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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930401017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893040101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893040101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-01
- Monat1893-04
- Jahr1893
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VezugSPreiS t» der Hauptelpedition oder dt» im Stadt bezirk rad den Vororten errichteten Aus- sadeitell», abgeholt: vlert»liäbrlich^44^0; bei zweimalig« täglicher Zustellung int Hanl ü.äO. Durch die Post bezogen für Teulschtanb und Oesterreich: vierleliadrtich ^4 6.—. Direct« tägliche Kreuzbandiendung in» Ausland: monatlich ^4 7.öl). DieMorgen-Au-gobr «scheint täglich '/«7 Uhr. di» Ab»»d-A»sgabe Wochentag» ö Uhr. Nrdartion vnff LrPkditioa: A»-«i,e«,afie 8. Die Expedition ist Wochentags nn nn terbroch», gedstnet von früh S bi« «bend» 7 Uhr. Uliatea: Ott» Sie»«'« Eortt«. «Alfred Hatz«), Universitül-straß» l, «out» Lösche. Katharinenstr. 14. Port. and Könlg-vlatz 7. Morgen-Ansgabe. NWgrr Anzeiger. Organ fiir Politik. Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. NnzeiszenPreiS die 6gejpatlene Petitzeile 20 Pkg. Reclamen unter dem RedactionSslnch <4ge» sxallen) öO^, vor den Faimlirnnachrichten lf> gespalten) 40^. Größere Schrillen laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernlatz nach höherem Tarif. Svtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausaabr. ohne Postdrsörderuna -ec 60.—, mit Postdrsörderung 70.—. Ännahmekchluß für Änzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge n-Autgabe: gtachmlllags 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/»9 Uhr Bei den Filialen und Annabmesteslen ;« «in« halbe Stunde srührr. Anzeigen sind stet» an di» Ertzstzttt«» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^»IK5. Sonnabend den 1. April 1893. 87. Jahrgang. Bestellungen für das H Vierteljahr auf das „Leipziger Tageblatt" znm Preise von K Mk. 50 Pfg. bei täglich zweimaliger freier Zustellung in's Haus nehmen entgegen lämmtliche Zcitu ngöspcdi teure, sowie die Hauptexpedition: Johaunesgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Könrgsplatz 7 und Universitätsstraste 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt Arndtstraffe 35 Herr k. 0. Kittel, Colonialwaarenliandlung. Beethovenstraffe 1 Herr 'klleoN. 1'etvr, Cvtoniatwaarenhandlnng. Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Ueriu. Eolonialwaarenhandlung. Frankfurter Ttraffe 11 Herr Lrnst Llrvs, Colonialwaarcnhandlung. Löhrstraste 15 Herr KÄuaril UetLvr, Üolonialwaarenhandlung. Marschnerftraffe 0 Herr kanl 8dirtzU»er. Trogengeschäft. Nürnberger Straffe 45 Herr Ll. k. Hbreelit, Eolonialwaarenhandlung. Zeitzer Straffe 35 in Anger-Crottendorf Herr ködert Oreluer, Zweinaundorser Strafe 18. - Eonnetvitz Frau klseker. Hermannstraße 23, 1. Etage. » Gohlis Herr Td. kritLsenv, Mittelstraße b. » Eindenau Herr L. Outderlet, Eigarrenhandlung, Markt 22. - Neustadt Herr k. Leder, Lisenbahnstraße 1. — znm Preise von 4 Mk. 50 Pfg. für das II. Vierteljahr — abgeholt werden: Peterskirchhof 5 Herr knx >lertl», Buchbinderei Pfaffendorfer Straffe 1 Herr 1'rlt/. >Vel»er, Eolonialwaarenhandlung. Nanftsches Güstchen 0 Herr I'rleilr. I'lüiilier, Eolonialwaarenhandlung. Ranstädter Ltcinweg 1 Herr O. Kiiireliuaun, Colonialwaarcnhandlung. Schützenstraffe 5 Herr -lul. 8t liUinl« den, Eolonialwaarenhandlung. TScstplalr 3L Herr k. IMtilcIi, Eigarrenhandlung. Porkstraffe 3Ä (Ecke Berliner Straße- Herr 0. 3tU»kv, Eolonialwaarenhandlung. Herr V. Küster, Eigarrenhandlung. in Plagwitz Herr Ll. tHrilt/.mnnn. Zschochersche Straße 7». - Reudnitz Herr bÜMl"""», Marschallstraße 1. » - Herr veriil». >Veber, Mützengeschäst, Leipziger Straße 6. - Thonberg Herr U. käntsed, Reitzenhainer Straße 5,8. - Voltmarsdorf Herr <». Xuumuun, Eonradstr. (Ecke Elisabethstr.). Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den L. April, Vormittags nur biS /,0 Uhr geöffnet. k»p«4k1»n Ne« I^lprlsser Tngedlnlte«. Amtliche Bekanntmachungen. Htm-elsrichterliche Bekanntmachung. «»f Fol. 1ü8 de» htestae» Handel-register» ist s Aeiiengesellsthast „Deutsche Louttnental^KaSgrielllchast lant Verstigu, bezügttch d« : in Dessau" gong «wm heuttgen Tag« solgendr« eiaaetrage» morde«: I. I» der Generalversammlung »«« 16. LAdrz 1888 ist folgeirdr Statutenänderung beschloffs«: „Der Wirkungskreis der Gesellschaft Ist. 1 »nd «tat,»» «d ». 1 de« aus alle Gebiet» de« »i,rich!ung m,b Betrieb all« Gebiet« d« Lieserung »ad Verwendung de« S de« auch aas uad aus :se» und technische« de» kaßstabe 1 «sie» Etatat-Nachlrog», ka»» Brle»cht»na»w«sr»«, tasbefoudrr» d d« «lettnsche» Brleachtuvg und »»g »ad v«wr»do« de« Gase» d« Glettricst« »« tzeiz^ Krast- »»d spastige» »echni 8w«l»», — i»»deso»d«« aas U«ter»eh«ulngen, welche Verbraich vo» Ga» oder IlektriettiU t» grobem Mab ja särder» geeigaet st»d, »asgedetzM werde». Sr «streckt sich ferarr »»k di» Verarbeit»^ »»d N»tzd«r»achv»g all« Nebe»pr»d«ct« d« Gasfakrtlatfo«, ,»f dt« Herstellang »an Bei»»cht»»g«»i»r<chta,g«» »»d a»s m» A»f«tig«»g »»» Lp»,rite», We«tz»»g«», v«richt,»ge» » f. »., di» bei d« <krz«llg»»a oder dem B«braach» di« Gast» »»d d« Llettri» ctttt in «nwrabang lim»»«». Desgieiche» la»» di. Gesellschaft sich »üt «cts.» ad« tu ei»« sonstige» do»d«tsr»cht>ich«» Gestllschaftssoriu »» «ll«» solch«» Uateraehmuagea betdeiligr», wüch« st« »»ch d«« Statut seldststSlldtq z» b«tr«ibr« v»r«chttg« ist." II. Di« ft»t»»«»g«m4b «»» d«m Dtr««t»ri»m a»ssch«id«»d«« Mit- g«t«der desield««, 1) Gebeimer Lomnr«zir«r«tb Wilhelm <«»r«b st> Berit», 2) va»kt«r Hermaaa Rauft st» V«lt», »»d S) Gebet«« Justizrath Ltb«t Leztus i, Ldtbeo, sind als solch« wiederaewühlt Word«» ll. Aazeig« vam L4 März 18S3 D«ll«». de» 24. März I8V». Herzoglich N»h«tt1sche« S»1»gericht. Ausfertigung der Ursprungszeugnisse. Da« über,»« stirk» A»«»achse« der Zahl der Urfpr»»g«ze»gnfst«. die hin zur Beglaubigung ei»g««icht w«rd«», »öthigt m«s, folgend« Bestimmuag zu treffe»: Ze»g»Ifst, dt« Ms Vor». IS Uh« ei«^reicht sstch. zwischen ii a»d 1» Uhr —, solch«, dt» bl» Noch». 4 Uhr et»go- reicht fi»d, vo, b Udr «« vollzöge» abgeholt weche». Zur Vermeidung ve» U,st»ch«lt dm» »tr detngeitd « filtige N»«sk>»»> d« Kommlo». Leipzig, d» 28. Mär» l«8 Do» Geeretorsttt her Ho»bel»k«»»er vr. G«»s,l. S V»d«r. BekanutmachnnA. sollend» Vrm»bc«ffe«1er»t»» ist Gt« m»b et» holber Gfemit» von ied« Euihtil z» «Heden. Di» Hansdesttz« bez« der» Stellvertreter werde« deshalb ans- gesvrdert, ihr» BestrAg« fpitest»»« dt»»e» 8 T«,e», von dem Fälligkeitstag» ab gerech»«, an bst betau»»» Zahlstellen unseres Siadb^w-namte«, bet Vermeid», de« st»st «st>tr«t»d» Bv- treibuugsverfahr»«, z» »«zatzi». Leipsch. »» «. «», 1«». Le» Roth »er Gtodt SetstgiG v». Georgt. Koch Lefundeu wurd» voe mehr««« Woche« 4 » tLe g»r Ermitteln», »«» gemacht. L«t»»ch. d» »7 m. »«»i. ^ot^Ehst» htntmrch bekannt fuzgutM ,,»1ch»,«h»L Ehomasgymualium. Anmeldung» zur Austwhm« von Schülern werden Areila«. »en 7. »nd Gounaden», »«« 8. «pvtl. v«n 10 ht» 12 Uhr vor- «tttog» angenommen; in den illassen Sezta und Quinta sind kein« Plätze mehr sret. Die Aufnahmeprüfung findet Montag, den 10. April, von früh 8 Uhr ab statt, dabei sind bas letzt» Schul», zeugnlst, d« Geburt«- und der Jmpsicheia vorzuleg». Leipzig »» Lö Mär» 1VS3. v». 1»»»«»»». Großherzogthum Sachsen-Weimar. verlaus von Gtchrn-Etartholz im Großh«zogl. Forstrevier Aftftedt bei Oberrüblingen a. Helme, Station der Eisenbahn Ersurt-Lanaerhansen. r»nnabr»o. den 22. April ». ). sollen folgend« Hölzer in einzelnen Loo>en «sfeollich meistbietend »erkauft werden: 247 TtiiS Sichrn-LtarkhSljrr I. Ll. von öS bis 96 em mttl. D. und 3 bi« 12 ui L -- Ü91,10 edm, 148 «tu« Sichrn-rchäst« II. Ll. »o» 41 bis 8ö ew mttl. D. und 2 dis >4 m L. — 173,33 odw, IS8 Stück Gichrn-Spttjrn ,o» S8 bis 76 em mttl. D. und 2,6 bt« lO m L. — 124,00 cbm. Versteigerung im st'otk'schen Gasthos zu Allstedt. Zulammenkunft Vormittags 10 Uhr. Kanfluftig« haben sich wegen Vorzeigung der Hölzer und Er- langung d« Nummerverzeichniss«, sowie der besonderen Kaus- bedinaungrn an di« Grobherzogl. F»rstr«vierv«waltung zu Allstedt lSachlen-Westnar^ zu wenden. Weimar, am 29. März 1893. Dir Grosthrrzogl. SSchs. Aorftinfpettion. ZU Bismarck's Geburtstag. Nein, nicht den Luhercn Feind bat Deutschland fürchten gelernt, seit daS Steuer au« der Hand de- Recken genommen ist. Ader nicht minder Schlimme«, weil Unheimlichere- mußten wir fürchten lernen. Warum er gehen mußte, obgleich er selbst seine» Rücktritt nicht verantworten zu dürfen meinte, da- bedeckt noch heute der Schleier eine- undurchdringlichen ? 'tbeminifse« — und derselbe Schleier, der un- die Gründe diese« ;ähc« Wechsel« verbirgt, verbirgt in seinen Falten die Wechsel, denen wir noch entgegengeden, dir Personen, dir — wer kann wissen wann — die Würden und die Bürden seiner Aemler tragen werden, und di« Gründe der künftigen Wechsel. Wir haben über die Gründe dessen, was uns Di-marck nahm, ebenso wenig Rechenschaft zu fordern, wie über die Gründe dessen, was vielleicht seine» Nachfolger beseitigt und erhebt. Wir haben ossiciell nur da- Recht, zu hoffen, daß da- Unbegreifliche zum Segen auSschlagen werde. Aber da« Unbegreifliche in irdischen Dingen wird auch den HosfnungS- seligsten niemals mit rechter Zuversicht erfülle», selbst wenn e« mit kurzem Erfolge da- Auge besticht. Das Unbegreif liche aber, dem der greisdare Mißerfolg an der Ferse hastet, ruft da- bleich« Gespenst der Furcht aus seinen Hvblen. Und wer im ganzen weiten Reiche von der Memel bis zum Bodens», dir alten Bismarck-Neider und »Feinde nicht aus genommen, wagte heut« noch, die Mißerfolge zu leugnen, die an den Eurswechsel sich geknüpft haben, der durch den Sturz de« Fürsten Bismarck eingeleitel wurde? * Lebt er wirklich noch, der Alte, Gewaltige, der die Hydra der deutschen Zwietracht erschlug, mit Blut und Eisen die deutschen Stämme einte und an der RuhmeSstälte der Bourbonen die deutsche Kaiserkrone aus da- Heldenhaupl Wilhelm'« l. setzte? Lebt er wirklich noch im Schatten seiner Eichen, oder haben wir in den Wirren unserer Tage die Kunde überhört, daß auch er dahin gerufen worden sei, wo hin Kaiser Wilhelm, Kaiser Friedrich, Noon und Molike ihm längst vorangegangen sind? Ragt er wirklich noch wie eine hohe Säule inmitten von Trümmern in unsere Gegenwart hinein und muß er nach Allem, wa« er schon erduldet, auch noch lebendiger Zeuge ihrer Erbärmlichkeit werden? Noch lebt er, ganz der Alte; noch sind die Kränze nickt vertrocknet, mit deuen er auf seiner Reise nach Wien und von Wien überschüttet wurde; noch klingt in unseren L)hren der Nachhall eine« kaiserlichen Wortes, da- in Tausenden die Hoffnung erwecktr, die Riesenkraft de« Allen im Sachsen walde werde noch einmal herangezogen werden zum Dienste für das deutsche Vaterland, da- während seiner Kanzler schaft in stolzem Selbstbewußt;ein seinem Worte zujudelte: .Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nicht- in der Weltl" Aber so lebendig der au- kaiserlichem Munde erweckte Nach klang un- noch durchzittert: der Glaube an diese» Wort ist todt. Märchen spricht: .Es war einmal." Und wie eine Mär au- alten Zeiten kommt e« un- heule vor, daß da- ganze Reich in stolzem Selbstbewußlsein jene- erbebende Wort al« Wahrheit empfand. E« war einmal, daß da« deutsche Volk, außer Gott, nicht« aus der Welt fürchtete Wir Deutschen haben seit Bismarck's Rücktritt noch ganz Andere« fürchten gelernt. Nicht den äußeren Feind! Hätte diese Furcht der deut schen Herzen sich bemächtigt, so hätte Graf Eaprivi die neue Militairvorlagr mit noch geringerem Geschick verlheidigen und trotzdem ihrer unveränderten Annahme mit überwältigender Mehrheit sicher sein können. Gerade die Opposition, welche diese Vorlage gefunden, beweist schlagend, daß Deutschland auch jetzt noch den äußeren Feind nicht fürchtet und sich > in der Rüstung, dir ihm ein Bi-marck um dir Glieder gelegt, ! einer Welt in Waffen gegenüber sich wenigsten« leidlich sicher 'fühlt. Mit der feierlichen Versicherung, der alte EurS werde sortgesteuert werden, führte der Steuermann de- neuen Eursc« sich ein. Und wohin ist er gerathen seit jener Ver sicherung, seit dem erfolglosen Umbertreuzen vor de» Buchten de- WelfenthumS, de- PoloniSmu- und de» UltraniontaniS- mu«? Wo winkt ibm ein sicherer Hafen, dem er mit fester Hand und fachmännischer Benutzung von Wind und Strömung entgegenstrebte? Vor dem Bug de- ReicbsschisseS zischt und grollt e« wie Brandung an gefahrvollen Klippen und Riffen, und in seinem Kielwasser schwimmt ihm die Sorge nach. Und die Mannschaft des Schiffe-, die vergeben« nach dem festen Lande blickt, vergeben- sogar aus sichere- Eoinmanto lauscht, kann da- Auge nicht wenden von der nachschwimmenden grauen Gestalt, die sich nicht Wegspollen und wegscheuchcn läßt durch die Behauptung, sie sei nur daS Pbantasieproducl gewerbsmäßiger Bacillenzüchter. Sie baucht über da- Schiss und erfüllt dir Bemannung mit jenem Taumel, der aul jedem Fahrzeuge da« Schiff-voll erfüllt, dem fester EurS und feste Führung verloren gegangen sind. Wa« die Matrosen nicht von der Zukunst erwarten, fordern sie von der Gegen wart. Ein wilde« Begehren nach den Vorräthcn des Schiffe- pflanzt sich fort von Einem zum Andern; zu Gruppen versammelt, reizen sic einander zu immer maßloserem Verlangen aus. Kaum eine dieser Gruppen denkt an da- Recht und da« Brdürfniß der anderen oder de- Ganzen; jede will in der Ungewißheit de- Kommenden den Löwenanteil an dem Vor handenen für sich erhaschen, ertrotzen und erbeuten. Und jewilder, rücksichtsloser und egoistischer diese« Begehren ist. um so mehr wächst da« Mißtrauen der Gruppen gegeneinander, um so leichter erlangt in jeder der lauteste, egoistischste und zügelloseste Schreier die Herrschaft. Und weil die größte Masse die stärkste ist im Kampfe, so gebt da« Trachten jeder Gruppe trotz allen Mißtrauen« gegen die anderen nach Anschluß an die größten. Nicht immer ist Verwandtschaft da« Maß gebende bei diesen Anschlüssen, sondern da- Macbtverbältniß. Mit dem rußigsten Heizer, weil er zahlreiche Genossen hat, sraternisirt der sonst so vornehm sich dünkente Marinesoldat und ist unter den rußigen Heizern einer, dessen freche» Mundwerk auf Kosten de- Gehirn- zu besonderer Größe und Leistungsfähigkeit sich entwickelt bat, so winkt ihm die Führerschaft nicht nur über sein« Gesellen, sondsrn auch über ihre und seine Protrcloren. Der Maß st ab für wahre Größe und wahre-Ver dien st schwindet um so rascher, je weniger di« Lenker drsSchisseSVerständniß für diese Größe und diese» Verdienst gezeigt haben und zu zeigen fortfahrrn. Schon jubelt ein Theil der verblendeten Massen,der gestern dem vervehmten Altreichskanzler in demon strativer Oppositionsluft gegen seinen Nachfolger zujauchzte, einem Ahlwardt zu und schmückt mit denselben Lorbeerkränzen, dir gestern bei einer BiSmarckfcier dienten, den Verleumder der deutschen Heeresverwaltung und de« Beamten- thum«. Da- Gebackene vom BiSmarckschmau« giebt kalte Schüsseln zur Ahlwardtseier. Vergeben- suchen die Ossiciere mahnend und beschwörend die gähreuden Leidenschaften zu beschwichtigen und einzelne Gruppen zu sich hinüber zu ziehen. Sie, die da« BiSmarckdild, da« leuchtende Sinnbild der bingebenden und in der Hingebung sich verzehrenden Vaterlandsliebe seines Glanze« zu beraubt» suchten, haben dadurch selbst der Macht sich entäußert, die Götzen zu stürzen, welchen die irre gewordenen Massen Altäre errichtet haben. Und stößt einmal der Bug de» Schisse« aus Nisse oder Sandbänke, und bricht dann im Angesichte zischender Branbungen vor, und der gespenstischen Sorge hinter dem Fahrzeuge die Meuterei lo«: wa« bleibt dann dem Eommando übrig, als der verzweifelte Versuch, mit den letzlcnMilteln dcrGewall ober mit Hilfe jener dunklenMacht, die schon oft Revolutionen hat anstiflcn helfen, um sie einem .höheren" Zwecke dienstbar zu machen, da« Steuer in die Hand de- Absolutismus zu drücken, der um so gewalt samer auslreten darf, je deutlicher da« .Volk" seinen .beschränkten Unterthancnvcrstand" an den Tag gelegt hat? Das haben wir fürchten gelernt in der kurzen Spanne Zeit, die vergangen ist, seit unser Bi-marck, Deutschland« BiSmarck, gegangen ist unb geächtet wurde. Als er noch nicht zu den lebendige» Tobten geworfen war, fürchteten wir Gott und sonst nicht- in der Welt! Und wie viel liebten und verehrten wir damal»! Märchen spricht: ,E« war einmal." Wa- wird noch zum Märchen werden? politische Tagesschau. * LetpitD, 31. März. Man schreibt der .National-Liberalen Eorrespondenz" au» Tüdwest-Deutjchlanv: .Dem weiteren Verlauf der Militairkrisi« sieht man natürlich auch überall in Süd- delilscblaiib mit größter Spannung entgegen. Soweit die jenige» Volksschichten, aus deren Mitwirkung bei der Lösung nationaler Ausgaben zu rechnen ist, in Betracht kommen, herrscht, namentlich in Bade» und der Pfalz, eine immer lebhafter werdende Bewegung, die nach einer Verständi gung strebt und bei manchen sogar über die Bennigsen scheu Vorschläge hinaus zu gehen bereit wäre. Selbst in demokratischen und »llramontanen Kreisen würde man gern sehen, daß c« zu einer Verständigung käme, zumal wenn ma» nicht selbst dabei niitzuhelsen braucht. E« herrscht auch in diese» Kreisen mancherlei Besorgniß vor neuen Wahlen. Tie antisemitische, die socialdeniokratische und namentlich dir agrarische Agitation breitet sich immer mehr au«. Die große Versammlung der Landwirlhe in Mainz bat weithin in Sürdeutschlanb eine lebhafte Bewegung hervorgerusrn. Dieselbe segelt vorzugsweise noch im conservaliven Fahrwasser; sie greift aber immer mehr auch aus andere Parteien über, die sich ibr nicht entzieben können, und wird bei neuen Wahlen eine in ibrer Wirkung auf dir Partriverhältnissr noch schwer zu übersebende Rolle spielen." Wie er den Anschein bat, wird man sich aus lrbbafte Kämpfe in der bevorstehenden Tagung de« bödmischra Landtag« grsaßt machen müssen, veno, «>« »«rUuUit» »ir»
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