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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950111029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895011102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895011102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-11
- Monat1895-01
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Stadtverordnete» hierfür Meinen aufrichtigen Da»! au-zusprechen. Eern werde ich auch in Zutanft die Tbäliakeit der Stadtverordneten bei der Verwaltung des großen Gemeinwesens, weichem jetzt wieder durch die Erweiterung Le« städtischen Weichbildes rin erheblicher Zuwachs bevorsteht. mit Meinen! lebhastrn Interesse begleiten und allen auf eine gesunde Fortentwickelung Berlins gerichteten Be. strebungen Meine fördernde Unterstützung zuwenden. Neues Palais, den 7. Januar 1895. gez. Wilhelm k." Au die Stadtverordneten zu Berlin. — Dem Kaiser auf offener Straße (auf dem Wege vom Mausoleum in Charlottrnburg nach Berlin) Beleidigungen ins Gesicht geschleudert zu haben, wird ein Nixdorfer Töpfer Namens Schindler beschuldigt. Er ist verhaftet worden. — Der Besuch des Fürsten Hohenlohe bei dem Fürsten Bismarck ist, den „M. N. N." zufolge, bis nach der Eröffnung des preußischen Landtages verschoben worden. Nachträglich erfährt dasselbe Blatt, daß der Kaiser dem Fürsten Bismarck zum Weihnachtsfest einen gläsernen Pokal mit silbernen Reifen übersandte. — In der heute abgehaltenen Sitzung des Bundes- ratbS wurde mitgetheilt, daß der württembergische Kriegs minister Generallieutenant Freiherr Schott von Schotten stein durch den König von Württemberg zum BundeSrathS- Bevollmächtigten, und daß Ministerialrats» Halley zum ständigen Kommissar der Landesverwaltung von Elsaß- Lothringen beim BundeSrath ernannt worden ist. Der «Äesetzentwurf über die Geb Ludest euer für Elsaß- Lothringen wurde dem dritten und zehnten Ausschuß überwiesen, die Denkschrift über die Entwickelung deS Schutz gebietes Togo zur Kenntniß genommen und der Entwurf einer Verordnung wegen völligen Inkrafttretens der Be stimmungen über die Sonntagsruhe dem vierten Ausschuß überwiesen. — Um den in häuslichen Betrieben mit Plüschweberei sich beschäftigenden Einwohnern deS Fleckens Zinna, welche in Folge Ausbleibens von Aufträgen schon seit längerer Zeit ohne Verdienst und deshalb in Noth geratben sind, Gelegen heit zu lohnender Beschäftigung zu verschaffen, hat der Land- wirthschaflsminister die Veranstaltung umfangreicher Wege rc.- Arbeiten in der Obersörsterei Zinna angeordnet. Der Regie rung zu Potsdam sind zu diesem Zwecke erhebliche Geldmittel zur Verfügung gestellt worden. — Zu der Meldung, der Staatsrath werde zur Be ratung der Agrarfrage einberufen werden, bemerken die „Berl. N. N": „Wir würden einen solchen Entschluß schon deshalb mit ungetheilter Befriedigung begrüßen, weil er Gelegenheit böte, die unschätzbare Weisheit und ungebrochene Arbeitskraft deS Fürsten Bismarck in amtlicher Form wieder für das Vaterland nutzbar zu machen. Fürst Bismarck gekört durch königliche Berufung dem Staatsrath bekanntlich seit dem Sommer 1854 an, ist also wohl das älteste Mit glied desselben, wenngleich sein Name merkwürdiger Weise im Preußischen StaatShandbuch nicht aufgeführt ist". — Die „Boss. Ztg" meldet: „Das Herrenhaus wird sich bald nach der Eröffnung mit einem neuen Vereins aesetz zu beschäftigen baben, das in seinen Hauptzügen als Entwurf bereits vollendet ist." Die Nachricht bedarf der Bestätigung. — Die Bevollmächtigten zum BundeSrath, bayerischer Miiiisterial» rath v. Geiger und sachsen-meiningenscher StaatSminister vr. v. Heim sind hier angelommen. — Der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, welcher mit seiner Gemahlin am 8. d. M. eine Reife nach Ceylon angetreten hat, wird, dem „Rostocker Anzeiger" zufolge, im Mai zurückkehren. — Der anhaltische Staatsminister und Bevollmächtigte zum Bundesrath vr. v. Koseritz ist hier eingetroffen. — Die Stadtverordneten.Versammlung widmete ihre gestrige erste Sitzung im neuen Jabre vorzugsweise der Neubildung idrrs Vorstandes und den üblichen geschäftlichen Maßnahmen. Zum Vorsteher wurde einstimmig der Stadtverordnete vr. Langerhans wirdergewählt. Q Schmalkalden, 10. Januar. In unserem ReichStagS- wahltreise haben neuerdings die Antisemiten und kurhessischen Feudalen die Candidatur v. Alvensleben fallen lassen und sich auf den christlich-socialen Pastor Jskraut vereinigt. Von Seiten der gemäßigten Parteien ist der Afrikareisende Vr. PeterS in Aussicht genommen, dessen Wahl dem Reichs tag eine wertbvolle colonialpolitische Kraft zuführen würde. Q tzlörliy, lo. Januar. Hier fand am 7. Januar Abends eine Versammlung des nationalliberalen Wahlvereins für Görlitz-Lauban statt, in welcher Abg. von Schenckendorff über die letzte Session deS Landtags Bericht erstattete und über die gegenwärtige politische Lage sprach. Daran schloß sich ein zahlreich besuchter Bennigsen-EommerS zur nach träglichen Feier von dessen siebzigstem Geburtstag. * München, 10. Januar. Dem katholischen Lehrer verein, der sich lange Zeit vergeblich bemühte, die An erkennung nach dem Gesetze vom 29. April 1869 zu erhalten, wurden unterm 2. d. M. vom lönigl. Landgerichte München I die Rechte eines „anerkannten Vereins" verliehen. — In der Erzdiöcese München-Freising wird Heuer zum ersten Mal das Fest der Erscheinung der Jungfrau Maria in Lourdes (11. Februar) kirchlich begangen werden. Oesterreich -Ungar«. * Wien» 10. Januar. Heute wurden die Landtage für strien, Triest und Dalmatien unter Kundgebungen der oyalität für den Kaiser eröffnet. Im Trirster Landtage erklärte der Landeshauptmann, wenn auch die Beschlüsse deS Landtage- von einzelnen Ministerien nicht günstig aufgrnoinmen würden, würde der Landtag doch fortfahren, die Interessen der Stadt und der Provinz auf dem Wege des Fortschrittes zu vrrtheidigrn, di« Fahne der Nationalität und der Autonomie hochzuhalte» und Vertrauens- voll auf die Gerechtigkeit und väterliche Liebe des Herrschers zu blicken. * Prst, 10. Januar. Wie die „Budapester Correspon- denz" meldet, theilte Gras Khuen-Hedervary in seiner heutigen Privataudienz dem Könige mit, er könne den Anf- trag. ein Eabinet zu bilden, nicht übernehmen, weil er keine Hoffnung habe, eine Regierung zu bilden, welche außer der Durchführung der kirchenpolitischen Gesetze Positives zu schaffen vermöchte. Heute Nachmittag wurde Kolonial« Szrll vom Könige empfangen. I. Pest, 10. Januar. (Wiederholt.) Die Ministerkrise endigt mit dein Siege der liberalen Partei. Morgen wird der Präsident des Abgeordnetenhauses, Baron Banffy, vom Kaiser den Auftrag zurEabinetsbildung auf Grundlage deS liberalen Programms erhalten. (Wie dagegen der „Kr.-Ztg." auS Wien, 10. Januar, gemeldet wird, sei beabsichtigt, ein UebergangSministerium zu bilden, um die Verlängerung deS BudgetprovisoriumS zu erwirken. Außerdem verlautet, der König werde Kolomann Szell mit der Bildung deS CabinetS beauftragt haben und Szell habe sich bis morgen Bedenkzeit erbeten. D. Red.) Frankreich. * Paris, 10. Januar. Der Präsident der Republik gab beute dem diplomatischen Corps ein Festmahl. Zur Linken der Gemahlin deS Präsidenten saß der deutsche Botschafter Graf Münster, zur Rechten der Nuntiuö Ferrata. Auf daö Festmahl folgte ein glänzender Empfang. * Paris, 10. Januar. Deputirtenkammer. (Schluß.) Hadert brachte einen Antrag auf Amnestie für alle politischen Vergeben ein, der von dem Ministerpräsidenten be kämpft wurde. Die von Habert beantragte Dringlichkeit wurde mit 345 gegen 167 Stimmen abgelehnt. Der Deputirle d'Hu zu es (Rechte) interpellirte die Regierung wegen der Wahlfälschungen in Toulouse. Juslizminister Gucrin erwiderte, es sei eine gerichtliche Untersuchung eröffnet worden. Nachdem die von dem Minister beantragte einfache Tagesordnung mit 336 gegen 164 Stimmen ge nehmigt worden war, vertagte sich die Kammer auf morgen. * Paris, 10. Januar. Der Vertbeidiger des Hanpt- mannS DreyfuS soll von der Familie des Vernrtheilt-n ein Entgelt von 100 000 Francs erhallen haben. (B. L -A ) * Paris, 10. Januar. Das „Journal des Dubais" bringt einen Artikel gegen den Kriegsminister, daS Jahr 1894 sei militairisch ein verlorenes gewesen. Mercier habe, statt Reformen auSzuführen, die nationale Vertheidigung desorganisirt. DaS Vertrauen, mit welchem Mercier begrüßt wurde, sei einem allgemeinen Mißtrauen und einer feindseligen Stimmung gewichen. Andere Blätter nehmen das Gerücht von dem baldigen Rücktritt Mercier- wieder auf, der daS Eommando des 6. Corps an der Ostgrenze zu übernehmen wünscht. General Chanoine würde das Kriegs- Ministerium übernehmen. Belgien. * Brussel, 10. Januar. Die Regierung kann erklären, alle Unterzeichner der Berliner Congo-Acte hätten grund sätzlich der Abtretung des Congostaates an Belgien zu ge stimmt. Dagegen will die „Jndependance beige" auö bester Quelle erfahren haben, bis jetzt hätten durchaus keine Verhandlungen mitFrankreich stattgchabt; die französische Regie rung sei der Abtretung nicht feindlich; sie muffe jedoch einen sehr genauen Vertrag erhalten, um die Wahrung -es fran zösischen Vorrechtes an die afrikanischen Besitzungen für die Zukunft zu sichern. Die NcutralitätSfrage andererseits ver ursacht gewisse Bedenken in diplomatischen Kreisen. Klerikale Blätter fahren fort, heftig die Abtretung zu bekämpfen, namentlich der „Patriote" und der „Courrier de Bruxelles", beides Organe der Aeußersten Rechten. * Brüssel, 10. Januar. Sämmtliche öffentlichen Spiel häuser, deren Zahl sich in letzter Zeit erheblich vermehrt hatte, wurden heute Abend polizeilich geschlossen. Schweiz. * Bern» 10. Januar. Ter Große Rath nahm mit großer Mehrheit das Straßenbahn»Gefetz an mit dem Grundsatz, daß der Staatsbetrieb keinen Gewinn abwerfen, daß aber der Reinertrag ausschließlich zur Verbesserung des Betriebes und für den Unter halt der Bahn verwendet werden solle. Italien. * Neapel, 10.Januar. Die Civiltranung der Tochter deS Ministerpräsidenten Crispi mit dem Fürsten Lingua Gloffa fand heute Nachmittag 5, Uhr statt. Die Trauung vollzog der Bürgermeister Delpezzo. Außer den Eltern waren die Minister Saracco, Blanc und Baccelli, der Unterstaats eine unbezwingliche Neugierde hatte sie in- Zimmer getrieben, etwas zu erfahren. Fräulein Teffa van Wimpen wurde zum erstenmal zum Be such erwartet. In diesem Brief theilte sie, Marieken wußte es, den Tag ihrer Ankunft mit. „Sunst niks, Frn Pastorn?!" setzte Marieken an. „Ne, ne, Marieken! Und nu spo di ok man! Dat ward Tid!" gab die Pastorin halb zerstreut, halb gelangweilt durch Marieken'- Herumstehen zurück. Sie kannte ihre HauSgenossin und deren Fehler. Die Pastorin erwartete beute die Schwester des Guts herrn von Horst, die Gräfin Eleonore. Auch der Graf Adam batte versprochen, zu erscheinen und mit dem Pastor ein paar Stunden zu plaudern und nach dem Abendessen eine Pfeife zu rauchen. Es beschäftigte die Frau Pastorin dieser Besuch jetzt aus schließlich, obschon sie durchaus nicht nöthig hatte, deswegen große Umstände zu machen. Sie und der Graf kannten sich schon von Kindesbeinen an. Er nannte sie fast nie anders, als kleine Frau Betty und sie ihn Graf Adam. „Na, kleine Frau Betty HalbertS? Haben die Hühner nun endlich eingesehen, was sie Ihnen beim Eierlegen schuldig sind?" So und ähnlich redete und spaßte er. Als die Frau Pastorin sich nach Marieken'S F»rtgang eben nebenan ins Speisezimmer begeben wollte, trat von der anderen Seite des Flures auS seinem Arbeitszimmer, die unvermeidliche, säuerlich riechende Pfeife im Munde, der Pastor ins Gemach. Er trug einen sehr langen, offenen Schlafrock und sab wie ein magerer Universität-Professor auS. Eine silberne Brille saß ihm auf der Nase, eine stählerne Uhrkette blitzte auf der schwarzen Weste; den Hals schnürte ein mehrfach gewundenes, weißeS Leinenhalstuch ein, auS dem kleine Dater- mörberspitzen hervorsahen. „Wie, bist du schon zurück, HalbertS?" fragte die Frau Pastor. Er hieß eigentlich PompejuS; aber dazu konnte sich Betty HalbertS nicht verstehen. Da- klang lächerlich. So nannte sie ihn allzeit Halber»«. ,^9a, ja —", entgegnete der Pastor mit seiner tiefen Kehlstimme und machte große, nickt sehr kluge Augen unter der Brille. „Ist denn etwas von Teffa gekommen! Danach wsllte ich fragen!" „Ja, hier ist der Brief! Ganz netter Brief! Eigen- thümlich ist sie ja nun mal." Dabei überreichte sie ibrem Mann das bereits in den Schreibtisch geschobene Schreiben. „Bitte, lies mal vor, Betty!" hob der Pastor, in den Taschen suchend an. „Ick babe meine Lesebrille nicht bei mir." Die Pastorin aber schüttelte den Kopf. Sie wollte inS Eßzimmer und den Tisck decken. „Ne, bitte, nimm ihn mit, HalbertS! Ich muß ans Abendessen denken." Sie wartete auch seine Antwort nicht ab, sondern ver schwand nebenan. Infolge dessen betrat PompejuS den eben verlassenen Flur. Es war ein großer, weißgekalkter, mit blitzenden Schränken besetzter Raum. Auch eine Anzahl kleiner Bilder, Ausschnitte aus illustrirten Werken, hingen in schwarzen Rahmen an der Wand. Alle trugen zwar gelbe oder braune Landkarten grenzlinien gleichende Spuren der Zeit, aber sic nahmen sich doch sehr freundlich aus. Ueberhaupt WarS ein ideales PastorbauS. Draußen standen zwei Linden, die es beschatteten. Die Wohngemächer, links und recktS vom Flur, waren äußerst gemüthlich einzericktet, und im ganzen Hanse trat dem Besucher die behäbig, wohlbabende Gediegenheit und eine außerordentlich große Sauberkeit ent gegen. Nur bei PompejuS WarS etwa- durcheinander. ES lagen zn viele Folianten und Schriften umher. Pompejus schrieb nun schon im fünften Jahre an einem dreibändigen Buch über einen VerS aus Epheser 5. PompejuS wußte, daß erst dann die Welt ins rechte Gleichgewicht gerathen werde, wenn dieses Werk erschien. Eisenbahnen bauen, Canäle graben, Sternwarten und Leuchtthürme aufstellen, Kunstmuseen be gründen und Spitäler stiften, war ja auch etwas, aber die richtige Auslegung von Epheser 5 hatte eine höhere Bedeutung. Nachdem PompejuS die Straßenbrille mit der Stuben brille vertauscht hatte, las er Teffa van Wimpen'S Brief. „Liebe Mutter! Eben kam ein Brief von Eduard, der mir mittheilte, daß es Euch recht ist, wenn ick nächsten Montag bei Euch eintreffe. DaS wäre also übermorgen! Sehr schön und schönen Dank! Ich freue mich. Euch zu umarmen und einmal das Landleben kennen zu lernen. Für Pferde, Kühe und Hübner, überhaupt für Thiere hatte ich immer ein große- Interesse gehabt. Aber ich gehöre ja zu Denen, die sich immer viel vornehmen, jedoch zu nicht- Rechtem kommen. secretair Galli, einige Senators» und Deputirte, der Prafeet und Freunde der Familie zugegen. Crispi und seine Ge» mablüi wurden auf der Straße von der dort harrenden Menschenmenge lebhaft begrüßt. Der König sandte CriSpi und seiner Gemahlin telegraphisch Glückwünsche. * Nom, 10. Januar. Dem Dichter Carducci, welcher der Tochter CriSpi'S zn ihrer Hochzeit ein Gedicht sandte, antwortete Crispi: Dein Vers stärkt und erhebt in eine Sphäre, wo die Kämpfe der Politik schweigen, n»d, den Stachel der Verlkilmdung zerbrechend, beweist er, daß man nicht vergebens für daS Vcuerland gearbeitet hat, wenn man von einem Dichter geehrt wird, der diese ungewisse und stürmische Zeit verherrlicht. Empfange an diesem mir theuren Tage den K»ß der Dankbarkeit. * Nom, 10. Januar. Giolitti'S Organ, die „Gazetta Piemontese", meldet, Giolitti werde demnächst nach Italien zurückkehren, nin zur politischen Bewegung Stellung zu nehmen. (D. T.) * Nom, 10. Januar. Der „DonchiSciotte" veröffentlicht anläßlich der bei der gestrigen ErinnerungSseier für Victor Emanuel zum ersten Mal von der Kirchenbehörde ertheilten Erlanbniß, die Fahnen in den Nationalfarben in daS Pan theon eiiizuführcii, eine Unterredung mit einem Leiter der klerikalen Bewegung. Dieser erklärte, daß die neue Wendung der Crispi'scken Kirchenpolitik aus die leitenden Persönlichkeiten des VaticanS nicht ohne Eindruck geblieben sei und daß der Vatican, zumal nach der bekannten Rede CriSpi'S in Neapel, die Haltung angenommen habe, die zwar noch nicht zur Versöhnung, aber unzweifelhaft zu einer Verbesserung der Beziehungen zwischen der Kirche und dem Staate fuhren werde. Crispi bade begriffen, daß eine Ver söhnung nur auf Grund einer Reihe kleiner Zugeständnisse und wenn die Erörterung großer Fragen vermieden werde, zu erreichen sei, und im Vatican sehe man CriSpi'S Regierung gern und ziehe sie jeder früheren oder später möglichen vor. Der Papst habe sogar kürzlich Gelegenheit genommen, dies Crispi wissen zu lassen. Der Papst hätte auch das non oxiwclit aufgehoben, wenn Crispi die Wahlen nach dem Auf stande in Sicilien ausgeschrieben hätte. Heute würde dies kaum geschehen; Loch fei nicht ausgeschlossen, daß die Katho liken Oberitaliens gleichwohl an den Wahlen thiiliichmeii zum Schutze der socialen Ordnung. (Frkf. Ztg.) Großbritannien. * LonSon, 10. Januar. Die nach dem Auölande gemeldeten Berichte über eine angeblich von Anarchisten vorgenoniniene Entlarvung eines französischen Polizei agenten erfährt hier nirgends Bestätigung und begegnet allgemeinem Unglauben. Dieselben schienen lediglich den Inhalt eines vor etwa acht Tagen von einem hiesigen Morgen- blatte veröffentlichten Berichtes wiederzngedei«. (Dagegen halten die „Central News of Germany" ihre ursprüngliche Nachricht aufrecht und melden folgende weitere Details: Ende August 1894 tauchte ein junger Franzose im Anarchisten- viertel Londons auf. Derselbe war vollkommen mittellos, mit Lumpen bekleidet und suchte seinen Hunger durch Erbetteln von Nahrungsmitteln zu stillen. Die Anarchisten hatten Mitleid mit ihm, sie nahmen ihn gastlich auf, versorgten ihn mit Geld, Kleidern und Lebensmitteln und gaben ihm Arbeit. Durch einen in falsche Hände gelangten Brief des Hauptes der Pariser Geheimpolizei entdeckten die Anarchisten, Laß ihr Protvgö kein Geringerer, als der berühmte Pariser Polizeispitzel Eotin alias Culivier alias Cottance sei. Die Anarchisten be raumten eine geheime Zusammenkunft an, zu welcher Colin geladen wurde. Dieser erschien auch, nicht ahnend, daß er entdeckt sei. Sobald er das Zimmer betrat, wurde er ergriffen. Die Anarchisten hielten ihm Messer und Revolver vor Kopf und Brust und zwangen ihn, bei Androhung sofortigen Todes, ein volles Geständniß abzulegen. Während des Geständnisses und nachher beschimpften die Anarchisten den Polizei beamten in jeder erdenklichen Weise. Man spuckte ihin fortwährend ins Gesicht und traktirte ihn mit Ohrseigen und Knüppelhieben. In seinen Taschen wurden verschiedene Papiere, darunter ein wichtiges Docnment vom Ministerium des Innern, gefunden. Die Anarchisten warsen Cotin dann unter ferneren Mißhandlungen zur Thür hinaus und bedrohten ihn mit dem Tode, falls er in London verbliebe. Cotin kehrte sofort nach Paris zurück, wo man ihn seiner eigenen Sicherheit wegen zur Armee versetzte. Durch die Entlarvung und Beraubung Cotins sind die Londoner Anarchisten in den Besitz von ausgedehnter und wichtiger Polizeiinformation gelangt. Alle diese Vorgänge spielten sich ungefähr vor einer Woche ab.) * London, 10. Januar. Dem heutigen Cabinetsrathe wohnten alle Minister außer Morley und Bannermann bei; wie verlautet, war der Ministerrath nicht wegen irgend einer schwierigen Frage berufen. Die Berathung blieb fast aus schließlich auf die Arrangements für die bevorstehende Session beschränkt. Ucker das Programm der Negierung sind alle Minister vollkommen einig, daS im letzten Jahre festgestellte Programm für die Marine einbegriffen. (?) Orient. * Soft«, lO.Januar. Prinz Ferdinand empfing gestern Abend, am Tage der allgemeinen Audienzen, auch Zankow. Derselbe erklärte dem Prinzen, er erscheine vor ihm, um die Gefühle der Treue und Ergebenheit gegen die nationale Dynastie znm Ausdruck zu bringen und dem Prinzen für die Gestattung der Rückkehr zu danken; er sei nie anlidynastisch Eduard wird mir ein besseres Concentriren nock an- gewöbnen müssen. Er hat überhaupt viel an mir zu feilen. Ich bin in der Großstadt aufgewachsen. Da ist Alles anders — flüchtiger »nd rascher. DaS wirkt auch auf das körper liche Befinden. Unserem Doctor ist es sehr erwünscht, daß ich bald einmal die Stadt gegen das Land vertausche und mir — hoffentlich — rothe Backen hole. Also auf Wieder sehen. Seid gegrüßt von Eurer Teffa van Wimpen. Viele Grüße von Mama." PompejuS zog die Mundwinkel sehr tief, nachdem er zu Ende gelesen hatte. Er lehnte sich instinctiv gegen den etwas fertigen und kühlen Ton auf, der in diesen Zeilen zum Vor schein gelangte. Er liebte mehr die Sanften, Arglosen und von Herzen Dcmüthigen. Eduard, ein junger Baumeister, hatte Teffa während seiner Studienzeit zufällig kennen gelernt und sich nach sehr kurzer Bekanntschaft mit ihr verlobt. Auch Betty HalbertS hatte sich ihre Schwiegertochter eigentlich etwas anderes gedacht. Eine solche Art, sich in Briefen aliszudrücken, war ihr befremdlich. Die jungen Mädchen, die ihrem Ideal entsprachen, hatten überhaupt ein anderes Wesen und saben anders auS. Sie kannte Teffa zwar nur aus den überflüssig vielen Photographien! Gewiß ; Sie war schön, aber es lag Kälte in den Zügen. Na, man mußte es abwarten. Eduard war ein Mensch, der wußte, was er wollte. Wenn einer im Stande war, ein Mädchen zu bezwingen, so, urtbeilte die Pastorin, war er'S. Wahrlich, nicht weil er ihr Sohn war? Er war ein Pracht mensch. Es gab Wenige, die ihm glichen, und deshalb hätte sie wohl gewünscht, daß seine Braut auch ganz tadellos sei, namentlich bei ihr mehr Gemüth vorhanden wäre. Ebuard hatte selbst erklärt, sie sei nicht gerade eine weiche Natur und häufig unberechenbar. Nachdem der Pastor den Brief fortgelezt und seine Ge danken darüber abgeschlossen hatte, nahm er von dem Pfeifrn- bret eine kostbare Meerschaumpfeife und stopfte sie. Sie gehörte dem Gutsherrn von Horst, dem Grafen Adam von Jarl. Wenn er wie heute zum Plaudern kam, dampfte er mit dem Pastor um die Wette. Er war hier auf dem Lande ein passionirter Rancher. Den Pastor nannte er Don Pompejus. Auch beute schüttelte er bei seiner Ankunft dem Pastor unter diesem Zuruf die Hand. gesinnt gewesen, da er wisse, daß da» Glück der Balkan- Völker auf der Kraft nationaler Dynastien beruhe. Der Prinz dankte für die von Zankow ansgesprochene Gesinnung und hieß ihn in seinem Lande willkommen. * Athen, 10. Januar. (Kammer.) Die Abendsitzong Ist sehr stürmisch verlaufen, ein lebhafter Wortwechsel hat zwischen ver schiedenen Abgeordneten stattgesunden. Infolge eines Zwischen falls schickte PetimeraS dem früheren Minister Theotokis seine Zeugen. Asien. * L<nd<m, lO.Januar. Die russische Negieruug willigte durch ihren Botschafter in ein abgeändertes Uebereinkommen mit England bezüglich der Pamtrsrenze östlich vom Victoriaser bis an die chinesische Grenze. — Aus Shaaghai wird gemeldet, daß nördlich von Tchool, 120 Meilen von Peking, blutige Kämpfe stattgefunden haben, und daß sich chinesische Verwundete zu Hunderten in Tientsin ein- stellen. (B. T.) * London, I I. Januar. (Telegramm.) Den „Times" wird aus Tientsin gemeldet: Briefe auS Niutschuan stellen fest, daß in jüngster Zeit keine militairische Bewegung erfolgt ist. Die japanischen Armeen dehnen sich au- von Kaiping am Meere bis nach Haitscheng und von dort bis in die Berge von Mo-thian-ling. — Der japanische Minister de- Auswärtigen ist beauftragt worden, die Unter handlungen mit den chinesischen Gesandten z» führen. Afrika. * Port Louis, 10. Januar. DaS französische Ge schwader hat im December da« HovaS-Fort Farainot zerstört; die HovaS sind entflohen. (B. T.) Reichstag. * AuS der gestrigen Reichstagssitzung haben wir noch dis Rede de- Abg. Or. von Bennigsen nachzutragen. Er führte auS: Ich habe mich während der Rebe deS Abg. Munckel wiederholt gefragt, ob wir uns denn wirklich im Reichtage und inmitten einer ernsten und verantwortungsreichen Verhandlung befinden (Sehr wahr!), und ich glaube doch, auch auf der linken Seite diese- Hauses denkt man über die gegenwärtige Lage anders als ver Abg. Munckel, der da glaubte, mit einigen wohlfeilen juristischen Scherzen über eine so ernste Vorlage aburtheilen zu können. (Lebhafte Zustimmung rechts und bei den Nationalliberalen.) DaS deutsche Volk erwartet schon lange vom Reichstag, daß der Unterwühlung unserer Zustände, die jetzt ungestört und ungestraft vor sich geht, endlich ein Ende bereitet wird. (Sehr richtig!) Ich will nur daran erinnern, daß selbst einer der früheren Führer der Fortschritt-Partei, Professor Hänel, es für unbedingt nothwendig erklärt hat, daß, wenn man ein Ausnahmegesetz nicht billige, matt wenigstens im Strafgesetzbuch die Mittel des Vorgehens gegen eine solche Unter- wühtung verstärken müsse. Herr Munckel bestreitet, daß für eine solche Vorlage irgend ein Bedürfniß oder auch nur eine Veranlassung vorhanden sei. Hat er denn ganz vergessen, daß der Reichstag das Bedürfniß anerkannt hat, daß an die Stelle eines Ausnahmegesetzes verschärfte Strafbestimmungen des gemeinen Rechts treten sollten ? Hat er denn ganz vergessen, daß angesichts des Anwachsens der revolutionairen Bewegung, angesichts der verschiedenen anarchistischen Attentate eine ganze Reihe anderer Staaten schon viel weitergehrnde Verschärfungen für nöthig gehalten hat? Ist rS da zu verwundern, daß mau auch in Deutschland sich entschließt, eine bessere Schutzwebr sich zu schaffen gegen diese revolutionairen Unterwühlungen? Nein, wenn man sich über etwas wundern darf, so ist es die Langmuth, mit der man bisher in Deutschland diese Unterwühlungen ertragen hat. (Bravo und lebhafter Beifall rechts und bei den National liberalen.) Herr Gröber hat gestern ausgesührt, daß es für seine Partei besonders schwer sei, sich für solche Strafbestimmungen zu erwärmen. Es hat eben jede Partei ihre besonderen Wünsche und Beschwerden an die Regierung, und das wird nicht eher besser werden, als bis alle bürgerlichen Parteien einsehen, daß, so wichtig auch sonst ihre Gegensätze und Sonderwünsche sein mögen — daß das Alles von verschwindender oder wenigstens von untergeordneter Bedeutung ist gegenüber dem großen Kampfe, den wir gemein- schaftlich zu führen haben gegen die revolutionairen Bestrebungen. (Lebhafter Beifall.) Ich gebe ja zu, daß das Jrsuitengesetz ein Ausnahmegesetz ist. Aber Sie werden mir andererseits zugestehen, daß die Zahl der sonstigen Ordensnirderlossungen jetzt so groß ist wie sie früher niemals war, und ich erkenne gern an, daß sie namentlich aus dem Gebiet der Krankenpflege außerordentlich segens reich gewirkt haben. In den sechs Jahren, in denen ich der Provinz Hannover, in welcher hunderttausend Katholiken wohnen, vorstehr, sind mir keine wesentlichen Beschwerden der Katholiken dort bekannt geworden, während ich doch gerade die Verhandlungen mit den Bischöfen zu führen habe, mit denen ich zu meiner Freude in dem allereinträchtigsteu Einvernehmen wirke. (Sehr gut!) Aber wenn die Herren vom Crntrum Grund zu Beschwerden haben, so ist doch dasselbe auch bei den Liberalen und Conjervativen der Fall, und ich glaube nicht, daß diese die Erfüllung ihrer lang jährigen Wünsche als Voraussetzung hinstellen werden, um mit der Regierung zusammen dieses Gesetz herzustrllen. In den Einzel- heilen enthält die Vorlage durchaus nicht so schlimme Dinge, wie sie mehr noch Herr Munckel als Herr Auer darin findet. Wir wollen uns dagegen wehren, daß Erscheinungen, die in Nachbarländern hervorgetreten sind, sich auch bei uns zeigen. Wir wollen uns dagegen schützen, daß Verbrechen verherrlicht werden, daß Monarchie, Religion, Eigenthum, Ehe ge- fährdet werden, daß die Disciplin im Heere untergraben wird. Gegen die Fassung eines jeden Paragraphen kann man schließlich bei jedem beliebigen Gesetze Einwendungen erheben, aber hier kann ja die Eommissionsberathung bessernd eingreifen. Es soll daS Eindringen der umstürzlerischen Bestrebungen in daS Heer vermiet drmokr unter I demokr Jnterel denn u ankomi lelunw bei der sind ja der sp schütze« Jnstitu soll a> jemals glaube dir R könnte in di' gegen ob w unsere' haben sührun Repub die Bc öffcntl Lundei in De, uns di der A ist auc Mona demoki spreche land (Bravi Fürste sicher köstlich v. Sti zu ve identis die A dahin mit w dem < Anthei sich i wird, uns d geling schaffe, gewall tönner Prof Furcht die ge der A direct wenn komm« natürl Tie Ein ! 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Sie können es nicht kaffen!" entgegnete die Wirthin mit einem Anflug von Empfindlichkeit, wandte sich sogleich von dem ungestümen Grafen ab und drückte seiner Schwester herzlich die Hand. Leonvre von Jarl, eine trotz ihrer vierzig Jahre noch immer außerordentlich schöne Erscheinung, ward nicht minder durch die Neckereien ihres Bruders berührt, und suchte nach einem den üblen Eindruck ausgleichenden Wort. Obgleich sie selbst ein wenig zum Jronisiren neigte, für die Schwächen der Menschen nicht nur einen scharfen Blick, sondern auch eine treffende Bemerkung stets zur Hand hatte, so fehlte eS ihr doch nicht an großer HerzenSgüte. „Adam hat heute seinen sehr bösen Tag, liebe Frau Pastorin. An mir hat er den ganzen Vormittag seine Zunge geübt. Ich weiß ja aber, wie er- meint, und ich hoffe, daß auch Sie —" „Gewiß! Gewiß! Liebe Comtesse!" fiel die Pastorin in leichtem Tone ein. Und um den Eindruck ihrer scheinbaren Unempfindlichkeit zu erhöhen, fügte sie hinzu: „Ich finde meine Haube sehr hübsch, deshalb wählte ich sie: Und ich meine, darauf kommt- an. Ob sie dem Grafen Adam gefällt, ist mir, liebe Comtesse, wirklich gleich!" Nach diesen Worten hielt es Leonore für geeigneter, das Gespräch abzubrechen, Sie sah-, wie die kleine Frau Betty HalbertS sich geärgert hatte, und fürchtete, die Sache durch Hinzufüzungen nur noch zu verschlimmern. E« giebt Dinge, die am besten dadurch wieder in- Gleichgewicht gerathen, daß man sie ruhen läßt. das ! Evmn Zanzi Eorve nach i Ll (Fortsetzung folgt.) T dem unser besser und I Walt» 50. L hätte dem die T gang Stad Z geschc dieser eifrig treue kehrS viel j eine« Hanl 2 ver«
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