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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930306016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893030601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893030601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-06
- Monat1893-03
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BezugSPreiS h» der Haiiptexpeditto» oder den tm Stadt« bejlrk und den Vororten errichteten Aut« ^bestellen abgeholt: vierteljährlich ^»«.öth bei zwvinlaiiaer täglicher ZusieUuag in» Hau» ^l ückO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oefferreich: vierteljährlich -» 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandsendunz t»t Lntlaod: monatlich ^tt S—. DleMorgen-Lurgab« erscheint täglich '/,7 Uhr. dt« Lbeud-Butgad« Wochentag» b Uhr. Ledartio« »«tz Lrpeditroa: A,ha«neS,assr 8. Dte Ervedttio» ist Wochentag» ununterbroche» geöffnst von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. I ' Filialen: ktt« ««»»'» Lartim. (Alfred Haha>, Universitätsstraße 1, Laut« Läsche. ltathartnenstr, 1». »art. und köuig»vlatz 7. Morgen-Ansgave. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Gcschaftsverkchr. ^°1I7. Montag den 6. Aiärz 1893. Nrizeiizen-PreiS Die 6 gespaltene Petikzeile 20 Psg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4g«« spalten) öO^j, vor den Familicnnachrichlc» <K gespalten i 40^. Größere Schriften laut unterem Preis« verzeichniß. Tabellarüchcr und Zifferujatz nach höherem Tarif. Ertru-Beilagen (gefalzt), nur mit de« Morgen -Ausgabe, ol>n e NostbesörllernnH 60—, mit Postbesörderung 70.—. Aiinatimelltilub s»r ^meigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« !0 Uhr. V!orgen-Au-gude: Siachiniltag» 4Uhr. Sonn- und Festtag» früh ' ,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen >« ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind siel» an di« Srprditt»» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachunz. Au« Anlaß der Anwesenheit Tr. Majestät de« Königs wird Montag, den «. März d. I-, Mittags IS Udr eine Parade der hiesigen Garnison auf dem Aitgustusplatz statt. finden. Mit Rücksicht hieraus werden von Vormittag» ll Ubr ab bi» nach beendigter Parade sowohl die in schräger Richtung über den Augustu-Platz führenden Fußwege, wie die gucr über die Mitte de» Planes hinübersührende Straße sür allen Flitz- und Fährverkehr (einlchl. de« Pservrblihnvrrkchrs), sowie die an der Südseite entlang des Museums und an der Westseite de« Platzes entlang führenden Fahrstraßen für allen Fahrnerkrhr (einschl. des PfcrVr- bahnverkehra) gesperrt. Da- Publicum wird ersucht, den Anordnungen der znr Aufrecht- erbaltung der Ordnung ausgestellten Militair« und SchutziuannSposte» allenthalben nachzukommen. Leipzig, am 2. März 1893. Der Rath r»>» das Poltzctamt der Lradt Lripzig. v. kt. 768. Vr. Gevrgi. Bretschneider. G. Lekanntmachung. Mt Rücksicht auf den Aackelzng, welchen der Leipziger Feuer, wehrverband au» Anlaß der Anweienhelt der Allerhöchsten Herr- schalten Montag, he» k. vss. Mt», veranstalten wird, wird die Goettzestrabe von der Batinhosiiroße bi» zur Grimmaiichen Straße an gedachtem Tag« vo» Abends 9 lihr ab für allen Fahrvertrhr (einschließlich de» Pserdebahnverkehr») gesperrt. Der Theil der Goethestraße von der Theatervassage bi» znm Eingang de« Brühls bleibt vom gleichem Zeitpunkt ab, auch sür den Fußverkehr gesperrt. Leipzig, am o. März 1893. Ter Rath und das Polizeiamt der Stadt Lrl-»tg. vr. G»»rgi. Bretschneider. Oeüentlielre HontlelLletn an8lÄlt. via Xomvläanx von Uaacklnotralelirlloaen, ^ «Ich« hommenä« Oetrrn in <iis t>h-üd- oä«r >'aobw>rr»gr»turn« itvr I-etirllogB» «lildeNuu« viutrotau aollen, «rbittat «ich äer Ooterraickiuot« w äer L«»t vom <i. I«tv mit 8. Slitrr, vormittag» von 11 dt, 12' , Ül»r, vomüxlicl, unter perüdnliclier Vor»tuUu»g -!«r Xu i-owÄ-teväen üurcd ihr« Herren Lrio/ijmle. Vaa lewtv ädnil- reugui«, väor äi« Oooaurllat« äe» tiedillaru i»t da» äi«»«r O«- legenlisit vorrulegsv. IVjlüreuü ,ier xsüacliten 2oit ivercken auch Xnmelüun^ev für üeu eloMkrtgen tuekwl»»r»»<>hastlleh«n Cur!,»» untMi-en genommen, an veelcbem »icb iln»illuog>lebrll»»re lletllcilitr>m üiianen, <h« im Lcsirr« <ie- X«u«r»>We» kür >ti« w>.zei>-okairli> l,e Ijeüllliguug rum LiujLhrig-k'reiivilligemlleu«!« «ins. Vntvrrledt 10 Zkuaüe» vvodenklich. ^ehulgalä 90 I^iprlg, iw t'vbruar 1898. Oarl IVolkraw, vireetor. Politische Tagesschau. * Leipzig. 5. März. Di« Militaircommission de- Reichstage« ist auch gestern noch zu keiner Entscheidung über die vierten Bataillone gekommen. Die weitere Berathung wurde auf den Dienstag verschoben, dann soll vor der Abstimmung erst »och eine Pause von mehreren Tagen eintrelen, uni den Mitgliedern Zeit zu lassen, sich mit den FractionSgenossen und Mäklern i» Verbindung zu setzen. Es wird dadurch immer unwahr scheinlicher, daß vor Ostern überhaupt ein ernstbaster Schritt vorwärts getbanwird. Inzwischen heizt die ultramontane Presse den Mitgliedern der Centrum-sraclion immer eifriger ein, um sic zum Festhalten an ihrem bisherigen „non poseu- >im8" zu bewegen. Dabei kommen sehr vemerkenSwcrthe Geständnisse zu Tage. So schreibt z. B. der klerikale „Bad. Beobachter": „Wir wolle» einmal ganz davon abseben, daß die Milttat» Vorlage schon au« inneren Gründen unannehmbar ist sür das Ceatrnm, eS müßten schon äußere Gründe, Bründe der Zweckmäßiokett, Gründe der Selbsterdaltung die Ver werfung der Vorlage erzwingen. Wenn da« Eentrum einem Drucke von Rom weichen und durch sein Botum die Militairvorlage, sowie sie di« Regierung wünscht, zum Gesetz mache» würde, so wäre dt« Folge davon, daß sein« Wähler bei der nächste» Wahl voraussichtlich ganz bedenklich zusammenschmelzen, daß dieSociaidemokraten Hunderttausend« von Stimmen bekämen, wenn das auch kein» überzeugten Socialdemokraten wären, daß da« üentrum nicht mehr die Hälfte seiner Sitze behaupten würde; und wenn die Partei erst in Termite ver, setzt ist, dann wäre dl« nächste Folge, daß man in Rom sehr bald d,e Erkabrung machen würde, wie sich plötzlich di« kirchenpolitische Conslellalion von Grund au» veränderte, sobald da» Centrum nicht mehr mit einer Phalanx von hundert in kirchenpolttischen Fragen geschlossen stimmenden Männern im Reich-tag ausmarjchiren könnte. Mit Recht bemerkt rin badischer Mitarbeiter der „Münch N. N," zu diesen Bekenntnissen einer schönen Seele: „Au« der Fülle von Gedanken, die sich bei Lesung diese« auf nötigen Geständnisse« dem Geiste von selbst ausdranaen, sei e» mir s-nauet, nur zwei kurz hervor,»heben: 1) Was ist zu halten voo jenem berühmten „katholischen Volk" de« Ultra montauismu», wenn dessen Heerjchaaren zu Hundert tausenden tn-Lager de« Sociald«m,krati«inu» überzu gebe» bereit sind, ohne jedoch überzeugt« Soctaldemo- traten zafet», au« keinem anderen Grnnde, al« weil die Besteaeruna von Branntwein, Bier und värf» erhöht werde, fall, »m di« Lzistenz de« Reiche» ,n sicher»? L) Wa« ist ,a halte» vom Zustand de« dentschen Reich«« selbst, «,»» di« Beantwortung der höchsten Fragen seiner Fortdauer und Sicherheit abhängt »on dem Gut dünken »t»»r Partei, die offen »ngiebt, daß di« Cr Haltung ihre» ungeschmälerten parlamentarischen Be stand»« kür st« wichtiger ist, al« da« Wohl de« Vaterland««, daß di« „äußeren Gründe der Zweckmäßtgkeit und Selbst,rhallung" »n entscheiden baden, e« mag mit den „inneren Gründen" der Lala» public» sieden, wie e« will? Und «i» lange noch soll dieser Zustand währen?" Mit begreiflicher Spannung siebt man der Fraction« beratbung der .Freisinnige»' über den Iesuitenantrag entgegen. Dir gestern citirte Bemerkung der „Freist Zkg ". daß bei dem Anträge nicht blv« eine, sondern mehrere Frage» vv» verschiedener Art und Bedeutung in Betracht kommen. beweist, daß in freisinnigen Kreisen über die Jesuitensraze verschiedene Anschauungen Kerrsche» und daß die Partei der Entscheidung gern au« dem Wege gehen möchte. Es wird auch von anderer Seile bestätigt, daß unter dem Drucke einer starken Bewegung in freisinnigen Wählevkreiscn die Zweckmäßigkeit einer einfachen Zustimmung :n dem EentrumSaniraz innerhalb der parlamentarischen Fraction der Freisinnigen mebr und mehr bezweifelt wird. Es könnte sich dock vielleicht rächen. Welche Anschauung in der Partei die stärkere ist, läßt sich augenblicklich noch nicht bcurtbeilen. Der EenlrumSamrag bat übrigen« die Form eines Gesetz entwurf« und e« wird sonach mit der ersten Berathung eine Abstimmung noch nickt verbunden sein. Dafür kann sich da« Eeiilrnm auf eine Ueberrasckung gefaßt macken, die »laiickcn »och schwankenden consevvaliveii oder freisinnigen Abgeord neten r» einer sestcn SteUiingnahmc veranlassen dürfte. Tcm „Schwab. Merkur" gebt nämlich aus dem schwäbische» Ober- laute folgende Zuschrift zu: „Es ist a» der Zei«, einmal die öffentliche Aufmerksamkeit daraus zu teilten, was sür ein Unfug zum Theii mit den au den Reichstag gelangenden Petitionen gegen die Jesuiten getrieben wird. Der .Overschw. Anz." Hot neulich angezeigt, die Liste der Unter zeichner der Petition gegen Li« Jesuiten in Ravensburg sei locden aus Berlin «ingetrosfen. Ebenso wurde» nachweisbar Verzeichnisse der Namen der Unterzeichner auch in andere Slädie geliefert. Man fragt sich: Sollten Reichstags- abgeordnete sich dazu hcrgeden, die Handlanger der jenigen tacholijchen Agitatoren zu sein, welchen auch der Boykott nicht zu gering ist, um ihren Haß an Andersdenkenden auSziilasje» ? Oder entspricht e« etwa der Würde des Reichstag», daß die an ihn gelangenden Pelilionen nachher dazu mißbraucht werden, di« Unterzeichner anzugreifen und die Geschäftsleute darunter zu schädigen? Was für ein Geschrei würde sich er heben, wenn es dem Unterland einmal einsallen würde, die katho- lisch« Minderheit zu boykotttren, um für solche Anmaßung Bcr> geltung zu üben? Selbstverständlich wird im Reichstage dieser grobe Miß brauch, der mit den Listen der Unterzeichner der Petitionen getrieben worden ist, zur Spracht gebracht und daraus hin gewiesen werden, waS man zu erwarten haben würde, wenn die frommen „Bäler Jesu" den Boycott gegen Andersdenkend« systematisch orgauisirtrn. In Belgien wächst dir Auflehnung der Officiere der Bürgrrgarde in bedenklicher Weise. Der Ebes der Bürger garde hat die drei Brüsseler Capitaine, welche die Officiere der Bürgrrgarde cinberufcn Hallen, um die militairische RegicrungSordre abzuweiseu und ihre Zurückziehung zu er wirken, mit einem Tage Arrest bestrast, aber die Bersammlung hat slattgesunbeu und dir Ossiciere haben beschlossen, ihre sämmt- lichen Kameraden von der BUrgerwebr rusammenziiberusen. Man will also gegen die Regierung Front machen und trotz der unabweisbaren HecreSdiSciplin dem Lande da- Schauspiel schlimmster Insubordination geben, um — un alten Schlendrian verbleiben zu können. Diesen trüben Vorgängen gegenüber wirkt doppelt erheiternd die neueste Hetzerei der Pariser Preußcnfresscrin Frau Adam, welche in ihrer „Revue" enthüllt, daß Eisciihahnzüge Massen deutscher Munition aus Spandau und Esse» »ach den für die Deutschen (!) erbauten MaasfortS schassen, damit bei auSbrcckendem Kriege oder Ansstaiide die Deutschen Alles bereit finden. Solcher Blörsinu bedarf keiner Wider lcgttng; Frau Adam wird in Belgien nickt mebr ernst genommen; ibr tollhäuSlerikckc- Treiben rust nur Hohn hervor. — König Leopold s U»ier»cl»»ungslust wird immer größer und immer neue Expeditionen bereiten sich im Congo gebiete vor. Dieser Tage schiffte» sich i» Antwerpen au dem Dampfer „Lulu Bohlen" 43 neue Eongoagenten nach Boma ein, darunter der Lütticher Advocal Tschoffcn al« Director der Justiz und mehrere belgische Ofsiciere. An ihrer Spitz« sieht Eapuai» Pontbicr, welchem vier Lieutenants bei gegeben sind. Eapilaiu Ponldier besehliglc bisher die Bor s>ut der Rilexpedition und bat sich durch seine blutigen Zu samnienstöße mit den Arabern bekannt gemacht. Vom Ri zurückderuse», geht er jetzt nach dem Eongo, um mit seinen Osficieren eine neue große Expedition zu organistren, „von welcker man," wie die „Inböp. Belge" sagt, „später viel reden wird" — also wieder rin geheimuißvolleS Unter nehmen. Die Verhandlungen zwischen Frankreich und Spanien wegen der Handclsverhällnisse, soweit sie überhaupt eingcleitet sink, stehen nach unterrichteten Privalnachrichtcn keineswegs günstig. Frankreich soll zu einer Herabsetzung der Zölle Spanien gegenüber wenig geneigt sein. Man folgert daraus, daß Spanien sich bei den wirklichen Ber bandlungen mit Deutschland entgegenkommender als srüder verhalten werde. ES erwartet Zugeständnisse wegen de- Wein«. Daß Deutschland diese nur gewähren werbe wenn Spanien nicht mehr aus den Ausschluß des deutschen Sprit« von seiner Grenze bebarrt, bat die Regierung im preußischen Abgeordnetenbause deutlich zu verstehen ge gebe». Halbamtlich wurde dann bemerkt, e« sei selbstver ständlich, daß die Regierung die Interessen des deutschen SpritS wahrnebmen Werve. Co wird denn eine Acnkeruna nach dieser Seite wohl z» erwarten sein. Ob der Abschluß eine- Vertrags bis zum Ablauf des vorläufigen Uebercin kommen«, also bi« zu Ende diese« MonaiS, emtrelen wird ist noch ungewiß. Eine Verlängerung bedarf der Zustimmung der spanische» Kammern, die erst im April zusammentretcn Aber sie tonnte unter Vorbebatt der späteren parlamentarischen Genehmigung vereinbart werden. In Spanien finden beute die Eorte«wahlen statt C« ist kaum zu bezweifeln, daß dieselben eine Mehrheit sür da» neue liberale Cabinet Sagasia, da« „Eabincl der Nvla bilitälen", wie man es in Spanien nennt, ergeben werden Nachdem da« conscrvative Ministerium Eanovas in Folge des Zwistes innerbalb der eigenen Partei gefallen war, sollte, wie erinnerlich, eia Geschäslsmiuisterium gebildet werben, baS aber nicht zu Stande kam. Sagasia über nahm die Neubildung de« Eabiuets, und al« dasselbe con stituirt war, verlangte er die Genehmigung zur A»f- tosung der EorteS; erst nach längerem Zögern wurde dieselbe ertbeilt Bor dem Ergebnisse der Wablen braucht, wir gesagt, da- Ministerium Lagasta nickt zittern; dagegen sind andere Anzeichen vorhanden, welch» dasselbe eine Zeit schwerer Kämpfe in Aussicht stellen. Namentlich ist ein Militairconflict nicht unmöglich, da die schneidigen Reformen des Kricgsminister- Lopez Domingucz innerhalb der Armee eine starlc Berstimmung bervorgenifen haben und viele Generale unter der Führung dcS MarsckaUs Martinez Eampos ihr Mißvergnügen nicht verhehlen. Auch die Einigung der Republikaner, die sich kürzlich am Jahres tage der Gründung der Republik von l873 vollzogen hat, leigerl die Schwierigkeiten, auf welche da« Ministerium Sagasia auch nach den voraussichtlich günstigen Wahlen de« heutigen Tages gefaßt sein muß. In England beginnen die verschiedenen Parteien gegen über dem Homernle-Projtck klare Stellung zu nehme». Die Eonservaliven und Unionisten haben ein gemciusauies Amen dement auSgearbeitct, dessen Text die „Morning Post" ver öffentlicht. Dieses Amendement erklärt, baß die Kammer der Gemeinen bereit sei, daS Project, welche« Irland die administrative Autonomie geben wolle, einer wohlwollen den Prüfung zu uiirerzirhtn. daß die Kammer aber unmöglich ibre Zustimmung zur Bildung eines unab hängige» irische» Parlaments, welche« eine Gefahr für da« Königreich und für die Schwestcrinsel selbst bilde» würde, geben könne. Dagegen sind die Antiparnelliten cut- chlossen, die Regierung i» allen Fragen, denen dieselbe eine besondere Bedeutung beilegt, tbatkrästig zu unterstützen. Diese Haltung der Antiparnellilen ist verständlich, wenn man erwägt, daß mehrere Fraclionen der Majorität ernstlich daran denken, gewissen Fragen vor der irische» Autonomie den Vorzug zu geben. Uni eine unbestimmte Vertagung de« Homerule zu vermeiden, haben die ParneUitcn beschlossen, ohne Zögern zu allen Punclcn, welche einen Tbeil de« liberalen Programm« auSmachcn, bei der Abstimmung ihre Zustimmung zu geben. Der neue Präsident der Vereinigten Staaten, Mr. Grover Clevelanv, ist geste»n zum zweiten Male in da« Weiße Hau« in Washington emgezogen. Dir politische Thäligleil, die in den letzten Wochen der Verwaltung Harrison'S ins Stocken geralhen war, wird nun wieder ei» lebhafteres Tempo anurhinen. Em eigentümliche« Ver hängniß hat c« gesügl, daß dir Personen, welche der scheidenden repudlilauijchen Verwaltung ihr charakteristisches Gepräge verstehen, schon vor Harrison'S Abgang von der politischen Bühne, ebcnsall« verschwunden sind. Bla ine ist gestorben, kaum früh genug, um nicht noch Zeuge de« Bankerotts seiner politischen Richtung zu sein, Mac Kinley, der den Weg zum Wohlstand für leine Heimalb entdeckt zu haben glaubte, bezahlte diesen Wahn mit seinem eigenen Bankerott. Während inan dem scheidenden Regime ohne grsßes Bedauern Nachsicht, richten sich die Angcn aller ernsten und selbstlosen Politiker voll hossnungssreudiger Erwartung auf den neuen Präsidcnlen, der schon durch die Wahl der Departeuicntssecreta>re, der Männer, die man da« Eabinet nennt, obgleich es in der Union ein eigentliche« verantwortliche« Ministerium bekanntlich nicht gicdt.bcwiesen hat, Lage« ihm usttAuSsührung scinesRcsorni- programmS Ernst ist. Besondere Hoffnung setzt man aus den SlaatSsecretair Waller (AresHam aus Indiana, von dem man weiß, daß er gleich dem Präsidenten ein geschwo rcner Feind des herrschende» Raub- und Beukcshslems ist Die übrigen Secrelaire sind, wie früher erwähnt, auch schon ernannt worden. Da« Schatzdepartement übernimmt Job» Earlisle au- Kentucky, da« KriegStcpartement Daniel Lamont au« New-Hork, das Marinevepartement Hilary Herbert aus Alabama, das Departement de« Inner» Hoke -Linith aus Georgia, das Iustizdcpartement Generalanwalt Richard Olney, °da« Ackerhandcparlcinenl Morton au« Nebraska und das Posldepartement Gencralpostmcisler Wilson Bissel auS New-2)o»k, Aus der Botschaft, mit der Elevctand die Präsidentschaft übrrnoinmen und über die der Telegraph bereits berichtet hat, geht hervor, daß er an die Verwirklichung seine» Programm« mit Vorsicht und Schonung berantreten und namentlich dem von der repliblikaniichen Partei ausgerichkete» Schutzzollsystem nur langsam und all mälig zu Lc»be geben wirb. Immerhin »st nicht daran zu zweifeln, daß vo» dem gestrigen Tage ein großer Umschwung in der Handelspolitik der großen amerikanische» Republik datiren wird. Die Glocken, welche de» Einzug Elcveland's in da- Weiße Hau« verkündeten, läuteten der Mac Kinley Bill zu Grabe. Deutsches Reich. Zt Berlin, 5. März. DaS Reichs-VcrsichcrunzSamt bat an die Vorstände der gewerblichen Berus-genvsscnschafieii rin Rundschreiben gerichtet, welche« sich mit der Ueberwachung der Betriebe bezüglich der Unfallverhütung be schäftigt. Da« Reichs VersicherungSaint weist daraus bi», daß in neuerer Zeit die Thätigkeit der BerusSgenossenschaslen ans dem Gebiete der Unfallverhütung für nickt ausreichend er klärt worden ist. Ta« Amt krachtet diese Vorwürfe zwar im Allgemeine» als nicht gerechtfertigt, ersucht jedoch die Vorstände der UnfallverhütiingSlkäligkcil svrlgesctzle Aus merlsamkcit zu widme». Zunächst wünscht e« sür viele BerusSgenossenschaslen einen weiteren Ausbau der Beauf tragten. Sodann real e« an, ob nicht besonder« geeignete Mitglieder ber Berufsgenossenschasten selbst zu veranlassen sein möchten, sich in den Dienst der Genossenschaft zu stellen und der Beobachtung der UnfallverbiitunaSvorschritlcn ibre Ausmerksamkeit zuzuwenden. Dirke letztere Maßregel cmpsieblt e« namentlich den Baugewerk-- Berus-genosscnschaslen, weil einerseits i» denselben die Aussicht über die Betriebe durch deren Zersplitterung in viele Arbeitsstätten besonder« erschwert ist unk andererseits gerade die Mitglieder der Baugewerk« BerusSgenossenschaslen aus ein öftere« Zusammen wirken an einer BelriebSstälie angewiesen sind. * Berlin, ä. März. In seiner Erwiderung aus die Rede de« Abgeordnete» Oechelkäuser, der in der Reich«tag- verbandlung vom 2 d. M tadelte, daß unseren Eolonier nicht einmal bi« Meistbegünstigung in Bezug aus den deutschen Zolltarif zu Thril werde, bat der Neich-kanzler erklärt, ein dahingehender Antrag sei bereit» zur Vorlage beim BundeSratbe gelangt. Danach ist anzunebmen, daß dir deutschen Eolomen und Schutzgebiete demnächst in dir Reihe der in Deutschland zollbrgünftigten Länder und Besitzungen aufgcnomnien werden, WaS um so er freulicher ist, als die Einfuhren auS Deutsck - Afrika und Deutsch - Guinea znm Theil aus Waarcn bestellen, die in Deutschland infolge der Handelsverträge eine differentielle Zollllellandlung crsakrc». Offenbar llat, wie der Abgeordnete Occkeillänser andcntete, die Anwendung de« Gencralrarif« auf die Waareneinsnllr au« unseren Eolonicn auch dazu beigctrage», daß vielfach, gerate de« Zolle» wegen, Erzeugnisse der letztere» beim Eingänge in Deutschland als au« ankercu, nämlich meistbegünstigten Staaten stammend, declarirt worden sind; wo z. B. Deutsch-Oiiafrlka da« Ursprungsland ist, wurde Zanzibar al« solche« bezeichnet und in die deutsche Einfilbrstalislik aus genommen. Wäbrcnd andere Eolonialstaalen durch Zwischen- tarise die Einfuhr aus ihren Eolonicn besonders zu be günstigen strebe», erscheint c« allerdings seltsam, daß man bei u»S erst jetzt daran denkt, die Begünstigungen de« Eon- veniionaltariss auch »»seren Eolonicn zu gewällre», um so niebr al- bei der weitaus überwiegende» Zabl de» meist begünstigten Staaten und deren ebe»>alls als meistbegünstigt zu bcbantclndcn Evlonien und auswärtigen Besitzungen tue Auweutung des Eonvcntionallaris« die stieget bildet, während der Generallaris zur Ausuabme geworden ist. die Gewäbrung des Meistbcgüimigungsrechl« nicht ebne Bedeun.ng für die denlscheii tLolonicn ist, gebt z. B. ans den« Maisezport derselbe» hervor. Mais unterliegt nach unserem Generallarifc dem Zollsätze von 2 sür lOO Hz;, nach dem Eonventionaltarije nur einen solche» von l .6 60 .s. Nack der Denkschrist über die Entwickelung unserer Eolonicn betrug der Maise-porl ans dem Togogcbicl im EtalSjahrc 189» t«l 638 337 ll,:, im ElatSjallrc >891 92 276 859 leg. Der Rückgang ist durch die außerordentliche Trockenheit de» vorigen IabreS verschuldet, während das lausende Iabr wieder eine bedeutende Ernte Kossen läßt, und de» dem gesteigerten Anbau eine mehr und mellr zunellmenbe AuSsuhr, namentlich nach Deutschland, zu erwarten ist. — Der Kaiser nnd die Kaiserin machten gestern Morgen eine gemcinsaiiie Fallet durch de» Tllicrgartc». Nach der Rückkehr ms Schloß hörte der Monarch den Vortrag dcö EbcsS des GcneralstalleS, arbeitete mir dem Elles des MÜitaircabinetS, nahm militairische Melkungen entgegen und ertkeilie Audienz. — Dem Vernehme» nach wird das Kaiserpaar noch im Mär; einen etwa achttägigen Anscnlhalt in Hubertusstock nehmen. — Der Großyerzog von Toscana batte am gestrigen Vor mittag ohne alle Begleitung einen Spaziergang vom Schlosse auS durch die Straße» der Stadt unternommen, von welche», er noch einer kurze» Stunde wieder zuni Schlöffe ziirilllkebrie. Daraus begab sich der Groffherzog »ach Potsdam, ui» raselllst in der Ariedcuskirch» am Large Kaiser Friedrich'^ III. emen pracht vollen Lorbeerkranz lilederzulegeii. Später ii.'üele der Gros,Herzog den zur Zeit in Potsdam weilenden Plügiietern der königlichen Familie seine Besuch« ah, nahm einige Se: enswiirdi,steilen in Aiigeiiichet» und kehrte hieraus um l Uhr 3.', Minute» »ach Berlin zurück. Nach der Ankuust htcriclbst begab sich der Grvffherzog direct »ach der hiesigen öslerreichisch-ungarnchen Bonchast. um cincr Einladung des Buffet,asterk Grase» Szecheni» zur Tatet zu ent spreche». Hieraus inhr der Groffherzog »ach Cl aUolleuburg, nur dort im Mausoleum am Sarge Kaiser Wilhclm'S I. ebcn- salls «inen prachtvollen Lorbeerkranz lilederzulegeii. — Der evangelisch-sociale Eongreß wird am 1. und 2. Juni in Berlin abgehallcn werden. Als Referenten sind bestellt Professor Kastan, Amlürichtcr Ku kein an», Hosprcbiger Braun aus Stuttgart und Hesprctigcr a. D. Stöcker. — Zu den bekannten „irrtbümlichen" nnd „scherzhaften" Bemerkungen dcS Bauers, Brauers und Neicksiagsabgeord- »eten Lutz erläßt der Verein der Brauereien Berlins und der Umgegend" eine Erklärung, in ber es lleißt: „Nachdem inzwffchen Herr Lutz in einer Zuschrift an die „Nord- deu.sche Allgemeine Zeitung" seine domaligeii Behauptungen lheits als irrthiimlich, lheits at« Scherze bezeichnet hat, könnte man über daS seltsame Gebabren des genannten Herrn zur Tagesordnung über gehen, wenn derselht nicht von Neuem die Behauptung ausgestellt batte, daß die dunklere Farbe einzelner Berliner Biere nur mittelst Zuckere ouleurs bergeslellt werden könne. Wir jeden u»S daher veranlaßt, auch diese Behauptung sür »nwabr und den That- sache» widersprechend z» bezeichnen. Trotzdem Herr Lutz „Fachmann" zu sein erklärt, scheint er nicht zn wissen, daß man milielsi stark gedarrten bezw. gerüstete» Malzes beim Biere auch die dunkelste Farbe erziele» kann. Geradeso wie Münchener, Erlanger. Nürnberger und Culmbacher Biere sind denn auch die dunklen Biere der Unterzeichnete» Brauereien auf diese Weise her- aesnllt. Die Direktion der von Herrn Lutz namentlich angegriffenen Brauerei bat inzwischen die Einleitung des Strafverfahrens auf Grund de- g. 187 de« Reichsstrafge>etzll»ches beantragt." — Nach de» von den Ebicago-Nachrichte» veröffentlichten Bestimmungen über die PreiSverlbeilung auf der Wcll- AnSstellung waren die Regierungen der anSslellcnbcu Staate» ausgesordert, bis zum I. März d. I. Fachleute sür daS SchickSrichtercoUegium vorzuschlageii, aus denen das ErcculivcomitS sür die Weltausstellung nunmcbr seine Aus wahl treffen wird. AIS Preise werden nur eine Art von Medaillen vcrtdcilt, welche au« Bronze gearbeitet und künst lerisch auSgefiihrl sind. Tciisclbkii werden Pcrgamcnl- tiplomc bcigegebcn, in wclckc» die specisischcn Vor züge deS prämiirtcn Gegenstandes dargclcgt sind. Das iLchiebSgerichk für die PreiLvcrlbeilunss wird in drei zehn EomilöS getheilt, wovon je eines jeder der dreizehn Hauptabthcilungen der Ausstellung zugelbcill ist In jedem Eoniitö, welches berechtigt ist, Preise für weibliche Arbeiten zu vcrtheileu, sollen auch weibliche Mitglieder al« Richter sungireu. Jeder Aussteller ist berechtigt, den von ibm aus gestellten Gegenstand von einer Prüfung behufs PrciSver- tbeilung aiiSzuschließen, indem er ein entsprechende« Gesuch an da» Executiv-Eomiiä für PreiSvertheilung richtet. Anderer seits siebt dem Letzteren da« Recht >», >ete» Ausstellungs gegenstand durch jcuie ordnungsmäßig ernannten Richter prüfen zu lassen. — Vor Kurzem wurde gemeldet, der Garnisonpsarrer in Pots dam, Hosprediger Lonsistonalrath I). v. Hase, werde seinen Wir kungskreis zu Anfang April verlaslen und nach Jena, seiner Gedurirstodl, übersiedeln. Diese Mitlheilung beitätigt sich nicht. Wie nach der „N Pr. Ztg." verlautet, wird 1». v. Hase Anfang Avril »inen Urlaub untreren und wahrscheinlich nicht nach Pots dam juriickkedren vermutdllch wird er später »ine Stellung in der Landelkirch« er-alte». Wa« jetn» Lernt,r i» Potsdam aulang», f»
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