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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930413024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893041302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893041302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-13
- Monat1893-04
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Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen.Prei- die 6 gespaltene Petitzelle 20 Pfg. Reclamen unter demRedaction«strich («ge spalten) SOoZ, vor den Familiennachrichle» (6 gespalten) 40 »j. Größere Schristen laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Zifferujatz nach höherem Tarif. Etztra-Beilagen (gesalzt), »ur mit der Morgen-Autgabe, odne Poslbesörderung 60.—, mit Poslbesörderung 70.—. ^nualsmelchluk für Anzeigen: Abeod-Au-gabe: vormittag« 10 Uhr. Margea-Bu-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,0 Uhr. Bei deo Filialen und Annahmestelle» je ein« halb« Stunde früher. A»tki>t« sind stets an dir Srtzetzttt»» zu richte». Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. l87. Donnerstag den 13. April 1893. 87. Jahrgang. politische Lagesscha». * Leipzig, 13. April. Heute ist da- preußische Abgeordnetenhaus in die zweite Lesung der Steuervorlagen eingclreten, welche die mit der Verbesserung dcS Einkommensteuergesetzes angcbahntc rcßc Reform des directen SteuerweseuS zum Abschlüsse ringen sollen. Es bandelt sich bei diesem zweiten Theilc bekanntlich in erster Reihe um die Entlastung der Com- muncn. Ter Staat verzichtet auf die Forterbcbung der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer, sowie der Bergwerks- abzabe zu dem — auch von der Eommission gebilligten — Zwecke, daß diese realsteuerpflichtigcn Objecte stärker, als bisher im Allgemeinen geschehen und zulässig war, zu den Gcmeindelasten herangezogen werden und dadurch die Herabsetzung der Communalzuschläae auf die Einkommensteuer und somit eine Entlastung der Steuerzahler herbeigefüdrt wird. Die Veranlagung der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer wird der Staat im Interesse der Eommunen »ach wie vor wabrnehmcn, die BergwcrkSabgabe soll gänzlich in Wegfall kommen. Der Ausfall der StaatScasse infolge teS Verzichts auf die vier genannten Steucrquellen beträgt rund 102 Millionen Mark, und zwar 75 Millionen Mark Grund- und Gebäudcsteuer, 20 Millionen Mark an Gewerbe- Neuer, 7 Millionen Mark an der Bergwerksabgabe. Den Ersatz für diese Summe soll die StaatScasse finden in dem Mehrcrtrag der Einkommensteuer mit 40 Millionen Mark, ia der Einbehaltung deS biSber gemäß der lex Huene den Communen überwiesenen TheileS der auS dem Ertrage der Iindwirthschastlicken Zölle dem Staate Preußen zussießen- Len, mit 24 Millionen Mark angenommenen Summe, ferner in den auf 3 Millionen Mark veranschlagten Erhebungsgebühren, endlich in einer ErgänzungSskeuer (Vermögenssteuer) mit 35 Millionen Mark. Dieser Ertrag von 35 Millionen Mark soll weder wesentlich erhöht, noch vermindert werden können. Ueber die Art und Weise, in welcher die Commission die Sicherung gegen ein Mehr oder Minder herbeizusübren vorschlägt, wird in einer besonderen Betrachtung über die Vermögenssteuer zu reden sein. Heute bandelt eS sich nur darum, den Grundgedanken der Reform nochmals in Erinnerung zu bringen und auf die Aenderungen hinzuweisen, welche die Commission an dem zuerst zur Be- rathung stehenden »Gesetze, betreffend die Aufhebung diretter Steuern", vorgenommen hat. Dieselben sind nicht sehr erheblich. Der Entwurf sieht di« Rückerstattung der Entschädigungen vor, welche den früher von der Grund steuer freien Grundbesitzern bei der Auferlegung dieser Steuer vom Staate gezahlt wurden. Diese Bestimmung ist, nicht ohne Widerstand seitens einiger Grundbesitzer, beibe- halten worden. Dagegen hat die Commission die Ausnahme von der Rückerstattungspflicht etwas erweitert. Nach der Regierungsvorlage soll die Rückerstattung nicht geboten sein bezüglich derjenigen Güter und Grundstücke, welche nach er folgter Entschädigung durch entgeltliches Rechtsgeschäft, jedoch mir Ausnahme der Fälle der Erbthrilungen und der GutS- überlaffungSverträgc, verkauft worden sind. Dem hat die Eommission hinzugefügt, daß bezüglich derjenigen Güter und Grundstücke, die nach erfolgter Entschädigung durch Schenkung, Vcrmächtniß, in Folge von Erbtheilungen oder GutSüber- lassuna-verträgen in andere Hände übergcgangen sind, die Rückerstattung de« EntschädigungScapitalS zu dem jenigen Bruchtheile ausgeschlossen bleibt, zu welchem der zeitige Eigenthümer weder unmittelbar noch mittelbar Erbe dcS Entschädigten geworden ist. Ziemlich weitgehend ist der Vorschlag der Commission, daß die Frist, bis zu welcher die RückerstattungS-Capitalien getilgt sein müssen, 60'/, Jahr statt 35 Jahre, wie die Regierungsvorlage wollte, betragen soll. ES kommt bei diesen Rückzahlungen eine Summe von nahezu 30 Millionen in Betracht. Im Vordergrund deS politischen internationalen Interesses stebt der Empfang des bulgarischen Ministerpräsi denten Stambulow durch den Kaiser Franz Josef. Der Empfang verliert nicht das Mindeste von seiner Bedeu tung durch die Betonung, daß eS sich nur um eine Privat- audieuz gebandelt bade und daß Stambulow ersucht wurde, im Strasienanzng zu erscheinen. Er bat drciviertel Stunde mit dem Kaiser gesprochen, und daß in dieser Zeit von Bulgarien geredet, daß auch das Berhällniß deS Fürstenikum« zu Rußland bicrbei berührt wurde, braucht nickt ausdrücklich versichert zu werden. Der Empfang bedeutet die Anerkennung der gegen wärtigen staatsrechtlichen Zustände in Bulgarien, und Slam- bulow batte vollkommen reckt, wenn er einem journalistischen Ausfragcr gegenüber mit der Gegenfrage antwortete: «Glauben Sie denn, daß wir nicht so»on genug anerkannt sind?" E- ist die- zugleich eine Entgegnung auf die Bemerkungen der Petersburger Blätter, die anläßlich dcS Empfanges deS Prinzen Ferdinand durch den österreichischen Herrscher meinten, da« Kartenhaus Stambulow'S und deS CoburgcrS werde trotz Allem bald Zusammenstürzen. Nur die „PeterSb. Wjed." schrieb treffend: „Ob der Empfang in Wien intim, herzlich ist oder nicht, die HochzeilSsahrt des CoburgerS kann nicht ohne einen für Rußland ungünstigen Eindruck bleiben. Selbst nüchterne Beobachter ohne vor- gciaßle Feindjeligkeit gegen Rußland können nicht überjehen, daß die große Suite von Anhängern Stambulow'S bis zu einem gewissen Grade ein Beweis der Festigkeit deS gegenwärtigen Regimes in Bul garien ist. Würde Slainbutow täglich davor zittern, die Macht zu verlieren, so hätte er das Fürstenthum nicht verlassen, so sehr er auch der Hochzeit deS CoburgerS beizuwohnen wünichle. Im All- gemeinen müsse sich in Europa die Ansicht sestjetze», das Eodurg- wlambutow'sche Regime sei fester, als Biele bi«her glaubten." Und wenn noch ein Zweifel hieran bestanden hätte, muß er durch die eigenen Worte Stambulow'S widerlegt werden, der einem Mitarbeiter deS Pest er „Nemzel" sagte: „Ich konnte Bulgarien getrost verlassen. Wir haben für die Ausrechthaltung von Ruhe und Ordnung vorgejorgt, die zu stören derzeit in Bulgarien Niemandem beisällt. Seitdem wir mit Panitza eia Ende gcinachl haben, haben wir daheim nicht- zu befürchten, llnsere Fe,„de wissen sehr genau, daß sie die Herbeiführung einer Revolution vergeblich versuchen würden. Ein Angriff von außen könnte zweifellos gefährlich werden. Freilich von Serbien fürchte» wir nichts. Es hat unS im Jahr« 1885 kennen gelernt. Jede internationale Gewaltsamkeit würde «inen europäischen Krieg herausbeschwören unb dann hätten unsere Feinde wahr scheinlich Wichtigere» zu thun, als sich mit u»S zu beschäftigen." Selbstverständlich beschäftigen sich auch die meisten Wiener Blätter mit der Audienz. OsficioS wird, wie schon gemeldet, hervorgehoben, daß der Empfang keine politische Spitze habe, besonders da zwar der Fürst nicht anerkannt, aber die Re gierung nicht angefochten sei. Auch sei Fürst Ferdinand schon dreimal empfangen worden. Andere sagen, die Nichtaner kennung Bulgariens sei nur eine Etiquettenfrage. Die «Neue Fr. Presse" betont, daß der Empfang die Unveränterlichkeit de« Wohlwollens kennzeichne, womit Oesterreich die Entwickelung Bulgarien» und die aus gezeichnete Tbätigkeit Stambulow'S verfolge. Die Stambulow erwiesene Ehre sei jedenfalls harmloser, als der Empfang Zaukow'S in Gatschina. Auch das «Neue Tagblatt" siebt darin hauptsächlich eine persönliche Auszeichnung Stambulow'S. Stambulow selbst sagte mehreren Interviewern: Der Kaiser ist »nS geneigt, weil unser Bestreben auf Frieden und Fort schritt gerichtet ist. Man erkennt unS al» rin Bollwerk der Civilisation an. Damit sind wir zufrieden und fühlen prak tisch wenig, daß unS noch etwa- zur Anerkennung fehlt. Ob übrigen- der Anerkennung ein Einmarsch Rußland- Nach folgen würde, sei zu bezweifeln. Rußland würde ohnehin gern in Bulgarien einmarschircn, wenn eS könnte, aber dadurch müßte sofort die ganze europäische Geographie verschoben werden. Zu den jetzt vielfach in der ungarischen TageSpreffe sich breit machenden alarmmäßia zugespiyten Erörterungen, welche dem Andenken der im LefrriungSkrieae gefallenen ungarischen HonvedS gelten, wird aus Pest geschrieben, eS sei selbstverständlich, daß amtliche Pester Kreise daran durchaus keinen Tbeil haben : diese Erörterungen tragen viel mehr einen lediglich privaten Charakter. Wenn auch der Name Kossutd'S manchmal unterläuft, so könne dock aus da« Aller- bestimmlestc versickert werben, daß dem keinerlei politische Be deutung bcizumessen ist. Die Gefühle der Ungarn für den nunmebr S»jährigen greisen Kossukd sind nur menschlicher Art; sie kamen weniger zum Ausdruck, so lange der Genannte in normalem Lebensalter stand, und gewinnen an Wärme in dem Maße, als Koffuth mit den Iabrcn vorsibreitet. DaS parteipolitische Moment bat mit den menschltcken Empfin dungen der Nation für den uralten Kossutb absolut nichts zu ickaffen: an eine Politik ä In Kossutb denkt die öffentliche Meinung Ungarn- nickt einmal im Traume. Es giebt i» Ungarn absolut keine Revolution-Partei, noch auch RcvolulionSbcstrebungen selbst nur einzelner Personen. Alle Parteien, die extremste Opposition nicht ausgenommen, sind könig-treu und wetteifern niit den Rc- gierung.'parlcien in Lonalitäl für da« in Ungarn einmütbig geliebte unb verehrte Herrscherhaus. Es wäre daher völlig verfehlt, die zeitweise ja recht unerquicklichen Debatten, welche von der extremen Opposition dem Reichstage aufgcnöthigt werden, oder daS mehr geräuschvolle als ernst gemeinte Treiben einzelner chauvinislijcher Schwärmer für baarc Münze zu nehmen. Nach den neuesten telegraphischen Meldungen nimmt bis her die durch die Verwerfung dcS allgemeinen Wahlrechtes in Belgien hervorgerusene Streikbewegung trotz der socialistisck'en Drohungen nickt den von manchen Seiten er warteten Umfang an. Im Monser Kohlenbecken erreicht die Zahl der streikenden Arbeiter allerdings Zehntausend, aber die städtischen Arbeiter versagen dem Generalraih die HcereSsolge. In Brüssel zählt man kaum 1500 AuS- siäntischc, alle größeren Fabriken sind im Betrieb. In den RegicrungSkreisen herrscht keinerlei 'Bcsorgniß. Wie ein große« Brüsseler Blatt klerikaler Richtung wissen will, werden neue Verhandlungen zwischen der Regie rung und den Radicalcn gepflogen; ja es soll bereits eine endgiltigc Verständigung zwischen Beiden ans Grundlage der folgenden Bestimmungen zu Stande gekommen sein: Ein fache Stimmenabgabe für alle Bürger im Aller von über 25 Jahren, doppelte- Botum für die Grundcigen- tbümer mit einem Katastral - Einkommen von wenigstens 70 Franc« oder mit einer persönlichen Steuer-Belastung von 5 Franc-, doppelte« Botum für die CapacitäkS- Däbler und dreifache- Botum für Diejenigen, welche die obigen drei Erfordernisse in sich ver einigen. Diese Formel würde die Zahl der Wahlberechtigten auf 1 200 000 erhöhen, wozu denn noch weitere 800 000 Stimmen träten, welche durch da« zwei- und dreifache Volum geschaffen würden. Es ist abzuwarten, ob die versiebende Mittbeilung Bestätigung findet. Sicher ist, daß die Regierung augenblicklich sebr eifrig mit der äußersten Linken verhandelt; ob jedoch diese« Vorgehen, wie optimistische Gemüthcr in der letzten Zeit wiederholt behaupteten, die nabe glückliche Lösung der gegenwärtigen Krisis bedeutet, da« bleibt vorläufig abzu warten. Jedenfalls ist die Frage der BerfassungSrevision auS ihrem bisherigen Zustande ödester Langeweile mit einem Male wieder m ein interessantere- Stadium gerückt, welches ihr von Neuem den Anspruch auf ausmerksamc Beachtung auch im AuSlande verleiht, und da« Interessante der jetzigen Situation wird noch dadurch erhöbt, daß mit der zunehmen den Gewißheit von der Ablehnung de« allgemeinen Wahl rechts die Aufregung der Arbeiter — scheinbar wenigsten« — eine immer größere, ihre Drohungen immer wildere und leidenschaftlichere werden. Sind diese Drohungen auch nicht allzu tragisch aufzufassen, so darf doch nicht übersehen werden, daß in der letzten Zeit wiederholt nicht unbedeutende Streiks in Belgien auSgebrochen sind, und daß die nabe Maifeier leicht die Veranlassung zu ernsten Unruhen oder Ausschreitungen werden könnte, wenn inzwischen da« allgemeine Wahlrecht endgiltig von den Kammern verworfen worden sein sollte. Ganz Madrid, nicht ausgeschlossen die jetzt verbündeten Gruppen der republikanischen Partei, ist empört über eine Rede, die der bekannte spanische Rcvolutionair D. Manuel Zorrilla in Paris bei einem Festmabl gehalten hat. daS leine französische» und amerikanischen Freunde ibm zu Ehre» veranstalteten. Zorrilla sprach nämlich die bedeutungsvollen Worte: „Ihr mögel nun sagen, daß die spanische Mo narchie nickt zum Dreibünde geböre, und daß sie niemals zu ibm gehören werbe; aber an dem Tage, an dem Ihr (Franzosen) die erste Schlacht verlieren würdet, würde "aS zur Beobachtung rer Pyrenäen ausgestellte spanische He- in Frankreich einsallcn. Ihr dürft nickt vergessen, ds' die Pvrcnäcn die am schwächsten befestigte Grenzlinie bilde' Ter Sturm der Entrüstung, den diese Worte besonder« - der spanischen Colonic in Paris hcrvorgeruscn haben, ist unbeschreiblich. Zorrilla, der jede engere Fühlung mit seinem Balerlanre verloren zu haben scheint, hat, wie di« Madrider Blätter einstimmig hervorheben, der spanischen Ritterlichkeit einen namenlosen, unsühnbarcn Schimpf zngesügt, indem er al- Thatsache binsiellte, daß die spanische Nation ein besiegte« Land hinterrücks überfallen würbe. Die allgemeine Entrüstung ist um so größer, als Zorrilla die Franzosen selbst auf die Schwäche ibrer Grenze binwies und sie gewissermaßen auffortcrte, neue Grenz befestigungen vorzunebmen. Diese Handlungsweise Zorrilla'«, so ruft der «Imparcial" auS, ist nicht mehr Unvernunft, sondern ein Verbrechen an der Nation. Mit dem Eintritt der milderen Jahreszeit beginnt eS auf den mittelasiatischen Hochplateaux lebendig zu werden. Russische Stimmen signalisiren Bewegungen der englischen Vorposten und vico versa. Thatsache ist, daß die Engländer die Stellung der Russen auf dem P amir von beiden ' Seiten zu flankiren suchen, während die Russen den Afghanen immer näher aus den Leib rücken. Soeben nach Calcutta gelangte Meldungen auS Labore besagen, daß die russischen Posten am Mnrgbab gegen Wakban im Verrücken begriffen sind und daß der afghanische BcfeklSbaber des Kila^Panjab-FortS von ibnen zur Uebergabe ausgcfortert ist. Man besorgt da« uniiiittelbare Bcvorstchen eines bewaffneten ConslictS zwischen beiten Thcilen. Deutsche- Reich. Li Verltn, 12. April. In der «Germania" wird behauptet, der nativnaUiberalc ReicbSlagSabgcordnete Schneider- Hamm habe sich in einer Bersammlung zu Soest für die Annahme der ganzen uneingeschränkten Militairvorlage ausgesprochen. Wie wir zuverlässig erfahren, ist diese An gabe unrichtig. Herr Schneider bat sich im Allgemeinen für eine Verständigung ausgesprochen, ohne die genaue Grenzlinie einer solchen anzugcben, wozu in der augenblick lichen Situation auch kciiicrlci Anlaß und Zweck vorlicgt. Es ist überhaupt lächerlich, bei jeder von einer national ge sinnten Bersammlung beschlossenen Resolution zu Gunsten einer Verständigung in der Miliiairfrage eine Erklärung »ür diese oder jene Einrclbcit berauölcsen zu wvllcn. In diesen Kreisen wird eben auf da« Zustandekommen einer Vereinbarung über diese grundlegende vaterländische Frage der Nachdruck gelegt; genaue Grenzlinien zu zieben, ist nicht Sache großer BolkS- und Wäblcrversammlungen. — An Stelle dcS auS dem Ab- acordnctcnbause auSgeschicdencu Herrn Franke sollen für seine verschiedenen parlamentarischen Functionen folgende Mitglieder der »ationallibcralcn Fraction vorgcschlagen wer ten: Als Vorsitzender der Budget-Cvmmission Abg. Simon, als Mitglied der Budget-Commission Abg. I)r. Sattler, als Quästor Abg. Dr. Sattler, als Mitglied de« Senioren- convcntS Abg. Seysfardt. * Berlin, 12. April. Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Dieder neuen Anleihe seiten- deS Publicum« zu Theil gewordene Aufnahme wird genügend durch die eine Thatsache charaktcrisirt, daß der Aiileiheoetrag allein in Berlin eine Feuillet-n. krimula ver!s. 10s Erzählung von A. Brüning. RaSdnick »erdeten. (Fortsetzung.) Er schritt der kleinen Gesellschaft voran die Stufen zur Veranda hinauf und öffnete die Tbüre de- Gartensaales. Dann reichte er Gabriele den Arm und führte sie zu einem geöffneten Carton, au- welchem ihr ein entzückende« Ensemble von rosa Tüllwolken und Moo-roscngcwindcn cntgegcnschimmerte. Die junge Frau wußte ersichtlich nicht, was sie darau- machen sollte; sie blickte unsicher auf die Herrlichkeit, während Gerda mit einer Miene unverkennbaren Triumphe- danebenstand. «Die schön!" kam e» endlich von ihren Lippen. „Aber ich weiß noch nicht — Du mußt mir erklären, Manfred, wa- eS sein soll! „Wa» eS sein soll? nun, natürlich, ein DornröSchen- cosiüm zu den lebenden Bildern!" platzte nun Gerda, die nicht «cbr länger an sich halten konnte, heran«. „Und da- ist mein Werk!" setzte sie voll Selbstgefühl hinzu, „Sir waren ja so unzugänglich in diesem Puncl, da beschloß ich, ein kait »ecomstli zu schassen: ich steckte mich hinter Herrn Blanden, und er war liebenswürdig genug, auf nieine Idee emzugehen." Tie junge Freu war unter ihren bastig hrrvoraesprudelten Worten jäh erblaßt, über ihre feingeschwungenen Brauen legte sich zum ersten Mal rin Schatten be« Unmuthe-, al- sie, zu ibrem Gatten ausblickend, fragte: „Ist das wahr, Manfred/" Der Gut-Herr legte liebevoll den Arm um ibre Gestalt. «In der That, liebe« Herz, Fräulein Gerda bat so sehr, und ihre Idee, unser Fest mit „Dornröschen- Erwachen" zu eröffnen, ist wirklich auf die Situation paffend, daß ich nicht widerstehen konnte, zumal sie mir überzeugend au-rinandersetzte, biß Du nur meinetwegen, au-Rücksicht auf meine Angst um Deine Gesuntbeit, Deine Mitwirkung bei den lebenden Bildern glaubtest versagen zu müssen. Da habe ick denn in der Hoffnung. Dir eine Freud« zu machen, in aller Stille zwei Costümc an der Residenz verschrieben, eine« für Dich und hier ein zweite- für Gert", er deutete auf einen anderen, gleichfalls geöffneten Carton, in welchem ein au« braunem Sammet und Goldstoff zusammengesetzter Ritteranzug lag — „r- thäte mir von Herzen leid, wenn mein Geschenk Dir eine unliebsame Ueberraschung bereiten sollte." Gabriele rang mit der veinlicksten Verlegenheit. Durch ihre gesenkten Lider hindurch fühlte sie Gert'- Blick fest und finster auf sich gerichtet, al- ob er sie in einem Banne halten wollte. Sie la-, obwohl sie ihn nicht ansah, instinctiv die grollende Frage darin, ob sie auch jetzt noch den Muth haben werde, die Rolle abzulrbnen. Sie begriff die Notb- wendigkeit, sich zu fassen und der nunmehrigen Wendung der Dinge gegenüber gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Dennoch konnte sie zu keinem Entschluß kommen. Ein paar Mal öffneten sich, während Manfred sprach, ihre Lippen, wie wenn sie ibn unterbrechen wollte, ebne daß sic doch ein Wort bervorbrachte. Der Kampf, den er in ihren Zügen lag, reizte Gert, und plötzlich wandte er, der bisher den jchweigenden Zu schauer gespielt, sich zu dem Gut-Herrn und sagte, scheinbar ge lassen. aber mit eigenthümlick metallischer Schärfe: „Vielleicht ist eS weniger die Rolle als der Partner, welcher der gnädigen Frau nickt convenirt — Du würdest wahrscheinlich mehr Glück mit Deinem Geschenk haben, Onkel Manfred, wenn z. B. Du selbst den Prinzen übernehmen wolltest. E- bedarf wobl keiner Ver sicherung, daß ich jeden Augenblick bereit bin, zurückzutreten." Eine Purpurwelle ergoß sich bei diesem unvermutheten Au«sall über Gabrielen- Antlitz, während Manfred, der den Sprecher einen Augenblick voll Erstaunen angesebcn, in ein berzliche« Lacken auSbrack. „Nein, mein lieber Junge, davon kann Wohl keine Rede sein! Ich bin Dir für Deinen lovalen Borschlag sebr verbunden, aber eS ist doch besser, die Rolle bleibt in Tein n Händen: zu einem Märchenprinzen würde ick mich, glaub' i l>, herzlich wenig qualificiren!" E« Nang trotz de- humorvollen Tone-, in welchem die Worte gesprochen wurden, doch etwa« wie ein Anflug wehmüthigrr Resignation hindurch. Wie um dieselbe gewaltsam abzuschütteln, fuhr er, sich an seine Frau wendend, gleich wieder scherzend fort: „Siebst Tu nun, wa- Du mit Deinem Widerstreben angrrichtrt hast, Kind? Drin prinzlicher Partner fühlt sich dadurch beleidigt, »nd um seiner allzuempfiodlichen Hobest seinen Irrthum zu beweisen, wird Dir nun nickt- Andere- übrig bleiben, als schleunigste Capitulation." Die junge Fra» batte sich inzwischen gefaßt. Sie hob den gesenkten Kopf und sagte mit kvbler Höflichkeit: ,<Herr von Waldau hat durchaus keinen Grund, mein anfäng liche« Widerstreben gegen die Dornrö-ckenrollc auf Rechnung seiner Partnerschaft zu setzen. Es entsprang lediglich der Bcsorgniß, Du möchtest meine Mitwirkung bei den lebenden Bildern au- Gesundheitsrücksichten nicht gerne jeden und eS überdies nicht passend erachten, daß die Hausfrau sich in solcher Weise der Sorge für ihre Gäste entziehe. Nun ich mich indeß von der Grundlosigkeit dieser Furcht überzeugt Habe, bin ick zur Uebernabmc der mir zugedachten Rolle gern bereit und danke Dir herzlich für Deine Ausmcrksamkeit, mich gleich mit dem fertigen Costüm zu überraschen." Bei den letzten Worten batte ihre Stimme einen warmen Kling gewonnen. Sie streckte Manfred die Hand hin und sah ihn, dabei so innig um Verzeihung bittend in die Augen, daß Gert'- Erbitterung wieder neue Nahrung erbielt, wäbrcnd Gerda, dir, nicht wenig betreten über die unvorhergcscbcnc. peinliche Wirkung ihrer Ueberraschung, bib-cr mit einer wahren Armensündermiene zur Seite gestanden, sich dadurch sehr erleichtert fühlte. Sie näherte sich jetzt leise der jungen Frau und von hinten die Arme »m deren Nacken schlingend, flüsterte sie ihr bittend in- Obr: „Nicht böse sein, liebste Gabriele, ich habe mir wabrbaftig nicht- Böse- dabei gedacht." „DaS habe ick auch keinen Augenblick von Ibnen vermulbcl", entgegnen Gabriele. „Wie sollt' ick Ihnen also böse sein? Ueberdie« beruhte ja mein Verhalten in dieser Angelegenbeit nur aus einem Mißverständniß, daS fick nun vollkommen be friedigend aufgeklärt hat." Sie zwang sich in dem Bestreben, den Eindruck der vorbergegangenen Scene zu verwischen, zu möglichster Unbefangenheit und gab dadurch Gerda allsogleich ihre froh« Laune zurück. Mit einem schelmischen „Darf ich?" machte sie sich voll eckt mädchenhafter Neugier über den Carton und nahm unter fortwährenden Ausrufen de- Ent rücken- die einzelnen Stücke de- DornröSchen-Costüm- heran-. ES konnte in der That für da» vollkommene Ideal einr« MädcbengewandtS gelten und mußte selbst die kühnste Pbantasie befriedigen Gerda war ganz außer sich, und auch Gabriele hätte kein Weib sein müssen, wenn die Aussicht, sich in solcher Weise schmücken zu dllrfcn.ihr nicht gewisse freudige Genngthuung erweckt hätte. Freilich verdrängte der Gedanke an die Pein liche Situation, in welche die TornröSchenrirüe sic versetzte, diese« Gefühl schon im nächsten Augenblick, und ließ ihr Herz wieder bang und beklommen schlagen wie zuvor. Mit wahrer Erleichterung begrüßte sie Gerda'« stürmische Bitte, sogleich im Toilettenzimmcr unter ihrer Assistenz Anprobe zu halten, und ließ sich obnc Widerrede von ihrer darob ganz in Ekstase versetzten jungen Freundin dorthin entführen. * * * Der Abend des Festes war gekommen. Wäbrcnd der letzten Tage vorher batte zwischen der jungen HauSsran und ihrem Gaste wieder die frühere, gewitterschwüle Stimmung geherrscht, und zwar in womöglich noch höherem Grate als zuvor. Wie in stillschweigender Uebereinkunst wichen sie sich seit der Scene im Gartcnsaale soviel wie möglich c»,S, und während der Stunden notbgedrungenen Beisammenseins begegneten sic ein ander mit jener eisigen Höflichkeit, welche so oft den Deckmantel von Groll und Leiden bilden muß. lim so mehr hatte sich Gert mit Fräulein von Cantow beschäftigt, wozu ibm die täg lichen Proben zu den lebenden Bildern reichliche Gelegenheit boten. — Gabriele glaubte nicht mebr zweifeln zu tonnen, daß die Beiden den seltsamen Gleichklang ihrer Namen, der ihnen schon zu manchem Scherz, Gelegenheit geboten, in nicht zu ferner Zeit auch auf die Herze» auSdcbncn würden. Wenn sie diese Entwickelung nur batte beschleunigen können. Je näher aber der Abend kam, um so banger und be klommener schlug ihr Herz. Den Tag über batten die zahl reichen Anforderungen de« Feste- sie kauni zum Nachdenken kommen lassen; nun aber waren auch die letzten Zurüslungen beendet: Park »nd Tanzplatz harrten nur de« AnziintcnS der geschickt vertbeiltcn Lampion«, um wie ein Märchen auS >001 Nackt in feenhaftem Glanz zu erstrahlen. Tic Festtafel auf der Terrasse prangte in reichstem Blumenschmuck, und unten am MeereSuser lagen die FeuerwerkSkörper bereit, um unter sachkundiger Hand dem Fest zu einem brillanten Sckluß- effrct zu verhelfen. Drinnen im Hause war gleichfalls Alle- aufs Beste geordnet. Der gänzlich auSgcräuntte und mit Hilfe üppiger Pflanzeiigruppen geschmackvoll deccrirte Gartensaal war in rin Tbeater verwandelt worden, wozu er sich vermöge
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