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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930302018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893030201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893030201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-02
- Monat1893-03
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v--«gs.Pret- t, der Haupteppedition oder den im Stadt. h,,irk and d»» Vororten errichteten Au», aabestrllea ab geholt: vierteljährlich^ 4.50, b», zweimaliger täglicher Zustellung in» Haut ö.50. Durch die Post bezogen siir Deutschland und Lrncrreich: vierieliädrlich Ü.—. Directe tägliche Kreuzbandsendung ta» Ausland: monatlich S.—. Die Morgen-Ausgabr erscheint täglich '/,? Uhr, die Abead-Ausgabe Wochentag» 5 Uhr. Ledactisn und Lrpeditiov: IohanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» nnunterbroche» geojioet vo» früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: ttt« Sie«« » Earttm. (Alfred Hahn), Morgen-Ausgabe. ciWger NliAMiÄ Anzeiger. Slnzeigeu.Preis Die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. Neclame» unter dem Redactionsstrich (»g«, spalten) bO^, vor den Familieuaachrichtea (6 gespalten) 40^. Größere Schristen laut unserem Preis, verzeichniß. Tabellarischer und Zisferusatz nach höherem Tarif. Srtra» Beilagen (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgab» , ohne VostbesörderuuG 60—, mit Postbesörderuag ^ ?0.-> Iinnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen.Aurgade: Nachmittag» »Uhr. Sonn- »nd Festtags srüh ' ,9 Uhr. Lei den Filialen und Annadniestellea je eia« Halde Stunde früher. Anzeige» sind stet» an di» GzDedttta« zu richten. LoutS Lösche, Kathariveustr. 14, pari, und Königsplatz 7. Organ skr Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Druck und Verlag vou E. Polz tu Leipzig. 111. Donnerstag den 2. März 1893. 87. Jahrgang. Kr gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Freitag, den 3. März, Vormittags nur bis Uhr l.cvsjnet. kxpeilltioii «1<>8 1,Lis>/,lLor Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. wird Der dierjährige erstr Kram- und Bichmarkt im Stadtbezirke Leipztg-Botkmarsdorf Dienstag, den 7. März ds». I»., abgehalten. Etwaige Gesuche und Anfragen sind an unseren Markt-Jnspector Rentjch, Naschmarkt Nr. 1, III. Obergeschoß, zu richten. Rinder und Schweine werden zum Bichmarkt wieder zugelassen werden, Schweine jedoch nur dann, wenn sie augesahre» werden. Dt« Zusübrung beider Thiergattuogeo darf nur vou der Elisabeth, straße au» erfolgen. Leipzig, deu 1. Mär, 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt.Stahl. Bekanntmachung. Di« Leuchtkraft de» städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 20. bis 26. Februar 1893 im Arganddrenner bei 150 Litern stündlichem Lonsum das 19,1 sach« der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von bO Millimeter Flammenhöhe. Da» specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,438. Leipzig, am 27. Februar 1893. Des Raths Deputation zu den Gasanstalten. Bekanntmachung, Sie Errichtung einer Bczirksmrldcstrlle im IN. Polizeibezirk lLridztg-VohliS, westlicher Theii) und die veränderte Ab grenzung diese« Bezirks betreffend. Vom l. März d. I. an wird für den 19. Polizeibrzirk (Leipzig-Gohli-, westlicher Theii) in den Räumen der 19. Polizei wache, Aeußere Hallrsche Strasse Nr. 105, eine besondere BrztrkS- mrldcstrlle errichtet werden, bet welcher von gedachtem Tage ab alle polizeilichen An- und Abmeidungeu für die Bewohner de» 19. Polizei- bezirk« zu bewirken sind. Mit Rücksicht hierauf wird vom gleichen Tage an der 19. Polizeibrzirk in der Welse erweitert, Last die westlich von der Lindeulhaler-, Unteren Georg-, Schmiede- und Roscnthalstraße ge- legene» Hälljercomplexe, sowie diese Strafen selbst zu dem 19. Bezirk hinzugeschlageu werden, während der östlich dieser Straßen gelegene Theii von Leipztg-Gohlt» wie bisher zum 18. Polizei- bezirk gehört. Leipzig, am 27. Februar 1893. Da« Poltzeiamt der Stadt Leipzig. v. L. 735. Lretschnetder. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jede« akademischen Halbjahre» zu baltenden Revision der UntvrrsttätS-Btdliothrk werden die Herren Eludirenden, welche Bücher au» derselben entliehen haben, ausge- svrdert, diese am L7. Februar. 1. »nd S. März gegen Zurückgabe der Emvsang-deschetnigungen adzuliefern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben X—U ansangen, am 27. Februar, die, deren Namen mit einem der Buchstaben ck—K beginnen, am l. März und die Uebrigen am 2. März abliesern. Alle übrigen Entleiher werdeu ausgefordert, di« an sie verliehenen Bücher am S., 7. «nd 8. März zurückzugeben. Wahrend der RevIsionSzekt (27. Februar bi» 11. März incl.) können Bücher nicht au-geliehen werden. Der Lesejaal bleibt während derselben geöffnet (Vormittags 9 bi» 1 Uhr, Nachmittag«, außer Sonnabend«, 3 dt« 6 Uhr). Leipzig, den 23. Februar 1893. Tie Direktion der llntderfitStS-vtbltathek. Bekanntmachung. Ten Herren Bewerbern um die Ktrchrnvtrnkrstclle an unserer Kirche hierdurch zur Nachricht, daß dieselbe besetzt ist. Letpzig-Bolkmar«dorf, den 1. März 1893. Der airchrnvorstand. Pfarren Weickjel. Erledigt bat sich der hinter dem Handarbeiter Carl Gottlob Schneider au« Trebsen unter dem 31. vor. Mon. erlassene Steck brief durch dessen Festnadme. Söntgl. Staatsanwaltschaft -hemnitz, den 28. Februar 1893 Brunst. Die llothtage -es gewerbtichen Mittelstandes i. Wie schon mitgetheilt, hielt kürzlich in Crimmitschau aus Veranlassung de« dortigen „Reich-treuen Verein«" der frühere nationallidcrale RcickstagSadgeordnete Amtsrichter Kult mann auS Braunschweig über die Nolklagr des gewerbliche» Mittelstandes einen Bortrag, der die vollste Zustimmung aller Hörer fand, unter denen auch dieser Stand Zahlreich vertreten war. Infolge dieser Mit- tkeilung sind wir ersucht worden, einen ausführlichen Bericht über jene Rede zu bringen, und wir kommen diesem Ersuchen um so lieber nach, je deberzigenswerther die Ausführungen de« Herrn Kulemann sind, der al« einer der gründlichsten Kenner der Verhältnisse gellen darf, Uber die er in Crim mitschau gesprochen. Er selbst bat un« frrundlichst die folgende genaue Inhaltsangabe seiner Rede zur Bcrfügung gestellt: DaS dritte Wort, das man beute im öffentlichen Leben Hort, ist .dir sociale Frage". Aber man beschränkt sich dabei regelmäßig auf die Arbeiter und denkt nicht daran, daß es auch unter den selbstständigen Geschäftsleuten große Kreise giebt, deren Verhältnisse kaum minder traurig und befferungSbedürftig sind. Ich bade hierbei im Auge unfern gewerblichen Mittelstand, die Handwerker und Klein Händler,die ich kurz alsKleingewerbtreibende zusammen fassen will. Es ist schon oft atö eine Härle empfunden, daß unsere große sociale Versicherungsgesehgebung diese Sbreise nicht allein von der staatlichen Fürsorge auSschließt, sondern sie sogar mit Beiträgen für ihre Gesellen und Gehilfen be lastet, obgleich sie häufig kaum minder schwer mit dem Leben zu kämpfen haben als Jene; ein nnvcrheiratbclcr Geselle hat meistens eine behaglichere Lebensstellung als sein Meister. Es bandelt sich hier um einen grundsätzlichen Fehler unserer Socialgesetzgednng. Der Gegensatz zwischen Arbeiter und Arbeitgeber ist ein gewcrberechtlichcr, in der Technik des ProdnclivnSproccsscS begründeter, während cS sich bei der Auf gabe deS Gesetzgebers um einen ganz davon verschiedenen, nämlich den socialen handelt, d H. um den Gegensatz zwischen solchen Personen, die des staatlichen Schutze» bedürfe», und solchen, die im Stande sind, sich selbst zu schützen. Legt man diesen richtigen socialen Standpunkt zu Grunde, so fällt das Kleingewerbe durchaus in den Kreis der socialpolitischen Gesetz gebung, aus dem es bisher ausgeschlossen ist. Der Grund für diese stiesmüttcrlichc Behandlung liegt darin, daß die Bethriligtrn nicht so nachdrücklich, wie eS für die Arbeiter insbesondere durch die Sveialdemokralie geschehen ist, auf ihre Nolblage die öffentliche Aufmerksamkeit gelenkt haben. Dies ist in neuester Zeit biusichllich deS Handwerks einigermaßen »ackgeholt, dagegen ist den Kleinhändlern drin gend zu cmpfehien, sich ebenso zu rühren und insbesondere zu Bereinigungen sich zusammenzuschließcn. Nun wird allerdings von verschiedenen Seiten, und zwar nicht allein vo» der Socialbemokratie, sondern auch von bürgerlichen Parteien, die Ansicht vertreten, daß derKamps deS Kleingewerbe» ein hoffnungsloser und des halb in sich unberechtigter sei, daß es sich überlebt habe und jetzt von der Bühne abtreten müsse. Wenn ich cs alS meine Aufgabe ansähr, lediglich meinen Zubörern etwas AngencbmeS zu sagen, so würde ich diese Auffassung einfach als unrichtig zurückweisen, aber da ich beabsichtige, da« wahre Bcrständniß zu finden, so darf ich nicht verhehlen, daß meiner Uederzeugunz nach in der heutigen Entwickelung der Pro duction eine Tendenz zum Großbetriebe zum Ausdruck kommt, die man nicht verkennen darf. Aber deshalb die Hände in den Schooß zu legen und sich mit stummer Resig nation in sein Schicksal zu ergeben, wäre auS einem doppelte» Grunde verkehrt. Zunächst ist nämlich diese Tendenz keine auSnabmSlose. Es giebt gewisse Gewerbe, die nicht allein bisher davon ausgeschlossen sind, sondern die auch aller Vor aussicht nach für die Zukunft stet« handwerksmäßig werden betrieben werde», weil sie zu eng mit loealcn Bedürfnissen verknüpft sind, alS daß sie die Verlegung in einen entfernten Sammclpunct gestatteten. Aber selbst für diejenigen Gewerbe, bei weichen die großindustriclle Entwickelung wahrscheinlich ist, bedeutet e» keinen kurzsichtigen Kamps gegen Nalur- gcwalten, wenn die Betheiligten hiergegen einzutrcten suchen. Große Verschiebungen im Volksleben vollzicbe» sich langsam, und darin liegt dieMoglichkeit für die davon Betroffenen, sich ihnen allmäliganzupassen. Deshalb aber sind Bestrebungen, welche dahin wirken, die Aufsaugun g deS Kleinbetriebes durch die Großindustrie zu verlangsamen und ihr entgegenzuwirken, selbst dort berechtigt, wo man die Wahrscheinlichkeit der scklicßlichen Entwickelung in diesem Sinne zugeben muß. Die Mittel zum Schutze deS Kleingewerbes liegen zum Tbcil auf dem Gebiete der Gesetzgebung, aber so wenig deren Eingreifen zur Beseitigung von «chäden abgcletznt werden soll, so sehr muß doch davor gewarnt werden, allein und ausschließlich auf die Hilfe de« Staates zu blicken »nd diejenigen Mittel zu vernachlässigen, die der eigenen Krasl zugänglich sind. Wenn man die Nolblage des Klein gewerbe« bessern will, so muß man offen aus gewisse Schäden Hinweisen, und ich hoffe, daß Sie mir dies nicht übel nehmen werden. Den Hauptfehler seheich in einer Reihe von Erscheinungen, die ich zusammcnfassen möchte inner der Bezeichnung „ge schäftliche Schlaffheit" Vielfach wird ja auch die technische LeistungSsäbigkeit unseres Handwerks beanstandet, aber diese ist im Allgemeinen ausreichend, dagegen seblt eS an der straffen Anspannung der Kraft, und statt dessen finden wir Schlendrian, Bummeligkeit, Unpünctlicbleit, und die häufig beklagte Unsolidilät hat regelmäßig ihre» Grund weniger in dem Mangel der Fähigkeit, ai« in der ausreichenden Sorgfalt. Ich kann ja hier auch nach meine» persönlichen Erfahrungen urtl,eilen; selbst wo ich eine Arbeit noch so fest auf einen bestimmten Tag bestelle, bin ich keineswegs sicher, sie zubckommcn, man pflegt deshalb allgemein liebercinigc Tage früher zu sagen oder sich unter Berufung auf eine nothwendige Reise oder andere vorgeschobene Gründe zu sichern. Die gleiche Erscheinung finde ich in der Ausstellung der Rechnungen. Dieselbe erfolgt regelmäßig jährlich, zuweilen Halbjährlich; einer Waare sofort die Rechnung bei- zusügen, gilt als „incoulant", und wenn man cs noch so ent schieden verlangt, so erstell man cS nur sehr selten. Wie oft ist schon auf den Werth der Baarzahlungen und aus den Fehler der langen Zahlun§«fri,ten hingcwiesen, aber jeder Geschäftsmann sürchtei sich, durch eine Einschränkung derselbe» gegen seine Concurrentcn in Nachtheil zu gcrathe». Hier können Gcwerbvereine sebr nützlich wirken, indem sie ihre Mitglieder zu einem einheitlichen Vorgehen veranlassen. Aber noch wirksamer ist die Rabattbewilligung. Bei Creditcrtbeilung muß der Geschäftsmann ans seine Preise einen Zuschlag machen, um sich wegen der unvermeidlichen Ausfälle zu decken, also eine Risicopräinie. Aber eS ist durchaus ungerecht, daß ich, wenn ick, baar bezahle und also meinen Verkäufer der Gesabr de« Verlustes nicht auSsctze, dennoch diesen Zuschlag bezahlen soll. Meistens beißt cs aber, wenn man Rabatt fordert, d s; die Preise schon so billig seien, daß nicht« davon nachgelassen werde» könne; eS ist da« eine völlige Verkennung der einfachsten wirtbschastlichci, Grundsätze. Dieses Letztere zeigt sich noch bei sebr vielen Anschauungen, die man sehr häufig findet, so ,. B daß ein Geschäftsmann eine Waare deshalb billiger geben könne, da er sic noch zu günstigen Preisen eingekauft habe, ober daß er im umgekehrten Falle noch an höheren Preisen festhält, während doch stets nur der Marktpreis maßgebend sein kann und der hierbei erstelle Gewinn und die etwaige Einbuße sich auSglcicheii müssen. .> Aber dieses maiigclbafte Vcrständniß bängt eng zusammen n.l^iiicm anderen Mangel, nämlich dem der geschäftlichen sühruiig. Man darf hier an den Handwerker keine zu Hoven Ansprüche stellen, aber die Geschäftsbücher, wie sie meist geführt werden, gewähren häufig nicht den geringsten Anhalt für eine ordnungsmäßige Geschäftsdeurtheilung, ins besondere für die Berechnung der Selbstkosten, um danach die Preise stellen zu könne». Daraus erklärt sich auch die fehlende Trennung der Geschäftskosten von den Kosten deS Haushaltes, so daß cs ganz unmöglich ist, über die Rentabilität eine» Ucbcrblick zu gewinnen. Ich will hier nickt weiter ins Einzelne gehen, aber ich behaupte, daß da« kausmännische Vcrstäutniß m den Kreisen des Kleingewerbes regelmäßig noch auf einer sehr niedrigen Stufe steht. Nun ist aber zweifellos im Coucurrrnzkampse Derjenige am günstigen gestellt, der mit den besten Waffen ausgerüstet ist, und deshalb muß die oberste Ausgabe sein, hier aus Besserung binzuwirkcn. Da die Belehrung Er wachsener »icift an äußeren Schwierigkeiten scheitert, so ist cS um so wichtiger, aiif die Jugend einzuwirken. Und deshalb ist das wichtigste Mittel zur Hebung de» Klein- ewerbeS die Fürsorge für das Lehrlingöwe jen. Deshalb alte ich neben der technischen Ausbildung und der moralischen Erziehung die Unterweisung in den einfachsten volkswirth» schaftlichen Begriffen für unentbehrlich. Häufig wird der Lehrling von seinem Meister lediglich alS billige Arbeitskraft betrachtet, und deshalb wird ja so viel über „LehrlingSzüchterei" geklagt. Allerdings ist nach der Gewerbeordnung der Gewerbtrelbende verpflichtet, seinen jungen Leuten unter 18 Jahren die Zeit zum Besuch einer Fortbildungs- okcr Fachschule zu gestatten, aber das genügt nicht, so lange der Schulbesuch nicht obligatorisch gemacht ist, was durch Ort-statut geschehen kann. Deutsches Reich. ch Leipzig, 1. März Di« Leipziger Mitglieder de» Vllge» einen Deutsche i Verbände« haben in ihren am 3l. Januar und 28. Februar unter Vorsitz beS Herrn Geb. Rakd Pros. Hr. Wi SlicenuS »('gehaltenen Versamm lungen sich wiederholt mit der Militairvorlage und der Hawai-Angelegenheit beschäftigt. Am 28. Februar wurden folgende Beschlüsse gefaßt: „Die am 28. Februar l893 versammelten Mitglieder deS Allgemeinen Deutschen Verbandes erklären ebenso, wie die am 3l. Januar versammelt Gewesene» die Annahme der Militairvorlagc für eine Noth- wendigkeit und Hallen diese finanziell für ausführbar, ohne eine Mehrbelastung der unteren Classrn hcrbei- führen zu müssen; — sie erklären ferner wiederholt: die politische Lage aus den Hawai-Inseln legt der Regierung deS deutschen Reiches die Pflicht auf, die dortigen Rechte des Reiche- gegenüber den amerikanischen AnnexionSdestrebungkn auf das Nachdrücklichste zu wahren und im Rabmen einer nationalen Eolonial- polilik zu bethäligen und zu vcrwerthcn." «8. Vrrltn, l. März. Dem „Adelstag"» d. i. die all jährliche Generalversammlung der deutschen Adelsgenossen schaft, ist sonst wenig Beachtung geschenkt worden. Die dies jährige, zwölfte, Veranstaltung dieser Art entbehrte jedoch nicht eines politischen Interesses, indem sie Schlüsse aus das künftige Verhalten der katholischen Aristokratie zur EentrumSpartci und auf die Auffassung gestaltet, welche diese Kreis« von der gegenwärtigen Militairvorlagc haben. Der Vorsitzende durfte in seiner ErössiinngSrede bcrvorhcben, daß sich unter de» zweihundert, auf dem AdelStag neu ans- geiioinmciien Mitgliedern eine A»,abl hervorragender katho lischer Ebclleute befinde. Er brachte diese Erscheinung in Zu- sainmenbang mit de», Aushören deS CulturkampseS und erweckte damit ein Helles Ecko bei dem — zu den Ncuaufgcnoniiiiencn zählenden — westfälischen Freiherr» von Schorlemer-Alsk. Dieses bedeutendste Mitglied Lcö deutschen katholischen Adels erwiderte in einer längeren Rede, die man wohl al« eine programmatische anseben darf. Der „westfälische Baucrnkönig", wie ibn auch die „Kreuzzcitung" in ihrem Bericht über die Versammlung nciiin. bclonle mit anscheinend geflissentlichem Nachdruck die auf das gcniciiisame apostolische Glaube»«. bcke»nl»ib begründete christliche Gemcinschaft gegenüber der Scheidung zwischen katholisch und evangelisch: „Ich meine, wir solle» nicht streitsüchtig aufsuchcn, was uns trennt, son dern in Liebe, was un« vereint". Da« ist nicht im Geiste de« EcntruniS gesprochen, welche« sein ureigene- Wesen in dem Gegensatz zu allem Nichtultramontanen findet. Wir geben unS keiner Täuschung darüber hin, daß ein Einverncbmen des katholischen mit dem evangelische» Adel eine Enlwicklung bezweckt, die wir als reactionär werden bekänipsrn müssen. Geschieht die« aber im Sinne de« Frhr. v. Schorlemer, so wird der Kamps aus national-deutschem Boden gekämps«, aus welchen sich die internationale EenlrumSpartei niemals zu stellen vermögen wird. Baron Schorlemer betont das nationale Moment mit großem Nachdruck, er erinnerte sich a»S den Erzählungen seine« Vaters nnv findet cö „in der Geschichte bestätigt", daß der Adelsstand in den früheren Generationen international backte, der lohale Nachkömmling will cs aber anders geballen wissen, der grsammte Adel soll „national-königlich" gesinnt sein. Königlich-preußisch, denn, wie Frhr. vou Schorlemer sagte, nicht Preußen dal die Hobenzollern groß gemacht, sondern di« Hobenzollern haben Preußen groß gemacht. Die Lieber'sche Richtung wird von dieser Anerkennung deS vrrehrtesten Parteigenossen nicht erbaut sein und noch weniger Freute raran haben, daß er sich in diesem Stadium der Berhand- lungcn offen, wenn nicht für die Militairvorlagc der Re gierung, so doch für eine Heere-vcrstärknng erklärte, indem er aiisrief: „Wir wollen die Arinee hegen und pflegen und so kräftig wissen, daß wir mindestens unseren Feinden eben- bürtig sind." Wa« sagt der eben au« Rom zurückgekcbrtr Stande«- und Parteigenosse Gras Ballestrem zu dieser Kund gebung? V. verlin, 1 März. (Telegramm.) Der .Reich«, an, eiger" citirt die gestrige «rußerung der „Freisinnigen Zeitung", daß sämmtliche im Anträge Richter in der Militair- commissioii angeführte Zahlen als von der Regierung zu treffend anerkannt worden seien. Der „ReichSanzeiger" be merkt bierzu: Gegenüber diesem Versuch, den Inhalt de« Antrags Richter sogar in den Einzelbeiten durch die Autorität der Regierung zu decken, darf nickt überleben werden, daß in Voraussichl solchen Versuchs der StaalSsecretair v. Malt- zahn bei der Veraltung der ersten Position de« Richler'schen Antrags ausdrücklich erklärte, er verwahre sich dagegen, daß auS dem Schweigen der Vertreter der verbündeten Regierungen z» den^ einzelnen Abschnitten de« Richler'schen Antrags etwa der Schlug gezogen werde, als ob ihrcrseilS der Inhall deS Antrag» für richtig erkannt werde. oo Berlin, l. März. (Telegramm.) Gegenüber der Blättermcldung, daß »n Bundcsralb eine Strömung für die Aushebung des Ausschlusses geistlicher Orden aus dem deutschen Reiche vorhanden sei, schreibt die „Post": Gutem Vernehmen nach ist in leitenden Kreisen hiervon nichts bekannt. 2-e Berit», 1. März. (Telegramm) Die gestern hier verbreiteten Gerüchte bezüglich deö deutsch-rnssichen Handelsvertrag«, welche auch in verschiedenen Zeitungen Aufnahme gefunden batten, werken von betheiligter amt licher Stelle als »nr ans Vermutkungen basirend bezeichnet Ferner ersäbrt die „Natiolial-Zcilung" gegenüber gegentheiligen Meldungen aus sicherer Ouclle: Die deutsche Note, in welcher die russischen Forderungen wegen eines deutsch-russische» Handelsvertrag« beanlwortet werden sollen, ist auch jetzt noch nicht nach Petersburg abgegangen. Darnach läßt sich der Werth von Mittheil»»gen über eine bereits gesicherte Bcrständigung wegen einzelner russischer Zollsätze ermessen. Bcrltn. 1. März. (Telegramm.) Einige Re gierungen sollen sich Mil der Absicht tragen, durch gemein same mternativiiale Maßnahme» die anarchistische Be wegung rinzudänimen Die Initiative zu einer organisirte» Belämpjuug deS Anarchismus durch diptoinalischc Verein barung soll durch Italien ergriffen werde». — Zu den deutsch-russischen Handelsvertrags- Verhandlungen schreibt »>a» der „Scktes. Ztg." von gut unterrichteter Seite: „Die jetzt fcstgestcUte Antwort ans die russischen Vorschläge vom November v. I. ist zwar so ein gerichtet, daß die russische Regierung auf die diesseitigen Propostlionen eingehen kann, indes; scheint die Heftigkeit, mit der sich in Rußland die Gegner »nd die Freunde de« Ab schlüsse« eines Vertrage- init Denischland bekämpsen, bis auf Weitere- nickt die mindeste Garantie dafür zu bieten, daß die jetzigen deutschen Vorschläge in St. Petersburg that- sachlich als VasiS für wirkliche Vertragüverhandlungen be trachtet werden." — ZurFragc der Verständigung über die Militair- vorlage wird officiös mehrere» Plättern geschrieben: ,.Pvr einer Steche vv» Woche» wurde berichtet, daß der Gedanke der Erwägung werth erscheine, ob nicht eine Verständigung über die Vorlage i» der Weise berbelzuiütiren sei, daß die von der Militairverwaltung für »»bedingt nötbig erachtete Verstärkung der Wehrkraft nicht aus einmal, sondern in niedrere» Abschnitte» verwirklicht würde. Vlalter, die den schlechthin undiscutirbaren Standpunct vertreten, daß über die gegenwärtige Friedensstärke hinaus nicht« bewilligt werben dinse, »leune» damals, der Vor- schlag bezwecke, der Katze den Schwanz stückweise abzuhacken. Jetzt finden wir den Vorschlag des Näheren vom inilitairischen Standpunct aut in einem Artikel des „Neuen Curse«" au», geführt, »nd mittlerweile hatte» sich einzelne jener oppositionellen Blätter soviel Unbefangenheit angeeignet, um mit eine», gewissen Wohlwollen den Vorschlag i» Betracht zu ziehen. Ter Artikel de» „Neuen Curse«" empfiehlt, den Gedanken so auszusühren, Laß in der erste» Rate, d. h. am 10. Lelvbcr 1893, 29 000 Siceruten zum Ersätze de« dritten Jahrgang« und 6200 Siecrnleu an Stelle der svrtsallcndcn Ucbunge» von I8l>»0 Eilatzleiervisic», im Ganzen 35 200 Siecruten, und die Hälfte der geforderten Lssicicre und Unter- osficiere neu eingestellt winden; diese Vermehrungen sollen dazu dienen, di» beabsichtig!«» Erhöhungen der Elalsslärken sofort vor- zuiiehiiien. Tie zweite Rate, an, I. Lclober >894, soll weitere >0000 Siecruten und ' , der »och ausslekenden Lsficiere und Unterosficierc und die dritte, am >. Dctober 1895, de» Rest bringen. Lb diese Eintheilung gerade die richtige und beite wäre, lassen wir dahingestellt; inan kann dafür jedenfalls ansuhren, daß für die Beschaffung der Lssieiere und Unterosliciere Zeit ge wonnen »nd daß sich bis zur Durchführung der Reiorm die augenblickliche Ungunst der allgemeinen wirthschaft- tichen Lage voraussichtlich wieder gebeiiert habe» würde. Ob nun aber so oder so gethcilt werden soll, der ganze Vorschlag dürste nur dann ernst zu nehmen sein, wen» die Bewilligung der zweilen und dritten Rate nicht in« Ungewisse gestellt bleckt und sich vielmehr der Reichstag sofort aus« Ganze verpslichtet, damit die Gefahr, einen Torso geschajje» zu haben, ausgeschlossen und die Erneuerung aus- regender Mililairdebatte» vermiede» wird. * Lltzrnburg, 28. Februar. Heute Mittag wurde die außer ordentliche Eellloii de« Landtag« geschlossen, nachdem sämmtliche Vorlagen der Regierung durch Annahme erledigt worden waren. * Breslau, 27. Februar. Im großen Saale de« Provinzial- StändchauleS hierielbst »rat der „Schlei. Ztg." zufolge heute das Ceiilralcollkgiiim der im Landwirlhschaftlichcii Central« vereine verbündeten schlesischen landwirthschasttichen Vereine zu seiner ordentlichen Jahrcssitzung zusammen. Vor Ein tritt in di« Tage-ordnuna gedachle der Präsident de« Central« Vereins, Brat v. Pückler.Purgdauß, der gegenwärtigen agrarüchen Bewegung und der von de» östliche» Eeiilralvereinen dem Kaiser überreickten Tenkschrift wegen der Lage der Landwirtbickast. Im Anschluß an diese Audiknz und die dort vo» dem Kaiser ge sprochenen Worte beantragte der Redner, «ine von ihm ent worfen« Dankadresse telegraphisch an den »aiser ab- zujenden. TaS Lentralcollegiui» erklärte sich eiiisüiiiinig hiersür. Landralh a. T. von Röder aus Lber-EUgut begründete dann aus drücklich zum Zwecke einer Stärkung de» „Bundes der Lanbwirthe" eine Resolution gegen jede» Zoll- und Handelsvertrag, set e« mit Rußland, sei e« mit Rumänien, durch den die Getreide öl le herabaesctzt oder die Viehcinsubr erleichtert werde. Auch >eser Resolution trat das Collegium einstimmig bei. Endlich be antragte Freiherr von Tichamnier aus Dromsdvrf, da« Collegium möge seine sreickige Zustimmung zum Programm de» „Bundes der Landwtrthe" erklären »nd di» »i»hr al« 5000 Milglieder der verbündeten Vereine aussordern, ,ädrlich je ein« Mark an die Lasse de- Bunde« zu zahlen. Ter Antrag wurde edeusall» «tu- stimmig angenommen. tk. Au» Thüringen. Am Montag Abend sind au» Weimar die ersten Petttionen gegen Wiederzulollung der Jesuiten an den Retch«lag abgeschtckt worden. E« lagen 11 736 Unterschrtsten »»< lbS Gemeinden vor. Inzwischen sind zadlreich« neu» Lifte» «tt
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