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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930228020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893022802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893022802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-28
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— Um L. MLrz fitzbet bek de« KatserPaar ^n Botschaft»», btner stall. , — Der Herzog Ernst tllünther von SchlrSwig.Holstein Bruder oer Kaisenn, wird sich drr „A. R. st." zujolge un Mai nach Chicago zur Besichtigung der Weltausstellung brgedeo. Cr gedenkt, sich uogesähr sechs Wochen in Amerika auijnhalten. — Der Statthalter von Elsaß-Lothringen. Fürst z» Hohen- lohe-Schillingssitrst, hat gestern Nachmittag Berlin wieder verlassen. — Der erste Bicepräsident und Vorsitzende der Eentrumsiraction des Reichstag«, Grai Ballestrem, ist von drr Feier de« Papst- jubilänms hier wieder eingetrossen — Ter Generallieutenant Freiherr von Hodenberg, Generaladjutant und Kommandeur der königlich sächsischen L. Division, bat nach beendetem Urlaub Berlin verlassen. — Abg. v. Ben«igsen ist nach Hannover zurückzekehrt, um die Sitzungen de« dortigen Provinziallandtages zu leiten Seine Rückkehr nach Berlin steht erst Mitte nächster Woche bevor. Auch Abg. Buhl wird in den nächsten Tagen durch dringliche Geschäfte in seine Heimatb abberusen werten, so daß die nationalliberale Fraction sür einen vorübergehenden Ersatz in der Militaircommission sorgen muß. — In politischen Kreisen wird nach der „M. Ztg." ver sichert, daß die Regierung an eine Auflösung des Reichs tages beim Scheitern drr Mililair - Vorlage nicht denke, vielmehr möglicherweise in dieser Session ans ein Zustande kommen des Gesetzes verzichten werde. — Wir halten die Nachricht sür unglaubwürdig. — Der „Kreuz-Ztg." zufolge sind der österreichische Ge sandle z. D von Engelmüller und der Ministerialrath Kusy hier eingetrossen. Man glaubt, daß beide Herren in Berlin ein möglichst gleiches Vorgehen Deutschlands und Oesterreichs aus drr bevorstehende» Dresdner Cholera- Eonfrrrnz erstreben. — Wie die „Nat.-Ztg." erfährt, soll der Entwurf eine- GesetzeS über elektrische Anlagen, der jüngst im BundeSratk berathen ist, an den Reichstag gelangen, ohne vorher zur öffentlichen Kenntniß gebracht zu sein. Die Interessenten beschweren sich darüber in der „Nat.-Ztg". — Die EivilgesetzbuchScommission hat in ihrer Sitzung vom 27. Februar beschlossen, daß die Auslassung nicht bloß vor dem Grundbuchamte, sondern auch vor einem Notar oder vor Gericht (einem sür Beurkundung von Ver trägen zuständigen Gerichte) solle statlsinden dürfen. Die Auslassungserklärungen müssen mündlich und gleichzeitig er folgen. — Die Dudgetcommission de» Abgeordneten hauses beantragt beim Plenum zu dem Eisenbahn-Etat folgende Resolution: die königliche Staatsregierung zu ersuchen, l) dem Landtage alljährlich eine Berechnung der Ausgaben für den postalischen Transportdienst nach Maßgabe der bereits im Jahre 1884 anfgestellten Rech nung vorzulegen: 2) mit dem Herrn Reichskanzler wegen der Aenderung de» Eisenbabnpost-GeseheS vom 20. Octobrr t875 im Sinne drr Erhöhung der von der Reich»- Postverwaltung für den Eisenbahntransport der Post sendungen zu zahlenden Vergütungen in Verhandlungen zu treten. — In der heutigen Sitzung der Unterrichtöcomuiission berichtete der Abg. Seyffardt-Magdeburg über eine Petition drr Stadtverordneten-Versammlung der rheinischen Stadt Ottweiler auf Errichtung einer staatlichen vicrclassigcn Bau gewcrkschuleam dortigen Orte. Der RegierungScomniissar Geheimrato Lüder«, bezrichnete die Lage des gewerblichen Unterrichts in Preußen als zur Heit nahezu verzweifelt Mangel- der erforderlichen finanziellen Mittel Ware an die Gründung neuer Baugewerkschulen nicht zu denken, ja die theilweise Zurückziehung für frühere Jahre bewilligter Zu schlisse zu Fortbildungsschulen und dergleichen nicht zu ver meiden. Orte wie Ottweiler erschienen übrigen» der Staats regierung zur Errichtung einer Baugewerkschule ihrer Klein beit und der sich darau» ergebenden gar zu geringen Anregung auf dem Gebiet der Praxis wegen wenig geeignet Der Antrag de» Berichterstatters, die Petition als Material zu überweisen, wurde angenommen. * vltzeahur», 27. Februar. Wie die „Weserzeitung meldet, genehmigte der Landtag den Antrag des Aus schufseS, daß die Regierung eine Untersuchung einleite, ob der frühere Eisenbahndirector Bormann dienstlich oder civil- recktlich zur Verantwortung zu ziehen sei. Außerdem wurde die jährliche Einberufung des Landtags beschlossen. * Posen, 27. Februar. Da» 802 Hektar umfassende, im Kreise Znin gelegene Rittergut Tonowo ist von der An- siedelungS-Eommissibn für 450000 angekaust worden. Tonowo grenzt unmittelbar an mehrere, bereit» in der Besiedelung begriffene Ortschaften, so daß durch den Zukauf von Tonowo ein zusammenhängendes Besiedelung-areal von etwa l 0,000 Morgen geschaffen worden ist. * Liegnitz, 27. Februar. In der heutigen Wahl männerwahl der Stadt Liegniy haben die Frei sinnigen, dem „B. T " zufolge, gegen 1888 drei Stimmen gewonnen. -4- Altentur», 27. Februar. Nach einer Meldung der „Landes- zeitung" hat da« Ministerium die Errichtung »ine- Gewerbe- fchiedSgericht», um welch« au» Arbeiterkreisen petitionirt worden war. alt nicht nothwendig abgelehni. Sel««r, 27. Februar. Die an« au« guter Quelle I Nch Gruud uud Bode» zur Lafiebeluua autoeist». Die La«- mitgrthrilt wird, hat der seit vierzig Jahren im Staatsdienste I Wanderer sind auch nicht von politischen Emissäre» au» befindliche grvßherzogliche Direktor de» dritten Verwaltung»-1 Rußland, sondern von zumeist einheimischen, fast au»- dczirkS, Herr v. Brust in Eisenach, die Pensionirung I schließlich galizisch-jüdischeo Gaunern verlockt worden, Grund nachgesucht. Gleichzeitig tritt da» Geruch» auf, daß al» Nach» I und Boden Hal» über Kopf zu verkaufen. Daß olger te» Herrn v Brust der Oberbürgermeister der Stadt I diese Gauner bei ihrer Komödie auch angebliche „russische Vennar, Herr Geh. RegierungSrath P ab st, auSersehen sei, I Agenten" auftreten ließen, ist leicht erklärlich. Nach amtlichen da man dessen verbleiben in seinem feit fast 18 Jabren mit I Daten betrug die Zahl der „Auswanderer" im Jahre 18S2 großemErfolaebekleidetenAmtrnachdenbekannteiiVorgängenim I nicht weniger al» Olli Köpfe. Bon diesen waren bi» Schluß Gemeindrratbr nichl sür wahrscheinlich halte, diese bewährte Kraft I des Jahre« 3283 wieder, zumrist völlig auSgeplündrrt, in die aber de», weimarischc» Staate erbalten sebcn wolle. Ferner wird bei dieser Gelegenheit die weitere Nachricht colportirt, daß die Regierung iiuumchr ernstlich den i»i Landtage bervor- zetretenen Wünsche» Rechnung tragen und im Interesse der Bevölkerung eine sechste BezirkStirection in Jena schassen wolle, deren VerwaltungSgebict sich aus Theilen des jetzigen ersten und zweiten Bezirks (Weimar und Apolda) zusamnien- etzen soll. Hannover, 27 Februar. Gras Alexander v. Bennigsen, früherer hannoverilber Staat-minister und von 1881 bis 1883 Mitglied des Reichstages, ist zu Banteln lRcgierungsbezirk HiltrS- heim), 81 Jahr» alt, gestorben. * Lüsskltzors. 25. Februar. Die hiesige Stadtverwal- Heimath zurückzekehrt. Die Anstifter sind die Käufer der von de» Auswanderern im Stiche gelassenen Habe. Arsmkreich. * Pari», 27. Februar. (Telegramm.) Der deutsche Botschafter Graf Münster ist heute Abend au» Pau von seiner Erholung-reife zurückgekehrt. — Boiffy d'Angla» will einen von der Studiengruppe bereit« höchst beifällig ausgenommenen Gesetzentwurf rinbringen, der die Aus nahme finanzieller Reclamcartikel in den redaktionellen Tbeil der Zeitungen zur bewußten Irreführung de» Publicum» über die angepriesenen Unternehmungen dem Betrugt gleichstcllt uud Len Redakteur straf- und bürgerlich- tung, welche kürzlich die Hergabe eine» Platzes für ein I rechtlich verantwortlich macht — Zwischen Havre und E her Heine-Denkmal abgelehnt ha«, beschloß,der „StaatSd.-Ztg." ' ^ > - zufolge, dein deutschsocialen antisemitischen Verein Versau»» lungen in der städtischen Tonhalle nicht zu gestatten Oefterreich-Unaar«. * Wien, 27. Februar. (Privaltelegramm.) Kaiser Franz Josef geht jetzt zum erste» Male nach der Schweiz znm Besuche der Kaiserin. AuSlantrcisen deS Kaiser» sanken bisher nur in politischem Interesse statt. Deshalb begegnet die Reise de» Kaisers nach Territet bei Vevey all bourg ist ein heißer Kamps der Einflüsse entbrannt. Jede der beiden Städte will de» Besuch des russischen Geschwaders erhalten. Gegen Havre wird die Unsicherheit deS Hafen- geltend gemacht, gegen Eherbourg verstimmt der taktlose Eifer, den Stadtratb und Bürgermeister fortwährend Ruß land gegenüber entfalten; der Bürgermeister gebt in seiner zudringlichen Vertraulichkeit so weit, daß er in jüngster Zeit dem Zaren zu jedem GedurtS- fest u. s. w. in der kaiserlichen Familie Drahtglück- wünscke sandte. — Man glaubt, daß der Papst in nächster gemeinem Interesse. Eingeweihte Kre„e vermut,ten, daßlZkit ein an einen französischen Bischof gerichtete» wichtige Familienangelegenheiten die Reise des Kaisers ver I Schreiben der Oefscntlichkeit zu übergeben beabsichtigt, in anlaßten. Darauf hin deutet die lebbafte Eorrespondenz I welchem den französischen Katholiken allgemeine zwischen dem Kaiserpaare ,n den letzten Tagen. (Wthlt.) I Weisungen für die künftigen Kammerwahlen crtheilt *Wten,28.Februar. (Telegramm ) PrinzFerdinand I werden sollen. In dieser Kundgebung dürfte der Papst von Bulgarien ist gestern Mittag im Auswärtigen Amte I den Katholiken nabelegen, sich in ihren Wahlprogramme» zu einer Besprechung mit dem Grasen Kalnokv erschienen. I großer Vorsicht zu befleißigen und in ihren Forderungen und Der Fürst beabsichtigte beute nach Sofia zu reisen. — Bei I Beschwerden Maß zu halten. Wie e» heißt, sind der StaalS- der Wabl eine-LandtagSabgeor dnrten sür die Stätte-1 sccretair Eardiual Rampolla und der gegenwärtig in Rom bezirke Stockerau, Kcrneuburg, Oberhollabrunn wurde der! weilende Erzbischof von Pari-, Cardinal Richard, mit der Deutschlibcrale Freiherr v C zed ik mit 598 Stimmen I Ausarbeitung eine-eingehenderen Aktionsprogramm» für die gewählt. Der Deutschnationale Knotz erhielt 400 Stimmen. I zu ralliirenden französischen Katholiken mit Bezug auf die — Zahlreiche Katholiken trr deutschböhmischen Gemeinden I erwähnten Wahlen beschäftigt. im Laazer und Komotauer Bezirke drohen angeblich mit I _ Senat. (Ausführlich.) Bei Uebernabme drr Präsident- ihrem Uebrrtritt zum Protestantismus, ,aUS dort Ischgst hielt JuleS Ferry eine Ansprache, in weicherer crechische Predigten e,„geführt werken sollten. — Die I ^1» Senat seinen Tank dafür ausdrückte, daß derselbe den Mitglieder deS österreichischen Krieger-VereinS werden,I OstraciSmuS, der ihn getroffen, wieder ausgeboben babe. wie verlautet, milita,rock orgamsirt, uniformirt und bewaffnet. I Ferry wie» ferner daraus hin, daß die ösfeutlichc Ord- — Der Bischof von Raab, vr. Za lka, bat sich, wie da« l „u„g Dank der parlamentarischen Republik ohne An- Wiener „Vaterland" zu melden weiß, in einer au» Anlaß l Wendung von Gewaltmaßregcln und ohne Störung der der Feier deS Papstjubiläums veranstalteten, von zahlreichen I Rübe babe aufrecht erhalten werden können. Die Personen besuchten Versammlung über die von dem Cabinet > Finanzen seien wiederhergestellt, die Armee sei neu Wckerle in Aussicht genommenen Gesetzentwürfe, be treffend die Einführung der obligatorischen Cwilehe und! die „Reccption der jüdischen Religion", das heißt die rechtliche Gleichstellung der jüdischen Religion mit den staatlich anerkannten christlichen Confessionen, sehr scharf orgamsirt und in hohem Maße verstärkt. Dir Republik habe i» Europa durch ihre weise Haltung mächtige und überaus werthvolle Freundschaften erworben. DaS seien bestimmte Anzeichen eine» lebensvollen und dauerhafte» Regimes. Hierauf wandte sich Ferry der Auf- auSgesprochen. Der Bischof sagte unter Anderem: „Die I a^be zu, deren Erfüllung dem Senate zufalle. Ein harmonische- Familie, diese Grundlage de» Staates, wurde >n der Kirche I Zusammenwirken sei der wahre Ausdruck einer parlamen- gegründet; heute beabsichtigt man, die Fanuliengrüntung l larischen Regierung. Die Harmonie aber köre aus. wo die auf bürgerlichem Wege durch die Eivilcbc zu vollziehen. I Bernichtuna beginne. Keiner der drei Faktoren der öffentlichen Da würden wir in unseren Dogmen angegriffen, von I Macht dürfe die anderen absorbiren. Der Senat könne niemals diesen dürfen wir aber nicht lassen. UebrigeuS wissen I eine Handbabc der Zwietracht und ebenso wenig ei» Organ de» wir, baß die künftigen Ehegatten aller Eonsrssionen I RlickschrittSsein. DerSrnat sei keineswegs einGegnervonguten diesen wichtigen Act im Gotte-Hause zu vollziehen lieben I Neuerungen, »och auch der Gegner einer kühnen Initiative. Während neun Jahrhunderten hat das Christcnlbum unser > In den politischen wie in den wirtlsschaftlichen Verhältnissen Land erzogen, cultivirt, beglückt, jetzt will man mit ihm in > „,üsse man nothweutige Umgestaltungen im Auge zu behalten eine Linie jene stellen, gegen die die Gesetzgebung fortwährend I verstehe». Ferry schloß, die Republik siebe Jedermann offen die Cdristen schützen mußte. Und wenn die Scctenbirten ibre I ,„,d nekine alle Männer von Aufrichtigkeit, Redlichkeit und Stimme dagegen erheben und durch ihre Ruse die Wölfe I gutem Willen in sich auf. Dazu aber hätten die Republi von der Heerde zurückscheuchen wollen, nimmt man ibne» die» I kuner nicht nöthig, sich gegenseitig den Krieg zu erklären übel. Wohin ein Land kommt, das sich von der Religion I (Lebhafter Beifall.) ^ loösagt, da- zeigt da» Beispiel Frankreichs." * Krakau, 27. Februar. Die Polen blätt er entbalten neuerlich Hinweise über eine i» Borbercitung besintlichr deutsch-jungczech ische Annäherung; dieselben suchen jkdock die Bedeutung der hieraus bezüglichen Reden ab- z »schwächen. — Im Laufe dcS vorigen Jahre» machte sich unter den ruthenischen Bauern in Ostgalizien eine sonderbare Bewegung bemerkbar. Die Leute vcrkausten Hau» und Hof und wanderten mit Kind und Kegel über die Italic». * Rom, 27. Februar. (Telegramm.) Der „Osservatore Romano" veröffentlicht beute den Wortlaut der gestrigen Unterredung de» Papstes mit dem österreichiick- ungarisckien Specialgesandten Grasen Revertera. Bei Ucberreichung de» Glückwunschschreiben» und drr Geschenke de» Kaiser» Franz Joses erklärte Gras Revertera, dieselben seien ein Unterpfand der unabänderlichen Ergebenheit de» österreichischen nahe russische Grenze. Die Mchrzabl dieser Auswanderer I Kaiserhauses für den Papst und der kindlichen Liebe zu dem kebrte schon nach kurzer Zeit in die Heimath zurück, wo sie, die ehemaligen Grundbesitzcr, dann, sämmllicher Mittel de raubt, sich der größten Notb auSgesetzt sahen. Trotz dem nahm die Bewegung so große Dimensionen an, daß die galizische Landesregierung die Hilfe des öfter reichischcn MilitairS zur Festbaltung der Flüchtlinge in Anspruch nakm. In polnischen und deutsch-liberalen oster selben. Ter Papst erwiderte daraus, das Schreiben des Kaiser» und die kostbaren Geschenke seien ein ersichtlicher Beweis der kindlichen Zuneigung und der Ergebenheit de» Kaiser» sür ihn, den Papst. Kaiser Franz Joses zeichne sich durch hervor- ragcnde Frömmigkeit aus, daraus lasse sich folgern, daß der Kaiser die religiösen Interessen beständig schützen werde, waS eine Quelle vieler Wohlthaten für Kirche und reichischen Blättern wurde der rätbsclbafte Vorgang durch die I Staat sein werde. Zum Schluffe spendete der Papst für Behauptung erklärt, daß russische Agenten die ruthenischen I den Kaiser und die kaiserliche Familie seinen Segen. — Auf Bauern zur Auswanderung unter der Vorspiegelung ver-1 eineAiisrageColajaniii'S erklärteGiolittiinderKammerbezüglich lockten, der Zar würde ihnen im russischen Vaterlande reich-> der Ermordung de» Notars Bartolo, eS wären noch immer die lebhafteste« Recherchen im Gange und man bege Hoff nung, der Mörder noch babbast z» werden. — E» ist hier bemerkt Worten, daß Gras Herbert BiSmarck, der soeben stom verließ, keine Audienz beim Papste nachsuchte, sondern sich Eintrittskarten zur Papstfeier in der PelerSkirche durch Vermittelung CriSpi'S verschafft hat. Grotzdrita««ie». * London, 28. Februar. (Telegramm.) Die Königin ist in Begleitung der Kaiserin Friedrich im Bucking ham-Palace ringekroffen. — Unter der Opposition im Uuterhause herrscht große Unzufriedenheit mit der Führerschaft Balfour'S; angeblich find Schritte im Ganze, idn baldigst durch den energischeren Randolph Churchill als Führer der Opposition zu ersetzen. — Behufs gründlicher Erwägung der Homerulevorlage halten die Antiparnellitcn am 8. März, die Parneltiteu an, S. März einen Parteitag in Dublin. Beide Parteien erließen Ausrufe. Auf der Tagesordnung de» parnellitische» Parteitage» stekt die Frage, „ob ganz Irland den Renegaten, den McEarthianern, als Belohnung ihrer Verrätbcrci über liefert werden soll." Die mit den Parnelliten Fühlung hal tende irische Nationalliga von Amerika erließ ein Manifest, das erklärt, Gladstone'S Homeruleplan werve sich als verderbenbringend sür Irland erweisen; für da- irische Volk sei nur ein souveraineS Parlament sür Irland annehm bar mit vollständiger Controle seiner eigenen Angelegenheiten, ohne den Launen englischer Parteien anSgesrtzt zu sein. — Unterhaus. Harcourt beantragte die erst» Lesung eines Gesetzentwurfes, welcher die locale Controle des Tetailhan- dje!« mit geistigen Getränken durch directe Voltsabslimmung bezweckt. Nach der.« Vorjchtag sollen, wenn in einein Bezirke zwei Drittel der darüber Abslimnienden sich sür Schließung der Schänken erkläre», während dreier Jahre kein» neuen Schank gerechtigkeiten gemährt und keine alten erneuert werden Aue- genomineu sind wirkliche Restaurationen und die dem Verkehr für wirkliche Reuende dienende» Hotel». Bezüglich der Schließung der Schänken an Sonntage» soll die einfach« Majorität der Steuerzahler eines Distriktes entscheiden und drr bezügliche Beschluß sofort in Kraft treten. Das Gesetz wurde in erster Lesung angenommen. Der Antrag Gladstone'S, daß vom nächste» Freitag ab bis Litern sür Rrgierungsbills an Dienstagen und Freitagen Morgensitzungen siattfindeii »nd der Homerule-Bill, wenn bieielbe auf der Tagesordnung steht, die Priorität ge- währt werden soll, wnrde mit 270 gegen 228 Stimmen an genommen. Schweden. * Stsckholm, 27. Februar. Wegen der bevorstehende» wichtigen poiitischen Verhandlungen im norwegischen Storlhing reist der Kronprinz schon m den nächsten Tagen nach Cbristiania; König Oökar wird gleichfalls bald dorthin abreisc».— In einem im Reichstage eingebrachten Antrag bat der Abgeordnete Norman vorgeschlagen, daß die Reichs tagSordnung dahin verändert werden möchte, daß dir Kam mcrn künftighin ihre Präsidenten selbst wählen sollten; wie bekannt, ernennt der König jetzt die Präsidenten. Die zweite Kammer genehmigte gestern diesen Vorschlag ohne Abstimmung. In der ersten Kammer dagegen entstand eine längere Debatte. In der VersassungScommission hatten sich die Mitglieder auS der ersten Kammer gegen und die Mit glieder aus der zweiten Kammer für den Antrag aus gesprochen; zwei Mitglieder auS der ersten Kammer batten außerdem »1 einer Reservation vorgeschlagen, daß die Kammern, falls sowohl der Präsident wie der Vicepräsitcnt durch Krankheit verhindert wären, die Ver handlungen zu leiten, berechtigt sein müßten, einen inte rimistischen Präsidenten zu wählen. Der Vorsitzende der Verfassung-Commission, KreiSrichter Bergiest, äußerte sich gegen diefc Reservation, welche er principauflösend fand. Zu Gunsten der Reservation «raten Bischos Billiug, Freiberr Akarhjelm und Landhaupimanii Ryding aus; der Letzi genannte batte selbst als Präsident der zweiten Kammer bei dem Reichstage de- JabreS 189t an den Mangel Lastigkeiten der gegenwärtigen Bestimmungen gelitten. Nach einer lebhaften Debatte genehmigte die Kammer die Reser vation mit Ol Stimmen gegen 34. Wahrscheinlich wird die zweite Kammer sich diesem Beschluß anschlicßen. — Die Kammern genehmigte» gestern den Etat deS Ministeriums deS Innern, der in Uebcreinstimmung mit den Vorschlägen der Budgetcommission sestgestellt wurde. Nur in Bezug ans zwei untergeordnete Pniictc werten gemeinsame Abstimmungen nothwendig. Dänemark. * K«pknha»en, 20. Februar. Die AenderungS-Vorschläge zur dritten Lesung deS Finanz-GeseyeS sind dem Reichs tage gestern zugegangen. Wir lassen vier einige der wichtigste» Aenderungc», welche auch für auswärtige Leser Interesse haben, folgen: Der Minister dcS Auswärtigen fordert 16 000 Kronen zur Anstellung eines Gesandten in Madrid. — Der Minister deS Innern verlangt 58000 Kronen zur Prämiirung für ausgezeichnete Bewirthschaftung kleiner laut wirtbschaftlicher Betriebe, 10 000 Kronen zu einer Gesammi- repräsentation von Handwerk und Industrie und entsprechende Summen zum Bau zweier technischer Schulen. — Der CnltuSminister fordert 126 000 Kronen für die Erweiterung der gynäkologischen Klinik, 6000 Kronen sür dänische Arrzte, welche an dem Aerzte - Congreß in Rom im September 1893 thcilnchmen werden, und 30 000 Kronen Dann sah er durch da» Opernglas neugierig nach der soeben bezeichnet«» Gegend hin. „Sie läuten Sturm auf dem Bahnhof", rief Friederike die Hände ringend. „Sie zünden Fackeln an, es wird Heller da drüben", sagte Sykow, über die Schultern der beiden Herren wegsehend. „Sie blasen Alarm", fügte Dornbach hinzu. „Da hat cS rin großes Unglück gegeben." Frau Lili fing an zu weinen. „Ich fürchte mich, ach, wenn ich doch zu Hause wäre. Hermann, ich bitte um Deine Begleitung." „Leider muß iä> aus da» Vergnügen verzichten", lehnte der Doctor ab „Wo Notb und Äcsahr auftreten, muß der Arzt zur Stelle sein. Friederike kann ich meine Kleider hole»? Ich empfehle mich bestens" Er verbeugte sich nach allen Seiten und batte schon die Tbürkliiikc in der Hand, als ihn seine Schwester am Arme faßte und zurückbielt. „Eile nicht zu sehr, Hermann, mein Mann geht jeden falls mit." Großmama Dornbach, welcbe sich bereit» da« zweite GlaS Champagner munden ließ, protestirle heftig gegen diese Zumulbung ihrer Schwiegertochter. „Warum soll denn mein Sohn sür nicht- und wieder nicht» um diese Zeit und bei diesem Schandwetter draußen hrrumlaufen, wenn Niemand nack ibm verlangt'? Er bat den Schnupfen, soll er sich vielleicht eine Lungenentzündung holen?" „Ihr Sohn ist Arzt, er geht dabin, wo Aerzte nöthig sind", versetzte Friederike streng. „Er ist kein junger Arzt niebr", widersprach die Schwieger- niama, „er ist ein Mann in gesetzten Jahren, der die Nacht- praxi» aufgegeben hat. Ferdinand, gebe nickt." „Ferdinand, zögere nickt, Dn bist es Deiner Stellung schuldig", drängte die Medicinalrätbin. „Es ist Ehrensache jür Tick, einer der Ersten auf dem Platze zu sein, wo ein öffentliches Unglück geschehen, da» in allen Zeitungen br- sprocken wird, und wobei man Dein Erscheinen oder Nicht erscheinen unzweifelhaft erwähnt. Ich bitte Dick, geb!" „Ich werde fahren", sagte der Medicinalratb, sich »n> muthig abwentend „Besicbl dem Kutscher anzuspannen, Hermann kann ja mitsabrcn, wo ist er denn?" „Er ist stillschweigend weggeganaen", sagte Herr Sykow, „uud wir wollen un» anck au« den Weg machen." III. ES verhielt sich so, wie man im Dornbach'schen Salon vermuthete, der Berliner Schnellzug, welcher um elf Ubr dreißig Minuten in L rintreffen sollte, stieß ungesähr eine balde Wegstunde von dem Ziele auf eine von ruchloser Hand gelegte Dynamitpatronc und wäre mit sämmtlichen Wagen über eine hauSbohe Böschung tssnabgeschlkudert worden, wenn nicht durch da» Reißen einer Koppelketlc die Verbindung de» Zuge» ausgelöst und so der größte Tbeil der Reisenden vor drohendem Verderben bewahrt worden wäre. Die lange Wagenrrihe stand, von ihren Insassen ver lassen, aus dem Gleis, die Locomotive, der Postwagen und ein Wagen erster Classe lagen theilS beschädigt, tbeil« zer trümmert am Fuße der Böschung, aus einem Landstrich, der sich zwischen dem BabngleiS und dem Meine binziebt und als Gartenfeld benutzt wird. Aus der entgegengesetzten Seite deS Gleises fällt da» Terrain um drei Fuß ties ab und fübrt über eine mit Weidenbäunicn bepflanzte Grasstäche auf ein förmigem Plane bis zun, Wald, an dessen Saum da» Schinter- bauS siebt und in geringer Entfernung von diesem da- ehe malige HirtenbauS, eine halbzersallene Varacke. Bald nachdem da- Unglück geschehen und die zu Tod erschreckten Passagiere, hilfesuchend truppenwcisc dem Babnbof zueilend, die »»heil volle Stätte im Rücken batten, ebe noch Beistand von der Stadt erwartet werden konnte, huschten zwei unheimliche Ge stalten über den Anger, duckten sich hinter den Wcidenbäumen, sobald sie ein Geräusch zu hören glaubten, und drangen wieder vor, sobald sie sich überzeugt hatten, daß kein Zeuge zu fürchten sei. E» waren rin Mann und ein Weib, die, mit leeren Säcken versehen, hastig dir zurückgelaffenen Effecten auS den Wagen räumten, dann über die Schienen sprangen und. im Klettern geübt, sich gegenseitig stützend, über Gestrüpp und Steiiiarröll binabstiegen. dis sie mit wunden Händen und zersetzten Kleidern aus der Stelle anlanaten, wo sich dir Loco Motive tief in die Erde eiiigcwüblt batte und die beiden Wagen in Trümmern lagen. Der Mann zündete eine Diebe«- laterne an und dielt Umzchau. Zwei Leichen, die Opfer der Katastrophe, starrten ibn, Entsetzen einflößend, mit weit ge öffneten Augen an; da lagen sie blutig mit zersetzten Gliedern, der Postbeamte und der Heizer, er erkannte sie Beide, sie batten ibm oftmals Almosen gereicht; doch ihr Anblick rührte den Unmenschen nickt, er beleuckirie dir verzerrten Gesichter Worte de» Hobne» und der Verwünschung murmelnd. Darauf visitirte er dir Tascken nack Ubren und Portemonnaies, die er nack Wunsch fand, um kann mit Eifer zwischen den Trümmern de» Postwagens auf Beutel mit Werthsendunaen z» sabiiden. Seine Gefährtin war unterdessen in den Be sitz eine» eleganten Handgepäckes gelangt, daß sie zwischen zer rissenen Kissen berauSgezogen batte und schickte sich nun an, mit ihrem DiebeSgenofsen gemeinschaftlich nach Schätzen zu suchen. Eine- trieb daS Andere zur Hast an, denn jede Minute war kostbar. ES entging ibren Späherblickcn nickt, wie sich da» Leben auf dem Babnbose reger gestaltete. Sie sahen Fackelschein, hörten Commandorufc und Signalblasen, eS mußte Fcuerwebr und Schutzmannschaft eingetroffen sein, jetzt galt eS. sich auS dem Staube zu machen. Sie schoben ibren Raub ebne lange» Besinne» kunterbunt in die Zwerch- säckc und schickten sich an, aus demselben Wege zurückzukebren, auf dem sie gekommen waren; sie kletterten die Böschung binan wie Raublbiere, die eine Beute erjagt haben und sie zusammen in ihre Höhle schleppen. E- balle mehrere Tage geregnet, der Boden war gelockert und der schlüpfrige Grund gab den derben Füßen nach, die Halt aus ihm suchten, die Steine, an denen sie sich anklammerten, lösten sich lo» und rollten abwärts, da» Gestrüpp riß ihnen Hände und Gefickt wund; aber all' diesen Hindernissen zum Trohe drangen sie vorwärt- und erreichten da» SckienrngleiS in dem Augen blick, als sich vom Bahnhof au« die Rettungsmannschaft i» Bewegung setzte. „Ich kann nicht weiter", keuchte da- Weib. .Laß' mich hier einen Augenblick ruhen, sonst verlier' ich die Besinnung - ich Der Mann ließ sie nicht au-reden, zornig stieß er mit dem Fuße nach ihr und riß die am Boden Kauernd« gewalt sam in die Höhe. „Glaubst Du, ich lasse Dich da hocken. Du faule» Stück, bi» sie Dich fangen, auf daß ich dann mit in die Patsche komme? Fort mußt Tu, und wenn ich Dich cm den Haaren mitschleifen soll." Die Drohung war kaum ausgesprochen, al» sie auch schon ausgeführt wurde. „Hör' auf. laß mich lo«. Hanne»", stöhnte sie. „nimm mir den Sack ab, ich kann ibn nickt mehr tragen, ohne die Last werde ich mich schon weiter schleppen." Murrend erfüllte er ihr Begehr, und nachdem er sich überzeugt batte, daß sie wieder auf den Füßen stand, gab er Fersengeld und verschwand im Dunkel drr Nackt. Die Zurückgelaffene wankte »„sicheren Schritte» weiter bi» an die Grenze de» SchienengeleiseS und taumelte dann den Rain hinab auf den Anger, wo sie sich eine Secunde an einen Baumstamm lehnte, um ihrer Betäubung Herr zu werden. Im Begriff, ibren Weg fortzusetzen, stieß ihr Fuß an einen menschlichen Körper, der regungslos im feuchten Grase tag. Sie zündete die erloschene Handlaterne an und beleuchtete eine kleine, zierliche Frauengestalt, die sie für eine Leiche dielt. Sie vermuthete, die Fremde sei beim Eintritt der Katastrophe au« dem Wagen gesprungen und habe bei.» Fallen da» Genick gebrochen. Sie beugte sich über da» arme Opfer und die rauhe Hand befühlte prüfend die kost baren Kleidungsstücke, suchte nach Uhr und Geldbörse, fand beide-, nahm e» an sich und wollte sich entfernen, al» ibre DiebeSaugcn einen blitzenden Gegenstand am linken Hand gelenke der anscheinend Todlen entdeckten. Hastig griff sie danach, e» war rin kostbare» Armband. Die plumpen Finger versuchten da» Schloß desselben zu öffnen, nach vergeblicher Mühe war sie entschlossen, r« mit Gewalt auszusprengen. Dir Habsucht gab ihr neue Kraft, sie riß und zerrte so lange an dem Geschmeide, bi« sie ibren Raub in Händen batte: in demselben Augenblick aber fubr sie entsetzt zurück, die Gestalt bewegte sich, rin gellender Schrei entrang sich den bleiche» Lippen der Berunalückten, sie öffnete die Augen und starrte, wie von einem bösen Traume befangen, auf da» Weib, daS trotz seiner Verworfenbeit unter diesem Blick zusammenzuckle Die kleinen tückischen Augen der Diebin und die große», dunklen Sterne der Fremden fixirten sich einen Augenblick, dann machte dir Letztere den Versuch, sich zu erbeben und stieß, al» sie sich von deftigen Schmerzen am Bufstehen ver hindert sah, einen durchdringenden Hilferuf au». .^kommen schon, sind schon nab", rief eine klangvolle Männerstimme dagegen. „Hilfe naht, nur Geduld", fügte eine Baßstimme hinzu. Die Fremde spähte nach der Richtung de» Schalles und und gewahrte zwei männliche Gestalten, dir beim Scheine einer Prckfackcl sich ihren WeA vorsichtig neben der Wagen reibe suchten. „Ach kommen Sie. retten Sie mich", wieder holte dir Fremde nochmal« in stehendem Tone. „Hier, hier unten liege ich, ick kann nicht aussteben, mein Fuß schmerzt »u sehr, ich bin hilflo«, man bat mich beraubt." Sir sah sich bei diesen in höchster Aufregung au-zestoßrnrn Worten nach der Megäre um, die sie au- ihrer Betäubung aufgerülietl hatte — die Entsetzliche war verschwunden. lAorssetznng folgt.)
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