Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930220016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893022001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893022001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-20
- Monat1893-02
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugS-PreiS I hi her Haupterpediston oder den tat Stadt« t,itrl und de» Vororten errichtete» Au«- ^bettelten abgeholt: vierteljährlich ^I4.Ü0, s ff, zwecmaliaer täglicher Zustellung iu- i>nl« X 5.S6. Durch die Post bezogen für xeutschlond und Oenerreich: vienestäbrlich -l 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandjeaduag i»s Aurlond: monatlich >l 9.—. lieMorgev-Ausgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, di« Adead-Au»gab« Wochentag« ü Uhr. Marlion und LrpeLitioa: IobaiineSgafie 8. ! rik Ervedition ist Wochentag» unuaterbroche» getjsuet »o» srüh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: c,t« Slr«»»'« Sorlt«. (Alfred Univeriitättsrrabe 1, Louis Lösche, k:!dannenstr. 14, part. und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. <MM TilMalt Anzeiger. Lrgan für Politik, LocalgesWte, Handels- «nd GeschäftsverW. Anzeigen-PreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich <4g»- spolten) ü0-^, vor den Familiennachrichira (6 gespalten) 40 Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zisserujatz nach höherem Tarif. Srlra-Beilagen (gesalzt), nur mit de, Morgen - Ausgabe, ohne Poftb«sörderuu>z 60.—. mit PvslbesörLerung 70.—. Ännahmelchluß für Änseigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags srüh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annalimeslelleu fe ein» halbe Stunde früher. Anzeigen siud stets an dt« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz I» Leipzig. 82. Montaß den 20. Februar 1893. 87. Jahrgang. Amtlicher Theil. Lekanillmachung. Tie diesjährige ordeullichc (^kiicralvcrsamniluiig der RcichS- bantantheilseigner (§. 18 des Statuts der Rcichsbank vom t.. Mai I87ü — Reichsqeietzblatt Se i» 203> wird hierdurw aus Montag, den ti. März V. I., PormittagS II' . Uhr leruseu, um den Verivaltungsbericht nrbst der Bilanz und Gewinn- leeechnung für daS Jahr 1892 zu kinpsangeu uiid die für de» öcvlralauSschuß nolhigen Wahle» vorzunebmen. (K. Ll a. a. O.) Zur Lheitnahmc ist jeder männliche und versügungssähige An- cheilscigner berechtigt, welcher durch eine spätestens am Tage vor der Äkneralversainiiiluiig im Archiv der Reichsbank, Jäger- inaße Nr. 34 86 hierielbst, während der Geschäslsslunden adzu- lebcnde Bescheinigung nachweist, daß und mit wie vielen Antheilen er in den Stamnibüchcru der Reichsbank als Eigner eingetragen ist. Die Versammlung findet im NkichSbantgedäude, Jägerstraß« Nr. 34/36 hicrseibst, galt. Berlin, den 17. Februar 1893. Ter Reichskanzler. I» Vertretung: v. Boetticher. Politische Lagesschan. * Leipzig, 19. Februar. Der „Bund der Landwirthe" ist gestern in Berlin gegründet worden. ES war eine stattliche Versammlung, in der besonders der mittlere LandwirthschastSftand auS allen Tbeilen Deutschlands vertreten war. Minder imponirend ist die einstimmig angenommene Resolution, auS der sich deutlich e>kennen laßt, daß die Verfasser derselben nur durch Con- cessionen, die sie sich gegenseitig machten, zu einer Einigung gelangen konnten. Sie lautet: „Wir zu vielen Tausenden hier versammelten Vertreter der länidwirlhichast au» allen Theilen Deutschland» erklären: Wir ver langen, daß die Grundlage», auf welchen di« Stärke unseres VuterlandeS beruht, unversehrt erhalten bleiben. Von diesem verlangen beieelt und überzeugt, daß nach außen nur eine starke Nilitairmacht uns den Frieden, besten wir bedürfen, erhalten lunn, sind wir zu jedem Opfer bereit, welches hiersür verlangt wird. (Bravo.) Wir sind aber von der festen Ueberzeugung durchdrungen, daß die dauernde und sicherste Grundlage für imscres Vaterlandes Macht und Gliche in dem Gedeihen ter Landwirthschast beruht. Die Gesetzgebung der leyten Jahre, verbunden mit den abgeschlossenen handelt- v cträgen hat aber diese Grundlage so gewaltig erschüttert, ruß die Eristenzfähigkeit der deutschen Landwirthschast ge fährdet erscheint. Wir erkennen namentlich in der drohenden t'iewährung weiterer Einsuhrvergünstigungen an da« Au-Iaud eine unerträgliche Schädigung unsere« Ge werbes. Wir richten daher an den hohen Reichstag die dringende Vlte: Derselbe wolle allen weiteren Handelsverträgen soweit sie eine Herabsetzung der bestehenden Zölle ent- bullen, unbedingt sein« Zustimmung versagen und auf eine Förderung auch der landwirthschastliche» Ausfuhr Be- i '.cht nehinen, damit die deutsche Landwirthschast blühen könne znm Segen des gesammtea Vaterlandes. Man sieht, eS ist in dieser Resolution weder von der Währung«- noch von der Judenfrage die Rede; dir Herren, die den „Bund der Landwirthe" für den BimetalliSmus und den Antisemitismus einsangen wollten, haben also von diesem Versuche vorläufig abstehen muffen, wenn sie nickt de» Er folg der ganzen Gründung in Frage stellen wollten. Und so wird er denn auch künftig, wenn eS sich um die Stel> linignabmc der Mitglieder zu bestimmten wirthschastlichen <'escyeSvorlagcn handelt, mit einander handeln und mit einander sich vertragen müssen. Ein recht ansehnliche Tkeil der deutschen Landwirthe wird nicht vergessen, daß »ur im einträchtigen Zusammenwirken mit der deulfchen Industrie die Gewähr einer erfolgreichen Vertretung der Interessen der deutschen Landwirthschast liegt, und dieser Theil wird wohl stark genug sein, um den anderen im Zaume zu halten, der in der einfeitigsten Weise die agrarischen Interessen zu fördern flicht. Co kann man der Versammlung sowohl, wie der be schlossenen Resolulion wenigsten- vorläufig nur den Wcrtb einer oioßen Demonstration beimessen, welche vic ReickSrcgierung ;u möglichster Berücksichtigung der agrarischen Wünsche und besonders zu entschiedener Rücksichtnahme auf die landwirth- sbaftlichcn Interessen bei den weiteren Verhandlungen mit Rußland drängen will. Darauf, wie die Mitglieder de- BundeS sich stellen werden, wenn ein Handelsvertrag mit Ruß Und zu Stande kommt, läßt sich aus der gestern beschlossenen Resolution ein sicherer Schluß um so weniger ziehen, je näher die Annahme liegt, daß nur die wenigsten Tdeitnchmer sch bereits eine bestimmte Vorstellung von den sehr verschiedenen Folgen gebildet haben, welche Differentialzölle auf Getreide unter den verschiedenen Weltmarkwerbältnifsen haben würden. Graf Caprivi hat also wenigsten- vorläufig keinen Grund, den .Bund der Landwirthe" als Kanzlerstürzler zu fürchten Und je größer die Zahl der Bundesmitglieder wird, um so größer dürfte die Bürgschaft dafür werden, daß der Bund sich selbst in jenen Schranken hall, die eS der Negierung so wohl wie den Industriellen nicht allzu schwer machen, die agrarischen Bäume vor dem Hineiuwachsea ia den Himmel zu bewahren. Trotz der freundlichen Haltung, welche der Bund der Landwirthe der Militairvorlage gegenüber eingenommen bat, herrscht in ReichStagSkreisen dir Ueberzeugung, daß d,e Beratbungcn der Militaircvmmission ohne zedeS positive Er- gebniß verlausen werden. Höchsten» erwartet man noch eine bestimmtere Feststellung einer über die heutige Präscnzziffer etwa» binauSgehcndcn HrereSverstärkuug, die aber auch nur vor behältlich und bedingungsweise bi» zu späteren endgiltigen Entscheidungen erfolgen dürfte. DaS wirklich entscheidende Wort wird sicherlich erst in der zweiten Lesung im Plenum gesprochen werden, und diese kann vor Ostern nicht mebr slaltsinden. Die Schuld, daß dir Sache gar nicht von ter Stelle rücken will, liegt vornehmlich an der Haltung des CentrumS, welche- nun einmal nicht zu bewegen ist au- seiner hinterhältigen Taktik herauSzugrben. Im Allge> nieinen erhält sich auch deute noch die Ansicht, daß e» zu einer Verständigung kommen werde. Es wird von einer scherzhaften Wette eine- sehr hoben NeichSbeamten mit einem Eenlrumsmitglied erräblt, wonach der Erster« bei einer RcichStagsauflösung verloren haben wollte. Er wird Wohl die Kosten der Wette nickt zu tragen haben, aber daS Wann? und W,e? einer Verständigung steht dermalen noch ganz im Ungewissen. Ecl>r bemerkenswert!, ist eS aber, daß der Freisinn sich entschlossen hak, dem Centn»» u einer Verständigung mik den verbündeten Regierungen d,e Lege zu bahnen. Ter freisinnige Abgeordnete lir. Alexander Meyer bat nämlich in der gestrigen Liyung de» preußischen Abgeordnetenhauses die Zustimmung seiner Partei zu dem Antrag auf Aushebung des ZcsuitengeseycS in Aussicht gestellt. Es wird dadurch, La außer den Welfen und den Polen auch die Cocialkemokralen und ein kleiner Tbeil der Eonservativen für den Antrag stimmen wird, fast zweifel los, daß dieser vom Reichstage zum Beschluß erhoben werden wird. Die verbündeten Negierungen baden es rann in der Hand, da- Ecntrnm gefügig zu machen. Laßt sich diese- durch Aushebung des Iefluicngesetzes zu weiterem Entgegen kommen in der Arage der HeercSvcrslärlung bewegen, so tan» der Freisinn ruhig in seiner Oppositiousstelliing verdorren, obne eine Auflösung de- Reichstags befürchten zu müssen Geben die verbündeten Regierungen dem RcichStagSbeschiusse keine Folge und läßt sich infolge dessen das Ecnlrum zu annehmbaren Eonccssionc» bezüglich der Militair- Vorlage nickt herbei, so hat der .Freisinn" wenigstens den Vortbeil, Laß er bei Neuwahlen der Unterstützung der ullramontanen Iejultenfreunde sicher ist. Der „Freisinn" leigt sich durch diese Taktik deS EentrumS völlig würdig. 9on fanatischer Intoleranz nicht nur gegen alle politisch anders Denkende», sondern auch gegen den Evangelischen Bund, zeigt sich ter „deutsche Freisinn" von höchster „Toleranz" .egen den Ulrrainonlaiiismuö und Iesuilismus, weil sich ka- e> ein Wahlgeschäjt macken läßt! Für den Papst, der morgen sein fünfzigjährige-Jubiläum als Bischof feiert, ist da- Eintreten der preußischen Frci- nnnigen für die Wicderzulassung der Jesuiten ,n Deutsch land eine angenehme Uederraschung. Beweise persönlicher Hochschätzuna empfängt Leo XIII. auch von Andersgläubigen in großer Zahl. Hat er eS doch verstanden, obwohl er ebenso starr an den sogenannten unveräußerlichen Rechten deS PapstthumS festhält, wie sein Vorgänger Pio Ro»o, doch durch die diplomatisch abgeschlissene Form seine- Vorgehens nirgends persönlich zu verletzen. Von 1848 bis >846 war er Nuntius in Belgien, wo er der katholischen Kirche zu der nnabbängigen Stellung vcrlialf, die sie nicht gerade zum gedeihlichen Fortschritte Belgien- citdem rinnimmt; gleichwohl erlangte er durch sein gewandte- Zcnehmen die Gunst des Königs Leopold I., und eS ist eine Wohl begründete Aufmerksamkeit, wenn ihm der heutige belgische Herrscher als Angebinde die Portrait« seiner königlichen Eltern übersenden läßt. Die zahlreichen Pilgcr- ;üge, die in Rom erwartet werden, stoßen dort aus leinerlci Hindernisse oder Beschränkungen. Nur darauf wird die italienische Regierung achten, daß die be stehenden Gesetze und staatlichen Einrickrungen von den Pilgern respectirt werden. Wir finden beides, ungehinderte Huldigung und Wabrung der Würde des Staates, als selbst verständliche Acte. Aber wir würden es auch selbstverständlich finden, wenn angesichts solcher, noch dazu schon mehrfach wiederholter Thalsachen die banale Phrase von der Gefangen schaff des Papste-, den schweren Fesseln der Kirche und AehnlickeS endlich einmal verstummte. Wer glaubt noch au sie? In Eugland schließen die Freunde Gladstone's daraus, daß das UnlerbauS die irische Bill in erster Lesung ohne Abstimmung angenommen hak, darauf, daß die definitive Annahme ter Bill so gut wie gesichert sei. Allerdings scheint sich die Schärfe der Opposition gegen die irischen Pläne Gladstone's etwas gemildert zu haben, aber au« de» Aus lassung«» der oppositionellen Blätter geht bervor, daß diese Milderung lediglich der Ueberzeugung entspringt, daß der Vorlage, auch wenn sie die zweite Lesung passiren sollte, in der EonimissionSberatbung unüberwindliche Schwierig kciten sich rntzraenstellen werden Und betrachtet man beispielsweise den Widerstreit der Anschauungen im liberalen Lager über die irische Vcrtretungöfragc in Westmiiister, so muß man mit den Unionistcn eine Lösung für geradezu un möglich halten. Nicht minder berechtigt erscheint die oppo sitionelle Kritik der Veto-Elauseln. In Betreff der sinan ziellen Bestimmungen erklärt der radicale Professor James Stuart, cs sei jetzt schon klar, daß dieselben gründlich umgc stallet werden mußten. Schlägt man zu all diesen Gebrechen der Dill noch da« Fehlen einer irischen Lantgesetzgcbuna, dann darf man sich billig fragen, wie wird GladstoneS Schmerzenskind auSschaue», nachdem cS durch die verschiedenen BerathungS-Stadien durchgeschlcppt worden? Der eigene Vater wird es sicherlich kaum mehr erkennen. Da- dänische Parlament scheint sich dir „Privilegien de- englischen zum Muster nehmen zu wollen. Während in London zwischen dem Unterbaust und der „Times" ein Eonfiict schwebt, der auch dem Blatte zu einem Einspruch gegen die versuchte Beschränkung der Preßfreiheit und zu der Andeutung geführt bat, eS würde die Veröffentlichung der ParlamenlSberichte einstellen, spielt sich in Kopenhagen ei» noch sonderbarerer Vorgang ab. Die Präsidenten beider Kammern haben — wie der „K. Ztg." gemeldet wird — Herrn Hörnp, den Redakteur der „Politiken", benachrichtigt sie würden ihm die Berichterstatterkarte entziehe» fall« dir Neich«tagSberickte der „Politiken" nicht geändert würden. Hörup erwiderte, er sehe diese Drohung als einen beispiellosen Angriff auf die Preßfreiheit an. Die Drohung würde Inhalt und Fassung der Rcichstag-berickte der „Politiken" nickt ändern. Hoffentlich gebt in diesem Falle die dänische Presse solidarisch vor. Als vor mehreren Jabren die Wiener ParlamentSberichterstalter durch den Abg. Schönerer beleidigt und aus de» Wandelgängen de- ReichSratheS verwiesen wurden stellten sammtlicke Zeitungen die parlamentarische Bericht, erstattung ein. Bereit» nach 24 Stunden war den beleidigten Journalisten Genugthung geworden. Di« politische Lage in Norwegen spitzt sich plötzlich derart zu, daß man «iner Wiederholung der vorjährigen Wirren enlaegenscbcn muß. Die radicalcn Mitglieder des StortbingS find entschlossen, durch eine Interpellation in der EonsulatSaiigelcgcndcil die llniouSsrage wieder in^ den Vordergrund zu rücken. Bei der >n den nächsten Tage» erfolgenden Debatte über die Thronrede soll eine scharte Tagesordnung gestellt werden Fall» da- Ministerium des halb abtretcn muß, soll durch Verweigern von Bewilligungen jedes verhandelnde conservalive Ministerium umuöglich ge macht werden. Die radicalcn »orweaijchen Blatter schlage» bereits die schärfste Tonart an. „Weigert fick der König", beißt eS, „den Eonsulatsdcschluß gut zu beißen, wie er cs voriges Iabr tbat, dann muß da« Miuislcriuui Steen un verzüglich ziirücktretcn. Will der König abreiscu, wie er im vorigen Jahre drohte, und die Norweger sich seihst über lasse», so müsse da- Stortbing ih» reisen lassen und die ganze Angelegenheit mit entscheidender Machtbes»g»iß selbst in die Hand nehmen" Tie von Schwede» gebotene Hand zum Ausgleich, wie sie in der Erklärung des Minister» Lewenbaupt über den gemeinsamen AußenrcichSniinistcr, der Schwede oder Norweger seni könne, znm Ausdruck kam, wird schroff zurück- gewiese». Rücksichtsloser Kamps und Budgelvenveigerung ist die Losung. lieber die Persönlichkeiten, welche Präsident Elcvcland ür sein zukünftiges Eabinct m Aussicht genommen, liegen folgende Mittheiliingcn ror: Ter zum StaatSsecretair designirtc Herr Walter O. Gresh am stammt aus dem Staate Ineuma. Er war während de» Kriege« mit den Südslaaleii Ossicier und brachte eS in seiner mililairischen Laujbabn bis zum Generalsränge. Später widmete er sich dem Eivitkienste »nd belleivetc in Illinois da» Amt eines Richter». Der Schaysccretair John G- EartiSIe aus Kentucky war zuletzt Advocat. Er gehörte durch viele Jahre dem Repräseillantendausc an und wurde im letzten Iabre zum Senator ernannt. Ter Kricg-srcretair Daincl S. Lamont aus New-Pork ist als Herausgeber einer Zeitung bekannt. Er war Pirivatsecretair de- Präsidenten Eleveland während einer srüberen AmlSdauer (l885» bis 1889). Der Leiter de- Justiz-Departement-, Advocat Hoke Smitb au» Georgia, ist einer der bedeutendsten Redner Nordamerikas. Außerdem ist er als Herausgeber der in Atlanta erscheinenden Zeitung „Judgc" bekannt. Der General-Postmeister Wil>on S. Bisscll stammt au- Ncw-L)ork und stebl schon seit vielen Jahren in einem freundschaftliche» Verhältnisse zu Herrn Elevetand. Deutsches Reich. Berti», 19. Februar. Der Bericht der Wahl prüflingS-Eommission deS Reichstages über die Wahl de» Abg. Ahlwardt (i. Frankfurt a/O.) ist jetzt erschienen. Der gegen die Giltigkeit der Wabl eingelegte Protest stützte sich hauptsächlich auf die Unterzeichnung eines vor der Stichwahl erlassenen Wahlaufrufs zu Gunsten Ahl warbr's durch den Landralb veS Kreise- Fricdeberg und Wahl eommissar v. Dornstedt Darin erbticklen die Einsender de» Proteste« eine amtliche Beeinflussung, obwohl die Unterschrift nur den Namen, nickt die Amtselgenschaft LeS Herrn von Bornstedt enthielt. Bon der Minorität wurde beantragt, diesen Punkt für erheblich zu erklären, v. Bornstedt sei Landralb de- Kreise« Friedcbcrg und war zugleich Wahl eommissar. Wenn auch nur sein Name ohne Angabe seiner amtlichen Eigenschaft unter dem Ausruf stehe, so wüßte doch Jeder mann, daß ter zum Wahlcommissar ernannte Landrath, also die böchststchcnde amtliche Person, der Repräsentant der staat liche» Autorität im Kreise, für den antisemitischen Eanditatcn öffentlich Partei ergriffen bade. Dadurch sei eine amtliche Walstbecinflussuna «»Sgeübt, wie sie flagranter nicht gedacht werden könne. Diese Parteinahme sei zweifellos von großer, vielleicht ausschlaggebender Bedeutung gewesen, weiingleich sich der Einfluß naturgemäß ziffernmäßig nicht Nachweisen lasse. Daß eine Ungchorigkeit vorliege, sei von dein preußi scheu Minister des Innern anerkannt worden und durch eine Notiz im „StaalSanzeiger" zum Ausdruck gebracht. Dein gegenüber wurde von der Mehrheit auSzesührt, daß von einer amtlichen Watstbeeinflussunz keine Rede sein könne. Ter Landralb und Wahlcomniiffar bade wie jeder Staats bürger das Recht, für den Eandidaten seiner Partei zu agitiren. Der Ausruf charakterisire sich nur a'.S eine private Kundgebung, da lediglich der Ranie deS Laudratbö von Bornstedt »eben Anderen ohne Hinznsügnlig des amt lichen Ebaraklcrs niilerzeichnet sei. Die Rüge des MinisterS sci für die Benrtbclluug de« Falles ganz ohne Bedeutung, da sie nickt wegen der Unterzeichnung eine- Ausrufes an sich erfolgt sei, sondern sich »ur gegen die Unterzeichnung eines Aujlufü für einen Eandidaten richte, ter in seinen Painpblclen Einrichtungen deS Staate- angegriffen habe. Der letzteren Meinung schloß sich die Eommiffion an und erklärte diesen Punct mit 8 gegen 3 Stimmen für unerheblich. Einige andere Beichwcrtcpuncie, Verstöße gegen die Wahl ordnung. aniltiche Beeiiislufsung durch AiiitSvorstcher, OrlSvor- stcber, Polizeisergcanten, Einwirkung aus der Kanzel und im Schulhause u. kcrgl. wurden für unerheblich erachtet und die Wabl demgemäß ohne weitere Beweiserhebungen für gillig erklärt. Ein Pastor Precy soll von der Kanzel berad die Wabl AKIwardt'S enipfvhlen haben, mit der Bemerkung, er würde lieber noch einen Socialdemokraten al- einen Frei sinnigen wählen. Wir müssen wiederholen, daß da- Berfabrcn der WahlprüsungScommission in diesem Fall uns weit milder erscheint als in anderen ähnlichen Fällen. lk Berlin, t9. Februar. Die Zablen, welche über die Einnabmen an Zöllen und Verbrauchssteuern für die ersten zehn Monate de« laufenden Etaisjahre« veröffentlicht sind, könnten, weil sie in der großen Mebrzabl einen Rück gang gegen da» Vorjahr aufweisen, die Befürchtung wack rusen, für da« Jahr 1892 93 werte sich da- Verhält« iß des Reichs zu den Einzelstaalen so ungünstig gestalten, daß die Uebrrweisungcn hinter den Matricularbeiträgen Zurückbleiben würden. Di« bisher veröffentlichten Ein nähme,ahlen sind jedoch nur gegenüber denen de» Vorjahre», nickt gegenüber den Etatsanschlägen zurückgeblieben. Für da« Verhältniß de« Reich« zu den Einzelstaaten kommen die Zölle und die Tabaksteuer, die BranntweinverbrauchSabgabe und die Stempelabgaben in Betracht. Die Zölle weisen, wenn die Ergebnisse der ersten zehn Monate der Berechnung ür da« ganze Iabresergebniß zu Grunde gelegt werde», »och immer gegen den EialSan'chlag ein Mebr von 28 Millionen, die Tabaksteuer ein solches von etwa l Million aus. Diesem Mehr von 29 Millionen sieben allerdings Weniger bei der Braniil- weinverbrauch-abgabc von 8.4 und bei der Stempelabgabc von 7,8 Millionen, zusammen also von 16,2 Millionen gegenüber. Es würde demgemäß aber immer »och am Ende de« IakreS ein Mebr von nahe;» 13 Millionen zu verzeichnen sein. Nun ist allerdings vorauszuseben, daß die Einnabmc auS den Zöllen im Verhällniß znm Vorjahr noch stärker zurückgehen wird. Es ist jedoch kaum anzuiichmcii, das: diese Minderung in den zwei letzten Monaten deS lausenden Elalsjahres die 13 Millionen auf- zehrcn wird. Noch jetzt ist Grund zu der Voraussetzung vorhanden, daß die am 39. November v. I. vom StaatS secretair deS RcichSschatz-AmteS bei der Einbringung des nächstjährigen Etats im Reichstage angestellte Schätzung sich wenigsten« in ihrem Eiidergebiiijj bewahren wird und daß die Ueberweisuiigen die Mairicularbeiträge noch in etwa» überragen werden. — Der Kaiser ist gestern Abend nach Berlin zurück- gekcbrt. — Ter Staatsminislcr Or. Telbriick gab zu Ehren Le« Prinzen Alexander ein Tiner, zu Lein er noch Len Reichskanzler Grafen v. Caprivi, den General der Eavallerie a. D. Grasen v. WarteuS- leben re. geladen Halle. - Der Ober-Präsident der Provinz Hannover von Bennigsen hat sich von hier wieder nach Hannover zu- rückbegeben. — Ter zweite Vicevräi'ident des Abgeordnetenhaus«« v. Benda beging gestern seinen 77. Gcburlslag Ihm zu Ehre» prangt« auf seinem Platze ein großer Blumenstrauß. — Zur dritten Lesung de» Wahlreform gesetzt« in der Eommiffion liegt folgender Antrag vor, welcher dem Eenlrum ermöglichen soll, für da« Gesetz zu stimmen: „Al« ss. 2» einzuschalten: Bei Bildung der blrwäkilerabtbei- lungen ist für keine veranlagte Person ein Gesaiiimtslcuer- betrag von mehr als 2000 -s: zum Ansatz zu bringen." Im Fall der Ablehnung dieses Anträge» soll statt der Ziffer 2000 die Ziffer 3000 gesetzt werden. — Der Finanzminister bat an die Vorsitzenden der Ein- konimeustruer-BerusungS-Eoni Missionen eine Verfügung er lassen, worin er die Frage der Beanstandung derSteuer- rrklärungen erörtert und betont, daß zur Belehrung der Steuerpflichtigen darüber, welche ihren Angaben in der Steuer erklärung nicht genüge», der Weg der persönlichen Verhand lung überall da den Vorzug verdient, wo eine kurze und dabei doch verständliche und hinreichend bestimmte schriftliche For- mulirung der zu erörternden einzelne» Puncte nach Lage der Sache schwierig ist. Der Minister rügt es, daß in solchen Fällen nicht seilen die im Beanftandungsschreiben zur schriftliche» Beantwortung gestellten Fragen so allgemein gehalten ge wesen seien, daß der Steuerpflichtige dadurch über de» eigeiil- lichen Grund der Beanstandung keine genügende Aufklärung erhält unk, um die Frage erschöpfend zu bcaiilwortcn, seine grsaniniten Verhältnisse weitläufig ausei»ande> setzen muß. Ein solche- Verfahren entspreche nicht dem Sinne der gesetz lichen Vorschrift. — lieber die constituircnde Versammlung de- „Bunde- der Landwirthe" haben wir im Sonnlaasblallc bereits telegraphisch berichtet. Wir tragen aus der „Nat.-Ztg." noch Folgendes nach: „Ter Beginn der Versammlung war auf 3 Uhr Nachmittags angeieyt, allein schon gegen I Uhr sichren Droschken aus Troschken die BeUe-Alliaiice-Ltraße enilang dem Pcrjainnilungstoeale zu. Tie Pferdebahnwagen, die »och dem Kreuzberg fuhren, waren sammilich iihersilllt. Al« der Referent gegen 1', Uhr Mittags auf dem ttreuzhcrg anlangte, war es demielticii nur mit größter Mühe mög lich, in Le» Saal und aus einen Berichterstatter-Platz zu gelangen. Gegen 3 Uhr ist der Saat, obwohl alle Tisch« au- denijelheu entieriit waren, geradezu unheimlich überfüllt. — Ter Bor- sitzende des Deutschen Bauernbundes, Rittergutsbesitzer v. Ploetz (Lüllingen) Iheilte vor Eröffnung der Versammlung init: Ec habe mit Rücksicht aus den großen Andrang an das Polizei- Prüsidium di« Bitte gestelli, die Abtialiung der Versammlung unter sretem Himinct zu gestatten. Tas Polizei-Prasidium habe ge- niinvortet, daß die« mit Rücksicht aus die Bestimmungen dt« preu- ßische» Vercins-Gesetzks nicht gestattet werde» könne. Er ersuche nun, daß einige Herren den draußen da« Conimando führenden Potizei-Osstctcr bitten, die Herren, die keinen Eintaß mehr finden können, an die Fenster treten zu lassen. Mit Erlaubniß der Polizei werden Thürc» und Fenster geöffnet werden, damit auch die draußen Stehende» etwas hören können. — Nach einiger Zeit Iheilte ein Herr mit: Ter Polizei - Offieier habe erklärt, daß er die ihm vorgetragene Bille nicht erfüllen könne. — Ritterg»t«hesitzer von Ploetz erössnete alsdann die Bersamm- lunq mit einem Hoch aus den tiaiicr und die deutschen Bundes- sürsten, in da» dir Bersaminclten dreimal einstimmten. Aus Vorschlag des tz>errn v. Ploetz, der die Versammlung leiiete, wurde sogleich beschlossen, an den «aiser ei» Begrüßungstelegrami» zu senden, v. Ploetz benierklc alsdann: Der Idee, einen Bund der Lculschen Landnnrthe zu gründen, haben sich sofort viele Tausende von deutsche» Landwtribcn angcschlossen. Da« beweise nicht bla» diese Versammlung, da« beweisen noch mehr die ihm »»gesandte» Z»slinimuttg»erklarungen. Der neu zu begründende Bund wolle nur eine Politik treiben, deutsche Wirthschast« - Politik. Fracttons-Politik solle dem Bunde fern liege». Wir wollen die bekannten Worte de« Fürsten Bismarck: „Schutz der deutschen Industrie, Schutz der deutschen Landwirthschast" wieder »ur Wahrheit mache». (Stürmischer Beifall, Hochrufe auf Bis marck.) Meine Herren I Lassen Sie da« Hoch, Fürst BiSmarck weih auch ohne Hoch, daß die deutsch» Landwirtdlchaft wie ein Mann hinter ihm steht. (Stürmischer Beifall. Mus«: Adresse senden!) Lassen Tie auch die Adresse sein. Wir wollen hier ruhig und ohne Leidenschaft tagen. Je ruhiger wir sind, je leiden schaftsloser die Debatte geführt wird, desto mehr werden wir er reichen. Die Hauptsache ist, daß wir mit Einstimmigkeit unsere Beschlüsse fassen. (Stürmischer Betsall.) E» nimmt aledann da« Wort Knt«vächter Mupprecht iRansern): Da» Jahr 1892 bat uns nach vielen Mißernten einmal »ine ziemlich gule Ernte gebracht. Es war Aussicht vorhanden, daß die deutschen Land- wirthe wieder einmal ihre Lage verbessern können. Aber da droht uns bereit- wieder der deutich - russische Handelsver trag. E« wird gesagt: der Handel-Vertrag komme Deutsch land zu Gute. Meine Herren, der deutsch-russische Handelsvertrag ist nur von Bortheil für die Pole», Juden und Soctat- demokroten. (Beifall «nd heiliger Widerspruch. Ruse: Falsch! Polen nicht! Zurücknedmen!) Meine Herren, die Polen will ich »»«nehmen, die Juden und Soctaldemokraten lass« ich aber stehen. (Beifall.) E» ist tn der jüngsten Zeit viel von Dem-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite