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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930327011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893032701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893032701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-27
- Monat1893-03
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Vez«g»^Srei- i» »« Han-teppebilto» oder de» tm Stadt» bqtrl «d da» Norortr, errtehieten >»«- gwesieklr» abgehett: oterteljährllch4.50, bei twelmallgee täglicher Zustellung tn« Hau» >l üchO. Durch dir Post bezogen sür Dentschland »ad Oefterrrkch: nierteliährilch S.—. Dirrctr tägliche Krenzbandlrndnug tat >»tl«»d: monatlich ^l ?.bv. DirMoraen-An-gab» rrjchriai täglich'/,? Uhr, di» Ldend-AuSgabr Wochentag« b Uhr. rer«ctttn »nd Lr»e»Uit«: z»tz»»»<tO«H« 8. Dir lMedttioa ist Wochentag» aauatrrbrochr» g«Sssil«t vo» früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filiale«: vtt, «e»»'t V-rtl«. l«lfrr» »,h«) U»iverslttt»strah» 1, Last« LSschr, Aatharinenstr. 14. Part, und Könkg-platz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgkschichtr, Handels - nnd Geschäftsverkehr. Anzeigen Preis die 6 gespaltene Petitzelle 20 Psq. Reklamen unter deinRedaction»slrlch Ige- spaiten) 50-^, vor den Faniiliennachrichlen (ü gespalten) 40-H. chröher» Schristen laut unserem Prei»- verzeichnib Tabellarischer und Ziffernjatz nach ddherem Tarif. Vrtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, odne Poslbefärdkrung ^l 60.—, mit Poslbesorderung 70.—. Tinnahmeschluß für Än)tigrn: Abead-AuSgabe: Vormittag» 10 Udr. Morg« n-Auegade: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annatimestellen je eine halbe Stunde früher. Antritt» sind stet» an di« Ekprdtttan »u richten. Druck und Verlag von <k. Polz in Leipzig. ^?15k. Montag den 27. März 1893. 87. ZahMiig. Amtliche Bekanntmachungen. Lekamttmachutig. 8o» de» nntertrichnrtea Annenamtr follm rientta,. den S8. «Sr; 18SS, B«rmitta>» non - Uhr an i« hieNaen Etadthanje verschiedene Gegenstände, als: Möbel, Letten» Wäsche, äletdunststncke. 1 Clgarren- »ickrlmaschine. 1 <t»arren - Adschnetdemaschlne, Hans-, Suchen- «nd WtrthschastSgrrLthr n. A. m. iffentlich versteigert werden. Leipzig, am Lb. Mär» 1893. L«t Armen«« 1. Hentschel. Artus. Politische Tagesschau. * Leipzig. 26. Marz. Die gestern von uns mitgetbeilte Nachricht der Münchener .Allgem. Ztg.*, daß Verhandlungen eingeleitct seien, an denen auch Mitglieder de» Centrum« und der deutsckfreisinnigrn Partei sich betheiligtrn, um unter principieller Genckmigung derMilitairvorlaae eine Bewilligung derselben in einzelnen Raten auf eine Reihe von Jahren verlheilt zu sichern, wird von der »Nordd. Allgem. Ztg." bestrittcn. Tie llnmöglichkeil der in dieser Nachricht bebaupteten Einzelheiten, sagt das Kanzlerblatt, sei handgreiflich. Nun ist e- allerdings eine alte Gewohnheit der »Nordd. Allgem. Ztg", Alles, was sie nicht weiß oder nicht zugeben will, alt „handgreifliche Unmöglichkeit* zu bezeichnen; immerhin eraiebt sich au« dieser officiösen Ableugnung, daß Graf Capnvi au« irgend welchen Gründen die Meinung nicht aufkomincn lassen will, er sei zu irgend welchem Entgegenkommen bereit. Dieselbe Absicht leuchtet au- einem zweifellos inspirirten Artikel der .Verl. Polit.Nachr." heraus, welcher der mehrfach ausgetretenen Behauptung, daß eine etwaige Auflösung des Reichstag- schon aut dem Grunde für dir Vtenrrresorm in Preußen verhängnißvvll werden müsse, weil im gerbst Neuwahlen für da- «bgrordnetenhaut stattzusinden hätten, folgendermaßen entgegrntritt: „Diese Auffassung beruht nach zwei Richtungen äüs sehr ansecht, baren thalstlchllchen Voraussetzungen. Zunächst ist eS kcineswegS sichrr, daß nicht vor der parlamentarischen Pause, welche eine Reich». iog-anfllsuNg bedingen würde, die hrei betreffenden Vorlagen im Abgeordnetenhause ln der Hauptsache durchberathrn sind. Wenn, wie bisher angenommen wird, die zweite Lesung der Miiitair- vorlag» nicht vor Anfang Mai beginnt, können eventuell die Neuwahlen frühestens um Mitte Juni statlfinden. 1887 hat man sich mit einer Unterbrechung der Sitzungen von zwei- bis dreiwöchiger Dauer begnügt. Einer längeren Unter- brechung aber wird eS jetzt auch nicht bedürfen. Vi» zu dem am 21. Mai stattfindend«, Pstngslsesle würden daher die Verhandlungen de» Abgeordnetenhäuser ungestört fortdauern können. E» ist zwar nicht gesichert, wohl aber bei dem weitgehende» Einverständniß in der Commission sehr woh! möglich, daß bis Pfingsten die Bcrathung aller drei Besetze im Abgeordnetenhaus« zu Ende gesühet ist. Arbeiten dann die Herrenhauscommissioncn ohne Verzug weiter, so steht selbst «ine erheollchtre Verzögerung deS Abschlußes der Steuer reform nicht zu befürchten. Ebensowenig aber trifft die Annahme z». daß «S zu einer Herbsttagung nicht kommen könne, weil schon im Herbst da» Abgeordoelenmandat ablaufe. I» Preußen zählt Nämlich, abweichend vom Reiche, wie bei mehreren PrSceden,fällen festgesteUt ist, die Wahlperiode nicht vom Tag« der Wahl, sondern vom Tage der erste« Berufung de» Landtage». Danach würde der jetzig« Landtag bl» gegen Neujahr 1894 tagen können. Wenn daher in Folge der Reichstagsauslösung die Nvih- wcndtgkett einer Herbstseffion de« Landtage» sich Herausstellen sollte, so würde di« Möglichkeit einer solchen durchaus vorhanden sein. Äa» die Zeit anlangt, so würde mithin der Abfchluß der Steuerreform tu Preußen durch eine etwaig« Reichs- tag-auslüsuna krineSweg» gehindert werden." Diejenigen Parlamentarier, die noch immer aus eine Ver ständigung hinwirkcn, werden sich jedoch durch alle diese ofsiciöfen ÄbscbreckungSversuche nicht abhalten lassen, in ihren Bemühungen fortzufahren. Im Urbrigcn wird sich schon in der nächsten Zeit mit ziemlicher Sicherheit erkennen lassen, ob die ReichSreglerung an eine nahe bevorstehende ReichSlagS- auflösung glaubt, resp. auf eine solche unter allen Umständen es ankommen lassen will. Hält sie eine Auflösung schon i» einigen Wochen für unvermeidlich, so wird sie schwerlich vorher noch Ersatzwahlen zum Reichstage vornehmen lasten. Et ist unter Anderem der Dortmunder Wahl- kreis durch die UogiltigerklSrung der Wahl de- Herrn vr. Möller erledigt. In einem so tiefunterwilhltcn Wabl- lreise, wo die Neich-tag-wahlen allemal mit den leidenschaft lichsten Kämpfen und per bedenklichstrn, die wirthschastlichen und socialen Verhältnisse erschütternden Aufregung verbunden, überdies stets Stichwahlen unvermeidlich sind, wäre eS geradezu unverantwortlich, wenn jetzt noch eine Ersatzwahl vor- g-nommen würde, die im Falle einer nahen Auslosung kaum mehr wirksam werden könnte. Unmittelhar darauf wurde ja doch «ine ueue Wahl nothwendig werden. Die fraajösische Presse fährt, wie nicht anders zu erwarte» war, fort, da« Treiben der Ahlwarbt und Ge nossen gegen Deutschland auSzunutzrn. Selbst Blätter, wie der »TempS", die einigermaßen aus guten Nus halten, be haupten, daß trotz der Unfähigkeit Ahlwardt'S, seine Anschul digungen irgend wie za beweisen, .doch wohl etwa- daran sein müsse*. Der »Figaro* ruft entzückt aut: ,Sie — d. b. die Deutschen — haben uns nicht« mehr vorzuwerfen: sie dürfen un« nicht mehr kritisirrn, und e- >st ihnen kriue Ver achtung argen uat mehr gestattet*. — Herr Ri bot hat am Freitag, dem russischen Botschafter einen Besuch abge- stattrt, der dem französischen Ministerpräsidenten aus alle Fälle etwa« sauer gewefeu ist. Der Zweck war, die Ver zeihung det Vertreter« de« Zaren für die Ungeschicklichkeit zu erbitte», di» Nibvt tn seiner letzten Kammerrede über den Andrirus'sche» L begangen hatte. Aber Herr Ribot Ist von seiner früheren khätigkeit alt Minister de- Aeußeren her schon geübt und gewohnt, mit Herrn von Mvbrrnhrim in unterwürfiger Haltung za verkehren; dir« und da- Bewußt- sei», daß es sich vielleicht u« seine ganze Zukunft handle, mag iß» über d«n peinliche» Augenblick binweggebvlsen haben. Da- Gespräch, da- der russische Botschafter dem Minister präsidenten gewährte, soll über eine halbe Stunde gedauert nnd alle Schalten, die sieb zwischen die Veranstalter de« Kronstäbter ZlottenbesuckS gedrängt batten, verscheucht haben. E- steht nunmehr nichts im Wege, daß Herr Ribot den kommenden Wahlfeldzug im Zeichen der Erfolge der opportunistischen Republik aus dem Gebiete der auswärtigen Politik fübre. Herrn von Mobrenheim wird übrigen- jetzt von allen Seiten „Gcnuztlmuiig" geboten. Nachdem Herr Andrieux die Un geschicklichkeit Riboi'S zur Gelegenheit genommen, in aller Form zu erklären, der Vertreter Rußland« sei nicht der Empfänger deS gebrimnißvollen HaibmillionencheckS. bat nun auch Herr Cot tu, der an der schönen blauen Donau Erholung von den Strapazen de- ersten Panama ProcesscS ucht, Herrn von Mohrenheini ein Sillenzeugniß aus gestellt. Cottn hat eine», ibn in Wien ausfragenden Gewährsmann de- „GauloiS" die Versicherung ertbcilt, er habe nie beabsichtigt, den russische» Bolschastcr in Paris in die Panama-Erörterung zu zerren, sintemalen dieser niemals auch nur da« Geringste mit Panama zu schaffen gehabt habe. Nun weiß man aus dreier Zeugen Munde, daß der X. deS Herrn Andrieux nicht Mohrenbeim beißt. Damit ist da« Vexirspicl nm diese» X. noch nicht gelöst, aber eS dürfte den Franzosen bald zu langweilig werke», sich weiter damit abzu- geben. Herr Andrieux darf, wie er sagt, Herr Ribot will, wie er zeigt, da- Gchciinniß nickt enthüllen, und so wird auch diese Geschickte allmäiig einschlasen, um allenfalls bei den Wahlen vorübergehend galvanisirl zu werden. Wie schon gemeldet, bae da- englische Unterbau« in einer seiner letzten Sitzungen mit allerdings nicht sehr erheb licher Majorität den Beschluß gefaßt, daß künftig a» die Mitglieder de- Hause- Tagegelder in mäßiger Höhe ge zahlt werden sollen. Der Beschluß dürfte indessen zunächst ohne jede praktische Folge bleiben; der Gladstoneanrr William Allen, welcher den bezüglichen Antrag stellte, begründete seinen Vorschlag damit, daß die Diätenzahlung in fast allen anderen Ländern, sowie in den britischen Colonicn ringeslihrt sei. Dir Neuerung könnte ohne Parlament«acte eingesührt werden durch bloße Belastung de- Budget« mit de» Kosten. Nachdem die Liberalen Dalzicl, Dur»« und Fenmick sür und die Conservatioen Fielt» und Rathbone, sowie der Gladstvneancr Athrrleu JoncS gegen de» Antrag ge sprochen, trat der Schahkanzler Harcourt Namens der Regierung zu seinen Gunsten rin. ES wäre unmöglich, sagte er, einem Verlangen Widerstand zu leisten, daS nickt nur auf der Gerechtigkeit, sondern aus den natürlichen »n vermeidlichen Wirkungen der demokratischen Verfassung Eng lands begründet sei. Die Diätenzahlung müßte sich ans alle Parlamentsmitglieder erstrecken; da entsprechend dem Grund satz einer Repräsenlatw-Nrgiernng die Gesetze vom Volke selber gegeben werden sollten, müßte jede VolkSclasse im Parlament vertreten sein. Der Antrag enthalte nicht«, waS der Würde deS Parlament« Eintrag thun oder dessen Ehre antasten könnte. Tie Negierung seiindeß dcrAnsicht.cincso wichtigeVerfassungsrefbvin sollte mittelst ParlamenlSaetc dnrchgesübrt werden. Sobald ihr die nötbige Muße, sowie die ersorocrlichcn Geldmittel zur Verfügung ständen, würde sie zu deren Durchführung schreiten. Schließlich wurde der Antrag mit 276 gegen 229 Stimmen angenommen. DaS Cabinet Gladstone ist somit der Ein übrung von Tagegeldern sür die Volksvertretung nicht grund ätzlick abgeneigt, widerstrebt jedoch dem Ansinnen, ohne örmlichcn ParlamentSbcscblnß den Kostenbetrag sür die Tiätenzablung an die Abgeordneten in' den StaatSbauShaltplan einzustcllcn. Damit ist die Erledigung der Angelegenheit ans die lange Bank geschoben, denn olmc Zweifel wird da« Ober hauS mit seiner conservatioen Mehrheit wenig geneigt sein, ans den Antrag rinrugeben. Der Antrag AUcn's ist übrigen« eine fast wörtliche Wiederholung jenes, den genau vor einem Jahre der Abg. Fenwick im Hause eingcbracht batte. Damals blieb er in der Minderheit, mit 227 gegen >62 Stimmen verwarf ibn da- Unterhaus. Die Mehrheit setzte sich aus l89 Conservatioen, 31 liberalen Unionistcn und vier Liberalen die Minderheit a»S l3l Liberalen, 28 irische» Nationalisten zwei liberalen Unionistcn und einem Conscroativen zusammen. ES liegt ein interessanter Bericht darüber vor, in welcher Weise der neue russische Rector der Universität Jurjew oder, wie wir auch in Zukunft sagen werde», der Universität Dorpat, seine Thatigkeit zu entfalle» gerenkt Die ökonomischen Angelegenheiten dieser dem paiislawistiscke» BarbariSmuS verfallenen Hochschule werden von einem Direc torium verwaltet, daS unter Vorsitz de- jeweiligen Rector« au- den Decanen der Facultätcn besteht. In der Dircctvrial Sitzung, die im Januar stattsand, stellte sich Hera»«, daß 21 Faden Brennholz, welche« die Universität anackaust batte, verschwunden waren. Man stellte eine Unter suchung an und ermittelte schließlich, daß diese 2 t Faden beim Rector Herrn Butilowitsch abgcladen worden waren. Darüber war nun, wie begreiflich, unter den deutschen Decanen große Entrüstung, sic schlugen Lärm, »nd da sie mit deutscher Zähigkeit daraus bestanden. Klarbeit über den Sack verhalt zu erlangen, erklärte der Rector endlich, das Holz sei allerdings von ihm verbraucht worden, aber er sei bereit, den Preis desselben wieder zu erstatten. Tie-Tchlildbekennliiiß sollte protokollirt werden da entriß der Rector dem Secretair die Feder und versaßt höchst eigenhändig da« Protokoll, au- dem sich dei der Ver lesung ergab, „die Pedanterie der Tecanc nöibigc den Vor sitzende», den Wcrtb jener 2 t Faden Holz, dir er optima tlilu verbraucht habe, zur Universitätscaffe zu erlegen." Jener Au-druck erregte Entrüstung, da er aber nicht abgeäntert wurde, gab jeder der deutschen Decanc ein Sondervotum zu Protocoll und daS gesammte Protokoll wurde nun mehr deni Curator zur Entscheidung vorgelegt. AnS dem Protokoll aber war u. a. auch zu ersehen, daß der Rector, rbe er nachgab, auch behauptet batte, der Minister der VolkSansklärung bade ibm den Verbrauch deS strittigen HolzcS gestatte« und daß er erst auf da« Drängen semer College», die einen Nachwei« für diese Bebaupltma verlangten, sich erbot, da- Hpsz zu bezahlen. Diese« Protokoll kam nun um gebend vom Eüratvr zurück, der;» tcmscldcii nickiS Weiteres zu bemerken gesunden batte, al» daß er »rügen* müßte, daß durch die Jndi-cretion der Drcane diese Sacke in den weitesten Kreffen bereits bekannt geworden sei!! Man wird »geben müssen, daß der Herr Curator von Jurjew.Dorpat jedenfalls kein — Pedant ist. Jener Rector Bukilowilsck aber ist derselbe Mann, der vor einem halben Jabrc bei Antritt seine« Amtes erklärte, er sei berufen, die Universität Dorpat an« ibreni bisherigen Schlamm aus die Höbe der Wissenschaft einer russischen Hochschule zu erbeben! Offenbar brauchte er das Holz, um sich a»S dem Schlamm beranöz»- belfen. UebrigcnS wundert unS an dem Hergänge nick»«: er ist eckt russisch und leitet die Jurjcw-Periote würdig ei». Auch wirk Herrn Budilowilsch nichts geschehen, denn wie da- russische Svrichwvrt sagt: »Von de» Hände» kann man Alles adwaschen!" Zn dem auf daS Moskauer Stadtoberhanp l Alcpejcw verübten Attentat veröffentlichen die russischen Zeitungen jetzt einige erwäbnenSwerlbe Einzelheiten. Man and, als der Meuchelmörder Ankrianow gleich nach der Tbat ergriffen wurde, bei ibm eine» Zettel mit den Worten: »Verzeihe, das LooS ist aus Dich gefallen." Man war min anfangs geneigt, hieraus zu schließen, daß eS sich nm ei» nihilistische- Complot gegen da« Leben de« Stadt- baupteS bandele; die wirren Reden jedoch, welche Andrianow gleich darauf Uber MagneliSmuS, Elektricität ». s. w. sübrle, ferner daß er deruse» sei, verschiedene Personen, unter Andere» Alezcjcw, zu beseitigen, führten -u der llebcrzcnguiig, daß man e« mit einem Geisteskranke» zu thun habe. Die Untersuchung ist übrigen« nock nicht abgeschlossen, und eS bleibt abzuwarten, ob die Geisteskrankheit nicht vielleicht simulirt ist und der bei Andrianow gesnndene Zettel am Ende doch eine ernstere Bedeutung bat, als man vorläufig glaubt. Die Negierung der Bereinigten Staaten von Nordamerika war bisher bei den anderen Staaten diplomatisch nur durch Gesandte vertreten und um gekehrt. Vor Kurzem indessen bat dieselbe den Grundsatz ausgestellt, sie werde ihren Vertretern bei den fremde» Regierungen künftig stet« denselben Rang verleihen, welche» diese ihrerseits lbrr» Vertretern in Washington beilegen werde». Der biSberige Zustand talirt noch au« der Zeit, da die Ver einigten Staaten von den Regierungen der alten Welt als ein noch in der Entwickelung befindliches Gemeinwesen delrachtct wurden, eine Periode, welche freilich seit Jahren überwunden ist. Hiermit bängt die Entschließung der Regierung zu Washington zusammen; die Initiative überließ sic den fremden Mächten, nnd wie eine Pariser Depesche in unserer gestrigen Ausgabe melket, hat Frankreich sich zuerst beeilt, den Ver einigten Staaten durch Erhebung der französischen Gesaiitlschast in Washington zum Rang einer Botschaft entgegcnznkommc» Die entsprechende Rangerhöhung der Vertretung der Ver einigten Staate» in Paris steht demnächst bevor. Deutsches Reich. Berlin, 2». März. Beim Schluß der Reichstag- sitzunge» wurde auch wieder der Gedanke einer Vertagung der Entscheidung über die Militairvorlage bi- in den Herbst vielfach erörtert. Eö ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen bei alle» diesen Zuknnfl-prrspectivc» schwer oder unmöglich zu entscheiden, ob sie irgend welchen ernsten Anhalt haben oder »nr den Reflex deS wcilverbrcilckcn Wunsches darstcllen, einen, wenigstens augenblicklichen Ausweg aus einer kritischen Lage zu sinken, au« der gar Viele im deutschen Vatcrlande einen solchen sinken mochten, ohne die Möglichkeit zu erkennen. Durch eine Vertagung auf de» Herbst würde jrcilich schwerlich viel gewonnen; wir ver mögen nicht cinzuschcn, wieso sich die Situation in einigen Monaten wesentlich verändert habe» könnte. Vielfach wirk zur Begründung deS Wunsches einer Vertagung ans die nahe bevorstehenden LandlagSwal'len in Bayern, Baden und Preußen hinacwicsc», in deren Berlaus man nicht das aufregende Moment einer Krisis im Reich biiicinwcrfcn möchte. Wir lasten dahingestellt, inwieweit dieser GesichtS- punct Berechtigung bat. WaS die preußische» LantiagS- wableu betrifft, so glauben wir nicht, daß aus dieselbe» die Hecreßsrage einen bedeutenden Einfluß ansübc» wird. Ter Gedanke scheint unS ei» Zeichen und AuSslnß der allgcincincn Verlegenheit, Rathlvsigkeit und Besorgnis; auch bei denjenigen Factorr» zu sein, die eine Auflösung und große Krisis ver meiden mochten, ohne doch etwas zu deren Beseitigung thun z» wolle». Ten Weg zu einer dauernde» Lösung der großen schwebenden Frage vermögen wir in solchen Anregungen nicht zu erblicken. bl Berlin, 25. März. Bei der Eonserenz von Sach verständigen zur Berathnng über die reichSgrscylichr Regelung der privatreebtlichen Bcrbältnisse der Binnenschisssahrt ist seitens der RegicrungSvertrcter er öffnet worden, daß die Angctegenbeit nunmebr obnc A»sent halt, nnd zwar unabhängig von der demnächstigen Revision de« Handelsgesetzbuches, durch ein Sondergesetz erledigt werde» wird. Als wesentlichste geplante Neuerungen gegenüber dem geltenden Recht sind zu bezeichnen: die allgemeine Einjükrling von Schiffsregistern für Binnenschiffe von einer gewissen Tragsähigtkit, die Beschränkung der Veraiitwortlichkcil deS Schiff-sübrerS und der SchissSmannschasl aus die Haftung mit Schiss »nt Fracht, die Regetimg der Rechtsstellung »uv de» Dienskverhältniffes des SchissssllbrrrS und der Mannschaft die AnfsteUnng gesetzlicher Normen über Late- »nd Löschzeit über da« Rücktritt-recht de« Absender- und de« Schissers, Uder die Tragung der SchiffsabrtSkostc» und die Haftung a»S den Ladescheinen, die gesetzliche Anerkennung de- RechlSinstilutS der großen Havarie — die llebertragung tcr scerrchlliche» Bestim mungen über die EntschävigungSpstiiht beim Zusammenstoß von Schiffen ans die Binnenschiffsabrt, die Rcgcliuig tcr 'Ver gütung i» Fällen der Bergung und Hilfeleistung —, die Ge Währung gesetzlicher Psantrechke sür die sogenannten Schiffs gläubiger. Beitimmungen übet die vertragsmäßige Verpsänknng batte der vvrgclegke Entwurf in da« Schiffsregister nicht aus genommen, vielmehr sollte dieser Gegenstand der Regelung durch da« bürgerliche Gesetzbuch Vorbehalten bleiben. Mit Rücksicht auf die de, den Beratbunge» geltend gemachten Wünsche nach einer alsbaldigen, wenn auch nur vorläufigen Regelung der Frage ist >edoch eine erneute Erwägnng der Anaelegcnbeit in Aii-st.l't gestellt worden — Auck am gestrigen Bormittage unternahmen der Kaiser und die Kaiserin eine gemeinsame Spazierfahrt durch den Thiergarten. Von derselben lllrückgekehrt, nahm tcr Kaiser die Vorträge der Chef« de« GencralstabcS und deS Mililan cabiiikt- entgegen. — In einem an sämmtliche Provinzialschulcollegien ge richteten Erlaß bat der CultuSminister bestimmt, daß Gl der Abschlußprüfung der von, Religionsunterrichte zeitweilig befreite» Schüler der llntersecniika die Prüfung in der Religion so vorzunebmen ist, wie bei de» Abiturienten Prüfungen biSpcnsirter Schüler. Danach haben also die jenigcn Schüler, welchen die Dispensation zugcstanden ist, auch in Religion den allgemeinen Anforderungen zu genüge». — Der Bericht der Commission de- Abgeordneten Hauses über daS Commniialstcuergesetz wird am DienStag der künftigen Woche festgesteUt werden und voran« lchllich »och vor de» Lhtcrseiertagcn an die Mitglieder deS Hauses zur Absenkung gelangen. — Dem „Hann. Kur." zufolge ist davon die Rede, daß möglicher Weise demnächst eine Couserenz aller deutschen Finanz min ist er statisindcn werde. — Die an Postbänsern angebrachten llbren werden in der Nacht vom 31. März zum l. April zu demjenigen Zcitpiiiicle, zu welchem »ach mitteleuropäischer Zeit Mitternacht eintrirl, a»f letztere Zeit eingestellt werken. Die Posianstallrn babe» Anweisung erhalten, den Behörden uno dem Publicnm aus Anfragen über da- Verhältnis; der bisher angewendeten Ortszeit zu der mitteleuropäischen Zeit Aus kunft zu erthcilen. — Ter amtliche Katalog der Aii-stellung deS deutschen Reiche« ans der Weltausstellung i» Cyicago liegt bereit- in schöner Ausstattung gedruckt vor (Berlin, I. Springer) und gicbl eine lledcrsicht über die rege Be- tbeiligung deS deiitschen Gewerbe«, der Industrie und Kunst an dem große» internationalen Wettstreit. In 17 ver schiedenen Gebäude» baden die rund 3200 AnSsteller ihre Erzcngnisse »ntergebracht, eine Reihe von größeren Gegen- stänken ist im Freien ausgestellt Worte».' 2? Sammel- aurstellungcn sind zu verzeichnen, z. B die deS preußische» Bergbaues, der preußischen Eiskiibabnverwaltnng, der deutsche» Kuiisrgcnossenschast, des Maschinenbaues, der Spielwaaren- induslne und des Weinbaues Da da« Bilk, weiches eine durch llmslänte verschiedenster Art immerbin beschränkte Ausstellung von der Eulwickclung eines Landes giert, nicht vollständig nnd erschöpfend sei» kann, so haben hcrvorrggcnde Fachmänner den ein-clnen Tbeilcn deS Katalogs Einleitunacn bciaczeben, die in inappstcr Form über den augenblicklichen Zustand der belrcffenren Gebiete berichten. — Die „Voss. Ztg." schreibt: Tie „Frei!. Zig " glaubt, unsere Meldung über das zu begründende Regierungsblatt in Zweifel ziehen zu inüße». Wir wiederholen, dos, »»srre Melkung zuverlässig ist. Weiterer Mitlheilungcn, die uns noch zur Ver tilgung stehe», enthalten wir unS und lassen den Verhandlungen »im ihren Laus." — Cardinal v. Crenrentz traf Freitag Abend aus Köln hier ei». — Das Kammergericht hat auf die Beschwerde der CtaatS- anwaltjchast die Uiederverliastuiig deS Ingenieurs Paasch unter der Znruckwelsnng jeder Canlionsncllung, gleichviel in welcher Hohe, ungeordnet. Tie Verhaltung ist bereit« anZgesührt und Paasch wieder in das Moabiter UnleriuchungSgesäiignib ciiigeliesert worden. — Eine Versammlung von 800 JnnungSmciste rn nahm gestern Stellung zum Schncidcrstreik. Kein Streikender soll zu höherem Lob» angestclkt, außerdem von jedem Meister eine Liste rer Streikenden gefllbrt werde». Verhandlungen mit dem Streik-Comiiü wurden abgelckiit nnd jedem Arbeiter überlassen, seine Forderungen selbst zu stellen. * Pose», 25. März. DaS „Posencr Tagcbl." schreibt: DaS hier verbreitete Grrllcht, bcr Kaiser habe die Absicht gehabt, in der vergangenen Nacht hier einzutrcsfen, um die Garnison Zit alarmire», die Reise sei aber im letzten Augen blick ansgegcben worden, wird n»S aus eine Anfrage an »nlcrrichtetcr Stelle als ans Wahrbeit bernbend bezeichnet: einer gestern Abend eingetrossene» amtliche» Depesche zufolge babe Ce. Majestät den Besuch in Posen bis auf Weiteres verschoben. ^ Hamburg, 25. März. Zum Ablwardt-Seandal schreiben die „Hamb. Nachr." kurz und bündig: »Die ge sainnitc deutsche Presse ist, mit wenigen Ausnahme», die nicht i»S Gewicht fallen, einig in der Vcrurthcilung deS lieiilickien Auftreten« Ahlwardt'S im Reichstage." » Magdeburg, 26. März. Wie dir »M. Z." hört, beabsichtigt die hiesige Parteileitung der National liberalen in allernächster Zeit eine VertraucnSniänncr-Versam m lung hierher z» berufen, zu der alle Kreise de« Regierung^ bczirks Magdeburg cingeladen werde» sollen. Es wird dazu in allen diesen Kreisen eine feste Organisation der Partei genossen, sowie die Ernencrnng und Ergänzung der Vcr trancnSmänner-Listen nothwendig sei», zu welche» Vorbereitungen schon die nächsten Tage benutzt werden. * Wernigerode, 2 t. März, lieber eine Ausschreitung bei der Veranlagung der Einkommensteuer dringt die »Freis. Ztg" folgende Mittheilung: In Wernigerode ist an einen Hoielbciiyer von dem Landrath ein Fragebogen gerichtet worrcn, der nicht nur verlangt, den gesammlen jährlichen GcschästSunisatz, die Betriebs- und AnschasiungSkosirn im Einzelnen mitzutheilcn, sondern auch noch folgende Special- sragcn enthält: l) Wie koch deläusl sich der jäbr liche Verdienst an warmen und kalten Speisen incl. Kaffee durchschnittlich'? 2) Wie viel setzen Sic jähr lich nm an Spirituosen (Likören, Rum, Schnaps, Grog rc.), Tbce, Cbocvlake, Sauerbrunnen, SelterSwasser u. keral 3) Wie viel deSgl. an Weinen (Rvtb- und Weißwein, Sect>'? 1» Wie doch rechnen Cie Ihren Verdienst zu Frage 2 ? 5) Wie hoch zu Frage 3? K> Wieviet Bier wird jährlich umgesetzt (in Hektolitern anzugeben) und zwar n belle», b. echtes (dunkel :c.)? 7) Wie koch berechnen Sie den Ver dienst am Hektoliter (für jede Sorte besonders)'? 8) Wieviel Logirgästc haben Sie im Jahre durchschnittlich? S) DaS Logis kostet, rxcl. Kaffee, durchschnittlich wieviel und den Ver dienst schätzen Sie ans ein Jahr wie hoch? IO) Wieviel
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