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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930309014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893030901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893030901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-09
- Monat1893-03
- Jahr1893
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RkzugA»Preiö da Hauptexpedittou oder den tm Stadt« bezirk u»d de, Borortru rrrtchteteu Au«- ^cmlle» abgrholt: vterteliLhrlich^s.öO, bei zwetmaliaer täglicher Zustellung in« Hau« X LLO. Durch die Post bezogen für Teustchlaud und Oeirrrrrich: vierteliührlich ^ . Direct» tägliche Kreuzdandjeuduog i»« Ausland: monatlich -Si 9.—. Morgen-Ausgabe Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich '/,7Uhr^ di« Abend-Ausgabe Liocheatags 5 Uhr. Lekaction und LrpeLitiou: Johanne«,aff« 8. Lie Lipedittoa tst W> geäguet »o» früh Filiatrn: ktt, Kle»«'« Sortim. «Alfred Hat«). Universititsstratze 1, Louis Lösche, pvthorivenstr. 14. pari, und König-Platz 7. 'chüm'TllgMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Gcschäftsvcrkchr. Anzeigen-Preis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. tzieclamen unter demRedactionSstrich (4gs« spalten) bO>^, vor den Fainiliennochrichteit «6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zifserasatz uach höherem Tarif. Ehtra-Beilagen (gesalzt), nur mit de» Morgen - Ausgabe, ohne Dostbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmelchlub für Änzeigen: Abend-Au«gabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtag« srüh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stund« früher. Nnzrtgr« sind stets an di« Ex-kditto» zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. 123. Donnerstag den 9. März 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmlichung. Für Ostern d. I find 4 AuSstattnnaSspendrn im Betrage von 77 ^ 25 />z. 87 ./k 58 40 vL 64 und 40 58 an hiesige arme unbrscholtene Fraurn. welche sich in der Zeit zwischen Ostern vorigen und Ostern dieses JcibreS verheiralhet luiden, von uns zu vergeben. Die Spende von 40 64 ^ kann nur an ehelich Geborene, die von 40 btt nur an hiesige BurgerStöchter vergeben werden. Gesuche sind nnicr Beifügung der lllieschliebungsbeschetnigung, eines von zwei hiesigeu Bürgern bei Äürgerspslicht ausgestellten Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin und einer Geburlsbejcheinigung bis zum 8. April d. I. aus dem Nachhause 1. Obergeschoß, Zimmer Ar. 11, eiuzureichen. Leipzig, den 2. März 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Gevrgi. Wagner. Sekauutmachung. Di« «kinlösnng der am LI. diese« Monat« solligea Zinlscheine der 3' ,", Leipziger Stodtanleihe von 1887, Serie II (ä. <1. 81. März 1890) erfolgt bereit« vom 1a. dieses Monats ab bei unserer Stadtcasse in den Stunden von 9 Uhr Vormittags bi« 1 Uhr Mittag«. Leipzig, am 7. März 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ur. Neorgt.E. Schulze. Lekauntmachuiig. o,«l: Der unterzeichnet« Verein empfing in den Monaten Januar und Februar d. I. von Herrn Frieüenerichter Sridemaim: b Sühn« i. Sach. M.S. /.P.L. - L - - - K.H./.E von Herrn Friedensrichter W. A. ^4 3 Sühn» t. Sach. G. /.S. - 3 - - - 8i / .R. . 5 - «./Pt. -5 » » » B./.P. - 10 ... S.-/.F. »3 ... K./go. - b ... L./.F. >ll 4l, worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, 4. Marz 1893. Ter Vorstand de« Samariter-Verein». Schn vor, Schatzmeister. ZUM 9. Marz. Mns Jahre, ein Lustrum, sind es bereilS, seit Wilhelm I. in« Grab gestiegen, und doch, al« ob eS gestern wäre, so frisch lebt ia deutschen Herzen die Erinnerung an jenen spät und doch zu früh gekommenen Cchicksal-tag, da der erste Kaiser ansbörte, über sein Volk zu wachen. Die Erinnerung und der Schmerz Nicht das nationale Sehnen, mit dem der AuSgang Kaiser Rothbarts da« unbefriedigt gebliebene Volks gemitlh erfüllte, ist Wilhelm I. in da« Grab gefolgt, denn er bat erfüllt, was die Sage von Jenem verhieß, er bal nicht nur große Thaten verrichtet, sondern uns ein große- fertige« Werk hintrrlafsen. Aber die Wunde, die sein Hintritt geschlagen, ist nicht verharscht» die Sorge um die ungeschmälerte Erkaltung de« lieber kommenen verwehrt noch heute dem deutschen Volke, den Tod de- Unvergleichlichen mit Ergebenheit nnd in dankbar ruhigem Gedenken hinzunehmea. Sein kaiserlicher Enkel unk Erbe hat e« ausgesprochen: »Die hehre Gestalt unsere« großen dahingegangenen Kaiser« Wilhelm ist un« stets gegenwärtig mit ihren gewaltigen Erfolgen!" Jedoch nicht allein mit ihren Erfolgen: mit ihrem ganzen Wesen, ihren nicht genug zu preisenden Tugenden, die bei den Erfolgen gerade der Person de« alten Kaiser« jeden Gedanken an die Gaben de« launischen Glück« verscheuchen und ihnen den Stempel de« höchsten Verdienste« aufdrücken lind mit Recht hat Wilhelm ll. den Glauben de- Groß raler« an seinen ihm von Gott verlirbencn Bern und unermüdliche Pflichttreue diesen Tugenden zu gezählt. Nur daß jener Glaube nicht uuverknüpst neben dieser Pflicht einhcrging, daß er vielmehr die unbestechliche Gewissenhaftigkeit, welche wir dankbar bewundern, au« sich berau-geboren hatte. Gewiß war Wilbelm I. durchdrungen von dem Gedanken de« Goitesgnadenlbum«, wie nur irgend em Herrschet der Vergangenheit und Gegenwart. Aber dieser Glaube an seine Sendung hat ihn niemals verleitet, da« was er im gegebenen Augenblicke meinte und wollte, für da« Reckte, oder gar für da« allein Zulässige zu erachten, nur weil e« einem königlichen Kopse oder Herzen entsprungen war. Religio« bat er sein Ami jederzeit ausgefaßt, mystisch niemal ler Glaube an göttliche Inspiration, wie er bei Friedrick Wilbelm IV. hervorlrat und von diesem auch au-drücklich besannt wurde, lag dem jüngeren, stärkeren Bruder fern Unter den Pflichten, die er sich aufrrlegte, stand die Pflicht der Prüfung, auch die Prüfung seiner selbst, in der vordersten Reihe. Au« ihrer steten Erfüllung entsprang die Schlichtheit seine« Wesen« und die wahrhaft groß zu nennende Rachternheit de« Geiste«, mit welcher er dir Staalsgrsckäfte wabrnabm. Wilbelm I. kannte die Menschen und Dinge, weil er sie zu erkennen sich bemühte, und diesem hoben ver rienste wurde der höchst« Loh» zu Theil: er fand Dienerund Beraiber, die mil ihm zu seiner und de- Vaterlandes Größe wirkte». Aber »och Größere« »ad Schwerere« gelaag ihm: erhielt fest, »a« er bewährt faad, es dünkt» ihm kei» Opfer und kein, Minderung seine« königlichen Ansehen«, sich im Staat-intrrrsse einer besseren Einsicht unterzuordnen. Diese Srlbstentäußerung widerstritt nicht seinem Glauben an den ihm von Gott ver liehenen Beruf, sic ging vielmehr daraus hervor. Sein klarer Blick bewahrte den dahingegangenen Kaiser vor dem Jrrthum, daß der persönlichen Brthätigung de« Monarchen keine Grenzen gezogen seien, wie ein wahrhaft königliches Tactgcsühl ihm jeder Zeit sagte, wo Herrscherwürde und SlaalSwohl sein Hcrvorlrelen verlangten, wo sie e« verboten. Da» Band, da- den Tiefbeweinlen mit seinem Volke ver knüpfte, hat durch diese Zurückhaltung wahrlick keine Lockerung erfahren. Der gute alte Kaiser war immer unter un«, auch wenn er nicht unter un« trat, e« ging ein ruhige-, stetige« Licht von ihm au«, niemals blendend, aber immer erwärmend. Treu und bieder, «in Vorbild für sein Volt und eine Stütze, die niemals wankt«, bi« der Tod sie zer brach, so war Kaiser Wilhelm, so lebt er in unserem Ge- dächtniß und al« einen Solchen beweinen wir ihn. Aber wir beherzigen zugleich die Worte unsere« Kaiser«, daß wir nicht in nutzlosen Klagen un« ergehen sollen über Menschen und Dinge, die nicht mehr sind, daß vielmehr da« der großen Ahnen allein würdige Gedenken sich darin erweist, aus hrcn Bahnen Weiler zu wandeln. Diese Worte begreifen ein Gelöbniß und eine Mahnung in sich. Wird das Gclöbniß erfüllt und die Mahnung beherzigt, dann werden Herrscher und Volk künftige Sterbetage Wilhelm'« I. der sanften Trauer um den hehren Tobten widmen dürfen. Aus Frankreich. X. Pari». «. Mär,. Wenige Tage vor dem Beginn de« Processe« wegen Be lechung, resp. Bestechlichkeit gegen die Administratoren der Panamacanal-Gesellschaft und gegen eine Anzahl Parla mrntarier haben mysteriöse Einflüsse den gerichtlichen Ver handlungen vorgegriffen und den protokollarischen Wortlaut der Aussagen von Lesiep«, Fontane, Freycinrt, Floquet und Elemeaceau vor dem Untrrsuchung«rickter im „Figaro" und im „Gaulois" zur Veröffentlichung gebracht, welche gesey widrige JndiScretion zu dem Zwecke begangen worden ist, jeden Versuch, die Politiker Frevcinet, Floquet und Clemenceau m dem bevorstehenden Processe au« dem Spiel zu lassen, unmöglich zu machen. Die französische Strasproceßordnung verbietet die Veröffentlichung von UntersuchungSacten, sowie von den Aullagcschrijlen, bevor dieselben in össeullicher Ver handlung zur Verlesung gelangt sind. Dir Acten müssen streng geheim gehalten werden, bi« die Untersuchung ab geschlossen ist und bis die betreffenden Bcschnltiglen durch Beschluß der Anklagekammer vor da« Schwurgericht verwiese» sind. Sobald Solche« geschehen, haben die Vertheidiger der Angeklagten da« Recht, von den UnIersuchungSacten Einsickt zu nehmen, zu welchem Zwecke da» „closgisr" den Avvocalen in den Bureaux der Staatsanwaltschaft zur Verfügung ge stellt wird. Dieselben dürfen sich natürlich Notizen macken, e« ist ihnen aber nicht gestattet, Abschrift von den Actenstücken zu ncbmen. Unter diesen Umständen ist e« ausgcschlossen, daß einer der Atvocaten im Stande gewesen wäre, dir langen Aussagen der Angeklagten Lcfsep« und Fontane und der Zeugen Freycinct, Floquet und Elrmenceau abzuschreibrn; e« kann daher keiner der Advocaten in den Verdacht geratben, dem „Figaro" und dem „Gaulois" die von diesen Journalen veröffentlichten Schriftstücke übermillelt zu haben. Nun habe» aber in diesem Kalle nicht ausschließlich die Advocaten Ein sicht in die Acten erhalten, da der Justizminister cs für thunlich erachtet batte, dem Verlangen der parlamentarischen Untersuchungß-Eommission nackzuaebcn und den Mitgliedern derselben zu gestatten, ebenfalls Kenntniß von den Acten zu nehmen. ES ist da« aber auch in den Bureaux der Staat«- anwallschaft und im Beisein von Gerichi-beamten geschehen so daß man den Versicherungen der parlamentarischen Eommission, daß keiner von ihnen die Veröffentlichungen veranlaßt habe, ebenfall« Glauben schenken muß. E« wird daher wohl nicht aufgeklärt werde», wer der Schuldige gewesen ist, und die StaatSanwaltsckaft wird sichdamitbcgnngen müssen, daß der „Figaro", der „Gauloi«" und diejenigen Journale, welche die Acienstiicke wörtlich ab gedruckt baben, wegen einer Eonlravention zu 500 oder 1000 Frank« Geldstrafe vcrurtbeill werten. Diese veröffentlichten Aussage» bade» um vollständig bestätig», daß der damalige KriegSministrr von Frehrinet, der damalige Eonseil-Präsident Floquet und der dainal« als Ehe' der radikalen Fraktion in der Kammer einflußreicke Elc mencca» die inlimsten Beziehungen mit dem Bankier Ncinach wie init dem Abenteurer Eorneliu« Herz unterhalten haben ja, daß sie sogar deren Vermittler gewesen sind, als eS sich darum bantclle, von der Panamacaiial-Gesellschaft eine An zahl von Millionen zu erpresse», welche Herz unter Drohung nur Enthüllungen über die Bestechung der Deputirlcn von Neinach verlangte. Diese Veröffentlichung macht e« auch erklärlich, daß Herr von Freycinet sich veranlaßt gesehen hat da« KriegSministcrium zu vertanen, nachdem er gezwungen gewesen war, die auf seine Belheiligung bezügliche Au-sagc de« Herrn von Lrssep« vor dem Untersuchungsrichter al« richtig anzuerkennen. Nach diesem Vorspiele sieht man na tllrlich mit großer Spannung den Gcricht-verbandlungen ent argen, welche voraussichtlich noch verschiedene sensationelle Ucberraschungen bringen werden. Inzwischen setzt «in ack I,oe gegründete« Scandalblatt, „La Revolution", die Veröffentlichung der von den gerichtlichen Experten ausgrstrlltr» Liste der Summen fort, welckc die Journale und dir Journalisten von der Panamacanal-Gesell kchast erhalten haben; dieselbe ist nur z» sehr geeignet, die seit Beginn de- Panamascandal« gegen die Pariser Press erhobenen Anschuldigungen zu rechtsertiaen und c« gleich zeitig erklärlich zu machen, daß di« Journale gegen die Parlamentarier und >raen »ir Unternehmer Hetzen, um dadurch dir Aufmerksamkeit der »ssrutlichen Meinung »ander unbestreit Publicum zu warnen, sondtin ^„„vermeidlich erkannt zablmigen enuuntert bat. ^ Mitarbeiter der erschreckend wenigen Ausnahme - x,s>, welche die Pariser Journale, figuriren ""'d" langes ^.e h7.weise°"?edeme.,d'e'''S'unmen erb-Ue" dieselben dadurch in einer dem Unternehmen günstigen Stimmung z kibalien Ick könnte ein bekannte« Boulevardblatt nennen, welch « a» d r Spitze der Hetzer marsch,rt. d.e de" Panama- standal ccaeu die republikanisch- Negierung auobcule» da« aber mil'cuicm ganzen Dutzend seiner M'larbeiter und iml einer Gesauinitsumine von über 500 000 FrancS au, der s-reß- ""E?klnn nicht Wunder nehmen, daß diese Ha»u"ü --n-- aroste» Tbcile« der Pariser Presse >n den parlanitnlarilcbcn Kreisen eine große Verstimmung gegen dir Prcne hervortierc.lcn und einen republikanische» Dcpul.rle.' Herrn Bo.s,y d.lnglaS veranlaßt bal. einen Gesetzen,wurs c.nzuhrmgen um d« " antwortlichkeit der Zeitungen für die von denselben veröffentlichten finanziellen Artikel fest,»setzen. D.cser «utrag lautet dal»», daß der Artikel 405 de« Oulls pönul auf die D.rec- toren, Redacteure und Geranten der Journale Anwendung finden oll welche wissentlich und durch in anderer Form und an einem anderen Platze wie dir gewöhnlichen Reklamen red'Sirtr und veröffentlichte «riikel sich zu Mitschuldigen unehrlicher oder verlustbringender Speculalionen machen. Der angezogcne «riikel 405 de« Strasgeseybuche« bestimmt eine Gesangni«- trase von einem bi« -u fünf Jahren und eine Geldstrafe von 50 bi« 8000 Frank«. Herr Boissy d'Angla« motivirir ft'nen Änlrag mit den Enthüllungen de« Panamascandal« in Bezug aus die Belheiligung der Presse und verlangte die Dringlich- keit«.Erklärung. welche auch mit großer Majorität votirt wurde Die darauf in den «btbrilungcn erwählte Eoinn»s,,on zur Prüfung de« Anträge« besteht au« 8 Mitgliedern, welche ich für und 3, welche sich gegen denselben auSgesprocken baben. so daß die Annahme dieser Verschärfung ke« Preß- zesetze«, wenn auch in veränderter Form, wahrscheinlich >sl. Daß überhaupt die öffentliche Meinung gegen die Scandalpresse aufgebracht ist, zeigt die dieser Tage vor dem Schwurgerichte in Bordeaux erfolgte Berurlheilung de« Pariser Hetzblattes „La Eocarde", welches den früheren Bauten- minister und Depulirtcn von Bordeaux, Raynal, verläninke- riscker Weise bescknlrigt halte, vor einigen Jakren gemein- schaftlich mit dem Deputirlen Joseph Reinack, Ehes-Nedacleur der „RSpublique Fraiitzaise", für diese« Blatt von dem Gouverneur de« ErSdit Foncier 300 000 Franc« erpreßt zu baben. Die Verhandlungen erwiesen, daß ein gewisser Denayrouzr, ehemaliger Deputirter und Mitreoacteur der „Mpubliaue Frantzaiie", der sodann in da« boulangistische Lager übergelauscn war, diese Scandalgeschicktc erfunden hatte, um sich an seinem früheren Evllezen und Parteigenossen zu rächen. Obwohl der famose Hetzer Andrienx in seiner Vertheidizung der Angeklagten den ganzen Schmutz des PanamascandaleS ausrührte, um die Geichworene» gegen die Herren Raynal und Neinach einzunehnien, erklärten dieselben die Angellagten ohne mildernde Umstände schuldig, woraus Denayrouzr zu 3 Monaten Gcsängniß und die „Eocarde" zu Llenayrouze zu 3 'Monaten Gcsängniß und die „Eocarde" zu 100 Franks Geldbuße, zu 5000 Frank« Entschädigung n»d zu zahlreiche» Veröffentlichungen de« UrtbeilcS verurlbeilt wurden. Diese« Ergebniß bat in den republikanischen Kreise» den besten Eindruck gemacht. Deutsches Reich. U Berlin, 8. März, lieber die Notbwendiakeit der vierten Bataillone im Nahmen der neuen Militair Vorlage sind die Ansichten weiterer Kreise noch so wenig ge klärt, daß eS von Wichtigkeit erscheint, den Freunden einer Herabsetzung der aclive» Dienstzeit von drei ans zwei Jabre darzulegen, daß diese Erleichterung der Wehrlos,, welcke nach Bedeutung und Tragweite für da« bürgcrlicke Erwerbsleben noch immer bei Weile», nickt genug gewürdigt wird, die Er richtung von vierten Bataillonen zur unerläßlichen Vor bedinguiig hat. wenn die Tüchtigkeit unserer Infanterie nn geschmälert erhalten bleiben soll. Wie die Dinge jetzt liege» erwächst der Jnsanterie durch EominandoS außerhalb der Truppe durch re» Nachtdienst, durch Arbeitsdienst außerhalb der Truppe,' endlich durch die während der Herbstmanöver in den Garni sonen znrückziilaffcnten Wacktcommando« eine erhebliche Bee,» trächtigung der Ausbildung durch Entziehung von Lehr- und au-zubildentein Personal. Andererseits ergiebt sich eine starke Belastung der Truppe durch die Ausbildung in vielen Fällen von zwei und mehr Leuten für eine und dieselbe Eiaisslelle sowie hauptsächlich von Mannschaften für Zwecke — Frei-' willig« ,c. für BezirkSconinianro-, Militairbäcker ic. —, welche ber vornebnilichslen brzw. eigentliche» Aufgabe ber Truppe „AuSbsldung ihre« ctatSmäßiaen Bestände« für da« Gefecht" nicht nn Zusammenhänge stehen. Alle diese Lasten sollen hinsort eben den für diesen Zweck mit besonder» Kohr», Etat an Lehrer»,rsonal au«zustat,enden vierten Bataillonen über sollen die vierten Bataillone danach zweijährigen Dienstzeit durch Entlastung ustd dirAu«biltung sänimtlicher Diensttauglichrn ermöglichen, so liegt ihnen im MobilmachungSsaU« di» Erstickte- stevoeAil^" ^'I"vcsi»n,alii»itn ob. denen mst I'"' ls'bcn und in Wechselwirkung bier- Ä^"^""c?.^.^b-'-.llone von Abgaben entlasten taMon. mlstd. n Ausgabe der viert«, Va- tatllonr wlled, ln der Nrbernahm, der Ueln.ngrn de« Beurlaubtenstandes bestehen, wobei c« sich um rund >20 000 Mann handelt, und die Militairvorwaltung erblickt in dieser Maßnahme eine der vornebinlichstcn Bedingungen, ohne welche unter den neuen Verhältnissen die Erhaltung der wichtigsten Waffe de« Heere« — der Infanterie — in ihrer bisherigen Tüchtigkeit nicht gewährleistet er- cheinl. In Bezug auf die Ausbildung der Ein jährig-Freiwilligen wäre zu bemerken, daß an dem bisherigen ModuS sich nicht« ändert. Nur die erste Ausbildung, die NecrutenauSbildung, werden die am 1. April Eiiitrclenden bei den vierten Bataillone» erhallen, nach der- clbc» aber sofort zu ibren Compagnien znrücktrcte». Wa« die Verwendung der vierten Bataillone im Mobil machungssalle betrifft, so ist kein Uebelstand bei den jährlichen MobilmachungSvorarbeitc» mehr hervorgetreten als der, daß uns für die Massen-Neusvrmcttioncn, welche die Jnsanterie naturgemäß im Kriege ausslellcn muß, jeder Stamm fehlt. Alle, die mit solchen Sacken zu thuii haben, empsinden die« in jedem Jahre von Neuem al« eine der bedenklichsten Lücken in unserer zeitigen Organisation, und Jeder, der im Kriege solchen Formationen angehört Kat, wird a», besten den Werth zu würdigen wissen, welchen ein schon im Frieden bestehender Rahmen ür Neusornialionen abgiebt, die vielleicht zugleich mit den Linientrnppentkcistn beruscn sind, dem Feinde enlgegenzulrcten. Ist c« a»ch nicht viel, wa« die vierte» Bataillone bieten, so ind e« dock der Bataillonöconiinaiideur, zwei Eoinpagnie- chefS, der Adjutant, mehrere Eoinpagiiie-Osficiere »nb eine Anzahl erfahrener Uiiterofsiciere, die nickt nur in Bezug auf die sofortige Verwendbarkeit derartiger Formationen, sondern auch mit Rücksicht auf die Entlastung der bestehenden Bataillone an Abgaben von großer Bedeutung sind. * Berti», 8. März. Der Eeutralvorstand deutscher Arbeikercolonien beschäftigte sich im weiteren Verlause einer Generalversammlung mit dem Alters- und Jn- validitätSgesey. Man war darüber einig, daß Männer, welche Unfall«» oder JnvaliditälSrcntc beziehen, in Arbeitcr- colonien nicht ausgenommen werden dürfen; über die Frage aber, wie man sich Denjenigen gegenüber zu verhalten habe, welche Altersrente genießen und wie überhaupt da« AlterS- renlrngesctz in den Eolonien zur Ausführung gebracht werte, war die Ansicht noch nicht genügend geklärt. Bezüglich der Frage de« AroeitSnachweiscS m den Arbeiler- colonien aenebmicfte die Versammlung folgende von P. v. Kvvlinski - Düsseldorf gestellten Thesen: t) Die bloße Vermittelung von Arbeitsgelegenheit erfüllt nicht die an den Arbeitsnachweis in den Eolonien zu stellenden Anforderungen. Auch dürfen die Arbcitercolonie» bei de», jetzigen Betriebe des SlcUenvermittclungSgeschäitcS die Bcsriekigung ikrcö Bedarf« an Arbeitsstellen nicht erhoffen. 2) Für den Arbeitsnachweis in den Eolonien ist außer der Vermittelung von Arbeitsgelegenheiten die Sicherstellung persönlicher Pfleger der Eolonistcn nöthig. 4) Bei der Für sorge für die Evlonisten kann man zwar zuerst tic Arbeits gelegenheit und dann einen Pfleger ermitteln, man kann aber ebenso wohl durch die Pfleger z»r Arbeitsgelegenheit gelangen. 4) Bei Ermittelung von Pflegern ist an die Kirche und an die VereinSttiäligkeit beider Eoiisessionen auf das Dringendste z» appellier», indem inan daraus hiuweist, wie unter dem Gesichtspunkte einer persönliche» Pflegschaft derArbcitSnachweiS für Eolonistcn in da« Gebiet der Seelsorge hineinreicht. «>) E« ist Sache jeder Arbcitercolonie, in der ihren Bezirken entsprechenden Weise die Thäligkeit der Pfleger zu craani- siren und aus BesnchSrcisen der Eolouicleilcr, auf Eon- serenzen, Berichterstattung und statistische Feststellungen der > Ergebnisse Bedacht zu nehmen. 6) Al« HilfSstativncn für den ArbcitSnachwkiS in den Eolonien sind die aus gemein nütziger Grundlage beruhenden ArbeilSnackweisebiireaux, die n»t localem Arbeitsnachweis an-gestatteten Waiiderarbeitö- stätten und Herbergen auch in der Art heranzuziehen, daß denselben Colonisten mit ibren Sparsvnds bcbuss Unter bringung in einer Arbeitsstelle zur Bcrpslcgnng überwiesen werde» " Eine längere Debatte knüpfte sich an einige Schluß folgerungen, die an die Statistik der Aibeitercolonien c»>- geschlossen waren. Man stellte sich im Princip auf den Ltaiidpnnct, daß inan Evlonisten auch im Wiederholungs fälle ansnehinen müsse und wollte die Regelung der Aus zahlung de« ArbeilsverdiensiS von Fall zu jfall entschieden wissen. Eine besondere Beschtlißsassiing wurde vertagt. Die Versammlung beschäftigte sich dann nvch mit der Veranstal- ttliig gemeinsamer Evnsereiizcn säinm'.licher Erloiiieleiter. Solche Eonferenzen sollen aller zwei Jahre stattsinden. ^7^ Berlin, 8. März. (Telegramm.) Tie „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt, wenn nian wirklich in parlamentarischen Kreisen die Ansicht ausspreckc, daß die Entscheidung über die Militairvorlage über die bayerischen und die preußischen LaiidlagSwablen, beziehungs weise Uber Sommrr und Herbst hinaus vertagt »nd sonach erst die nächste Wintersaison mit der Regelung dieser Ausgabe werde bedacht Werren, so tonne versichert werden, daß diese Ansicht unbegründet sei. — Da« Eenirnm wird sich, wie verlautet, beiniiben, trotz de« gestrigen Be schlüsse- de« Reichstage«, heute de» Schtvcrinsiag ansfallcn zu lassen, den Jesuiten an trag doch noch vor der Osler- pausc zur Berathung zu bringen. Brrllit, 8. März. (Telegramm.) Unter dem Vor sitze de« Ministerpräsidenten Grafen Eulenbnra fand beute in« Herrcnhause eine Versaninilung de« Gesamnit- vorstande« deutschcr Verpfleg»», g«stationen statt Ver treten waren durch Delegirte >8 VerbanrSvereine und 668 VerpslegungSstationen. Gras Eulenburg erössnete die Ver handlungen mit einer kurzen Ansprache, i» der er darauf hinwies, daß die Unterhaltung der Stationen sich immer schwieriger gestalte, sämmtlich« Berichte der Delegirten lauteten pessimistisch. — Herr von Minnigerodt, den die conservaiive Partei au« seiner ländlichen Abgeschiedenheit wieder a» da« parla mentarische Tageslicht gezogen hat, ruft durch seine reckt reactio- nairen Ansichten selbst bei den Conscrdativen Pommern- Widerspruch hervor. So rrklart die „Poinm. ReichSp.": "Wir müssen über die letzt« Rede de« Nbg. von Minnigerode unter Bedauern austvrechen. Die conservatlve Fraction Le« »b- a»or>»et»»,»»us««, Io s»br »kr ihr» lknsschtedendett onerfennea, bat In letzter Zeit metzrtach Fehler gemacht, bt» nicht zur Po»»-
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