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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930227010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893022701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893022701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-27
- Monat1893-02
- Jahr1893
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Brühl 8V (Ecke Goethestraße) Herr üerm. 1ie88ke, Coloiiialwaarenhandlung. Frankfurter Straße 11 Herr Lrusl Aro8, Eolonialwaarenhandlung. Lührstraße 15 Herr Räuarii Hetzer, Eolonialwaarenhandlung. Marfchnerstrahe V Herr Rani 8vlrreii)er, Drogengeschüft. Nürnberger Straße 45 Herr H. R. AidreeUt, Eolonialwaarenhandlung. Zeitzer Sttaße 35 Herr in Anger-Crottendorf Herr Rodert ttreiner, Zweinaundorfer Strafe 18. » Connewitz Frau Reeller, Hermannstraße 23, 1. Etage. - Gohlis Herr 1k. Rrit28ede, Mittelstraße 5. - Lindenau Herr R. ttutireriet, Cigarren-Handlung, Markt 22. - Neustadt Herr R. Roder, Eisenbahnstraße 1. - zum Preise von L Mk. «S Pfg. für Monat März — abgeholt werden: Peterskirchhof 5 Herr Rax Rlertli, Buchbinderei. Pfaffe»,dorfer Straße 1 Herr i'ilt/i N'eder, Eolonialwaarenhandlung. Nanftfches Gästchen 0 Herr Rrieür. Rlriedvr, Eolonialwaarenhandlung. Nanstädter Stemweg 1 Herr 0. Rnxelmann, Eolonialwaarenhandlung. Schützenstraße 5 Herr -int. 8t Ilümi« I»en, Eolonialwaarenhandlung. Westplatz 32 Herr R. Rittried, Cigarrenhandlung. Porkstraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr tt. ^rmkv, Eolonialwaarenhandlung. V. LÜ8ter, Cigarrcnhandluna. in Plagwitz Herr ll. ttriit/inann, Zschochcrsche Straße 7 n. - Reudnitz Herr IV. Rugmunu, Marschallstraße 1. - - Herr vernd. Weder, Mützenbeschäft. Leipziger Straße 6. - Thonberg Herr tt. llünwed, Neitzenhainer Straße 58. - Volkmarsdorf Herr tt. A. Xaumann, Eonradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Amtliche Bekanntmachungen. Lekanutmachung. Zum Behuf der gegen Ende jede» akademischen Halbjahre« zu haltende» Revtstv» der N>,tversi»üt«-Vidttothkt werden die Herren Smdirrudeu, w«tch« Büchet au« derjetbeu entliehe» haben, ousge- fordert, dies« a» r? Februar, 1. »nb r. Mär, gegen Zurückgabe der Empsangsbrscheinigungen abzulieferu. Dir Ablieferung wird in der Weise zu geschehe» haben, daß die jenige», drrru Namen mit einem der Buchstaben X—II ansangen, am 27. Februar, die, deren Namen mit einem der Buchstabe» ck—U beginne», am 1. März und die Nebligen am 2. März abiiesern. Alle übrige» Entleiher werden ausgesordert, di» au sie verlieh«»«» Bücher «» 7. uns 8. März zurückzugeben. Während der Revisionszeit (27. Februar bi» 11. März'incl.) können Bücher nicht ausgelicheu werden. Der Lesesaal bleibt während derselbe» geöffnet (Vormittags 3 bis 1 Uhr, Nachmittag«, außer Sonnabend», 8 dt« 6 Uhr). Leipzig, den 28. Februar 1833. Tie Direktion »er Uuiderfitits-Vtblivthek. Aus Frankreich. X. Parts» 24. Februar. Wi« der Telegraph Ihnen bereit- gemeldet, bat der Senat an Stell« de- au- privaten Gründen zurückgetrrtenen Herrn Lerover den ehemaligen Conseil-Präsidenten IuleS Ferry zu seinem Präsidenten gewählt. Außer IuleS Ferry batten die Herren Challemel Lacour, Viccpräsident de- Senate-, und Magnin, Gouverneur der Bank von Frank reich, ihre Eandidaturen aufgestellt, die 4 Fraktionen der republikanischen Majorität de» Senate- baden aber gestern in einer Borberathung beschlossen, ihre Stimmen auSichließ- l,ch auf IuleS Ferry zu vereinigen. Dir Wahl desselben z-im Präsidenten der Ersten Kammer muß al- ein Ercigniß von großer Tragweite bezeichnet werden. Herr IuleS Ferry ist unter den zahlreichen französischen Politikern, welche da- Jahr 1870 in den Vordergrund gebracht hat, jedenfalls der bedeutendste und vielleicht der einzige, welcher sowohl in seiner parlamentarischen Thätiakeit wie als Ministerpräsident eine wirkliche staatSmännische Befähigung bekundet hat. Seine innere Politik ist stet« eine gemäßigte, aber strrngrepublikaiiische und fortschrittliche gewesen, und aiSLeiter der auswärtigen Politik bat er eS sogar gewagt, im wohlverstandenen Interesse Frankreichs cordiale Beziedungen mit Deutschland anzubahnen und ist zum Entsetzen der „Patrioten" sogar nicht davor zurückgeschreckt, rur Zeit de« Krieges zwischen Frankreich und China dem Fürsten Bismarck um seine dou» »tkiees anzugchen, was ihm freilich den Schimpfnamen Oo?r»8sien eingebracht bat, nachdem er sich bereit- durch dir Erwerbung TonkinS sür Frankreich seilen- der verblendeten Menge den Spott namen I-e Toukinoi» zugezogen hatte. IuleS Ferry hat niemals, «ie Freycinet und Andere c- getban haben, mit den Radikalen pactirt, er bat dieselben stet» energisch bekämpft, und die Radikalen wie die boulangistischcn Demagogen beehren ihn deshalb mit ihrem wüthcnden Haste, in dem sie mit den Eonservativen und den Klerikalen vereint sind, welche Ferry als den Antichristen — verfluchen, weil er durck da- repu blikanische Schulgesetz den Einfluß der Geistlichkeit auf die Schule gebrochen und weil er sodann auf streng gesetzlichem Wege dem Ueberbandnebmcn der OrdenSgrsellschasten in Frankreich ein Halt geboten hat. Al» am 20. März 188b der Eonseil-Präsident IulrS Ferry der Deputirtenkammer die Nachricht mittheilte, das das französische EsveditionScorp» in Tonkin bei Langson von ten Chinesen geschlagen und beinahe vernichtet sei, konnten seine Feinde ihren Haß befriedigen. Die Kammer, wie di« rssentlichr Meinung wareu durch diese unheilvolle Nachricht in eine Aufregung grratbeo, als ob alle Welt den Verstand verloren, al- ob ein neue« Sedan staltgesundcn hätte. Ich sebe noch de« damals als Führer der radikale» Partei mächtigen Elemenceau nach dem Conseil-Präsidenten auf der Tribüne erscheinen. „Ich babe nicht die Absicht, dem Conseil- Präsidenten zu antworten", begann Elemenceau seine kurze Rede, „ich bi» der Ansicht, daß zu dieser Stunde zwischen dem Eabiaet und einem rrpublikauischen Drputirten rin« Debatte »ich« «ehr stattfindrn kann. Zwischen u»< köuue« keine Beziehungen mehr existirrn. Wir kennen Sie nicht! mehr. Wir wollen uichlS mckr von Ibnen wissen. E» sind > nicht mehr Minister, welche ich vor mir habe, eS sind An geklagte. (Stimmen: Die Minister tachenl) Iawobl, de« LandeSverratheS Angeklagte, die, wenn noä, Gerechtigkeit iu Frankreich besteht, dem Gesetze verfallen müssen". Der größte Thril der Kammer jubelte Elemenceau zu, der mit drohender Geberde auf Ferry wir-, als ob er die Kammer aufsordern wollte, sofort die Verhaftung des LandeS- verrätherS zu irschließen. Niemand wagte eS, da» Ministerium zu vertheidiaen, und der gegenwärtige Conseilpräsident Nibet, damals Chef der kleinen Gruppe de« linken EcutruniS, be antragte ein Mißtrauens- und TavelSvotuni, welches mit 308 gegen tüO Stimmen angenommen wurde. Inzwischen batte sich eine wülhende Menge vor den AuSgängen de« Palais Bourbon versammelt, weiche die Polizei nur mühsam zurückhallen konnte und die „ä l'eau b'vrrv, L bas ls tiaitrs" brüllte. Die Gefahr war so groß, daß Jules Ferry gezwungen war, durch die Galerie, welche die Kammer mit drin PataiS deS Präsidenten verbindet, seinen Weg zu nehmen, um durch den Garten dc^ auswärtigen Ministeriums unbemerkt aus den Quai d'Orsay zu gelangen und sich so durch die Flucht der aufgereizten Menge zu entziehen, welche zweifellos ihre Drohungen verwirklicht haben würde. Zwei Jahre später wurde der Präsident der Republik IulcS GrSvy ia Folge deS Wilson-ScandalS gezwungen, seine Demission zu geben, und die auS Opportunisten bestehende Majorität deS in Versailles zusammengclretenen Eongreste« (die Vereinigung von Senat und Kammer) bekundete die Absicht, IuleS Ferry zum StaatSchef zu wählen. Im ersten Wablgviige erhielt er auch die relative Majorität, aber bevor zu dem zweiten Wahlgange geschritten wurde, batte man in Versailles erfahren, daß „Pari«" gegen die Wahl Ferry'S protestier, daß sich sür den Fall f seiner Wahl ein Ausstand vorbereite, daß General Boulanger mit den Chefs der radikalen Partei ein Bündniß abgeschlossen habe und daß der Bahnhof von einer wülhenden Menge unter veni Commando de« langen Patrioten Paul DSroulöde besetzt sei, welche die nach Paris znrückkebrcuden Congreß-Mitglieder lynchen werde, (alls die Wahl Ferry'S zum Präsidenten der Republik wirtlich statlfindc. Uno die Majorität ließ sich dadurch einschüchtern, tieß die Candidatur Ferry'S fallen und an seine Stelle wurde Herr Sadi Carnot, der im ersten Wahlgange nur einige Stimme» erhalten hatte, zum Präsidenten der sran- zösischen Republik gewählt. Seitdem ist Herr IuleS Ferry unverändert der unpopulärste Politiker Fraukreiäiö ge blieben und die radikalen, die demagogischen und die klerikalen Organe haben keinen Augenblick ausgehört, ih» zu verfolgen und gegen ihn zu Hetzen. Er hat sich aber dadurch nicht be- irrren laste», ist stets derselbe geblieben, hat so ziemlich nichts gelkan, um in der Menge eine Neactivn zu seinen Gunsten bervorzurufen, und hat ruhig „seine Zeit" abgewartet, die also beute gekommen zu sein scheint. Als Präsident deS Senats wird Herr IuleS Ferry die zweithöchste Stellung im Lande bekleiden und bei seiner bervorragenden Persönlichkeit auch einen wesentlichen Einfluß aus den Gang dem Regierung auSübcn. Freilich kann seine „Wiederkehr" dem Präsidenten Carnot nicht angenehm sein, da durch diese Manifestation des Senats bekundet wird, daß sein ehemaliger Rivale noch immer die Sympathien der republikanischen Partei besitzt, also im nächsten Jahre ei» um so gefährlicherer Concurrent werden muß, als dann sehr wabrsckeinlich eine neue Deputirtenkammer mit einer compacte» gemäßigten repudlikanisLen Majorität bestehen wird. Vorläufig ist eS eine wichtige Thatsache, daß heule die vier höchsten Posten der Republik — der Präsident der Republik, der Präsident de« Senats, der Präsident der Kammer und der P,äsident de» Ministeriums — mit Männern besetzt sind, welche der gemäßiglen Partei angeboren und sicherlich gemeinschaftlich Alles ausbieten werden, um der aemäßigten Richtung ia dem bevorstehenden Wahlkampfe den Sieg zu verschaffen. Politische Tagesschau. * Leipzig, 23. Februar. Der ReichStagist gestern schon wieder beschlußunfähig gewesen. E« waren nur 134 Mitglieder anwesend. ES ist nachgerade kaum mehr möglich, eine Tagesordnung auszustellen I bei drr eine Auszählung nicht zu erwarten ist. Die For I deruug, irgend riue -irmrdur gegen diesen immer unhalt barer werkenden Zustand eintrelen zu lasten, wird im Interesse de» Ansehens unserer nationalen Vertretung immer unabweisbarer. Mil wachsendem Befremden bört man im Volk von dieser dauernden Beschlußunsähigkeit, unv dabei kommt unter zehn Fällen höchsten- einer zur aUgenicinen Kenntniß. Noch niemals ist eS in dieser Hinsicht so schlimm gewesen, wi« in dem gegenwär tigen Reichstag mit der klerikal-freisinnig-socialdemo- kratischen Mehrheit» dir nicht einmal an den Reden ihrer eigenen Mitglieder Gefallen findet und durch idre Ber- chleppungStattik die Minorität vom Besuche drr Sitzungen abschreckt. Wie bei dieser Saumseligkeit die Bcralhung de» Etats rechtzeitig zu Ende geführt werden soll, ist, wie schon gestern bemerkt, nickt begreiflich Ersreulicher Weise bestätigt ich wenigsten» die Nachricht nicht, daß der Reichskanzler die Absicht habe, beim Beginn der zweiten Lesung d«S EtatS, eine große Rede zu kalten Gras Caprivi bat, wie ossiciöS versichert wirb, weder dir Absicht, mit einem einleitenden Vorträge zum Etat deS Auswärtigen Amte» Debatten über die auswärtige Politik hrrvorzurusen, noch die Erörterungen über die HandrlSvertragSpolitik zu erneuern. Der vorgestern im Reichstag angenommene Gesetzentwurf deS Abg. Rint eleu, der bekanntlich verhindern soll, daß durch Einstellung eines Strafverfahrens gegen einen ReichS- tagSabgeorbnetcn auf Grund LeS Artikels 3l der Verfassung da- Vergehen verjährt, mit anderen Worten, da- daß Stras- vcrsahren gegen den Abgeordneten Ahlwardt wegen der Juden- stillten - Broschüre nach Ablauf der Session nicht fortgesetzt werden kan», wenn die Session über den t4. Juni hinaus dauert, begegnet, wie verlautet, in RegicrungSkreisen lebhaster Zustimmung. Die „Magdeb. Ztg." hört mit Bestimmtheit, daß der Gesetzentwurf binnen kurzen, die Zustimmung deS BundeSratheS finden und in dieser Tagung zur Verabschie dung geiaiigen wird. Wen» es wahr ist, daß» wie eS in Berliner Berichten heißt, Ahlwardt seinen Freunden erzählt bat, daß er die vier Monate, die er in Plötzense« zugebracht bat, als das größte Glück betrachte, so kan» er gegen die Wiederholung und Verlängerung diese« „Glücke-" und gegen ein Gesetz, welche« da« Eintreten eine« neuen GlückjaUe« dieser Art beschleunigt, kaum etwa- einzuweuben haben. Die unglücklichen Ereignisse deS Vorjahres im Kili mandscharo gebiete erhalten jetzt ein diplomatisches Nach spiel zwischen Deutschland und England. Wir schon gestern telegraphisch gemeldet worden ist, hat die deutsche Negierung von der englischen dicA uSweisung deS britischen Missionar« Steggall aus Oslafrika verlangt. Der „Best. Ztg" wird darüber a»S London weiter berichtet: „Im Mai 1882 beschuldigten die Deutschen den Missionar Steggali vom Kirckkiliiiiisionarverei» in Mojchi am Kiliniandicharo, daß er die Eingeborenen bewassne und zmn Widerstand gegen den deutsche» Einfluß ausreize. Obwohl Steg,all diese Beschuldigungen nachdrücklich i» Abrede stellte, verlangten die Deutschen seine Abberuiung vom deutsche» Gebiet. Die» wurde britischerseit« jugeslanden; jetzt beansprucht die deutsche Reaieruug aber Steggali' S gänzlich» Entfernung aus Oslasriku au« dem Grunde, daß er Waffen unter die Eingeborene» in der deutsche» Einflußsphäre vertdeile. Das Auswärtige Amt hat sich mit drin Üirchenmijsioiiar. verein in Verbindung ges-tzt, welcher Stcggall anwies, seinen gegen wärtigen Wirkungskreis Lavela zeitweilig zu verlassen, bi« die gegen ihn deuticherieilS erhobenen Be-chiitdigungen zum Gegen stand einer Untersuchung gemacht worden seien." Steggall und seine Collegcn wurden s. Z. aus Grund eines in deutsche Hände gefallene» Briese« eines dieser Missionare an den englischen Stationrches in Tavela, Mr. Hamilton, nach Wiederbrseyung der Kilimand scharostation durch Freiherr,, von Manteuffel und Chef Johanne- aus Nioschi ausgewiesen. Jetzt scheinen die Wühlereien und Wassenlieserungrn dieser sonderbaren Apostel der christlichen Liebe vo» Taveta au«, da« dicht an unserer Grenze liegt, fortgesetzt worden zu sein, und eS ist nur zu billigen, daß die ReichSregierung energisch vorgrdt und die Ent fernung de« dort anwesenden Missionars Slegaall aus ganz Lstasrika verlangt. Man hat ,n de» letzten Jahre» soviel von der politischen, aber nicht von der kirchlichen Tbäligkc,l britischer Missionare in den verschiedensten Ibeilen Afrikas gehört, man hat ihre» unheilvolle» Einfluß in Uganda so deutlich gesehen, daß e« sich wohl empfehlen dürste, ihre „Arbeit" auch an anderen Puneten de« deutschen Gebiete«, hauptsächlich in Kamerun, etwa» schärfer in» Auge zu fasten. In Belgien beginnen am DienStag die Debatten der beiden Kammern über die Verfassungsänderung; heute findet in Brüssel ein Vorspiel statt, auf da« ganz Belgien mit zrvßcr Spannung blickt: da« sorgsam vorbereitete „Re- erendum" über die Stimmrcchtssragc. Jeder der stimm- ?erechtigte>i N0 000 Brüsseler Bürger kann von Morgen« 9 Uhr bi- Abend« 9 Uhr seinen Stimmzettel abgeben: jedem Wahlbureau siebt ein Gemeiilderath vor. Der Stimm zettel enthält 5 Fragen: „Sind Sie Anhänger l) de« all gemeinen Stimmrechts mit 2l Jahren? 2) de- allgemeinen Stimmrechtes mit 25 Jahren'? 3) de» Ausschlusses der der Armenpflege Anbeimgcjallcnen und derjenigen, welche nicht lesen und schreiben können? 4) deS HauSjtandSwabl- rechtcS und CahaeitälSshsteiiiS? (Regicrungsantrag) 5l des Ausschlusses Derzeitigen, welche nicht die Kciiiilnifse des VolkS- schulunterrichtcS besitzen?" Bei dem gewünschten Wahlsystem ist ein Kreuz zu machen. Jeder bisherige Censuswähler für die Kaiiimcrwavleil hat einen rotheii, jeder bisherige Provinzial- uud Gemciiidewäblcr einen blauen und jeder Nichtwabler einen weißen Stimmzettel erhalten. In 80 000 Exemplaren ist un entgeltlich den Wählern die Sonderzeitung „Das Referendum" zugcstellt worden; auch sonst ist vurch Bersanimlungen, durch Wort und Schrift, ja in allen Kneipen gewaltig die Läriiitromiiiel gerührt worden, um eine möglichst starke Be- theiligung an dem Referendum herbcizusuhren Inwieweit diese« gelingen wird, bleibt abzuwartc»: die Toclrinär- Libcralrn und die Mehrheit der Klerikalen betheiligeu sich keinesfalls. Jedenfalls ist nicht zu leugnen, daß das Resultat des ReserenduiuS eine große Bedeutung hat, denn die Kammern werden sich bei der Berathung der VersassungS- revision dem Einflüsse der Volksabstimmung nicht entziehen können. Der diplomatische Zwischenfall, der sich im Ge folge des Baseler FastnachlStreiden» zwischen Frankreich und der Schweiz angesponnen hatte und den so recht ernst zu nehmen, einige Schwierigkeit bereitete, ist nunmehr glück lich beigelegt. Im letzten Ministerratbe bestätigte, wie der Telegraph bereits gestern au« Pari« gemeldet bat, Herr Devclle, daß der Präsident deS schweizerische» BundeSrathS an den französischen Botschafter Arago in Bern ein Schreiben gerichtet habe, worin er sein Bedauern über den Vorgang in Basel bei dem Fastnacht-umzuge auSdrücke. Der Zwischenfall sei als erledigt anzusehcn. Der griesgrämige Ernst, mit dem man in Pari« den albernen FaschingSulk der Baseler goldenen Jugend bebandelte, ist eines von vielen Zeichen der seelischen Verstimmung, die das Frankreich deS Panama-Zeitalters bedrückt. Wenn die Franzosen noch das Volk wären, bei dem Lächerlichkeit tödtet, dann hätte Herr Develle einen schweren Stand. Aber „das sind dir alte» Franzosen nicht mehr" und Herr Develle gilt heute jenseits der Vogesen als ein Paladin der nationalen Ehre sonder Wank und Tadel. Die Baseler Iuxbrüder aber werden ihren fragwürdigen Spaß jetzt erst recht gelungen finden. In gewissem Sinne kann man ihnen dann nicht einmal Unrecht geben. In Frankreich wird fortwährend daran gearbeitet. Pari« zu einer uneinnehmbaren Festung zu machen, besonder« auch die Aushungerung unmöglich zu machen. Ein eigener Ausschuß arbeitet seit Iubren daran, die Verpflegung im Kriegsfälle zu sichern. E« sind eiserne Bestände an Getreide, Mebt,geräuchertem u.s. w. Fleisch, sowie sonstigen Vorräilren ein gerichtet.Aus de» ersten Wink badendieBaknen niitUiitcrstüyung der Behörden Mafien von Getreide, Schlachtvieh n. s. w. nach Paris zu bringen. Hier ist sür deren Unterbringung vor- geseben. Gegenwärtig sind eine Anzahl Fachmänner beauf tragt, Vorkehrungen zu treffen, um auf den ersten Wink die nöthige Zahl Krie^Smühlen einzurichten. Die innerbalb de« Bereiches der Bckestigungen vvrflndlichen Mühlen vermögen nur die Hälfte deS TageSbedalseS hrrrustellcn. Merkwürdig aber bleibt e- doch, daß trotz der dreifachen Reihe Festungen an der Ostgrenze man hier trotzdem dir Belagerung und AuSbllligeruna der Hauptstadt al» etwa- ansieht, da« in naher Möglichkeit liegt. Drr Fürst NicolauS von Montenegro ist be kanntlich nebenbei auch Poet und aus seine dichterische Ader vielleicht stolz-r als aus seine Erfolge al- KriegSheld und Staatsmann Da« neueste Erzeugniß seiner poetischen Muse führt den Titel: „Der Dichter und die Fee" und bildet, wir die zEorr de l'Est" mittbeilt, einen entbusiastischen Auf ruf Nikitta'S „an die unter dem Joche Deutschland« und Oesterreichs seufzende« Slawen", vor der Fr» der gött»
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