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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930218029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893021802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893021802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt, fehlende Seiten, Paginierung teilweise nicht erkennbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-18
- Monat1893-02
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Tabellarischer und Zisscrnjatz nach höherem Tarif. Srtra-Beilagen (gefalzt), nur mit de« Piorgen-Ausgabe, »l,ne Posldesörderun- ^l 60.—, mit Postbesorderung 70.—. Annahmeschluß für Änzkigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morg« »-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,3 Uhr. Lei den Filialen und Annabmeslellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Srpkdttt«» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^°W. Sonnabend den 18. Februar 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den IS. Februar, Vormittags nur bis VsS Uhr kcöjfnet. I-xpeilltlon <1o8 l elpxiLser i nxelrlulte^. Amtliche Bekanntmachungen. Gefunden «der al» hrrrenlo» angemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom I. bi» IS. Februar 1893 folgende, zum Theil schon früher ge fundene oder von verübten Diebstählen herrühreiide Gegenstände: 2 Geldbeträge von je IV -l, Portemonnaies mit V -Sl 51 4 /H, 3 ./t 2V H und mit geringeren Beträgen, «,ne alte silb. Vytindrruhr, »in goldener Ring nuh Stein und Namen, ei» anderer goldener Ring und ein Trauring mit Gravirung, 2 goldene Brosche», eine Bernstein, und eine Corallendrosche, ei» goldener Klemmer, 8 versch. gold. Manschetlcnknopse, ei» ebens. von Elfenbein, ein silbernes Kettenarmband, ei» Federhalter von Bernstein, 2 Brillen, 2 Fächer, mehrere LeihhansschciNk. ein Canon mit Mundharmonikas, eine Parne bunte Papieriniitzen, mehrere Blatt weiße Seide, ein buntgestreister Daiiien-Shawl, 2 Pompadour» mit Inhalt, 1 Shlips, 2 Paar verschiedene Handschuhe, ein brauner Daineupelzkrage», ü verschiedene Pelz-Müsse, ein Federmusf. theils mit Taschentüchern, eine Quantität schwarzer gestresster Srosse, eine getragene Weste, ein schwarzer Filzhul, ein Herrcn-Gummilchuh, einige Schirme, ein Spazierstock, 2 Bisamselle, mehrere Schlüssel, «ine eiserne Verzierung, eine Pferdedecke, ei»« Pnrtie Melall- buchftaben und ein 2 »ädriger Bicrtrandportwageu. Zur Ermittelung der Eigenihiimer wird dies hierdurch bekannt gemacht. > Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche vom Oktober 1891 bi» mit Januar 1832 Fundgegenstände bei uns abgegeben haben, auf, diese Gegenstände zurückzusordern, andernfalls hierüber den Rechten gemäß verfügt werde» wird. Leipzig, den 16. Februar 1833. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Politische Tagesschall. * Leipzig, 13. Februar. Di« ungewöhnlich heftigen Vorstöße, welche in den letzten Tagen von conservativer Seile gegen die Regierung, insbesondere den Reichskanzler, den Staats- secretair des Auswärtigen nnd den preußischen Landwirtb- schaflSminister gerichtet wurden, haben wieder ein grelles Licht auf unsere politische Situation fallen lassen und über die erschütterte Stellung von hoben Beamten Gerüchte in Umlauf gebracht, die wir bei ihrer augenblicklichen Uncontrolirbarkeil auf sich beruhen lassen müssen. Ein bemerkenswerthcr Zug in dem politischen Gesammtgemälde wird cs immer bleiben, daß die Angriffe gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung, je heftiger sie waren, mit um so größerem Bei fall auf der Rechten begleitet wurden. Die eigentlicke Opposition, wenigstens in den wichtigsten Fragen der wirth- schaftlickcn Politik, bilden gegenwärtig dir Eonservativen, die eigentliche Stütze der Regierung auf diesem Gebiete die Dentschfreisinnigen, und ängstlich ist das Eentrum bemüht, seinen inneren agrarischen Neigungen doch jede Schärfe und Spitze gegen die Regierung zu benehmen. Und dabei sind wieder Freisinnige und Eentrum diejenigen Parteien, die in einer Lebensfrage unseres Reichs, der HecrcSrcform, der Ver ständigung schwer übcrwindlicken Widerstand leisten. ES sind krause und wirre Verhältnisse, in denen wir unS zur Zeit befinden, und man könnte merkwürdige Dinge erleben, wenn jetzt zwischenhinein noch eine ausgeregte Wahlagitation fiele. ES zeigt sich mehr und mehr, wie überaus schwach und unzuverlässig die Stützen der Regierung sind, wenn von solchen überhaupt noch die Rede sein kann. Daß der Reichskanzler Graf Eaprivi die Schwäche seiner Position tief und schmerzlich empsintel, beweist seine gestern im Reichstage gehaltene Rede, die wir an anderer Stelle ausführlich mittbeilen. Er sieht in jenen ccnscrvalivc» Vor stößen nicht nur einen Beweis tiefer Unzusriedenbeit, sondern den Versuch, ihn zu stürzen; mit banger Sorge sieht er den Folgen einer Bewegung entgegen, i» der taS auf Erhaltung tcS Staates gerichtete Element dcS Eonscr- valiSmus zu Grunde geben könnte. Er weiß, daß er bei den anderen Elementen ein Gegengewicht nicht findet, und möchte daher die Last der Regierung von sich werfen, wenn er nicht fürchtete, daß dadurch das Reick Schaden leiden könnte in schwerer Zeit. Auf das Eindringlichste warnte er davor, die Unzufriedenheit und die Begehrlichkeit der einzelnen Inter- esscntcngruppen »och mehr zu schüren, mit unerfüllbare» Forderungen die Regierung zu bestürmen und ihre Aufgabe »och mehr zu erschweren. Leider ist cS nicht gerade wahrscheinlich, daß diese Mahnung fruchtet, und leider kann man de» Grafen Eaprivi nicht freisprcchcn von der Schuld an den krausen und wirren Verhältnissen, die er jetzt so peinlich enipfindet. Statt auf jene Elemente sich zu stützen, die seinem Vorgänger eine feste Stütze boten, bat er „das Gute genommen, wo eS sich fand", d. b. er hat mit aller Welt gclicbäugelt, die Begehrlichkeit aller möglichen Richtungen großgczogen nnd gerade diejenigen Elemente vor den Kopf gestoßen, die in schweren Zeilen de» festesten Rückhalt der Regierung bildeten. Er hat auf verschiedenen Sätteln zu reiten versucht und muß nun sehen, daß er in keinem einzigen einen festen Sitz mehr hat. Wie das enden soll, weiß er selbst nicht. Gegenüber so manchen in den letzten Tagen erhobenen Vorwürfen gegen die nationalliberale Partei wegen angeblich nugenügender Theilnahme für die land- wirthschaftlichcn Interessen möchten wir ans einige Acußerungen des Abg. Buhl in der ReichstagSsivnng vom 15. Februar noch ausdrücklich Hinweisen: „Wenn Sie durch Beseitigung der Gctrcidezöllc unsere ganze Körncr- bauwirtbschast mehr oder weniger unmöglich »lache» nnd an Stelle unserer intensiven Getrcidewirthschafl eine extensive eintrctcn lassen, dann muß auf dem Lanke eine so colossale Menge von Arbeitskraft frei und beschäftigungslos werben, daß unsere ganzen socialen und wirlhschastlichen Verhältnisse in Deutschland auf den Kops gestellt werden. Deshalb werben auch unsere Arbciterkreise durch mäßige Geireidezöllc, die gerade auSreichen, um unsere Landwirthschaft an, Leben zu erhalten, nicht geschädigt, weil sonst das Industrie arbeiter-Personal in den Städten durch den Zuzug vom Lande in der unerhörtesten Weise vermehrt »nd die Löhne in der bedenklichsten Weise gedrückt werden würden. Trotzdem war meine Zustimmung zum österreichischen Handelsvertrag damit nickt ini Widerspruch. Denn eine VvrauSscbnng für die Haltbarkeit der Geireidezöllc ist, daß sie nicht zu hoch sind, nicht höher, als sür die Erhaltung der Landwirthschaft unum gänglich nothwcndig ist. Daraus, daß selbst conservalivc Kreise sich dazu entschließen mußten, eine zeitweilige Suöpendirung der Geireidezöllc zu beantragen, habe ick die Ueberzcugnng gewinnen müssen, daß man auch in diesen die Getreidezöllc damals für zu hoch gehalten hat. Ich danke dem Reichs kanzler für seine Erklärung, daß die Zölle auf zwölf Jahre feslgelegt wären. Einen Zoll vo» fünf Mark auf so lange Zeit festzulcgen, dazu Kälte man sich so leicht nicht ent schließen können. Die Herren vcm Freihandel sollten doch die Bewegung verfolgen, die jetzt in England fick wegen der Getreidezöllc breit macht." Von conservativer Seite wurde die ausdrückliche Anerkennung für diese Würdigung der landwirlyschastlicken Interessen ausgesprochen. Der große Abstimmungscrsolg, den vorgestern daS fran zösische Eabinel in der Dcputirtenkammer errang, wird nur Übertrossen durch den Erfolg, den am 8. d. M. der Tepulirte Godesroy Eavaignac durch die Forderung, bürger liche Rechtschaffenheit als Rcgierungsgrnndsatz aufzustellen, davontrug. Und gegen diesen selben "Eavaignac war der parlamcnlarischc Vorstoß gcrichlct, der zu dem vorgestrigen „Siege" der Regierung führte. Schon hieraus erzieht fick, daß dieser Sieg ei» sehr unbedeutender ist und baß fick über kurz oder lang eine noch stärkere Mehrheit zusaininensinben kann, die der Regierung ei» mehr ober minder verstecktes Mißtrauensvotum enkeM. Eö Hai überhaupt vorgestern im eigentlichen politischen Sinne keinen Besiegten gegeben; was sich ui rer Kammer abspielte, war tcine parlaincinarische Schlacht, sondern ein Redcinaiiöver mit nachfolgender AbstimmungS- parade der „concenlrirlc» Republikaner", der Opportunisten und Radikalen. Der wirkliche, vorgestern nur scheinbar geführte Kamps wird auf einem andern Felde, auf dem der allgemeinen Volkswablen, und voranssichllich auch bei einer anderen Kräsleverlbeilung ausgcsochtcn werden. Herr Ribot har sich wohl gehütet, alle Brücken zwischen sich nnd dem linken Eentrum abzubrcchcii, er hat cS abgelehnt, sich einer einzelnen republikanische» Gruppe gefangen z» gebe», und daS Losungswort von der Eoncentration aller Republi kaner erneuert, das augenblicklich den Raticalen als Ver heißung weiterer Antheilnahmc an der Herrschaft angenehm ins Ohr klingt, binnen wenigen Wochen aber einen ganz anderen Sinn gewinnen kann. Ininierbin kann daS Eabinel Ribot mit tem Ausgange der vorgestrigen Verhandlung zu frieden sei», über die der „Nat.Zlg." von ihrem Pariser Eorrcsponbentcn noch nachstehende Mittbcilungen zugehcn: Paris, 16. Februar Alle Welt isl darüber einig, daß die gestrige Debatte lediglich eine akademische lliilerhaliung über die verschiedenen politischen Programme gewesen ist, die nichts Neues über den Sland der Parteien gebracht und keiuerlci Vciichiedung derselben herdeigesührt hat. Tropdem ist aber das Ergebnis; sehr wichtig, cd eine stark« r,>>»aliran>sche Maiorttat den Wille» be kundet hat, das Cabinet Ribot zu unlerjtüye», so daß ;etzt Aus- ilcht vorhanden ist, da» dasselbe die »och ichwebcuden dringlichen Vorlagen »ul dieser Kammer erledigen und sodann die Neuwahlen vornehmen kann. Aus Italien bringt jeder Tag etwas Neues über Crispi, aber auS Allem gebt uiizwcifclhafi hervor, baß der ehemalige Piemicrininistcr wieder danach strebt, eine führende Rolle in Italien zu spielen. Ist'S nicht im Eadinet, so doch im Parlament. DaS Vertrauen auf seine Zuverlässigkeit als politischer Eharakler ist freilich geschwunden und cS dürfte ihm kaum gelingen, dasselbe wieder herzuslellen. Es ist daher begreiflich, wen» er, wie es i» einem dem „Hamb. Eorr." auS Rom zugegangenc» Berichte heißt, erklärt bat, daß er niemals mehr seine Zustimmung zur Erneuerung einer Allianz niit der Rechten gebe» werde, denn hierin liege der größte Fehler, den er als Minister begangen. Herr Nico- lcra ist also der Mann nach dem Herzen EriSpi'S; indessen wird Letzterer, nach den bisherigen Erfahrungen, im Bunte mit diesem Vertreter der Opposition kaum Seite spinnen. Einstweilen bewegt er sich freilich in dessen Idecnkreis. So Kat Erispi in einer bcrcilS telegraphisch avisirtcn Unterredung mit dem Dircctor des „Fanfnlla" in Bezug aus die aus wärtige Politik Italiens behauptet, kein Patriot könne fick über die Lage freuen, in welcher Italien sich heute gegenüber dein AuSlande befindet. „Ter deutsche Kaiser, welcher einst nach Italien kam und die Unanlaiibarkeit Noms ancrkannle, schick! heule einen Specialgesandien an den Pavst. Ties ist nur zu begreiflich, dem, je schwächer, je armseliger sich Jiatien erweist, desto geringer ist das Vertraue», welches es ciuslößt, und desto geringer ist 0>c Neigung, sich mit Jiatien zu verbinden. Das künstlich hergesielltc Gleichgewicht des Budgets, die Erschütterung des Credils, die Schwächung des Militnir' Organismus Italiens versetzen uns in eine »nlergcordncle Lage, welche in unseren Beziehungen zum Ausland« nolhwendig zum Aus druck kommen muß." Die Unanlastbarkeit RomS kann doch nicht durch eine HöslichkeitSbczcugung, die Kaiser Wilhelm dem Oberhaupte der katholischen Christenheit zum BischvsSjudiläum erweist, in Frage gestellt werden. Anders freilich würden sich die Dinge gestatten, wenn die Mission des Generals v. Lo8 noch andere als HöslichkeilSzwecke verfolgte. Dann würde in Italien die Stimmung für Criöpi und für Nicotcra günstiger »nd dadurch die Aussicht auf daS Bcrhältniß Italiens zu Teulschlanb nngünsliger werden. DaS englische Unterhaus bat gestern nach viertägiger Debatte die Hoincrulc-Bill in erster Lesung ohne Ab- lininiung angenoin in en. Unter dem Eindrücke der Bal- ^onr'schcn so streitbaren Rede, welche selbst die ministeriellen „Daily NewS" klug nnd geistreich finden, scheint die vereinigte Opposition eine» Augenblick willens gewesen zu sei», cS bercilS ür die erste Lesung tcr Homerule Bill auf eine Abstimmung ankonimen zu lassen, sic ist jedoch wieder davon abgckvininen. Welche Frist Mr. Gladstonc dem Hause bis zur zweiten Lesung gönne» wird, sicht dahin; bekanntlich erwartet seine englische Gefolgschaft sür diese Zwischenzeit eine legislative Förderung der Hauplpnnctc teS Newcasllcr RcsorniprozrainniS, welche die Thronrede verheißen hat. Vorläufig vcrlaulet, Gladstonc habe ans Andrängcn der Radikalen eingewilligt, die Bill, welche sür die UnlcrhauSmilglicter Diäten beantragt, demnächst cinzubringen. Einen der umstrittensten Vorschläge des Homcrule - Planes wird auch diesmal wieder die irische Vertretung in Westminstcr bilden. Nicht allein die vcr- ciniglcn Unionisten, sondern eine Anzahl von Radicalcn sind, wie dem „Standard" milgelhcilt wird, cnlschlossen, bei der zweiten Lesung gegen die Beibehaltung irischer Mitglieder inr ReichSparlamenle zu stimme»; Glabstone und seine Freunde solle» zur Prcisgcbung dieses ProgrammpnnclcS geneigt sein, falls daS Hans fick dagegen entscheiden sollte. Tamil würde allerdings der ursprüngliche Eharakler der Bill gänzlich geändert. Rußlands Politik in Mittelasien bat zwei Erfolge ans einmal über den englischen Wettbewerb davongelragen, den einen in Afghanistan, den andern in Persien. Der afghanische Erfolg besteht in der endgiltige» Hintertreibung tcr Zttsaiiimenlniist tcö Emirs Abdnrrabnian mit dem General Lord Roberts vor dessen Abreise nach England. Seitens der indischen Regierung war, wie erinner lich sein wird, dem Emir schon vor geraumer Zeit der Wunsch »ach einer persönlichen Begegnung mit dem seitherigen Höchstcominaneircnde» der indischen Armee nabe gelegt worden, Abtiirrahman jedoch verschanzte sich alsbald hinter Bedenke», die an und sür sich ohne Belang waren und nur bekundeten, daß er keine Lust hatte, den Engländern im Geringsten cntgcgenzuloniincu. Jetzt hat er eine Kranthcit vorgesckützl, welche ihn hindere, sich z» der Zusammenkunft mit dem General einzufindc». >ln England wittert man hinter dieser ausweichenden Haltung tcS afghanischen Herrschers russische Machen schaften, da Rußland nichts daran gelegen sein kann, wenn daS bis jetzt sehr lose Band der englisch-afghanischen Inlcr- csscngcmeinschail enger geknüpft wird. Wie dem aber auch immer sei» möge, jo bcbcnlct das Scheuern der geplanten Zusammenkunft jedenfalls einen Fehlschlag der indischen Politik Englands, nnd ein solcher innß bei den diamelral entgegengesetzten Bestrebungen Rußlands kiesen letzteren zu Gute kommen, gleichviel ob er mit ober ohne Zuttinn vo» russischer Seite cingctrclen ist. — Waö nunPersi c» betrifft, so ballen dort die Engländeran denZil-uS-2ultan,kcm ältcslcnSobn des Schab, Gouverneur vonIspaba» und präsumtiven Thron- selgcr, eine wcrtbvvlle Stütze ihrer dortige» Politik. Znm Unglück für sic ist der Zil uS-Sultan nun allmälig insolgc gegen ibi. angcstclltcr Intrigucn seiner früher so einfluß reichen Stellung fast ganz verlustig gegangen, ist sogar dcS Feuilletsn. Der Sonderling. 12s Roman von P. Felsberg. Nachdruck »erdotni. (Forlsetzunq.) Sie schien geschlummert zu haben, denn sie schrak leicht zusammen, als Doctor Justus zu ihr trat, und blickte ihn an mit großen, erstaunten Augen. Eine leise Rölhc flog über ihr seines Gcsichtchcn und blieb darauf haften, so lange IustuS bei ihr war. Er setzte sich zu ibr und nahm ibre kalte, kleine Hand in die seine, fühlte ihren Puls, der ganz leise und matt, kaum fühlbar war. Er sah, wie ihre Blicke an seinem Antlitz hingen; er sah, wie um ihren kleinen Mund ein ganz leises Lächeln lag, das er sich nicht zu deuten wußte, eS stimmte gar nicht mit dem traurigen Blick der Augen überein. Irgend ein Kummer mußte das Gemüth des jungen Mädchens bedrücken, dem der zarte Körper zu unterliegen brobte, wenn sie nickt Seclcnstärke genug besaß, denselben u überwinden. Er blickte in daS zuckende Gesichtcken und ah die schweren Thränen, die unter den gesenkten Wimpern bervordrangen, er sab, welch Web um den Mund Rosa'« zuckle, daS ihre Lippen erbeben machte. Sic besaß keine Kraft, sich zu beherrschen, ihr Antlitz war ein treuer Spiegel, der jede Regung ihrer Seele wicdergab. „Rosa, liebes Kind!" sprach herzlich die Baronin dem jungen Mädchen zu, streichelte die tbränenfeuchtcn Wangen und küßte die geschlossenen, weinenden Augen. Nun schlang sie ihre beiden Arme um den Hals der Mutter und weinte, al- wolle sich ihr ganze« Sein in Thränen auflösen. Tiefbewegt blickte IustuS nach Mutter und Tochter, und ein leises Ahnen zog durch seine Seele. „Nein, nein, das kann nicht sein", sprach er beinahe laut für sich; dann trat er an den Tisch, um beruhigende Tropfen für Rosa zu verschreiben. Getrud stand in seiner Nähe und beobachte ibn. „Ma hal der Dcclor nur? Ob eS mit Rosa bedenklich stellt?" fragte sie sich betroffen »nd trat zu dem Lager der Schwester. In ihr regte sich etwas wie ei» Vorwurf; sie wußte ganz genau, warum Rosa litt — daß sie krankte an der Sehnsuchl »ach dem Manne, der ihr Haus seit einiger Zeit gemieden, seit Günther Schönburg dort von ihr so gut ausgenommen worden war, seit dieser kam und ging, wie eS ibm beliebte. Sie machte sich den Vorwurf, daß sie in der vcrbängnißvollcn Stunde i» der Grotte ihm nickt gesagt: „Warum lieben Sic mich, sehen Sie nicht, daß Rosa, nieine Schwester, Ihnen er geben ist, daß sie mit Jubel Ihnen angebören wird, wenn Sie sie zum Weibe begehren, und Rosa ist tausendmal besser als ich." — ES wäre für sie nickt einmal ein Opfer gewesen, oder doch? War eS dock Eifersucht, die sich regte bei dem Gedanken, Rosa könnte sein Weib werde»? Gönnte sie keiner Anderen, selbst ihrer Schwester nicht, den Platz, den sie doch verschmähte? — Liebte sie ihn doch? Diese Fragen stürmten in ibr auf, einen Moment befiel sie eine angstvolle Schwäche, dann lächelte sie wieder, ibr kaltes, stolzes Lächeln. WaS ging sic der Mann an, der dort am Tische saß, auf dessen edle Stirn da- Lampenlicht siel, dessen energische Züge seltsam contrastirlen mit dem feinen Mund, der in Liebe ihren Namen gerufen, ihr vo» Liebe geflüstert batte. Ter Gedanke war ihr plötzlich nnerlräglicv, sie fühlte sich tief gedemütbigt; sic konnte sich nicht versieben, konnte nickt begreifen, wie er eS wagen durste, und wie sie es ge duldet hatte, ohne ibn strafen. Die Magd war auf da« Geheiß der Baronin längst zu Bett gegangen, sie mußte Morgens srüh auf und am Tage schwere Arbeit verrichten; Frau von Felde» dachte viel zu menschlich, um zu verlangen, daß sic ihren Schlaf bekämpfte, um dem Arzt zu leuchten, wenn er kam »nd ging. Sie hatte eS von Gertrud verlangt, und diese fügte sich widerwillig in da« Unabänderliche und schritt stolz ibm voran, nickt darauf achtend, ob er wirklich genug sab im flackernden Kcrzensckein. Er sprach kein Wort, er blickte sie gar nicht an, als er ibr „Gute Nacht" wünschte, kurz und kühl, sobald er zur Thür hinau-sckritt. „Gute Nacht'/ klang c» ebenso kühl zurück von Gertrud, aber sie biß sich aus die Lippen und blickte ihm nach voll Haß. Er batte nickt einmal ein DankeSwort, er betrachtete cs ganz selbstverständlich, daß sic ihm leuchtete, sie, die Baroueß, dem Landarzt. Die schwere Thür siel laut schallend iuS Schloß, sic wartete nickt einmal, bis er sein Pferd bestiegen, mochte er sich im Dunkeln zurcchtsinden mit demselben. Lucs beleidigt stgnd eine Weile Gertrud dinier der verschlossene» Thür. Er batte ibr all ihre kalte Nichtachtung zurückgcgeben, sie waren quitt, quitt für immer. Sic ballte die Hände zu sammen in jähem Zorn. ^ „Doctor, ich habe eine schlaflose Nacht verbracht." begrüßte Günther Sckönburg Doctor IustuS am Morgen im Park. „Ich auch", aniwortctc lakonisch IustuS. „Ick wurde »ack Felten gerufen und ritt noch nach Mitternacht hinüber, da cS dringend schien." „So, irgend einer der armen Feldncr wollte wohl sterben? Doctor, hätten ihn ruhig sterben lassen solle», ist doch eine Qual zu lebe» sür solche Menschen." „Wie gcmütkvoU Sie plötzlkch sind, Herr Graf", ent- aegncte Doclor IustuS und lächelte sarkastisch. „Rosa Felde» ist krank." „Ab, Rosa, das ist etwa- Anderes, hoffentlich nicht schlimm?" „Ich möchte, daß Sie beute nicht binlibergeben, unbedingte Rüde ist für die Kranke dringend geboten", sprach der Arzt und schlug mit der zierlichen Reitgerte an seine Stiesel. Plötzlich hob er den Kopf und sab Günther forschend an, so, als sähe er ibn heute zum ersten Mal. Er musterte ihn mit raschem Blick von, Kops bi- zu den Füßen und gestand sich, daß er ein schöner Mann, eine bedeutende Erscheinung sei. Er seufzte leicht ans und dachte, daß Rosa'S HerzenSkummer in einer unglücklichen Neigung zu dem schönen jungen Grasen be stand , der sich so auffallend und ausdauernd uni die Gunst ihrer Schwester bewarb. „Arme- junge- Ding", dachte er weiter und warme- Mitleid zog in seine Brust; er hätte Rosa ein große« Glück gegönnt, sie verdiente eS gewiß mehr als Gertrud. Aber Günther? Wäre Günther derjenige, der ihr Glück hätte spenden können? fragte er sich, und lächelnd schüttelte er da- Haupt; nein, Günther nickt. — Seine Ahnungen waren also ganz falsch. Rosa batte es wvl'l verstanden, idm ibre Liebe zu verbergen, und doch. Kälte er sie genauer beobachtet, und wäre er ein wenig eitel gewesen, sicher wäre ihm dann die Wahrheit nicht verborgen geblieben. Er sann ans Mittel und Wege, wie er Rosa Helsen könne, ibre unglückliche Neigung zu bekämpfen. „Also befolgen Sie meinen Rath, Gras, reiten Sie beule nicht nach Felde»", mahnte noch cinmat Doclor IustuS, dann bestieg er da- Pserv, welches der Diener ibm vorfnbnc, und ritt im Schritt nach dem alten Herrenbause. Günther blickte ibm nach nnd drehte gedankenvoll den Schnurrbart zwischen den seine» Fingern. Er halte wirklich eine schlasleje Nackt ge habt, nnd Gertrud war eS, die seine Rnbe ibm geraubt hatte. Er lieble sic, wie er nie ein Weib geliebt; sic mußte sein werten, seine Braut, seine Gemahlin. Aber wie würde die- möglich werden, WaS würde sein Obeini da;» sagen? Okne ihn konnte er nicht-, gar »ickis unternehmen. Sein Urlaub ging bald zu Ende. Eine nie gelaunte Ungeduld erfüllte ihn von Tag zu Tag »ickr. Nock cbe er daS Schloß verließ, um i» die Residenz zuriickzukcbren, mußte eS klar sein zwischen ihm nnd Gertrud Felten. Die stolze Gertrud batte eS il»n angetban. Sic war ein Weib für ihn, den Erbe» von Schönbnrg, eine eckte Sckloßberrin, stolz, bochniüthig, wie er selbst eS war. Sic waren sich so seelen verwandt. daß einer die Gedanken tcS anderen crrielb, noch ebe er sie aussprach. Eine niäcktige Sehnsucht erfaßte Günther sie zu sehen; er konnte nickt einen Tag znbriiigcn. ohne in ibre schönen Augen geblickt z» baden Mochte e« nun zu seinem Glück oder zu seinem Unheil sein — lasse», daS wußte er, konnte er nie mehr von ihr. Graf Günther befahl ebenfalls, sein Pferd zu satteln; trotz der Abmahnung dcS Arztes wollte, mußte er hinüber nach Felten. Er trat neck einmal in sein Ankleidezimmer, stand noch einige Minuten vor dem Koben Spiegel nnd ordnete peinlich seine Toilette. Endlich schien er znsricden mit sich »nd schritt hinab in den Park. Er ging an den, köstlichen Rosenflor vorüber mit inusternbei» Blicke, endlich brach er eine eben erblühte, volle, dunkelrothe Rose und befestigte dieselbe an
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