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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930405015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893040501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893040501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-05
- Monat1893-04
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ll.» Sc l. «84709 4t.«7» Abr«k t«II. »«II. 81806 k»r 8i m.r Lb.SVL l« rlwio llorl- ^SS6 BezugS.PreiS P der Hauptexpeditton oder den im Stadt-- bezirk »ud den Vororten errichteten Aus« qabestkven abgrholt: vierteljährlich ^l4.üO, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« H,,« > L.bO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: virrteljädrlich -ll L—. Direkte tägliche Krrazbandiendung tut Ausland: monatlich ^4 7.ÜO. —«Oec— xieMorgen-AuSgabe erscheint täglich '/,7Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentags ü Uhr. Le-action und Lrpeditiou:, JohanneSgaffe 8. xielrveditioa ist Wochentag« unnnterbroche« Msnet von früh 8 bt« Abend« 7 Uhr. Filialen: ktt» Klrmm's Sortim. (Alfked Hahn)» UniversitätSstraß, 1, LaniS Lösche. Kithariuenslr. 14» Part, und LöuigSplah 7. Morgen-Ausgabe. LMM TUtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AazeigeuPreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklame» unter dem Redactton«strich («ge spalten) bO»z, vor den Familirnnachrichten <6 gespalten) 40-^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzrichnib- Tabellarischer und Ziffrrasatz nach höherem Tarif. Extra-Brilagrn (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe . ohne Poslbesvrderung KO—, mir Postbesürderung 70.-. Ännalsmeschluk für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittag» 10 Ubr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag« 4 Ubr. Sonn- und Festtags früh ",9 Uhr. Bei den Filialen »nd Annakmesteslen ;e ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Vxpt-ttiBN zu richten. Druck und Verlag von E. Polz In Leipzig. ^?171. Mittwoch den 5. April 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Dir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß wir heute Herr» Referendar I>r. Sari Wilhelm «ottlad Polster al« Rath«- 1 reserendar angestellt und in Pflicht genommen haben. Leipzig, am 4. April 1893. I». 1^?. Der Rath der Stadt Leipzig. 417 vr. Tröndliu. Größe!. Meß-Vermielllung. In den nachgenannten, der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind aus die Dauer der bevorstehenden Oslermesse folgende Räume al« Musterläger rc. zu vrrmiethen: 1- RathhauS — Markt Nr. 1 — das Berkaussgewölb« Nr. 23 am Naschmarkt«. L) Alte Börse — Naschmarkt Nr. 4 — ein« Abtheilung deS Gewölbe« Nr. 111. 3) Sellter« Hof — ReichSstraße Nr. 1 — eine große Wohnung in der II. Etage. 4) ShrmaligeS Sramerhau« — Kupsergäßchen Nr. 1 — eine Wohnung in der I. Etage. bl Stadt Vrrlm — Klostergaffe Nr. 2 — da« ganze Hau«. 6) ThamaSgätzcheit Rr. 6 ein VerkaufSgewölbe. Melhgcjuche werden auf dem Rathhaus«, I. Etage, Zimmer Ist. 8, entgegengenommen. Leipzig, de» 1. April 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndliu. Krumbiegel. Gesucht wird der am 17. September 184b in Leipzig geboren« Buchdrucker Friedrich Marti» Hanittsch, Micher zur Fürsorge für sein« hier der öffentlichen Unterstützung cuhrin.gksallen, Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 28. Mürz 1893. Der Rath »er Stadt Leipzig, Armeaamt, Atzt», ll 4.N.IV.K18d/lL0S. Hentschel. Dolg». Gesucht wird der am 7. Mai 1861 zn Leipzig geborene Schneider Bruno Adolph gering, welcher zur Fürforde für seine der öffentlichen Unterstützung an- htiingefallene Familie anzubalten ist. Leipzig, den Lb. März l893. Der Rath der Stadt Leipzig, th. II. 8. Bürgerschule. Die Ausnahme der neu eintretenden Schüler und Schülerinnen findet der Baulichkeiten halber erst Montag, den IV. April früh 10 Uhr statt. vr. ll. IVolck. Die Aufnahme der für die 8. Tlafse angemeldeten Schüler der Höheren »nd mittleren I I. Bürgerschule erfolgt Donnerstag, den ü. April, Vormittags I V Uhr in der Aula de« Schulgebäude« (äußer^ Hallejche Straße 48). Dir, ö. 1-otre. Dritte städtische Fortbildungsschule f. Knaben. (L.-Reudnitz, MarsckiaUstratze 2.) Anmeldungen zur Ausnahme resp. Abuirlduugc» nimmt der Unlerzcichnele noch von Donnerstag, Len 6. bis Mittwoch, den 12. April, Vormittags 9—12 und Nachmittags 4—6 Uhr entgegen. Von auswärts zugezogene forthildungsschulpflichtige Knaben thabe» ein SchulentlasluiigSzeugniß beizubringen. Der Bezirk der III. Fortbildungsschule umfaßt die rinvcrleibten ehemaligen östlichen Vororte und denjenigen Theil Alt-Leipzig«, der innerhalb der Linie Stephan- und Koiiigsslraßen-Eckc — Königs- slraßc — Roßplatz — Bahnhossstraße bi« zum Dresdner Bahn- Hof liegt. Leipzig, den b. April 1893. Oetksntlietis Uanci6l8lekran8talt. kreitng, «len 7. XprlI, krllli 7 Okr, (u^iuut clie 4uk»ul>»ie- prlltuux in cker Vvhrliogiuibllieltuug. ru n-vüüer siel, clis bersits »nzkemc-Icleleu, sowie ckis »oeli »uruuielckenckell volirlluxe, mit 8«lir«lbteöer versehen, pUoetllek einruümleu haben. ällwelckuvtrvo tllr ckeo «lu^lilirlgeo, knekwlsseasehnkllleken Onrsu» wvrckso ün vante ckreser IVoelia >rle>c:l>üclle enttpegen- l ^enonrruen O-mrl 44 o11rmn, virsctor. >.k. IV. 601c,'1209. Armcn-Amt, Adth. II. Hentschel. Dolqe. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: l> eine silberne Thlindcruhr mit Secunde, abgenutztem Gold rand, glatter Rückseite mlt Schildchen und anhängender goldrurr Kette von flachen Gliedern mit goldenem Medaillon mit schwarzem Ltein, vom 26. bi« 27. vor. Mt».; 2) rin Hundehalshand, braunledern, mit 2 Messingzwingen, Ctcuerinarke 3978 v. I. 1893 und Metallschildchen mit der V zcickmung de« Eigenihümer«, am 25. vor. Mt«.; 3) 2 seidene Vlouse«, rrSmefardtg, bezw himmelblau, mit chinkiischem Muster und seidenen Schnüren, ein schwarzscid. TaillentuA von geklöppelter Spitze, 12 Stück weiße und bcz. bunie Batist-Taschentücher, erste« ,,k"' gez., 4 bunte Batlft- Fraurnhcmdrn, ein« mit Tüll-Einsatz und Spitze, 2 gestickte wkisze Unterröcke mit Falbel, 2 Meiste Tricotunterrocke mit wollener Spitze, 8 Paar meiste Trtcot - Hosen mit Gummizug und wollener Spitz«, 2 Paar schwarzseideiie Strümpse, 6 bis 8 Paar wollene verschiedensarb. Strumpfe, eine Anzahl weiße Tämaft-Serotetteu, Tischtücher und Handtücher, gez „L ll .,VK. v", I-." oder „k. 8.", I'/, m grauer kleincarrirler «nuiniet, 1' , m schwarzer Kaschmirstoff und 8 w graubrauner Kleiderstoff seit Oktober 1898. 4) ra 12 Stück vorderttzeile von gestrickten Aaadmesten, 50 60 Stück einzelne baumwollen« verschiedenfarbige Männer-, Frauen- und Ktnderstrümpfe und ca. 50 Paar mollene 9er,l.» am 30. vor. Mt».; 5) 7 Stück Pöke»schmein»keulen 4 lO Psd. nnd 7 Stück Pökel» sckiwcinsbanchthetle, am 2b. vor. Mt».; 6) rin »ierradri»er Handwagen, blaugestrichen, mit einem neuen Hinterrad und dem Zeichen „3. ll. L. 1867" am Beschläge der Deichsel am 23. vor. Mt«.; 7) ein Zmetra» - Hochra» — 52er Humbertmaschin», schwarz lackirt, mit schmalen Kugelpedalen und Messingschild „Hahnemann, Leipzig", am 28. vor. Mt« Etwaige Wahrnehmungen über der. Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thätrr sind ungesäumt bei unserer Eriminalablhettuag zur Anzeige zn bringen. Leipzig, am 4. April 1893. Da« Poltzet-Amt »er Stadt Letpzt,. Bretschneider. Ass. Br., E.-T. Thomasgymnasium. Anmeldungen zur Aufnahme von Schülern werden Freitag, »en 7 und Sonnabend, den st. April, von 10 bts 12 Uhr vor mittags angenommen: in den Elasten Sexta und Quinta sind leine Plätze mehr frei. Dtck Aufnahmeprüfung findet Montag, den 10. April, von früh 8 Uhr ab statt, dabei sind da» letzte Schul- zeugntß, der Geburt«- und der Impfschein vorzulegeu. Leipzig, am 2b. März 1893. vr. Eongmano. Dicolaigymnastum. Ti« Aufnahmeprüfung für die Elasten von Quinta an auf. wärt», sowie die Rachpriifnng für Sexta findet Montag, den 10. April, Vormittag von 8 Uhr ab statt. Tie von Lcn Angemeldeten beizubringenden Zeugniste (namentlich die letzte Lsterceasur) sind, soweit es noch nicht geschehen ist. bi« Sonnabend Abend nachzuliefern und beim Hausmeister obzugeben. Tie VrrpsttchtnnD und Gtnmetsnng aller Neuausgenommenen. auch der schon vor Ostern geprüften Sextaner, erfolgt Montag, den >0. Avril, Nachmittag 4 Uhr i» der Aul». Leipzig, 28. Mär, 1893. Pros vr. taemmel» Rettor III. Realschule. Die 2. Aufnahmeprüfang findet Montag, den 10. April, srüd 8 Ubr, die Einführung aller Schüler in ihn Elasten Dlenllag. den 11. Avril, früh 9 Uhr statt. Zur Au'nalunkprLfong sind Papier und Feder mltzubringen Nachträg ich» Anmeldungen »ener Schüler werden an den Vor. Mittage» de» 7. und 8 «piil zwischen g und 12 Ul Leipzig, den 4. Apest 1896, dr angenommen. A. Llsai^r. Aus Frankreich. -O Pari», 2. April. Än meinem letzten Briefe hatte ich Hervorgeboben, daß die Stellung dr« Ministerium« Ribot trotz seiner wieder holten Siege über die parlamentarische Coaliiion anläßlich der Interpellationen über der. Panamascandal keineswegs be festigt sei. E« hat sich da« überraschend schnell bewabrbeilet Am Donnerstag Abend ist da« Ministerium durch eine Mas», rität von 5 Stimmen gestürzt worden und zwar seltsamer Weise durch eine Majorität, welche tbeilweisc den dringenden Wunsch degte, das (Labinet am Ruder zu erhalte». Tie Budgetfrage hatte einen Conflict zwischen dem Scnat und der Deputirtenkammer hervorgerusen, z» welchen, die Negierung Stellung nebnien mußte. Seit Iakren hat die Deputirtenkammer stets die Budget-Beratbuna durch politische Interpellationen und sonstige unfruchtbare Debatten unter brocken und bingezogen, so daß dieselbe immer erst 8 oder böchstenS 14 Tage vor Ende des Iabres zu Ende gelangte, und der Senat gezwungen war, die Prüfung deS von der Kammer votirten EnIwurfcS in wenigen Tagen zu bewert stelligen, damit das Budget rechtzeitig unter Dach kommen konnte. Mehr al- einmal war sogar am Ende des ZabreS die Kammer nicht fertig geworden, weshalb dann die Regierung Lurch Bewilligung eines provisorischen Zwölftels in die Lage gesetzt werden niußtc, die Verwaltungs-Maschine in (Lang zu erbalten, bis das Budget post lvstum zu Stande ge kommen war. Das Budget für 1893 hat nun eine so außerordentliche Ver spätung erfahren, daß dem am Enke des Iabres votirten proviso rischenZwölslel EndcIanuar zwei weitere provisorischen Zwölslcl binzugesügt werden mußten; erst in der Mitte de« Monates Marz gelangte das Budget in die Hände des Senates. Im Budget waren von der Kammer äußerst wichtige Steuer «formen eingesügt worden, darunter eine vollständige Reform der Getränkesteuer, »nd es wurde nun den, Senate zu- gemulbrt, in kaum 14 Tagen das also belastete Budget zu beratben, woraus die Deputirtenkammer viele Monate ver wendet hatte. Diesem Ansinnen bat sich der Senat wider- seyl, bat aber, um einen Eonflict zu vcrnieiven und um die endliche Feststellung deS Budgets Ende März zu ermöglichen, dasselbe ebne weitere Debatte mit unwesentlichen Abänderungen den Kammerbeschlüssen gemäß votirt und nur dinsickllich der Reform der Geträiikesteuer beschlossen, daß dieselbe für dieses Jahr aus dem Budget ausgeschieden und durch ein besonderes Gesetz zur Ausführung gebracht werden solle. Am 29. März batte die Budget-Commission der Tepu tirtenkammer über diese Beschlüsse de« Senates zu beralheu Der Finanzminister Tirard, wie der Conseil-Präsident Ribot traten energisch für dieselben ein und beschworen die Commission, der Kammer die Gutheißung der Senatsbeschlüssc, wodurch die Getränkc-Steuer-Resorm nur auf kurze Zeit vertagt werde, vorzuschlagen, damit der budgetlosen Zeit endlich ein Ende gemacht werde. Aber die radicale Majo rität der Budget-Commission nahm statt dessen den Antrag deS Herrn Lockroy an, der Kammer vorzuschlaaen, das Budget en dloc dem Senate zurückzuschickcn. Es blieb nun noch die Hoffnung, daß die Kammer diesen radi calen Beschluß nicht ratisiciren werde, und zwar war diese Hoffnung um so mebr begründet, al« die Reck'te Gegnerin der in Frage stehenden Grtränkesteucr-Reform ist, und dem nach angenommen werden durfte, daß dieselbe dir Gelege» beit benutzen werde, um wenigstens eine Vertagung diesr» Reform kerbeizufübren. Odne die Rechte konnle aber eine der Regierung feindliche Majorität nicht zu Stande kommen, selbst wenn die radicale Fraction, welche bei den letzte» Abstimmungen zu Gunsten ker Regierung den Ausschlag ge geben balle, in diesem Falle mit der Opposition stimme» sollte, »m die „Anmaßung" de« Senates zurückzuweisen DaS Ministerium rechnete so sehr daraus, mit Hilse der Rechten die Majorität zu erkalten, daß der Conseil-Präsiden> keinen Anstand nahm, die CabinetSfragr zu stelle» Nun ereignete sich da- Seltsame, daß die Rechte mit Ausnahme von IN Mitgliedern ihre Opposition gegen die Getränkestcuer Reform bei Seite ließ und gegen dir Gutheißung der Senat» brschlüssr stimmte, nnd daß die Radikalen, welck»r dies« Manöver nicht vorauSgrsehen hatten, ihr« Stimmen m» denen der Eoalition vereinigten und dadurch eine kleine aber genügende Majorität gegen das Ministerium zu Stande brachten. Damit war Las Schicksal des Ministeriums Ribot besiegelt. Die Minister gaben sofort ihre Eullassung u»v erschienen nur noch in einer außerordentlichen Adenksitzung der beiden Kammern, um die Bewilligung von zwei weiteren provisorischen Zwölfteln — April, Mai — zu bean tragen, welche sie für nothwendig erachteten, um den Kammern Zeit zur Lösung des ConflicleS zu lassen. Die Kamiiicr bewilligte aber nur ein Zwölftel und bereitete auf diese Weise tei» gestürzten Ministerium noch eine letzte Niederlage. Der Präslkcnt der Republik siebt nun vor der Aufgabe, ein neues Ministerium zu bilden, welches hoffen darf, auf den Scnat und auf die Kammer den genügenden Einfluß zu besitzen, um eine Lösung des culstai,denen Conflicles zu erreiche», und welches außerkem die schwierige Aufgabe übernehmen kann, durch ein energisches und rücksichts loses Eingreifen dem leidigen Panama-Scandal ein Ende zu mache». Es muß ferner bei der Nelibildung des Cabincts die Vorfrage entschieden werde», ob dasselbe ein AuslösungS- Ministerium werden soll, d. h. ob der Präsident der Republik gewillt ist, »ack endlicher Feststellung des Budgets zur Auslösung der Kammer zu schreiten und die Neuwahlen statt im Herbst schon im Mai staltsinden zu lassen. Herr Carnot dal am Freitag die Präsidenten des Senates und der Tepulirlenkamnier über diesen Punct consultirt und, wie cS beißt- die Ueberzeugung gewonnen, daß die republikanische Partei der Ansicht ist, das Staltsinden der Neuwahlen vor gänzlicher Erledigung des Panama-SeandaleS könne de» Besitz stand der Republikaner ernstlich in Frage stellen. In Folge dessen bat sich der Präsident der Republik zn der Bildung eines UebergangS-MinistcriuinS entschlossen. Es wird sich bald zeigen, ob ein solches Cabiiict lebensfähig ist oder ob Herr Carnvt dock gezwungen sein wird, trotz seiner persönlichen Abneigung Herrn ConstanS zu berufen und durch ihn „eine energische Regierung" bilden zu lassen, der eS gelingen könnte, die Neuwahlen in einer Weise zu „leiten' daß eine compact« republikanische Majorität zu Staude kommt. Deutsche- Reich. sc; Berlin, 4. April. Die „Freis. Zlg" heuchelt über den Verlauf deS Geburtstage- deS Für sic» Bismarck eine Gci'.ugtkuittig, die dem Herze» ihres Begründers vollkommen fremd ist. Das Blatt vcrstchert, daß der l. April in der Presse nahezu spurlos voriibergegangeii sei, und glaubl deshalb ausrusen zu dürfen: Wie sich doch die Zeilen ändern! Die ' lellung ist, wie unsere Leser wissen, falsch, die national gesiiinle Presse des ganzen Reiches hat i» warmen Worten des GeburtSlagS deS große» Altreichskanzlers gedachl, so daß selbst die „Nordd. Allg. Zlg", in diesem Falle gewiß ein elastischer Zeuge, zn bemerken sich genötbigl siebt: „Des gestrigen Geburtstages des vormaligen Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck gedachte eine Reihe von Blättern in längeren oder kürzeren Auslassungen." Wenn die Zeiten sich geändert haben, so geschah cS dahin, daß zu den Ver- ebrerern und Bewundern des Fürsten Bismarck heule auch eine große Anzahl von Jenen gehört, die ihn während seiner amtliche» Wirksamkeit betäi» pst baden. Wovon ^err Richter mebr Beweise hat, als ihm lieb ist. Einen schein von Berechtigung konnle die Bcmcrkui'.g der „Freis. Zlg." in dem allerdings auffälligen Ilinstand siiidcn, daß ein angesehenes nationallibcrales Blatt der Ncichsbauptstadl, dasselbe, welches den fünften TodeStag Kaiser Wilkelni'S l. mir gänzlichem Stillschweigen übergangen Halle, für den Geburtstag deS Fürsten Bismarck nur wenige Zeile» erübrigte. Ein derartiger „platonischer NalionalliberaliSuiuS", wie sich ein rheinisches Blatt kürzlich einmal auSgcdrückl hat, ist aber kaum an einer anderen Stelle brrvorgetrrtcn. HI Berit», 4. April. Für den internationalen Socialisten-Congreß haben bis jetzt die meisten Anträge die Holländer und Franzosen gestellt. Ter Antrag der Pariser ArdritSbörse, den >. Mai auch zu Friedens demonstratio»«» zu benutzen, ist harmlos. Nicki »linker barmloS, weil sie ohne ernstliche Beachtung bleiben werde», sind die vom Regional-Congreß des Westens von Frankreich gestellten Anträge: die Kriege in Europa abzuschasfcn, den innerhalb der letzte» 50 Jahre annectirle» Ländern das NalionalilälSbestinimung-recht zu gewähren und ein parlaineu tarischeS internationales Schiedsgericht zu fordern. Die »»ab hängigen socialistische» Gruppen Frankreichs verlange», aus dem Congrcß über die Stellungnahme kerSocialisten i», Kriegsfälle eine» Beschluß zu fassen. Am weitesten gehen, wie immer, die Holländer. Sic treten wieder für die niilitairische Dienst Verweigerung ein, für den „Kriegsstreik". Der gleiche Antrag wurde auf dem Brüsseler Congreß abgelebnt. Ferner verlangen die Holländer (socialdeniokraiische Arbeiterparlci Hollands), für das Parlament nur „Protestler" zu wählen. Die Abgeordneten sollen nur gegen die capilalistische Gesell schastSordnung protestiren, nicht aber sich an der parlanicn larischen Arbeit belbciligen. Einen noch schärferen Stand- piliict gegen den Parlamentarismus nehmen die schweizerischen Organisationen ein. Sie erklären rundweg, daß derselbe überall da, wo er schranlcnlvS herrschte, zu Corruplien und Volksbetrug geführt habe. Die Schweizer treten ferner sür die birecle Gesetzgebung durch das Volk ein. In gewerkschaftlicher Hinsicht schlägt die Pariser ArbeitSbörsc ver, nationale und internationale BerusSverbäude zu gründen, was ja vielfach schon er strebt wird. Sechs revvlittioiiaire Parifcr Gruppen bcan tragen einen „BundeSvertrag der revolulionaire» Socialisten beider Wellen" aiiSzuarbeilen, der sür alle socialistische» Schulen und Gruppen annehmbar sein soll DaS ist ein höchst naiver Antrag, wenn man bedenkt, wie sich die Socialisten aller Schatlirnngcn, einschlicßlich der Anarchisten, siel» bekämpften und noch bekämpfen. In Deutschland haben sich Socialdrmokraten, Unabhängige und Anarchisten gegen jeitigr Todfeindschaft geschworen, in Oesterreich liegen sich die Socialisten ebenfalls in den Haaren, in der Schweiz lobt feit Monaten ein „Bruderkrieg" »nd in Amerika suchen sich die anarchistischen Gruppen gegenseitig zu vernichten Holländischrrseit« wird enklich noch eine Verständigung zwischen dev revolutionairrn Socialisten und den kommu nistischen Anarchisten begehrt. Dieser Antrag wird, eben wegen der Feindschaft der verschiedenen Schulen, und da die Anarchisten iiiögesauiml vom Evngresse ausgeschlossen sind, gar nicht zur TiScusfion gelangen. Der Antrag licferl aber einen neuen Beweis dafür, daß die revolutionairen Socialisten die Mord-, Raub- und Brandtaklik der individuellen Anarchisten, der Aulononiistcn, »ichl mebr billigen, sondern diese Seele von ihren Nockschößen abschütteln wollen. DaS revolulionaire Cenlralcomits in Paris will endlich sür die „Inlernalionalität" etwas thun: alle ans dem Congreß ver tretenen Frackionen sollen sürderbin den Namen „Inter nationale socialistische Partei" führen. ES werden sicher noch zahlreiche andere Anträge zum Congreß gestellt werden, doch läßt sich schon aus den vorstehend berührlen schließen, daß der Cougreß die meiste Zeit mil utopislischen Debatten ver geuden wird. ^Berlin, 4. April. (Telegramm) Ein Privat- telegram», der „National Zeilg." meldet auS AugSburg: Die nalionalliberale schwäbische Partei berielk beute den Programm - Eulwurf. Die Hauptredner, Bürgermeister von Fischer, Coi»»ierzienralb Reichelt nnd Professor Vogt sprachen für eine» ausgiebigen Sckuh der nationalen Production, sür eine landwirlkichafilichc Bewegung gegen die Handelsverlräge, für eine selbstständige Kritik gegenüber der Regierung und für freie staatliche Schulen. co Berlin, I. April. (Telegramm.) Entgegen einem an der hiesigen Börse verbreiteten Gerüchte, daß Professor Nolbnagel wegen einer Verschlimmerung in dem Befinden des Füllten von Bulgarien nach «ofia abgercist sei, wird von Wien gemeldet, daß dies unbegründet sei, da Professor Nothnagel zu einem Kranken nach Kalasat (Rumänien) berufen worden ist. V. Berlin, 4. April. (Telegramm.) Der „Nordd. Allg. Zlg." zufolge gelang es dem britischen Eommissar des Nyassa-GebielS, Iohnstone, den Aufruhr der Sclaven- bändler am oberen Shire erfolgreich zu unterdrücken. Einen werthvollen Beistand habe hierbei der zur Wissmann- Dampser-Expedition gehörige Freiherr von Eltz geleistet» indem er den Engländern mil 20 Sudanesen und einer Hotchklßkanonc zu Hilse gekommen sei. * Posen, 3. April. Bei den Polen debattrn im Parla ment »nd auck auf dem letzten Congreß für Socialpolilik in Berlin wurde hervorgehobc», daß das Polenthum in West- preußen taS Deulfchlhuiu arg bedränge. Im Kreise Flatow hat indessen das De »Ischl bum, wie aus einer statistischen Mittheilung des „Ges." ersichtlich ist, große Fortschritte gemacht. In einem Zeitraum von ungefähr einem Viertel- jahrbunderl haben die polnischen Rittergutsbesitzer an die Deutsche» 34 «>oo Morgen verloren, während die Deutschen an die Pole» nur bboo Morgen abgegeben haben. Mil dem deutsche» Gutsbesitzer zieht auch in der Regel der deutsche Arbeiter, die deutsche Sprache i»S Dorf ein. Aebulich ist da- Vcrhälluiß in den Städten. Während noch vor Kurzem an den Hauplmärkten und in den Hauptstraßen »ichrcre Polen wohnte», sind diese jetzt von da ganz verschwunden und ent weder in die Hiiitcrstraßen verdrängt, aus das platte Land verzogen oder besitzlos geworden. Brauiischwrig. 4 April. Der Prinzregcnt Nlbrecht ist mit feinem äliesie» Sohne i» der vergangene» Nacht zu mchr- wvchigenl Aufenthalte »ach dem Seebade Bornemouth in Eng land abgereist. * Arnsberg, 3. April. Der erste Versuch, in den Kreisen Arnsberg Meschede Olpe nach dem crbillerlen Wahlkampfe eine Partei-Organisation der CciilrumSwäbler her- beizusübren, ist mißglückt. Behufs Gründung eines politischen Volkö-(sogenannleii Wahl-)VcreinS Halle man eine Volks versammlung cinberuscn. Die Anhänger Fuöangel'S waren zahlreich erschienen, weil sie glaubten, eö sollte» gegen FuS äuget Schritte unternommen werden. Als das Bureau gewählt werte» sollte. riesen die FuSangelianer siUimisch: „Wir wähle» kein Bureau, wir kaben ein Wablcomilö und brauchen keine Organisation!" Unter ibrcn Bravorufen wurde die Versammlung »ach wenigen Miiiulen wieder geschlossen. DaS „Central Vojksblall" schreibt u. A. über die Volksversamm l»»g: „Rickr im Eiitseriitestcii war daran gedacht worden, gegen die Wabl des jetzige» Reichötagsabgeorducicii, Herrn Chcsredacteur FuSangel, zu agilircu; nur das Bestreben, in Zuluiifl ein eiumütbigeS Zufammciigebeii aller Cenlruniö- wäbler zu ermöglichen, lag der Einberufung jener leider resiillatloü verlaufenen Versammlung zu Grunde. Wir sind ftsl davon überzeugt, daß unser jetziger ReicbSlagSabgeordneter FuSangel »nser Bedauern tbeilen würde, wenn er die Vor gängc in jener Versammlung mit angesehen hätte, denn das ist über allen Zweifel erhaben, daß Herrn FuSangel nichts mebr an, Herzen liegt, als die Wiederherstellung und Be- sestigung der Einigkeit in „nserem Wahlkreise." Diese AuS lassuiigcn sind allerdings sür Herrn FuSangel sehr schmeickel hast, aber FuSangel ist nun einmal eben durch die Uneinigkeit der CeittrumSwäliler zu seinem Mandat gekommen. Sollte die geplante »nd energisch betriebene Partei-Organisation wirklich zu Stanke kommen, bann würde FuSangel de» der nächsten Wabl einen schweren Stank haben. lk. Jens, 3. April. Auch in unserem Wahlkreise beginnen die Parteien sich sür etwaige Neuwahlen zu rüste». Tie Verhältnisse liegen recht eigenthünilich bei »nS. Der gegenwärtige Vertreter im Neichstag, der wildliberale Abgeordnete Wijser, gewann sein Mandat mit Hilf« der Freisinnigen »nd Eocialdemokraien, die Letzteren enlschieden -u seinen Gunuen in der Stichwahl. Sowohl die Freisinnigen als auch die Socialdcmokraien ballen, ebenio wie Nalionalliberale »nd Eoniervative, nni Grund der allerdings manchmal zweideutigen Aeußerungen Wisfer « angenommen, daß er der radicale» Richtung nngehöre. Indeß bol er sich an wichtigen Fragen, z. V. aus dem Olcbiete der Eoionialpoiitit «nd in HeereS- sragcn, aus den Standpunkt der Regierung gestellt und wird wahrscheinlich auch für die neue Mililairvoriage stimmen. In unserer parlamentariichen Geschichte steht e« wvdi einzig da, Laß ein Abgeordneter, den Freisinnige und Sociaidemokraien ge wählt haben, weil sie idn al« einen strammen Oppositlonsmann ansahen, der Regierung in der Hauoisache mindesten« ebenso weit rntgegenkommt, a>» eS der so schars bekämpfte nationalliberale Eaiidldat gelhan haben würde. Und dabei können die Freisinnigen Herrn Wisser nicht einmal »inen Vonvurs machen, wenn rr sür die Miiitairvorioge stimmen sollte. Wie sich nämlich nach seiner Wahl berauSstellt«, batte er vorder die Erkiäruna abgegeben, daß er kür Erhalt»» Erdaltuno und Stärkung unkerer Wedrkralr »interte» werde
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