zu wenig herein. Ackermann'» In nungen sind auch nur Lockspeise. DaS 1876er Mäntelchen der Lonsetvatlven tst von Läusen »nd Wanzen zerfressen, und jetzt habe» sie sich ein neue» machen lassen, da» 1892er Programm, damit ie — ihre Orden und Ehrenzeichen daran hängen können, die sie vsrckl..... verdient haben. Diese und ähnliche Leistungen lassen eS begreiflich rr- chciucn, daß daS conservalive „Vaterland- in seiner letzten stummer folgende Bricskastennotiz bringt: „Herrn P. M. ia L. Gau» einverstanden I Wenü die Herren, die jetzt noch hie und da die Sache der antisemitische» Natteien unterstützen, die antisemitische Presse genau und regelmäßig lesen, würden sie eine solche Unterstützung nicht mehr mit ihrer Amtspflicht für vereinbar erachten." »8. Verkitt, 17. Februar. Tie hergebrachte monatliche Ver öffentlichung Uber die ProductionScrgebnisse der Branntwein brennereien im deutschen Reiche hat diesmal ein besonderes Interesse mit Bezug auf die „schwebende" Frage der ander weitige» Branntwcinbesteuerung. ES sind i» den ersten vier Monate» dcS BetriebSjahreü 1892/93, also vom 1. October 1892 bis 3l. Januar 1893, nur noch 1 213 373 Irl reinen Alkohols hergestellt und nur noch 781 976 l»I zum Trinkbrannlweinverbrauch in den inneren Verkehr gebracht worden. Im Bergleich zu den gleiche» vier Monaten des BetriebSjahre- 189. 92 bedeutet das einen Rückgang der Production »m 12,7 und deS Verbrauchs um 2,9 Procent. Da die Wintermonate für den JabreSbetrieb entscheidend md, läßt sich nach diesem JahrcSdrittel auf eine Gesanimtproduction von rund 2 600 000 bl «nd auf einen Irinkbranntweinverbrauch von rund 2 100 000 Iil für das ganze Betrieb-jahr schließen. Nun verlangt die im steichStag vorgelcgte Steuernovelle eine Minderung de« EontingentS derart, daß In Bayern, Württemberg und Baden nur noch 2'/, statt 3 l, im klebrigen nur noch 4 statt 4'/, i auf den Kopf der Bevölkerung zum niedrigeren Satze, d. h. ünftig zu 53^1 versteuert werden dürfen. Für 1892 93 be trägt Va» Gesammtcontingent 2 108 39t 1,1; e- soll durch die erwähnte Herabmindcrunz auf l 976 647 1,1 gebracht werden. Bei einem thatsächlichen verbrauch von rund 2 100 000i>l würde also der höhere Sah von künftig 75 -s pro Liter zu ent richten sein für rund l2b000 l>I oder für rund V°/o de« GesammtverbrauchS. Diese letztere Ziffer ist »S, welche den unzulänglichen Eharakter der aevlanten sogen. „Reform" hin reichend kennzeichnet. Bei Erlaß des neuen Branntwein- keueracsetzeS im Jahre 1887 war eS die Absicht de- Gesctz- ttberS, annähernd ein viertel de« verbrauch« mit dem höheren Steuersatz zu treffen. Man nahm damals überschläglich — denn eine Statistik gab e» nicht — an, daß etwa 2,6 Millionen Hektoliter inländisch zu Trinkbranntwein verbraucht würden und wollte dem entsprechend etwa 2,1 Millionen als Eon- tingent-mengr zugesiandcn wissen. Thatsächlich ließ aber der verbrauch alsbald mit der Wirkung de» Gesetze- derart nach, daß er in den Jabren >888/89 und 1890/9l durchschnittlich nur »och 2,22 Millionen betrug er; sank im Durchschnitt der letzten beiden Jahre weiter herab auf durchschnittlich 2,16 und läßt sich sür daS gegenwärtige Betriebsjahr nur noch auf 2,1 Millionen Hektoliter schätzen. Insoweit aus weislich dieser Ziffern der Alkoholgenuß im Volke um ein Beträchtliche« nachgelassen hat. ist ja nun die beabsichtigte Wirkung de« SteuergesetzeS von 1887 durchaus erzielt worden. Bleibt aber die Novelle zu jenem Gesetz nunmehr dabei stehen, daß sie da- Quantum de- gegenwärtigen Verbrauchs bis aus einen bescheidenen Theil von 6 Procent zum niedrigeren Satze dcr Steuer in den Verkehr gelangen läßt, so ist auch das Verharren de« verbrauch» aus dieser Menge gewissermaßen prämürt und obendrein ist der ReichScasse dabei kaum zu einem Bortheil verholfen. Wir gelangen auf Grund obiger Ziffern bei den neuen Sätzen von 55 und 7S nur zu einem Brutto - JahreScrtrag von rund N8 Millionen, während der Brutto-Ertrag der beiden letzten Jahre 115 Millionen betrug. Das wären demnach nicht, wie die Optimisten de» RcichSschatzamteS rechneten, 12>», sondern nur 3 Millionen Mehr-Einnahme, um deren Wille» es sich aber wahrhaftig nicht verlohnt, den Hebel dcr Gesetz gebung jetzt in Bewegung zu setzen: namentlich nickt, wenn die sanitären Ziele der BranntwcinverbrauchSabgade damit für ewige Zeiten als erreicht erklärt werden sollen Es ist nicht unseres Amte«, den Finanzmännern bessere stcuerlicb: Wege zu weisen, da« geschieht ohnehin scko» von den Inter «sscntrn de« RohspirituSmonopolS in umfangreichster Art. Aber e» ist nöthig und sehr angebracht, vor der Oefsent- lichkeit den Beweis ,u führen, daß die finanzielle Fnndame»- tirung der neuen Militairvorlage dir denkbar schwächste ist! ^ Berlin, 17. Februar. Ein vaticanische- Blatt constatir« mit Genugtbuung da« angebliche Fiasko des ge planten Baue« einer protestantischen Lutberkircke in Nom »nd hebt dabei al« besonders bcmcrkenSwerth hervor, daß die preußische Regierung eine Subvention zu dem Bau ver weigert habe. Damit sei der Kirchcnbau ml i-nlcmln« gi aooan vertagt. So liegt der Tbatbestand glücklicherweise nicht. Eine Subvention aus preußischen Staatsmitteln für den Bau der betreffenden Kirche ist nickt in Frage gekommen, und auch wir würden einer solchen nicht das Wort reden können. Leider hat da« päpstlicke Blatt aber doch Grund zur Schaden freude. Ein ansehnliche-Eapital zum Bau der Lutherlirckc ist be kanntlich schon gesammelt. eS reicht aber beiWeilem nock nickt zur Ausführung de» Baue-, obwohl eS im Interesse dcr evangeliscken Gemeinde in Rom dringend erwünscht wäre, wenn mit dem Bau der Kirche sobald wie möglich begonnen würde. E« ist deshalb der Wunsch berechtigt, daß di« evangelische Bevölkerung
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