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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930221021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893022102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893022102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-21
- Monat1893-02
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Dienstag den 21. Februar 1893. 87. Jahrgang. In Oesterreich kommt zu dem Parlamentsjammer jetzt noch eine andere Verlegenheit, welche zwei seiner ..frommen" Minister beraufbesckwvrcn baden. Bekanntlich hielt die Michaels-Bruderschaft anläßlich des PapstjubiläumS eine Fest sitzung, der auch die Grafen Schönborn und Falkenhayn an wohnten. Sie thaten daS. wie man osficiöserseilö jetzt erklärt, nur als Privatpersonen, eine etwa» unstichhallige Wendung; man kann in solchen Fällen die Ministereigenschast nicht wie .... „ einen Rock aus- und anziehen. Jene Festversammlung nun slellern zurückzuschicbrn, so daß wohl an einem der t beschäftigte sich auch mit der „Lage deS Papste«". Sie that nächsten „ Schwerinstagc" der Iesuilcnanlrag auf die z die« nicht in provokatorischer Weise; aber ein so hcikle-^Tbcma Tagesordnung kommen montaner und von Politische Tagesschau. * Leipzig. 21. Februar. Der Antrag des Centrumö auf Aufhebung deS IesuitengesetzeS hat jetzt nur noch wenige Borgänger, unter denen allein der freisinnige Antrag aus bessere Siche rung des Wahlgeheimnisses eine größere Bedeutung besitzt. Da- Centrum giebt sich Mühe, die andern Anträge, welche noch die Priorität besitzen, im Einvernehmen mit den Antrag- len wird. Da besonders von ultra-1 sollte man in Gegenwart activer österreichischer StaatS- sreisinniger Seiie dafür gesorgt worden minister entweder überhaupt nicht erörtern, oder Letztere -4.» svdien den Saal verlassen. ^ Beides geschah nicht. Die ist, daß die Militaircvmiiiission mit ihren Arbeiten nicht vom Flecke kam, so wird also der BundeSratk über seine Stellung in der Iesuitenfrage Farbe bekennen müssen, bevor die Ent scheidung über die Militairvorlage fällt. Daß diese Zwangs lage, in welche die verbündeten Regierungen versetzt werden, die Zuversicht der Gegner der Jesuiten auf eine ablehnende Haltung der Herren am BundeSratkötische nickit erhöht, liegt auf der Hand. Es kommt aber noch ein anderer Umstand hinzu, der diese Zuversicht vermindert und der besonders unter der protestantischen Bevölkerung in Süddcutschland tiefe Ver- slimmung erweckt: die Art nämlich, in der auch protestantische Regierungen an der Feier deS PapstjubiläumS sich be teiligen. Der „Schwäb. Merkur" schreibt darüber: „Auch dlr Protestanten haben keinen Grund, dem würdigen Greis die Feier einer in strenger Pflichterfüllung verbrachlcu AmlS- ldatigkeit zu bemängeln, sofern sie von denen begangen wird, die sie angeht. Sie bringen dem Manne, der die vaticamsche Bibliothek liberaler geöffnet ha«, al« irgend einer jeiner Vorgänger, der die valicanische» Sammlungen i» einer Sorgfalt verwaltet, an der die römische Stadtverwaltung und die lönigl. Behörden sich ein Muster nehmen dürften, sogar entschiedene Sympaihie entgegen. Eine andere Frage aber ist eS, ob die protestantischen Staats- regierungen wohl daran thun, sich an de» Freudenbezeigungen dieses tirchüchen Feste» zu betheiligen. Ganz verträglich finden wir e» auch nicht, den Jesuitenorden durch ReichSgesetz vom deutschen Boden auszuschließen, den jedenfalls mächtigsten Zögling dieses Ordens aber in ossiciösen Kundgebungen als einen Wohlthäterder abendländischen Menschheit zu preisen. Protestantische Regierungen würden der Besinnung ihrer protestantischen Bevölkerung vielleicht besser eut- svrochen haben, wenn sie sich von der Feier, die wir alö eine inner- Iirchiichr der Katholiken betrachten, in gemessener Ferne ge- dalten hätten. Jetzt sehen wir Nachkommen der Schmalkalden'schen Fürste», wetteifernd mit den katholischen Standesgenojsen, ihre kost barsten Gaben darbriagen und sich durch ihre höchsten Magnaten dci der Feier in Rom vertretcu lassen. Als im Jahre 18L6 die Heidelberger Hochschule ihr Jubiläum beging, wurde mit ben übrigen Souverainen auch Leo XIII. eingelacen, sich an dem Feste zu betheiligen. Er lehnte nicht ab, aber er sendete als Vertreter einen Lustos der vaticanischen Bibliothek und als Ehrengabe ein Berzeichnlß der Bücher, die Tilly im 30jährigen Kriegt Heidelberg geraubt hat. Tas Verfahren war nicht ohne Humor und ohne Zweifel geschmackvoller als die Art, wie protestantische Regierungen heut« dem Papste huldigen. General« reisen nach Rom, Regierungspräsident«», Landräthe und Lbcramtmänner werden in einzelnen Ländern durch Erlasse an- gewiesen, in AmtStracht der Jubiläumsfeier der katholischen Kirchen bcizuwohnen; eS ist, als ob das deutscheReich einen seiner Begründer und Wohlthäter zu feiern hätte. Wir aber finden, so lange die katholische Kirche in offenem Krieg mit unserem deutschen Stoa»« lebt, so lang« ist e» eine fragwürdige Politik, das Selbstgefühl de» Gegners zu stärken durch Freudenbezeigungen bei ihren Ehrentagen. ES tritt dem protestantischen Bewuhtfein zu nah«, wenn der Staat einseitig bet katholischen Festen sich bttheiligt, während die Feier des Jubiläums auch des höchsten, verdientesten und einflußreichsten evangelischen Eultusträgers von talholischen Fürsten, Bischöfen und Regierungen regelmäßig ignortrt wird. Protestantische Fürstinnen stifteten Meßgewänder, wahrend katholische alle Mittet in Bewegung setzen, die Errichtung evangelischer Sapellen zu htntertreiben. Wir bauen den» Feinde seine Festungen, wir feiern seine Siege, wir begehen die Jubiläen der Jesuttenzögling«; steht dies im Einklang mit dem Willen des deutschen Volk- und der bestehenden Rechtsordnung, an der auch die Reich Sregieruna fest hält, den Jesuiten selbst das Reich zu verbieten?" montanen immer mehr, namenillL ls^ ^gedeckt wurden. und unsauberen ReültrunüSmanov geraten wachsen. Jede weitere Wahl sah dw.Star r Perfassung-durchlicht Bei der Wahl d-S zu/Durchführung der L ^^^tionale zu ernennenden ^rsassungSratb . erzielten sie eine W-blvcrsahrcn zuerst ^"wr>'du S ' Dennoch brachten M-brhc.k vcn mehreren Hundert^nm^.^ daß d.e eS die Mtramonlanen Dem Minderheit im Bolke die dlkebrbeit iin^ der Wabl . . E .. - . . Diplomatie suchte über die Sache hinwcgzukomme», indem man sie auf Seiten Oesterreichs ganz/gnonrte, demnach auch dem Botschafter in Rom keinerlei Weisunflen zugehen ließ, und indcni man auf Seiten Italiens beim Wiener Auswärtigen Amte oder bei dessen Botschafter keine Rückfrage stellte. Doch die italienischen Irredentisten erinnerten sich, daß vor ungefähr anderthalb Jahren der damalige Minister SeiSmi Doda einem Banket beiwohnte, bei dem von dem »«erlösten Triest in einem der Toaste die Rede war, daß der Minister daS ohne jeden Protest mit anhörte und daß er in Folge dessen sein Amt niederlcgen inußlt. Hierfür schien nun die Stunde der Bergeltung gekommen Barzilai stellte in der Kammer eine Anfrage wegen der Reden m der Michaelis- Bruderschaft. Minister Brin antwortete, befriedigte aber, weil er die Bedeutung der Thatsache als eine untergeordnete erklärte, die Heißsporne nicht, und so wird die Entrüstung durch Einbringung einer förmlichen Interpellation in der italienischen Kammer nochmals loögehen. Ob dann Minister Brin abermals den Vorgang alö bedeutungslos hinstellen kann, bleibt abzuwarten. Für den schweizerischen^ Canton Tessin war der letzte Sonntag ein wichtiger Entscheidungstag. DaS Volk, nicht mehr der Große Rath, hatte seine Regierung zu bestellen, fünf StaatSräthe waren zu ernennen und zwar nach dem proportionalen Wahlsystem. Ganz einseitig konnte daS Er- gebniß also nicht auSfallen, aber die zwei Parteien machten vie größten Anstrengungen, die Mehrheit zu erlangen, also mindestens drei von den fünf Sitze» und damit die Präsi dentschaft. Immer heißer entbrannte der Kampf und zum Schluß wandten die Nltramontancu wieder die gewohnten Kniffe und Einschüchterungen an. Besonder« spielte daS Geld, daS sie bei solchen Gelegenheiten stets in Fülle zur Verfügung haben, wieder eine gefährliche Rolle. Große Summen boten sie für die Stimmen an und aus der ganzen Linie wnrdevon ofsicieller Seite großer Druck ansgeiibt. Um so enger aber schloffen die Liberalen ihre Reihen und ihr seit Jahren ertönender Ruf nach Gerechtigkeit mit der Losung „Lconomia, Oiustirta" zog mächtig gegenüber der ultramontanen Liste: ^Oräinv, b-ibort»"; denn selbst die conservaliven Deutschschweizer, die in den Tessin übersiebelten. sahen bald ein, wie trügerisch diese Ord nung in Verwaltung und Justiz war. Mit jedem Bahnzuge kamen weitere in der Fremde sich aufhaltende Tesfiner Bürger, meist liberale, an, deren Wahlberechtigung die Ultra montanen noch im letzten Augenblicke, aber vergebens, zu beeinträchtigen gesucht hatten. Und so haben Venn, wie schon telegraphisch gemeldet worden, nach heißem Kampfe die Liberalen drei Sitze in der Cantonsregierung, also die Mehrheit, errungen, wäbrend ven Ultramontancn nach dem proportionalen Wahlsystem zwei zufielen. Dies ist auch die gerechte Vertdeilung nach dem eigentlichen Stärke verhältniß der Parteien. Nur zu lange hatte die ultra montane Partei durch ihre Kniffe sich eine Herrschaft gesichert, die schließlich die Liberalen im September 1890 den bekannten Putsch veranstalten ließ, der die Ultra montanen überrumpelte und vollkommen gelang. Seit dem 5. October, nach dem Putsch, als sich das Volk für die Ver safsungSdurchsicht aussprach, sanken dir Aussichten der Ultra ist nun ein Ende gemacht, und ^ wird sein können. ..—- ... 0, »r MM- «ich i» B-l-i^ tairischeS Ereigniß ^ eM sbe?esti »ngen, Kriegen von Bedeutung sem w.rd: D.e Maa«o-f^ » an deren Fertigstellung fest »n ^ag m.t raf^f^ Eifer gearbeitet worden ist, können mn mey ^ betrachtet werten. Eben ,eyt w>rd die tz ^ be- Armirung und Verproviantirung gs L lüsttri Etrom- sitzt jedes Maa-svrt 20 Stück, und d.e Fort- des lmken ^ r uferS, bis aus Flemalle und «»ch "re,» K», j-d-, Z-» i»> Um,,»,- !» genügen in der Lage sind. Die zweite Lesung der irischen Bill >m ^"gkijchen Untcrhause >st vorläufig den 13^ Marz scst^etzb^I» Jahre 1890 ausgerüstet wurde, zäklte 18 Osficiere, 18 Unter- ofsiciere, F )wn Aerzte, Waffenschmiede und Unterbeamtc, nebst mehreren lausend Mann im Congostaate angeworbcner eingeborener Soldaten. Sie führte sechs Kanonen, zerleg bare Boot«, große Waffen- und MunitionstranSporte mit sich. Am 3- October 1890 schiffte sich die Expedition in Antwerpen nach Boma ein; am 3. Februar 1891 dampfte sie bereits, um 200 schwarze Soldaten verstärkt, von Leopold- villc nach dem Obercongo ab. Die von Capitain Ponthier geführte Borkut schaffte alle Lasten — u. A. 1000 Lasten Conscrven und 1000 Lasten Tausckwaarcn — nach. Seit dieser Zeit sind manche Nachrichten über die Expedition, gute und schlimme, eingetroffen. Die neueste lautet sehr hoff- nungcrweckend. Kerckhoven soll mit seinen Truppen bis nach Lado, der ehemaligen Residenz Emin Paschas, vor- gcdrungen sein und sich vorwärts nach dem egyptischcn Süden bewegen. Man schließt dies daraus, daß der Cbalij Abdullah aus Berber und Kassala Verstärkungen verlangt, um eine Expedition, die unter Führung mehrerer Europäer vom Süden auS in sein Gebiet eindringt, rurückzutrciden. Die Derwische wurden am Weißen Nil mehrfach geschlagen. der Zwischenzeit sollen mehrere Vorlagen de- in rede angekündigten Newcastler RcformprogrammrS auf den Tisch des HauscS niedcrgelegt werden, bereit- ist die RegistrationS-Bill. d. h. die rme Abanderung der Wahle,n- schreibunge» beantragenden Vorlage, eingebracht, wahrend da« Erscheinen der zweiten Wahlreform-B.ll, welche ftdem Wabl-r nur Eine Wahlstimme giebt. für später >" Aussicht i «ht. «u- Gladstone'S Lager liegen mehrere Mittheilungen vor. Vor Allem wächst daS Mißvergnügen der walisischen Abgeordneten mit dem bisher eingeschlagencn Geschäftsgang«; sollten ihr« Wünsch» in Betreff der Kircheuentstaatlichung in Wales fortgesetzt zurückgestellt werden, dann sind die Waliser, wie versichert wird, entschlösse», bei erster Gelegenheit argen die Regierung zu stimmen. Von den dreißig walisischen Parlaments mitgliedern stehen achtundzwanzig aus der liberalen Seite. Auch ein Versöhnung-Versuch zwischen den beiden irischen Parteien ist wieder, und zwar auf ant, - parnellitische Iniative, gemacht, jedoch von den Parnelliten entschieden zurückgewicfen worden. Auf eine unbedingte Annahme der Gladstone'schcn Vorschläge, wie sie soeben wieder i» cem anti- parnellitische» Sammel-Aufruse an dir amerikanischen Brüder zum Ausdrucke gelangen, ist eben bei dem Häuflein Redmond'S nicht zu rechnen. Bcmcrlenöwerlhe Differenzen endlich ruft die Dlätenfrage der Unterhausmitglieder hervor. Gladstone und Harcourl sind für den verfassungsmäßigen Weg, nämlich die Eindringung einer Bill in der nächsten -Session, wäbrend die Radikalen und aus guten Gründen auch die Irländer eS mit der Diäten-Behcbung viel zu eilig haben, um die nächste Tagung abzuwarten. Sie wollen venn auch, daß über die Tiäten-Bewilligung schon aus den heurigen Vor anschlägen baldmöglichst eine Abstimmung hrrbeigesührt werde. Die Frage kann für daS Zusammenhalten der ohnehin lose gefügten Mehrheit unbequem werden. Der Congostaat versucht bekanntlich einen Vorstoß gegen die Nilquellen. Zur Führung der Expedition wurde Van Kerckhoven auScrsehen. Die Expedition, welche im Deutsche- Reich. * Meerane, 20. Februar. In der am Sonnabend Abend im „Kaiscrhof" abgehaltenen Versammlung des Städtischen Vereins, wozu die Militairvcreine geladen waren, nahm, nachdem Herr Stadtratb Reinhold die An wesenden begrüßt hatte, Herr Generalsecretair Patzig a»S Berlin daS Wort zu dem angekündigten Vortrage über. „die neue Militairvorlage", dem wir Folgendes entnehmen: Die allgemeinen politischen Verhältnisse in Deutsch land seien gegenwärtig unerquickliche. Vorauszusehen war cs Wohl, daß eS so werde kommen müssen, doch nicht, daß dieser Fall so schnell eintrrten werde. Wir selbst, denen es politisch lange zu gut ging, trügen hieran die Schuld; wir verließen un» zu seyr aus einzelne Kräfte. Dies war jedoch verfehlt, nachdem Männer wie Bismarck, Moltkc und Andere von ihrem Posten abgetreten waren. Nun kritisirtc Redner in scharfer Weise die Regierung-Politik Caprivi'S, der durch sein Liebäugeln mit dem Ccntrum die Ullraiiiontancn übcr- müthig gemacht habe. Auch habe eS der Reichskanzler 1890 nicht verstanden, den nationaldenkenden Thcil der Parteien von einem LinkSschwcnkcn zurückzuhaltcn. Durch alles diese» verlor man da» Vertrauen zur Regierung; und in diesem kritischen Moment bringe sic die Militairvorlage aufs Tapet. Dir Forderung der allgemeinen Wehrpflicht und die zweijährige Dienstzeit verlangen große Kosten; doch ist diese Forderung eine nicht abz»weisende, eine durch di« Verhältnisse bedingte. Redner bezweifelte, das; so vie! Taugliche, als verlangt werden, zu haben sein würden. Wenn alle wirklich Tauglichen in Betracht gezogen würden, kämen nach Bennigsen'S Berechnung 40 000 alle Jahre zur Mehre'nstellung, macht in 10 Jahren mit allen Abgängen 360 000 Mann, d. h. Reservisten und jüngere Laiidwebr- männer. Dadurch könnten die älteren, wirthschaftlich entschieden wichtigeren Jahrgänge geschont werden. In diesem Sinne müßte man bereit fein, die Militairvorlage zu bewilligen und freudig jedes verlangte Opfer zu bringe». Die bekannten Artikel deS „MilitairwochenblallS" gegen die Landwehr greift Redner scharf an; denn er bält die Landwcbr, die älteren Jahrgänge, für sehr wichtige Factorcn. Sie sind zur Stütze der jüngeren Jahrgänge, die zum Theil von der Social- demokralic schon durchsetzt seien, sehr nothwcndig; aber auch mit der Waffe in der Hand hätten sie ihre Pflicht treu erfüllt. Man müsse die neue Militairvorlage vom nationale» Standpunct aus bcurtheilen; national müsfc sic durchgebrackt werden, nicht als Schachergesch äst der Ultramon tauen. Fest müßten wir stehen für die nationalen Ideen, damit die socialdeiiiokratischen und demagogische» Treibereien nie und nirgend durchdrinzen können. — Nachdem sich die Anwesen- Feiiittetsn. Der Sonderling. 14) Roman von P. FekSberg. liachlnick veriotk». (Fortsetzung.) Aber brauchte er eS ihr z» sagen, mußte er so offen und ehrlich sein? Konnte er sie nicht in dem Glauben lassen, daß er noch Aussicht habe aus seines Onkels Erbe? „Es wäre ehrlos," flüfterte eS ihm ,m Ohr, und Günther ver warf sofort den Gedanken; er hielt aus seine Ehre, sie mußte »lakelloS sein, war sic doch das einzige, auf welche» er ein Reckt hatte, stolz zu sein. Er haßte die Lüge, sie erschien ihm feige und unwürdig eine« ManncS. Unendlich langsam verflossen die Tage, bis die Antwort den Günther'S Onkel eintraf. Wieder war eS IustuS, der sie brachte. „ES wundert mich sehr, daß mein Onkel in letzter Zeit nur durch Sie mit mir verhandelt," konnte der Graf sich nickt enthalten zu bemerken. „Mich auch", antwortete lakonisch Doctor IustuS und setzte tackelnd hinzu: „Er ist nun rinmal solch rin Sonderling." „Und welche Antwort bringen Sie mir?" fragte Günther und suchte in dem Gesicht deS Arzte» etwa« von dem zu er forschen, waS in den, Briefe stand, den er in der Hand hielt, zögernd, ihn zu öffnen. „Lesen Sie doch selbst, und dann sprechen wir weiter darüber", entgegnet« IustuS. Nun öffnete Günther LaS Schreiben seine» Onkels und la». Der Arzt betrachtete den Lesenden sehr aufmerksam und sab da« Staunen, welches sich auf seinem Antlitz auSdrückte bei dem Durchlrsen de» ziemlich kurz gehaltenen Briefes. Güntber batte kein reckte» Verständoiß für die wenigen Zeilen seine» Onkel« und blickte befremdet Doctor Iustu» an, der sich behaglich in die Ecke de» Sopba» lehnte und in sehr »nimirtrr Stimmung zu sein schien. »Meia Onkel weist mich an Sir. Er schreibt hier: E» ist ganz gleich, ob Du ni t mir oder mit meinem Freunde IustuS verhandelst. Du kannst Zeit dadurch ersparen, indem Du ihm Deine Meinung anvertraust. Er und ich sind so gut wie eine Person —" Günther hielt inne. Er sah hinüber zu IustuS, und dir Blicke der beiden Männer begegneten sich. Groß und voller Ernst sah Justus den jungen Mann an, und Günther mußte plötzlich seine Augen Niederschlagen; er erblaßte jäh, ein Gedanke durchzuckte ibn, der ihn erschreckte. Nochmals las er dieselben Zeilen, während der Arzt keinen Blick von ihm wendete. So schrieb kein Graf Schönburg an seinen Neffen, und doch war eS die ihm wohlbekannte Handschrift seines Onkels, der sich gleich mit seinem Arzte stellte. „Er und ich sind so gut wie eine Person," auf diesen Worten haftete sein Blick; er laS sie immer wieder, und wie rin gelöstes Räthsel erschien ihm nun der Arzt, seine Anwesenheit bier, seine enge Freund schaft mit dem Grafen, sein ihm so bekannter Blick, seine Stimme, die immer und immer wieder Erinnerungen in ihm geweckt hatte. Ein Chaos von Gedanken und Empfindungen stürmte in Günther Schönburg, wäbrend sein Antlitz über den Brief gebeugt blieb, als lese er Hieroglyphen, die ibm ganz unverständlich seien. Jener Man», der dort vor ihm sah, ver angebliche Freund seines Onkel«, der monatelang mit ihm hier gelebt auf dem Schlosse der Schönburg», er war c» selbst, sein Onkel, der Gras Schönburg, der Herr und Gebieter deS Schlosses, sein Wohlthäter, der ihn geprüft diese ganze Zeit hindurch. Dir Schuppen fiel e» Günther von den Augen. Er wagte nicht, hinüber zu schauen zu IustuS; er fürchtete sich vor seinem Blicke, der sein Innerste» zu durchschauen schien. Sollten diese Zeilen dazu dienen, da« Gcheimniß, in welche« srin Onkel sich gehüllt, zu entschleiern, wollte er sich jetzt, beute, zu erkennen geben, oder sollte e« ein WarnunaSruf sein? fragte sich Günther und hielt daS verhängmßvolle Blatt mit den bedeutsamen Worten noch immer in der Hand, dir leise zitterte vor Erregung. „Nun", tönte eS jetzt von IustuS binübrr zu dem jungen Mann, „verstehen Sie Ihren Onkel jetzt?" Günther erhob sich rasch; er hob den Kopf muthig, er wollte nicht wie ein Schulknabe zittern, er wollte sein Nrtheil höre» ohne Bangen von dem Manne, der sein Schicksal in der Hand hielt. „Ja, ich verstehe ibn und ich unterwerfe mich seinem Urtbeil", sprach er und trat zu Iustu», als erwarte er von ihm eine weitere Erklärung. Auch der Arzt erhob sich von seinem Sitz. Hoher Ernst lag auf der Weißen, schönen Stirn desselben, und doch klang se,n« Stimme weich, als er sprach: „Günther, wir kennen un« letzt, nicht wahr? Ich schrieb diesen Brief, denn ich bin Dein Onkel. Ich wollte Dich kennen lernen, wie Du bist." „Onkel, geh' nicht zu streng mit mir in» Gericht; jetzt weiß ,ch e», daß ich nicht war, wie ich sein sollte, daß ich e- mcht bin, und ich habe keine Entschuldigung für mich. Gebiete über mich, ich will Dir folgen —" entgegnete der junge Graf und beugte sich nieder, die Hand seine« Oheim» zu küflen. die ,hm stet« nur Gute« gethan. „Ich will Dir keine Vorwürfe machen, Günther! Du bist ,ung. ,ch selbst trage einen Theil der Schuld, daß Du so bist L?,Di. Dich nur gezeigt; ich hatte Dich im Auae bebalte»! sollen, statt ungezählte Summen Dir in den Sckooß ,n wersrm Laß die Vergangenheit nihen und folge letzt meinem Rath. Du darfst Gertrud Felde» heiratben Brd.ngung daß Du ihr mein Gebeimniß E'ermäklung; auch soll sie käo/ ^ "r Schönburg« Dir nicht zu- kallt. Laß sie m dem alten Glauben, Laß Dein Onkel un- vermablt sterben wird.» "Darf ich eS. darf ich sie hintergebcn?" "ö ^bst gestatte e« Dir, und wer weiß r«. vielleicht wird e- auch so kommen", erwiderte Graf Schönburg. der Onkel Günther«, der al« Doctor Iustu» in Schlöffe ausgetreten war, mit einem Namen ^'.^em er schon längere Zeit aelebt halte Er blickte letzt hinüber nach Felben, und seine Lippen preßten sich fest ich MI m»,. D- „Mein Onkel!" unterbrach ihn Günther freudig erregt und ergriffen von dieser Güte, die er nicht verdient hatte. „ES drückt Dich und sie — Deine zukünftige Gemahlin. Du kannst ihr sage», daß Tu ein selbstständiges Vermögen besitzest, welches Dir gestattet, Dich zu verheirathen und i» einer kleinen Garnison zu leben ohne Verschwendung und großen LuxuS; will sie dann Dein Weib werden, so hast Tu meine Einwilligung." „Ich danke Dir, Onkel ff' sprach Günther, und wieder drückte er de» Grafen Hanff an seine Lippen. „Werde rin tüchtiger, vernünftiger Mensch, der auch an Andere denkt, nicht immer und allein für sich sorgt; das ist der beste Dank. Ich hoffe, noch Freude au Dir zu habe», Du weißt, wie ich eS meine. Meine Ansichten kennst D», stimme dir Deinen danach, und eS soll Dein Schade» nicht sein, lind nun leb' wohl für heute." IustuS ging. Günther blieb in tiefer Erregung zurück. Es befiel ihn eine grenzenlose Scham bei dem Gedanken an sein Benehmen gegen Doctor IustuS und an die Großmutb seines Onkels, der sein Innerstes zu durchschauen schien. Waren eS nicht nur Hoffnungen, die er ihm gemacht, Hoffnungen auf sein Erbe? Mit Gewalt kämpfte Günlbcr gegen den eigennützigen Gedanken, daß sein Onkel unverniäblt und ohne leibliche Erben zu hintcrlassen sterben möge. Er wollte sich bemühen, nicht mehr a» dessen Tod zu denken, der in der Vollkraft seiner Jahre stand und ihn, Günther, noch überleben konnte. Er hatte sich ein ganz andere» Bild von seinem Oheim entworfen; eS stimmte in nichts mit der Wirklichkeit überein. Und jetzt dachte er an Gertrud Felde», und eine nie ge kannte Zaghaftigkeit befiel ihn. Er mußte hinüber zu ibr, mußte eine Stunde erhaschen, die ihm günstig erschien, um sich mit ihr auSzusprechen und dann zu ihrer Mutter zu gehen nnd um sie zu werben. Eine nervöse Unrube befiel >bn. Er brauchte lange Zeit, bi- er endlich bereit war, das schloß zu verlassen. WaS war denn über ihn gekommen, daß er ein so ganz anderer geworden? War eS die Nähe seines Onkels, dessen Beispiel ihm plötzlich zeigte, wie schal und leer die Freuden warn», dir er sich zu schaffen gedachte? Mit ganz anderen
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