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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930308010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893030801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893030801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-08
- Monat1893-03
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1.WM W LchiM ÄMtt AÜ8MM UU MttWlh, Ü.Wlj W, (MW-Wlsck.) (Fortsetzung auS dem Hauptblatl3 Schweiz. * Bern, 8. März. In diesen Tagen findet hier eine Zusammenkunft der Massen- und AblbrilungS- ckes» sowie der Armeecorpö- und Divisionskommandanten statt zur Besprechung de« Entwurfs eine» neuen BundeS- aesetzeS über die Organisation des BundrSbeereS. Die Durchsicht der Militair-Organisation soll in drei ge sonderten Vorlagen, Truppenkörper, Unterricht und Ver waltung. vor die eidgenössischen Räche gebracht werden. Ueber die erste dieser Vorlagen dürste schon in der Juni» lagunz Beschluß gesaßr werten. Dieselbe entbält ewige wesent liche Aenderungen, so die Wiedereinführung der Reserve, auS den sieben altern Jahrgängen der Landwehr bestehend, die Verstärkung der Infanterie-Bataillone aus 866 Mann mit 80» Gewehrtragenden, die Einführung von Cavallerie- Regimentern von 742 Pferden, den Wegfall der Artillerie- Regimenter von 2 Batterien und endlich eine Umgestaltung des Genies und der Sanität. Italic». * Rom, 7. März. (Telegramm.) Sämmtliche Blätter sprechen ihre lebhafte Freude über den bevorstehenden Besuch de« deutschen KaiserpaareS auS. „Popolo Romano schreibt, da« Ereigniß sei um so höher anzuschlagen, als e- ganr und gar der srenndnachbarlichen Initiative VeS deutschen Kaisers zu verdanken sei. Im Vatikan hat der Plan der Reise große Ucberraschung bervorgerusen. — Die Krisis in Betreff de- Rücktritt- de- Krieg-minister- Pellone ist beseitigt. Wie verlautet, wird demnächst ein Senator Finanz- minister an Stelle Grimaldi'S werden, welcher nur interimistisch dazu ernannt sei. Spanien. * Madrid, 7. März. (Telegramm.) Bei den Wahlen zur neuen Kammer wurden in Cuba 11 Ministerielle, 8 Conscrvative, 7 Autonomisten und 3 Unabhängige gewählt. Ja Portorico wurden 11 Ministerielle und 5> Conservalive gewählt. — Die neue Kammer wird voraussichtlich wie folgt zusammengesetzt sein: 50 Republikaner, 60 Conservative, 16 Karlisten, 8 kubanische Autonomisten; alle übrigen Depu- tirten gehören der ministeriellen Partei an. — Die Republi kaner in Madrid versuchten gestern eine Kundgebung zu ver anstalten, wurden jedoch von der Polizei daran verhindert. Mehrere Personen wurden verhaftet. Großbritannien. * London, 7.März. (Telegramm.) Bei der in GriniSby stattgehabtcn Wahl eine- Mitglied- zum Unterbaus wurde Heues ge (Union ist) mit einer Mehrbeit von 96t Stimmen gegen den Candidaten der Gladstoneaner gewählt. Bei der Wahl im Jahre 1882 war ein Gladstoneaner gegen Heneage gewählt worden. — Die „Time-- erfährt, die Opposition im Unterhaus« habe beschlossen, dem Anträge auf zweite Lesung der Homerulevorlage mit einem direkten Ver- wersungSantrage zu begegnen. Der Senat der Dubliner Universität saßte den Beschluß, da- Unterbau» zu ersuchen, die Homerulevorlage zu verwerfen, weil sie, wenn sie Ge setzeskraft erhalte, Irland ruiniren, Großbritannien schäbigen und die Interessen des Reiche- gefährden würde. * Seit dem 13. Februar, also genau seit dem Tage, an welchem Gladstone seine Home-Rule-Bill den, Unter- Hause vorlegte, sind die irischen Staatspapiere, sowie die irischen Eisenbahn-Actien fortwährend gefallen. In einer der letzten ParlamentSsitzungcn richtete nun Sir Ashmcad-Bartlett dir etwas bo-baste Frage an den Ersten Lord de« Schatzes, wie diese Erscheinung zu erklären sei. Gladstone begnügte sich, zu erwidern, er kenne die Thatsache, habe aber nichts darüber zu sagen, da er sich keine ofsiciellen Daten verschaffen könne. In der nämlichen Sitzung ward von mehreren Mit gliedern der Opposition, wie schon gemeldet, aus den gesetz losen Zustand hingewiesen, welcher in der irischen Grafschaft Clark herrscht, wo man sich, nach der bezeichnenden Acnßerung de» Richters L'Brien, nicht mehr zu helfen weiß, die richterliche Gewalt ohnmächtig ist und ein unglaublicher TerroriSmuS Handel und Verkehr zu lähmen droht. — Wie jetzt berichtet wird, hat der Papst gegenüber dem Primas von Irland, Cardinal Logue, eine Befriedigung über die von Gladstone emgebrachte Home-Rule-Bill nicht geäußert. „Man hegte, so wird hinzugefügt, allerdings im Vatikan immer Sympathien für die Home - Nule - Bewegung und heiße daher die Erfolge derselben selbstverständlich willkommen, der Papst besitze aber, wie man in vati kanischen Kreisen betont, z» viel Tact >.»d politische Klugbeit, um im jetzigen Augenblicke eine Aeußernng zu thun, welche gleichsam als vatikanische Approbation der Gladstone'fchcn Vorlage au-gebeutet werden und auf diese Weise zur Ver stärkung der Gegnerschaft gegen die Home-Nulc-Bill in England beitragen könnte. Ebenso wie in privaten Gesprächen habe der Papst auch in seiner Ansprache beim Empfange der irischen Pilger jede Anspielung auf die mehrerwähnte Bill sorgfältig vermieden." - Norwegen. * Ihristianta, 7. März (Telegramm.) In der heutigen Sitzung de» Storthing» wurde folgender Antrag der Linken eingebracht: Im Anschluß an die einstimmige Adresse de» Storthina- vom 23. April 1866 hält das Storthing an der Alleinbestimmung Norwegen» in allen Angelegenheiten fest, welche nicht im Reichsact als unionelle bezeichnet sind. In Ucbereinstimmung hiermit behauptet das Stortbing, daß sein Beschluß vom 10. Juni 1882, betreffend dal EoufulatSweseu, ausschließlich von der norwegischen Staat-gewalt behandelt werden muß und daß diese Frage unabhängig von den anderen von schwedischer Seite in dem Protokoll vom 14. Januar 1883 gestellten Fragen abzu machen ist. Der Antrag wird kommenden Donnerstag un Storthing behandelt werken. Rußland. * Petersburg, 7 März. (Telegramm.) Dem Ver nehmen nach wird sich der Kaiser in der siebenten Fasten- Woche, welche am 26. d. M. beginnt, nach der Krim begeben, um daselbst da« Osterfest zu verbringen. — Die Meldung mehrerer Blätter, daß Vertreter der Türkei zum Abschluss« eine- russisch-türkischen Handelsvertrages nach Petersburg kommen werden, entbehrt der Begründung. — Der „Nowoje Wremja" zufolge wird die jüngste Bulgarien betreffende Erklärung deS „Regierungs-An zeiger-- den russischen diplomatischen Vertretern durch Eirculardepcscke des Ministerium- de« Aeußern initgetbeilt werden. — Der Botschafter am Berliner Hose, Graf Schuwaloss, ist gestern hier eingetroffen. — Tie amtliche „Handels- und Industrie-Zeitimg- erwähnt anerkennend den Beschluß der Karl Sckieiblrr'schen Manufaktur in Lodz, die Dauer de» Arbeitstages für ihre etwa 6000 Arbeiter von 13 auf 12 Stunden herabrusetzen ohne Kürzung des bisherigen Tagelohnes und ohne Einschränkung der Production, aber mit Einführung einer besonderen Vergütung für Feier abend-Arbeit. Oriemt. * ikonstantino-cl, 7. März. (Telegramm) Der öster reichische Botschafter Calien bat nächsten Freitag eine Audienz beim Sultan behufs Besprechung eines Zwischen falles auf der Insel Symi, woselbst der österreichische Consul und die angesehensten Christen verhaftet wurden, weil sie sich für einen zum Christcntbum übergetretenen Musel mann. welcher aus diesem Grunde Verfolgungen erleiden mußte, verwindet hatten. * Brlgrai», 7. März. In der Gemeinde Choratschitza kam es zwischen einem radikalen Bauernhauscn, der das Gemeindehaus der neuen Vertretung nicht übergeben wollte, und dem Militair zu einem blutigen Zusammenstoß. Es gab zehn Todte und sieben Verwundete; außerdem fanden 70 Verhaftungen statt. — Der frühere Skupschtina-Vice- präsibent Illic wurde unter der Anklage de- politischen MordeS unb der Geheimbündelei verhaftet. Afrika. * Der Thronwechsel inZanzibar hat doch zu einem kleinen Putsch geführt, der von Len Engländern im Keime er stickt wurde. Wahrend sich das britische Gouvernement streng an die mohammedanische Erbfolge hielt, nach der stet- der Aelteste der Familie zur Regierung berufen wird, versuchte Sayyid Cbalid Bargasch, der Sohn de- früheren Sultans, für sich den Thron in Anspruch zu nehmen, doch verhinderte britische» Militair den Plan, und eS ist zu erwarten, daß angesichts der englischen Energie ein Versuch der Eingeborenen, die Ruhe zu stören, nicht wiederholt werden wird. Der 18jährige Prätendent selbst befindet sich unter britischer Bewachung. Der neue Sultan Sayyid Hamcd den Tbui-ni (nicht Thwain) ist gegenwärtig 36 Jahre alt. Als wirklicher Rechts nachfolger der Sultane von Maskat und Zanzibar soll er auch unter den Arabern die stärkste Partei für sich haben. Zu regieren bat er in Wirklichkeit nichts mehr, da die Vev Wallung gänzlich von Großbritannien übernommen wurde. * Nach einer Depesche auS Mozambique hat in Blanty re (Nyafsaland) ein blutiger Zusammenstoß zwischen britischen Schutzlruppen und arabischen Sklavenhändlern stattgefunben; letztere wurden in die Flucht geschlagen und ihre Karawane beschlagnahmt. Reichstag. (Special.Bericht de« „Leipziger Tageblattes".) 6. 8. Berlin. 7. März. 60. Sitzung vom 7. März, 1 Uhr. Am Tisch de» Bundesraths: v. Boetticher, Hollmann u. N Die zweite EtatSberathung wird mit dem Specialetat der Marineverwaltung fortgesetzt. Beim Titel „Staalssecrelair" bemerkt Abg. v. Henk icons): Die Vorliebe für die Marine ist in den letzten Jahren wesentlich erkaltet, obwohl sie gerade ein Recht Hot, als jüngere Schivesier der Armee an die Opserwilligkeit der Nation Ansprüche zu stellen. Die Commission beantragt, einen Tbeil der Forderungen für die Mairvsen-Artillerie zu streichen. Haben wir aber nicht die genügend geübten Mannschaften, so sind unsere Ge. schütze nicht« als alte« Eisen. Durch Abstriche bei den Schiffs- Neubauten beeinträchtigt man einen wirkiamen Küstenschutz, für den die Mikroben oder Kommabacillen de« Meeres, die Kanonenboote keineswegs auSreichen. Bewilligen Sie daher diese Forderungen, ebenso wie die geforderten Trockendock«. Der Titel wird ohne weitere DiScussion bewilligt. Beim Titel Auditeure rc. beantragt die Commission (Referent Abg. Fritzen-Düsseldorf, Centrum), 1 Auditeur zu streichen. Der Antrag wird ohne DiScussion angenommen. Beim Tapitel „Geldverpslegung der Marinetheile" werden auf Antrag der Commission 1 Maschinen^Oder-Jngenieur und 12 Deck officiere gestrichen. Bei der Malrosenortlllerie-Abtheilung beantragt di« Com Mission Abstriche in Höhe von inSgesammi 48 764 ^ Abgg. Hahn und Gen. (cous.) beantragen, die ganze gor derung zu bewilligen. EtaatSsecretair Holtmann: Ich glaub« in der Commission ge- nügend dargelhan zu haben, daß es jo, wie e« ist, uichi weiter gehen kann. Es fehlt an genügenden Mannschaften, um die Be sestigungen zu besetze», die zum Schutze von Elbe und Weser er richtet worden sind. Dir Marineverwaltung ist für diese Be. sesiigungen verantwortlich und must daher da« allergrößte Gewicht auf die Bewilligung gerade dieser Forderungen legen, zumal sie sich bei derselben aus da« Allerdringendste beschränkt bat. Abg. v. Henk (cons.) befürwortet die Bewilligung der ganzen Forderung. Abg. Scipio (nat.-lib.) erklärt, seine Freunde würden für die ganze Forderung stimmen, mit Rücksicht ans die Wichtigkeit der Be- sesiigungen namentlich bei Cuxdaven. Abg. Lin gen S lLentr.) spricht sich gleichfalls für die Bewilligung der ganzen Forderung auS. Damit schließt die DiScussion — Ti« Forderung der Regierung wird entsprechend dem Antrag Hab» und Genossen und enigrgen dem CommissionSantrage, gegen die Stimme» der Freisinnigen, der Socialbemokraten und eines kleinen Tbeils des CentrumS bei äußerst schwacher Besetzung des Hause» wiederhergcftell t. Beim Capitel „Betrieb der Flotte" beantragt die Commission Abstriche in Höhe von 53L000 ./i und folgende Resolution: „Der Reichstag wolle beschließen z» erklären, daß die Marine- Verwaltung bei dem in der übergebene» Denkschrift geschilderten Bezug vo» Kohlen den gebotenen sinaiizielleii und wirldschasllichen Rücksichten entsprechend gebandelt Hai". (Es Handel!« sich um de» Bezug englischer Kohlen, weil diese billiger als die deutschen gewesen.) Abg. 6r. Ham mach er (natlib.) will der MiSdeutung Vorbeugen, al« bade das weslsälische »ohleninndicat der Marineverwaltung über- trieben hohe Preile gestellt. Die« sei keineswegs der Full gcweieu. Cr wollte eS zwar nicht tadeln, daß die Perwallung die höhere Offerte der Westfalen nicht acceptirte, aber er könne eS nicht billigen, daß der SiaaiSsecretair bei einer zweiten Submission sich lediglich an die Engländer und gar nicht an Wcslsalcn gewendet bade. Wo ohne Schädigung des Reiches der Bedarf desselben im Zulande gedeckt werde» könne, empfedle eS sich aber doch wohl, die inlän- bische Production zu berücksichtigen. Die Preise deS Syndicais seien durchaus normal, die englische Kohle sei nur durch die billigere TronSportgelegenheii billiger gewesen. Staalsjecrelair Hoilmann benicrkt, gerade die hier vorge« schlageuen Abstriche würden die Marine besonders empfindlich treffen. Es müsie großer Werth aus die genügende Jndienslsiellnng vou Schulschiffen gelegt werde»; die Ausbildung der Cadetten müßte von 6 Monaten aus 12 erweitert werden, ebenso die der Schiffs- jungen. Durch die vorgeschlagene» Streichungen würde Lies un möglich gemacht werden. Man würde aber auch in der Indienst stellung vnii Torpedoboote» erheblich beschränkt werden. In anderen Marinen würde viel mehr für JnLienslballungen ausgeivendet. Was die Frage de« KodlenzugeS betreffe, so halten die westfälischen Kohlenwerke alle Ursache gehabt, die Angelegenheit nicht in die Oeffentlichkeit zu bringen. Nach den frühere» Prcisanstellnngcn habe die Marineverwaliung keine Ursache gehabt, nochmals mit dein Berkauss-ShnLicat in Verhandlung zu lrelen. Nach Hamburg bi» hätte das Lyndicat zu einem um 3 ./k geringeren Preis ihre .Kohlen geliesert. Tie Marine hätte für ihre Kohlen demnach ca. 300 000 .st mehr aiffwenden müssen, und das in der Zeit, wo der Marine im Reichstage der Brotkorb so hoch gehängt werde. Dazu Ismen dann noch die höheren Transportkosten. In Belgien und Holland seien übrigen« weslsälische Kohlen »och billiger zu beziehen alS in Hamburg. Es habe also kein Grund Vorgelegen, die Marineverwaliung so anzugreisen, wie e« vielfach geschehen sei. Sie vcrtrele sehr wohl die »niionalen Interessen, aber wenn das nationale Bestreben dahin gehe, der Marine die Kohlen zu ver- theurrn, so konnte sie darin nicht folgen. Abg. Bebel (Soc.): Ebenso, wie Herr Hammacher das Per- ballen der Zechendeiitzec zu verlheidigen suchte, hätte er versuchen können, eine» Mohren weiß zu waschen. (Sehr richtig! links). Die Marineverwaliung Hai hier alles geihan, was sie thun konnte, ihr Verhallen isl durchaus uiiansechtbar. Der Kohle»a»Ssuh»Verein ist extra begründet, nur die Kohle im Inland« zu verlhcuer», sie dagegen nach dem AuSlande zu verschleudern. Hätte es sich um eine geringe Differenz gehandelt, so hätte auch ich de» Bezug aus dem Inland« iür richtiger gehalten. DasLyndicatkain aber erst nach Monaten mileinem niedrigeren Preis. Das ist ein unreelle« Verhallen, dem gegenüber der Staatsseeretair keine Veranlassung hatte, das Shndicat wieder zur Submission beranzuziehe». Gerade die Reichsverwaliung vermag die Macht eine« solchen Syndikats zu brechen, die Privaten siehe» ihm machiiv» gegenüber. Man sagt immer, da« Syndikat sei iin Interesse der Arbeiter gebildet, aber auch hier handelt es sich nur um da« Interesse der Acuoiiaiee, die allein den Nutzen haben, während die versprochenen Lohnerhöhungen für die Arbeiter auS- bleiben, die Löhne eher zurückgehe». Die Absicht der .Herren ist vor allem, die kleine» Concurrenlen zu drängen und schließlich allein das Feld zu behaupten. Leider hat die preußische Slams- regierung diese Ringbildungrn gebilligt, indem sie sich an dem bc- kanilien Kalisi>»dlkal belheiiigte. Um so dringender ist es, daß die Resolution zur Annahme gelangt. Abg. Nr. Hammacher (nat.-lib.): Ich stelle fest, daß über die Ablehnung der ersten Forderung des westfälischen Syndikat« keine Differenz zwischen mir und dein Etaatssecrelair befiel». Ich balle es ober auch setzt nicht für geeechisertigt, daß da« Syndikat von der zweiten Submission ausgeschlossen blieb. Wenn dasselbe nach Ham burg billiger liefert, so liegt da« wodl vor allem daran, daß die Marine bedeutend bessere Qualitäten verlange als die Hamburg«! Rheder. Die Grt'induug des Syndikats isl keineswegs alles» nii Interesse der Unlernehiner gescheyen, sondern ebenso in dem der Arbeiter, denen durch die besseren Preise die Arbeitsgelegenheit ge sichert wird. Abg. Gras Kanitz (cons.) fragt, wie Abg. Hammacher die er heblichen Preisdifferenzen rechtserligen wolle, die innerhalb drei Monaten vvrgekvmmen seien, bemerkt aber im übrigen, es sei ver- srüdl, über das Kohleusyndicat abzuurlbeilen. Die bervorgelreiciien Mißslände ließen sich wohl in Zukunsl vermeiden. Der Siams- secretair habe von einer Submission geiproche», er frage dnbei »n, ob cs sich hier um eine öffentliche Ausschreibung oder um bloße Verhandlungen mit dem Syndicai gehandelt habe. Staatsseeretair Holtmann erwidert, daß eine allgenieine Sub mission ausgeschrieben worden sei. Außer einigen schlesi'chcn und westsälischen Zechen habe das Syndicat Offerten eingereicht. Tie nitter dem Syndical vereinigten Zechen seien daraus auigriorderl worden, einzeln ihre Offerten einzureichen; das sei jedoch nicht ge- scheben. Daß die Hamburger Rheder geringere Kohle verwendeten, glaube er nicht. Abg. Broemel (dfr.): Da« Vorgehen der Reichsmarnieverwaltung ist durchaus z» billige». Hätte es sich ui» eine geringe Tinerenz gebandelt, so würde mich ich die Bevorzugung der denttche» Zechen besürworiet haben. Aber die Differenz war zu erheblich, und des halb tag auch keine Veranlassung vor, das Sydicat nochmals zur Einreichung einer Offerte auszusordern. Sie (mußte da« Finanz, interesse des Reiche« wahren, und dasselbe Interesse hat auch der Reichstag. Ter CommissionSanlrag wird sodann angenommen, der Rest de« Lrdinarium« nach den Vorschläge» der Commission be willigt und die Bcrothung des Exlraordinnriums aus morgen ver tagt Der Antrag des Grasen Ballestrem, morgen SchwcrinSlag zu Hallen, um die Beralhnng des Antrags aus Aushebung des JesuitkligesetzkS vor Oster» zu ermögliche», crgiebi bei Anwesen heit vo» nur 137 Mitgliedern die Beschlußunfahigkcit des Hauses. KZ Berlin, 7. März. Die Militaircommisfion des Reichs tag« setzte heule die Bcralhvug de» tz. 2 der Miliiairvorlage (Formation! nebst dem dazu gestclllen Anträge v. Bennigfen fort. Dir DiScufsion dreht sich »m die Verstärkungen der Regimenter vom niedrigen auf den mittleren und vom mittleren aus den hohen Etat. Abg. vr. Buhl: Bei de» vierten Bataillonen wäre» rund 27 OM Manu Berstärkung zu erwarten, hier sind 18000 Man» Vermehrung zu gewärtigen. Letztere Maßregel ist unabhängig vo» der zweiiahrigen Dienstzeit. Tic Regimenter mit hohem Friedens- elat waren bisher nur die nächst de» Grenzen garnisonirenden; jetzt will man bedeutend weiler geben Diesem Plane könne Redner für jetzt nicht zustinttiicii. General v. Gostler: Die vorliegende Position hangt doch mit der zweijährige» Dienstzeit zusammen. Tie Regi menter a» den Grenzen haben den Offensivstoß der feindlichen Armee» auszuhalien, während die im Innern die ganze Last der Mobil machung z» tragen habe». Redner erläuterte die Forderung im Ein zelnen zistcrniiiatzlg Danach ist die Verstärkung hauptsächlich siir die Recrulenausbilduiig bei der zweiiährigen Dienstzeit erforderlich 21 Regimenter solle» vom mittleren aus den hohen Elal gebracht werde». Abg. Hinze: Rein vom »lilitairischen Standpunete ans stminic» die Angaben de« General« v. Goßler betreffs Verstärkung aus den hohe» Elal a» Len Grenzen mit de» Ansichten, die sich Redner gebildet. Dagegen müsse er der Verstärkung der Regimenter ii» Innern al« Vollsvertreter widersprechen. Die Schwierigkeiten bei der Mobilmachung lind vorhanden, sie können aber auch ohne bie gesorderle Verstärkung überwunden werde». Die Organisation »iüssc auf dem normalen Zustand ausgcbaul werden, d. h. aus der Mobil machung im Sommer!,alb,ahr. Das Einstrüineu der Reserveniaiin- schasten könne da« seste Gesügc der Regimenter nicht erschüttern: im Gegeiilhcil seien zumal die jüngeren Jahrgänge der Reserve nach deS Redners Ersahrungcn das werlhvollsie Material der Armee. Abg. l>r. Buhl erklärt, nach den AuSsiibiungen des Regierungsvertreler« seine Ansicht bezüglich der Berstärkung aus den hohen Elai modifteiren zu müssen. General von Gostler: Man müsse auch die Möglichkeit eine« Winierseldzuacs berücksichtigen, wofür Rußland besonder« gut vorbereitet sei. Biele Reservisten zn schwachen Cadre« bildete» gewiß kein günstige» Berhäliniß, zumal di« ersleren großeittheil« nicht zu ihren früheren Regimentern ein- gezogcn weroen. Gras Kleist erklärt, sür die ganze Forderung zu stimme», und begründet die» mit den überzeugenden Aus führungen des Regierungsverircler« und mit dem Vorhandensein der für die Verstärkung erforderlichen Maniifchasicn. Abg. Richter: Die Commission hat es nicht mit de» einzelnen Positionen, sondern mit der Gejaiiiiillvermebrung der Präsenz zu ihun. Für icdc Verstärkung vo» Formationen lassen sich plau sible Gründe ansühre». So lange die Regierung daran seslbält, an der Stärke der bisherige» Formationen »ichl rütteln z» lasien, läust jede neue Formal»,» oder Verstärkung aus Vermehrung der Präsenzstärke hinaus, weiche die freisinnige Partei »ichl bewilligen werde. Wozu belasse ma» den» die Gorderegi.iicitter, die doch nichr an den Grenze» stehen, aus dem doken Etat? Die notl,wendige Ver-' slarknng an de» Grenze» möge durch Verminderung im Innern erzielt werden. Tie heutige Argunienlalion zu Gunsten des höheren CtalS der vorhandenen Bataillone sieht i» aussallenLcm Widerspruch mit de» Ausführungen zu Gunsle» der vierten Bataillone. Gegenüber ersterr» le> u. A. daraus biiiziiwelse», daß doch nach de» sonstige» Pionen kniislig mehr Uiilcrvjstciere und mehr Copilulanlen pro Bataillon Vorhände,, sei» werden. Für Le» Ersatz der zum Arbeits und Burschend!«»,! bisher verwendete» Mauiischasleu sei Redner bereit, Mehrausgaben als Cvnseqnenz der zwciiährigen Dienst- zcii zu bewillige,,. Hier sei die Möglichkeit, ohne Erhöhung der Präsenz die Ansrnckeslarke der Baiaillone.erhcblich zu veistarlen. Aber die Heeresverwallniig weife alle diese Rcsormc» zurück. In Frank reich und Rußland habe ma» sehr Hobe» Etat a» der Grenze, aber dafür uni so schnnchereii im Innern. Reichskanzler Gras v. Eaprivi: Tao llrihcil von Sachverständigen sei Lvch wähl z» beachten, z. B. bclreffs der Oisicielhnrjche», welche bei der letzt so stuc- tuirende» Eivilbevöik'rnng iiolhweiidjg seien. Tie Truppcnlheile im Innern »Hisse» lhayachlich bei der Mobilmachung bcdeulende Laste», Abcommandirungen re. sür die Grenzregimenler tragen. Ter Uiiierschied zwilchen den allen und den neuen Bataillone» sei der, bau es sich bei letztere» nur »in Cadrcs handle. Bezüglich des Werihes der Reserve stimmten seine langjährigen Erfahrungen nicht mit denen des Abg. Hinze überein; der Stamm von Leuten, die sich gegenseitig kenne» und vrrlimieii, sei die große Hanpliache; die Verhältnisse haben sich durch die ächnelligkeil der Mobi!iiiach»ng hierin iveseniiich veranderl. , Tie Beriiälkung der Speeiaiwussen sei populair. die der Jnsanlerie l aber erst recht nölh'g Tie Eveninaiiial der Winlerseidzuge könne I keine Diplomatie verhüten. Auch bisher haben hausig Wiiilerfeid- j züge siattgcsuiiden; auch sür Teulichland sei nach dem Uribeil Mvllkr'S ei» Wiiltrrseidzug gerade gegen Rußland varzu ziehen, besvnders wegen der polnische» Eümpse. General v. Goßler: Betreffs der Gardcreglinenler sei die veereS- leitnng besugt, die Släike scslzuslellen; die Garnison vo» Berlin könne ans militairische» Gründen »ichl vermindert weide». Hin- sichliich Le« Wachidicnsles sei eine erhebliche Verminderung desselben im Werke. Abg. Gras Kleist: D>e Heeresverwaltung Hube bisher jede einzelne Forderung ausreichend begründet, wozu die Fragen de« Abg. Richter viel beigeiragen hatte». Ma,vr Wachs: Ans den AuS- lührui.gen des Abg. vmze habe er enliioiniiien, daß derselbe die Ver stärkung der Regst,inner im Innern ebenfalls sür noihwendig halte und nur mit Rücksicht aus die fiiiaiiziellcii und Tiensltmigiichkcils- verhältniss« dagegen sei. Redner versucht den ziffermäßigru Nachweis, daß bei dem niedrigen Elal die Stämme völlig unzureichend sei» würde». Der Ersatzbedars der Negiineiilcr, die im Felde siehe», sei ersuhrungsinaßig >chon kurz noch Eröffnung de- Feldzuges sehr groß, und hierfür sei vorzusorgen. Andererseits er forderte» die erge» Tage nach der Kriegserklärung, wie lpecielle Ziffer» ergebe», eine »anihasie Vergaikuna. Abg. Hinze vermißt bei den Berechnungen der Liane an de» oil- liche» Grenzen jede Bcruckiichtigung Oesterreichs, wodurch unser« Lage bedeulend günstiger werde. Auf die erste Feuillrtsn. Der Schnupfen. Loo vr. weck. I. Dekk. NaStniL »er»»«m. Die gewöhnliche, fast alltägliche Erkrankung, beziehungs weise katarrhalische Entzündung der an Blutgefäßen, Nerven, Geweben und Drüsen überreichen Schleimbant der Nasen höhle wird al- Schnupfen bezeichnet. Die Symptome und der ganze Verlauf deS Schnupfens sind zu bekannt, als daß e» nokbig wäre, darauf näber einzugeben. Mehr interessiren dürste die Leser die EntstehungSursacke des Schnupfens. Die Allen leiteten die Entstellung deS Schnupfen- direct vom Gehirn ab und sind der Ansicht gewesen, daß die in solch' großer Menge vorhandenen Säfte auS dem Gehirn flößen. Sie hielten also den Schnupfen für einen notbwendigen ReinigungSproceß de- Gehirn-, somit für einen wohlthuenden, der Gesundheit zuträglichen Zustand. Es bedurfte langer Zeit und vieler wissenschaftlicher Er örterungen und Streitigkeiten, bi« eS gegen Mitte deS 17. Jahrhundert» gelang, diese Theorie umzustoßen, womit der Schnupfen rndgiltig al» eine Erkrankung der Nasen- schleimbaut anerkannt wurde. E» ist unleugbar, daß zum Schnupfen eine aewlffe Inclination gekört, andererseits entslrht er auch bei sonst nicht inclinirteo Individuen durch verschiedene Temperatureinflüsse, sowie auch durch chemische unk mechanische Reiz«. Die häufigste Ursache de» Schnupfen- ist ohne Zweifel die Erkältung. So wie beinahe jeder Mensch psychische Mängel bat, besitzt er solche in noch größerem Maße gewiß auch in physischer Beziebung. und diesen Mängeln ist eß zuzu- schreiben, daß viele Menschen äußerlichen Einflüssen so wenig Widerstand «t-«>r»srtze» können. Möge ein solche» zum Schnupfen geneigtes Individuum seinen Kops noch so gut eiii- packen, werten seine Füße kalt, so bleiben die Folgen doch nicht au». eS bekommt unerbittlich den Schnupfen. Sowie ein Gebäude beim Sturm nicht in seinen festen, massiven Be- standlbrilen erschüttert wird, ebenso werden in Folge einer Erkältung auch nur die schwachen lockeren Bestandiheile de» menschlichen Organismus, d. h. vorerst die mit lockerer Sckleimbaut aus<zestatteten Luftwege angegriffen, zu welchen auch die Nasenhöhle gehört. Die Erkältung tritt um so leichter ein. je ausfälliger der Temperaturunterschied zwischen äußerlicher Luft und dem Körper ist, ferner wenn zufällig blo» eine einseitige Abkühlung de» Körpers statlfinbet; wenn nach großer Hitze die Temperatur sich plötzlich abküblt, wie eS z. B. der Fall ist, wenn an einem heißen Sommertage plötzlich ei» Gußregen ober Hagelwetter kommt; wenn der beim beißen Ösen erwärmte Körper plötzlich der frische» Lust auSgesctzt wirb; in den ersten warmen FrüdlingStagcn durch leichtsinnige Kleidung: wenn man die ersten Sommer- tage genießen will und stundenlang im Freien sitzt, und schließlich auch, wenn man im kühlen Wetter die Haare kurz scheeren läßt u. s. f. Es wird vielfach behauptet, daß man sich auch durch da« Küsten einen Schnupfen zuzieben kann, wer wagt eS aber zu bebaupten, daß man sich durch da» Küsten eine Erkältung zuzieben könnte? E» ist ein allgemein verbreiteter Glaube, der Schnupfen sei ein infectiöse« Leiten. Dieser Glaube erklärt un». warum die mit Schnupsen bcbastele Person und ihre Umgebung solch zurückballenbe- Benebmen gegeneinander zur Schau tragen Direkte Berührung, besonders da» Küsten, wird auch al» Ursachesür die Weiterverdreiiung de»Schnupfen» angeseben. Wabrlikd, wenn die unterlassenen Küste al« ernstliche Argumente figuriren könnten, dann müßte dieser Satz unum stößlich seststeben! ES gab und giebt Aerzte, die an sich selbst ebenso un appetitliche, wie lehrreiche Experimente vorgenommen haben, um die AnslcckungSsäbigkcit de« NasensecrclcS während de- Schnupfens einer endgiltigen Entscheidung zuzusühren. Der artige Experimente sind jedoch siel« resultatioS qebkicbkn, und die Frage steht noch immer offen, ob der seit Jahrhunderte» als ansteckend gellende Schnupfen wirklich ansteckend ist oder nickt. Ein begleitendes Symptom des Schnupfen- ist das Niesen, welches erfahrungsgemäß den ganze» Körper angenehm erschüttert, und ein unangenehmer Gefühl des Nichlbcfriedigt- scin« ist e-, wenn man niesen will und nicht kann Es ist ein allgeniein verbreiteter alter Glaube, daß da- Niesen eie glück liche Wendung einer vorbandencn Krankheit zu bedeuten habe, eS scheint also der obligate gute Wunsch beim Niesen mir diesem alten Glauben im Zusammenhänge zu sieben. Ter UinS dr äuten Wunsche- beim Niesen ist so alt, daß seine» Ursprung selbst Aristoteles nicht zu bestimmen vermocht hatte. Heutzutage ist der Ruf: „zum Wohlsein- zwar nickt mehr salonfähig, unter guten Belannten aber, wo ma» ungenirt niese» kau», bleibt da- „Prosit- doch nicht weg. Tie Allen betrachteten da- Niesen Lberbaupt, auch wenn eS sich nicht um eine Krankheit handelte, sür ein glückliche- Omen Möge aber da- Niesen ein glückliches Omen sein oder nicht, sicher ist da» Eine, daß eS den Anfang ei»eS Schnupfen- anzeigt, gar nicht zu reden davon, daß e« zum quälenden Leite» werbe» kann, wenn eS sich — wa- gar nicht selten der Fall ist — fünfzig bis hundertmal wiederholt. Ter Schnupfen ist ein derartig alltägliches Leiten, baß beinade jeder Mensch Schnupfen-Sachverständiger und viel fach auch glücklicher Besitzer eine- Special»,ittel« gegen Schnupsen ist. Ich meinerseits kenne leider »ur ein einzige- guteS und bewährte« Mittel gegen den Schnupfe»: raS Schnupftuch In den Annalen der alten Völker, wie Hebräer, Cbaldäer. Astyrer und Perser, steht vo» der Anwendung de« Schnupftuches nicht- verzeichnet. Die Römer und Griechen batten zwar Taschentücher zum Schweißlrocknen, doch ist e« brioahe zweifellos, daß dieselben niemals ähnliche Verwen dung gesunden baden, wie unsere Schnupftücher, da diese Haiidliiiig al« eine außergewöhnliche Ungezogenheit betrachtet worden wäre. Bei den alten Völkern galt die allzu große DiSposüivn des schöuc» GescklkchlS zum Schnupsen als ein großes Unglück. PlaittnS erzählt uns, daß bevor die Männer in Rom freiten, sic zuerst Erkundigungen eingezogen hatte», ob betreffend: Daine nickt etwa Besitzerin einer zur bewußten »»angcnekmc'.i Ableitung zu sehr diSpciiirlen Nase sei? Iuvenal macht sogar Erwähnung von einem EbescheibungSprocesse aus obiger Grundlage. Gegen Mitte deS >6. Jahrhunderts durste man da- Schnupftuch noch gar nicht öffentlich zeigen, man bediente sich desselben »ur a» abgelegenen Orten mit Ausschluß der Oeffentlichkeit. Erst gegen Enke de- Ul. Jahrbunrert- wurke taS Schnupsluck gelegentlich der europäische» Influenza-Epidemie zuerst in Rußland salonfähig. Von bicr verbreitete sich dieser Artikel über ganz Europa. Es wurde darin ein dcrarliger Aufwand getrieben, eS wurde» ans seine Spitzen-Schnupslücker solche Summen veraus gabt, daß fick die Dresdener Behörden nunc, I5>85 veranlaßt jükllen, die Benutzung de» ScknustucheS den »nlcrcn Ständen bei Androhung bober Strafen gänzlich zu untersage». Heut- ziitage >st die Benutzung nicht nur gestattet, sondern da- Lchiiupstilch ein derartig unenthehriichcr Gegenstand gc worden, daß c« um kelscn Ruhe geschehen ist, der daS Malheur bat, eS einmal zu Hause zu vergessen. Bei dem schönen Geschleckte ist es ein Luxus- und Modeartikel. Es ist ein graziöses Mittel in zarte» Händen, welches verschiedene Bewegungen begleitet, die eventuell nur vvn einem gewisse» Herr» in der Gesellsckast verstanden und begriffen werken; oft wird eS zrnu Trocknen der Thräne» benützt; es maSkirt unk kämpst den Husten. E« ist ein Spielzeug, zuweilen Ableiter in verlegenenSitualione», und schließlich ist «Sein woblthnendes und, wie gesagt, unentbehrliche» Mittel -egen Schnupfen. Ich
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