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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930327029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893032702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893032702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-27
- Monat1893-03
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Ob zur Zeit bereits. „Ver- dandlungrn" unter Tbeilnahme von CcntrumSmitgliedern und Deutschsreisinnigen gepflogen werden, steht allerdings dahin. Die Geneigtbeil dazu ist aber bei Angehörigen beider Parteien vorhanden. Die ArnSberger Wahl und die Stimmung der bayerischen Bauern, sowie die bereits erkennbare Thatiachc, daß die Niederlage Ahlwardt's dem Antisemitismus vorläufig Iiinen Abbruch gethan, sind sehr geeignet, an diesen Stellen den .Äuflösmig-gedanken" als einen recht trüben erscheinen zu lassen, lfm Theil der deutschsreisinnigen Presse betont wieder mit stärkerem Nachdruck die große Verantwortung Aller gegeil ter der Militairvorlage, namentlich aber zeigt der Eifer, mit dem die „Freis. Ztg." nachzuweisen sucht, „wie recht die smsinnige Partei hatte", al» sie Herrn Richter folgte, daß kie Herren Hinze, Rickert und Barth ihren Widerstand nicht aufgegeben haben. Es ist nicht-weniger als unmöglich,daß die Ver- haadlungrn nachOstern an demselbenPunct angeknüpft werden, an dem sie am 17. März abgerissen sind. Unmöglich ist nur Eines, wa-aber nicht die „Nordd. Allg.Ztg", sondern kie „Eons.Eorr." sagt, daß nämlich „während der Osterferien die (für eine Mehrheit) genügende Anzahl von Abgeordneten durch die Wählerschaft aus Ablehnenden zu Zustimmenden" (für da« .Ganze") bekehrt werden kann. DaS ist, wie die conscrvative Parteileitung recht gut weiß, ausgeschlossen, und diese nahezu allgemeine Urberzeugunß war cS auch, die Herrn v. Bennigsen bewog, genau so, wie wir rS gethan haben, die ZustimmungS- adressen zur Regierungsvorlage als nutzlos und die Ver wirrung mehrend zu kennzeichnen. Von vielleicht zwei, drei Wahlkreisen abgesehen, werden nennenSwerthe Wäblermassen nirgend« den Versuch machen, ihre Abgeordneten zum Ganzen zu bekehren, dagegen wird man mancher Orten aus die An sicht stoßen, daß die Bennigsen'schcn Vermittlungsvorschläge die Grenze deS Zulässigen bereit- überschreiten. Liegt in dem ArnSberger Wahlergebniß für das Eentrum ein Grund, die Auslösung zu fürchten und deshalb der Regierung näher entgegcnzukommen, so muß diese Wahl und »och mehr im Saulgau (wo die Bolkspartei ihre Sliminenzahl verdoppelte) auf dir Regierung einen noch stärkeren Eindruck hervor gebracht haben. ES ist auch ein Anzeichen vorhanden, daß die FrllhjahrSsonne da- Eis zu schmelzen begonnen hat. Ein Hochofficiöser im „Hamb. Eorr." sieht ein — waS bisher stets geleugnet wurde —, daß da« Verhalten des Reichskanzlers gegenüber dem Abg. von Bennigsen eine „Waffe im Wabl- lampf werden könnte", und macht seinerseits Eompromiß- rvrschläge. Unannehmbare Vorschläge allerdings, aber immer- ka Vorschläge. Die Regierung will 14 000 Mann Nach lassen (bei der Fußartillerie, dem Train, der Cavallerie), sie ist also noch um 24 000 Mann von dem nationalliberalrn Staadpunct entfernt. UeberdieS verlangt sie nach wie vor weitere Vorschläge, während doch die durch die Schuld de« Reichskanzler- sestgesabrene Karre nur durch einen von der Regierung kommenden Anstoß wieder in Gang gebracht werden ka.,n. Indessen der erste Schritt ist — wenn auch vorerst in nicht verpflichtender Weise — gethan. Weitere werden voran«- stckllich in der Richtung der „staffelweisen Durchführung" Nachfolgen. Berichte au- dem Vatikan lassen erkennen, daß der Papst und seine Umgebung über die Häufung der sürst- lichrn Besuche zu der silbernen Hochzeit de- italieni schen KönigSpaareS nicht sehr erbaut sind und daß man, fall- ein Mittel sich fände, diesen Freundschaftskundgebungen Feuilleton. Ilms Geld. L7j Novell« von A. Hehl. Nachdruck «erdote». (Fortsetzung.) XV Der Freiherr von Elermont war zornbebend in seine Gemächer znrückaekehrl und Stunden vergingen, bis sich seine furchtbare Aufregung so weit legte, um einer Regung de- Mitleids Platz zu machen. Er batte seine Nichte zu Boden geschlagen und dann die Hilflose ihrem Schicksal überlassen; da« war nicht ritterlich, nickt vornehm gehandelt. Wenn rS für Herrinnen'« Fehler in seinen Augen keine Ent schuldigung gab, so dachte er doch daran, daß sie früher ein so gute« Kind gewesen; so fügsam, so dankbar, ein Herz von Gold, da- ihn nie gekränkt batte. Früh verwaist, war sic bei ihm ausgewachsen und halte ihm bi- z» diesem Augendlicke nur Freude und Ehre gemacht. Sem hartes Verfahren dem schwachen Geschöpfe gegenüber reute und quälte ihn nun. Vielleicht war sie krank, allein, voll Angst und Bangen — man mußte sich nach ihr umseben, ihr beisteben» wenn sie der Hilse bedurfte. Er schickte die Haushälterin mit der Weitung hinauf, sie möge sich nach dem Befinden seiner Nickte erkundigen, er befürchte, dieselbe sei auf ihrem Zimmer unwohl geworden. Tie alte, treue Dienerin, welche in der schlimmen Stunde vom Hause abwesend war, beeilte sich, dem Fräulein, da- sie verehrte, ihre Dienste anzubirten, kam aber bald mit der Meldung in da« Zimmer re- Obersten, Hermine müsse au-geganzen sein; denn sie sei weder in ihrem Zimmer, noch sonst im Hause zu finden. Sir bemerkte wohl, wie dieser Bescheid den Herrn erschreckte; da e« ihr aber nickt zuitand, sich eine Frage zu erlaube» und Jener keine Lust zeigte, sick auSzusprrchen, so ging sie ,brrn Geschäften wieder nach >n der sicheren Erwartung, da- Fräulein werde schon nach Hause kommen. Stunde um Stunde verging, da« Fräu der europäischen Fürstenfamilien entgegenzuwivken, sich keinen Augenblick besinnen würde, davon Gebrauch zu macken. Gegen ein Mitglied de- engliscken KönigSbausc« läßt sich bei diesem Anlaß natürlick nichts einwenten, da diese Dynastie nicht der katholischen Eonfetsion an- gebört. Ter am 23. Mär; gemachte Besuch der Prinzessin von Wale- im Vatikan kann übrigen- im Voran- als eine Art von Aequivaleut angesehen werden. Anders sieht eS natürlich mit dem Erzherzog Rainer von Oester reich, der bei diesem italienischen Familienfeste die babüburg- lothringiscke Dvnastie zn vertreten Kat. Derselbe war schon einmal »ach dem 20. September >870 i» Rom, und zwar gleichzeitig mit dein spätere» Kaiser Friedrich im Januar l878 bei der Bestattung scmeS Vetter- und Schwager-, de- Königs Victor Emanucl. Eine der letzte» Handlungen de« dann am 7. Februar jene- JabreS verstorbene» PapsteS PiuS lX. war die Weigerung, den österreichischen Gast des Ouirinals im Vatikan zu empfangen. Nach diesen Vorgängen wird jetzt voraus sichtlich von Seiten de« Erzherzogs Rainer eine Annäherung an de» Vatikan gar nickt erst versucht werte». Die Zwei- sckneidigkeil der gesaiuniten gegen Italien re» rer Eurie versuchten Ausschließung-Politik zeigt sich in dieser Einzelheit: wenn ein Mitglied de« „apostolischen" Herrscherhauses nach Rom kommt, muß es den Valican meiden. Aus den letzten Verhandlungen der Pariser Tcpu- tirtenkainmer konnte ma» recht deutlich herau-sühlen, daß die sranzöstscken Volksvertreter pan ania müde ge worden sind. Namentlich der Verlaus der DonnerStagS- sitzung ließ da- klar erkenne», denn an Stelle der erwarteten »roßen Sitzung mit VcrtheidigungSreten von Elemciiceau und Floquet und einer neuen Prograininrcde Eavaignac'S fände» nur fast harmlos zu nennende Dialoge zwischen Milleooye unk Bourgeois, zwischen Nibot und dem Monarchisten Casenovc de Pradines statt, und die Kammer sagte gar nicht- dazu, sondern tlial beite Zwiegespräche durch Annahinc einer einfachen Tagesordnung ab. Tie republikaniscke Mehrheit will Ruhe baden und bewahrt dar»», äußerlich ihren Zusammenhalt. Daß »i ihrem Inner» böse Lcikenschaste» wükhen und nicht der Friede baust, beweisen die Unterbrechungen ClemenceanS und die Scene, die IuleS Rocke seine» edemalige» Eollegcn aus der Miuisterbank bereitete. Man verabscheut sich aujrichlig und haßt sich tödtlich, aber man stimmt einträcktig, um gemeinsamen Gegnern eine Freude zu verderben. Die Umwandlung der französischen Gesandt schaft i» Washington in eine Botschaft dürste auch für die ankeren ruropäiscken Staaten nicht ohne Nackjolge bleiben können. In früheren Zeiten haben die Rangstreiligkeite» der verschiedenen diplomatischen Vertreter die politische Welt viel fach beschäftigt. In London ist eS 1661 sogar vorgelonimcn, daß der spanische Gesandte, weit er sciuei» sranzösische» College» nicht den Vertritt lassen wollte, an dessen LtaalS- wagen die Stränge durchschneiden und die Pferde »ieder- stoßen ließ, ei» Rangstreit, der zwischen beiden Königreichen erst hundert Jahre später ausgeglichen worden ist. Für die übrigen Staaten ist cs auf dem Wiener Eougrcß am 30. Mai I8lü gelungen, zwischen den Mächten Preutzen, Oesterreich, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Portugal und Rußland ein Utbereinkvmmen über den Rang der verschiedenen kiplo- matiscken Vertreter zu Stanke zu bringen, taS die diplo matischen Beamten in drei Elasten eintbeilt, deren erste die Botschafter, Legalen oder Nuntien bilde». Die Vereinigten Staaten haben die Rangordnung anerkannt, aber bisher sich damit begnügt, nur Gesandte zweiter Elasse zu den aus wärtigen Höfen zu entsenden. Die Botschafter gelten als die persönliche» Vertreter ihres Staatsoberhauptes, dock sind sie nie aus Monarchien beschränkt gewesen, vielmehr haben früher jederzeit große Republiken, so ursprüng lich vom 13. Jahrhundert an Venedig und jetzt Frank lein kam nicht; die Nackt krack herein, die angstvoll Er wartete wollte nicht kommen. Als die Glocke zehn schlug, ließ der alle Herr seinen treu bewährten Ingrani einircle» unv beichtete ibm in der Angst seine- Herren-, waö er an Hermine verbrochen; verschwieg auch die Befürchtung nicht, die Unglückliche könne in ihrer Verzweiflung ihrem Leben ein Ende gemacht haben. Er quälte sick mit den bitterste» Vorwürfen, wie« den Trost des alten Diener- zurück und fand weder Rübe neck Rast. Nickt das unschuldige, irre geleitete Mädchen batte er zur Neckcnsckaft zicbe» sollen, sondern jene ehrlosen Menschen, die e- gewagt batten, einem Etelfräulein zuzumuthen, sie möge für das Arbeitervolk um's Geld arbeiten. Nachdem seine Gedanke» diese Richtung ge nommen, wälzte er alle Schuld von Hermine ab und machte diesen Sykow für ihre und seine Fehler in dieser Angelegen heit allein verantwortlich. Die feige Krämerseele war an Allem schuld; aber er wollte abrecknen, blutig abrechnen mit dem Manne, der ihm kiesen Streich gespielt batte Abwechselnd von Haß und Reue gefoltert, verbrachte der Freiherr die Nacht in ruhelosem Hin- und Herwandern. Tic drei allen Bcwolmcr der Villa wackten; eS brannte Lickt in der Hausflur, in den Zimmern; die HauStbüre war nur an gelehnt, damit die Zurückkehrendc Muth fasse und erkenne, man sei um sie besorgt. Ingram patrouillirte von Zeit zu Zeit aus dem Fußweg vor der Villa, kehrte aber immer niedergeschlagener in dieselbe zurück. Als der Morgen graute, verlor der Alte die Fassung, die traurigsten Vorstel lungen, die entsetzlichsten Ahnungen bemächtigten sich seiner, und als er beim Einblick in die Küche die HauSbälterin händeringend und in Tbränen tras, hielt auch er seine Zähren nicht länger zurück. „O, gnädiger Herr, wa« haben Sie gethan", rief er dem Oberst z». der ihm nackgeaangen war. „Sir haben durch Ihren Jähzorn ein große- Unheil angestistet. Ach, Sie können eS vor Gott nicht verantworten, daß Cie da- Kind Ihrer seligen Sckwester in den Tod getrieben haben. Und sie bat nickt« verbrochen! Sie bat nur gearbeitet, um Sie, um unS Alle vor dem Verderben z, behüten Wenn man unS die Villa versteigert, wenn man unS Alle« nimmt, waS wir haben, wa« fange» wir an? Unser Gehalt ist so schon ge reich Botschafter bei auswärtigen Mächten beglaubigt. Die jetzige französische Republik bat sogar einseitig einen Botschafter bei der Schweiz, während die Sckweiz ihrer seits nur einen diplomatischen Vertreter zweiter Elafsc nach Pari- entsandt bat. In den Vereinigten Staaten bat man schon seit längerer Zeit darüber geklagt, daß nach dem bis herigen Gebrauch die große mächtige Republik bei den euro päischen Höfen nur durch Gesandte vertreten ist, vor denen alle dort beglaubigten Botschafter den unbedingten Vertritt haben. Nur eine Äusnabnie bat unseres Wissens der srübere ameri kanische Gesandte in Berlin Mr. Bauer oft insoweit durch- gcsetzt, als beim regelmäßigen Wockencmpsang tcS StaatS- secretair- des Auswärtigen Amte« nickt der höhere Rang de« Botschafter«, sondern die längere Zeit de« Warten- im Vor zimmer den Vortritt verschafft. Jetzt scheint in den Ver einigten Staaten der Wunsch zu bestehen, den eigenen Ge sandten den gleichen Rang mit den Botschaftern der übrigen Mächte zu verschaffen, und da die französische Republik diesem Wunsch bereits entsprochen bat, so ist anzunebmen, daß auck die übrigen europäischen Großmächte diesem Beispiel folgen werde», und daß insbesondere auch Deutsch land sick dem amcrikanischc» Wunsche gegenüber nicht ab lehnend verhalten wird. Die skandinavische Demokratie hat bekanntlich vor Kurzem in Gestalt der Inscenirung eine« sogenannten Volks- reich Stage« einen bcmerkenswcrthcn Vorstoß bekus« Er langung de« allgemeine» direkten Wahlrechts unternommen. Es ist jedoch kein Zweifel, daß das Unternehme» keinen günstige» Erfolg antznweisen hat. Eke die Mitglieder des schwedischen Volks, eichslage« nach Hause reisten, genehmigten sie ein ihnen vorgelcscneS Manifest an das schwedische Volk. In diesem Maniiest wird über diejenigen Schritte Ausschluß gegeben, die der VolkSrcickölag und kessen Ausschüsse bebuss Förderung der Stimmrechtssache vorgenommen. Die Ant worten, die den verschiedenen Deputationen crtbcilt wurden, werden einer scharsen Kritik unterzogen. Es wirb unter Anderem bemerkt, daß der VolksreichStag sowohl von der Regierung als von den Parteiführern ab- gewiescn wurde, dag das Volk bei den nächsten Wahlen sick des gegen dasselbe gerichteten Schlage- erinnern müsse, daß jetzt nichts Anderes übrig bleibt für die 900 000 mündige», aber mirepräsentirte» schwedischen Männer, als um jeden Preis sich selbst das ihnen vorenthaltene Recht zu verschaffe»; daß zum Frühjahr 1896 ein neuer VolksreichStag wird cin- berusen werden, und daß zu einer eifrigen Agitation der Plan bereits entworfen sei. Die dem crmordetcn Stadthaupt von Moskau' N. A. Alexejew, gewidmeten Nachrufe sind sehr wider sprechender Art. Tie panslawistischen Blätter wissen von ibm sehr viel RübinlickeS zu erzählen. So sagt die „Nowojc Wremja", daß Moskau seiner achtjährigen Thätigkeit sehr viel verdankt „Unter ibm wurde da« neue Stadthaus er baut, daS verbesserte System der Wasserleitung zum größten Segen der Bevölkerung kurchgeführt, da« städtische «LchlachthauS angelegt, die Butenreihen umgcbaut und das Projekt einer Eanalijation Moskau- umgearbellet und bestätigt. BesonderSvicl hatN.A. Alexejew für die Elementarbildung in der alten Residenz actlian; er hat die Eröffnung von mehr als 30 städtischen schulen gefördert und einer derselbe» ein wobleingerichteteS Muftcrgcbäute zum Geschenk dargebracht. Besondere Für sorge ließ er dem Medieinalwcsc» angedeibcn. Bekannt ist ja noch an- jüngster Zeit sein persönliche« Eingreifen zn Gunsten der Errichtung einer Irrenanstalt an- privaten Mitteln. Aber auch in anderen Dingen der städtischen Verwaltung zeigte sick der Verstorbene als energischer Durchführcr gemeinnütziger Aus gaben. So verdankt ibm Moskau die Reorganisation des Lösch- wcscnS, daS er »ach dem Berliner Muster einrichtctc, ferner die Hinzuziehung von Aerzlen zur Unterstützung der Markt tünstelt; wir haben so viel kostspielige Bedürfnisse, wir wissen unS nicht cinzunchlen, was soll au- un« werden ohne Fräulein Herniine!" „Schweig, Ingram, ick — ich kann da- nicht kören. Ich sinke auf Erden keine Rübe mehr, wenn dem Kinde etwa« zugestoßen ist. Es ist jetzt lichter Tag, gebe hinaus, ziehe Erkundigungen ein. Vielleicht begegnet Dir Jemand, der sie gesehen bat, der Dir auf die Spur Hilst. Gebe, ich bitte Dich, und bringe mir Nachricht, oder ich ver zweifle." Nachdem sein Herr so gesprochen, machte sich der Diener aus den Weg, und Elermont sab ibm niit Bangen nach, bis er in de» Pfad einbog, der nach der Hochstraße führte. Im Geiste lag er vor Gott aus den Knieen, Ver gebung und Trost erflebend. Es verging eine volle Stunde, eke Ingram wiederkehrtr, diese Stunde wurde dem Frei herr» zur Ewigkeit. Er stand am Fenster und starrte unverwandt nach der Seite, von wannen der Alte kommen mußte, und als er ihn endlich von ferne sab, hielt ihn nicht- mehr zurück Er vergaß seines Range-, seiner Würde und eilte dem Diener entgegen; dieser webte mit dem Taschentuche zum Zeichen, daß er gute Nachricht bring; „Sic lebt, sie ist in guten Händen", ries er seinem Herrn entgegen. „Mein alter Freund, der Falken-Martin, hat sie gestern Abend am Arme des Herr» Svkow gesehen " Der Oberst erbleichte; Sykow und immer Svkow! Wo ihn ein Mißgeschick tras, war dieser Man» im Spiel „Wo bat er sie gesehen! Wo!" fragte Elermont vor Auf regung zitternd. Ingram berichtete: „Draußen in der Nähe der Fabrik Herr Sykow wird wohl LaS Fräulein in sein HanS geführt haben " Der ganze Ingrimm de- unglücklichen EdelmanneS wandte sich nun gegen Denjenigen, der, wie er wähnte, mit seiner Nichte heimlich im Einverständnisse gewesen und in seiner Gehässigkeit ein momentane- HLnSlicheS Zerwürsniß benutzte, um ibn da am schwersten zu treffen, wo er so leicht verwund bar war — an seinem Stolz, an seinem Ehrgefühl. Er batte, um ihn so recht gründlich bloßzustellen, da« verdlendettMädchen. inspcctoreii, die Anlage von ASpballübergängen aus den Straßen :c. :c. Alexejew war ein tbalkrättiger, rüstiger, ehrlicher, unisickliger und weilauSschaucnker Wnlb, ei» gmer, gastfreundlicher Man», ein Man» fester Grundsätze, energischer Initiative und unermüdlicher Arbeit. Wie Wenige verstand er c-, die Duma zu leite», und er war daS erste Stadrhaupt, dem cS iin Lause der ackt Jahre gelang, Moskau so z» sagen zu sammeln, das Interesse der Stadtverordneten für die Geschäfte zu wecken und zu fesseln. Selbst seine Gegner äußerte» sich noch am Tage des Attentat«, da die Wahl de« SladthaupteS vor sich geben sollte: „wählen wir wiederum Alexejew, den» einen Anderen baden wir nicht." Wen» taS Alle- wahr ist, waS da« panslawistische Hauptorgan sagt, kann ist mit dem Ermordeten ein sebr tüchtiger Mann beim gegangen. Freilich, es liegen auch ganz ander- lautende Urtheilc vor. Danach ist Alexejew ein großer Intriguant und Deutschenhasser gewesen, der seine französischen ^vin- patbien in augenfälliger Weise zur Schau getragen bat. Außerdem wird ibm diabolischer Haß gegen da« Iudenthum und verschiedenes Andere zur Last gelegt. Deutsches Reich. * Leipzig, 27. März. Wir bringen die nackstebente Act- tbeilnng der „Dresdner Nachrichten" mit dem dringenden Wunsche zum Abdruck, daß die darin enthaltenen, an die Adresse der Ordnung-Parteien gerickietcil Ermahnungen volle Beachtung siiiten möchten. Wir selbst baden Gleiche« oder Achnlickes, weil die Verhältnisse in Lcipzizi genau ebenso beschaffe» sink, wie in Dresden, und eS gilt, bockst un liebsamen Ucbcrrumpclungen der tocialdemokratischen Umsturz- Partei vorzubcugon, schon tcö Oesteren den Lesern unseres Blatte« an bas Herz gelegt und können daber die Be mühungen der „Drcöd. Nachr." nur auf daö Wärmste unter stütze» : „Noch zu keiner Zeit waren die Meldungen zur Erwerbung der sächsischen Staatsangehörigkeit »nd deS Tresdner Bürgerrechts so zahlreich wie in den letzte» Woche». Vor aussichtlich wird >» den nächsten Monaten kein Stillstand in diesen besuchen eintreten. Man hat es hier offenbar mit den sorglich bewerkstelligten Vorbereitungen der Sociatteinokratie sür die sächsische» Landtags- und die Siadtverordnctenwahlen zu tku» Aiich au» anderen Städten und byu den Landgemeinden wird berichtet, da» sich die Meldungen zur Erwerbung des Gkmeindebürgcrrcchls ausfällig »lehre». Leider gewahrt »>a» aus Seite der LrdnungS- varteien nichts Aehnliches. Man läßt die Tinge gehen, wie he gehe», ii»d wird sich dann im nächste» Herbste verwundert die Augen reibe», wenn inan sieht, wie viel neue socialdemotratische Wähler an die Urne treten. N»n giebt es viele Dinge im poii- tiichen Leben, die de» Eocialdeniokralen »achzuniachen die An hänger der Lrdiiinigsparieien unter keinen Umstünde» über sich gewinne» können; aber die Rührigkeit in der Ausnutzung der politische» Rechte ist Etwas, wort» die Socialdemokratie wirklich Musterhaftes leistet. Wollen daher die L)rdiilliigspar>eicn im Herbste nicht nnangenkbine Uebcrraschungen erleben, so ist es letzt die höchste Ir.t, da» z. B. in Dresden der Eonservative Verein und der Reichsverein die Sache in die Hand nehmen. Durch Ver- tranensmänner sollte» sie »nler den nach Dresden gezogenen Ge sinnungsgenossen, seien es Pcnjionaire, ziausleute, Gcwerblreibende oder Rentiers, Umlchciu halten und sie vcranlast'en, ungesäumt die jenige» Rechte zu erwerben, die ihnen die Theilnahine a» den Wndien im Herbste ermöglichen: also die sächsische Staatsangehörig keit und das Dresdner Bürgerrecht. Beides ist mit sehr gelingen Mühen verbunden: die äußerst geringen Roste» könne» bei der Bedeutung dieser politischen Rechte nicht in Frage kommen. WaS zunächst dir sächsische Staatsangehörigkeit anlangt, so bedars es nur eines Ganges aus das Rathbaus, in die Abtheilung für die Hciiiiaibsiachen. Der nachjuchende Nicht-Sachie erbält hier ein gedrucktes Formular eiiigcdandigt, da» er au-süllt und ans welchem er uin die Staatsangehörigkeit jm Königreiche Sachsen bittet. Bedingungen sind das 2ä. Lebensjahr, Unbescholtenheit, der Nachweis, da» er eine direkte Staatssteiicr von mindestens 3 entrichtet und mit seine» Abgaben in den letzten zwei Jahren nicht im Rückstände gebltebe,, anstatt, wie cS Sille und Anstand verlangten, sie zu ihm zurückzusübren, de- Nackt« mit in sein HanS genommen; o Schmach, o Schande! Diesen, Menschen gebührte eine derbe Züchtigung, und sic sollte ikm werten. Ui» der körperlichen Schwäche abziihelscn, die den Frei- herrn von Elermonl zu befallen drohte, stürzte er rasch nach einander ein paar Gläser Wein Kinniitcr, die ibrc Wirkung nickt verfehlte». Dann klcidcto sich der Freiherr mit Hilfe seine- Diener« aus da- Sorgfältigste an, nabm Waffen zn sich und machte sich dann aus de» Weg, um mit seinem Feinde Abrechnung zu kalten. Iin Innern der Stadl angclangt, bestieg er einen Fiaker und befahl dem Kutscher, so rasch als möglich nach dem Sylow'schen Haute zu fahren. Vor den, Polizeigebäude wurde seine Aufmcrk samkeit durch die Rührigkeit erregt, welche a»f dem freien Platze vor dem Gebäude berrsckte. Schnymannschaste» zu Pferde sammelten sich, wie eS dem Freikerrn erschien, bereit zm» AuSiücken. Einen Augenblick glaubte er, eine weibliche Stimme iin Innern de« Gebäude« gekört zu bade», die seine Pulse höher schlagen machte; den» sie klang wie Hcrniinen'ö Stimme. Aber da« war ja nicht denkbar! Tboiheit! Er regte Phantasie! Je näher er der Snlow'schcn Fabrik kam, desto inebr wurde sein Staunen, seine Neugierde rege. Sollte da« Treibe», da« ans der Straße bcrrscvle, sollte da« an der Ferne herschaUciidc Toben und Schreien mit dem AnS- rückc» der Mannschaften i» Verbindung siebe»'? Ein Gefühl der Schadenfreude bemächtigte sich seiner, er gönnte eS der Krämerseele, wenn sie mit Heulen und Zäbncllappern die Schrecken eines Aufruhres erleben müßte. Seine Voraus setzungen schienen sich in der Tbat zu bestätigen; denn der Kutscher kielt plötzlich a», um dem Freikerrn einen guten Rath zu ertbeilen. „Fahren Sie wieder nach Hause, Herr Oberst, da drüben setzt c« blutige Köpfe ab Snkow'S Fabrikbos ist mit streikenden Arbeitern angesüllt. Es scheint bereit« zu Raufereien ge kommen zu sein; in einigen Minuten rücken die Schutzleute an, da kann eS wa- absetzen. Ich denke, wir kehren uw, gnädiger Herr, unv ich sabre Sie nach Hause." Fortsetzung folgt.)
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