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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930320017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893032001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893032001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-20
- Monat1893-03
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Bezugs-Preis W d« Hauptexpeditioa oder den im Stadt- bezirk »ad den Vororten errichteten Aus- cadeü'llen ab-iholt: vierteljährlicher«.«, bei »wetmolwer täglicher Zustellung in« hm« ei d « Durch die Post bezogen für jeutschland und Oesterreich: viertel,ährlich 8.—. Direct» tägliche Kreuzbandsrndung stch Lutland: monatlich d —.. VeMorgen-Aasqabr erscheint täglich '/>7 Uhr« bst Ldend-Auilgabe Wochentags 5 Uhr. reLartiou und Expedition: AohanneSgafir 8. Dst lkpeditio« ist Wochentag« ununterbrochen geMet von früh 8 bt< Abend« 7 Uhr. Filialen: ktt, Kke««'s Sortlm. «Alfred Hahn). lluivrrsitätsstraße 1. . Laut« Lösche, jkthäriaenflr. 1«. hart, und Königlplah 7. Morgen-Ausgabe. ttjirlgerCagelllatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Anzeigen.Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4ge- spalte») b0^z, vor den gamillennachrichten (y gespalten) «O^j. Größere Schriften laut unterem Preis verzeichnis. 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I50-2LS 15 20W Eschen, ?rsc»iuu, ercel«. . . . 1ÜO-2Lc> — — 12 — 1000 . - - Alleebäume SOO—550 — 7b 00 — VOM Sraueschen, knucimi» ciuerm . . 200-250 — 12 — 2000 Aborn, «leer plaUcn 200—350 — — 12 — 300 calis. Ahorn, Xaer calitorn. . . 300—850 — — 30 — 1000 Weißbuchen, Lurp. kelula . . . 175—200 200—250 - — 15 — 2000 Rothellern, ^luus »zlutiuvs» . . — 8 — 800 Linde», Till» purvilollu.... 500-00» 2 50 225 — LM Birken, Lslula alb» 300-400 — — 20 — 10 a» U. Radelhölzcr. Fichte», ^l»s» »esls 60-70 5 20000 - 80—90 — — 10 — 2000 > - - I. Wahl . 100—120 — 50 40 — MO - - - 11. . 100-120 — 20 12 — 1000 » * » I. - . 125—150 — M 50 — 1000 - - - I. . 175—200 — 80 75 — bOO * * » I. » 225—250 1 — 90 — Lei P-rg, am L2. Februar 1898. LeS Rath- AorftDe-utattsn. Test zum Theil längerer Zeit befinden sich al» herrenlos k Bt«< Vierrädrige und 8 » »wetrödrtg« Handwagen in Verwahrung de« Unterzeichneten Poli-eiami«. Z» Ermittelung d« Ligenthümer wird die« hierdurch bekannt Macht. Leipzig, de» 18. Mär, 1893. Das Poli,eia«t der Stadt Lettzzig. B retschnrider. Ml. Oeüentlieke Üanilelsletuanstalt. 2u der beuts X-rctimitkLU 3 Ihr »lurrAodendeu Lutlusüuv^ Ld ' der ScdUIer «irr t>8liere» erxedsnst einrulsden l^iprig, den 20. Llilrr 1393 tkellung keshrl sied hierdurch Carl IVolkrnm, virsetor. Politische Tagesschau. * Leipzig, 19. März. Ls wird setzt immer nock mindestens ein guter Monat vergeben, ehe rin Rcichslagöplenum die Entscheidung über die Militairvorlage erfolgt. Die Zeit der parlamen tarischen Ferien ist besonders geeignet zu einem Meinungs austausch zwischen den Abgeordneten und den Wählern nnv zu Kundgebungen au» dem Volke heraus. Es liegt jetzt ein vorläufiger Abschluß vor, der die ganze Gefahr der Situation dem Volke scharf vor die Augen führt und die Aufforderung enthalt, jetzt sich noch einmal über das bisher Geschehene und in nächster Zukunft zu Erwartende auszusprechen. Man wird denn auch vorauSsehen dürfen, daß in den nächsten Wochen noch eine lebhaftere Bewegung durch das Land gebt, daß die Stimmung brS Volkes kräftiger zum Aus druck kommt, sei eS nun, daß sie einer Verständigung günstig, sei e-, daß sie mit der Ablehnung des Gesetzes einverstanden ist. Man kann nicht behaupten, daß der Wille des Volkes bisher sich klar und mit überwältigender Macht kundgegcben hätte. Zahlreiche Versammlungen haben Beschlüsse für eine Verständigung gefaßt, ebenso sind zahl reiche Kundgebungen des Widerspruchs erfolgt. An die ge waltige Aufregung bei dem SeptennatSgcsetz reicht die gegen wärtige Bewegung nicht entfernt heran, und daß bei Neu- wablen ein Reichstag zu Stande kommen könnte, der unter dem Schlachtruf der Mililairresorm gebildet und auf sie ver pflichtet wäre, erscheint nach dem Urtheil aller Beobachter und Kenner der BolkSstimmungen ganz ausgeschlossen. Bei der gegenwärtigen Zusammensetzung keS Reichstags könnte einige Aussicht, doch noch zu einer Verständigung zu gelangen, nur dann noch sich rarbieten, wenn die unzweifelhaft, im Volke mehr als in seiner Vertretung, vorhandenen Neigungen, einen Streit über die militairische Sicherheit Ve< Reich- zu vermeiden, sich rruch in den freisinnigen und klerikalen Wäblerkreisen regten und den gemäßigteren Mitgliedern dieser Parteien im Reichstag eine Aufmunterung und Er- muibigung gewährten. Auch wenn sich Eonservative und Nalionalltberale mit der Regierung verständigten, wa« Hülse es, wenn nicht noch auS andern, jetzt mit unannehmbaren Bedingungen dastehenden Parteien Unterstützung binzukommt'? Tie patriotischen Gesichtspunkte genügender Wehrfähigkeit sind für alle Parteien gleichmäßig gegeben, aber wir ver mögen auch nicht zu erkennen, was die besonderen Partei iineressen de- CentrumS und der Freisinnigen dabei gewinnen tonnten, wenn setzt eine zerrüttende Krisi« mit ihrer tiefen Answühlung der Leidenschaften der Masten und ankeren gifäbrlicben Folgen hereinbräche. Hoffentlich wird die bis zur Entscheidung noch gewährte Frist vom Volk und von einer Vertretung noch einmal zu ruhiger und ernster Prüfung der ganzen Sachlage benutzt. Mitte nächster Woche werden im Reich-tag und Ab- acvltneteabau« dir Osterferien rintrclen, die sich in beiden Häusern bi« zum 11. April erstrecken. Man bosft jetzt doch, die Sessionen vor oder spätesten« gleich nach Pfingsten schließen zu können. Freilich ist in beite» Häusern noch viel Arbeilö- licff vorhanden, indessen wird wohl auch manches »»erledigt liegen bleiben. Im Reichstage wird mit der Militairvorlage, im Abgeordnetenhausr mit den Slcurrgesetzen daS haupt sächlichst« Aturrefft erschöpft sei«. Im Reichstag tritt ja möglicherweise ein rasches und plötzliche- Ende ein, aber auch im Fall ungestörten Verlauf« wird unier Liegenlafscn de« ausschiebbaren SloffS die Session vor Pfingsten geschlossen werden können. Da« Abgeordnetenhaus könnte noch in allerlei Schwierigkeiten mit dem Herrenbaus gerathen, indessen glaubt man jetzt doch einem früheren Abschluß der Tagung entgegen setzen zu dürfen, als vielfach vorausgesetzt war. „LoS von Oesterreich", das ist mehr als je seit dem Sprachenerlaste tcS Ministers Slremayer daS Stichwort der Ezcchen. So beschloß in diesen Tagen daS Prager SlaLlverordneten-Eollegium, bei der Regierung um sofortige Aushebung de« gebachlen SprachenerlaffeS vom ü. December 1392 zu pelitionircn und die Errichtung eine- eigenen obersten Gerichtshofes für die Länder der böhmischen Krone zu fordern. AlSVann bringen die „Narodni Listy" unter dem Titel: „Verlangen wir unseren eigenen obersten Gerichtshof für die Länder der böhmische» Krone in Prag" an leitender Stelle einen Artikel, in welchen, es u. A. beigt: „Dank der unerhörten Beleidigung, die dem czechifchen Volke durch die neueste Stremayer'fckie Ordonnanz in- Gesicht geschleudert wurde, ist der bis hcrigen Gedulv de« czechifchen Volke- für immer ein Ende gemacht. Wir wissen unn, daß zu den wichtigsten Epistel,z- Bedingungen unsere- Volte- gehört, daß eS sich selbst ver walte, siw selbst seine Gesetze mache und selbst über sich zu Gerichte sitze. Wir wissen, daß u»S diese Rechte nach den gilligen Verträgen mit der Dynastie, nach den von den böhmische» Königen geleisteten Eiben zukommen. Wir wissen heule, waS uns unsere „Taubennatur" (!) genützt hat. Nicht einmal einen czechifchen Senat beim Oberste» Gerichts höfe will man für unS errichten, obgleich die Hälfte der Agenden chiefeS Gerichtshöfe« die Rekurse aus den Ländern der böymischen Krone auSmachen." Der Artikel schließt: »Hassen wir unS diese Erniedrigungen nicht weiter gefallen, verlangen wir unseren eigenen Obersten Gericht-Hof in Prag! Dies« Forderung darf von heute a« nicht mehr im czechifchen Volk« verstummen." In Paris drängt andauernd der so plötzliche Tod de« IuleS " Senalsprafrdenten IuleS Ferr-y alle anderen Begebenheiten in den Hintergrund und alle Parteien vermögen sich dem niederdrückenden Gefühl, daß Frankreich ein sehr großer Ver lust betroffen bat, nicht zu entziehen. Von dem nieder schmetternden Eindruck, welchen die Nachricht von dem Tode Ferry'S in parlamentarischen Kreisen hrrvorrief, giebt die Thalsache eine Vorstellung, daß der Aicepräsidenk bcS Senates, Barboux, als er sich auf die erste Nachricht vom Tode in die Wohnung Ferry'S begab und ihm dort dir Nachricht bestätigt wurde, ausricf: „Es ist unmöglich!" und wie vom Schlage getroffen wankte. Bezüglich der letzten Augenblicke Ferry'S wird noch bekannt, daß, als der Bruder und die Gattin Ferry'S letzterem, um ihm Er leichterung zu verschaffen, dir Lage de« Kopfe« veränderten, Ferry sie starr ansah und dir Worte au-rirf: „Rettet mich!" DaS waren dir letzten Worte Ferry'«, welcher alsdann in einen komateusen Zustand verfiel und um Oh« Uhr den letzten Alhemzug that. Ferry litt seit Jahren an der typischen Krankheit derer, die überangestrengl sind und ein Leben des Kampfe- und der Aufregung führen, an Vergrößerung und Verfettung des Herzens. Eine schwere Verschlimmerung ersudr sein Zustand, wir schon erwähnt, durch den Aubertin'schen Anschlag, dessen Opfer Ferry am lO. December 1887 im FrirdenSsaale de- BourbonpalasteS wurte. Die Kugel, dir Audertin ihm damals in die Brust schoß, brachte zwar keine blutende Wunde hervor, Wohl aber starke Quetschungen der Herzgegend und beö bereit- erkrankten Herzmuskels selbst und wurde so die Ursache seines frühen Todes. — Die boulangiftischen und radicalen Blätter verspritzen ihr Gift auch jetzt noch gegen den Todten. Das Aeußerste leistet der „Intransigcant", welcher folgende ungeheuerliche Drahtmeldung „auS Berlin" bringt: „Berlin, 17. März, 11'^ Uhr Abends. Hier wurde Ferry'S Tod um ',9 1Il>r bekannt. Das war eine allgemeine Ver zweiflung. Tie Leuic traten auf der Straße zu cinander und fragten mit tiefster Bestürzung: Ist'« auch wahr? Bet Hofe war die Wirkung tief. Ter Kaiser war bei der Tafel, als ihm die Meldung erstattet wurde; sein Kummer äußerte sich in einer Ge berde. Gr verbarg das Bedauern nicht, das ihm der Verlust eines solchen Verbündeten einslößte." So geht es noch eiwa zwanzig Zeilen weiter, dann schließt diese eigene Berliner Meldung so: „Seit Kaiser Wilhelm'« Tod hat man in Berlin keine ähnliche Bewegung beöbachtet, r« ist für Deuljchland eine BoikSlrauer." In England hat gegenwärtig die Vertagung der zweiten Lesung der irischen Homerule-Bill dem ganzen politischen Leben ein Gepräge aufgrdriickt, welche« nicht« Gute« für das Zustandekommen dieser einschneidenden gesetzgeberischen Maß reget verbürgt. Die conservative Opposition und idre unionistischen Verbündeten nutzen den parlamentarischen Er folg, den sie durch da« Zurückweichrn der Regierung erzielt haben, unermüdlich und voll au», und r- wird namentlich die Lage, >n welche die protestantische Bevölkerung von Ulster bei der Verwirklichung von Homerule kommen würde, als Sturmbock gegen da« verhaßle Gesetz benutzt. Ter Erfolg bat die Schaaren der konservativen und liberalen Unionistcn geeinigt und fest aneinander geschlossen, der Mißerfolg Gladstone'S die an und für sich aus einander strebenden Elemente der ministeriellen Mehrheit un- zusrirden und unveriäßlich gemacht. Dir ParnrllUen tragen ihre Enttäuschung und ihre Mißstimmung offen zur Schau; die radikale Partei wird e« nur schwer verwinden, daß Gladstone im Untrrhause ausdrücklich erklärt bat, die Frage der Taggelder an die Abgeordneten könne in dieser Taaii nicht erledigt werden, das Eabinet werde die nöthige Vor lage erst in der nächsten Tagung einbringen. Auch die irischen Abgeordneten werde» durch diest Hinau«schiebung schwer betroffen, da dieser Partei dir materiellen Lasten einer längeren Dauer dieser ParlamenlStagung besonder« schwer fallen und r« ist zu befürchten, daß e« Gladstone nur schwer möglich sein wird, di» irischen Getreuen vollzählig im Parla mente beisammen zu halten; erscheint aber auch nur rin kleiner Thril derAntiparnellite» »icht regelmäßig im Unterhaus«, kann die Mehrheit Gladstone'S leicht gefährdet werden. Glad stone ist bemüht, die Unzufriedenheit in den Kreisen der Anli- parnellilen wegen der Vertagung der zweiten Lesung der Home- rnIe-Bill zu bannen; wie daS liberal-unwrvstische „Echo" erfährt, bat Gladstone ein Schreiben an Justin MacEarlby gerichtet, da« sein Vorgeben eingehend rechtfertigt und die Empfindlich keil der irischen Nationalisten durch den Hinweis auf die Ob struktion tcr Opposition zu besänftigen fuckt. Es zeigt sick eine, nacb den bedeutenden Erfolgen, die Gladstone i» den ersten Wolken der Parlamentstagung errungen bat, auffällige Wandlung in der parlamentarischen Lage, deren Dauer und Entwicklung von dem Verlaust der Agitation abhängt, die >» den Osterferien in ganz England für und wider Homerule betriebe» werden wird. Bei dem gegenwärtigen Streit zwischen Schweden und Norwegen bandelt eS sich bekanntlich um die Frage, ob der Begründung eigener norwegischer Eonsu- late, welche die Linke im norwegischen Stört!,ing verlangt, slattgcgcde» werden soll. Die Mehrheit des norwegische» Volkes glaubt auf diesem Verlangen dcsteben zu müssen, damit die Interessen Norwegens besser al» jetzt gewährt werten. Von schwedischer Seil« leugnet man, daß dieselben unter dem jetzigen Svstem der gemeinsamen Eonsulale ver nachlässigt würden »nd weist daraus bin. daß zur Erhaltung derselben Schweden 190 208 und Norwegen 200 2ll Kronen beiträgt. Ungefähr die Hälfte der EonsulatSäinter sei mit Schweden, die andere Hälfte mit Norwegern besetzt. Die Summe der Ausgaben für sämmtliche schwedischen Eon- sulatSfunctionaire betrage 164 000 Kronen, diejenige für die norwegischen l7l 000 Kronen. Da-Recht zu einer selbst ständigen Regelung de« EonsulatSwcsenS leitet die Linke i», Storthing au- einer ini Iabre 1800 gefaßten Resolution der, in welcher der König ersucht wurde, den Artikel des Grundgesetzes, welcher auf die Ernennung eine» könig lichen Statthalter- in Ebristiania Bezug bat, abzu- schaffen. Der damalige König war nicht abgeneigt, diesem Wunsche zu willfahren, doch zerschlugen sich die Ver handlungen und erst König L-kar schaffte den betreffenden Pc,»» im Jahre 1873 ab. Damit, so behauptet die norwegische Linke, wurde zugleich da» Reckt Norwegen«, in allen Angelegenheiten, die nicht besonder- in der UnionS- acte als gemeinsam angcfübrt sind, selbstständig vorzugehen, anerkaiint. Am 10. Juni vorigen IabrcS nahm daS Storthing einrn Antrag an, wonach selbstständige nor wegische Evnsulate errichtet werden sollten. Der König und die schwedische Regierung behaupteten jedoch, daß es sich um eine gtmcmsamc Angelegenheit handele und dcSbalb erst zwischen beiden Regierungen Verhandlungen über die Sache slaitsinden müßten. DaS Linken-Ministerium dcmifsionirte, allein da der König kein neues Eabinet zu Stanke bringen konnte, übernahmen die Herren Steen und Genossen wieder die Regierung, nachdem sie in eine Verschiebung der An gelegenheit eingewilligt batten Eine Auslösung teS^Stortbing ist nicht zulässig und die nächsten verfassungsmäßige» Wahlen finden erft ini Herbst 1894 statt. Nack, lebhaften Debatten bat nun LaS Storthing unter Zustimmung der norwegischen Negierung die Tagesordnung der äußersten Linken, wonach Norwegen ohne Verhandlung mit Schweden die EonsulatS- srage erledigen soll, bei vollbesetztem Hause mit 04 gegen 50 Stimmen angenommen. DaS ist zwar eine Mehrheit, aber keine genügend große, um eine so wichtige Verfassungs änderung, als sie die Linie plant, durchzuführen, zumal auch ein Tbeil derselbe», unter Führung deS Herrn Michelsen und unter Zustimmung deS früher intransigenten Dichters Björnstjernc Björnson, sich für vorherige Verhandlungen mit Schweden ausgesprochen hat. Der Staat-minister Steen bat zwar für den Fall, daß die Wünsche der Linken nicht erfüllt würben, mit der Auslösung der Union gedroht, allein cS ist doch »och zweifelhaft, ob die Mehrheit dcS norwegischen Volkes ihm aus diesem Wege folgen wird. Die Gründe, we-halb die neue Washingtoner Regierung den Antrag Harrison'S auf Einverleibung der Hawaii Inseln nickt ohne Weiteres genehmigt hat, werden allmälig bekannt. Man beabsichtigt vor Allem, eine sogenannte Volksabstimmung über die Frage: Ob Monarchie, ob Republik oder Annexion durch die Vereinigten Staaten vor nehmen zu lassen. Bei den aus den Hawaii-Inseln bestellende» tbalfächlichc» Verhältnissen, welche eS mit sich bringen, daß der Einfluß der Nortamerikancr ein seit lange,» überwiegender ist, nachdem die Monarchie gestürzt und der Uebergang zu einer republikanischen NegierungSform ebne einen Einspruch auch von Seiten der Vertrag-Mächte Eng tand und Frankreich erfolgte, hat diese komödienhafte Maßregel einer Volksabstimmung gar keinen wirklichen Wertb; mit vollkommener Sicherheit kann man ibren Aus gang vorkerscben und Vorhersagen. Angesichts dieser offen kundigen Umstände fühlen die Nordamerikancr die Notb Wendigkeit, ihr Vorgehen noch Weiler zu begründen Ter Bevollmächtigte der Washingtoner Regierung, Senator Blunt, soll angewiesen worden sein, die republikanische Regierung zu Honolulu zu benachrichtigen, die Union werde die Inselgruppe nur nach außen schützen, gegen innere Ein klüsse müsie sie sich selbst behaupten; also man will der Republik den Schein einer Art Selbstständigkeit lassen. Weiter bin soll der Bevollmächtigte den Auftrag baden, den Ursprung der Revolution zu untersuchen, da sie möglicher weise von Zuckerspeculanten angestistrt sei. Diese Begründung kann ui» so weniger Eindruck machen, als die Machinationen der Zuckerspeculanten mit dem Hawaiizucker schon seit 20 Iabren bekannt sind. Die nordamrr.kanifchen Cpecnlantcn, an deren Spitze der bekannte Elau« Spreckels siebt, haben nickt nur den ganzen Zuckerbau und Zuckerkandes Hawaiis in ihren Händen, fondern dictiren auch die Zncker preise in dem größten Tbeile der Bereinigten Staate» selbst ganz willkürlich Durch diese Spekulanten ist der Vertrag, den die Vereinigten Staaten 187b mit dem Könige von Hawaii wegen zollfreier Einfuhr de» HawaiizuckerS an die nordamerikanische Westküste ganz wirkungslos geblieben. Deutsche- Reich. 0 Berlin, 18. März. Die Besucher tcS FriedrichS- bain waren heule nicht so früh wie sonst zur Stelle, infolge der ungünstigen, kalten Witterung. Doch von sieben Ubr ab wurde e« sebbaft und eine kalbe Stunde sväter mußte ein Besucher dicht hinter dem anderen marschiren. Der Rund- gang geschah rechtsseitig, so daß Niemand die gegenüber liegenden Gräber »nd Kränze in Augenschein nebnien konnte, denn nach cininaligem Rnndgang mußte fick Jedermann ent- ernen. Bis 0 Uhr Morgen- waren die meisten Kränze bereit« niedergelcgr, dann erschienen vereinzelt die Nachzügler. Tie Socialdemokralen haben offenbar eine Demonstralion im Auge gehabt niit ihren l bis 2 in Koben, zuin Tbeil recht kostbaren Kränzen nebst den ebenso langen, meisten- blutrolben Schleifen Es waren vertreten mcbrere soeialkemo- kratische» Wablvereine mit tcr Inschrift: „Ten tapferen Kämpfern für Freiheit, Wabrbeit und Red»". Solche und ähnliche Widmungen befanden sich an sämmt- lichen Kränzen. Auch die socialdcmokratischen Stadt verordneten Hallen Kränze gespendet, ferner die meisten Fach- vercine, einzelne Werkstätten, zahlreiche Gesangvereine, Rauch- nnd Leseclubs und ein Arbeiter-Biltungsverein auö einem Vorort. Die Arbeiter der Fabriken von Beckstein, Stock und ieincnS L HalSke hatten Riefenkränzc bcrstellcn lassen und die Arbeiter ter Fabrik von Gcbrüter >LieiiicnS in Ebarlotten» bürg sogar zwei Riescnkränze. Ter Kran; der Frauen- AgitalionSeonimission enthielt die Widmung: „Tie Prole- tarirrinncn Berlins". And, ein Verein der Tanzlcbrer, eine anz neue socialteinokratische Gründung, und ein Verein der 'amboure war vertreten. Die polnischen Socialisten hatten ibre Widmung in deutscher »nd polnischer Sprache an gebracht. Von deutsch-freisinniger Seite hat, wie-all- ährlick, der „Berliner Arbeiterverein" einen Kranz mit schwarz-roth-goldenen Schleifen und der Hirsch-Duncker'schc Gewerkverein der Glacöhandschuhmacher einen Kranz mit rothcn Schleifen niedergelcgt. Der Kran; der Anarchisten ist klein und schmucklos; feine schwarzen Schleife» enlbalten keine Inschrift, sonder» nur einen weißen Strich. Die Arbeiter haben inSgciainml gegen 200 Kränze »iedergclegt. ILO Stück davon dürsten zu einem Mindestpreise von je tO -st hergeitellt sein, während ter Preis der übrigen 30 biS 00 -F beträgt. InSacsammt also baden die Socialtemekraten für die Gräber ans den« Friedrich-Hain ca. 2«>00 auS- gegeben. — lieber die Bedeutung tcS 13. März wird beute in zahlreichen Versammlungen Berlins und ter Vororte ge sprochen werden. Bebel tritt in Berlin, Liebknecht in Ehar- lottenburg als Referent aus. Im „Demokratische» Verein" spricht beute Red»«anwalt Or Perl über „Tie Entwickelung der nordkeutscht» Temokralie seit >8t3". — Ter „Socialist" st in neuer blutrokber Extraausgabe erschienen. Für die beanstandeten Artilel ist ein anderer „Tic Vorgeschichte der Eommune" eingefchobcn. Vor diesem Artikel befinren sich folgende Vermerke: „Ter >8. März. Eoniiseirtü! Ein Bild srübercr Revolutionen nach Peter Krapoikin. Vielleicht coiisiscirt!" Die beiden anderen rotben Märznuminer» („Ter 18. März" und „Teltow BeeSkower Volksblatt") sind noch nicht sreigegcbcn. Letzteres ist wegen seines gcsammten InkalteS confiScnt worden. — Die socialdeniokratlschen Vertrauens- Personen baden einen Ausruf a» die „Arbeiterschaft Berlin»" erlasse», die Vorbereitungen zur Maifeier zu fressen. Mit Rücksicht aus die zur Zeit herrschende wirlhschafttichc Lage soll, gemäß dem letzten Parteitagtbeschluß, von der Proclamirung der allgeinrinen ArbeitSrubc für den l. Mai abgesehen und nur am Abend gefeiert werden. Tic Arrangements, so beißt cS in dem Aufruf weiter, soll jeder Kreis für sich treffen, doch sei der einheitliche Preis der BilleiS einschließlich der Maizcitung auf 30 -s in allen Kreisen festgesetzt. Tie Ver- trauenSperfoncn setzen die Tkeilnabme aller „aus dem Boden der Elassenbcwegung stehenden Gewerkschaften" als selbst verständlich voraus. Im vorigen Iabre betrug der Eintritts preis für sämmllichr Festlocale 20 „f, wofür die Maiseftschrist und die völlig wcrtdlosr Maimedaille gegeben wurde. Ta aber jetzt die Einnahmen in die Parteicasfe sehr spärlich fließen, ist der Preis um 50 "/o crböbt worden, wobei nicht einmal ein Mai- zcichcn geliefert wird. Mit diesem „kostbaren" Kleinod soll wahrscheinlich ein Extrageschäft gemacht werbe». — Tcr locialteinokratische Versamiiilungsredncr, Zahnarzt I>v. Wolfs, ist wegen Aufreizung angrklagt worden. Er hat deshalb er tlärt, kein Referat wieder übernehmen zu wollen. — Tic dritte OrlStrankencassr ist jetzt ruinirt, und zwar in Folge tcr Unterschlagungen ihres Rendanten Bucherl. Es ist dies die Orlstranlencafse >>» Vorort Wcißensee. Bucken, ter zu gleich Buchhalter beim hiesigen Magistrat ist, bat das ganze Vermögen der Eassc, ca. 20 000 -st verpraßt »nd Fälschungen verübt. Einen erheblichen Theil des Geltes dürfte er auf der Rennbahn zu Weißcnsee verspielt Kaden. — Der Kaiser erledigte Sonnabend früh RcgierungS- angelegenheiren und besuchte alsdann das Atelier des Prof. BegaS. Späler empfing er den Prof. Raschdors. Dan» wobnte der Kaiser den Ofsicicrrcilstunren der Berliner EavaUeriercgimcnter bei unk nahm das Frühstück mit den Ofsicieren deS 1. GartedragoncrregimcntS c!n. — Zur Ronisabrt de« Kaisers wird dem „Hambg. Eorr." anscheinend vfsiciöS aus Berlin geschrieben: „Auch in parlamentarischen Kreisen und namentlich da, wo man der Leitung der auswärtigen Politik wenig wohl 'will, ist bas Gerücht Herumgelragen worben, daß Italien vom Dreibund loSzntommen strebe und daß die Reise de« Kaiser« nach Rom dieser Gefahr zu begegnen bezwecke. Eine willkürlichere Ver kehrung der Tbatsachen ist kaum möglich. Die Reise des KaiserpaarcS entspringt ausschließlich der Initiative des Königs Kunibert und, wie man in Italien über den Besuch denlt, beweist die cmmütbige Haltung der torligcn Presse. Berliner Blätter haben die Auffahrt des Kaiser» und ter Kaiserin im Vatikan auSgemalt. Bisher war nur von einem Besuche deö Kaiser« im Vatikan die Rede und eS wird gut sein, daran festzuhalten. Ein Besuch der Kaiserin würde den Gepflogenheiten widersprechen." — Anläßlich Le« Geburtstage« deSKaisersvon Rußland sind demselben durch den commandirenden Admiral die Glückwünsche der Marine übermittelt worden. Taraus ist dem Letzteren folgende« Aniworllelearamm zuaegangen. „Der kaiserlichen Marine mein«» hertUchsteu Dank für dt« mir dar-ebrachte» Glückwunsch«. Alepauder."
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