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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930330019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893033001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893033001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-30
- Monat1893-03
- Jahr1893
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Bezugs-Preis der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus- aabestellei» obxeholi: vierteliLdrlich^l4.üO, bei zweiinaliger täglicher Zustellung in« Hans 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Lesterreich: vierteljährlich .et 6.—. Direkte täglich« Kreuzbandienduag in» Sutlond: monatlich 7.50. Tie Morgen-An-gabe erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abrnd-Lutgabe Wochentag» 5 Uhr. L'Lartion und Expedition: I«»annr»«affe 8. Tie Trpedltion ist Wochentag- ununterbrochen gedssuet von früh 8 bl« Abend« 7 Uhr. Filialen: Ltt« »temm- Sortim. (Alfred Uaiversität-straße 1, Louis Lösche, üatharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. Uch)iM. Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Donnerstag den 30. März 1893. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionLstrich («ge spalten) bO/H, vor den Zamiliennachrichten (6 gespalten) 40/H. Größere Schris.en laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer und Zissernjatz nach höherem Tarif. Otztra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung >l 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Ännatsmefchluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh ' ',9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Alittigen sind stets an di« Vrprvttion zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 87. Jahrgang. Im Interesse recktzeitiaer und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für da? N. Vierteljahr baldgefälligst veranlassen. Das Leipziger Taaeblatt erscheint wöchentlich 13 Mal. Ter Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 ^ SV unt Brmgerlohn sür zweimaliges tägliches Zutragen S ^ SV ^ durch die Post bezogen sür das deutsche Reich und Lesterrcich-Ungarn v . — Im Auslande nehmen die dortigen Postämter Bestellungen entgegen nnd zwar zum Erlaszpreis für das Vierteljahr (ohne Abtragcgelder u. s. w.) von 5 40 .f in Dänemark, Holland, Lurembura, Niederlande, Schweden und Norwegen und Schweiz, — 6 ^ in Rußland, — 7 ^ 80 ^ in Bulgarien, Italien nnd Rumänien, — 10 ^ 20 .i in Portugal — 12 ^ 60 .e in CaYPten und Vurop. Türkei, — 17 40 in Chile und Uruguay. Rach den übrigen Staaten ist nur directe Kreuzbandsendung gestattet und nimmt hierfür nur die Expedition des Leipziger Tageblattes Aufträge entgegen zum Preise von 7 ^ 50 monatlich bei täglicher fianfiiler Zusendung. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie - . die Hauptexpedition: Johannesgaffe 8, die Filiale«: Katharinenftratze 14, Königsplatz 7 und Uuiversitätsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt Arndtstraße 3S Herr R. v. Llttel, Colonialwaarenhandlung. Beethovenstraße 1 Herr I'Ileoü. Roter, Colonialwaarenhandlung. Brühl 8V (Ecke Goethcstrahe) Herr Uerm. Re88ke, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Straße 11 Herr Rrii8t 1lro8, Colonialwaarenhandlung. Löhrstraße IS Herr Lüunrll Retter, Colonialwaarenhandlung. Marschnerstraße V Herr Raut 8elirewer. Trogengeschäft. Nürnberaer Straße 4S Herr Ll. L. 4RireoIit, Colonialivaarenhandlung. Zeitzer Straße 35 in Anger-Crottendorf Herr Rodert 6re!ner, Zweinaundorfer Straffe 18. - Connewitz Frau Reeller, Hermannstraße 23, 1. Etage. . Gohlis Herr?Ii. Rrlt/,8el»e. Mttttelstraße 5. . Lindenau Herr R. «utderlet, Cigarrcn-Handlung, Markt 22. - Neustadt Herr R. Leder, Eisenbahnstraße 1. zum Preise von 4 Mk. SV Pfg. für das 2. Vierteljahr 1893 — abgeholt werden: Peterskirchhos S Herr Zlax >!ertd, Buchbinderei. Pfasfendorfer Straße 1 Herr Rrlt/ U'eder, Colonialwaarenhandlung. Ranstsches Gäuchen 6 Herr Rrleilr. Rl8eder, Colonialivaarenhandlung Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Rneeliurinn, Colonialwaarenhandlung. Schützenstraße 8 Herr .lul. 8elitt»nl< Iien, Colonialwaarenhandlung. Westplan 32 Herr R. Rlttrteli, Cigarrenhandlung. Vorkstraye 32 (Ecke Berliner Straße- Herr v. trinke, Colonialwaarenhandlung. Herr V. LÜ8ter, Cigarrcnhandlung. in Plagwitz Herr 1l. 6rllt/,mnim, Zschochersche Straße 7 a. - Reuvnitz Herr R. Ruxmann, Marschallstraße 1. - - Herr Ueriill. Leder, Mützengeschäst, Leipziger Straße 6. - Thonberg Herr R. Rrlnt8eli, Rcitzcnhainer Straße 58. - Bolkmarsdors Herr v. 4. >tuuiuinn, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Im gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den 31. März, Vormittags nur bis V2V Uhr sMsnet. dxpeckltlon des I-elpr-lser Trurekl ritte». Amtliche Betanntmachungen. Lekanntmachung. Mit Rlickstck>t auf die Vorschriften ») der Verordnung de- König!. Ministeriums de- Innern vom 3. November 1879, betreffend den Verkehr mit Sprengstoffen, d) de- Reichsgesetze- vom 9. Juni 1884 gegen den ver brecherischen und gemeingesähriichen Gebrauch von Spreng stoffen und e) der AuSfüdrungSverordnnng vom 8. August 1884 wird nach »ingegangener Genehmigung des Königl. Ministerium- des Innern dein Poiizeiamt die Auffichtsührung über den Verkedr mil Sprengstoffen jeder Art einschließlich de- Schießpulvers, sowie mit Fcuerwerkskörpern übcrwjejen und deshalb das Regulativ über die Lompetenzverbältnisse zwijchcn dem Rathe und dem Polizei- Amte der Stadt Leipzig in Sachen der Wohliahrts- und der Sicher- bkitsvolizei vom >9. Juni 188b zu ^ 12 dahin abgeändert, daß die Cognition bezüglich der in A. 367 zu 4 und 5 des Reichs-Slras- Geietz-Buch- gedachten Uebertretungen, soweit e- sich »m explodirende Stoffe, Sprengstoff« und Feuerwerke handelt, ausschließlich dem Polizeiainte zusteht. Gesuche um Gestattung de- Abbremieu- von Feuerwerk sind bei dem Polizetamte anzubringen Leipzig, am 25. März >893. Der Nalh un» »a» P-ltzetamt der Stadl Leipzig. De. Georgt. Bretschneider. XU. 5587. Lamprecht. verkauf von Vauplähen. Für da» der Stadtgemeinde gehörige Areal de- vormaligen Voigtländer'schen Grundstück« und de« Reste« der vormalige» log. Rolhen Wasserkunst, Miihlgaffe Nr 2, 4 und Harkortstraße Nr. 1, 3, ist ein Parcellirungsplan ansgestrllt und darnach dasselbe abzüglich der »och zur Straßenverbreiterung obkommendeu Fläche in 3 Bauplätze I. an der Mühlgoss« von ca. 590 Quadratmeter, II. Mttelplay - - 890 NI. an der Harkortstraße - - 910 - F'ächengehalt etngetheilt worden, di« wir hiermit zu« Verkaufe austzirten. Die Uebergab« derselben kann erst nach Abbruch der z. Z. noch daraus stehenden Gebäude erfolgen, welcher, da di» bestehenden Mteth». venräge sür den 30. Sept. d. I. gekündigt wvrdcn sind, ebenso wie die Wegnahme der auf Bauplatz ll befindlichen 2 städtischen Dainpsstroßen- waljen-Schuvpr», vorau-sichtlich noch im Spätherbst d. I. vollendet sein wird. ka»sarb«1e aus einzelne Bauplätze oder auch aus all« 3 Bau plätze zusammen ersuchen wir »erstegelt und mtk Per Aufschrift „Kausgebot aus die durch Bekanntmachung vom 22 März 1893 zum Verkauf ou-gebotenen Bauplätze" tn unserem Vinqang«-Bureau, Raldhau«, 1. Stockwerk, Zimmer Nr. 7, Pt« »u« 5. kfkg. vtan. Atzend« 6 Utzr «tnzurrtcheo. Der betr. Parcelltruag-plan Nr. un» dl« ver- kaussbedtngnngen liegen auf dem Ratbbaus'aale tm 1. Stockwerk zur Einsichtnahme an« und e« werden Abschriften der letzteren nebst Plancopi« tn dem »onzlet-Ztmmer Nr. 4 ebendaselbst gegen Er- legung von I >1 verabfolgt. Leipzig, de» 22. Mär, 1893. Lcr >at< der Btadt Leipzig. Or^Georgt. TerutlI. Vas archäologische Museum der Universität ist vom 1. April au für da« Publicum Kon», und Feiertags von 11—1 llhr aeöffnet. Leipzig, den 28. Mär, 1«S. Der Ttreetar Overbeck. Ausfertigung der Ursprungszeugnisse. Das überaus starke Anwachsen der Zahl der Ursprungszeugnisse, die hier zur Beglaubigung eingereicht werden, nvthigt uns, folgende Bestimmung zu treffen: Zeugnisse, die btS Bsrm 10 Uhr eingereicht sind, können zwischen 11 und 12 Uhr —, solche, die bis Nachm. 4 Uhr etnge- reicht sind, von 5 Uhr an vollzogen abgeholt werden. Zur Vermeidung von Ausenlhalt bitten wir dringend um sorg- fältlgr Au»süllu»g der Formulare. Leipzig, den 28. März 1893. Las Lrcrctariat der Haiidclskammer. Or. Gensel. F. Puder. Städtische Gewerbeschule zu Leipzig. Der Unterricht tm T»m>»ersrnicfter beginnt Montag, den 10. April früh 7 Nhr. Tie Ausstellung der Kchulrrarbcitkn findet statt vom 30. März bis 4. Avril Vormittag- lO—1 Uhr in den Räumen de- Schulgebäude«, Wachterstraße 13. Zum Besuche der Ausstellung beehrt sich ergebenst etnzuladen der Direktor Architekt P. Schuster. Dank. Von einer Dame, die ihren Namen verschwiegen gehalten wissen will, ist dem Unterzeichneten die Summe von 100 Mark zur inneren Ausschmückung der im Bau begriffenen Andreaskirche über- geben worden, wofür hierdurch der tvärmiie Dank ausgesprochen wird. Leipzig, den 29. März 1893. k. l-r. tjeliumun». Loucursorrfahrkn. Das Concursveriahren über das Vermögen de- Biichdriickcrei- besitze!« Wilhelm Heinrich Emil Bor» in Pegau, alleinige» In- Habers der uuler der Finna Leopold L Bär in Leipzig betriebenen Buchdruckerci uiiLVerlagsbuchhandlung. wird nach erfolgter Abhaltung de- Schlußtermins hierdurch ausgehoben. Pegau, den 27. März 1893. UöntgltchrS Amtsgericht. Schuberth. ver Geschichtsunterricht als Vorbereitung für dos öffentliche Leben. * Die an anderer Stelle schon mehrfach erwähnte Ver sammlung deutscher Historiker, welche in München vom 5. bi- 7. April tagen wird, soll ». A. über die Frage berathen, ob der Geschichtsunterricht neben seinem eigent liche» Zwecke, dem der Darstellung der Bergangenbeit, auch dazu benutzt werken könne, die männliche Ingenv für da« öffentliche Leben vorznbereite». Als Referent für diesen überaus wichtigen Gegenstand ist Herr Ghmnasialdireclor Iw. Martcn- Marienburg bestellt worden, der seine ein schlägigen Ansichten in der Tchrist: »Neugestaltung de- Ge schichtsunterricht- aus höhere» Lehranstalten" (Leipzig, Verlag von W. (kngelmann) »iedergrlegt bat. Wa« Or. Marten« über die Beschränkung de- Lehrstoffs in der politischen Geschichte u Gunsten der (Kulturgeschichte und der neuesten Geschichte agt, wird wobl allgemeine Zustimmung sinken. Ter Haupt- punct seiner Schrift aber, nämlich die Tbese: „Der Geschichtsunterricht aus höheren Anstalten hat die Ausgabe, den allbeherrschenLen Begriff der Verantwortung al- Staats- bewußtsrin zu lehren und zum unverlierbaren Besitz de» Einzelnen zu machen", dürste wegen der Unbestimmtheit de- Begriffe» „StaatS- bewußtsein" insbesondere aber wegen der Folgerungen, die Herr Vr. Marten« nach der politischen Seite bin zieht, in allen Kreisen, welch« nicht reactionair und absolutistisch gesinnt sink, ans den lebhaftesten Wirerspruch stoffen. Als Wortführer dieser Kreise, so dürfen wir wobl sagen, bat unser verehrter Mitbürger, Herr Professor Or. Karl Biedermann, seine Bedenken gegen di» These de- Herr» Or. Marten« geltend gemacht.*) Letzterer kommt bei der *) In wie weit und wie bat der Geschichtsunlerricht ..al» Vor- bereltnng zu dienen zur Tbeilnadm« an de» Aufgaben, welch« da öffentliche Leben der Gegenwart an jeden Gebildeten stellt?" Von pari Biedermann. Ein« Meinung-kundgebunq im Hinblick aus die für den 5. bi« 7. April d. I. „ach München beru'en« Ber- iainmlung deuticher Historiker (Wiesbaden. Verlag von I. F. Berg- mann, Prel» SO ^j.) Entwickelung de-Gedanken-: Erziehung derJugend im staatlichen Sinne zu dem Ergehniß: „Da- Staalöbcwußtsei», wie es al» ethischer Begriff au« der Geschichte geschöpft werden soll, knüpft sich an die Ereignisse und Erfahrungen der Geschichte, die nur mit hilff de- Intellekts ersaßt werden können und dauernd, wenigsten- in idr-u Hauptmomenten. präsent erhalten werde» müsse», wenn jene- ihr Ergebnis, dauernd lebendig bleiben soll. Demnach ist die erste Aufgabe des historischen Unterricht- eine solche Le- Verstände« al- der intellektuelle» An«, rllstung mit den zur Erzielung und Erhaltung de« Staatsbewnßtsein« nölhigen historischen Kenntnissen nnd der Fähigkeit, sie nach diesem Ziele hin zu gebrauchen (historischer Sinn). DaS Staats- bewußtscin aber, wenn es der Erkennlniff schon nicht entbehren kann, ist und bleibt im Grunde ethische Pflicht, ein Postulat der praktischen Bewilligung im eigenen Leben, und somit erwächst dein historischen Unterricht eine zweite Ausgabe, eine Aufgabe des Herzens und der Gesinnung, als der Erzeugung der Kraft und Bereitwilligkeit, im Sinne der gewonnenen Erkenntniß zu bandeln (politischer Sinn)." Professor Biedermann vermißt in Borstehendem wie in den sonstigen Ausführungen keö Herrn Or. Marte»« eine klare, Bieldeutigkcit und Dehnbarkeit au-schlieffende Definition de- Begriffs „StaatSbewußtsein", welche nothwendig war, wenn man diesen Begriff zum Ausgangs- und Zielpunkt der ge lammten Erziehung de- Heranwachsende» Geschlechts machte. „Einigermaßen", so sagt Professor Biedermann, „erhallen wir zwar endlich eine solche Klarheit in dem Abschnitte „Pcrfassuiigsgeschichte" (S. 49); allein e« ist keine erfreuliche. Der Herr Verfasser kommt hier auf die innere Organisation des Staate- und dabei auf den Eoiistitution ali«ninS als dessen gegenwärtige Gestalt zu sprechen. Er hält diese für die „denkbar beste Staatsform", freilich nur mit einem „starken Königtbum". Bis hierher kann man dem Herrn Ver fasser natürlich vollkommen beipflichten. Bedenklich aber ist da- Folgende. Nack de- Herrn Verfasser- Ansicht sollen diesem „starken Königthum" die parlamentarischen Körper schaften nur „wesentlich hcratbend und controlirend" zur Seite sieben. Hiernach hätten wir eS lediglich mit be- ratbenden Ständen z» tbu», wie solche vor 1848 in Preußen bestanden, nickt mit einer wirklich beschließenden Volks vertretung. Denn wenn der Herr Verfasser auch binzuscyt: „doch nicht ohne Stiininrccht", so entkräftet er dieses Zu geständnis! sogleich wieder durch den Zusatz: „weil ebne dieses eine wirksame Eontrolc »nmvzlick ist". Also nur zur „Eon- trole" soll das Stimmrecht diene». Wo bleibt aber dann da« MitgesetzgebungS- und Butgetreckl. welche- sowohl den Volksvertretungen in den deutschen Eiiizelstaalen al« auch dem deutschen Reichstage verfassungsmäßig znstcht? Der Herr Verfasser will ferner der Krone — „in der", wie er sich auSdrllckl, „da- StaatSbewußlsein als solche- sich verkörpert und von der c- allen Theilbabcrn des Staate« sich lebendig mittheill" — da- „letzte Wort" (in den Verhand lungen mit der Volksvertretung, wie natürlich zu verstehen ist) zugesprocken wissen. Auch da- verstößt — in solcher Un- bedingtbeit — gegen die Verfassung sowohl de-Reiche- als der Einzelstaaten. Wohl steh' der Krone ein Veto zu, durch welches sic Beschlüsse der VolkSvcrtreknng unwirksam macken kann, allein andererseits kann diese Letztere Gesetze, welche die Negierung ihr vorlegt, verwerfen, Ausgaben, welch? die Negierung macken möchte, verweigern, und die Krone bat nicht da- Recht, solche von der Volksvertretung ver weigerte Ausgaben dennoch zu macken, solche von ihr ver worjene Gesetze dennoch zu verkündigen Würde daher der hier von dem Herrn Verfasser ausgestellte Begriff des con- stilutionellen Staate- den Schülern im Geschichtsunterricht al- derjenige eingcprägt, welcher sich geschichtlich entwickelt bale nnd zu Recht bestehe, so würden dieselben nicht zu consti- tutionellen Staatsbürgern, sondern zu grundsätzlichen Gegnern dcS bestehenden Verfassung-rechtes hcran- gebildet und in schwere GcwissenSconslicte mil dem Vcr- fassnngScide gebracht, den sic dereinst al-Beamte ober sonst zu leisten haben. Diese so völlig unconstikutioiiellc Ansicht, welche der Herr Verfasser den klinstigen Staatsbürgern ans den Gymnasien beigebrackt wissen will, ist um so bedenklicher, al« ter Herr Verfasser (2.33) ausspricht: „Wer al-Schüler einer höheren Anstalt in- politische Leben eintritt, ist damit zu einer führenden Stellung berufen", — nebenbei gesagt, eine völlig ungerechte Zurückieyung der nickt klassisch ge bildeten VolkSkrrise, welche unserem öffentlichen Leben aus allen seinen Gebieten, den, politischen, dem wirthsckaftlichen, dem socialen und gemeinnützigen, s» viele tüchtige Kräfte geliefert haben, nnd eine ebenso unberechtigte Uedcrschätzung de« WcrtheS der klassischen Bildung! . . . Hier ist der Punkt, wo eine nähere Erläuterung und eine genaue Begrenzung dcö Begriffs „StaatSbewußtsein" von Herrn Or. Marten« in seiner Schrift hätte gegeben werden sollen und von ihm als Referenten bei der Münchener Versammlung wird gegeben werden müssen. Nack Dem, Wa di« jetzt darüber vorlicgt, bat es zu sehr den Anschein, als solle unter „Staal«bcwußtscin" die volle Hingebung dcS Einzelnen nicht bloS au den Staat und seine LcbcnS- interessen, sondern auch a» die jeweilige StaatS- rcgicrung und deren Ansicht von diesen nteresscn verstanden, nnd als solle durch einen gänzlich nur auf diesen Begriff gebauten Geschichtsunterricht der Schüler nickt blo« zn einem pflichlgetrenen, opferwillige», patriotisch gesinnten Staatsbürger, sondern zu einem unbedingten, de« eigenen Willens sich begebenden Anhänger der Negierung — und zwar ter jeweiligen Regierung (denn die Regierungen Wechsel») herangezogc» werden. Eine solche Einschwörung deö ganzen nackwacksenden Geschlechts, soweit c« die „höheren Lehranstalten" besucht, im Voran« zu einer „Regiernngsparlei »», jeden Preis" hätte dock etwa« höchst Bedenkliches! Wir haben in unseren, politischen nnd parlamentarische» Leben sogenannte „staalS- erhaltendc Parteien", die sich nicht nur die Bekämpfung der absolut staatsfeindlichen Elemente, insbesondere der Socialdcinokratic, sondern auch die Unterstützung der Regierung gegen solche Parteien, welche zwar nicht gegen de» Staat als solchen, wobl aber gegen die meisten Maß regel» der Staatsgewalt grundsätzlich Opposition macke», zur Ausgabe stelle». Allein selbst die am weitesten reckt« siebenden Gruppe» dieser „staaiserbaltciiden Parteien" baden doch niemals der Selbstständigkeit ihrer lleberzeugung so gänz lich entsagt, daß sic Alte«, waü die Regierung wollte, unbedingt und gleichsam unbesehen gutgcbeißen hätten. Würde die« ander«, so würde alles konstitutionelle und parlamen tarische Leben gleichsam erstarren und die Volksvertretung — Kammer» wie Reichstag — zu einer bloßen Zustimmung-> und BcwillignngSmaschinc herahsinken." Deutsche- Reich. O. Il Berti». 29. März. Der Kampf, den die Magdc bnrger Socialdcmokrcit ic und die der Nachbarorte gegen die gesammlen großen Magdeburger Brauereien führt, weil letztere den immer nbermüibigcr auslrctenden Social- demokraten ibrc Säle zu Bersammlung-zweckeii verweigerten, gehl zu Ente Der über die Brauereien verhängte Boykott ist ein Scklag in« Wasser geblieben, die Brancreien dabei, denselben Absatz wie früher, wenn nicht einen größeren, gehabt. Nack moiiatelaiigcn Anstrengungen aller Art sieben den So- cialdtmokralen »ur 12 Brauereien in der Umgegend von Magdeburg zur Verfügung, welche nicktboncollirles Bier snbrc» und sür deren LeistniigSsäbigkeit die socialdcmokralische Localcominiffion garantirt. Aber die Schaar der „Ge nossen", welche das boycvllirlc Bier dem nichlboycotlirlcn verziehen, ist von Tag zu Tag größer geworden, und die Zahl der Restaurateure nnd Budiker, welche wieder boyeottirtcS Bier führen, wächst fortwährend. Angesichts ihrer bevorstehenden Niederlage greisen die Haupt- Hetzer zu imnier verzweifelteren Mittel»: eS sind die Frauen ciufgefordert worden, den Eolonialwaaren- Händler, welcher boncotlirtcS Bier sührt, zu meiden und ander-wo ihre Einkäufe zn besorgen. DaS ist leichter gesagt als gelba». Tie „Freunde des Rechts", mit diesem stolzen Titel belegt nämlxh die Localconiuiissio» die nickt boticoltirtc-Bier trinkenden Genossen, befinden sich ihre» Frauen gegenüber insofern in einer keineswegs bcncldciiSwcrlbeii Lage, als letztere gar nickt einschc» wollen, daß eS nothwendig sei, eine kalbe Meile zu laufen, »»> eine Eitrone zu kaufe», bloö weil der nebenan wohnende Eolonialwaarcnbäntler kaS so wohlschmeckende Bier der Magdeburger Brauereien führt »nd nickt sich solche« a»S Barlcbcn, Egeln n. s. w kemmen läßt. Fest »nd geschlossen haben die Magdeburger Brauereien zufammengebalten, und vergebens find alle Anstrengungen der Socialdemokraren gewesen; c« war rin Kampf so heiß und
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