Belgien - Rassenfosse - Meunier 49 beweglichen Phantasie und ein flotter Zeich ner. Gern gewinnt er den Dingen eine heitere Seite ab, liebt gelegentlich auch einen derben Witz, aber er versteht auch ernste Gegenstände mit Würde zu behandeln und schildert mit gleichem Geschick Menschen der Gegenwart wie liebe Märchengestalten und historische Persönlichkeiten (Abb. 45). e) Belgien Ungefähr um die gleiche Zeit wie in Eng land, nämlich im Jahre 1894, fand die Plakatbewegung auch in Belgien Eingang. Crespin und der bereits 1897 verstorbene Tupck, die sich meist zu gemeinsamem Schaf fen verbanden, gelten als die hauptsächlich sten Anreger. Ihre Werke, die zum Teil den Einfluß der Grassetschen Richtung zeigen, bezeichnen bereits deutlich die Bahn, die die belgische Plakatmalerei Anschlägen sollte. Die freie malerische Richtung, wie sie in Frankreich vorherrscht, ist hier nur selten zu finden; vielmehr ist ein feierlicher Stilismus, der mit Erfolg starke Wirkungen anstrebt, das charakteristische Kenn zeichen der belgischen Plakatkunst. Die allegorische Idealfigur und die vornehme Dame nehmen in ihr die Stellung der lustigen Grisette ein, die in den Pariser Affichen eine so große Nolle spielt. Selbst Armand Rassenfosse, dessen hier abgebildete Arbeit (Abb. 46) ihn als Schüler von Rops kennzeichnet, ist in den meisten seiner Plakate höchst wohl anständig, dabei übrigens lebensvoll und von feinem koloristischen Geschmack. Er gehört der Lütticher Künstlergruppe an, aus der noch zwei andere bedeutende Plakatisten hervorgegangen sind: August Donnay und E. Berchmanns. Be sonders der letztere nahm in der zeitge nössischen Plakatkunst eine hervorragende Stellung ein, seine farbenschönen Werke haben den großen Stil des Fresko und wahrhaft monumentale Wirkung. Noch stärkere Effekte erzielte allerdings der Brüsseler Henri Meunier, ein Neffe des großen Malerbildhauers Eonftantin Meunier, der durch breite, leuchtende Farbenflächen und starke Vereinfachung der Zeichnung einen großen, wuchtigen Eindruck Hervorrust. Mit diesem ver bindet sich freilich nicht immer eine so echte und tiefe Stimmung wie in dem Blatte für das Kasino Blankenberghe, der Darstellung des alten Schiffers, der nach getaner Arbeit ausruht und zu dem glänzend erleuchteten Kasinogebäude hin- W. v. Zur Westen, Reklamekunst Abb. 4S. John Hassall: Plakat für »rbe VVilcl stadbit» (Zu Seite 49) 4