DIE REKLAMEKUNST VON 1820 BIS ZUM BEGINN DER PLAKATBEWEGUNG Stilwandlung in der Reklamekunst. Die Lithographie as 18. Jahrhundert war eine gute Zeit für die Gebrauchsgraphik, quantitativ wie qualitativ. Die Menschen jener Zeit, in ihrer großen Mehrzahl ohne aktiven Anteil am politischen Treiben, hatten eine lebhafte Freude an kleinen, zierlichen Dingen, die etwas Abwechslung in das Einerlei des Lebens brachten, es geschmackvoll verschönten. Man sandte sich zu Neujahr sinnige kolorierte Kupferstiche mit gefühlvollen Versen und zum Teil sogar mit beweglichen Fi guren; manver- sahseineBesuchs- karten mit erlese nem Schmuck; zu vornehmen Festen luden nicht minder vornehm ausgestatt eteEin- ladungen; Biblio theksansichten und Allegorien zierten die Exli bris, und selbst die Notare kleb ten auf die von ihnen aufge- /^cHjiommenen Ur- ^fiJsunden in Kupfer Bild 246. J. A. Klein, Glückwunschkarte mit Darstellung von Plakaten. Radierung J829 [Sammlung v. Zur Westen] gestochene Sig nete mit allerlei symbolischen Darstellungen von Recht und Gerechtigkeit. Auch die Ge schäftskarten profitierten, wie wir gesehen haben, von dieser Neigung der Zeit; soweit sie nicht Kunstwerke ersten Ranges waren, wie ein Teil der französischen Erzeugnisse, wurde wenigstens eine anständige Durch schnittshöhe gehalten. Mit der Jahrhundertwende hört das alles bei nahe unvermittelt auf. Der schwere Druck unaufhörlicher Kriege, der mehr als zwei Jahrzehnte lang auf Europa lastete und seinem Wohlstände schwere Wunden schlug, ertötete die Freude der Menschen an diesen kleinen Niedlichkeiten und nahm ihnen vielfach auch die geldliche Mög lichkeit, sie sich zu beschaffen. Da gespart werden mußte, wurde zunächst an den Erzeugnissen gespart, die verfeinerten Luxusbedürfnissen dienten und daher noch am leichtesten entbehrt werden konnten. Besuchskarten, Exlibris, Notariatssignete verschwanden völlig; die Glückwunschkarte, die