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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930321019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893032101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893032101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-21
- Monat1893-03
- Jahr1893
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Bezugs-Preis hl ter Honptexpedition oder den im Stadt» dezirl und den Bororten errichteten Aus» »adeftellen obgeholt: mrrt»IjLhrIich^r4.bO. bei zweimaliger täglicher Zustellung in« d«1 bckO. Durch die Post bezogen sür keuschlond und Leslerreich: vierlel>ährlich 8.—. Tirecte tägliche Kreuzbandjendung ial Lusland: monatlich 9.—. NieRorgea.-lu-gab« erscheint täglich'/,? Uhr, di» Adead-AuSgabe Wochentags b Uhr. Lrdartion und Erpkdition: JotzanncSgass« 8. Nelknxdition ist Wochentag« ununterbrochen jeossuet von srüh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: kttt Klemm'« Tortim. <Alsrc» Hahn). llkiversitätSslrab« 1, Loui» Lösche. jkthariuenslr. 1«. pari, und Königkplatz 7. Morgen-Ausgabe. WMtr MgMalt Anzeiger. Lrgan siir Politik, Localgeschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. ArrzeigenPreiS die 6gespaltene Petitzrile 20 Psg. Reclamen unter dem RedactionSstrick <4 ge spalten- 50>^, vor den Familieanachrichtea (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis» Verzeichnis. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Ertra-Beilagen (gesalzt), nvr mit der Morgen - Ausgabe , ohne Postbeförderung 60.—, mit Poslbesörderuag 70.—. Ännalimeschlub für Ämeignr: Abend-AuSgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn» und Festtag« früh ' ,8 Uhr. Bet de» Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anreize« sind stet« an dt» Er-evttto« zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leivjig- lio. Dienstag den 21. Nkärz 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanulmachung. Nachdem die Reparatur der in der Nähe der Nr. Heine'schen kila gelegenen Elsterbrücke zu L.-Neuschleutzig beendet sst, heben rn »asere unter dem IS. Vongen Monat« erlassene Bekanntmachung «r! und geben die betr. Brücke dem Fährverkehr wieder frei. Leipzig, am 17. März 1893. Ter Rath dcr Stadt Leipzig. Ü.3S00. vr. Georgt. Stahl. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 16. Juli 1«Sl — die isrmSstlgnng von WafsrrzinS bei lrrritrhrnden isaonungen betreffend, — bringen wir hiermit zur allgemeinen Kcunlniß, das die zur Anmeldung der leerstehenden Wohnungen sciigcslklltk, mit dem achte» MonatStage de« betreffenden Malender, tiktteljabre« »bla »seit de Frist mit Rücksicht ans die diese« Mat emavendea Osterskiertage ausnahmsweise dt» rinschlirszlich Sonnabend, den 15. April er., verlängert werden soll. Leipzig, den 16. März 1893. Ter Rath her Stadt Leipzig. Ic. 1LL3. vr. Georgs. Tichoriu«. Gesucht j wird der Schmied Srnft Vmil Steinrrt. l geboren am 3. December 1845 in Kesselshain bet Borna, welcher zur Fürsorge für seine hier in Waisenpslege befindlichen btinder ^ anzuhalten ist. Leipzig, den 16. März 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. <lr»ie»amt. Abth. IV». l -V. k IVa., 1335. Hentseliei. Hr^ SiclistahlL-Bekattttlmachnng. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldcnr Brosche — 2 verschlungene O. mit einer Krone darstellend — am 13. d. M.; ^ 2) ein golvener Damrnring, geriest, mit 2 kleinen Brillanten und 4 blaue» Steinchc», vom 15. bis 16. d. M.; eine goisenr und eine silberne Lainrn-Rrmontoirnhr, 2 filbrriir Hrrreii-Eqlinvrruhre» und eine silberne Herren» Rcniontoirudr, am I . d M; 4> ein Sack-Jacket von blauem Edeviot, mit dunkle» Horn- knüpsen, Ltosshrnkel und Bordeneinsassung, Aiitte December v. I.; 5) rin voUstnnSigro Pfrrücgrschlrr, Sp hkummet mir Brust» kette, Lederetui sllr di» Peitsche und Laterne, Zaum mit Messtng- l rvscttc, Kreuzzügel, im vorderen Theil au« Kettchen bestehend, am II. d. M.; ^ . 6> eine eiserne Kette, 5—6 m lang, mit Ring und Haken, letzterem da« Zeichen „lt. II.", ain 10. d. M.; 7) eine Schubkarre mit dem Zeichen " 10. d. M.; . . . ^ 8> ein Handwagen, ziemlich groß, 2rädrig, mtt ziemlich neuen Gabelbäume», vom 25. Decemb r 1892 bi« 2. Januar 1893; 9) rtn Handwagen, 2rädrig, mit Kastenausiatz, braun ge- strichen, mit der Firma „8. Treu, i,.-VoIlcm»r»llork", am 13. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminaiodthetlung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 20. März 1893. Da« Polizei-Amt der Stadt Leipzig Bretschneider. Aff Br., L.-C in „lt. I,. 7", vom 6. bi» Bekanntmachung. Tie Geschäftsstelle unsere« Wasserwerke« in Letpzig-Rrndnitz l.cibl wegen Reinigung der Räume Sonnabend, den I. April I., s«c den Verkehr mit dem Publicum geschlossen. Leipzig, den 18. März 1893. Der Rath der Stadt Leipzig le. 1278. vr. Georgi. Lichoriu«. Waldpttanzen-Verkauf. , ^ -———— r den dem Forstreviere Leipzig-Tonnewitz können in diesem Früh.! SlüMlsulk F'ssttKllöNNgöschUte fÜk Älüöustkk «durch Herrn Oberförster Tchönherr nachstehende Hvlzpsianzen I Freitag, den 24. März, und Sonnadend, den So. März. !- In belgesetzien Preisen gegen Boarzahtung oder Nachnahme und j werden in der Fortbildungsschule sür Mädchen -ThomaSkirchhos 24) von lO—12 nnd von 2-5 Uhr die »eibltchen Handarbeite- »ie Zeichnungen und die Aebetien der -tndTrzartc» Adtheilnug ausgestellt sein. Zur Besichtigung dieser Ausstellung ladet ergebenst ein Leipzig, den 20. März 1893. Dir. <k. Reimer rccbmge schristltche Bestellung, kc.Mosien für Verpackung und -egen werden. sowie gegen Vergütung Transport zur Bahn »c. der b«. Stück. zahl. MO MO MO MO MlO MO MO M MO MO SM MO MO MO MO MO MO SM M MO 25 Holzarten. Der Wanzen Alter Jahr I. Taudlivlisr. ElchenauSschußpffan- zen.Wcrc. pelluvo. zu Stummelpstan- rungen re Graueschen, krnrinu» puliose. (einoria) . dergleichen Au-jchuß (eignet sich nament lich aus sandigen u. trockenen Boden) Birken, ketul» »Id» dergleichen Roihellern, 5.lnus glu- tinos» dergleichen dergleichen Vorstehend» Laub« Hölzer sind mehrmals verschütt. H. >»ckeN.VIrer. Fichtensämllngr, >b,c« ereel». . . . dergleichen verichulte Fichten mit Ballen l. Wahl dergleichen H. » Fichten mit Ballen, 5—8 4-6 4-6 8 4—5 3—4 verschütt dergleichen dergleichen dergleichen dergleichen dergleichen dergleichen I.Wahl N. 1. n. I. l. l. vorstehende Fichten I. Wahl eignen sich besonder« zu Garten anlagen, ll. Wahl zu Remisen. Weihtannen, ^die, vi> rio»t», 2 x vrr- schult u. mit Ballen NordniannStanne, Xbis« uoräm»ul»o» S x verschütt und mit Bollen Höhe cm 100-250 150-250 100-250 125—150 175-250 Preise sür« Stück 100-150 4— b! 175—250 5— 6 300—400 Hundert Tausend 8 2 4- 6 ^—6 5- 7 5-7 5-7 5- 7 6- 8 6-8 6—8 30—40 10—15 40-50 40-50 75-100 75-100 125—150 125—150 175-200 - 200-250 250-800 4-6 10 15 25 30-60 100-125 25 5 2 40 20 50 25 70 90 125 20 3 2 40 15 300 150 ÖeÜsntlietis ttanäel5l6kran8ta1t. Viv dllvutUedeu krllkunpeo üollcu iu äiÄivm ckudrc Viv > kol^t statt: ^,u 22., 23. un,I 24. Llitrr, trüb von 7—9 Diir in ävr -!idtdsllu»x ckee Il»o<IIuox»Iekrlloge; »m 22. hlüru, Vorwittuzru vvu 9'.—12 Ilde I ^ uull Zueimlitt»ir» von 2'/,—4 O'dr, I »m 23. Llttr/. Vormitt»««,Ilde ^i.cilu.os. uiiil >.:ei>m,tt»«u von 2'/,—4 One 1 Lutlassuo« llor ^dltuelentoa «ler I^drUuUS-Xdthciluo« »m 24. Ilärr, krlld 9 Ode. Der Outarreicüttuitö boodrt sied, dieellured vvzeebsost vin- ! eulalleo. 6»rl IVoikium, Diroctor. Ltliolier der Nation wieder errichtete deutsche Reich bei seinem ersten Wasfengange mit dcr römische» Kirche eine schmerzliche Niederlage erlitt, weil die Regierung ebne genaue Kcnntniß de« römischen Wesens war, weil der Glaube an das tLvan» glium >n unserer Geschichte erloschen und unter dem Jagen nach materiellen Gütern von dem idealen Sinn der Germanen nur wenig übrig geblieben war. Wo das Evangelium weicht, da, aber auch nnr da, tann Rom seinen Fuß dinietzen. Endlich aber fand der Appell Bisinarck's an das protestan tische Gewissen, den er während des EulturkampseS vergeblich erlassen hatte, in weiteren Kreisen Gehör, man erkannte die Gesahrcn, welche der evangelischen Kirche in dem deutschen Reiche anS dem Fortschritt des KalholieisiuuS drohten^ mau ging daran, die schlafenden Gewissen zu wecken, die stumpse Gleichgiltigkeit zu brechen, die Liebe zu den Hoden Gütern dcr Reformation anzusachen. Es entstand der Evan gelische Bund zur Wahrung dcr denisch-protestantischcn Interessen. «Dcr Redner ging nun naher auf die Geschichte, da« Programm, La« bisherige Wüte» des Evangelischen Bundes und dessen Mission un König reim Sachse» ein. Aus diese» teptere Thema werden wir in cinei» besonderen Artikel zurückkoiniuen und dann auch die Geschichte und Lao Programm de« Bundes eingehciider besprechen Für heule können wir uns daraus beschränken, au« dem letzten Theile der Rede de« Herrn Superintenden Meyer »och diejenigen Stellen derauszuheben, die sich mit den von JesuitiSmu« und Ultra, monlamomus drohenden allgemeinen Gesahren und mit der Roth Wendigkeit einer gcichlossencn Abwehr dieser Gefahren beziehe». Zunächst sei eine Stelle hervorgehoben, in weicher der Redner der B'sorgniß katholischer Kreise begegnet, jene vom Evangelischen Bunde ans seme Fahne geschriebene und allen Evangelische» zur Wicht gemachte Abwehr sei ein markirter Angriff aus die Glaubensüdrrzeugung der Katholiken. Hierüber sagt der Redner:) Er c.der Evangelische Bund) will nicht die Katholiken in ihrer Gluubensüberzcngung bedrohen; er wehrt sich nur gegen die Angriffe de« JesuitiSmu», der jetzt überall herrscht. Die Hohlbeil und Gefährlichkeit dieses gilt eS aufzudecken; eS jammert uns de« eklen deutschen Wesens, da« durch den spanischen Geist deS JesuitiSmu« ver derbt wird. Wenn eS gelänge, die katholischen Massen Uber die evangelische Kirche aufzuklaren, ihnen zu zeigen, welch' lügenhaftes Bild von der Reformation ihnen ihre Priester entwerfen, wenn man ihnen die Augen aufthun könnte über den Unterschied zwischen JesuitiSmu« und KatholicwinuS, so wäre das ein großer Dienst, geleistet der Wohlfahrt unsere« t roßen Vaterlandes, dem kirchlichen Frieden. Wird die Herrschaft deS Jesuitenordens gebrochen, er UllramontaniömuS niedergeschlagen, ann kommt der Tag, an dem die Kluft zwischcjn vangelischen und römischen Christen kleiner wird und wir als Brüder wieder wohnen in unser« großen Baterö Haus (An die Bedenklichen und Zagenden im evangelischen Lager, die au- Furcht vor der Socialdkinokratte den Kamps gegen den Ullramontantsmu« scheuen, gegen die Optimisten, die solche» Kampf sür unnöthtg, und gegen die Pessimisten, die ihn sür au«sichtSto« halten, wendet sich der Redner folge,idermabc»:) Ist denn, so fragt man, ist, da schwere Gefahren in der materialistischen Weltanschauung der «ocialdemokratir unsere aesammte Gesellschaftsordnung bedrohen, ist da die glückliche Llunde zum Hader und Streit der Eonsession'? Hch ant zum Hader und Ü6211'I(8 V6I*6IN ultramontane Gefahr ist viel, viel größer a^s dir Hr»«»ni in I,i a « VI«»i1»«, «len 21. Zlltee 1888, Xdeocks 8 Ode tw 8»»Ie cker «rsteo 8IIr«er»ehul«. D»««»vl cknun«: I. Benttbun« einer Oe^ bSKsorünun« Nlr ckis Vcrs»wwluv«ev. II. Vortr»« Uber oase'-nlirrtlicbe Xu«ele«eubell«u. III. 5utr»«e (ck. Liul»cluo«,Icarte). Vr. lleloie. 150 Leipzig, am 17. Februar 1893. Tc« Rath« A«rst»eputatian. Generalversammlung der crt«kr»nke«rafie für Letpzi» ««» Umpepentz Mittwoch, »r« 2V. Würz 1892. Aden»« 8 Uhr im Theatersaat de« Krhstall-Palaste« Leipzig, Wtntrrgartenstr. 17/19. Tagesordnung: 1. Vornahme der erforderliche» Neuwahlen für de» Vorstand; 2. Bericht de« FinaazauSschufleS und Abnahme der JahreS- rechnung pro 1892; 3. Bericht de« SanitätSautschuffe«: 4 Bericht de« Bersaff»ng»au«schuffe«. Theilaehmrr an der Versammlung sind di» im Februar l. I«. gewählten Vertreter der Mitglieder und der Arbeitgeber. Nur di« i'dem Mitglied« der Geueralversammluag zugedeud« Potrilttkart« berechtigt zur Lhetlaahm« a» de» Geueralversamm- leaaeu. Tiejeuigen Vertreter, welch« btt »um 27. d. M. »tue Eintritt«- litte nicht erhalten habe», »erdeo ersucht, dfes« tm vurea» zu arlamire«. Leipzig, am 17. März 1898. Di« Lrt«»r»nte,roste für Leipzig >,» llm^rok. De. Will»»» Vch»«d», Der Kampf gegen Lesuitismus und Ultra montauismus. m. Die beste Beeinflussung de» Volkes aber üben die Orden, die man gern dahin fetzt, wo Gelegenheit zur Propaganda ist. 1855 gab eS in ganz Preußen nur 69 Klöster mit '276 Mönchen und Nonnen, 1864, also nach 9 Jahren, waren I daran« 243 Klöster mit 5259 Ordensleuten geworden, 1866 bereit« 48l Kloster. In de» Jahren 1880—85 babc» sich allein die barmherzigen Schwester, diese sanften Quartier macherinnen de« römischen Geiste«, um 3977 vermehrt. Solche Finthen von schwarzen, braunen, grauen und weißen Kutten haben sich seit dem Eulturfricten über Preußen er gossen. „Mit einemNetz von katholischen Vereinen schrieb der Freiburger Professor B u ß schon vor Jahrzehnten, ,werden wir den altproteftantischen Herd in Preußen im Osten und Westen umklammern und >durch eine Anzahl von Klöstern diese Klammern befestigen und damit den Protestantismus erdrücken Zweifelsohne ist nach diesem Plane verfahren und viel erreicht worden; geht e« in dieser Weise weiter vorwärts, so kommt Rom seinem Ziel, in Deutschland die erste Rolle zu spielen, näher und näher. Nimmer aber würde sich daS Papstlhum in dieser wild vorwärtSstürmenden Art aus die Kirche der Reformation geworfen habe», wenn eS nicht in dem Wahne stünde, diese, in sich zerklüftet und zerrissen in Landeskirchen, die ohne Fühlung mit einander sind. ,n Parteien und Richtungen, die in steter Kbde unter sich liegen, sei ohne Rückhalt im Volke, von den Gebildeten bereit« aufgcgeben Au« der Gleichgiltigkeit, mit der Tausende von Protestanten zu ihrer Kirche standen, aus der Feindschaft, mit dcr manche politische Partei jede Regung kirchlichen Leben» al« hierarchische Gelüste bekämpfte, zog Nom den Schluß: Leicht müsse e« sein, diesen Baum ohne Wurzeln in den Herzen so Vieler Über den Haufen zu rennen. Wahrlich, die führenden Stände unsere- Volkes, die Parteien, welche kirchliche Fragen al- nebensächliche Dinge nie mit innerer Theilnabmc, meist mit feindlichem Sinne de bandelten, traaen die schwere Schuld, daß, kurz nach der glänzendsteu Zeit deutscher Geschichte, da« 8. Jahrzehnt unsere« Jahrhundert« die tiefste Erniedrigung de« deutschen Ettisti« bnupu kountr, daß da« mit großartiger Anspannung ocialdemokratische. Und wer hat den Krieg eröffnet'? Sollen wir au« Friedensliebe alle Forderungen Nom« bewilligen'? Da« wäre feiger» elender Verrat!- a» dem Geis>e«gut unfere« Volke«, sür da« e« in ruhmreicher Geschichte so viel gcopseil hat. Zudem beweist die Erfahrung, daß die römische Kirche sich dann beschränken lernt, wenn sie auf einen seflentfchlossenen, ziclbc- wußten Willen stößt. Gerade um Le« Friedens willen inüssen wir den Protestanli-mu« stärken; vor einem kräftige» evangelischen Bewußtsein zieht da« Papfttbum seine FUbler ei» in das Schneckenhaus seine« Princip«. Gewiß ist e» eine schwere Zeit für unser Volk und unser junge- Reich, in zwei so große Fragen, wir die kirchliche und die sociale, zu gleicher Zeit verwickelt zu werden Aber ich denke, der Gott, der vor diese Aufgaben un» gestellt hat, traut auch dem deutschen Geist die Kraft zu ihrer Lösung zu; wir wollen nicht Nein müthig sein; im Einklang niit dein Geiste unserer Vergangen heit, in fester Begeisterung sür »nsere gute deutsche Art, die wir nicht jesuitisch anfäuern lassen wollen, in religiöser und Lntsckiedl sittlicher Entsckiedenbeit, im Bunde mit den Geisteskräften de« ursprünglichen Ehristeiithum« sind wir mächtig genug gegen link« und recht«, gegen Materialismus und NomaniSmuS. Aber, meinten Andere, der Evangelische Bund sei un nöthig, wozu brauche man ibn? Er sei schon vorhanden in der evangelische» Kirche; dieser falle die Aufgabe zu, die Vcrtbeidiguug der Reformation zu führen. Gewiß — aber wo ist denn die evangelische Kirche? Ist sie in Sachsen oder Hannover, in Bayern oder Brantenburg? Sink da« nicht Alle» »ur einzelne Stücke, wo aber ist da« Band, da« sie umschlingt? Uno wer führt sie an? Ja — wer bildet denn die evangelische Kirche? Sind'« die Pastoren allein? Ist es nicht La« evangelische Volk? Hat nicht diese« sür seine höchsten Interessen selbst einzutretcn? Wa« ist eine Kirche ohne Rückball in ihrer Gemeinte? Eben diese gilt eS zu interessiren . da« ist dir Aufgabe de« Bunde«. Unk selbst, wenn alle Schichten der «vangelischen Bevölkerung wie ein elektrischer Strom evangelische« Glauben-bewußtsein durchzilterle, so wären doch besondere Veranstaltungen nöthig, um die römischen Uebergriffe zu überwachen, zurückzuwcisen. die römische Lüge auszurcckcn und dem Vordrängen Rom« Einhalt zu thuen; diese Arbeit aber übernimmt der Evangelische Bund. Aber da« sei unmöglich, rufen Andere. Zwar klinge e« schön, ideal, gegenüber dem lähmenden Partcitrribcn den innerkirchlichen Frieden zu pflegen; aber es sei unrenkbar, daß Männer der Ortbodv-cie und de« Protestantenverein«, der kirchlichen Rechten und der kirchlichen Linken, in einer Schlachtreibr ständen. Aber der bi-herige Erfolg bat e« be wiesen, daß Orthodoxe und Liberale miteinander Schulter an Schulter für die Segnungen der Reformation zusaminensteben können Lessen, was sie arnicinsam baden, ist mehr als dessen, Wa ste ircnnt. Sie Alle wollen von link« und recht«, daß nian Golt andere im Geist und in der Wahrheit, und nicht in, Weihrauch de« Meßopfer«, nicht vor dem Rrliquieuschem oder vor heiligen Röcken, nicht durch Vermittlung der Maria nnd der Heiligen; sie Alle sehe» die heilige Schrift al« Quelle und Richtschnur der religiösen Erkennlniß an und nicht da« Orakel im Vatican; sie Ällc lehren, daß der Mensch gerecht wird allein durch die gläubige Gesinnung und nicht durch setbstersonnene Werke und Leistungen, nicht durch den Eadaver- gedorsam gegen die Werke von Priestern. Da sollte man gegen den gemeinsamen Feind, der eben diese Grundsätze ver neint, nicht zusaininciigeben? Da sollten wir zuerst und zuoberst die theologische Aussassuna betonen, welche doch nichts weiter ist als dcr wissenschaftliche Versuch, die religiöse Wahr beit zu erfassen? Sir ist die Zeichnung des Hause«, das Ehristcntkuin ist da« Hau« selber; während diese« bedroht ist. wollten wir darüber un« veruneinigen, welcher Abriß genauer sei, dcr von reckl« oder von link«? Darüber kann inzwischen da« Hau« von fremdem Geist besetzt sein: Tettius gaiulvu». <Und am Schluß der Rede, deren Beherzigung wir allen unseren Lesern aus Las Dringend»» rinpsehle», richtet Superintendent Meyer an alle Evangelischen nicht »ur, sondern an alle Gegner jesliilffchen und ultrainonlanen Geistes den kräftigen Appell:) In unseren Tagen ist c« der Evangelische Vund, der da« Glaudcnsbewußtscin und da« Ehrgesubl Ler Protestanten be lebt; er deckt die Gesahren auf, die von drüben dem Vater land und der Religion droben. Rom baßl und fürchtet ibn. Je mächtiger er wird, um so zabmer wird Rom. Und um so eber wird die« geschehen, je mehr dir Staatsgewalt e« er fährt an dem wieder erstarkten protestantischen Bewußtsein, da« vor Allem hinein in den Reichstag muß als der aus schlaggebende Hauplvertreter deS besten T heile« unseres Volkes, daß die Deutschen nicht gewillt sind, sür einen freund lichen Händedruck des Papste« im Tauschgeschäft mit dem Eentrui» die Rechte de« Staates, die Errungenschaften dir Neuzeit, Gewissensfreiheit, edle Sittlichkeit, Religiösität und die Schule deni ultramvntanen Moloch vorzuwerfen. Wir brauchen im Reichstag mehr Männer evangelischer Entschieden heit; jede Partei muß unmöglich sein, di« mit dem Eentrum, dieser Hand de« Papstthum«, pactirl. Wenn der Arm de« Staate« den römischen Priester» nicht mehr die Wege ebnet, weich« Rom« Macht; e« begehrt die Hilfe der Staatsgewalt, den Protestantttniu« zu»ückzudränzen, den c« mit de» Mitteln de« Geiste« nicht mehr zu besiegen vermag. Treffend sagt einer unserer besten RecktSlehrcr: Wenn die katholische Kirche Freiheit verlangt io Deutschland, so ist da« dir Freiheit des Kampfe« gegen den Protestantismus, wenn sie Ruhe und Unterstützung fordert, so ist es Rübe und Unterstützung zum Vordringen gegen die Protestan ten." E« liegt im Begriffe der römischen Mission, und Deutsch land ist MisstonSland, daß die katholische Kirche den Kampf mit den Waffe» de« Worte« nur gezwungen »nd dlo« auf so lange führt, bi« sie Feuer und Schwert wieder in ihren Händen haben wird, um gegen die Ketzer, wie e« bei ibr Reckten« ist, zu verfahren. Am Willen der Hierarchie, schrieb l87l der römische Bischof Hesele, liegt es nicht, wenn nicht im l9. Jahrhundert Scheiterhaufen lodern. Wenn r« nicht dazu kommt, wird die« mit ein Verdienst de« Evangelischen Bundes sein. Er bat schon viel erreicht. E« ist etwa« Großes, daß in so kurzer Frist 90 000 der besten deutschen Männer sich zusammengesunden baden, für die idealen Güter unsere« Volke« gegen römische Ver gewaltigung emzutretcn; e« ist etwa« Große«, daß in ihm die Scheidewände, welche die einzelnen theologischen Richtungen von einander trennten, unwirksam werden; wir, al« die von Einem Stamme, stehen auch für Einen Mann. Es ist etwa- Große«, wenn die verschiedenen Landeskirchen mit einander Fühlung nehmen, bi« doch einmal in mancherlei Formen und einzelne» Tbeilen zuletzt die eine evangelische Kirche der deutschen Ration erscheint, diese der Hort der Gewissensfreiheit, der Träger der Wahr heit. die Quelle echter Eultur, der Schutz de« deutschen Volke«. Wir leben in einer ernsten Zeit Jede große Zeit bringt schwere Ausgaben, darin liegt ihre Größe. Nickt leicht ist der Kanipf zwischen evangelischem und ultramontancni Ebrislenlbu»,. sein AnSgang entscheidet über die Zukunft unseres Volke«. Sollen unsere Nachkommen von den« jetzigen Zeitalter sagen: e« bat zwar aus dem Schlackt fette seine Eigenart in beispielloser Tapferkeit gegen Frank reich« Heere bewahrt und die alte Schwach dcr Zerrissen heit »nd Ohnmacht getilgt, aber auf dem Kampfplätze de« Geiste« für die Wahrheit, die einst die Väter mit ihrem Herzblut erstritten halten, crwic« e« sich schwach und feig; seine Seele war in materiellem Sinne erstickt und i» Gleichgiltigkeit gegen die wichtigsten Tinge de« Geistes verödet; es hat dem spanischen Geist im Jesuitenorden, eS bat dem ultramontanen Wahn den eigenen Geist geopfert und so gefährliche Schritte zu dem Untergange deutscher Eultur und damit Dentlchland« gethan? Soll eS so vor dem Richterstubl der Geschickte über uns beißen? Nein! Mag der Weckruf de« Evangelischen Bunde« alle Schläfer auf len Plan bringen! Tcklcierinacher hielt vor Beginn dieses Jahrhunderts Reden über die Religion an die Ge hüteten unter ihren Verächter»; ihm gelang e« damals, ein tiefere« Glauben-lebrn zu schaffen. Heute müssen wir Reden ballen über die evangelische Kirche an die Gebildelen unter ihren Verächtern E« ist ein Zeichen oberflächlichen Verständnisse-, wenn man die größte geistige Macht der Geschichte, wie sie in Religion und Kirche sich offenbart, nicht würdigt; es ist ein kleine« Herz, wenn man da. wo die höchsten Ideale sich regen, sich kühl und träge zurückbält. An Sir Alle ergebt beute um Ihrer selbst willen, um der Zukunft unsere« Vaterlandes, um der Wahrheit willen die drrzlicke Bitte: stellen Sie die Thrilnahme für dir evangelische Kirche au« dem Winkel Ihre« Herzen« wieder in den Vordergrund; treten Sir Alle mit ein, daß die Segnungen dcr Reformation unserem Volke nicht verloren geben. Ohne Luther, ebne BiSmarck gebe e« heute kein deutsches Reich; der Geist beider Männer, tiefe und doch freie Frömmigkeit und begeisterte Vaterlandsliebe, vermag allein unser»» Reiche da« Diadem weltgeschichtlicher Stellung zu erkalten und die Verwirklichung ultramontaner und jesuitischer Pläne, den geist- und völkermortrude» römischen Uuiversalstaat zu
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