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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930221018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893022101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893022101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-21
- Monat1893-02
- Jahr1893
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BezugS-PreiA tz tz« Hauptexpedition oder den km Stadt« tkitit und den Vororten errichtete» Au«« .Hesktllen abgeholt: vierteljährlich ^4^0, in zweimaliger täglicher Zustellung in« m-« 5.50. Durch die Post bezogen für jeutsthland und Österreich> »trrtkl;ührlich > s—. Direkte tägliche Krenzbandsendung iu» Ausland: monatlich ^4 S —. ^»Vlorgeu-Ausgab« rrfcheint täglich'/«7 Uhr, dt« Ubend-Au-gab» Wochentag» b Uhr. Redaktion und Lrpeditiou: I«tzaunes,affe 8. xie kiveditiou ist Wochentag« ununterbrvchr» g-bffuet von früh 8 bi« «bend« 7 Uhr. Filialen: ktt» Me»»'« «orttm. (kllfretz Hat»)« Morgen-Ansgabe mMtr.TagMM Anzeiger. A«zeige«.Pre1S Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Rrclamen unter dem RedactioaSstrich l4g«- spalten) 50^, vor den Familleunachrichteu (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Ziffcrnjatz »ach höherem Tarif. Extra «vrllagcn (gefalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne DostbesördernnG SO.—, mit Postdesvrderung 70.—. Ännalfmelchluß für Anzeigen: Adend-Au-gabe: Vormittags tO Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei Heu Filialen uud Annahmestellen ;e eia« halb« Stund« früher. ilairtgr« sind stet« an dir Expedition zu richte». Louis Lösche. jktbailnnistr. 14, pari, uud König-Platz 7. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels - und Geschäftsverkehr. Druck uud Verlag von E. Pol» ln Leipzig. Dienstag den 21. Februar 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vermiethungen. In den nachgenannten, der Stadtgememeinde gehörigen Grund stücken sind folgend« Miethräume gegen viertel- bez. halbjährige Kündigung anderweit zu vermiethen: II Markt Nr. t — Nattzhan« — BerkaufSgewölbe Nr. 23 am Nqjchmarkt, 2) «aschnkartt «r. 4 — Alte Börse - eine Abtheilung des Gewölbe« Nr. Hl, 8) Erimmaische Straffe Nr. 1 eine kleine Wohnuug in der 4. «tage. 4) Knpsergühchen Nr. 1 — ehemal. KramerhauS — eine jkellrrablheilung, b> Uai»erft»ät«ftratze Nr. 20 eine Krllerabtheilung, 6) Brühl Nr. SV — Sonntnwetfer — NiederlagtrSom« im Hose. 7) Dresdner Strotze Nr. LS — ehemal. Dharhan« — der frühere Spritzenschuppen, 8) Marschallftratzr Nr. S — Aeuerwrhrdepot — in Lripztg-Nkudnttz eine Hofwohnung in der 4. Etage, 5) Nlarastratze Nr. 16 — rhcuial. Vrnietndramt — in l!etpzia-Neuschö»efcld fünf Kellerabtheilungcn, 10) Delttzscher Straffe Nr. 1iS in Leipzig-Entritzfch eine Wohnung in der 2. Etage links, 11) MemeindeamtSftratze Nr. 6 in Leipztg-Ltndena«: a. Niederlagsräume im Parterre links, d. eine kleine Wohnung in der 2. Elage. ES sind die Räume unter 1, 2, 5 und 10 vom 1. April d. I., diejenigen unter 9 vom I. Juli d. I. ab und all« übrige» sofort zu vermiethen. Miethgefuche werden auf dem Rathhaufe, 1. «tage, Zimmer Nr. 8, eulgegengenommen. Leipzig, am 9. Februar 1898. Der Nath »rr Stadt Lripzia. Dr. Georgi Arm I» 4082, 93. ambiegel. Diebstahls-öekanntmachnng. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: „ 1) rine goldene Nrmontotruhr n>it Nameurbez.,8Icmev, , am 8. d. M.; 2) eine silberne Enlinder-Nemontotrnhr mit doppeltem Goldrand, Secundc, gcriesier Rückseite und Schildchen, am 7. d. M. ; 8) eine silberne Nemontotruhr mit Goldrand und goldenen eigern, herzförmigem Schildchen aus der Rückseite und Ni»r>- uhrkrtte, an, 17. b. M.; , , 4) eine Geige mit der Bezeichnung „ovbler" am Halse» IN einem Kasten mit der Bezeichnung „Hörndl", am 15. d. M.; 5) ein Tamen-Ncgrnuiantel von braun- und schwarzearrirtem Stoff mit kurzer Pelerine und zivei Reihen braunen Steinnnß- knöpfen, am 10. d. M.; 6) ein Winterübrrzieher. bla», glatt, mit schwarzem Sammet- kragen, hellgrauem, gestresstem Futter, Stofshenkel und einer Reihe Knopfe, am 8. d. M.; 7) rin Winterübrrzieher, braun, glatt, mit gelb, und blau- ewürseltem Futter, einer Reihe Knöpfe mit verdeckter Batterie und srttchenhenkei, am 13. d. M.; 8) ein Wintcrüberzirdrr, graubraun, mit großaewürseliem, gelbbraunem Schooß- und gelb- und braungrstreistem Aermelsutter, wwle Kettchenhenkel, am 15. d. M.', 9) ein Winterüberzteher, braun, glatt, mit braunem Futter, chwarzem Saminetkrogen, Horn knüpfen und Kettchenhenkel, am 18. d. M.; 10) ein Stück vanmwoUftoff, blaßroth und hellblau gestreift, 42 m lang, am 17. d. M.; 11) et» Nrgenschir« mit schwarzseidenem Bezug uud poitrtem Bhorngrifs, vom 11. bis 12. d. M.; 12) ei» Kübel Margarine, 89 Kilo, signirt: „L. S. 34,491", am 14. d. M.: 13) eine Waschwanne von Zinn, vom 13. bi- 16. d. M.; 14) ei» Kübel Pech, oben offen, 6'/, bgl, mit Blaustift „k. Sl I). 3629, O'aaasl" gezeichnet, am 14. d M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer «riminalabiheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 20. Februar 1898. Da« Polizei-Amt per Stabt Leipzig. WaldpflanM-verkauf. Von dem Forstreviere Leipzig-Lonuewitz können in diesem Früh- jabre durch Herrn Oberförster Schünherr nachstehend« Holzpflanzen zu den btigesetzten Preisen gegen Baorzahlung oder Nachnahme und vorherige schriftliche Bestellung, sowie gegen Vergütung der Selbstkosten für Verpackung und Transport zur Bahn ,c. be- zogen werden. Der Pflanzen Preise für« zahl. Alter Jahr Höh« em Stück! Hundert! Tausend I. DuudbVIuor. AOO Eichenaiisschubpslau- zen, ijuero. poüuoo. zu Stummelpflaa- zuuaeu rc 5-8 100-250 6 50 NOO Araueschen, krarinu. pubsüc. (vineriu) . 4—6 150-250 — — 10 — 80 — 3000 dergleichen Ausschuß leignet sich nament- sich aus sandigen u. 4—6 100-250 5 40 trockenen Boden) Birken, Letul» uld» 3000 3 125-150 — — 6 — 50 — LOOO dergleichen 4-5 175-250 lb 10 — 80 — 3000 Rothellern, ^Inusxlu- tluoiia 3—4 100—150 b 40 2000 dergleichen 4—5 175—250 — — 8 — 60 — 500 dergleichen Vorstehend« Laub- 5—6 300-400 25 20 bölzer sind mehrmals verschalt. II. X»aelbN1,«r. 2000 Fichtensämlinge, Xkitzg eieei«. 3 30-40 80 3 3000 dergleichen 2 10-15 — — — 2b 2 — 5000 verschütte Fichten mit Ballen I. Wahl 4-6 40—50 — — 5 — 40 — 5000 dergleichen U. » Fichten mit Ballen, 4-6 40-50 — — 2 — 15 — 5000 verschalt I.Wahl 5-7 75-100 — 50 40 — 300 — .5000 dergleichen II. . 5-7 75-100 — 25 20 — 150 — 204« dergleichen I. » 5—7 125—150 — 60 50 — — — 3000 dergleichen II. » 5-7 lL5—I50 30 25 — — — 2000 dergleichen I. . 6-8 175-2«« — 80 70 — — — 2000 500 dergleichen I. - dergleichen I. » Vorstehende Fichten 6-8 6-8 200-250 250-300 1 50 90 125 — — — I. Wahl eignen sich besonders zu Barten- anlagen, II. Wahl zu Remisen. 2000 W«>btannen, >di« viermal», 2 X ver- schiilt u. mit Ballen NordmannSlanne, 4-6 30-60 2b 20 150 25 3ckie» Qor<l,nani»o» 3 x verschalt und mit Ballen 10 100-125 5 Leipzig, am 17. Februar 1893. De« Naths Forstdrputatton. Die Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst »IS abhanden gelvmmen angezeigteu PsanSschcine Nr. 6747 6896 7654 8701 I.il. v Nr. 41808 41810 43713 4<>645 46646 46647 47863 43242 48686 53441 57190 630lt8 65947 71150 77650 77658 7<>i3 786'3 80526 81278 81281 94699 95665, läl. 8 Dir. 4230 15919 15920 18777 24621 28315 30628 30829 33558 38463 3-* >23 40679 41879 40844 50793 53291 59316 63346 63954 »M55 72933 73492 78068 97371 98113, I-ii. ? Rr. 3814 8727 14577 14759 15564 >7405 17903 17904 1790» 18121 22125 26739 26998 27720 28197 29894 34099 39541 44132 45620 51960 54677 werden hierdurch ausaesordert, sich damit unverzüglich und längsten« bis zum Ablauf von 30 Lagen nach der aus jedem der Scheine bemerkten verfallzeit bei unterzeuhneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückzugeben, widrigenfalls der Leihhant-Ordaung gemäß den An. «iaern die Pfänder auLgeliesert und di» Inhaber der Scheine ibrer etwaigen Ansprüche daran» verlustig gehe» «erde». Leipzig, d« 13. Februar 1893. Li» Verwalt»«, »«« Lrltztzouse« »«p brr Tbarraff«. Bretschneider. o. a. Gefunden wurden Eud« vor. Monat« in hiesiger Stadt S Stück 1«-«ulde»-Noten, wa« zur «rmtUelung de« «igenthümers hierdurch bekannt gemacht wird. Leipzig, den 16. Februar 1893. Da« P«ltzetamt ber Stabt Leipzig. HI. 1057. Bretfchueider. Ml ^errrtlioker Le2irlr8ver6in I^6Lp2iA-81aät. »>1» IN I n n w vleuatag, <Ieu 21. b'ebruur 18VS, Xdeack» - vdr Im 8ua1e cker ernten vtlrgerieliale. Duxeaorcknung: I. Oeaoükiktiiede» und Liv^in^s. II. Xnlras de, Standes-^uascluisrez, di« Standesordnnvg kllr ckeo Verein detr. HI. LrgLnruogivabl kllr die Vsrtranoni-Oommissivo. IV. Bericht über dis TbLliglcett <ter Verlraueus-Oommiislon. vr Ileinr«. Oslsenllieks ttanäelslskranstalt. Beginn äe, VS. 8okullabre« »in 1v. 4pril cklvee» ckukrea. liiv Beikereuxaiaa« «ier Iiülierea Xbtbellnng cker Xu,t»!t (ckreijtibrigerOureu-!) dervebti^eo rumklinsäkrig-k^reiviUigen-vieust. kXlr zunge Oeute, velcke sicl, cken Serecbti«s>mp^»ciiein ruin Oinjö>,rig-b'rviiviIIigou-I)ien»ro erworben Imbe», iat ein luelireieee»- »eiinktllekier Ouimue von.I»I,ro»<i»uer bei 34 b.ebretun<1su in «ier IVoode «in«eericblet. I/oterrickt in allen 2vsigen cker lianckel« vi««vieli»tt. kranrveieebo uvck enniiacbe 8pracbe odliaatoriocl, italisniaclie uock upauisebv 8pr»oiie menitativ. gckulgelck 240 kür ckaa ckakr. Xuwelckongen erbittet »ick cker Ilvterreicknet« in ckeo Vocben- tagen von 11—18 vbr. I«iprig, iw Vedrnar 1893. 6»r^ IVolkrnm, Direktor. Sie werden ihm aber kaum zugcben können, das; „jeder Wechsel in der Person mit einer Erschütterung dieser Festig keit verbunden" sei und daß Graf Eaprivi deshalb ,.»m des Kaisers und des Reiches willen" auSbalten müsse. Daß ein Wechsel in der Person unter allen Umständen die Festigkeit der Regierung erschüttern müsse, ist eine irrtbiinilicke. aber ür einen Politiker, der in der Lage war, die lockernden Wirkungen des Personenwechsels vom 20. März 1890 aus nächster Räbe zu beobachten, begreifliche Auffassung. Ader wenn zwei dasselbe tkun oder ibun müsse», so ist es nicht dasselbe, und wenn Graf Caprivi dem Beispiele des Fürsten I bat. Allein jener „festigende" Aet der Trennung des Amts des Reichskanzlers und des preußischen Ministerpräsidenten ist für die Berlreler der Lockerungsidecn ein Schock Millionen Mark Werth. Deutsches Reich. 6. II. Berlin, 20. Februar. Die wirthschastlichcn Verhältnisse in Berlin sind leider augenblicklich recht ungünstig. Einen Maßstab für die Ungunst der Geschäftslage Bismarck zu folgen veranlaßt wäre, so würde di-Stärke p.r dürfte baS Ergebniß der declarirten E.nkommcnsteucr ab- Regierung ans dem einfachen Grunde nicht leiten, weil der! ^deu. -LcsiiillwcS liegt zwar^noch nicht vor, aber so viel zweite Kanzler niemals ein Clement der Festigkeit > »'-» h°rt, soll d.e keeiar.rle «u»»»e t,c.vobe d-r v°rjai,r>gcu gebildet bat. Tie Begründung diese- Urtbcilö fände sich I ".cht errc,che» obgleich sie be. der Zunahme der Bevölkerung n einer einfachen chronologischen Aufzählung sämmtlicher ''"'. OOO Seeieu und m Beruckj.chugung dc« Um,lautes, Regi-rungSbandlnngen und Kundgebungen seit dem Amis- d«S Gro« der Zunahme aus,chi.egt.ch au, d>e arb-ttc„tc antritto des zweilen Kanzlers. Di- Handelsverträge die ^v°lk«u'ig iaUt doch hoher sein mußte. Der B-rlmer nicht ohne Energie einem, allerdings nickt starken, inneren I ^"ü'^rat durste daher mit dem iO Proeeut-Oommuiial- — - " - - - v . > steuerzuschlag, mit dem er unS ui, vorigen Jahre hegiuckle, während bis dabin loo Procent erhoben waren, nicht mehr Widerstand gegenüber inS Leven gerufen wurden, bilden keine Ausnabme; bei dieser Gelegenheit ist die deutsche Negierung vor der Position der contraliirenden fremden Staaten weiter zurückgewichen, als es die Umstände geboten. Selbst von der „Festigkeit" nach der speciellcn Richtung, die dem Kanzler sein Verbleiben im Amt als eine patriotische Pflicht erscheinen läßt, ist nichts wabrruncbmen gewesen. ES bandelt sich um agrarische und antisemitische Demagogie. Nun sind wir allerdings nickt der Meinung, daß die staatlichen Organe Bewegungen dieser Art viel an- zuhabcn vermögen, noch weniger wünschen wir, daß dir Be- auskonimen. Für die schlechte» wirthschasllicken Verhältnisse der unteren Classen liegen diesmal in den MagislratSvorlageu zwei unuiustößliche Beispiele vor. Da ist zunächst die Ortü- krankcncasse der Maurer. Der RcservesoudS ist voll ständig erschöpft und der Magistrat beautragt, aus der Stadt- hauplcasse DarlehnSvorschüsse bis zurGesamiiilhöhe von 30 000 Mark zu gewähren. DieOrtskraiikcncassc zahlt rund 20000 Mit glieder. Um das Deficit zu decken, sollen zunächst die Leistungen herabgesetzt und die Beiträge erhöbt werden. Bis jetzt gewährte die Cassc die statutenmäßigen Unterstützungen aus Hörden dort eingreifen. wo sie nickt durch das Gesetz dazu ^^ .... „ aufgesordert werden. Aber die Negierung, die darüber, nach I 4 auer von ^- Wochen; die hier und da angcreatc .^crad-, hat nicht nur nickt gebandelt, sondern vielmehr Oel inS Feuer argoffen. So z. B. hat die schroffe, geflissentlich unsachliche Abweisung nichtantisemitischer Bimetallisten bei der ersten Lesung de- Etats Agrarier wie Antisemiten gleichzeitig herausgesordert. Bei überzeugten Anhängern der Doppel währung, und wir haben deren nun einmal im Lande, mußte eS Aergerniß Hervorrufen, daß der oberste Beamt« des Reiche« au- keinem anderen Grunde eine wirtbschaftrpolitiscke Forderung vcrurtbeilte, al« weil sie gleichzeitig zu anti semitischen AgitationSzwecken erbeben wird. Die antisemitische Bewegung, der bei dieser Gelegenbeit eine außerordentliaie „Festigkeit" angrdroht wurde, ist seit jener Rede nickt zurückgegangen, die agrarische ist gewaltig angrsckwollen. Von der Ausstellung der Theorie, daß die Allgemeinheit in den Getreidezöllen der Landwirthschast ein „Opfer" bringe, darf man rine ähnliche Wirkung erwarten. Sie ist wissen schaftlich falsch, denn der Freihandel oder der Vertrags zustand ist nicht der natürliche, weil nicht der bistorisch überkommene Zustand, sie verkennt die Harmonie der doch viel Bedenkliches, neue Mitglieder dürste die Casse dann wohl kaum noch gewinnen. Des Weiteren ist der Magistrat mit einen, Antrag, betreffend die Gewährung einer Beihilfe an den Verband der deutschen Gesellschaft zur Versorgung verschämter Armen mit sreiem Brennmaterial, a» die Stadlverordneten-Versamiuluiig berangeiretku. Die Mittel dieses seit 1773 so segensreich wirkenden Vereins sind voll ständig erschöpft, um mehr Familien Kelsen zu können, ist be reit« die Zahl der als Beihilfe an Brcn»niateriatien ge währten BriguetlcS von 1500 aus 1200 reducirt worden. Mehr als 2000 Gesuche wirklich Bedürftiger konnte» trotzdem nicht berücksichtigt werden. — Günstige Einblick« in die wirth- schaftlichen Verhältnisse der Berliner Bevölkerung gewähre», wie gesagt, diese Anträge nicht. LH Berlin, 20. Februar. Bezüglich der verhafteten 13 russischen Studenten bemerkt die „StaalSb.- Zcitung", sie habe auf ihre Erkundigung an cvmpelonter «stelle die Auskunft erhalte», die Studenten seien wegen deutsch - revolutionairer Agitation vcr- Intereffen, und vor allen Dingen war eS büchst »nnötbig ! haftet worden und würden nur an die Greuze abgcschoben, und unpraktisch, sie in diesen Tagen agrarischer Erregung zu ! nicht aber an Rußland auSgcliefert werden. — Iiu Monat verkünden und damit dem RadicaliSmuS und SvcialiSmu« eine agitatorische Waffe gegen Diejenigen zu liefern, welche nach dem Wunsche der Regierung nicht agitiren sollen. Es ist weder consequent noch klug, eine Einrichtung wie die Getreidezölle für unentbehrlich zu erklären und in einem Athen, ihren wirth- schastSpolitischrn und selbst sittlichen Epistcnzgrnnd zu ver neinen. Und dabei erkennt der Reichskanzler an, daß die Bewegung, deren Träger er also reizt, sehr tiefgehe und sehr! Gefängnis; und 2435 ernst auszufaffen sei! VolkSströmungen wollen von einer I Majestäisbcleidigung zu 2 festen Regierung nicht krilisirt, nicht beklagt, sondern geleitetI verurtbeilt. — Die Anar werden, auf daß sic keinen Schaden anrichtcn. Wie sehr aber die Fähigkeit zu leiten dem Kanzler abgeht, zeigt die Ent Wickelung des EonservatiSmuS. Gras Caprivi fand bei seinem Amtsantritt bei dieser Partei die größte Bereit Willigkeit vor, ihn zu unterstützen, sie nahm eine abgewandt verlegene Haltung zu' FriedrichSruh ein, die zwar nicht edelmüthig, aber für den Nachfolger de« Fürsten Bismarck die denkbar bequemste war. Er verstand eS jedoch nickt, eine November v. I. standen 74 socialdcmokratische Redacteurr und Parteigenossen vor Gericht, uni sich wegen MajestätSbeleidigiing, Beleidigung von Beamten, Geistlichen und Fabrikanten, Beleidigung des flehenden Heere«, Ucbertretung derVereinSgcsetze rc. zu veranlworlen. >)n60Fällen erfolgte Verurtheilung, in 14 Fällen Freisprechung. Die Strafen dcliesen sich inSgesammt aus 4 Jahre 2 Monate 2 Tag- Vier Personen wurden wegen Jahren 2 Monaten Gefängnis; chisten scheine» in der Thai sich unter den Bergarbeitern einnisten zu wollen. Im rbeinisch- westfälischen Gebiet haben sie jetzt ein höchst ansrcizcnd geschriebenes Flugblatt massenhaft verbreitet. Daraus ist wohl auch die Anwesenheit von Berliner Polizeibeaniteii in der dortigen Gegend zuriickzuführcn. Auf der Zeche Lberhause» ist der Bergmann Glaser verhaftet worden, in dessen Wohnung die Polizeibcamten einen Posten des Flugblattes und 360 baareö Gold vorsanden und beschlagnabinien. Dem Genannte» Die letzte Rede des Reichskanzlers. L. Die hochpolitische Rede, mit der Graf Eaprivi am Freitag den Reichstag überraschte, hat in der Presse ein ver- hältnißmäßig sehr schwaches Echo wachgcrufen. Der Leiter der gesammten deutschen Politik sprach von Bestrebungen, ihn zu stürzen, er erklärte, nur um dcS schweren Ernstes der Zeiten willen ausballen zu wollen, und er erkält, von der deutschfrcisinniaen Partei abgesehen, in Parlament und Presse kaum rine Bescheinigung darüber, daß diese inhaltschweren Worte gehört worden sind. Die zunächst bctheiliatc „Kreuz zeitung", welche die Debatten der vergangenen Woche einer langen Betrachtung unterzieht und fick auch mit dem Grafen Caprivi, namenrlich mit dessen conservativeni Bekrnntniß beschäftigt, hält eS weder für geboten, ihre Partei gegen den Vorwurf daß sie den Kanzler stürzen wolle, zu vertheidigen, noch auch hat sie ein Wort, sei eS der Genugtbuung, sei e« de« Gegenthcil«, für die Bekundung seines Entschlusses am Amte srstzuhalten, und für die Be gründung dieses Entschlusses. Normal ist dieses Verhalten der Presse nickt, eben deshalb entspricht eS aber unserem politischen Gesammtzustandc, der an Verworrenbeit seines Gleichen sucht. Immer den Deutschfreisinn ausgenommen, scheinen sich die Parteien zu der gegenwärtigen Reich«- regier,ing neutral zu verhalten, gleich weit rntfert vom „Haffen oder Lieben", welche Gefühle Elcmens Brentano als die Triebfedern auch deS politischen Leben« bezeichnet, während er die Neutralität als ausschließlich dem — Teusrl zukommend erachtet. Und der Deutschsrristnn, der vor der Möglichkeit eine« Personenwechsels in der obersten Leitung der Regierung zittert, verweigert die Zustimmung zu einer Vorlage, deren Sckeitern unter halbwegs normalen Verhältnissen den Rück tritt de- Grafen Caprivi zur Folge haben müßte! Der Kanzler irrt allerdings, wenn er von anderen Parteien glaubt, sie wollten ibn stürzen; wahrscheinlich ist nur, daß mindesten» die ehemaligen Earlrlpartrien in einem gegebenen Falle keine Anstrengungen machen würden, ibn zu batten. Diese Parteien sind mit ihm der Meinung, daß in diesen „schweren Zeiten Festigkeit der Regierung dir erste «nfordr- ruag ist, die zu einer Gesundung Deutschland« zu stellen ist." Stütze an ihr zu behalten, indem er, wie sein Vorgänger, I wurde» Handschellen angelegt. — Herr Bebel hat schon sehr rechtzeitig zügelte, wenn Strömungen die Oberhand zu gc-1 oft erklärt, Laß, wenn sie, die Sociatdemokraten, wegen etwa« Winnen drohte», die mit dem RegierungSinteresse und Staats-! von gegnerischer Seite gelobt würden, sie überzeugt sein wohl nicht vereinbar bleiben konnten. Und Fürst BiSmarck I könnten, eine Dummheit begangen z» haben. Und in Zürich Kat sein Ziel in der conservativen Partei hänsiger durch I behauptete Herr Bebel jüngst, die deutsche (socialdemokralische) Festigkeit als durch Nachgiebigkeit erreicht. Freilich, zu dem! Partei vermeide Alles, was den Gegner freue; da« sei das Experiment verflieg BiSmarck sich nie, daß er aus die Partei I beste Weiche», daß sie sich aus dem richtigen Wege befinde, einen Druck ausübte, um sie zur Billigung eines Gesetze«! Nach Herrn NeichötagSabgcordncten Bartl,, Ncdactcur der zu vermögen, welches später wieder zurückgezogen wurde. Konnte Graf Caprivi zu den Conservativen, seinen politischen Freunde», wie er in seiner letzten Rede! nachdrücklich hervorbvb, kein Verbältniß gewinnen, so darf! eS nicht Wunder uehmen, wenn ihm dies mit de» Mittel parteien noch weniger gelungen ist. Die National liberalen wurden von Anbeginn von ibm mit einem un besiegbaren Mißtraue» betrachtet und gelegentlich noch schroffer angelassen, als jetzt die Bimetallistcii. Ob diesem Mißtrauen da« Unvermögen zu Grunde lag, bei den Nationalliberalen außer der Dankbarkeit gegen den Fürsten BiSmarck ihre > Bereitwilligkeit zu erkennen, unter den veränderten Ver hältnissen an der Weitcrentwickelung mitzuarbeiten, oder ob Gras Caprivi geflissentlich durch CentrumS- brillen sab, bleibt dahingestellt und ist ziemlich gleicbgiltig: jedeusalls ist der Verdacht, baß die 42 Nationalliberalen im Nativ»", befindet sich die Soeialdemokratie aber doch aus dem „Holzwege", denn er bat einem Publicistcn, der ibm eme Besprechung der Broschüre des „Unabhängigen" HauS Müller, „Der Claffenkamps in der dcuischcu Sccialtemolratie", cm gesandt, geantwortet, „eS sei allerdings ganz richtig, daß die Socialdeniokratie immer tleinbü. ger- licher werde» aber sie (die Freisinni gen) ballen durchaus keinen Grund, sie in diesem erfreulichen EntwickelungSgange auszuhaltcn; die Socialdemokratie werde dadurch zu einer Partei werden, mit der man verhandeln könne." Die Dcutschfreisinnige» können auch mit den Socialdemokratcn zufrieden sein, weil ihnen die Stimme» der Letzlerc» bei Stichwahlen, laut Berliner Parteitagübelchluß, nunmehr ganz sicher sind. — Die unabhängigen Socialistcn haben eine Agita^ionStour durch das Rheinland geplant. Reichstage den Nachfolger BiSmarck'S zu stürzen beabsichtigten, I Ein großer Tbcil der rbeinländischen Socialdemokratcn siebt bis in die neueste Zeit gehegt und, wenn auch nickt im Par-1 tbatsachlich schon mit eineni Fuße im Lager der Unabhängigen lamcnt, »nzweideutig ausgesprochen worden. Ihre Mit-l und c« bedarf dcSbalb nur miißigcr Agitation und Wirkung an dem Zustandekommen der HccreSreform wird das I Organisation, um einen tiefen Keil in die social- Mißtrauen Wohl ebensowenig beseitigt haben, al- die platonische I demokratische Bewegung hineinzutreiben und eine Zuneigung deS DeutschfrrisinnS und deS CentrumS zum I offene Trennung herbeizufübren. Hat die Opposition neuen C»rS nach ihrem wabren Werth erkannt sein dürfte. I in der Rbeinprovinz erst festen Fuß gefaßt, dann erleidet die Allerdings ist noch nicht aller Tag^Abend, vielleicht gesellen sich 1 Socialdkiuokralie eine nickt zu unterschätzende Schwächung. zu den Parteien, welche den Kanzler weder stürzen, noch ihn halten wollen, ibn aber um der Cache willen bei der HerreSreform unterstützen. auch diejenigen bürgerlichen Parteien, die ibn gern an seinem Platze sehen, nicht weil sie von einem Personenwechsel eine Erschütterung der Festigkeit, sondern daS Gegentheil befürchten. Von dem pärticularistischen Centrum insbesondere wäre c« sehr z» verwundern, wenn eS — Die Unabhängigen baden schon jetzt die Feier dcü 18. März arranzirt. Sie geben in Jokl S Fcstsälcn ein großes Vocal- und Jnstrunicntal-Cvneert »ebst Declamationcn revolutionairer Gedichte und Aufführung lebender Bilder. — Tie Socialdemokratie macht dir größten Anstrengungen, nm eine Protestversammlung gegen den Erlaß deS Handelsminister» zu Stande zu bringe», der eS den Jn- nicht in letzter Stunde seine Liebe bethätigte und Opfer für ! »eressenten gestattet, die SonntazStbätigkeir in den Geschäften die Erhaltung eine« Regiment« brächte, unter dem der bi» 6 Ubr Abend« auSzudehnen. Unter die weiblichen Hand- Reichsbau schon so manihe werthvolle Beschädigung erlitten I lungSgehilfen ist ein Flugblatt in 5000 Exemplaren vrrtheilt
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