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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930328013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893032801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893032801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-28
- Monat1893-03
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BezugS-PreiS st, der Haupterpedisioa oder den im Stadt- bezirk und den Bororten errichteten Aut- ^desielle» ,»geholt: vierteljährlich ^«4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« >l 5^0. Durch di» Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vieneliädriich >l 6.—. Direct» täglich« krrnzbandieudung t»S Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-Ausgabe erscheiul täglich '/,7 Uhr, di« Ld«»d-Au»gab« Wochentag« 5 Uhr. Lrdarlion und Expedition: z»tze»n«esgaff» 8. DieTrpedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Dtt« Ale»»'« dartt«. tAlfreD Hat«), Universitätsstraße I, Loni« Löscht, Katharinens». 14, Part, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. ripMtr TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Nnzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzelle 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactiontstrich ilge- spaltrni 50-C. vor den Aamiliranachrichtea (6 gespalten) 40^. Größere Schristen laut unserem Prri«- verzrichaih. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Hxtra-Beklagen (gesalzt), nnr mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, m»t Posibesörderung ^l 70.—. Annahmeschluk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annadmestellen >e eine Halde Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^ 158. Dienstag den 28. März 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Die nächste Anmeldung der Ziehkinder findet iu dieser Woche bereit« DonnrrStag, den 30. Mär; e., Nachmittag« von 4—ü Uhr statt. Leipzig, den L7. März 1893. La« Armenamt. 4. L. IVd, 623. Hentschei. Hsr. Ltkaillltmalliullg. Die bei der Verlegung und bez. Einrictitiing der I., S. und 4 Fortbildungsschule für Knabe» erforderlichen Arbeiten und zwar: ») die «aslcttungs»» beiten, d) die Modiliariitferuiig, sind vergeben. Wir sehen die nicht berücksichtigten Bewerber hiervon mit dein Bemerken m kenntniß. dafi sie ihrer Angebote entlassen sind. Leipzig, am 24. März 1893. Der SchnlaiiSschntz der Stadt Leipjtg. Walter. Erweiterung des Sprechverkelirs. Zwischen den Stadt-Fernsprecheinrichllingen in A»r l Erzgeb.) and Schwarzenberg (Sachs.) einerseits und den Stabi-Ferniprech- einrichtungen in Leipzig, Chemnitz, Planen «Bogil l. Nrichc»- bach (Bogtt.l, Meerane (Sachs ), tglauchau, Altriidurg (S -A.) »nd Crimmitschau anderersest« wird am I. April der Sprechverkehr eröffnet. Tie Gebübr für das gewöhnliche Gespräch bi-zur Tauer von 3 Minuten beträgt im Verkehr zwischen Aue und Reichenbach »nd zwischen Aue und Glauchau 50 ^ im gesammien übrigen Ber- lehr l >4 Leipzig, 24. März 1893. Der kaiserliche kber-P«ftdirector Geh. Lber-Poiiralh Walter. Verdingung. Zur Aufstellung eine- RegulirungSplane« der weihen Elfter ton der preuvtlch-sächsischea Pande-grenze abwärt» bi« zum Zwentauer Wehre sollen dt» Terrainausnabmru an einen geprüfte« und verpflichteten Geometer vergeben werden. Dt« Läng« de« aufzunehmenden Flußlause« beträgt rund 11 Silometer. Dt« Arbeiten sind bi« zum 1. Oktober 1893 voll ständig fertig zu stelle». Angebot« find bi« Mittwoch, den 5. April d. I., an die Unter zeichnete Königliche Straßen- und Wasser-Ban-Inspektion Leipzig, Nürnberger Straße 44, einzureichen. Bedingungen können daselbst eingesehen und gegen bestellgeld- freie Einsendung von 1 50 bezogen werden. Die Au«wahl unter den Bewerbern, welche bi« zum 15. April diese« Jahre« an ihre Gebote gebunden find, bleibt Vorbehalten und sink» Angebote, auf welch« bi« zu diesem Tag« eine Mittheilung nicht erfolgt ist, al« abgelehnt zu betrachten. Letpzta. am 27. Marz 1893. «pntglich, Strotzen- «ub Waffer-Vau-Ziifpertion. Michael. Deutsche Fachschule für Drechsler und Lildschniher zu Leipzig, Arndtftratze 28. Die Prüfung und Entlassungsfeier an der Fachschule und den öachschulvorclasien findet Mittwoch, »Nt 2». Mär» e.. von vor« 8'/,—12 nn» Nachm, von »—SV, Utzr, die AnSftrllnng »er Schulerarbeiten Ve« 9. Schuljahre« vom 2». Mürz bis «lt 3. April statt. Zum Besuche derselben deebren sich ergebenst «inzuladen »er vorftan» »er Fachschule: »er Anaschtttz E. «. Martin, Bors. »er Fachschulvorclaffen: Heinrich Vehr, Bors. Der Direktor: CH- Herm. Walde. Königliche Saugewerkenschule. Elter« «n» Vormünder, sowie sonstige Gönner nn» Freunde werden hierdurch zur Ausstellung »er SchÜlerarbeltr», welche Dtengtaa, »rn 28. März, von -—8 Uhr, und Mittwoch» Den 2». Mir», von 9—11 «nh 12—1 Uhr slaitfiudet, sowie zur Entlassung der Schüler Mtttwoch, den 2». März, 11 Uhr ergebenst etugriadrn. Da« Lehrerkollegium. Diebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein vnch(Bibelsormat), betitelt: „Luther'» Sirchen»ostille", mit Goldschnitt und Luther'« Bildntß in Golddruck, seit Ansang Februar d. I.; Ä ein galveuer Herrenring, schmal, mit großem viereckigen Amethyst, am II. v. M.; 3) eine silberne Nemautoirnhr mit dopp. Goldrand, Sekunde und kirchenähnl. Gravirung aus der Rückseite, eine silberne Cylinberuhr mit Secund« und abgegriffener Rückseite mit rundem Schildchen, am 24. d. M.; 4) ei« Ctgarrrn-Abstreichrr mit Ttreichholzbüchse, von Hirsch- dorn, »in Geweih darstellend, am 18. d. M; 5> ea. 3 DtzV. Kaffeelöffel von Neusilber, gut versilbert, theil« mit Monogramm ,-4. L", Anfang v. M.; «:> ein Winterüberzieher, schwarz, glatt, mit hellblauem ge- sireislen Futter, Sammetkragen und 2 Reihen glatten knöpfen, am 19. d. M; 7) rin Vinterüberzieher, braun, glatt, mit abgenutztem Sammetkragen, gelbem braunaestreiftrn Futter, einer Reih« Knüpfe mit verdeckter Batterie, Billettaschchen. eine kawwgarnhose, ziem lich neu. blaugestreif», und eine Kleiderbürste mir dem «tu- geschnittenen Namen „v«14el", am 24. d. M.; 8) ein Habelock, ziemlich neu. mit Pelerine, von hellgrauem schwachrarrirten Siofs, mit einer Reih« grauer Kirioaußknöpse, langem Slosfhenkel und Villettasche» in den Ecken der Pelerine, am 20. d. M.; 9) 2 Unterbette» mit roth- »nd schwarzgestreiften Jnlet», vom 10. bi« 1l. d. M.; 10) ein Handwagen, vierrädrig, mittelgroß, braun gestrichen, mit Leiter« und Kastenelniotz, Firma ,.L. Lummer kGuänitr, daraus 4-6 orauleinenr Säcke, am 18. d. M. Etwaige Wodrnedmungen über den Verblieb der gestodlenen Gegenständ« oder über den Lhäter find ungesäumt bet unserer Lnmiualebtheiluna zur Anzeige z» bringe». Leipzig, am 27. März 1893. Da» Palizei-Awt her Stabt Leipzig. vretschneiber. W Gtwkrbtkllmmer-Leipny. Tonnersta». den 30. ». M.. Nachmittag 8 Ubr Ocsfriitliche Pienarfitzung i« Kammerlorale. Tagesordnung: 1) Verlangtes Gutachten übcr Abänderung oder Aushebung de» bisherigen Regulativs für die Packer. 2) Eingabe der diesigen Polylechniichr» Gesellschait, die Erwei terung der Räume süe die dauernde Gewerbe-Au-sleitung betreffend. 3) Eingabe des hiesigen HauSbesitzer-Bereins, betreffend di» pekuniäre Unterstützung seiner Begredungen zur Hebung des Meßverkehrs. -0 Zuwayl eines Mitgliedes. Leipzig, den 28. März 1893. D. A. Lchler, Bors. Herzog, Secr. Ilnttrstützlings- wohiilihrkklil und tjeimutliloligkkit. * Wir baden unlängst (in Nr. 12l teS „Leipziger Tage blattes" vom 8. März) die wesentlichste Bestimmung der kein Reichstage vorliegenden Novelle zum IlnIerstützungSwohnsitz- ge'ctze vom 6. Juli 1879, daß nämlich die Altersgrenze für die Fädigkeit zum Erwerb und Verlust teS NnterstützungS- wobnsstzes vom zurückzeleglen 21. auf das zurückgelcgle l8. Leben-jabr verlegt werden soll, mit dem Hinweise auf die Norbwcnbigkeit einer gerechteren VeNbcilung der Armen- lasten für alle diejenige» Landestbeile, welche jugendliche Arbeiter in anderen Gegenden des Reiches abzugcben pflegen, also einmal für da- platte Land und sodann für den Osten des Reiches überbaupt, von wobcr dir arbeitsfähige Jugend zabl» reich nach den Industriestädten und besonder- nach dem Westen »römt, vertbeibigl. Und zweifellos liegt eine Unbilligkeit darin, daß die Stavte und besonders im Westen von den rugewanderlen jugendlichen Arbeitskräften anderer Landeötyeile Bortbeil ziebcn, die UntcrstiitzungSpflickl bezüglich dieser Kräfte aber bis zum zurückgeleglen 26. LebenSjabr der ostmalS reckt armen ländlichen Heinialbgemernde obliegt. Gegen diese Unbilligkeit verfangen dir theil- unwahren, tbeilS wenigsten- verhetzenden Behauptungen de- „Berl. Tagedl.", daß die junge» Leute (v. b. die in die Städte ziehenden jugendlichen Arbeiter) im Alter von 18 Jahren „mehr oder weniger an« der Tasche ihrer Eltern leben", daß die Arbeitsgelegenheit beutzulage häufig nur rin vorübergehende« Errigniß sei und daß durch jene Bestimmung der junge Arbeiter vor die Wahl gestellt werde, entweder ohne Unterstützung-wohusitz im Reiche umber- zuirren, frei wie der Vogel in den Lüflen, so lange cS den Gendarmen beliebt, „oder hübsch zu Hause zu bleiben »nd sür 50 »s und ein paar Kartoffeln täglich de« armen Junkers Kohl zu bauen und eine neue Art von Leibeigenen zu spiele» nicht daS Mindeste. Es werden aber auch andere Stimmen laut, die nickt sowohl die Herabsetzung der Altersgrenze für die Fähigkeit zum Erwerb und Verlust des UnkerstützungSwohnsitzes über haupt, als vielmehr die Herabsetzung dieser Grenze aus das zurückgelegte l8. Lebensjahr bekämpfen und dabei von wick- tigen socialen und ethischen GcsichlSpunctc» auSgeben. Eine solche Stimme erbebt sich in der „Soc.-Corr". die keines wegS bestreitet, daß in der jetzt gütigen Festsetzung der Altersgrenze eine Unbilligkeit liegt, aber von der Ansicht auSgehl, man dürfe bei der Beurtbeilung der Frage, von welchem Alter an die selbstständige Erwerbung de- Untcr- stütziingSwodnsitzeS ermöglicht werden solle, nickt nur den GesichlSpunct einer „gerechten" Lastenvertbeilung ins Auge fassen. „ES kommen" — sagt der Berfasser — „hierbei viel zu wichtige sociale und elbische I»te>tffen desjenigen TbeileS der Bevölkerung, dessen Glieder am leichtesten in die Lage kommen, in Krankheit-- und Nothfällcn Unterstützungen in Anspruch nehmen zu müssen, in Betracht, als daß allein die Kostensrage den Ausschlag geben könnte." Die wichtigsten dieser GcsichlSpunclc werten dann in der folgende» Aus führung dargelcgt, der wir einen berechtigte» Anspruch am Beachtung zuerkennen müssen und vie auch bei der weiteren Beralbung der Novelle im Reichstage nicht wird übersehen werden dürfen. Sie lautet: „Ist cs socialpolitisch richtig, durch Herabsetzung deS Unter- siütziiiigSwobnsitz - MündigkcitSalterS von dem 24. auf da- 18. Lebensjahr einer wahrscheinlich ganz außerordentlichen Vermehrung der Personen ohne Unterstützung-wohnsitz Vor schub zu leisten'? Ist eS socialpolitisch richtig, schon die jungen Lenke, männlichen wie weiblichen Geschlecht-, in Mitleidenschaft zuzicben Lurch daSStrcben dcrOrtSarmenvcrbäntc — wenigsten- der kleineren —, fremde Personen nicht bei sich seßhaft werde», bedürftige OrtSangehörige aber in die Fremde ziehe» ;» lassen ? Ist eS socialpolitisch richtig, den größten aus dem modernen WirtbschaflSleben und der unbeschränkten Freizügigkeit folgenden Uebelstaad, die frühzeitige Lösung der Familien- zusammengehörigkeit zwischen den Eltern und der Jugend, gesetzgeberisch noch ausdrücklich anzuerkcnnen, da- Siegel darnnlcr zu drücken, statt in jeder Weise den Familien- zusammcnhang hoch zu kalten und, soweit möglich, den sub versiven Lehren rer Socialdemokratie gegenüber zu stützen? Ist eS eine normale Erscheinung, wenn aus dem platten Lande selbst, unter vorzugsweise landwirtbschaftlich tbätiger Bevölkerung, deren Söhne aber auch in jungen Jahren schon auf Arbeit zu gehen, die großen Städte aufzusuchen, des ungebundenen Leben- fern vom Ellernhause sich zu erfreuen gelernt haben, die Rückwirkung der Lockerung der Bande zwischen Eltern und Kindern schon jetzt in dem Maße hervortritt, daß selbst die dem schulpsiichligen Aller noch nicht entwachsene Jugend der elterlichen Erziehung größere Schwierig keit bietet, die Eltern selbst aleickgilriger in Erfüllung ihrer ErzirbungSpflichl werden? ,.AaS hilft nn» alle auf die Er ziehung gewendete Mühe? Nach der Eonfirmation kommt doch äar bald die Zeit, wo die Kinder »nS ganz au- den Händen kommen." Will man solcher verderblichen und pessimistischen Anschauung Lurch Bestimmungen, welckeauSdrücklichanerkennen, daß mir dem >8. Jahre alle Eonsrquenzen au- der „wirlb- schastlichen Selbstständigkeit" derIngend gezogen werden solle», neue Nahrung geben? Nur ein Pessimismus, der sich auch de« Gesetzgeber» be mächtigt. kann solche Fragen bejahen. Diesem Grundübcl aber dürfen am wenigsten dir verantwortlichen Träger der Gesrtzgebuna Raum geben, welch« die Ausgabe, auch trziederisch auf drr Tesammtheit de« Volke« einznwirken. nie a„S den Augen verlieren sollten. DaS Wort: „Es ist einmal so — waS ist dagegen zu macken ?" sollte erkannten allgemeinen Uebelstäntcn gegenüber nie gehört werden. Ist die Besserung im gegenwärtigen Augenblicke nicht zu erreichen, so möge man ick den Weg dazu doch nickt mit einer neuen Barrikade noch mals versperren. Es kommen auch einmal wieder Zeiten, wo die Besserung des Grundübcl- selbst möglich wird. Dann ist eS gut, nick! erst die neue Barrikade auch noch wezräumen zu müssen. Mückle» diese Ausführungen auch von den Gesetz gebern de- NeickeS beberzigi werden, mz - - . - . . Wohnsitz bat iiidcß nickt gesagt werden sollen, daß jede Herabsetzung de- jetzigen Alters von 2l Iabren verworfen werden müsse. Wir vermögen die Herab'etzung auf daS 2l. LebenSjabr vvn unserem Standpunkte aus auck nicht zu befürworten; aber wir erkennen an, daß, nachdem einmal die civilrecktlicke Mündigkeit aus daS 2l. LebenSjabr herabgesetzt ist, es ickwcr geworden ist. die davon abweichende Bestimmung des Unter- stützungSwobiisitz-GesetzeS dauernd aufrecht zn balle». Dein Verlange» der Ostpreviiizen würde damit wenigsten- tkcil- weise entsprochen werde». Es sei hier darauf bingewiesen, daß der Druck, welchen die die Indnstriegcgenden mit Arbeitskräften versorgenden HeiniarbSgcnieiiidcn z. Z. für crstere zu tragen baden, auck aus andere unschädlichere Weise gemindert werden könnte, nämlich durch Durchführung deö Grundsätze-, daß die definitive Fürsorgepflickt des ArmenverbandcS der Auscnl- baltSgemeindc sich aus alle Arte» von Hilfsbedürftigen und aus dir ganze Dauer einer auS vorübergehen den Ursachen hervorgebcndcn HilsSdedürstigkeit er strecke. Tie Puncte III und IV der Novelle, wonach die in tz. 29 deS UnterstützungSwohnsitzgesetzeS ausge sprochene Verpflichtung de- OrlSarmenverbanteS de- Dicnst- ortc-, im Erkrankungfalle hilfsbedürftigen Personen, welche im Geündedicnst stehen, Gesellen, Gewerbegehilscn und Lehr lingen für die Dauer von 6 Wochen ohne ErstaktungSanspruck Cur und Verpflegung zu gewähren, auch aus dir land- und sorstwirtbschastlichen Arbeiter ausgedehnt und auf die Dauer von 13 Wochen erweitert werden soll, deschreiten diesen Weg bereit-. Nur ganz flüchtig sei hervorgeboben, daß diese frühe rechtliche LoSlösung von der Heimalkzemeinde auch eine nicht zu unter schätzende wirtbschaftliche Schädigung für da» platte Land mäßige und die Abschreibungen sind sehr beträchtlich (so für die Maschinen und Kessel bei den EanalisationSwerken 10 Pro cent). — Wie die königliche Direktion sür die Verwaltung der direkten Steuern dem Magistrat mitgetbeilt dal, sind sür da« Jahr 1893/94 43 8l9 Steuerpflichtige mit Ein kommen von 3000 .<k und darüber nur einem Sleuersoll von 16 397 598 veranlagt. In diesem Jahre waren cs 13 816 Personen. Trotz starken Zuzuges u. s. w. ist also die Zabl der steucrkräsligeren Personen zurückgegangen. DaS leuersoll ist zwar elwaS böbcr, nämlich auf 16 851 160 ver- WaS die kleineren Einkommen anbeirifft, so giebt cö ir haben uns gegen die Herabsetzung der UnlerstümuigS-1 anlagt. itz Mündigkeit aus da- 18. Jahr ausgesprochen. Damit I für 1893 91 262 97t Steuerpflichtige mik Einkommen von mehr als 900 ./<? bis einschließlich 3000 mit einem Steuer soll von 3 735 179 im Vorjahre gab eS 251 928 Personen mit einem Sleuersoll von 3 599 987 Ferner sind vorhanden 179 59l Steuerpflichtige mit einem Ein kommen von 66» bis einschließlich 900 .6 mit einem Sleuersoll von 718 391 gegen 179 168 Personen mit 16 672 im Vorjahre. Hinziikoniine» endlich 259 nickt physische Personen mil einem Stouersoll von 2 >12 308 im Vorjahre gab cS 212 solcher Personen mit einem Sleuer- soll voi> 2 307 051 .<« I„ dem StadtbauöhaltSctal pro I April 1893/9 t sind an auszubringcnter Geiiieintc- Einkoinineiisttuer in Ansatz gebracht 21585 593.4 Durch die Beralbungcn deS ElalSauSschusscS und die Beschlüsse der lattverortnelcn Bersaiiinilung sind bis jetzt zur Absetzung gekommen 1 956 075 -4, so daß fick ergeben 19 629 518 -4, welcher Betrag eine Gcnici»dc-E»ikoinnienftcuer von 83,53 Procenl präsenlirt. Die Stadtverordnete» Bersanlmlung wird in dieser Woche beschließen, daß 85 Procenl zur Er hebung gelangen. U Berlin, 27. März. Obgleich eS jenseits der Vogeseir sür ausgemachte Tbalsacke gilt und noch unlängst von dem Kaniinerberichlerstatter für daS Militairbutger mit Nachdruck belonl worden ist, daß Frankreich i» Bezug aus Erhöhung der EadreS den Wegen der deutschen Mililairvorlage nicht mehr folgen könne, so schließt dieses Geständniß dock eine weitere numerische Vcrstärkuna des französischen Heere« keineswegs unbedingt auS. Frankreich stellt zwar aus Grund der s. Z. von der Volksvertretung, welche im Puncte der Lvser- willigkeit für daS Vaterland daS deutsche Parlaineul Weiler hinter sich läßt, bewilligten HeereSziffern, schon jetzt jeden wassensähigen Mann auch wirklich ei», erwägt man jedoch, daß Algerien und der sonstige Eolonialbefitz der Republik nicht unerhebliche An bcdeulet, insofern sie de» in der Jugend waltenden „Zug nach I, ' ' ' der Großstadt ", der da- Land von Arbeitskräften enlblößt, zu ' " verstärken geeignet ist. Die Armenpflege in der Statt besitzt bekanntlich in den Augen der niinberbcmittelten VolkSclaffen bedeutende Vorzüge vor der ländlichen Armenpflege. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, baß die ländliche Äugend nur ihre Heimath verlasse, »in möglichst srüh der städtischen Armenpflege anbeiinzusallc». Aber daran ist kein Zweiscl. daß selbst ein jüngerer Arbeiter bei einer beabsichtigten LrlS- veränderung den Fall 'einer etwaigen Unterstützlinz-bevürstig- leit mir in Berechnung ziebt, unv die Aussicht, gegebenen Falle« an Stelle der ländlichen die bessere städtische Armen pflege genießen z» können, wird ihm den Abschied sicherlich nicht schwerer machen. Indessen unser Hauptbedenken gegen die Bestimmung der Novelle ist ethischer Art. Wir kehren nochmals zu demselben zurück: Es ist die Warnung, welche wir wiederholen möchten, nicht irgendwo, »nd so auch nicht bei der Reform der socialpolitisch wichtigen Arnien-Gesetzgebung, der gcwaltige» Strömung nachzugeben, mit welcher unser wirlbsckast- liche» Leben, gefördert und verstärkt durch schrankenlose Frei zügigkeit, den Zusammenhalt der Familie und die Bande, welche einen Jeden an sein EltrrnbauS und an die HeiniatbS- gemeinde knüpfen sollen, zu zerstören droht. Wir rübnic» u»S in Deutschland, vvn der allzu individualistischen Richtung, welche unser wirlhschaftlicheS und politisches Leben beherrschte, zurückgekommen und ber socialen Auf gaben der Gesammtbeit auch in der Gesetzgebung wieder mehr bewußt geworden zu sein. Tie in Ausführung der Allerhöchsten Botschaft vom 17. November 1881 er gangenen socialpolitischen Gesetze berechtigen uns zu diesem Selbstlob. Aber die wiekergewonnenc Einsicht, Laß ein hoch entwickeltes Volk eine größere, edlere und verantwortlichere Aufgabe bat, al« nur die Wege frei zu macken für möglichst »ngehenimte Entfaltung der wirtkschasllichen Kräfte dc« Einzelnen, hat, wenn ander- sic sich sür die Gesainmtbcit wahrhaft fruchtbringend erweisen will, mit noch anderen Factorcn zu rechne», als allein mit den daS WirtkschastS- lcben beherrschenden rein materiellen Elomenten, die sich zählen, wägen und messen lasse». Zu den Gütern »nd treibenden Kräften im Volksleben — und in dem Lebe» der breitesten, mindest bemittelten Schichten unseres Volke- nicht am wenigsten — gebören auch Imponderabilien, Triebkräfte ethischer Art, welwc die Gesetzgebung, wenn sie nicht zerstörend statt bauend,, verderbend statt erziehend wirken will, nicht außer Acht lassen darf." cn in Bezug auf Belegung mit Garnisonen Deutsche- Reich. 6. II. Berlin, 27. März. Der Stad tverordn eten-Ber- sammlung ist vom Magistrat gemäß tj. 7l der Städte Ordnung da- Lagcrbuch der hiesigen Stadtgemcinbe, »ach dem dasselbe für La« ülatSjabr 1. April 1891/92 abgeschlossen, zur Arnntnißnaimic übersendet worden. Die Stadt Berlin bat demzufolge Grundbesitz im Werlbe von 33l 118 010 ^4, au- strhendc Eapiialie» 1128917 .4, Eaffenbestände 18609717 .4 der Wertb der Natural-, Material- und BelriebSbestände, sowie der Borrälbc ist festgesetzt aus 97 "22 31t .4, der de« Mobiliar-Inventar-, drr Bibliotheken und Apparate auf 30 315 005 -4 Im Ganzen betragen die Aktiva 186 038 778 „4 gegen 187 352 58t ^ nn Vorjahre. Die Passiven betragen 216 361 366 ^4, davon LbligationSschulden 236 029 000 ^4; eS bleibt also rin Bestand von 239677112 .4 gegen 230 S77 602 -4 im Vorjahre. Die Finanzen der Stadt baden sich also um 8 769 810-4 verbessert. Da« StistungSrermögen beträgt 27 313 593 -4 gegen 26 302 970 .4. Al > e» inAllem besitzt die Stadt Berlin 267 021 006 ^ gegen 257210572.4 im Borjabr; e« ist also eine Gelammt- Verbesserung de« vrrmöarnSstandr« um 9 810 431 .4 rin- ge r ten; dabei ist die Schätzung drr SrnndstUckr eine reckt stellen, so leuchtet ein, daß der im Crnstsalle auf euro päische» Kriegsschauplätzen verfügbare Effcclivstand de« französischen HccreS um denjenigen Betrag geschwächt werden muß, welchen die Colonicn absorbircn. Gelänge öS daher, die Eoloiiicu hinsichllich ihrer mililairischc» Bedürfnisse, wenn auch »ickt ganz, so dock vorwiegend auf eigene Füße zu stellen, so tonnten die jetzt dorlsclbst tienstlbuente» Truppen- thcile in der Hauptsache »ach dem Mutterlande zurückbevrkerr werden und dort in das KriegSaiisiiiarschlabteau cinrückcn, an dessen Vervollständigung unausgesetzt mit allen Krallen gearbeitet wird. Es scheint, als ob den maßgebenden Stellen in Pari- da« Beispiel der englische» Sepoytruppcn vorschwcble, welche bekanntlich da« Gros der indischen Armee bilde» und von den britischen Regimentern nur die höheren Ossicierc und dadurch den »vlbigen moralische» Hall wie militairischen Geist bekomme». Wenn cö den Franzosen gelänge, in Algerien und Tonki» — um nur die wichtigsten Eelonial- reichc der Republik zu nennen — derartige Eingeborenen Heere »ach dem Vorbilde der indischen -Lcpoyforiiialionen herauzubilden, so könnten sic de» Bestand au europäische» Truppen wesentlich beschränken und den Uebersckuß wieder dem Mobil machnngS-Tablcau daheim zu Gute kommen lassen. Die An regung zu dieser weitauSsebcnde» Neuerung wurde schon un mittelbar nach beni ersten Bekanntwcrden der Grundzllgc des InkaltS der neuen deutschen Mililairvorlage gegeben und be findet sich jetzt mehr im Stadium vorbereitender Sondirungen. O Berlin, 27 März. Wie demagogisch und bauern sängerisch bei Wahle» die Massen von socialdcmokralischcr Seite bearbeitet werden, beweist ein uns nachträglich in die Hände gefallene- Flugblatt des socialdcmokratischc» Wah leomilüS sür den Re ich-tagSwahlkreiS Liegnitz Goldberg-Haynau. in dem die Socialkemokratc» den chneidernieistcr August Kühn in Lanacnbielau bei der jüng sten Ersatzwahl als Eandidaten ausgestellt batten. Das Flugblatt, da« ausdrücklich die Bezeichnung „Wablmanisest" führt, läßt sich über die angeblichen socialdcmokratischc» Ziele und Bestrebungen folgendermaßen auS: „.. . Die Socialdemokratie will in wirllffchastlicher Vezieluing vor Allem die gänzliche BeseiligungldeS Eapiialisinus Sic will, das, die AiiSbeutiing der städtischen und ländlichen Arbeit »ninoglich acmacht werde durch Gesetze und Reformen. Ter sleivigc Landmann, der Handwerker und Arbeiter der Stadt, durch deren Fleiß und Mähe die ganze Welt erhalten wird, der Gewerbetreibende »nd Beamte: sie alle sollen empfangen, was ihnen von Reckt) wegen zukoinmt. Ta« ist aber nur »lüglich, wenn der EapiialiSmus beseitigt wird .... Tie Ursache der Geschästskrisen mit ihrem Elend sür alle LrwerdSichichten ist die planloseProductio» in denStädteii. bet der Niemand nach dem Bedarf fragt, die Production, wie sic besonder« durch die Äroßinduslrie betriebe» wird. Im wirlbichast- liclie» Leben hängt Alles zusammen. Tie Städte sind der wichtigste Absatzmarkt für die landwirthschastiichen Produkte. Sobatd nun die städtische Production mehr Waaren hergestellt bat, al« verkäuflich sind, schränken die Unternehmer ihre Betriebe ein, die große Masse der Beschäsiigten und Gewerbetreibenden ver dient weniger und unter der Verkettung aller Ursache» und aller Wirkungen leidet schließlich da« ganze Land unter der planlosen Produclion der Städte.... In wirthichastlicher Beziehung verlangen wir: . . . Ablösung der capitalistischen Anrechte durch staatliches Eingreifen . . . Zukammeniassung der ländlichen Wirthschastcn z» GenoslenschastSverbänden, Umwandlung der landwirldschatl- llche» Großbetriebe in Geuoffenschasten unter Authebung und Ab lösung der Rechte der seitherigen Besitzer. Umwandluiig der kapitalistischen ProductionS- aniialten in Genossenschakten, wobei die seitherigen Leiter oder Inhaber zu Directorcn gewählt werden können unter Ablösung ihrer Besitzrechtr . . . . Umwandlung de« gesammten Verkaufs- und Handel-Wesen- in stoalliche und kommunal« Lonium-Organiiationen, Um wandlung all»r verkauilgeschäkte in Filiale», Auf- löiiing der überzähligen Geschäft« und Entschädigung der Inhaber.
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