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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930407028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893040702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893040702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-07
- Monat1893-04
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VezugS-Prei- »r >, k«>L,>s rr»u t«w»r« ^ - 8»»,. r. r d, , , 1«, k« t» «.o- -4. '»»»cd?»« lic,t radtr !lr»a^ck«E ii«U, UA> lsr - it»i, >.>«» «> Uzv V«rl>e»»cü»- 199.- 1VS.1L 99.- 193,- 91Z9 19315 19S.7L 99 SL t» her Hauptexpeditron oder den im Ltadt- deiirt uud den Vororten errichteten Aus- oabeiiellen obgeholt: virrteljäbrlich.«4.50. vi zweimaliger täglicher Zustellung ins Haue 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^l 6.—. Directe tägliche Kreuzbandirndung in- Andiuud: monatlich 7.50. DieMorgen-Ausgabe erscheint täglich'/,7 Uhr, die Abend-Aurgabe Wochentags 5 Uhr. Nrdarlioi, und Lrpedition: ÄvtzMtne-saUr 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abends 7 Uhr. Filialen: ktt« Ale«m's Lortlm. (Alfred Hahn), UniversitätSstrahe 1, Louis Lösche, totharinenslr. 14, part. und AönigSvlatz 7. Abend-Ausgabe. KiMer.Tageblatt Anzeiger. Lrgan siir Politik, Localgeschichte. Handels- und Geschäftsverkehr. 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Jahrgang. 339- 110.— 119.- 17S.- 198.50 87.- 118- 118« 107.1L 38.50 «« 81.50 103« 103.7» «7« »31.10 181.- >43 — 118.- 18«.- »05.— 88« 38.- 79.— 198.— 18».— 1»«.— »«.25 89.50 »10.— 11«.— .dr 17«.- 1«.- 118.- 19«.- -et. ««« »18,— 38.- V. 199.— 81« 89«. 187.73 187« S1S.13 S08.8t> St»« >59.80 193.10 113.79 149 80 103.19 149.40 153 40 14S10 114.10 151.40 183.90 137.10 95.50 5»L7z, S.S«^ 131« 184.25 380.- «7«.- »43.— 394.— 373.50 478.- 131,75 9,87 ,t«u 5957 Nulikistite Lkanoaslkinn I Wahlkampf, so würden einzelne Verluste bestehender Parteien rwuilflye kageöflyair. Vorteile neuer politischer Richtungen nur einen schwachen * Leipzig. 7. April. I Trost für die totale Niederlage, die ihr sicher ist, bieten. Da- Zu den letzten officiösen Preßei Zeugnissen schreibt unS I rüber ist man sich vcrmuthlich klarer, als eö nach dem brüsken unser Berliner ss.-Correspondent: Die Osficiösen fangen nach I Auftreten der Ossiciösen scheinen könnte. dem Feste da an, wo sie vor Oster» aufgehört haben: sie I machen die Bennigsenschen Anträge schlecht und drohen mit I In politischer Hinsicht hat daS neue französische der Reichstagsauslösung. lieber Beides braucht man I Ministerium eine weit radikalere Färbung, als dasjenige, sich nicht zu erregen. Was die „Nordd. Allg. Ztg." ! welches man von Meline zu erwarten hatte. Der Cbes deS gegen die vom Ceutralbureau der nationalliberalen l CabinctS. Dupuy, ist als Radikaler gewählt worden. Partei (in der schon erwähnten Schrift „Tie Militair-1 Pcytral ist Mitglied der äußersten Linken. Terrier werden vertage und der Antrag Bennigsen") gegebene, überaus licht I sogar svcialistische Tendenzen zugeschrieben. Trotzalledrm volle Darstellung der ganzen Materie der Mililairvorlage vor-1 wird das Ministerium auch von der radicalen Presse nicht dringt, ist nach Form und Inhalt oft Gelesenes und noch I günstig beurtheilt und cS begegnet mißfälliger Kritik auf der öfter Gehörtes. Neu ist nur die mit den Thatsachen in I ganzen Linie der politischen Parteien. Der „Gaulois" Wderspruch stehende Behauptung, Herr v. Bennigsen habe! sagt: „Die Republik befindet sich, was ihr Personal an in der Commission ausdrücklich anerkannt, daß er keine I langt, ungefähr in der Lage deS Kaiserreichs im Jahre 18K9, Organisation bieten wolle oder könne. In Wahrheit hat I mit dem Nachtheil, daß ihr ein Cm. Ollivier fehlt. Diese Herr v. Bennigsen Grundzüge einer Organisation geboten. I Lage ist traurig genug , und Herr Carnot, der Alles gethan die von mehr als einer mililairischen Seite als durchaus »hat, um sie bcrbeizuführen, könnte ihr leicht zum Opfer Nor und annehmbar angesehen werde», ja, denen gerade I fallen." Im „Figaro" heißt eS: „Man glaubt zu träumen! Mtairs, weil sich die Anträge i» der Hauptsache nur I Seitdem die Krise eröffnet ist, hat alle Well den Cmdruck, daß durch das Maß von der ' Regierungsvorlage unter-l der Präsident der Republik nur seinen persönlichen Geschmack icheiden, den Borzug geben. Was in der nationalliberalen I zu befriedigen suche. Herr Carnot bekümmerte sich nicht Lchrist über daS Fehlen geeigneter Mannschaften und! um die politische Frage; er wandte sich ebensowohl an die Unterosficiere für das Ganze zu lesen ist, ist die An-> äußerste Linke wie an das linke Centruin, er beachtete ebenso sicht zahlreicher Sachverständigen, und der Reichskanzler I wenig die wirthschaftliche Frage: die eifrigsten Schutzzöllner und seine Lertreter in der Commission haben auch die m ili-I und die überzeugtesten Freihändler waren ihm gleich genehm, tairischen Bedenken gegen die enormen Ziffern der I Er wolle einfach Vcrtheidiger für seine Politik, für Regierungsvorlage an keinem Punkte und bei Niemandem I s e i n Regierungssystem finden." DaS „Journal abzuschwächen vermocht. Die EinzelauSgcstaltung aus Grund IdeS DvbatS" erklärt: „Dieses Ministerium bereitet seiner Anträge hat Herr von Bennigsen allerdings der l unS keine Genugthuung und wir bedauern, daß sich HeereSverwallung überlassen — ein durch die Natur ge-1 einige verdiente Männer in dasselbe verirrt haben." doteniS Verhallen. Begründet wurde die Be-1 Das „Siöcle" sagt: „DaS Cabinet scheint unS zusammen- bauptung, daß man sich von den Bennigsenschen Ideen I hangslos. Die jetzt gebildete Regierung müßte befähigt lein Bild machen könne, weder durch den Reichskanzler in der! sein, die Wahlen zu letten; wir glauben nicht, daß sie daS Commission, »och jetzt, da eine klare Entwickelung dieser I Vertrauen der Kammer in binreickendem Grunde besitzt, um Odeen vorliegt, in der „Nordd. Allg. Ztg." Hier wie dort > soweit zu gehen." Das „Evenement" schreibt: „Wir be- beznügt m«n sich mit dem lakonischen „Ich will nicht, ich l schwören Sie, Herr Präsident, sich der Verführung der per- kann nicht" PiuS' IX. Die „Nationalzeitung" findet in der I sönlichen Gewalt zu entziehen, so lange eS nvch Zeit ist, die neuesten osficiösen Leistung die Bestätigung, daß die Regierung I Augen zu offnen und dem Lande eine wahre Regierung zu mit der steife» Hartnäckigkeit, die sie in der Commission ent-1 geben". Die „L antern e" sagt: „Die Eiaenthümlichkeit wickelte, in die zweite Plenarberathuna cintreten wird. Das' dieser Krise besteht in ihrer spaßhaften Zusammenhangs. ,,'t wahrscheinlich richtig gedeutet. Für die Beantwortung losigknt. Wenn ernste Leute eine« Sinn in ihr suchen der Frage aber, in welcher Haltung die Regierung au» der Beratbung schließlich herausgeben wird, bietet die kurz angebundene Sprache der Osficiösen keinen Anhalt-punct. Nach wie vor bleibt vielmehr die Bermuthung vorherrschend, raß man eS nicht bis zum Aeußersten treiben wird und nicht treiben kann, weil der BundeSrath hierbei versagen würde. Die officiöse Andeutung, daß der Reichskanzler, wie 1887 Fürst BiSmarck, mit einer Unter zeichneten AuslösungS-Ovdrc in der Tasche der zweiten Bc- rathung anwohnen werde, hat gar keinen Eindruck gemacht. Alle Drohungen dieser Art sind aus die Furcht vor Neu wahlen bei den Parteien berechnet. Es läßt sich auch nicht leugnen, daß gerade die beiden Parteien, bei denen die Ent scheidung liegt, einem Wahlkampf mit Besorgniß entgegen setzen, und die neuesten MeuterungSversuche in altbayerischen CentrumSwahlkreisen werden die Zuversicht nicht verstärkt haben. Diesem Bangen steht aber gegenüber die Besorgniß, welche die Regierung, wenn sie nicht blind ist, Neuwahlen gegenüber hegen muß. Ueberall, wo man sich gegen das Centrum auslehnt, ist man auch gegen die Mititair- vorlagc eingenommen, und der „Bund der Landwirtbe", auS welcher, nach seiner Anschauung giftigen Blüthe Graf Caprivi vielleicht Honig zu saugen gedenkt, wird seinen Cinsluß zu Gunsten der „ ganzen" Vorlage nur im Osten und dort nur in der Weise geltend machen können, daß die Conservativen nicht erheblich schwächer in den Reichstag treten, als sie ihn bei der Auslösung verlassen haben. Ginge die Regierung mit ihren Forderungen in den wollten, so würden sie ihre Zeit verlieren. Wir wollen Herrn Dupuy nichts UcbelS nachsagen, aber auf was reimt sich sein Name? WaS Herrn Gu6rin augebt, so fragen wir unS, ob man cS nicht mit einem Druckfehler zu thun hat. Herr Guerin! WaS ist das? Jedenfalls wirb nicht ein solches Ministerium daS Ansehen des Staatsober hauptes oder res Parlaments wieder ausfrischen." Eine freundlichere Sprache führen nur die „Paix" und der „Eclair". Alles in Allem glaubt man in der politischen Welt mehr als jemals, daß Car not sich gezwungen sehen werde, vor den Wahlen Constans an die Spitze der Regierung zu stellen, und daß daS jetzt beginnende Experiment gerade die Wirkung haben werde, die Abneigung gewisser parlamentarischer Gruppen gegen diesen Staatsmann abzuschwächcn. Dabei ist die wachsende Verstimmung gegen Carnot ein Symptom, das man nicht außer Acht lassen bars. Mit Beginn dieser Woche haben die karg bemessenen Osterserien des englischen Unterhauses ihr Ende er reicht und die Kämpfe der zweiten Lesung der irischen Home rule-Bill sind angebrochen. Der Verlauf ver zweiten Lesung, den die Homerule-Freunde im Voraus sich als glatt und ersrculich denken, wird nicht ohne Einfluß aus die Hal tung des Oberhauses bleiben können und, falls Gladstone sich in die Lage versetzt sehen sollte, vom Oberhause an daS Volk zu appelliren, den neuen Wahlen Richtung und Ziel geben Beide Parteien verfügen über gewaltige Mittel, stehen unter Führung erfahrener Politiker, pnd entschlossen, ihren Stand punkt bis zum Aeußersten zu vertbeidigen. Ein Kamp um breit ausgreifende politische Grundsätze wird ge kämpft werden; eine BcrfassungSfrage ersten Ranges steht aus der Tagesordnung, wie sie in den letzten Iabrzebnien nur Oesterreich - Ungarn bei Schaffung des Dualismus und daS deutsche Reich bei seiner Neuerstebung erlebt hat. DaS ganze Register politischer, moralischer und socialer Fragen wird aufgezogen werden, ein Niesenkamp steht dem englischen Volke bevor. Inzwischen bat der Kamp um Home-Nulc auch außerhalb des Parlaments schon einen riesenhaften Umfang angenommen. Die ungeheure Prv- cession, welche sich vier Stunden lang vor den Augen Balsour's am Montag in Belfast entrollte, legt nach der „Mornin^ Post" von der Stimmung derer, die Gladstone „die Mafien" nenne, Zeugniß ab. DaS kommerzielle Belfast war in dem Zuge so gut wie gar nicht vertreten, um so zahlreicher die Handwerker und Arbeiter. Die Anzahl der Dcsilirenben wird aus 120 000 Mann geschätzt. Nach kon servativen Zeugnissen bat die Procession nicht ihres Gleichen in der Geschichte politischer Demonstrationen. Die in Dänemark vielseitig gehegte Hoffnung, daß eS diesmal durch gegenseitige Nachgiebigkeit gelingen würde, ein ordentliches Finanzgesetz zu Stande zu bringen und so auS den ungünstigen provisorischen Zuständen herauSzukommen, ist getäuscht worden. Die Klippe, an welcher der Ausgleich gestrandet ist, war die Bewilligung zu militairischen Zwecken; von Seiten der Moderaten wurden so weit gehende Forderungen gestellt, daß ein Eingehen auf dieselben unmöglich erschien. Der Grund, weshalb die Vertreter der moderaten Linken den Bogen so straff spannten, ist wahr scheinlich in der Furcht zu suchen, daß die Wähler einen Ausgleich unter den von der Rechten vorgeschlagencn Be dingungen nicht billigen würden und daß ein solcher Ausgleich bei künftigen Wahlen den Radicalen neuen Wind in die Segel bringen würde. In voriger Woche dielten sich die Redakteure der bedeutendsten moderaten Linkenblätter der Provinz infolge Einladung der moderaten Linken des Reichstages hier auf und wurden eingehende Verhandlungen zwischen den Provinz Redakteuren und den moderaten Reichstagsabgeordneten über den Ausgleich ge pflogen. Die Vertreter der Presse waren in ihrer Mehrheit gegen den Ausgleich. Die AuSgleichSverhandlungen im GesammtauSsckusse beider Kammern sind indeß in einer so versöhnlichen Weise geführt worden, daß dieselben für die Zukunft fruchtbringend sein dürften. — WaS übrigens das lLrgebniß der verflossenen Reichstagssession anbetrifft, so ist eS bedeutend besser geworden, als es noch in letzter Zeit zu werden schien. Durch gegenseitige Nach giebigkeit ist eine große Anzahl von Gesetzen, von zum Tbeil wesentlicher Bedeutung, im Reichstage zu Stande gekommen. Es sind u. A. genehmigt: das Gesetz, betreffend die Förderung der HauSthierzucht (zu welchem Zweck jährlich 120 000 Kronen bewilligt wurden); daß Gesetz, betreffend die Biebscuchcn, durch welches die Frage der StaatSuntcrstützung bei der Bekämpfung der Tuberkulose beim Rindvieh rc. ge regelt wird; das Gesetz, betreffend daS ConsulatSwesen: das Gesetz, betreffend Gewährung von Vergünstigungen für Credit- vercine für den ländlichen Grundbesitz ; das Gesetz, betreffend weitere SichcrheitSmaßregcln wider die Einschleppung der asiatischen Cholera (welches dem Iustizminister die Besugniß zur Absperrung der Landesgrenze gewährt) rc. — Von wich tigen Gesetzen, welche unerledigt blieben, sind zu nennen: das Militairgesetz, das Eisenbahngcsetz, das Gesetz, betreffend die persönliche Cominunalbefteuerung, das Patcntgesctz rc. Die schroffen RussificirungS-Maßregeln in Finn land baden zu einer hochgradigen Erbitterung geführt, die sich neuerdings in ganz cigenthiimlicher Weise äußert. Im Norden und Osten des Landes herrscht eine schwere Hu ng e rS- noth, zu deren Linderung Kaiser Alexander Geldsammiungen im ganzen Reich veranstalten ließ. Auch in Petersburg hat ein Hilfsausschuß seit geraumer Zeit seine Thatigkeit eröffnet. Nun lehnen die Finnländer jedoch ab, von den Russen Geldspenden anzunehmen. Die Zeitungen „Nya Pressen", „Päirälchti" und andere erklären, daß eS «für Finnland erniedrigend sei, Almosen von einem fremden Volke anzunebmen; daß die russischen Spenden für Finnland eber nachtbeilig als nutzbringend sein werden", und forderten den CentralhilfSauSschuß in Helsingfors auf, dem Ausschuß in Rußland »litzulhcile», daß eine Geldsaninilung außerhalb Finnlands nicht nothwendig sei. Wie der „N. Fr. Pr." ge- meldet wird, soll der Vorsitzende deS Ausschusses in Helsing fors, Herr NevviuS, thatsächlich jede russische Hilfe abgelchnt haben. Die Angelegenheit gewinnt dadurch eine besondere Bedeutung, weil der Zar auf Beranlassung des Gencral- gouverneurö von Finnland seine Zustimmung zu den Gclksainm- luiigcn ertbcilte und der Großfürst Thronfolger 50 000 Rubel aus den de», russischen NothstandSanSschnß zugeflosscnen Summen zur Unterstützung der Nothleidenden in Finnland anwciscn ließ. Ei» in den finiiländischcn Blattern veröffent lichter Tagesbefehl des Gcncralgouverncurs Grafe» Heyden ertheilt Herrn Neovius für sein „taktloses, der Ausgabe deS Ausschusses widersprechendes Vorgehen" eine Rüge und warnt vor ähnliche» Kundgebungen in der Zukunft. In diesen Tagen war der Bosporus der Schauplatz eines höchst betlagenSwcrtheii Unglückes. Ein Palaisdampfer, der von der Serailspitze mit der Dienerschaft tcS Sultans nach Dolma-Bagdsche heimkebrle, stieß, wie bereits gemeldet, in der Nackt zum Montag mit einem anderen Sckiiff zu sammen und fank mit Blitzesschnelle unter. Der Capitain und mckr als vierzig Menschen crtranlen und nur fünf Ver wundete wurden gerettet. WaS für ein Schiff es war, mit dem der kleine PalaiSdanipfer zusaiiimcnslicß und welche Flagge cS führte, wird nicht gemeldet. In Konsiantinopel selbst muß der Unglücksfall zu allerlei Gerüchte» Anlaß gegeben haben, da das ossicielle Telegramm, welches den Zusammenstoß schildert, eS für nötbig findet, alle Gerüchte über die Entstehung des ZnsainmenstoßeS als jeder Begründung entbehrend, zu bc zeichnen. Eui solches Gerücht lautete dahin, daß der Zusammenstoß dem Sultan selbst ge golten. daß man sich jedoch in den Schissen geirrt habe. Aus alle Fälle erscheint die Schwerfälligkeit deS türkischen Benachrichtigungs-Apparates, der erst 00 Stunden später, nachdem da» Unglück geschehen war, die Welt davon in Kenntuiß setzte, in merkwürdigem Lichte. Und dann be darf die Frage, wie angesichts der Bestimmung, daß nach Sonncnunlergana, wenn der Hafensperrschlnß gefalle» ist, kein Privatdainpfcr mehr auf dem Bosporus verkehren darf, der Zusammenstoß sich ereignen konnte, einer Aufklärung. Deutsches Reich. * Lrtpzi», 7. April. Der Geburtstag beS Fürsten BiSmarck ist überall im Reiche durch so zahlreiche Ver anstaltungen festlich begangen worden, daß es uns unmöglich ist, aller einzelnen Feiern zu gedenken. Indem wir uns aus diese sulninarische Milthcilnng beschränken, behalten wir »nS vor, ans BiSniarckfcicrn, die aus irgend eine», Grunde besonders beincrkcnswcrlh erscheinen, »och zurückzukoinincii. L. O. Berlin, 0. April. Bor dem Ehrengericht der AnwaltSkaminer fand heute gegen de» Rechtsanwalt Hertwig aus Charlotten bürg das ebrengerichtliche Verfahren wegen der bekannten Vorkommnisse in dem „Iudenflintcnproceß" statt, in welchem Rechtsanwalt )ertwig als Vertheidiger des damals angeklagtcn RcctorS llhlwardt fungirt batte. Zunächst wurde dein Angeklagten ,ur Last gelegt, daß er bei Beginn der damaligen Vcrhand- ungcn beantragt hatte, daS Verfahre» so lange auSzusetzcn» bis über den Strafantrag befunden werden würde, der erst an demselben Tage bei der Staatsanwaltschaft des Land gerichts II gegen Oberstlieutenant Kühne und Genossen gestellt war. E« wurde dabei besonders gerügt, daß cS « »Sri» I»er»ww > v.rk.iisr. >t»raur-i^ r 4» « »4-1.« f. »<»l L«r mi'kr; tu - l>»wpf»r 3»r« vo. »,»» >» ül Fsuilletsn. krimula vsris. Erzählung von A. Brüning. Nachdruck «erdeten. (Fortsetzung.) Selbst als Manfred, an der Treppe angekommcn, sein junges Weib ohne Umstände vom Boden aushob und wie rin Kind die Stufen hinab in den harrenden Wagen trug, fand man darin nichts Befremdendes; man nahm einsack an, er »olle sie vor dem Regen schützen, der noch immer iu Strömen beraiederrauschte und häßliche Spuren auf der weißen Seide de- Brautkleides zurückließ. Manfred athmete auf, als endlich der Schlag sich hinter ihnen geschloffen hatte und die Pferde »»zogen. Mit einem zärtlichen Wort beugte er sich über daS an seiner Brust ruhende Köpfchen seiner jungen Gattin. Al le jedoch den seuchtgewordenrn Schleier von ihrem Antlitz mrückschlug, sah er, daß er eine Ohnmächtige in seinen Armen vielt. — Seit jenem Tage mochte etwa- mehr al» ein Jahr ver- slosien sein. Es war wieder Frühling geworden. Auch in die schwer zu erobernden Landstriche der östlichen Provinzen batte er seinen Einzug gehalten. Freilich trägt dort der Lenz einen herberen Cbarakter zur Schau als in den lachenden Fluren de- bevorzugten Westen-, aber vielleicht liegt eben darin rin eigener poetficher Reiz, der von den Bewohnern jener Grgrnden um so tiefer empfunden wird, je mcbr sie unter der Strenge Le« langen Winter» gelitten haben. Aehnlicke» dachte wohl auch der schlanke tiesgebraunlc Mann, den an einem sonnigen Maitage de» Jahre- 1819 der Eisenbahn,ug durch dir ostprcußische Ebene dahinlrug An dem geöffneten Coupescnster lehnend, ließ er sich da« schöne etwa» hagere Antlitz mit offenbarem Wohlergehen vom Winde umspielen, in dem sich bereit» jener eigeatkumlichr seuchlwürzige Hauch bemerkbar machte, welcher die Nähe de« Meere« verkünde». In tiefen, gleichsam durstigen Zügen sogen die geöffneten Lippen de« Reisenden ihn ein — k-eiiich e« war ja auch Heimathlüs«, die er athnwtc: Gert von Waldau war lange in der Fremde gewesen, und die afrikanische Sonne, die so deutliche Spuren aus seinem Ant litz zurückgelassen, batte ihn dennoch seine virlqeschmähte Heimath keineswegs vergessen machen können. Der Urlaub des jungen OssicierS war anfangs nur aus wenige Monate bemessen ge wesen; aber ein klimatisches Fieber, daS ihn kurz vor Ablauf desselben ergriffen, hatte ihn gcnöthigt, eine Verlängerung nachzusuchen, die ihm in Anbetracht der Umstände gewährt werden mußte. ES batte sehr lange gedauert, bis seine Iugendkrast den Sieg über die tückische Krankheit davongetragcn, die — wokl in Folge der vorausgeganaenen seelischen Erschütterungen — bei ibm einen außergewöhnlich heftigen Cbarakter angenommen. Sommer und Herbst, selbst noch ein Theil deS Winters waren darüber vergangen, und als daS Fieber endlich gewichen, zeigte der ReconvalcScent eine so hochgradige Erschöpfung, daß er nach dem Urtbeil der Arzte nickt daran denken durste, während der kalten Jahreszeit in die Hcimath zurückzukehren, sondern feinen Urlaub abermals aus unbestimmte Zeit veriängern jassen mußte. So war der Frübling in« Land gekommen und mit ihm in Gcrt'S Brust eine unwiderstehliche Sehnsucht nach seiner Heimath, dem fernen Ostsccstrande. Es verlangte ihn nach dem kräftigenden Atbem des Meere« — nach einem Blick auS „Onkel Manfred S" treuen Augen, und so sagte er kurz ent schlossen den Spbinxen und Pyramiden Lebewohl und trat die Heimreise an. So groß war seine Ungeduld, daß er nickt einmal die Antwort aus einen Bries abgewartet, durch welchen er von Kairo auS bei seinem väterlichen Freunde angefragt, ob jener den reisemüden Wanderer bei sich ausnehmen wolle. Durfte er sich ja doch eine» freudigen Empfange« gewiß halten, und auch die leisen Bedenken, dir er anfang« wegen der «jungen Frau" gehegt, schwanden unterwegs, so daß er fast mit dem alten erwart«ngSvollcn Gefühl der Kindertage dem Wiedersehen entgegensah. E« grüßte ihn alle« so vertraut, während er durch die mit dem ersten Frühling«schimmer umkleidete Ebene fuhr; dir kable Haide mit ihren ernsten Föbrengruppen, ihren Mooren und einsamen Seen, die den Meisten so öde erscheint, für ihn besaß sie tausend gcbcininißvolle Reize. — Da« Herz wurde ihm weit: begraben, erstorben gewähnte Gefühle erwachten darin: jene- Wallen und Drängen, ähnlich dem FrühlingSweben in der Natur, das ihn vor einem Jahre so beseligend durchströmt und ibm nach kurzem Rausche nur eine doppelt trostlose Leere zurückgelaffen batte. Aus den Strahlen der LenzcSsonne kam sie herbcigeflogen, die mühsam bekämpfte Erinnerung, gegen die der tief beleidigte ManneSstolz sich seit zwölf langen Monden in herbem Trotze gewehrt, und unmerklich spann sie ihn in ihr goldenes Zaubernetz. Tiefer und tiefer ließ er sich darin verstricken: die Friih- lingSluft war Schuld daran, die wie ein berauschender Trank ihm in den Kops und Herz gestiegen war und ibn der Wider standskraft beraubt batte. Er sab nichts mehr von der Gegend, die in schnellem Fluge an ibm vorüberglitt. Sein Auge war zurückgewandt in die Bergangcnbeit, und sein Geist verlor sich bald unbewußt in gesäbrlichen Träumen Aber hatte er denn umsonst gekämpft? Umsonst so lange die Heimath geflohen ? Und kehrte er in sie zurück mit der im geheilten Wunde? Ja er koiinte eS nicht länger verhehlen: sie blutete noch frisch wie am ersten Tage. Ob sic sich überhaupt wobl jemals völlig schließen konnte? Finster schweifte sein Blick über die sonnige Landschaft draußen. Er fühlte cS deutlich in diesem Augenblicke, daß er den Frühling nie mehr genießen konnte wie cbekei». Es war etwas gestorben in ihm, was nie mehr erwachen konnte —: seine Jugend, sein Froh sinn, sie waren unwiederbringlich dabin. und keine Sednsuckt konnte ihm je den verlorenen LebeiiSsrühIing wicdergeben. Jene große, starke Empfindung batte sein ganzes Herz auSgesüllt — jür daS. wa« da« Schicksal ihm damit genommen, gab eS keinen Ersatz. Welche Erfolge auch immer da» Leben ibm noch bringen konnte, der Glanz, die Blume, waren daran« gewichen, das wußte er. Er konnte wokl Besriedigung für seinen Ehrgeiz, aber nimmer echtes HerzenSalück finden ^I'rimul» vori»!^ kam r« halblaut von seinen Lippen. Vor seiner Seele erschien sie wieder in all' ihrer Anmuth, die holde Elsengestalt jener Ballnacht, die seine Erinnerung leuchtend und unverwischt zurückgcbracht von den Usern deS Nilstronie«, und die ihn nun auf beimischen, Bode» aus« Neue mit gefähr lichem Zauber »mgaukeltr. Er durfte sie, das Eigenthum eine« Andern — nicht Wiedersehen — nie, niemals, wenn anders er Herr seiner selbst, seiner Ehre und Selbstachtung bleiben wollte. Gott sei Dank, daß er auf Onkel Manfred'- stillem Landsitz vor einer Begegnung sicher war! Möchte nur auch in Zukunft das Schicksal ihm stets eine solche ersparen! — Fest und derb preßte» sich seine Lippen zusammen. Gewaltsam suchte er seine Gedanken auS dem Bann jener Erinnerung zu befreien, und, vom Fenster ziiriicktretcnd, wandte er der Frübliiigölandschasl da draußen, die sic bcraufbeschworen, trotzig den Rücken. In eine Ecke deS Coupäs gekeimt, brannte er sich eine Cigarre an. und, mit den Augen den duftige» Rauch Wölkchen folgend, zwang er sich, nur an Onkel Manfred und sein nicht nicbr fernes Reiseziel zu denkcn. Würde er dort alles noch sinken wie einst, traut und unverändert? oder würde unter dem Scepter der «jungen Frau" sich auch dort alles anders gestaltet haben? Die junge Frau! Wie sie Wohlsein mochte? Sicherlich ein Wesen ganz »ngewöbiilichcr Art, wie hätte sonst Onkel Manfred, der ernste, in fick abgeschlossene Mann, sein Herz an sie verlieren können? Aber wußte er denn auch, ob diese Verbindung in der Tbat vollzogen worden, in der langen Zeit seiner Abwesenheit konnte sich vieles er eignet haben. Doch nein, Onkel Manfred war nicht der Mann, einmal gefaßte Entschlüsse zu ändern, und die Vermählung hatte vbnc Zweifel längst slattgesunden, wenngleich er keine Anzeige erhalten batte; eine solche hätte ihn aber bei seinem unsteten Wanderleben auch wobl schwerlich erreichen können. ES siel ihm ein, daß er in Folge dieses Umstandes nicht einmal den Namen der jungen Fra» wußte, »Mi er würde >bn ja bei der Vorstellung früb genug erfahren ... Ans der dem Meere zugewandten Terrasse des HerrenbauscS von Mallchncn saß um dieselbe Zeit die junge Gutskcrri», mit einer feinen Hand arbeit beschäftigt, beim Frühstück. Es ist eine große Veränderung mit Gabriele vorgcgangen in diesem einen Jahr, und doch wäre cS schwer zu sagen, worin sic eigentlich bestekt. Wie ein dämpfender Schleier liegt cS über ibrer ganzen Erscheinung, die ibre einstige strahlende Frische cingcbiißt bat Der kindliche Frohsinn ist auS Blick und Lächeln verschwunden, uni den feiiigeschiiillciien Mund liegt statt dessen ein leiser Zug von Melancholie, und wenn man tief in die fast übergroßen Augen sicht, begegnet mau darin dem gleichen Ausdruck. Der leichte Wind, der vom Meere herüberstrich, halte der Ruhenden eine eigensinnige
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