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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930329027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893032902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893032902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-29
- Monat1893-03
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Zig." beginnt jetzt, Symptome der „Auflösung" der nalionalliberalen Partei zu verzeichnen. Au» dem Zusammenhang gerissene Sätze national- liberaler Organe, die wenigen und wcnigdrdrulende» Kund gebungen für da» Ganze der HrereSsorderungen sind Herrn Richter so deveutfam. daß er, natürlich mit tieser Bekümmer niß, dir Partei in der Auslösung sieht. Wie muß e» aber dann erst nn Drutschfrrisinn auSseben, wo tbatsächlich ties- gedrnde, in der Militairvorlage und der Stellung zur Regie rung begründete Meinungsverschiedenheiten vorhanden sind? Herr Richter legt großes Gewicht daraus, daß ein national- liberaler Verein in Helmstedt y,r LandeSvrrsammlung der nationalliberalen Partei de» HerzogthumS Braunschweig eine Resolution empsodien bat, dahin gehend, daß eine lsmiauag mit der Regierung auch in dem Falle berbei- gcsüyrt werden solle, daß die Einigung nur durch die un- dediaate Annahme der Vorlage zu ermöglichen wäre. Diese säst völlig vereinzelte Kundgebung eine» kleineren Verein» be weist Prrrn Richter da» Vorhandensein eine» Zustande» der Auslösung, uicht» beweist ihm aber der Umstand, daß eben d>esr Brauuschweiger 8andr»versammlung die Helm- siedln Anregung »ä uoi» gelegt uad sich mit großer Ent schiedenheit aus de» Standpunct des Herrn v. Bennigsen gestellt hat, zumal „die Durchführung der weitgehenden For derungen der Regierung, wenn überhaupt, jedenfalls nicht innerhalb der fünf Fahre, für welche jetzt eine gesetzliche Regelung gefordert wird, erfolgen kann", In der national- liberalen Partei sind Fraktion und sämmtliche Lande»- und Provinzial - Sektionen einig, in der dentschsreisiunigen Partei ist beide» nicht der Fall. Und eben au» diesem Grunde girbt Herr Richter Bulletins über da» Befinden der — nalionalliberalen Partei ans Deutsck- ftcisinniae Blätter, die ein viel größeres Lesepublicum al» die „Freis. Ztg." haben, beuten fast alltäglich an, daß taS levte Wort noch nicht gesprochen sei, uyd erörtern mit großer Be- Ilcmmung die Möglichkeit eines Conflict». Insbesondere zeigt auch da» führende Blatt, die „Nation", große Beklommen- beit. Zudem haben die Vertrauensmänner dieser nachgiebigen Richtung innerhalb de» Deutschfreifinn» überhaupt noch nicht gesprochen. Herr Hinze enthielt sich der Abstimmung in der entscheidenden Commissionssitzung, und Herr Rickert war scrngeblieben. Sodann: die „Israelitische Wochenschrift" tritt mit aller Entschiedenheit, wie wir schon mitgetheilt haben, nicht etwa für die Benuigseu'schen Anträge, sondern für die ganze Regierungsvorlage ein. „Wir haben," so beißt cS in diesem von hervorragenden jüdischen Mitgliedern der deutsch- freisinnigen Partei beeinflußten Blatte, „rin lebbafteS Interesse, daß rin Ehrenmann wie Caprivi am Ruder bleibt; wir machen kein Hebt von den zum Tbeil durchaus selbstischen Gründen, die den jütischen Wäbler veranlassen sollen, falls er zur Wahlurne schreitet, seine Stimme zu Gunsten der Regierung abzugcbcn .. Wir verlangen geradezu, die Juten sollen für die Vertbeitiger der Militairvorlage stimmen, und hoffen, Laß unsere liberalen Freunde unsere Zwangslage zu würdigen wissen werten." Ob der hier ge kennzeichnete Standpunct als ein national correcter anerkannt werdrn kann, soll in dieser österlichen FrietenSzeit nicht unter sucht werten Jedenfalls ist die Kundgebung ungemein wichtig für die Beurtbeilung der Richter'schen Feststellung von Zwistig keiten innerhalb der — nalionalliberalen Partei. Der deutsch- freisinnige Führer hat es Jahrzehnte im Guten erfahren, wa die Unterstützung der Mehrzahl der deutschen Juden für ilste und seine Partei zu bedeuten hat. Er ist daher zn ermesse" im Stande, was diese Absage in Bezug auf die entscheidendst Tagessrage bedeutet. Und darum denken wir, er lhäte besser, sich den eigenen Kopf als den anderer Leute zu zerbrechen. Der Graf von Paris hat, wie wir bereits meldeten, die Zeit der Nachwirkungen des PanamascandalS für günstig erachtet, aus seiner bisherige» vorsichtigen Zurückballung herau-zutreien und rinen Vorstoß gegen die Republik zu ver suchen. Wir baden den Wortlaut des betreffenden Actrn- stückc« in der gestrigen Morgcnnummer zun, Abdruck gebracht. Einen komi'chen Beigeschmack erbält dieses Pronuncianiento durch den Zusatz, daß der Gras von Paris, von seinem Sodne unterstützt, vor keiner Anstrengung zurückschrnen werde, um da« Vaterland wieder zu erheben. Alle Welt in Frank reich weiß, daß der Sohn des Grafen von Paris allen falls den Muth an den Tag legte, dem gegen die Präten denten selbst und deren erstgeborene Söhne erlassenen AuS- weisungSbecrete zu trotzen, um mit der Sängerin Melba einige Tage auf französischem Boden zu verweilen. Und was dir Anftrengungen betrifft, vor denen der Graf von Paris nicht zurückschrecken will, so dürsten dieselben im Hinblick aus den bekannten Geiz der Orleans jedenfalls nicht viel kosten. So kann dem jüngsten Manifeste de« Prätendenten auch nicht die aermastc Tragweite drigemrssen werden. Die Stärke der französische» Republik im Innern destebt eben zumeist in der Schwäche und Haltlosigkeit ihrer Gegner, gleichviel ob diese der orleanistischen oder der bonapartiftischcn Partei angehören, oder wie die Boutnugisten berufsmäßig Opposition machen. Aus Paris liegen einige Mitthrilungc» von allgemeinem Interesse vor. Herr Otto Brande», der ausgcwiescne Corrcspondcnt des „Berliner Tageblattes", melket telegraphisch, daß gestern Abend bei seiner Abreise ein Theil der Bevölkerung in AsniCrcs gegen ilm in den rohesten Ep ressen sich er gangen Kat. Er selbst, sowie seine Fran, wurden unflätig be schimpft, seine Kinder, die zu Fuß nach dem Babnbos gegangen waren, wurden am Rücken, Kopf und Beine getroffen. Steine zcr trümmerten dieFrnster der gegenüberliegenden Häuser. Brandes telrgraphirte dem deutschen Botschafter, Grasen Münster, hierüber 20 Minuten vor seiner vom Pariser Nordbahnbof erfolgenden Abreise. — Mehrere Blätter veröffentlichen den Tept der Aktenstücke über die Verleihung deS Mauritius- Ilms Gel-. SSI Novell« von A. Hehl. Ila-drnck »erboten. (Fortsetz»»,.) Da» Blatt entfiel der zitternden Hand, die »»hielt; Betty begann laut zu schluchzen. Der schöne Traum war auS- gelräumt, dir sonnigen Tage voll Pracht und Glanz vorüber. Wa» würde Holkamp sagen? — Er hatte ihren Geburtstag vergessen, sonst wäre wohl ein Blumengruß oder eine andere zarte Ausmerksamkcit von ihm nicht au-geblirben, — ihr Herz war schwer. Da sieFrau Parker und Annita kommen körte, trocknete sie ihre Thränen, ging der Base entgegen, reichte ihr dir Land und nahm dir Glückwünsche entgegen, welch« ihr dargeoracht wurden und die sie mit den Worten erwiderte : „Ich danke, Frau Parker, Ihre guten Wünsche Kalten da» Glück nicht auf, da» mir beute den Rücken kehrt. Ich ahne, e» ist so. Ich danke Dir für Dein« Wünsche, Annita, auch für Drin Geschenk. Hättest Du mir diese Summe zugewrndet, al» ich noch vir arme Farmerstochter war, dann wäre dieselbe für mich rin unermeßlicher Reich- ibum gewesen; für die Braut eine« Millionär» ist sie kaum der Rede Werth" „Ich war im Borau» überzeugt, die Summe genüge Dir nicht, Betty, aber ich bin nickt gesonnen, eine be gangene Thorbrit theurer zu bezahlen. Besäßest Du mehr Herz und nur einen Funken von Vernunft, so hättest Du nie vergessen können, daß die Comödie rin Ende uebmrn »nd Du dann frei, sein mußtest, wenn ich di« milde Hand austbue. Liebt Dich Dein Millionär wirklich so sehr, wie er sich den Anschein giebt, desto bester für Dich, meine Tyrure! Ich habe Gründe, anzunchmen, er sei nicht Derjenige, für den Du ihn hältst." Annita sprach zwar mit musterhafter Ruhe, nichts- testoweniger gerirth ihre Cousine in surchtbare Aufregung. „Soll m,r denn Alle- geraubt werden, wa» mir aus Erden lieb und werth ist: Ranz, Reichtbum und mein lieber, schöner Bräutigam? Annita, D» bast schändlich an mir ge- baudelt, Du hast mich unglücklich gemacht." Die Unaeariffrne zuckte mit mitleidigem Lächeln di« Achsel. „Tbörickt va»r ich gebandelt", gab sie zu, „ich bade selbst darunter zu leiden u»d verzeihe Dir gern, wa» Leidenschaft und Neid au» Dir sprechen. Hoffentlich kommt einst der Tag, wo Du oeraünftiqrren Anschauungen zugänglich bist' „Ich werke Ällrs meinem lieben Karl sagen; ich werde h» auch berichten, in welchrr Weis« Du von »hm sprichst. Er mag sich dann selbst vertbridigrn," ries die Erzürnte und stürzte laut schluchzend zum Zimmer hinaus. Frau Parker schaute bedenklich drein. „Sie werden »och rinen harten Stand bekommen," wandte sie sich an die junge Dame, in deren Haltung und Miene sich kühne Entschlossen heit auSprägte. „Woblan", antwortete Annita gelassen, „einmal muß die Sacke zum Austrag kommen, und mich dünkt je eber, desto besser." Hierauf ließ sie sich an dem Eßtisch nieder, »ab», eine amerikanische Zeitung zur Hand »nd studirte die DageS- ncuigkriten deS fernen Westen» so lange, bi» sie durch Kora'S Eiotrilt in ihrer Lektüre gestört wurde. „Armes Frau draußen", meldete die Negerin, „will heimlich sprechen mit Miß Annita, will Geschichte erzählen von schlimmem Mann." Annita wußte, baß die Negerin unter dieser Bezeichnung keinen Anderen al- Holkamp meinte. Die unüberwindliche Scheu, welche Kora vor Betty'« Bräutigam vom ersten Tage an empfunden hatte, war stets im Zunrbmen begriffen; sie stttcktete vor ihm, wie vor ihrem Todfeind. Ihre Herrin schloß aus instinctartigen Widerwillen und ließ die alte Dienerin ruhig gewähren. Frau Parker hatte schon vorder das Zimmer verlassen. Annita befahl, die fremde Frau bereinzusllbren, wo sie ungestört mit ihr sprechen konnte. Eine zarte Blondine mit sausten, blaue» Auge» und ein nehmenden Zügen stand bald vor der jungen Dame, grüßte schüchtern, zupfte voll Verlegenheit an den Bändern ihrer Schürze unk wagte kaum aufzuschauen in dem prächtigen Raume, in dem sie sich befand. „Sie wünschen mir etwas mitzutheilen, gute Frau", be gann Annita. „Wie ist Ihr Name?" „Entschuldigen Sie. ich heiße Liese Beil", antwortete die Befragte. „Nehmen Sie eS nicht ungütig, ich — ich bade etwa« mit der reichen Oelprinzcssin zu sprechen — etwa» sehr Wichtige- — sind Sie die Prinzessin?" Annita lachte. „Die Leute sagen so. Doch — machen Sie nicht viel Umstände, liebe Frau, fassen Sie rin Herz und sprechen Sie sich au»." „Ach, gnädige Prinzessin", seufzte die Frau, „da- ist eine heikle Sache. Ich bin guten Mutbe» hergekommrn, nun ich aber vor Ihnen stehe, fallt mir da» Herz m di« Schube Ich Hab« noch nie einer so vornehmen Dame gegenüber gestanden — und — ich weiß nicht, zierlich zu reden. Dir Zuhörerin begann ungeduldig zu werdrn. „Gut. so antworten Sie kurz und bündig auf meine Fragen. Von wem handeln Ihre Mitthrilungen?" „Don dem Manne, den Sie lieb haben und der sich unter dem Namen Holkamp bei Ihnen ringesübrt bat. von dem Manne, mit dem Sie den Bund für » ganze Leben schließen ordenS an Cornelius Herz. Darnach wurde Herz diese Auszeichnung imolge günstiger Informationen aus PariS verltrdcn. Da« Diplom wurde am 7. Februar I89l CriSpi übergeben, der jedoch dasselbe Herz nicht übermittelte, sondern, wie bereit« bekannt, zerriß, da unterdessen andere In- sormationen auS Paris eingrlroffen waren. Nach dem Rück tritte vom Ministerpräsidium übrrnabm CriSpi die Reckis- vcrtretnng Reinach'S in Italien, leimte aber die Forderung Reinach S, für Herz ein neue« VerleibunzSteeret zu erwirken, entschieden ab. Mit dem seit einigen Jahren in Belgien eiugeführten System der bedingte» Berurtbeilung will man daselbst günstige Erfabiuiige» gemacht bade». In Gemäßheit dieses «ystcms wirk die Strafe nicht vollslreckt, wenn der Ber nrtbeiltc nicht in einem gewissen Zeiträume rückfällig ist. Rack einer kürzlich veröffentlichten Statistik hatte» »n Jahre t89l die belgischen Zuchtpolizeigerichkr l0 35>7 Fälle abzu- urtbcileii, in denen dir Strafe» aus Gesängniß, die übrigen auf Geldstrafe lauteten; hierbei sind nur 58l Rückfälle und Strafvollstreckungen vvrgckvmmcii. N»ü, günstiger stellt sich da- Vcrbältniß bei den von den Polizeigerichten vcrbängten bedingten Berurtbeiliingen; bei diesen mußte nur i» 227 von 2t 712 Fällen die Strafe vollslreckt werten Bekanntlich wird auch in Deutschland einer derartigen Reform der Stras- rcchlSpstege von hervorragenden RechtSgelcbrte» das Wort geredet Es fragt sich nur, ob die in einem Land von so ungewöhnlicher Beschaffenheit, wie cS Belgien ist, gemachten Erlabrungen auSreiche», nm auf deren Grund eine so tief einschneidende Maßregel, wie sie in der bedingten Berurtbeilung sich darstcllt, einzusübren. ES wird kaum oft daqcwese» sein, daß rin so großes, mit den Gewohnheiten deS Landes und seiner Bevölkerung so innig verwachsene» Parlament, wie da« englische Unter bau-, so kurze Ostrrserirn sich gönnt, wie eS diese« Mal beschlossen worden ist. Die Ferien dauern nur vom 30. März bis mit 5>. April, demnach nur eine Woche. Den Grund dieser von. Hergebrachten so sehr abweichenden Einschränkung der parlamentarische» Ruhrvausc bat man darin zu suchen, daß Gladstonc und seine Leute die zweite Lesung der Home Rule-Borlage durchaus in den drei Woche» nach Ostern vorncbmcn wolle». Gladstone'S neulicke Ansprache an seine Parteigenossen deutet darauf bin, baß er nicht mehr ganz mit berselben Zuversicht, wie früher, in die Zukunft blickt. Der Kern deS TadelSvvtnmS der ccnservativ- llnionistischcit Partei war bekanntlich, baß die Negierung dem Gesetze in Irland keinen Respect verschaffe, schwere Verbrecher willkürlich begnadige und mit de» dortigen Elementen der Unordnung sympathisire. Dieser Borwurf wird dem liberalen Eabincl, das durchaus aus die Unterstützung der Iren an gewiesen ist, noch oft gemacht werden. An Stelle des in der Genesung befindlichen Lord Salisbury wird bekanntlich Balsour auf der großen, an Ostern z» veranstaltenden Unionisteil-Demonstration in Belfast anwesend sei». Dez- Lord hofft jedoch, zn Pfingsten seinen Verpflichtungen Nach kommen zu können, und Balsour wird daher jetzt i» Belfast nickt spreche», sonder» lediglich der große» Straßentemon- stration am 4. April beiwohnen, dann jedoch in Dublin eine Ansprache an eine Versammlung ballen. Inzwischen werbe» tagtäglich Protest-Versammlnngen gegen die Home Rule-Bill abgrhalten. wollen zu Ihrem Unglück — zu Ihrem Verderben, gnädige Prinzeß, denn da» ist kein rechtschaffener Mensch", berichtete Liese, allmälig in Eifer gerathend. „Von wem wissen Sie da»?" forschte Annita weiter. „Von meinem Manne", erklärte die Frau, »nd nn» sic die erste Scheu überwunden batte, sprudelte cS unausbaltsam von ihren Lippen. „Beil war bei dem Herrn in Condition. Er beißt nicht Holkamp, sondern Kaspar Lanner, ist von Hamburg »nd betreibt dort ein Tröblergeschäft, das heißt, mein Mann ist »ach und nach dahinter gekommen, daß eS eine aroßartige TiebeShchlerci ist, lind daß der Lanner und sei» Compagno» ein paar verdächtige Schurken sind. Mein Beil ist ein ebrlicher Mensch, gnädige Prinzessin; sobald er die Niederträchtigkeit heranSkriegte, machte er sich loS und kam wieder heim. Da sah er den» vor Kurzem den Kaspar Launer, den er aus einer Reise i» Ungarn wähnte, als Millionair Holkamp hier herumslolzirc», und dir Leute erzählten ihm. er stehe im Begriff, Hochzeit w, mache» mit der reiche» Lei- Prinzessin im Nonnenbof. Wir haben nn» de» Langen und Breiten erkundigt, ehe wir nn» berau-nabinen, ein Wort darein zu rrren, »nd kamen z» der festen Ueberzeugung, daß da ein Schurkenstreich verübt werten soll, den wir verhüte» könnten, wenn wir die Wahrheit an » Lickt brückten. Beil zog seinen Principal, den Herrn Shkow, in'» Vertrauen und der meinte, er hätte schon längst so etwa» geahnt. Der gute Herr Sykow ist durch die Wiedereröffnung der Fabrik, bnrck die baldige Heirath seiner Schwester und seinen eigenen Brautstand zu icbr in Anspruch genommen; er kann sich um fremde An gelegenheiten im Augenblick nicht lümmcrn. Er gab Beil den guten Rath, Sie von Allem in Kenntniß zu setzen." „Ich danke Ihne» sür dir Mitthrilung", scknitt Annita den Redefluß der guten Frau ab. „Ist Ihr Man» bereit, seine Aussagen vor Gericht »» erhärten?" Diese Frage erschreckte Liese zwar ansangS, doch nach kurzem Bedenken sagte sie: „Ja, wenn e» sein muß." „ES muß »ur im äußersten Notbsalle sein. Frau Beil", beruhigte Annita. „Ich hoffe, die Sache läßt sick ohne Scantal, mit Geld und ein paar ernsten Worte» abmackcn. Ick danke Ihnen sür dir wichtigen Mittbeilungen und bitte Sie, sür die Mühe und Heitversäumniß, welche Sie unsertwegen hatten, ein« Entschädigung von mir anzu- nehmcn." Frau Beil wie» da» dargebotenc Goldstück dankend zurück. „Ich nrbme nicht», gnädige Prinzeß, wir sind dank dem guten Herrn Sykow nicht mehr so schlimm daran, daß wir u»« sür eine rechtschaffene Handlung bezahlen lasten und froh sein muffen, wenn man uns etwa» schenkt. Wir können u»« wieder rühren. Ich fürchtete «nick so sehr, Ihnen großen Schmer» durch meine Enthüllungen >u bereiten, und ich bin nur sroy, daß Sir dir Sache so gefaßt aufnahmen." Di« Vereinigten Staaten von Nordamerika sind jetzt auch formell in den Rang der Großmächte «in- zetreten. Diese Tatsache ist dadurch berbeigeführt, daß die bi«berigrn europäischen Gesandten in Washington zu Botschaftern theilS schon ernannt sind, theil- diese Rang erhöhung seiten» ihrer Regierungen noch und zwar schon in allernächster Zeit zu gewärtigen haben. England ist in dieser Beziehung den übrige» Mächten mit dem Beispiel voran- gegangen, indem in der letzten Sitzung de» Londoner Unter bauseS der Staatssecretair de« auswärtigen Amte«, Grey, dem Hanse uiittdeilte, daß der biSbrrige englische Gesandte in Washington, Pauncesote, zum Botschafter ernannt worden sei. Die englische Regierung, so erklärte der Minister, sei von der Absicht der Regierung der Vereinigten Staaten unterrichtet, einen Vertreter desselben Ranges bei dem eng lische» Hose zu beglaubige», indem sie den freundlichen Schritt der Königin von England aunehnie und erwidere. Die „Times" begrüßt diesen Schritt der englischen Regierung und namentlich den Umstand, daß sie auch Frankreich damit nock zuvorgekommc», mit großer Freude. Sie weist darauf hin, daß eS seit Benjamin Franklin s Mission Brauch des den Vereinigten Staaten geblieben sei, sich überhaupt nur durch Gesandte vertreten zu lassen, da man darin eine Folgerung der republi kanische» Üinsackbeit erblickt habe. Die großen europäischen Staaten ihrerseits seien dadurch in die Lage versetzt worden, da» noch in der Enlwickl»»g begriffene Gemeinwesen jenseits de» Oceanö aus temselde» Fuße wie Staaten dritten und vierten Ranges zu behandeln Der Widerspruch zwischen diesem Verhältnisse und der thatsächlichen Großmachtstrllung der Vereinigten Staaten der (Gegenwart sei nun aber zu schreiend geworden. In Washington bade man daher die altrepudlikanischen Bedenken überwunden, und England habe zuerst die natürliche Folgerung daran» gezogen, England, welches von allen Mächten die meisten und ältesten Be ziehungen zu den Vereinigten Staaten habe. Deutsche- Reich. Berlin, 28. März. Die Commission für den Gesetz eiitwurf gegen den Berrath militairischer Geheim nis se hat durch den nationalliberalenAbgeortnctcii Schnei der (Hamm) einen schriftlichen Bericht über ihre Berathungen bersteUeii lasse», die bekanntlich da« Ergcbniß hatten, daß die Vorlage in der ihr durch tie Commissio» gegebenen Gestalt mit t" gegen 8 Stimmen angenommen wurde. Wie aus de» Eiiizrlbriichte» schon bekannt geworden ist, hat die Commission den Gesetzentwurf in mehrfacher Beziehung ab- geänterl; dir wichtigste dieser Aendcrungen destebt jeden falls in der Ablehnung de« tj. K. Die Ablcbnung war eine einstimmige. Nach diesem Paragraphen sollte Der jenige bestraft werde», der, abgesehen von den Fällen des VerratbS militairischer Gcbtimnifse. über die Verdältnisse ber Kriegsmacht ober die VertdeidiaungSmittel deS deutschen Reiche» Mittbeilungen in die Leffentlichkcil bringt oder an eine srcmtc Regierung gelangen läßt, obwohl er weiß oder den umständen nach annebmen muß, daß dadurch die Sicherheit des Reiches gefährdet wird, lieber den Be schluß der Commission beißt c» in dem Bericht: A»< der Commission wurde auf die große Bedenklichkeit eines derartigen gesetzgeberische» Vorgehen- bingcwiesen, da» in „Liebe Frau, dieser Mann gebt mich, Gott sei Dank, gar nicklS an", erklärte Annita heiter, „er ist mit meiner Base verlobt und es war gut für Sie, mich und nicht die Braut angetroffe» zu haben." „Herr Sykow nannte meinem Mann das Fräulein Annita", sagte Fran Beil. Annita lächelte verslänbnißvoll, reichte der Frau zuni Abschied die Hand und entließ dieselbe mit freundlichen DankeSworten. Es war ihr nicht so leicht um'S Herz, als sic sich den Anschein zn gebe» suchte. Außer den Seelen schmerzen, welche sic um den erzürnte» Geliebten litt, und deren Spure» sich deutlich in ihrem Gesichte ausprägten, stürmten nun auch noch diese unseligen Verwicklungen mit Holla»,p auf sic rin. ES fragte sich, ob diese» fatale Ver hältnis! ohne Erlat zn lösen war. Ihr blieb die Ausgabe vorenthallt», kr» Schwindler zu entlarven, die Dbörin zur Verminst z» bringen nnd mit den, Ersteren ein Abkommen zu treffe», wodurch er in schleunige Entfernung von T willigte und aus Beltn S Hand verzichtete. Vor Allem mußte sie ber Cousine einen Wink geben, wie die Verhältnisse lagen Sie begab sich zu diesem Zweck in Betty S Zimmer und sank die vor Kurzem Hocherzürnie in heiterster Stimmung mit ihrer Zofe »nd Vertraute» Elsa auf dem Sopda sitzend, ent zückt vom Anblick eine» Armbandes, welche» der Bräutigam seiner liebe» Braut soeben al- Geburtstagsgeschenk zugcsandt batte. Elsa machte die srendenstraklenke Betty auf dir seltene Schönheit und den hoben Werth der Gabe aufmerksam; sie sprach ruhig weiter, al« Annita kinzulrat, deren Anwesenheit völlig igiiorircnk; den» sie batte bereit» von ihrer Herrin ersadre», wie sehr sich diese durch die Aeußernngen der Cousine über Holkamv gekränkt flldlte. „Meine liebe Beltn", b»b Annita in ernstem Tone an, „ich habe Wichtiges mit Dir zu besprechen Entlasse das Frauenzimmer, welches »eben Dir aus dem Sopha sitzt; die Aiigelegenbeit duldet keine» Aufschub." „Betrachten Sie nur de» großen Diamanten in der Mille de« Schilde», wie er glänzt, wie er leuchtet", ries Elsa ihrer Herrin zu, tie Einzetrelen« mit impertinentem Lächeln sipirciid. „Wenn D» wieder Anklagen gegen meincn Bräutigam Vorbringen willst, dann kaniin Du Dir die Mübe sparen, ich nehme nicht« mehr an. Er ist der beste Mensch aus Gotte- Erdboden, wenn er auch zuweilen heftig wird. Elsa, die e« im ganze» Hause allein wohl mit mir meint, weiß, wie lieb er mich bat. und eben erhielt ich wieder einen neuen Beweis seiner gute» Gesinnung. Betrachte einmal diese« Armband, da« mir mein Carl zum Geburtstag« aeschenk sandle, und sage mir, ob Du rin gleiche« in Deinem Besitze hast." Gleichgiltig nahm die junge Dame da« Armband in die
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