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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930313012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893031301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893031301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-13
- Monat1893-03
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Lrdariion vnL Lrpeditiou: J»hanncS>affe 8. . eikrvedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: ttt« SIt«m'« s«rtti». t-llsre» Hahn), Universitütsslraß« 1, L«ni» Löscht, IH-tharinenstr. 14, pari, und KönigSpIatz 7. Morgen-Ansgabe. nmigtr Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichtt, Handels- nnd Geschüftsverkchr. UnzeigenPreiS die Vgejpallene Pctttzeile 20 Ptg. Licclamea unter dem Redactionsstrich ^ge spalten) 50->Z, vor den Famüiennachrichten <6 gespalten) 40-^. Größere Schriften laut unserem Preis- vrrzeichniß. Tabellarischer und Zissernsax nach höherem Tarif. Extra-Brilanrn (gesalzt), nur mit der Morgen-tlusgab«, odne Poslbesörd.rung -St 60.—, mit Postbesürderung -St 70.—. Ännalnnrschluß für Änrciyen: Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 Ulir. Morgen-Ausgabe: Diachmitlag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh "«0 Ubr Bei den Filialen und Annabmesiellen >« eine halbe Stunde srüber. Anzet-rn sind stet« an die Expevitlon zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Z? 13«. Montag den 13. März 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Wir haben beschlossen, die im Schleußiger Bebauungspläne mit IL bezeichnete, von der Könneritzstraße abzweigende Straße > Lrumr-Ltraszc Iz» benennen und die an derselben gelegenen Grundstücke wie nach- lemchtlich zu numcriren: Lite Nummer. Brand-Cat.-Nummer. -önneritzstrob« 24 L8 32 11 1» 1ö Neue Nummer. L S 10 Leipzig, am 11. März 1893. Irr Nati, drr StuSt Lei-zig 1)r. Georgt. Ausschreibung. kie bei der Verlegung und Einrichtung der 1.. 2. und 4. Aort- ! tiiDiigSjchnle für Nuabc» erforderlichen Arbeiten und zwar: u. di» Muslritnugoarbriteii, b. - Mobliiar-Ltrsernng I ielle» verdungen werden. Die Bedingungen und Arbeitsvcrzeichnisse für diese Arbeiten ! liegen in unserer Hochbou-VerwaltuiH, NiathhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 7, an- und können daselbst cingesehen oder gegen Ent- nchlung der Gebühren im Betrage von l.bO für ». und 0.75 ./» siir d., welch« auch in Briefmarken eingescndet werden können, ent- nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: Äa»lrit»»gsurbeitc>« — SortdiiSmigS-LchuIrn bez. Mobiliarlieirrung - - Veilchen ebendaselbst, portofrei und zwar bis zum 18. März d. I., Vormittag« 10 Uhr «inzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez die Theilung der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher Ange bote vor. Leipzig, am 11. März 1893. Der Ratd der Stadt Leipzig. Soä. 4. I. 814. 1)r. Georgt Mannschatz. Hohauclion. Dien«»«,, den 14. «ar, ». soll«, »on Varmttt««» v, lltzr «n aus dem Schlag« tu «btt,. 1» und 6 de« Burganer ssorstrevter« 1 Rmtr. Eichen-Rutzschette II. Llass», 48 » Eichen- > 4 Ri"«n- «rennscheite, 2 » Linden- l 100 starke lklbranmhausen und 5 starke Laiighausrii unter den im Termin« öffentlich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft weiden. Zusauimrnkuiift: 9' , Uhr aus dem Schlage hinter dem früheren alten ForsthauS bet Böhlitz-Ehrenberg. Leipzig, am 6. März 1893. Trö Iiattz» Forst^Ietzutation. Lekannlmachunß. Die Filiale der Universitäts-Bibliothek für Bücherausgab« und .-lünahnie (Grimm. Steinweß 12) bleibt vom 13. d. M. an bi« zum Wiederbeginn der Borlei ungen geschlossen. Leipzig, den 11. März 1893. r«e Direktion der NntversitStS-vidliothrk. ätädtische Fortbildungsschule für Mädchen. Zu Ostern sollen an der Fortbildungsschule für Mädchen neben den jetzt bestehenden Elasten, welche in der Hauptsache nur Bormittag« Unterricht haben, RachmtttagSklassen mit 16 Stunde» (Deutsch, Rechnen mit Buchführung, HauShaltungSkunde. weibliche Handarbeiten, Zeichnen, Turnen) eingerichtet werden. Gleichzeitig werden ältere Mädchen, welche sich im knnft- gcwcrdilchen Zeichnen, in, LchneiSrrn, im Wäschcznschnctdrn und in den feineren Handarbeiten ausbilde» wollen, daran aufmerksam gemacht, daß an der Schule in besonderen Eurjen Unterricht in diesen Gegenständen ertheilt wird. Für die genannten Elasten und Eurse werden am 17, und 18, März von 11—1 und 3—5 Anmeldungen in der Schule, rh»ma«kirchhof 24, eutgegengenommen. De. Jahn. Das baltische veutschthum. n. Aus dem Gebiete de-SchulwesenS ist die Russisicirung sjwn fast gänzlich durchgesiibrt. Die Russisicirung der Gym nasien und Realschulen ist soweit vorgeschritten, daß die Abzangsprüsungen an den meisten dieser Anstalten bereits in sämmtlichen Fächern in russischer Sprache abgelegt werden. Nur an vereinzelten Gvmnasien wird noch das lateinische oder das griechische Examen in deutscher Sprach abgehaiten, Die Lehrer deutscher Nationalität sind aus dem llron-Gvinnafium so stut wie völlig entfernt, nur an den städtischen Anstalten trifft man noch hin und wieder einen deutschen Pädagogen. Die Russisicirung der Knaben-Privat schulen ist ebenfalls durchgesührt, die der höheren Töchter schulen wird gegenwärtig energisch in Angriff genommen Tie livländiscken LanbeSgymnasien zu Fell in und Birken rube haben für immer ihre Pforten geschloffen und die Lehrer mußten sich nach anderweitiger Beschäftigung Umsehen. Tie Prüfungen der Privat- »nd BolkSschullehrer werden in russischer Sprache abgehalten und die deutsche Sprache wird bei der Prüfung als ungenügend angesehen. Auch die deutschen Bibiiotheken im Lande werden als ein deutsches Eutturmittel mit scheelen Augen betrachtet und man sucht nach Mittel», sie schleunigst zu unterdrücken. So bat neulich der liviändische Gouverneur in einer Eircularnote die Behörden ausaesordert, ein Berzeichniß der Vereine ein zuliesern, welche Bibliotheken führen. Diese sind fernerhin nur mit seiner Erlaubniß gestattet. Der stellvertretende En> rator de- Torpater LebrbrzirkS, dem die drei russiscven Ost steprovinzen unterstellt sind, bat jüngst einen Erlaß vrröfient licht, durch weichen die lbatt'ächiiche Auflösung der zum üebeil eben so reichhaltigen wie wertbvollen Schülerbibliotheken der Gymnasien «nd anderer Lehr-Anstalten in den bal tischen Provinzen bezweckt wird. Es sollen namcntlich au- diesen Bibliotheken diejenigen Bücher entfernt werden, weiche den jugendlichen Lesern Liebe und Ächtung für Deursch- land eiupräzen, sowie solche, welche eine Kritik über Nuß- land entbailc». Daß die iiicislen deutschen Bücher, aus weichen diese Bibliotheken bestehen, auch i» deutschem Sinne geschrieben sind, liegt aus der Hand. Der obenerwäbutc Erlaß bedeutet somit eine Ihatsächliche Auslösung der Bibliotheken. Die deutsche UniversitälDorpat, oder wie sic gegen wärtig beißt Iurjew, wird cbensallS der Berrussung überliefert. Oer bekannte panslawistische Agitator Bubiiowitsch ist gegenwärtig Rector dieier allen deutschen Hochschule. Biele Professoren leien bekanntlich schon jetzt russisch und vom August ab, dem Beginn des dortigen neuen Semesters, vUcii der Verordnung nach sämmtiiaie Professoren russisch lesen. Nur drei aber haben sich dazu bereit erklärt, die Anderen haben ahgelchiit, weil sie drr russischen Spracht entweder gar nickst oder nicht genügend mächtig seien. Man versucht daher, »brc Stele» durch Russen zu ersetze», wa« indeß so gut wir unmöglich ist, da in Rußland an Gelehrten »ichtS weniger als Uebersluß herrscht. Schon jetzt sind auf de» russischen Universitäten zahlreiche Lebrslühle unbesetzt, weil unter den Russen sich keine geeignete» Kräfte sinvcn und die tüchtigsten Ballen prineipiell nicht angeslellt werden, 'elbst wenn sic de« Russischen völlig mächtig sind. Die Dorpaler Lehrstühle, die bisher vielfach von wifiettschaftiiGen Größen ersten Ranges eingenommen waren, werden lkeiiweise offen bleiben. Ganz besonders schwer wird aber die evangelisch-theologische Facultäl DorpartS betroffen. Lehrkräfte können für sie nicht au- dem Innern des Reichs bezogen werden, und sie wird darum cingeben müssen. Da aber der Zuzug von Geistlichen au« Deutsch land wegen de- Staatsexamen- in russischer Sprache aus geschlossen ist, so wird sich bald der Mangel an evangelische» Geistliche» in den baltischen Provinzen fühlbar machen. Tie russische Regierung legt gegenwärtig auf die Grün dung von griechilch-orthodvxenKirchenschulen in den baltischen Provinzen ganz besonderes Gewicht, wobei der Pfarrer Arosenius m Riga eine weite Thätigkeit enl- allet. Zur Erhaltung dieser Schule» wrrden jährlich vom Ministerium für Boiksaufklärnng 32000Nubel und vom Heiligen Synov l 0 000 Rubel angewiesen Im letzien Jahre zählte-na» im ganzen Lande 470 solcher Kirchrnschulen, wobei aus Livland 359 entfielen, auf Kurland 46 unv auf Esthland 65. Drr Zahl der Kinder beiden Geschlecht« betrug 16 606, wovon 118 000 griechisch-orthodox waren, 4572 evangelisch, 126 ka lholisch und dir übrigen auf die verschiedenen anveren Eon- fessiouen entfielen. Daß die evangelische Kirche in den baltischen Provinzen unterdrnckt wird, ist eine Tdatsache, über welche in Dcutlcki- land schon bitter genug geklagt worden ist. Die Processe gegen lutherische Prediger wollen kein Ente nehmen. Der Kernpunkt aller dieser Processe war die Frage, ob Lutheraner, die zur Orthodoxie übergrlrelrn, dann aber wieder z» ihrer alten Eonsession zurückgekehrt waren, als Lutheraner oder als Orthodoxe anzusehen sind. Ferner, ob die Kinder solcher Leute, die orthodox gelaust, aber lutherisch confirmirt worden, zur einen oder zur anderen Eonsession zu rechnen sind. Endlich ob orthodox-lutherische Mischehen, die nur von rvan geliscken Geistlichen eingesegnet wurden, a>ltig sind oder nichi. Während der Regierung Alexander'- II. ist ein geheimer Befehl von höchster Stelle an die orthodoxe Geistlichkeit er lassen worden, welcher dahin lautet, daß die Rücktritte der mit ihrer neuen KircheEunzufriedenen orthodoxen Eonvcrtirten zum Lutberthum nicht zu hindern seien. AuS jener Periode vattren alle die einschneidenden Eonflicre, dir in letzter Zeit zum AuSlrage kamen, denn die gegenwärtige Regierung erkennt jenen geheimen Befehl nicht an. Der Senat bat aber bei der Verhandlung de» Processe- gegen einen lutherische» Geistlichen au»drücklich sestgestellt: l) Daß da« Recht der Propaganda ausschließlich der herrschenden griechisch-ortho doxen Kirche zustcht. 2) Daß ein orthodox getaufter oder zur Orthodoxie Uebergetrelencr nie mehr einer anderen Eon jejsivu angehöre» kann unv stets als Glied seiner Ursprung lichen Kirche angesehen wird. Fall« er bei seinem Ueberlntt beharrt, wird er auf Grund der bestehenden Gesetze der orthodoxen geistlichen Obrigkeit zur Ermahnung und Be lebrung übergeben und gewissen Beschränkungen in Familien unv vcrmöaenürcchllicher Beziehung unterworfen. So dar er z. B seine Kinder nicht selber erziehen, seine Güter nicht selbst bewirtbschaftcn, nicht einmal bewohnen. 3) Milch ehrn zwischen Orthodoxen und Nichtorthodoxen, die nickt von einem ortbodoxen Geistlichen eingesegnet sind, sind ungillig, also Eoncubinat, und die Kinder au- solche» Eben, die nicht in der Orthodoxie erzogen worden, sind ortbodoxen Verwandten oder einem Kloster der herrschenden Eonsession zum Unterricht zu übergeben. Tie lutherischen Geistlichen, welche sich Uebertretungen gegen die obenerwähnten Bestimmungen de- Senat« zu Schulde» kommen lassen, werde» mit Gcfängnlßstrase bestraft oder sogar mit der Verbannung nach Sibirien. Trotz dieser Gcwaltmaßrcgeln der Regierung gegen da- deutsche BolkSIbum in Len baltischen Provinzen wird die chauvinistische Presse nicht müde, weitere Maßregeln und Beschränkungen gegen die Deulschen in Vorschlag zu bringen. Und jeder Vorschlag kommt der Regierung gelegen. Gegen wärtig wird in den Regierungstreuen die Einführung per russischen Geschäft-spräche in vem BörsencomilSund der Bank zu Riga berarbcn. In nächster Zeit soll mit der bereit- be schlossenen Russisicirung de« Rigaer Polytechnikum- begonnen werden. Schon werden die Beamtenstellen nicht mehr an Lutheraner vergeben und man entläßt allmalig die evan gelischen Beamten^ um sie durch russische zu ersetzen. Es ist eben der feste Entschluß der russischen Negierung, da« Drutschthum in Nupland völlig auSznrottcn und die baltischen Provinzen in rein russische Gouvernements um- zuwanbeln. Ist diese brutale Umwandlung Selbstzweck orcr nur ein Mittel zu dem Zwecke, den Frankreich im Jahre l870 mit der Ausweisung der Deulschen versolgte? Diese Frage kann allein der Zar beantworten, vor der Hand aeniigt es zu wissen, daß er kein Mittel scheut, um seinen Haß gegen da« Deutschlhum zu befriedigen. « « « politische Lagcsschan. * Letpziy, >2. März. Ucber die weiteren Eonseguenzen der Ablehnung er Militairvorlaae in der Eoinniissio» des Reichstags geben die Ansichten auch beute »och wirr durch einander und cS ist müßig, sich dabei länger auszuballen Die allgemeinen vor Angen liegenden Möglichkeiten, Rücktritt des Reichskanzlers, ReichstagSanslösnng, spätere Einbringung einer Vorlage auf reräudcrlcn Grundlagen u. s. w. werden in der Presse mannigfach erörtert, aber offne alle positiven AnbaltSvnnete. ES fehlt auch nicht a» Blättern, welche noch an der Möglichkeit festhalten, ii» Plenum bei der zweiten oder dritten Beratffung zu einer Verständigung zu gelangen Diese Blätter berufen sich aus folgende Mittbeilung der „Post": „In Negier un gskrcisrn ist man über drn AuSgang der erste» Beratbung der MNilair-Commission um so iveniger über rascht. ai« man denseibe» lange vorau-sehe» konnte. Man giebt sich der Erwartung hin, die poiitivr» Parteien werden sich »unmebr über rin Angebot verständigen, welches von der Heeresverwaltung als acceptabel bezeichnet werden darf. Aiivernsalls sieht man einer Auslösung des Reichstages mit Kailbtütigkclt entgegen." Dieselbe „Post" bringt aber unmittelbar unter dieser Meldung die weitere: „In Abgeordneienkrrlstn erzählt man eine Aeusiernng Sr. Majesläl des Kaisers, die sllr die Situation charatlerisliich iein dürnc. Po» Seilen der Anhänger der ZedUy'schen Schul- Vorlage — so habe sich Se. Majesiät vernehmen lassen — sei deren Zurückziehung als ein Act der Schwäche, alö ein Zurück weichen vor einer künsnich gcniachlen Erregung der öffentliche» Meinung dargestellt worden und da« sel ganz unrichtig Nicht zurnckgcwichen lei man, sondern Se. Majestät habe gerade an seiner Ucberzeiigung sestgelialten und sich einem Beriuche versagt, ihn in eine andere Richtung zu ziehe». Trotzdem werde die Kliffs de» Schulgesetze« immer al« das Zeichen einer chwachen Regierung hingesiellt. — Tie Militairvorlage werdc jetzt Gelegenheit geben, durch die That zu zeigen, wie unge recht dieser Borwurs iet. ES werde der Beweis geliefert werden, daß drr teste Wille seines Großvaters auch i» Kaller Wilhelm II lebendig sei." Diese letztere Meldung laßt nicht gerade aus eine Ge nriglbeit der maßgebenden Stelle schließen, zu einer Ver släudigung die Hand zu bieten. Und überdies fft bei der kaum rurbr zu widerrufenden Stellungnabme d«S EentrumS nicht abzuseben, an« welchem Elemente eine Mehrheit für einen neue» VcrständigungSvorscklagsichsoUtrbilken können. Bei dirserCach läge kann man jeden Tag überaus kritische Wendungen erwarte». Ans alle Fälle möchten wir unsere GrsinnnngSzenosscn auf fordern, ungesäumt sich auf die Möglichkeit von Neu wahlen z»m Reichstag emznrichten. E« wird den Mittel parlcic» im Reiche nicht schwer fallen, die Haltung ihrer Vertreter im Reichstag zu rechtfertigen. Diese halten ebenso sehr baS durch ihre Vergangenheit und ihre oberste» politischen Grundsätze bedinglc nationale Princip der Sicherheit und Wehrkraft deü Reichs im Auge, wie de» Gesichtspunkt mög lichster Schonung der winhschastlichen Leistungsfähigkeit des Volke«. Kommt es Uber diese Frage zu einer schweren Krisi«, o ist eS eben ein neuer Beweis, daß mit einer ultramontaii sreisinnia socialdemokratische» ReickStagsmedrheit die nativ nalen Aufgabe» drr ReichSzrolitit unmöglich zu lösen sind Erfolgt eine Reick>-tagSauslöf»ng, so werben dir Neuwahlen in wenigen Wochen staltfinden. Am l. April d. I. tritt das Neichlgesrtz, betreffend die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung, in Kraft. Voraussichtlich wird sich die gleichzeitige und gleich mäßige Annahine der neuen Zeitbestimmung in allen Bunde« staalen, in welchen die mitteleuropäische Zeit nicht schon gegenwärtig angewendet wirk, ohne Schwierigkeiten vollziehen, wenn nicht nur die vffcnttiche» VerkchrSanstalten. sondern auch die Bebörken bei der Ordnung ihre- Dienstes und bei allen Zciiangabcn sich vom l. April ab alsbald ans schließlich der mitteleuropäischen Heit bedienen wollen. Dies läßt sich aber dadurch befördern, daß ans recht zeitige Umstellung aller öffentlichen Uhren Sorge ge tragen wird, alle Lssrnllichen Ubren daher vom Morgen kes l. April ab alsbald die neue Zeit anzeigrn. Zuverlässige Angabe» über die letztere zu erkalten, wird nirgends auf Schwierigkeiten stoßen, da bei allen Eisenbahnstationen und Telegrapbenanstallen die Abweichung der neuen Zeit von der Ortszeit bekannt ist. Von dem Reichskanzler ist, wie schon telegraphisch gemeldet, den Bundesregierungen die Anleitung gegeben worden, in diesem Sinne die Behörden anzuweisen So ist zu erwarten, daß der Uebergang zur neuen Zeit rasch in weiten Kreisen der Bevölkerung sogar ohne jede bemerk bare Einwirkung, vor sich gehen wird. Die Denkschrift de- ungarischen Episkopat- a» die Regierung und den Kaiser, die al- eine entschiedene Ab lehnung de« kirchenpolitischen Regierungs-Programms sich darstellt und alle srükcren Meldungen von einer gemäßigten Haltung wenigsten- eine- TbeileS der Bischöfe Lügen straft, macht u. A. auch den Versuch, die Erfahrungen in Preußen als Hilfstruppcn in dem Kampf gegen die Eivilrke heran zuziehen. Tie Denkschrift behauptet, daß in Länder» mit Eivilehe, beispielsweise in Preußen, die Entchristlichnng Platz greife. Nach Ansicht drr Denkschrist ist der Eivilact in Deutschland unpopulär, daS evangelische, sowie da» katholische Volk Deutschlands versagen ihm die Anerkennung seiner eigen tdümlichcn Recht-Wirkungen. Die Denkschrift erwähnt ferner den Ausspruch, daß die Eivilrbr in den Lankern, in welche» sie eingesüdrt sei. die Unduldsamkeit und drn religiösen Zwist in den Familien und der Gesellschaft gesteigert babe. Alle diese Behauptu-gen stehen in einem unlös baren Widerspruch zu unanfechtbaren Thatsachen. In den westlichen Gebieten Deutschland«, und zwar auch in Gegenden, wo sich die Blütbe de« deutschen Ultramon tamoinuS inzwischen zu üppigem Leben entwickelt hat, ist fast ei» Iabrbundert tabingegangen, seit die Eivilebe ibre Wir knngen ausübt; sie wurde unter der französischen Herrschaft dort eingesüdrt In dieser langen Zeit bat sich keine der Befürchtungen verwirklicht, welche die ungarischen Bischöfe an die Eivilebe knüpfen. Die katholische wie dir pro testantische Bevölkerung hat sich vollkommen bei einer Ein richtung beruhigt, welche den staatlichen Bedürfnissen entgegen kommt, ohne religiöse Empfindungen zu verletze». Es gilt im Allgemeinen als selbstverständlich, daß die Hciralbs- canditaten sich nicht mit der Eivilebe begnüge», sonteni auch durch die geistliche Trauung den kirchlichen ^cgcn für ihren LebcnSbunk einholen. Eine Lockerung kcr ehelichen Verhält ifsc oder eine Schädigung der religiösen Anschauungen ist in keiner Weise eingclreten. Die ganze Einrichtung ist als etwas Althergebrachtes und Unverfängliches dein Sirene der Karteien längst enthoben. Es war also ein durchaus ver fehlter Getankt, preußisch« Erfahrungen gegen die Eivilebe in Ungarn i»S Feld zu südren; wobl aber kann inan nm- c ekebrl den Schluß ziehe», daß die Besorgnisse der ungarischen ijiscfföf'e sich als Täuschungen einer crreglc» Einbildiingskrafl erweisen werten. In der belgischen Dcpiitirtcnkaninicr dauern die Rcde- kämpfe über die Stimnircch tSsrage sott; täglich werten neue „vcrinittklntc" Snstenic vorgcfchlage», aber noch ist keinerlei Einigung erzielt. Nur EmS steht fest: taS all gemeine Stimmrecht ist au-sichtSloS; von l.',2 Depntirtcn sink nur 35 zu seiner Annahine bereit Wäbrent aber tie llcrikale Kamincrrechte sich wie iinmcr geschloffen nni taS Ministerium chaart, bietet die liberale Kamnierlinkc kein Laute taS lranrigste Schauspiel; tie Fortschrittler als Anhänger und die Doelrinaircn als Gegner teö allgemeinen StimmrcclilS liegen sich in den Haaren, beschimpfen sich gegenscilig, »nt ete Kainniersitzung verlieft den Riß. Tie gegenseitige Be ehrung ist bereits so weit gediehen, daß die liberale Liga den Antrag ter fortschrittlichen Assoeiaiion, beite Körpcr- 'chaften bchusS Verstäntigung zu einer gemcinsamc» Sitzung einznhrrnscn, schroff ahgewiesc» bat. Die Klerikalen sind voll Jubel über die Uneinigkeit ter Liberalen, denn tieser Streit stärkt die Lage der Regierung und ter Rechten nnd sichert daS Zustandekommen einer Ausgleichs zwischen den beiden herrschenden Parteien aus der Grundlage eines war erweiterten, aber durch geforderte Bürgschaften bc ichräuklcn Stimmrechtes. TaS Gefahrvolle der Laxe liegt aber darin, daß die breiten Volksschichten auf die Mahnung res König-, .Geduld zu haben", nicht höre» nnd die Ver weigerung des allgemeinen StiminrechlS nicht rubig hinnehnicn werden. Tie Arbeiterpartei wird sich erheben, und wenn auch ibre Illusion, daß die Armee mckff der Regierung zu Diensten sein wird, schwerlich begründet ist, so ist dock eine solche Bewegung gefährlich genug. Die Arbeiter presse schlägt einen wilden Ton an; ernsthafter ist, daß die Genier Socialistrn, welche über eine starte Organisation und reiche Mittel verfügen und bisher jede» Geivaltaet »nd GeneralauSstand hintcrlricbcn haben, jetzt im Fall« der Verweigerung de- Stimmrecht- offen jür Straßcnkamps und Revolution einlrcten. Ihr Organ, der „Boornil", bat jedem Deputirteii einen „WarnnngSbrief" zngestellt, welcher die erbärmliche Lage der belgischen Arbeiter schildert nnd in der Bewilligung de- Stimmrechtes das einzige Heilmittel sicht. .Wir habe» daS Stünmrechl mit Ruhe uns Würde gefordert. Können wir anders tdun, als bitten oder uns schlagen'? Ver weigern Sie cS, eS sei! Aber wir schwören iin VoUbcwnßl- ein unseres Rechtes, die Herausforderung anznnehincn. Sie sind gewarnt! Die Regierung trifft bereiis Vorsichtsmaßregel», »in febcr Grfakr z» begegnen, aber Laß die Gcsammttage ernst ist, läßt sich nicht bestreiten. In Pari« haben die Panam a-Proccßverband- lnngen Anlaß ;n einer Ministerkris iS gegeben. Der Iustizminister Bourgeois hatkemissionirt, unv eS verlautet, mit dieser einen Demisston werde eS lei» Bewende» nicht baden. Noch wichtiger al- diese Nachrichten sind jedoch die andere», welche darauf bindeutcn, daß eS auch dem Präsidenten der Republik nicht erspart werden wird, sein Zengniß in der Angelegenheit abzugeben. Wie schon vor einigen Wochen mitgeldeilt wurde, befielst bei einigen der Angeklagten die Absicht, die Einvernahme Earnot'S als Zeuge herbeizu- führen. Nach den Bekundungen der Abgeordnete» SaliS »nd Elemcneeau können der Verwirklichung dieser Absicht kaum mehr ernste Hindernisse in den Weg gelegt werten. Der Abg. SaliS bestätigte, von Dvck Guuo gehört zu baden, daß laut Ailssage des Herrn EonstanS kcr Pra sident drr Republik eine Liste der an der Panamasache be- tbeiligten Persönlichkeiten erkalten habe. Der Abg. Elcincncca» crllärtc, er babe LcssepS nicht aus Enipfcblu»^ des EorncliuS Herz, wie LcssepS behauptet, sondern ans Einpfcblnng des damaligen FinanzministcrS Earnot empfangen. Wenn nickst eine klaffende Lücke in dem Bewcisvcrfabren entstehen soll, wird dem Gerichtshof Wohl nichts übrig bleiben, als sich zu Herrn Earnot zu verfügen, um seine Bekundungen entgegc»- zuncbmen. Wie in diesem Falle die Tinge sich weiter ent wickeln werde», ist schlechterdings nicht abzuschcn. Von verschiedenen Seiten wird eine Einmischung de- Papstes in tie devorstcbenden sran zösi scheu Wahlen angekündigt. Die .Agence HavaS" laßt sich ans Rom melken: .Leo XI II. »nd der Eardinal Ranipolla baden sich mit 26 französischen Bischöfen, die zm» Jubiläum nach Rom gekommen waren, von der Notbwcndigkeit »nierbaltcn, in drr künftigen Kammer eine starke Parle! von Katholiken, die sich der Republik »»schließen, zu bilden. Beim Beginn ter Wahlperiode wird der Papst selbst oder durch Ver mittelung de- Cardinal- Ranipolla einen Brief an einen hochstehenden französischen Kirchenfürsteii richten, der bestimmt ist, diesen Gedanken darznlegen. Dieser Prälat wird, wie man glaubt, nicht der Erzbischof von Paris, sondern der von Reim» oder der Bischof von Grenoble sei». Ein katholischer EentralcniSschiiß für die Wahlen soll in Pari» mit Verzweigung in allen Diversen gebildet werden." Nach einem anderen Gerüchte hätte Leo Trlll. schon einen ebenfalls für die Ocffentlicistctt bestimmten Brief über diesen Gegenstand an den Senator Ebesnelon geschrieben. Dieser werde ihn jedoch erst im passenden Augenblicke veröffentlichen. Die Engländer sind, der .Dimes" zufolge, mit dem neuen eHvptischen Ministerpräsidenten Riaz Pascha gar nicht zusrieden. Er will Alles seldst machen, ist eifersüchtig gegen jede Einmischung von anderer Seite und überläßt aus Mißtrauen wider die Engländer gar nichts den unter geordneten Beamten. Dadurch kommt die ganze Resorm- arbeit in- Stocken, welcher er ohnehin von vornherein feind-
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