Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930309025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893030902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893030902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-09
- Monat1893-03
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugS'PreiS >» der Hanptrppeditioa oder den im Stabt- te^t und den Vororten ernchterea Aus. «äbeftekle» abgeholt: vierteljährlich ^I4.üO. bei zwennatiger täglicher Zustellung in« Llliul Lchil Durch dt» Post bezogen fu: Deulschlaud und Leuerreich: vierleliährlich u» L—. Dtr«l» täglich» Kreazbaadsendung i»« Lull und: monatlich S—. TieMorgen-Lutgab» erscheint täglich '/,7 Uhr, di» Lveud-Luszab« Wochentag« ü Uhr. Neditiou »n- Erpeditioa: AohanneSgakke 8. DieLrpeditioa ist Wochentag» anunterbrvche i getffuet vou früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: ttt» Me««'» L«rtt«. tAlfre» Hahn). UniversitätSstraße I, L»»t« Lösche, tathartnenstr. 14. pari, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. amiMTaMÄ Mzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Donnerstag den 9. Mar; 1893. Anzeigen-PreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Nrclamen unter dem Redacttoasstrich <4ge- jpaltrn) öO^j, vor den Familiennachnchtea (6g»)pallen) 40-^. Größere Schrillen laut unserem Preis verzeichnis Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Taris. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit de« Morgen - Ausgabe , ob ne Vostbesörderung 60—, mit Postbrsörderung 70.—. Aunatnnkschlnk für Anzkiykn: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Ubr. Morge n»4lusgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh ' ,0 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen s« rin» halbe Stunde srüber. Anzeigen sind stets an die Expediti«« zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 87. Ial'MNg. Politische Tagesschan. * Leipzig, S. März. Der Reichstag hat gestern bekanntlich die EtatS- lnathung fortgesetzt trotz der Bemühungen de« Centrum«, sir gestern einen „Schwerinstag" einzuschieben und dadurch kie Beralhung des Iesuitenantrage« noch vor Ostern zu ermöglichen. lieber die vorgestrig?« Verhandlungen, welche kiese Bemühungen durchkreuzten, verdienen noch einige er läuternde Bemerkungen gemacht zu werden. Graf Ballestrem, ter im Namen oeS CentrumS die Einschiebunz eines Schwerin-tage» befürwortete, suchte, auf die bekannte Aus lassung deS Abg. Vr. Meyer im preußischen Abgeordnetenhaus« sich stützend, die Freisinnige» zu bewegen, aus die Priorität ihrer vorliegenden Anträge (juristilche Anträge Munckel und Antrag, belretsend Sicherung teS Wahlgeheimnisses) zu verzichten. Ter Präsident hatte aber den gerechtfertigten Wunsch, die EialSberathung möglichst rasch zu fördern, und wurde darin von der Mehrheit deS Hause« unterstützt. Allerdings konnte irczen der Beschlußunsähigkeit des Reichstages die Abstimmung über die Tagesordnung keine Wirkung haben und es mußte einfach bei dem Vorschlag deS Präsidenten bleiben. Immer hin hatte sich eine conservaliv-nationalliberal-freisinnige Mehr heit für die ununterbrochene Fortsetzung der Etalsberaihung nnv damit für die Verschiebung der Beratliung des Iesuilen- antragS über Ostern ausgesprochen. Bei den Conservativen und Freisinnigen spielte dabei ohne Zweifel der Wunsch mit, emer Entscheidung über den Antrag möglichst lange aus dem Lege zu gehen. Die Freisinnigen haben es dem Grafen -allestrem ausdrücklich verweigert, ibrc alten Ladenhüter auS kein Wege zu räumen, und auch die Conservativen haben Innen Eifer für diese Entscheidung Die beiden Parteien toiffea Wohl warum: von der mächtigen Bewegung gegen die Viederrulassung der Jesuiten zeugt soeben wieder eine leim Reichstag eingegangene Petition aus Schlesien mit m<bt weniger als 43 848 Unterschrisleq. Auf der andern Leite winkt die Wahlfreundschaft des Centrums. Wa tte Nationalliberalen betrifft, so haben sie vrdrhaftig keinen Anlaß, der Entscheidung über die Jesuiten» fceze auS dem Weg zu gehen. Sic sind darin vollständig «mg und der Zustimmung ihrer Wählerkreise sicher. Sie baden sich auch bereit erklärt, einen die Priorität besitzenden Antrag Pieschel zum Rechnungswesen de- Reicks zurückstellen zu lassen. Wenn sie trotzdem dem Antrag auf Auslassung des ScdwerinStaaes zuslimmten, so geschah eS einmal in dem Wunsche, den Plänen deS Präsidenten bezüglich möglichst schleuniger Fertigstellung de« Etats nickst cnigegenzulreten, sodann aus der Erwägung, daß bei der Weigerung der Frei sinnigen, aus die Priorität ihrer Anträge zu verzichten, die Iesuiteasrage vor Ostern doch nicht mehr zur Verhandlung kommen konnte. Die Erörterung und Abstimmung über die Iesuiteasrage zu verzögern, hat vielleicht jede andere Partei ein Interesse, nur nicht die Nationalliberalen. — Was die Stellung der verbündeten Regierungen zu dieser Frage betrifft, so gebt darüber der „Rbein.-Weslf. Ztg." die folgende, anscheinend officiöse Mitlbcilung zu: „Die verschiedentlich geäußerte Erwartung, daß sich bei der Be- caldung de« sogenannte» Iesuitenantrage« des ttenlrum« eine Klärung hinsichtlich der Jesiiiteilfragk vollziehen werde, kann sich nur aus die Stellung der Parteien zu dieser Frag« beziehen. Für die verbündeten Regierungen liegt kein Grund vor, Erklärungen über Lo» Reichsgesetz vom 4. Juli 1872 abzugeben, und »«ist daher bestimmt vorherzusehen, daß sie da» schon während der Kanzlerschaft des Fürsten Bismarck eingesührtc, seitdem regelmäßig beobachtete und nur in besonderen Ausnadmesällen verlassene Verfahren gegen- über Initiativanträgen de« Reichstage« beobachten, d. h. sich an den Verhandlungen nicht betheiligen werden. Stellung wäre für die verbündeten Regierungen erst zu nehmen, wenn etwa der Reich-tag den Antrag annehmen sollte. Die Ent scheidung liegt bei der freisinnigen Partei. Erllärt diese sich mit ungefähr zwei Dritteln ihrer Stimmen für denselben, so wird der Antrag mit socialdenustratischrr Hilse durchgehen. Es ist aber unwahrscheinlich, daß eö so kommt. In den neuesten Autgaben (Ende Lctober I892> seines politischen A B E-Buche« sagt der Abg. Richter: „Ls sielst dahin, ob die Mehrheit des Reichstages nicht auch auS ähnlichen Gründen, wie in der vorher- gehenden Session die Eentrumspartet (nach einer Erklärung des Abg. Grasen Ballestrem), den Antrag zurückgenommen hat — Er- regung der Bevölkerung und Verschärfung der Gegensätze — den Antrag ablehnen wird." Da der Führer der Freisinnigen bisher sest mit den baldigen Neuwahlen rechnete, wird sich die Fraktion auch vom taktischen Slandpuncle aus zu überlegen habe», ob sie es wagen kann, weile Kreise ihrer evangelischen Anhängerschaft zu verstimmen." Die gestrige Siylinz der Militaircvmmission bat die Lage ebensowenig geklärt, wie ihre Vorgängerinnen. Auf all« einzelnen Frage» wird seitens des Grasen Caprivi und seiner Commißare stets in bereitwilligster und eingehendster Weise die erbetene Auskunft erlbeitt, aber auf die Haupt frage, welche Zugeständnisse die Regierung zu machen geneigt sei, welche Forderungen sie fallen lassen könne, ging der Reichskanzler gestern wie vor zwei Monaten jeder Antwort auS dem Wege. Daß der Slantpunct, den die Freisinnigen und das Centrum bisher vertreten, nicht über den Rahmen der gegenwärtigen Frieden-Präsenz hinauszugehen, für die verbündeten Regierungen unannehmbar sei, bat Gras Caprivi wiederholt erklärt und gestern wiederum bestätigt, doch zu den vom Abg. v Bennigsen cingebrachten und vom Abg vr. Buhl mit Wärme und Geschick vertretenen Vermittelung-Vorschlägen bat er noch immer nicht Stellung genommen. Dadurch wird die Fortführung der Verhand lungen in hobcm Grade erschwert. Wenn da- englische Sprichwort: „Wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg", sich bewahrheiten soll, so muß der gute Wille, etwas zu Stande zu bringen, auf allen Seiten vorhanden sein. BiS jetzt haben aber nur die Nationalliberalen de» guten Willen bekundet. Die Reich-Partei und die Conservativen würden den West vielleicht auch betreten, wenn sie erst wüßten, daß dir Regierung nicht- dagegen hat. Aber die Regierung ver harrt im Schweigen, sie schweigt trotz allen Drängen« von einer Sitzung zur andern, sie schweigt bereit« zwei Monate. Inzwischen ist von Seiten einzelner Frei sinniger unter Führung deö Abg. Hinze eine entschiedene Annäherung an den Standpuncl ter Nationalliberalen erfolgt. Ja Herr Hinze hat gestern, als der Abg. Richter betonte, die freisinnige Partei werde auf dem bisherigen ab lehnenden Standpuncl stehen bleiben, lauten Widerspruch er hoben. Und auch im Ccntrum scheint man geneigt, viel geneigter als vor vier Wochen, enlgegenzukommen. Doch Graf Caprivi vermeidet »ach wie vor jede bestimmte Er klärung. Die Rolle des kabius (.'uuotutor noch länger zu spielen, könnte verhänanißvoll werden. Gerade in der Politik ist eS von besonderer Wichtigkeit, den richtigen Augenblick zu benutze», und daß dieser gekommen sei, ist eine in weilen Kreisen herrschende Ansicht. Wer zuviel verlangt, läuft meist Gefahr, gar nichts zu erbalten, und im Interesse teS Reiches, im Interesse des inneren Friedens ist eS dringend zu wünschen, daß dieser langwierige Kamps in der Commission endlich beendet wird. — Heute erst soll die Erörterung über die Verstärkung der Regimenter zum Abschluß lvmiiien und dann nach einer mehrtägigen Pause die Abstimmung über die beiden maßgebenden Paragraphen^^ werten Wenn vorher keine Erklärung der g ^ rie Vorschläge zweifellos die s^^ngen R ME »» gewesen! , Li. «»»ML ALWL datl» m 4" LUMI ,'mr r.r A«S«I. kst erfahren. Sämmtliche Pelle» --tt Unterrichts- »ach der am Dienstag gehaltenen -- und mit Ministers Csaty der Culturkamp, ui a '> ^ aller Wuckst bere.ngebrochen s". '^on R°m bemerkt, d.e Haltung?" ungarisch ' auS besonderen, gewiß nicht religiolen b, ^ »»„>:,,f übcrz,ckcn. Diese fremde Presse ist Geist binweggesegt werden. Die oppositionelle pr , Esterkazy fand in Anwesenheit deS Primas eine Beralhung statt di- Gegeumaßregeln beschloß, falls d,e Com.la Sver- sammlunge» sortfahrcn, liberale Kundgebungen zu er a )eir Die Fraction ter acht»ntv>erz>gcr Ugromsieu ,r ll emen Beschluß»,mag einbringc», wonach Civ'lehe uud Cw>l matrikelii nicht früher emgefübrt werten sollen, alS bis da« Verbältniß zwischen Staat und Kircke gticysich worden ist. — Sehr pessimistisch sieht fortdauernd die „)(eue Freie Presse" die Dinar in Ungarn -n: „Möglich", so bemerkt diese- Blatt, „daß »S dieser Macht, ln welcher da« Eindringen der socialen Revolution m die ^Helich verkörpert, gelingt, vermittelst threr lung lwer das ganze Lant», durch den Gebrauch von Kanzel und Velchtttuhl, mit viile der Unterstützung gewisser einslußreicher Kreise, welche sich ihrer zu bedienen glauben, indem sie leidst sich ihr Ltenstdar machen, in dem Kamps», der jetzt entbrannt ist, zu siegen. Möglich, daß der tapfere LuttuSminister sich in diesem Kamps, verblutet und daß da« ganze Mt: .^ri.-m der Talente, dos sich unter der Führung de» ebenso mulhigen als Nugen und rechtschaffenen Wekerlr vereinigt hat, mit den, Suitusminister und seinen Vorlagen sällt. So viel »st aber ge wiß, dir Kirche wird »einen Borthril davon haben und im weiteren Verlause auch der Klerus nicht, der, anstatt den Bischöfen zu folgen, diese mit sich sorlrrißt. Die Hierarchie bat ln Ungarn rrne böse Saal ausgesireut. Millionen werden mit Staunen vernehmen, wie die Bischöse in Ungarn heute bekämpfen, wa« sie vor vier Jahren be- fahlen, und wie da« Dogma, vor dem in ehrfurchtsvoller Scheu die katholische Well sich beugt, von der Geistlichkeit selbst al« ein pol,- tische« Jnsttuinciil im Kampfe uin die profane Macht benutzt wird. Und wenn das Volk erst den Respect vor Dem verloren hat, was „nur" die Bischöfe und Erzbischöfe sagen, dann dürste es sich auch nicht mehr lange die Führung der Pfarrer und Eapläne gefallen lassen. Tie wahre Ursache de« kn Ungarn bevorstehenden kirchen- politischen Kampfe« ist nicht da« verietzie Dogina, sondern die in der Kirche eingerissenc Lockerung der Discipiin, und weil es so ist, kann von diesem Kampfe Niemand «inen VorlheU haben, wer immer obsiegen mag. Ungarn wird leiden, aber die Kirche noch vielmehr; da« läßt sich heule schon Vorhersagen." Ter König von Belgien hat gestern den Vorsitzenden deS ComitSs für dar sogenannte Volksreferendum Grimard, empfangen und von demselben die auf da- Re ferendum bezüglichen Schriftstücke entgcgengenommen. Im Lause der sick' daran schließenden Unterredung äußerte der König, dem Wesen nack' sei er ei» entschiedener Anhänger freiheitlicher Principien. Der König erinnerte sodann daran, daß er selber die persönliche Wehrpflicht und das lönigliche Referendum verlangt, aber weder das eine noch da- andere erlangt dabe. Und das sei natürlich, weil die Gesetze nicht im loniglichen Palais gemacht, sonder» durch die Nation beschlossen würden. Als man die persönliche Wehrpflicht und taS königliche Referendum beantragt habe, sei zu deren Entschließung keine Majorität in der Kaiiimcr vorhanden gewesen. Heute bedürfe es zur Lösung dieser Fragen nach den Beslimmulige» der Verfassung einer Zwcidrillel Majorität. Er könne nur zur Geduld malme». — Inzwischen werden auS Belgien neue bcdcnklichc Vorgänge gemeldet, die auf die in der belgischen Armee herrschende DiSciplin ei» eigen- thlimliche» Licht werfe» Vor de», Kriegsgericht in Lüttich fand eine Verhandlung statt wegen einer Scene, die sich am l. Februar auf dem Hosballe in Brüssel abspieltc. Tort be merkte der General B rcwer vom Gcucralslabc, daß der ihm direct untergebene Haupimann S. sich hartnäckig weigerte, vor ihm die schuldigen Ehrenbezeigungen zu machen und ihn zu grüßen. Ter General schritt daher auf den Hanplmann zu und fragte. wie er zu ter merkwürdigen Kühnheit käme, seinen Chef nicht zu grüße», worauf S. erwiderte: „Jcb weigere mich", und einige für den General unverständliche Worte hinzusügte. Aufs Höchste überrascht, befahl nunmehr der General seinem Untergebenen, sofort den Saal zu verlassen und sich noch heule in Arrest zu begeben. Ter Hauptmann entfernte sich hierauf von dem General; anstall aber de» erhaltenen Befehl auszuführcii, begab er sich einfach nach einem anderen Theile des Saales, woselbst er kurze Zeit nachher von Brewer überrascht wurde. Dieser Umstand führte ihn vor daS Kriegsgericht, welches ib» zwar der Gehorsamsverweigerung für sckmldig erklärte, ihm aber auf die warme Fürsprache de- Äuditcurs mildernde Umstände zubilligtc und ihn zu vier Wochen Arrest verurthcille. Das Programm der französischen Herbstmanövrr ist nunmehr im Pariser Kr>egSmin>sler>um endgillig festgeslellt und alsbald den einzelnen GeneralcommantoS übermittelt worden. Dasselbe deckt sich im Wesentliche» iiiit demjenigen, wa« s. Z. bereits darüber mitgcldeitt wurde Ten springenden Punct ^bildet also die »n größten Maßstabe beabsichtigte Heranziehung der Reserve- und Landwebr- sormationen, welche bestimmt sein würden, im Kriegsfall neben der Linie de» activen Feldkricg zu führen. Tie sogenannten „großen Manöver" de« 2. und 3. Corps zwischen Rouen und Annens werden vom General Billot befehligt werden. Von den Pariser Truppen wird zu diesen Manövern »och die 1. selbstständige CavaUcriedivisio» comiiiandirt. Außer den Manövern gemischter Truppengattungen finden noch b csvndere Cava l te ri ema n över statt, welche von den Generalen de Iaffs und de Viel d'Espeuilles geleitet werten. Der Erster« wird das Commando der 2. und 7. selbst ständigen CavaUerietlvisio» übernehmen, der Letztere erhält zwei ack liuo zusammengestclllc Mauövcrdivisionen, welche au« den Cavallcrie - Brigaden des t., Io und ll., eoui- binirt mit denen des 5>., 0. und 12. Armeecorps, be stehen. Außerdem stellen sämmtliche Corps Cavallcricbrigaden die zu den Manöver Ucbuiigc» ter Infanterie beuöthigtcn EscaoronS. Seitens der öffentliche» Meciniug wird ei» her vorragendeS Interesse den Manövern in den Grenz gebieten der Vogesen zugewendei, wo sämmtliche Iäger- bataillone ter in der östliche» Mililair-Zone gariiisonircnten Feuilleton. Ums Geld. Ul Novelle von A. Heyl. M-ttnick »erböte». «Fortsetzung.) Während Amanda an« offene Fenster trat und den Blick in die Ferne schweifen ließ, während die Mekicinalrätbin die einfache Einrichtung neugierig betrachtete und mit Befriedi gung wabrnabm, daß Fußboden und Möbel glänzend polirt und die Fensterscheiben, Spiegel und Bilder blank geputzt »aren, folgte Annita der jungen Künstlerin, deren liebliche lriscbeinung sie fesselte, vor den Stickrahmen, aus welchem tte fertige Arbeit noch ausgespannt war, und half die Nadeln wegzirben, die ein schützende« Tuch darüber befestigt dielten. Tie Hülle fiel, ein langgezogene«, srcndigeS „Ah" erklang von Ännila'S Lippen Sic fand mehr, als sie erwartet batte und Nickte bewundernd bald aus da« Bild, bald auf die feine Hand, die e« geschaffen. „TaS ist ei» Kunstwerk, ick> möchte es besitzen, waS soll !» kosten, Fräulein v. Stahl?" sragte sic ohne lange Umstände. Hern,ine errötbete und meinte zögernd: „Dreibundert Mart werden Ihnen wobt nicht zu viel sein? Ich habe rin halbe- Iabr daran gearbeitet und auch nicht unbedeutende kluslagen gehabt." ,TaS ist zu wenig!" rief Annita au«. „Ich babr nie mehr bekommen, Fräulein Roland." „Tann baben Sie Ibre Albeilcn kalb verschenkt, Fräulein r Stabl, daS dürfen Sie künftig nicht mehr thun. Ich sckiicke Ihnen 500 Mark und laste die Arbeit beute noch holen Sind Sie damit einverstanden?" „Vollkommen, Fräulein Roland, ich danke Ihnen." „Tanten, wofür?" fragte die kleine Dame lachend. „Wenn bei Geschäften von Dank die Rete sein könnte, dann wäre ick» dazu verpfliihte», denn ich trete in Besitz Ihre« Kunst werkes, dessen Anblick mir täglich Vergnügen bereiten wird, ick biete Idnen dafür nur elende» Gelt." „Elende- Geld!" wiederbolle da- Edelfräulein traurig lächelnd. „E- macht nur elend, wenn man e« nicht hat, Fräulein Roland." „Es macht auch elend, wenn man zuviel davon bat. Fräulein v. Stabl, wer eS entbehrt bat Müd, wer eS besitzt bat Leib." Tie beiden jungen Mädchen blickten sich groß und forschend an, dann reichten sie sich, einem inncrn Impulse folgend die Hand. . „Ich glaube, ich könnte Sie sebr lieb gewinnen, Fräulein v. Stahl. Darf ich Sie bisweilen besuchen? Es ist so schön, so friedlich bei Ihnen, viel schöner al« bei uns." So sagte Annita Roland, unv wahrend sie sprach, leuchteten ihre wundervollen schwarzen Augen von Begeisterung und Menschenliebe. Amanda trat binzu, erfreut über den günstigen Verlaus der von ihr angeregten Vcrkaufsangclcgcnheit. „WaS werden Cie morgen Nachmittag thun, Fräulein v. Stabl?" „WaS ich stets an Sonn- und Feiertagen thue, ich werde einen Spaziergang nach dem Friedhof machen und frische Blumen auf das Grab meiner Mutter legen," anlworlcle Herminc. „Bitte, tbun Sie daS schon Vormittag- und macken Sie Nachmittag« eiiie Spazierfahrt mit uns durch den Park nach der Burg. Fräulein Roland wird auch von der Partie sein, wir versprechen uns einen genußreichen Nachmittag." „Sic haben neue Pferde bekommen, werden sie nicht mit unö durchleben?" scherzte Annita. „Unbesorgt", tröstete die Andere, „mein Bruder kutschirt, und der hält die Zügel fest bei Pferden — und", fügte sie lächelnd binzu, „auch bei Mcnsckien. Nun, Fräulein von Stahl, werden Cie meine Bitte abschlagen?" „Nicht doch, ich nehme dankbar an." „Sie kommen?" „Ja." In dem Augenblick, als die« kleine, oft so folgenschwere Wort über die Lippen de« jungen Mädchen« kam, begann da« feierliche Geläute der Glocken, die scheidende Abendsonne sandte noch einen letzten verklärenden Strahl in da- Thurm- ziiumer und übergoß mit rosigem Lichte die Züge des jungen Mädchens. ES üoerkam sie momentan ein so freudige« Vor- gefübl ungeahnten Glücke-, daS im Sckooße der Zukunft be graben laaund zu dem sie mit diesem einzigen kleinen Worte den Schliistel gefunden batte Dergleichen rätbselhaftc Ge- mütbSstininiungen währen nur Minuten. Als da« Geläute verhallte und die abendlichen Schalten auf die Erde niedersanken, stand Herniine einsam am Fenster und berechnete, wie sie da- viele Geld, da« ihr soeben zu gekommen war, am nützlichsten anwcnden würde, um einen Tbeil der drückenden Schuldenlast zu tilgen Sie wurde durch leise« Klopsen in ihren Gedanken gestört. Auf ihr „Herein!" näberkr sich der alte Diener, ein große» Bouquet mit breiter Spitzenmanschettr in derHand, da« er dem Fräulein mit pfiffigem Lächeln überreichte. Ein Dienstniann hat diese Blumen soeben für das gnädige Fräulein gebracht, ohne den Geber zu nennen. Sie entließ den Diener, betrachtete den Strauß von allen Seiten und entdeckte zwischen Rosenknospen undMyrlbenzweigen ein Couvert, adressirt an da« bocbgeborene Freifräulcin von Stahl. Tic Schristzüge, obgleich offenbar verstellt und mit Schnörkeln verziert, kamen ihr bekannt vor. Der Um schlag enthielt eine Karte mit breitem Goldrande, an deren oberen Ecke sick, zwei Täubchen scknäbelten, darunter standen die Worte: „Dein im Leben, Tein im Tode. Kurt von der Lippe " Kurt von der Lippe? Cie erinnerte sich nicht, einen Herrn diese« Namen« zu kennen. Sollte e« einer von de» Osficiercn sein, welche den Obersten von Clermont bisweilen bestickten? Die Sacke besckäftigic sie lebhafter, als sie sick selber zugestand. Sic stellte den Strauß in« Wasser, barg die Karte i» ihrer Briefmappe und begab sick dann in« Erd geschoß, um vor dem Abendessen noch ein halbes Stündchen mit dem Obeim zu plaudern. Die Tbüre zum Salon war nur angelebnt, Herniine trat geräuschlos ein. ES war dämmerig und stille, unheim lich stille in dem sonst so traulichen Raum; sic ging in das Nebengemack, auch hier war c« einsam und finster, nur ein Licktschein siel durch die THUrritze aus des Oheim« Schlaf zimmer. ES überkam sie ein Gefühl unerklärlicher Angst, als ob „ch da drinnen etwa- Entsetzliches vollziehen sollte. Nur leiten betrat sie die« Zimmer, und niemals, ohne vorder an- zuflopfrn, in diesem Augenblicke ließ sie letzteres ganz außer Acht. Sie trat unangemeldet ein, blieb aber einen Moment vorSchrecken bleich und wie gebannt aus ber Schwelle stehen. Oberst v. Cler- mont, eine schöne, stattliche Greisengestalt mit ekeln Gesichts- züqrn, welche die romanische Abkunft vcrriethe». stand aufrecht vor den« Tische und war damit beschäftigt, einen Revolver zu laden den er vor Kurzem gekauft hatte Er sab so verstört au«, dir Furche zwischen den Brauen war so tief einaearaben. der Blick, den er auf die Waffe richtete, batte etwa- so Unheilverkündendes, daß Herniine, da« Schlimmste befürch- n,! unterdrücktem Angstschrei auf den geliebten Oheim zutturzte, sich an seinen Arm klammerte und ihn dadurch zwang, die Mordwaffe au« der Hand zu legen. Er erschrak !2 u"" da- Gefickt ab. als fürchte er sich, dem forstenden Blick de» ,ungen Mädchen, zu begegnen sichet Stimm?" """ s»gt« » mit un- n. wolltest Du mit dem Revolver beginnen?" fragte sie vaaegrn. ' — ich halte meine Waffen a«rn im e-^7 ^ w.r wobnen hier oben sehr einsam - e« treibt sich seit einigen Tagen Gesindel im Wäldchen herum" „Mir ist nickt- Verdächtiges ausgefallen", siel sic ein. „Ein nächtlicher Ueberfall gekört nickt ins Bereich des Unmögliche»", fuhr er unbeirrt fort, „cs schadet nie, wenn man sich vorsiebt. Du zitterst Kind! Fürchte Dick, nicht, Ingram und ich würden schon mit einem halben Dutzend Strolche fertig werden." Sic erwiderte »icklS, um ilm nickt durch ein unbedachtes Wort zu kränken, sonder» faßte statt aller Antwort seine beiden .nände und drückte sie zärtlich an die Lippen, er suchte ihr dieselben zu entwinden. ES zuckle sckmcrzlich uni seine Mundwinkel, man sab, er kämpfte einen schwere» Kampf, und sie machte ihm denselben »och schwerer. Sic ahnte cö wobl, ließ aber trotzdem nickt nack, bis sie de» Widerstrebenden sortgezogen aus der gefährliche» Nähe der tcdtbriiigcndeii Waffe und binühergeführl hatte in den Salon, wo Ingram die Lampe anzündcte und sick dann ansckickle, den Tisck zu decken Sie drängte den alte» Herrn in die Sopliaccke, rückte den Tisck, dickt vor ilm bin, setzte sich an seine Teile, lchule den Kopf an seine Schulter und gab ihm süße Sck»ueickel- nameii, und er mußte sich daS Alles gefalle» lassen, ob cr wollte oder nicht. „Ingram", wandte sic sich an den allen Diener, „setzen Sie Chanipagner.^läser aus den Tisch." „Gnädige- Fräulein, wir" — erlaubte sich der Alle ciii- zuweudc». „Wir besitzen noch eine Flasche von jenem Dutzend, welches der selige Graf HarlenfelS zu Onkels Geburtstag sckickie, holen Sie dieselbe", schnitt sie rasch und in bestimmtem Tone den Einwand des Dieners ab. Iiigrain war hoch erstaunt. daS gnädige Fräulein, gewöhn lick rin Muster häuslicher Sparsamkeit und Gc»ügia»ikeit, Plötzlich ein für die Verhältnisse cUravagaiilcS Verlange» auSspreche» zu höre», aber au Gehorsam gewöhnt, wagte er keine fernere Widerrede, sondern ve»l>eß das Zimmer mit der gewohnten Antwort: „Zu Besebl!" „Ick, vergaß, Ingrai» den Kelle,schlüssel z» gebe», einen Augenblick Geduld, Liikclchc», ick bi» gleich wieder da." Mit diese» hastig gesprochene:, Worte» eilte sic dem Diene, nach, erreichte ihn a» der K.llertrcrpe, faßte de» Verblüfften kraiupshast am Arni, flüsterte ibi» »m fliegen dem Atbem und zitternde, Stimme sck,ieck!ichc Worte zu, die da« Herz deS Baiigausborcheudcn mit Ciilsctzcn erfüllte», und gab ib», schließlich einen Auftrag, de, uock i» dieser stunde auSgrführt werden mußte. C» stammelte daraus kaum hörbar: „Zu Befehl", und Heriuinc huschte flüchtig in den Salon zurück, uni ihren Play an der Seite des ObrimS wieder rmzunehnicn. Es währte lange, bis Ingram die gewünschte Champaguerflasche brachte, er sah bleich und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite