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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930325017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893032501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893032501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-25
- Monat1893-03
- Jahr1893
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BezugS-Preis tz, der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestelle» ab geholt: viertel,äkrtich ^!4.üO, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins öau« >lö.üO. Durch die Post bezogen für Deulschlaad und Oesterreich: viertel,ilhrlich » 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsrndung ins Auslaud: monatlich sl 7.öO. rieMorgen-Ausgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags b Uhr. Redaction und Expedition: Johanne-gaffe 8. kieExvedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ktt» Klemm» Gnrtim. (Alfred Hahn), Universitatsstratz« 1, Louis Lösche. katharinenstr. 14, Part, und KönigSplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. 2rgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich l4ge spalten) ü0^, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernjatz nach höherem Tarif. Grtra-Bcilagcn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, obne Postbesärderung -st 60.—, mit Poslbesürderung 70.—. Ännahmeschluk für Älyeigen: Abend-Vlusgabe: Bormittags 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- »nd Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde srüher. Anzeigen find fiel» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 153. Sonnabend den 25. März 1893. 87. JühMIlg. SN Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für dos II. Vierteljahr baldgefälligst veranlassen. Das Leipziger Tageblatt erscheint wöchentlich 13 Mal. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Anträgen 5 ^ 50 durch die Post bezogen für das deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn O Im Auslande nehmen die dortigen Postämter Bestellungen entgegen und zwar zum Erlappreis für das Bicrteljahr (ohne Abtragegelder n. s. w.) von 5» ^ 40 ^ in Dänemark, Holland, Luxemburg, Niederlande, Schweden und Norwegen und Schweiz, — 6 ^ in Rußland, — 7 ^ 80 ^ in Bulgarien, Italien und Rumänien, — io ^ 20 in Portugal, — 12 ^ 60 in Egypten und Europ. Türkei, — 17 ^ 40 in Chile und Uruguay. 3!ach den übrigen Staaten ist nur directe Ltreuzbandsendung gestattet und minmt hierfür nur die Expedition des Leipziger Tageblattes Aufträge entgegen zum Preise von 7 50 ^ monatlich bei täglicher srankirter Zusendung. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie die Hauptexpedition: Johannesgasse 8, die Filialen: Katharrnenstratze 14, Könrgsplatz V und Universitätsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — Arndtftrabe 35 Herr L. 0. Lltlel, Colonialwaarenhandlung. Beethovenztraye 1 Herr Dlleoü. I*6ler, Colonialwaarenhandlung. Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Oerin. 2lv88ks, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Straße 11 Herr Lrust 2lrvs, Colonialwaarenhandlung. Löhrftraße 15 Herr Liluarü Uet/cr, Colonialwaarenhandlung. Marschnerstraße O Herr krnil 8edreU)er, Drogengeschäft. Nürnberger Straße 45 Herr 21. L. Hbreellt, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straße 35 in Anger-Crottendorf Herr Rodert Oretver, Zweinaundorfer Strape 18. - Connewitz Frau Rlseder, Hermannstraße 23, 1. Etage. - Gohlis Herr Dd. Rrltzveke, Mittelstraße 5. - Lindenau Herr L. Ontderlet, Cigarren-Handlung, Markt 22. - Neustadt Herr R. Heber, Eisenbahnstraße 1. zum Preise von 4 Mk. 50 Pfg. für das 3. Vierteljahr 1893 — abgeholt werden: Peterskirchhof 5 Herr 2lrix Xlerld, Buchbinderei. Pfaffendorfcr Straße 1 Herr Rrll/ Gelier, Colonialwaarenhandlung. Ranftsches Gäßchen 0 Herr Rriodr. I'i8( I»er, Colonialwaarenhandlung. Ranstüdter Sternweg 1 Herr 1k. ^ujuolmunn, Colonialwaarenhandlung. Schützenstraße 5 Herr ^ul. KellUmi, Yen, Colonialwaarenhandlung. LLestplaN 3ät Herr II. Oittrlel». Cigarrenhandlung. Porkstraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. trinke, Colonialwaarenhandlung. Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung. in Plagwitz Herr 21. (Zrütxiliunn, Zschochersche Straße 7 a. - Reudnitz Herr >V. Ru^nnrnir, Marschallstraße 1. - - Herr Lerull. ^'edvr, Mützengcschäst, Leipziger Straße 6. - Thonberg Herr R. Rüutsod, Reitzenhainer Straße 58. - Bolkmarsdorf Herr 0. 4. >tuuuunn, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Zm gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den ÄS. März, Vormittags nur bis Uhr i'evsfnet. I^xpedMnn (1«8 s,eis)/iLer Dneodluttes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Daß 4. und 5. Stück d«S diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für das Königreich Sachsen sind bei u»S eingegangen und werden bis znm 10. April dieses Jahres auf dem Rathhaussaate zur Einsichtnahme ösfentlich aushängen. Tilfelben enthalten: Nr. 9. Verordnung zur weiteren Ausführung des ReichSgesctzes vom 39. Juli 1890, betreffend die Gewerbcgcrichte; vom 2b. Januar 1898. Nr. 10. Bekanntmachung, die Concessionirung der Versicherungs gesellschaft auf Gegenseitigkeit „Alemannia" zu Leipzig be treffend; vom 31. Januar 1893. Nr. II. Bekanntmachung, die Errichtung von Königlichen Aichämtern in Zwickau und Bautzen betreffend; vom 13. Februar 1893. Nr. 12. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenihum zur Er- bauung einer normalspurigen Eisenbahn von Pirna über Dohma nach Großcotta betreffend; vom 18. Februar 1898. Nr. 13. Verordnung, eine Abänderung der zu Ausführung des Gesetzes, betreffend die Zwangsversteigerung und die ZwangS- verwaltung unbeweglicher Sachen, erlassenen Verordnung vom 16. August 1884 enthaltend; vom 27. Februar 1893. Nr. 14. Verordnung, die bei den Landesirrenanstalten, dem LandeS- krankenhause (einschließlich Sicchenabtheilung) und dem Lande«, dospitale zu entrichtenden Berpslegbeiträge betreffend; vom 22. Februar 1893. Nr. 1b. Verordnung, die bei der Heil- und Psleganstalt für Epilep tische zu Hochweitzschen abzuentrichtenden Berpslegbeiträge betreffend; vom 22. Februar 1893. Nr. 16. Verordnung, dt« bei den Landrsanstalten für Blind«, für jchwachslnnige und für sittlich gefährdet« Kinder abzu- entrichtenden Berpslegbeiträge betreffend; vom 22. Februar 1893. Nr. 17. Verordnung, die Verpstegbeiträge für Gefangen» der Landes- straianstatlen betreffend: vom LL. Februar 1883. Nr. 18. Verordnung, betreffend die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung; vom 17. März 1883. Leipzig, den 23. März 1893 Der Math der Stadt Leipzig. vr Georgt. Krumbiegel. Loncursverfahren. lieber das Vermögen des Hotelbesitzers Eduard Irinkteller in Apolda wird beute, am 17. März 1883, Vormittag« 11'/, Uhr das EoncurSversahren eröffnet. Der «ausmann Albert Helfensried»r in Apolda wird »um Eoncursvcnvalter ernannt. Concurssorderuugen sind bi« znm 15. Mai 18V) bei dem Gerichte anzumetden. Es wird »ur Beschlußfassung über die Wahl eine- andern Ver walter«, sowie über die Bestellung eine« Gläubigerausschusies und kmlretenden Falls über di« in tz. 120 ver Eoncursordnung dezeich, licten Gegenstände au» Mittwach de« IS. April 18SS vormittag« 11 Utzr und zur Prüsung d«r angemrldeten Forderungen aus MittMach de» S1. Wat 18»S vormittags st Uhr vor dem unterzeichnet«« G«rtchte. Zimmer 14, des Gerichtsgedäude«, Termin anberaumt. Allen Personen, «elch« «ine zur Loncurkmasse gehörig« Sach« in Besitz haben oder zur Loncursuiaffe etwas schuldig sind, wird «»'gegeben, nicht« an de» Venieinfchnldner zu verabfolgen od»r »n leisten, auch die Verpflichtung aufrrlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für »«lch« sie aus d«r Sache abgesonderte Pe'riediauna in Anspruch nehmen. d»m Lonkursverwalter hl« zum 1. Apru 18-S Anzeige zu mach««. Apolda, am I?. März 1888. »r«tztzer»»,»tch Tichftsche« A»t«^rtcht, >»»». IV. gez. «ÜH». Bekanntmachung. Die Macadamisirunas- und AukwegtzcrftcllungSarbriten an der Kirche zu Leipzig-Bolkmarsdort find »ergehen. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden deshalb aut ihren Angeboten entlasten. Leipzig, de» IS. März 1SS3. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 1248. vr. Gcorgi. Berger, Res Vermiethungcn. In den nachgenannten, der Stadtgcmeinde gehörigen Grund- stücken sind folgende Miethräume gegen viertel- bez. halbjährige Kündigung anderweit zu vermieden: 1) Markt «r. 1 - RathtzauS — Berkaussgewölbe Nr. 23 am Naschmarkt. 2) Naschniarkt dir. 4 — Alte Börse — ein« Abtheilung des Gewölbes 9tr. III, 8) Grtniinalsche Ttratze Nr. 1 eine kleine Wohnung in der IV. Etage, 4) «upsergätzchrn Nr. 1 — »hemal. «ramerhau» — eine Kellerabtheilung, b) llnipersitätsstrahe Rr. so eine Kellerabthcilung, 6) Brühl Nr. »st — Eonnenwetfer — Nitderiaasräume, 7) Ehenial. Machhan« an der Frankfurter Brücke, 8) Vcmrindcamtsftrahe Nr. K in Leipztg-Lindcnau: ». Niederlagsräume im Parterre links, b. eine kleine Wohnung in der II. Etage, S' (»hemai. Armenhaus in Leipzig-Lötznig eine kleine Uoviinna, 10) Marfchatlstratzr Nr. S — Feuerwehrtzepot — in Leipzig- Nendnit; eine kleine Hoswohnung in der IV. Etage. 11) vlarastratze IS —ehemal. steinclndramt —ln Veiprig- Neuschänefeld fünf KcNerobtheilungen. Es sind die Räume unter I, 2 und k vom t. k. M„ diejenigen unter II vom I. Juli und diejenigen unter 7 vom 1. Octoder d. I. ad und alle übrigen sofort zu vermiethen. Mietdgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8 cnlgegengknommen. Leipzig, den 20. März 1893. Der «ath d»r Stadt Leipzig. I)r. Georgt. Krumbiegel. Gewölbe-Vermielhnng. Tie bisher von uns zu Zwecken der AnSftrllnng von LtaS- verbrauchograrnständcn im Nicolaipredigerwohnhause, Niralai- kirchhof Nr. » 4 benutzte» Loralttälc» sollen vom 1 Mai d. I. oder von einem späteren Zeitpunct ab zusammen oder petbeilt gegen halbjährige Kündigung oder auf einige Jahre fest vermielhet werde». Micthgcjnche werden aus dem Nachhause, I. Etage, Nr. 8 ent- gegengenommen, daselbst wird auch weiter gewünschte Auskunft »rlhetlt. Leipzig, den 18. März 1893. Der Aath drr Stadt Leipzig. I» 873. Ör. Georgi. Krumbiegel. II. Realschule sLhaussetstraße). Mantag. den IS. April, Varmittag» 8 Uhr» N. Auf »ahmrprüfung. Anmeldung«» nimmt in der Bormittaglstund« von 11—12 Uhr entgegn, Leipzig-Reudnitz, den 23. März 1893. p. Ad. ». Brause, Director. Bekanntmachung. Eifern« F»stnng«»h«rk (Eilen so gut wie neu) sollen a 8. April d. I. iSonnabend) Vormittag- 11 Uhr an Ort und Sie «ffentllch meistbietend unter Vorbehalt des Zuschlages versteigi weiden. 3 Thor« besteh«» aus k nim Keffelblech und si 2,78 m breit 3.60 m breit ^ 2,62 m breit . . . FsÖHtz. 3.NM hoch und sMUä- """"" ^ ° „ . 3,62 w breit 3,60 m br« 7 mm Keffelblech bestehen und g^Hch. MH 4,44 m breit ^ 4,40 w breit „ . ^ , ... ... MHoch "nd sind, «"sang am »önigsthor. Schriftlich« Kaufangebot« werden jedoch auch schon jetzt «ntgegi genommrn. Torgau. d«» IS. Mär, 189». Ger M««tftr»t. Die Unzufriedenen in Oesterreich. » Wien, 22. März. vorgestern ist dir durch den Rücktritt de« 83jährigen vr. Smolka nothwendig gewordene Neuwahl des Präsi diums erfolgt. Gewählt sind, wie vorauszustben war, Freiherr von Cblumccky z»m Präsidenten, als erster Bice- Präsivcnt der zuni Hobcnwartclub gehörende vr. Kathrcin, zum zweiten Äicc-Präsidcntcn der Pole von MadeySki. WaS dieser Präsidentenwahl einen größeren politischen Charakter giebt, ist da« dabei hcrvorgetrctcne Berballen der Parteien. Das kürzlich veröffentlichte Zregicrungsprogramm bat durch diese Präsideiilenwabl gewissermaßen eine osficieUc Zu- limmung seitens des Hauses erfahren. Die drei größlen Parteien landen trotz ihrer sonstigen Verschiedenheit geschloffen den chwächcren Parteien gegenüber. Ter Wechsel, welcher sich in den letzten drei Jakren in dem Stärkcverhältniß der Parteien vollzog, ist bisher niemals so handgreiflich bervor- gctreten, als bei dieser Gelcgenbcit. vor 3 Jabren noch irfande» sich die freisinnigen Deutschen in schärfster Oppo- ition gegenüber der Regierung und der ganzen rechte» Seile des Hauses. Tonangebend waren neben den Polen besonder« die Czechen unter Führung des alten Riegcr. Daß der Pole Smolka dem Hause Vorstand, entsprach, ab gesehen von seiner persönlichen Würdigkeit und Beliebtheit, völlig der damaligen MehrheilSbildung. Heute ist die „Ver einigte deutsche Linke" die stärkste Partei im Hause; durch die Eroberung des Troppaucr Mandats ist die Zahl der Mit glieder aus IIO gestiegen. von der gefügigen Partei der Altezeckien ist hingegen nichts übrig geblieben; sie hat der oppositionelle» Partei der Jung- czechcn weichen müssen Wenn die Negierung die „Vereinigte deutsche Linke" noch als Oppositionspartei betrachte» wollte, würde sie sofort einer vereinigten oppositionellen Mckr- beil gegenüber stehe». Trotz alter Abneigung des tVrafc» Taaffe gegen den deutschen Liberalismus mußte die Negierung deshalb eine Annäherung an die Linke versuchen und dein Verlangen Plener'« nach einem MehrheilSprogramin Nach kommen. Es war somit natürlich, baß die „Vereinigte deutsche Linke" bei der diesmaligen Besetzung des PräsidentensitzeS den Sieg davontrug. Präsident von Chlumecky, der srübere Handels- minister und langjäkrige vicepräsidcnt de« AbgeordnctenbauscS, ist zudem persönlich in der Leitung der Geschäfte so bewan dert, daß selbst die „Rechte" (Hohenwartclnb und Polen) sich zu seiner Wahl bereitwillig vereinigte, während die Jungczechcn, die Antisemiten und leider auch die „Deutsche Nattonalpartci" gegen ihn stimmten. Der Grund der Feind schaft dieser kleineren Gruppen gegen Chlumecky ist ebenso brlannt als beschämend für den Geist der Gegner. Noch mehr als im deutschen Reichstage der Antisemit Ahlwardt neigen die Antisemiten im österreichischen Ab- geordnetcnbausc zuni Mißbrauch dcö sreicn Wortes. Sie lieben eS, alle Welt zu beleidigen, alle möglichen und un möglichen Dinge in endlosen Reken znr Sprache zn bringe» und zn Gegenreden über solche unnütze Dinge berauSzusortern. Proseffor Vr. Menaer ckarakterisirte diese Wiener Antisemiten Lueger » Gen. trefflich mit Len Worten: „Sehr redegewandt, ehr viel Mund, aber wenig Kenntniß". Leider ühlt sich die Deutsche Nationalpartci immer mehr zu dieser sonderbaren, durch und durch undentsche» Gesellschaft hin- gezogen. Weil Präsident von Cblumccky dem parlamenta rischen Unfug der Antisemiten endlich energisch cntgcgciitritt und statt der kostspieligen Zeitvergeudung die Förderung der Geschäfte im Auge bat, deshalb wird er von diesen Leuten gehaßt. Ein Präsident nach ihrem Geschmack war der Greis Smolka, der e« nicht über sein gute- Herz bringen konnte, jenem parlamentarischen Unfuge zu steuern, außerdem aber für gewöhnlich nichts von all den Rede- Ausschreitungen vernahm, da ihn oft die Schlafsucht über« mannte. Statt der strafenden Rede über den parlamentarischen Unfug reichte der srübere Präsident den Hauptschreiern gern seine Bon-Bcn-Düte hin und bat sie, die vielen angcmetdete» Reden lieber nicht ru kalten. Dem neuen Präsidenten ist eS nicht gegeben, auf so süße Art die ParlamcntSbestie zu zähmen. Und d»«balb wächst der Hatz gegen ihn „riesengroß, hoffnungslos". Daß den Jiinaczechcn, welche jede Gelegenheit benutzen, um große Reden für das „böhmische StaalSrecht" und das heilige Rußland, sowie gegen die Deutschen und den Dreibund zu halten, der neue Präsident ebenso verhaßt ist, ist begreiflich. Eine gedeiblictie Entwicklung der staatlichen und volkSwirtlischastlichen verbältnisse auf dem Boden der österreichischen ReichSvcrsassung ist das Aergste, was der jung- czechischen Hctzparlei passiren kann. In de» Gegnern Cblumecky's erblicken wir also den Radikalismus in seinen maii»igfalligen Schattirnngen: Jungczcchenlbum und Antisemitismus habe» sich die Hand gereicht und besorgen die Geschäfte der internationalen Social- demokratie nach bestem Stönnen und obnc Gewissen. Sie mißbrauche» die Tribüne de» AbgcordnclcnbauscS dazu, die obnchi» große U» znsr jeden be!t i» der Bevölterung zn iiäbre» und aus den Umsturz beliebender gescllschasilichcr und staatlicher Verbältnisse binzuwirke». Man kann schon jetzt sagen, daß cs zu viel des Jammeriio und KlagcnS geworden ist und daß es eine Wobltkat für die menschliche Gesellschaft von beule wäre, wenn der dadurch erzeugten Unzu- sriedenbeit kraftvoll entgcgengetretc» würde. vor wenigen Tagen dal der Vollodichtcr Morre im Abgeordnetenhaus eine Rede gehalten, die mit den Worten begann: „Ich will mick, zum Sprachrohr der Unznsriedenhcit im Volke machen." Er zählte dann aus, worüber Pie Bauern klage». Seil 30 Iabren gebe der Wohlstand und der Vieb- slaiid zurück, die Verschuldung nehme z» n. s. Außer den Bauern klage» tie Gewerbetreibende» — ja, wer llagk nicht? Es klagen die Rentner über Grüiidniigsschwindci und ZinSdruck, die Industriellen über Concnrrenz und Preis druck, die kleinen Kanfleute über die Ccnsnmvcrcine und die Knutschasl; es klagt Wippchen über den fehlenden Vorschuß und Paula Erbswurst über die Männer; am lautesten und wildesten aber klagen die Arbeiter, obwvbt cS seit Erschaffung der Welt keine Zeit gab, in der tie Arbeitslöhne so doch waren al« jetzt. Auch ist die Behandlung der Arbeiter nie höflicher und menschenwürdiger gewesen als jetzt. Was der jetzigen Cnlturwclr fehlt, ist tbatsächlich die Zufriedenheit und Geinütdliciikeit. Einer regt den Anderen aus und steckt ibn a». Man lügt sich gegenseitig vor, daß der Andere, der Dritte, der Feind aller Cstückselig- leit sei, und haßt ihn, während auw er unter der allgemeinen volksscuche mitleidet. „Der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch i» seinem Wahn." Es wäre kurzsichtig, jeden wirklichen Grund znm Mißbehagen leugnen z» wollen. Die jetzige Menschkcil desinvel sich in einer Zeit der Umwälzung aus den« Gebiete des Erwerbslebens Die technischen Erfindungen und Entdeckungen, die Aenternng der Güiererzeuqnng und de- vcrtedrswesenS haben eine volkswirthschasltiche Revolution berbeigesübrt, bei der nicht nur einzelne Personen, sondern ganze Bcrusszweige arg >»S Gedränge komme». Und jene große Revolution ist noch nicht abgeschlossen. Thöricht aber ist es, deshalb an Allem zu verzweiseln, während von der Neuzeit in Wirklichkeit Alles zn erhoffen ist. Man muß es nur abwarten und darf sich nicht ei»dilten, die Mensch heitsgeschichte werde vor einer alten Form ans Lcbm oder Papier oder gar aus Liebe zn dieser oder jener eingebildeten Person plötzlich zuni Stillstand kommen Hier wäre jeder Stillstand nur vom Hebet. Und die Rückkehr zum Alten erst reckt. Wer sich die ungeheuere Volksvcrmebrung seit 30 Iabren reckt vergegenwärtigt, muß sofort zn der Einsicht kommen, daß dir Halste des Menschengeschlechtes verhungern müßte, wenn nian die gute alte Zeit plötzlich znrückzaul'erte. Die Herren Zünftler vergesse» ganz, daß all« Menschen leben wollen und daß die französische Revolution vor l«»0 Jahren hauptsächlich durch die Selbstsucht der alten Zünfte groß- gezogen worden ist. ES herrschte stet« viel Notb i» der Welt. Auch die der Gegenwart soll man nicht in Abrede stellen, sondern klug aas Abnilfe sinnen. Dabei ist ein gewisser Frohsinn, wie oben bemerkt, aber unerläßlich. Äie eine Wiener Rede des Abg. 1>r Für, des bekannte» Rentitscheiner Bürger meisters, lehrt, drängt sich die Erkenntniß dieser Wahrheit endlich hervor. I>r. Fux rief den Wienern zu: „Es leiden einzelne Gewerbe allerdings; aber im Allgemeinen bin ich kein Freund de« immerwährenden Jammern« Lei un« ist
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